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Anna Löhn.
Bildqelle: de.wikipedia.org

Anna Löhn,

Biographische Skizzen.

Anna Löhn, geboren den 30. November 1830 zu Naundorf bei Freiberg im Königreich Sachsen, erhielt von ihrem gelehrten Vater eine klassische Bildung, sowie überhaupt eine äußerst sorgfältige Erziehung. Sie spricht vier neuere Sprachen, bei deren Erlernung ihr die Kenntniß der alten sehr fördernd war. In den bereits erschienenen Biographien der Dichterin (Leipziger Modenzeitung, New-Yorker Illustrirte, Nachträge zum Pierer'schen Lexikon, Scheve's phrenologische Frauenbilder etc. etc.) ist ihres Bildungsganges ausführlicher Erwähnung geschehen, als es hier erlaubt sein dürfte, und wenden wir uns deshalb sogleich zu der schriftstellerischen Thätigkeit Anna Löhn's.

Dieselbe ist eine äußerst vielseitige und in verschiedenen Richtungen hervorragende, wie der Umstand deutlich beweist, daß hier eine Kritik bei aller Anerkennung für ihre Balladen, epischen und dramatischen Dichtungen, den Schwerpunkt ihres Talents in die Schilderung legt und vor Allem ihre »klassisch geschriebenen« Reiseskizzen hervorhebt, dort eine andere ihr bedeutendstes Feld die Novelle (die dahin gehörigen Schilderungen mit inbegriffen) nennt, eine dritte, das Lustspiel und die Humoreske vorzugsweise von ihr kultivirt wissen will. Ihre zahlreichen, stets originell und geistvoll geschriebenen Reiseskizzen, Gesammelt in Bergson-Sonnenberg's Eisenbahnbibliothek erschienen (Leipzig). die sich durch Frische, Witz und satyrische Färbung eben so auszeichnen, wie durch Phantasiefülle und Poesie (wir nennen hier nur ihr »Reisetagebuch einer in Italien alleinreisenden Dame«, ihre »Poetische Wanderung auf Capri«, Beschreibung der »Villa Pallavicini«, »Heitere Spaziergänge durch Deutschland« etc.) sind allgemein bekannt und anerkannt. Von ihren Novellen erregten besonderes Interesse durch spannende Handlung, feine psychologische Malerei und blühenden Styl: »Das Fischermädchen von Capri«, »Die beiden Schwestern«, »Ein starres Herz« Ihre gesammelten Novellen erschienen gleichfalls in der schon genannten Eisenbahnbibliothek. und die äußerst pikant geschriebene Theaternovelle: »Verkennen und Erkennen«. Bei R. Kuntze in Dresden. Ihre humoristischen und satyrischen Aufsätze und Theatererinnerungen: »Die Kunst im Schnee«, »Wie es in einer Theaterloge zugeht«, »Die Dresdner machen in die Kirschen«, »Zum ersten Male auf ein Sommertheater«, »Die Moden der Jetztzeit«, »Alte Boten- und Gemüseweiber« etc. etc. haben gleichfalls längst die bei einer Dame sonst ungewöhnliche satyrische Begabung Anna Löhn's festgestellt und ihre spitze Feder bewundern und fürchten gemacht. Allgemein anerkannt ist, daß Anna Löhn eine männliche Feder führt: wo sie sich nicht genannt hat, schloß man nie auf einen weiblichen Autor. Ebenso zeichnen sich ihre auf vielen Theatern und stets mit Beifall aufgeführten Lustspiele: »Rechter und linker Flügel«, »Pindars Werke«, »Gefahr über Gefahr«, »Bei 40 Grad Réaumure«, durch treffende Charakteristik, feine psychologische Züge und einen äußerst pikanten und eleganten Dialog aus, während schon ihr vor sieben Jahren in diesen Blättern erschienenes Trauerspiel: »Luisa Strozzi«, der Dichterin einen höchst geachteten Namen verschaffte. Anna Löhn's neuestes Lustspiel in drei Akten, » Im Finstern« betitelt, welches die nächste Nummer dieses Blattes bringen wird und welches von der interimistischen Intendanz des Königl. Hoftheaters zu Dresden, von der Direction des Stadttheaters in Danzig mit Frl. von Zeplin und vom Stadttheater zu Oldenburg zur Aufführung angenommen wurde, zeichnet sich abermals durch treffende Charakteristik, höchst komische Situationen, dankbare Rollen für die Mitwirkenden und einen feinen und witzigen Dialog aus. Es verdient um so mehr die Beachtung und Berücksichtigung aller Bühnenvorstände, als Anna Löhn darin deutlich beweist, daß sie ein Talent für Lustspiel besitzt, welches, bei verdienter Förderung durch die Direktionen, uns manches gute, sinnige und witzige deutsche Stück liefern könnte.

R.
(Deutsche Schaubühne. Heft 4. 1867.)

Die » Deutsche Allgemeine Zeitung« sagt in Nr. 126 vom Jahre 1865: »Mit besonderem Vergnügen weisen wir auf Nr. 39, 41, 44, 55, 72 und 81 der Bergsonschen Eisenbahnbücher hin, welche gesammelte Schriften einer unserer geistvollsten Landsmänninnen enthalten, nämlich der k. s. Hofschauspielerin Anna Löhn. Die Vielseitigkeit der Dame ist bewundernswerth. Abgesehen von ihren früher erschienenen Gedichten, von denen »Die Beterin von San Lorenzo«, »Gemachte Blumen«, »Giovanna« etc. etc. einen bleibenden Werth behalten werden, abgesehen von ihrer dramatischen Thätigkeit, die uns ein Trauerspiel (in F. Wehl's Schaubühne gedruckt) »Luisa Strozzi« und mehre, au vielen Orten bereits mit Beifall aufgeführte sinnige Lustspiele (»Rechter und linker Flügel«, »Pindars Werke«, »bei 40 Grad Réaumure« etc.) gegeben hat, abgesehen endlich von ihrer vor mehren Jahren bei R. Kuntze erschienenen größern Novelle »Verkennen und Erkennen« – liegen uns in den oben erwähnten 6 Bändchen Inzwischen ist im Jahre 1866 das 7. »Heitere Spaziergänge durch Deutschland« erschienen. wieder zahlreiche Belege ihres Talents und wahrhaft classischen Bildung vor. Wir finden da pikante Humoresken (»Theatererinnerungen« etc.) reizende Novellen (»Ein starres Herz«, »Das Fischermädchen von Capri«, Zwei Schwestern« etc. etc.) und Reisebilder (»aus dem Tagebuche einer in Italien allein reisenden Dame«, »Weitere Streifzüge in Italien«, »Aus Norden und Süden«,) welche die Resultate ihrer raschen scharfen Beobachtungsgabe in ebenso treffenden als originellen Wendungen wiedergeben, so daß man sich oft an Goethe gemahnt findet und mit wahrhaft ästhetischem Behagen dabei verweilt. Einzelne Schilderungen, z. B. der Insel Capri, Pola's, der Villa Pallavicini, der Besteigung des Vesuvs etc. etc. können als Musterstücke gelten.

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Ueber dies 7. Bändchen » Heitere Spaziergänge durch Deutschland« lesen wir in Nr. 5 der »Hamburger Jahreszeiten« (1867) Folgendes: »Unter den bekannten Eisenbahnbüchern im Verlag von Bergson-Sonenberg in Leipzig zeichnet sich das unter dem Titel: »Heitere Spaziergänge« etc. von Anna Löhn vor vielen vortheilhaft aus. Die bereits durch ihre vielseitigen Schriften und ihre journalistische Thätigkeit rühmlichst bekannte Verfasserin hatte auf ihren vielen Reisen die beste Gelegenheit, Land und Leute kennen zu lernen, und wahrlich! einen schärfern Blick für die Eigenthümlichkeiten der Sitten und Gebräuche und besonders für das komische haben wir selten bei einem Schriftsteller gefunden. Zu diesem Vorzuge gesellt sich noch ein lobenswerther Schatz von Erfahrungen und positiven Kenntnissen, sowie auch eine geistreiche pikante Darstellungsweise, so daß wir, so oft wir ein Werk von der geschätzten Verfasserin in die Hand nehmen, uns von vorn herein einer genußreichen Lectüre versichert halten. Das uns vorliegende Bändchen, welches wir allen Freunden einer gesunden vortrefflichen Geistesnahrung bestens empfehlen, enthält – etc.« (folgen die Aufsätze und Skizzen.)

Selbst italienische Journale wie » Trovatore« (Mailand) und » Opinione« (Turin), von denen das erstgenannte das bedeutendste Italiens für Kunst und Litteratur ist, haben der Dichterin (» poetessa sassone« in verschiedenen Artikeln Dank und Anerkennung für ihre »geist- und schwungvollen Beschreibungen Italiens« gezollt, Trovatore einen enthusiastischen Aufsatz, überschrieben: » Simpatie per l'Italia.« –

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Die » Triester Zeitung« weist in Nr. 28 (1865) auf die in Bergson-Sonenbergs Eisenbahnbibliothek erscheinenden gesammelten Novellen, Reisebeschreibungen und Humoresken Anna Löhn's hin, von denen sie u. a. sagt: »bei dem lebendigen und geistvollen Darstellungstalent der rühmlichst bekannten Schriftstellerin, welche zu verschiedenen Malen auf ihren Reisen nach Italien und Istrien auch Triest berührte, dürften diese Schilderungen, »Reisetagebuch und Winter-Streifzug«, auch Manches hier speciell Interessirende bringen etc.« –

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Das » Illustrirte Haus- und Familien-Journal« in Wien sagt bei Gelegenheit einer Besprechung ihrer Novellen: »Stationen und Novelletten«: » Anna Löhn ist eine der wenigen Schriftstellerinnen, die es mit ihrem Berufe ernst nehmen. In allen ihren Arbeiten überrascht ihr vielseitiges Wissen, ja ihre Gelehrsamkeit, Adel der Gesinnung, tiefe Kenntnisse des menschlichen Herzens, originelle Figurenzeichnung und äußerste drastische Behandlung des Vorwurfs zeigt sich auch hier in reichstem Maße.« –

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Die » Glocke« widmet in verschiedenen Nummern von 1862 und 1865 den in Bergson-Sonenbergs Eisenbahnbibliothek erschienenen gesammelten Schriften Anna Löhn's höchst anerkennende Zeilen und sagt u. a.: »Wir besitzen von dieser talentvollen Schriftstellerin sowohl Novellen, als lyrische Dichtungen, Dramen und Reiseschilderungen, was wohl einen genügenden Beweis ihrer vielseitigen, reichen Begabung bieten dürfte. Die Novelle » Ein starres Herz«, »Stationen«, schildert mit wahrem Gefühl und einer erquickenden Wärme die Verhärtung eines nicht unedeln, vom Schicksal aber hart getroffenen Herzens etc. Die Charactere sind sämmtlich mit wenigen, aber treffenden, wahrheitsgetreuen Federstrichen gezeichnet. »Zwei Schwestern«, »Stationen« geben uns ein ergreifendes Bild treuer Geschwisterliebe, während in den Reiseschilderungen und Humoresken uns die Frische und Keckheit des Humors hinreißt. Von ergötzlichster Wirkung ist besonders: »Die Kunst im Schnee«, »Wie es in einer Theaterloge zugeht«, »Hinter den Coulissen«, während wir in der Erzählung: »Das Fräulein von Langeland« einer spannenden, fesselnden Lebensbeschreibung begegnen. Die Aufsätze: »Ländlich sittlich«, »Die Dresdner machen in die Kirschen«, »An einer Straßenecke Dresdens« etc., sind keck hingeworfene Genrebildchen und offenbaren scharfe Beobachtungsgaben und frischen Humor etc.« – (Enthalten in: »Theatererinnerungen.«)

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Die Schriftstellerin Lina Vagt nennt in ihren Dresdener Reminiscenzen in der »Elberfelder Zeitung« Anna Löhn eine »leidenschaftlich impulsive Dichternatur«, rühmt ihre Dramen und den elastischen Styl der meisten ihrer Reiseschilderungen in den erwähnten Eisenbahnbüchern: »Reisetagebuch«, »Weitere Streifzüge« und »Norden und Süden.« –

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Wir haben schon früher angezeigt, daß Bergsons Eisenbahnbücher unter dem Titel »Stationen« und »Ausgewähltes aus dem Reisetagebuche einer allein reisenden Dame in Italien« interessante Mittheilungen von der, in unsrer Mitte lebenden, talentvollen Schriftstellerin Anna Löhn enthielten. Jetzt liegt uns das 44. Heft jener »Eisenbahnbüchern vor, welches aus derselben Feder zwei hübsche Novelletten: »Sie heirathet einen Alten« und »das Fischermädchen von Capri« bringt. Letztere Novelle enthält zugleich wahrhaft reizende Naturschilderungen. Aber auch sonst hat das frische Capri-Kind auf die Theilnahme der Lesewelt den vollberechtigtsten Anspruch.

(Constitut. Ztg. Nr. 15. 1862.)

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Bei Bergson-Sonenberg in Leipzig wird nächstens das sechste Bändchen von Anna Löhn's gesammelten Reisebeschreibungen, Novellen, Humoresken u. s. w. erscheinen, welche sich bereits einer außerordentlichen Verbreitung, besonders in's Ausland hin, erfreuen und worunter sich auch die vor einem Jahre in diesen Blättern gedruckten und mit Beifall aufgenommenen »Humoristischen Reisebetrachtungen« und »Briefe über Kopenhagen, Helsingöer, Helsingborg u. s. w.« befinden werden.

(Constitut. Zeitung Nr. 36. 1865.)


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