Maurus Lindemayr
Gedichte
Maurus Lindemayr

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Von dem Koa oder den Nebeln, die im Jahre 1783 den ganzen Sommer hindurch Europa überzogen[Im Juni 1783 brach der isländische Vulkan Laki aus und erzeugte über 8 Monate hinweg eine Staubwolke, die über weite Teile Europas nach Asien zog.]

            Hants, Leutln, sagts ma doh,
was so viel Nebeln jetzt bedeuten
ba den so afgeklärten Zeiten?
Hat eppa d' Welt a Loh.

Wo d' Nebeln so dick auabofeln,
daß s' d' Wind nit kinnan weggaschnofeln?
Es mueß was Bsunders drinta sein;
der Handel geht ma gar nit ein.

In Auswärts gibt's es gnue
und d' Märzennebeln züchten spöda,
wann s' zeiti wernd, hübsch starki Weta.
Doh das geht richti zue.

In Summer aba zoagnd d' Kalena
koan Nebel nit vor Madalena,
es war sei' Lebta nah'n Moa
nie so viel wilds und finsters Koa.

In Hörist weiß ih's wohl,
da gibt's oft Nöbeln zun dasticka.
Dö machan's Spatkraut aliweil dicka,
und d'Weinbörr plunzenvoll.

In Summer aba seind's sinst selten;
d'Sunn steht als z'hach, ös laßt 's nix gelten.
Hoir aber gelten d'Nöbeln mehr,
und d'Sunn scheint völli anbrennt her.

Schauts aui, spat und früeh,
was sechts? – D' Sunn wie a bluetrots Taller,
da Man schaut a aus recht abscheula.
Was sagts, is das nit schieh?

Wann d' Nebeln si nit bald vaschlioffa,
so mueß ins gwiß an Unglück trioffa;
a roti Sunn, a rota Man,
sit d' Welt steht, hat's koa' guet nit tan.

Gwiß kimmt a Tiorung nah.
Da Koa tuet insri Bama senga,
koa' Birn, koa' Apfel bleibt schier hänga,
's Obst fallt schon übrall a.

Soll 's liebi Troadl a nit graten?
Und kimmt a Liefrung für d' Soldaten,
aft jagt da Nebel Strah und Heu
und Habern fort alls in d' Türkei.

Wird s eppa Krieg agebn?
»Ja freili«, sagnd s', »Konstantinobel
wölln s' macha zan an Taubenkobel
«.
Was wird da Hahn anhebn?

Der sinst in Heärhaus Moasta gwesen.
Habts Zeitunga van Erlang glesen? –
Da Hahn soll dorten nimma krahn,
sinst will ma' eahm en Kragn umdrahn.

Kunnt eppa so a Sach
nit a a Sucht, a Pest bedeuten?
A Sterbn einreißen inter'n Leuten?
Kimmt eppa gar a Drach?

Der weit und broat alls tuet vagiften,
der ins gar fortführn kan in d' Lüften?
Na', mei' Gott, i varoat mi schier,
da Nebel macht mi völli irr.

Da Pfarra sagt halt, ja,
da Koa und d' Nebeln warn natürla.
Er predigt ins recht deutsch und zierla,
ma' hätt nix z' fragn danah.

Mi aba ziemt, die nioa Sacha
toand soviel Koa und Nebel macha,
weil d' Welt jetzt z' viel will afklärt sein,
drum schaut halt Gott so finsta drein.

Is öppa dös nöt wahr?
Was ein nie tramt hett, das kunt g'scheha,
das mueß ma ba den Zeit'n seha.
Sand sölta Zeiden klar?

We hiet iehms einbildt va drei Jahrn,
daß ma in insern Landlapfarr'n
an Lutherana Tempel sah?
Is dös nöt Kai, nit Nöbel-Raih?

Katholisch's Oesterrei!
Hast nie 'n Kötzan göbn an Ghenga,
thatst's allömal is Ungarn sprenga.
Jetzt siechst da nimma glei!

'n Pabsten hast schan s' lötztmal g'seha,
dan Glauben thains jetzt allweil weha.
Ma schnitzelt, schnegert so lang um.
Bist wirst a lauters Lutherthum.

Wie schauts so artla her!
Dö Kirhan, d'Kloster wernd ietzt plündert,
da Gottsdienst, d'Feirta halbm Theil g'mindert.
Ma laßt Gott schir kein Ehr.

n' Pabstn wöllns in Allen trutzen
und d'Geistlöng wie an Buxbam stutzen.
Ja, ja, so mueß wohl nöblö wern,
wann ma a so alls af will klärn.

Wer hat denn des valaubt:
Kassarna aus'n Klestern z' macha
und daß ma' raubt die gstiften Sacha
und d' Geistlign selbm ausstaubt?

Was raunzend nit wie d' Turteltäubeln
die auigsprengten Klostaweibeln?
Wie wird's erst d' Kapuzina schern,
wann s' müeßend Hosentümla wern.

En Pfarrern hoazt ma' zue!
D' Stolln lassen s' mehr als halbs akemma,
a d' Gründ und d' Wiesna wölln s' eah' nehma
– oan en Kablan, oan d' Kueh. –

Toand s' predign, müeßen s' Nebel stürn,
sinst tuet ma' s' glei fest kritasiern.
I mecht ba dera Neblarei
koa' Pfarra sein, ba meina Treu!

Woher kimmt denn die Gwalt,
daß d' Weltling d' Kirahandel schlichten?
sogar die Ehvasprecha z'nichten.
Is 's Sprihwort nit uralt:

»D' Vasprecha soll ma' heili halten«,
Jetzt will ma' nix mehr hern van Alten,
jetzt nimmt ma' si um alls schier an,
was zerst da Papst alloan hat tan.

Die Ablaß habnd an End.
Den ganzen Schatz van Dritten Orden,
die großen Fahn mit goldan Borten
hat alls da Nebel brennt.

Vastohlna Weis derfst netta beten,
sinst tuet ma' dar a Straf anneten;
's Wallfahrtengehn, d' Prozession
hat alls da Tiofels Koa vatan.

Was wird denn endtla draus?
Gott wird schon noh in d' Nebeln stritten,
die d' Kira toand so spöttla z'ritten,
er macht s' gwiß noh staubaus.

D' Sunn wird schon noh die Nebeln z'tauha;
was gilt's? Af d' Lest kimmt's aners aua:
Die Nebelmacha müeßen noh,
wann s' noh so afklärt warn, – ins Loh.

 


 


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