Maurus Lindemayr
Gedichte
Maurus Lindemayr

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Kindstauf

        Hätt's nöt glaubt,
daß ‘s Kindatafen brauchat so viel Narradei.
Erstli mueß da Mößna lafen
um a Liecht, was thuet's dabei?

Kunten's Kind a so wohl kenna,
ob's a Madl oder a Bue;
mein, was hilft das Kierzen brenna
ban helliechten Tag dazue?

Ma that si nöt gar lang b'sinna;
da Herr Pfarra lögt was an.
Is kam Pfaid, sand Falten drinna,
daß i's halt nöt nenna kan.

Und dazue a langi Guerten
wirft ar um a Hals ganz gschwind.
Sagt bald drauf mit kuerzen Worten:
Gfada! Wie soll heißen ‘s Kind?

Affen thuet a ‘s Kinde anblasen,
meint vielleicht, ös hat si brennt.
Üba'n Kopf und üba d'Nasen
fahrt a kreuzweis mit da Hend.

Nein, was braucht's denn so viel Sacha?
Mögt's enk so lang schern damit.
Derft's nöt so vil Kreuzl macha;
‘s Kind is ja kam Tiofel nit.

Er that si a nöt lang bsinna,
gibt 'n Kind an Schnopftabak.
hat was in an Büchsel d'rinna
und greift's hinten an ban Gnack.

's Kind angschmiert, so viel i g'seha,
af da Brust und hintan Hals,
und das war a ganz g'schwind gscheha,
that's awischen wieder alls.

That alls wie vil außa lösen
aus an Bueh, aft blatelt er um.
Mein, was braucht's denn so viel Wösen?
's Kind, das weiß a so nix d'rum.

Kunten ja ga vil auslassen,
wohl den halben Theil ungfahr;
's Kind kann's ja a so nöt fassen,
wann's schon zöcha Jahr alt war.

Und dort stund schon auf an Tischl
(Nix als d'Wahrhat sagen thue)
gar a schöni liechti Schüßl
dö war a schon g'richt dazue.

Und da habn s' halt Wassa gossen
über'n Schedl grad's 'n Kind.
Is dakemma, hat's vadrossen,
hat anghöbt zan weina gschwind.

's Kresl, ‘s Pfeidl gschwind hernemma,
's Kind uradraht und s'Liecht in d'Hend.
Hat's da Gfada kam bekemma,
hat dö Kindstaf schon an End.

Han ma's afschreibn lassen müessen;
funfzehn Groschen war da Lohn.
Zehn da Pfarra hat zun gnießen
fünf da Mößna tragt davan.

 


 


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