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Kapitel IX.
Von der Unvollkommenheit der Worte.

§ 1. Philal. Wir haben schon von dem doppelten Gebrauch der Worte geredet. Der eine besteht darin, uns zur Unterstützung unseres Gedächtnisses, vermöge dessen wir zu uns selber sprechen, unsere eigenen Gedanken einzuprägen; der andere, mittels der Worte unsere Gedanken anderen mitzuteilen. Diese beiden Arten des Gebrauchs lassen uns die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Worte erkennen. § 2. Wenn wir nur mit uns selbst sprechen, ist es gleichgültig, welche Worte man anwendet, wenn man sich nur ihres Sinnes erinnert und ihn nicht ändert. Der Gebrauch der Worte zur Mitteilung aber (§ 3) ist wiederum von doppelter Art, sofern er entweder dem bürgerlichen oder dem philosophischen Verkehr dient. Der bürgerliche besteht in der Unterhaltung und im Umgange des bürgerlichen Lebens; der philosophische Gebrauch ist der, den man von den Worten machen muß, wenn man genaue Begriffe geben und sichere Wahrheiten in allgemeinen Sätzen zum Ausdruck bringen will.

Theoph. Sehr wahr; die Worte sind ebensowohl Merkzeichen (Notae) für uns, (wie auch die Zahlzeichen oder die algebraischen Zeichen es sein könnten) als sie Zeichen für die anderen sind; und der Gebrauch der Worte als Zeichen findet sowohl dann statt, wenn es sich darum handelt, die allgemeinen Vorschriften auf praktische oder Einzelfälle anzuwenden, als wenn es sich darum handelt, diese Vorschriften zu finden oder auf ihre Richtigkeit zu prüfen: der erstere Gebrauch der Zeichen ist der bürgerliche und der zweite der philosophische.

§ 5. Philal. Nun ist es, besonders in folgenden Fällen, schwer, die Idee, die jedes Wort bezeichnet, zu erkennen und zu behalten: 1. wenn diese Ideen sehr zusammengesetzt sind; 2. wenn aus ihnen durch Zusammensetzung eine neue entsteht, ohne daß die einzelnen Bestandteile einen natürlichen Zusammenhang untereinander besitzen: so daß es also in der Natur kein festes Maß oder Muster gibt, um sie zu berichtigen oder zu regeln; 3. wenn das Muster nicht leicht zu erkennen ist; 4. wenn die Bedeutung des Wortes und die reale Wesenheit nicht genau dasselbe sind. Die Bezeichnungen der Modi sind dem Zweifel und der Unvollkommenheit mehr um der ersten beiden Gründe willen ausgesetzt, die der Substanzen mehr um der beiden letzten willen. § 6. Wenn die Idee der Modi sehr zusammengesetzt ist, wie dies bei den meisten moralischen Begriffen der Fall ist, so bedeuten sie im Geist zweier verschiedener Personen selten genau dasselbe. § 7. Auch macht das Fehlen von Musterbildern diese Art Worte zweideutig. Der, der zuerst das Wort » brusquer« erfunden hat, hat darunter verstanden, was er für gut fand, ohne daß die, welche sich desselben wie er bedienten, sich von dem genauen Sinn dessen, was er eigentlich sagen wollte, unterrichtet hätten, und ohne daß er ihnen irgendein feststehendes Musterbild für das Wort gezeigt hätte. § 8. Der allgemeine Gebrauch regelt für die gewöhnliche Unterhaltung den Sinn der Worte hinlänglich; doch gibt es hier keinen genauen Maßstab, und man streitet täglich darüber, welche Bedeutung der Eigentümlichkeit der Sprache am meisten entspricht. Viele sprechen von Ruhm, und doch gibt es wenige, die das gleiche bei diesem Worte denken. § 9. In dem Munde vieler sind dies bloße Laute, oder die Bedeutung ist zum mindesten sehr unbestimmt. In einer Rede oder einer Unterhaltung, wo man von der Ehre, dem Glauben, der Gnade, der Religion, der Kirche redet, vor allem aber in einer Kontroverse, bemerkt man gleich, daß die Leute mit denselben Ausdrücken verschiedene Begriffe verbinden. Und wenn es schon schwierig ist, den Sinn der Ausdrücke der Menschen unserer Zeit zu verstehen, so ist die Schwierigkeit noch viel größer, die alten Bücher zu verstehen. Das Gute dabei ist, daß man sich dessen entschlagen kann, ausgenommen, wenn sie Vorschriften über das, was wir glauben oder tun sollen, enthalten.

Theoph. Diese Bemerkungen sind gut; was aber die alten Bücher betrifft, so sind wir genötigt, da wir vor allem die Heilige Schrift verstehen müssen, und da die römischen Gesetze in einem großen Teil Europas noch in sehr ausgedehntem Gebrauch sind, schon um deswillen eine Menge anderer alter Bücher: die Rabbiner; die Kirchenväter, selbst die Profanhistoriker zu Rate zu ziehen. Übrigens verdienen auch die alten Ärzte, daß wir ihnen Gehör schenken. Die Ausübung der Heilkunst der Griechen ist von den Arabern auf uns gekommen; das Wasser der Quelle ist in den Bächen der Araber getrübt und vielfach erst wieder geklärt worden, als man begann, wieder auf die alten Griechen selbst zurückzugehen. Indessen haben doch auch diese Araber sich nützlich erwiesen, und man versichert z. B., daß Ebenbitar, der in seinen Büchern über die Elemente den Dioscorides ausgeschrieben hat, oft dazu dient, ihn zu erklären Das Werk Ebn Bitars oder Iba Beithars ist eine materia medica, welche sich auf Dioscorides stützt und das Buch des griechischen Arztes größtenteils in sich fassen soll, außerdem aber allerhand Zutaten aus anderen Quellen enthält. Leibniz mag auf die von ihm gemachte Bemerkung, wie Joh. Gildemeister vermutet, durch des Cl. Salmasius, den Exerci tationes Plinianae angehängten »exercitationes de homonymis hyles iatricae« (Trajecti 1689, P. 104) geführt worden sein, wo verschiedene Angaben des Dioscorides an Ebnbitar verbessert werden (Sch.).. Auch finde ich, daß außer in der Religion und Geschichte die Überlieferung der Alten, soweit sie schriftlich erhalten ist, überhaupt aber die Beobachtungen anderer, vor allern in dem empirischen Teil der Medizin von Nutzen sein können. Darum habe ich Ärzte, die zudem noch mit der Kenntnis des Altertums vertraut waren, immer sehr geschätzt, und es hat mir sehr leid getan, daß der in beiden Fächern ausgezeichnete Reinesius sich mehr dazu gewendet hat, die Bräuche und die Geschichte der Alten aufzuhellen, als einen Teil ihrer Naturerkenntnis wieder herzustellen, was ihm, wie er gezeigt hat, ganz ausnehmend gut hätte gelingen können Thomas Reinesius; über ihn und sein nachgelassenes Manuskript über antike Inschriften vgl. bes. Leibniz' Briefe an Thomasius vom 21./31. Jan. 1672; Gerh. I, 38 f.; s. auch Dutens V, 501, VI, P. 2, 194.. Wenn die Lateiner, die Griechen, die Hebräer und Araber einmal erschöpft sein werden, so werden die Chinesen, die noch alte Bücher besitzen, an die Reihe kommen und der Wißbegierde unserer Kritiker Stoff geben. Ohne hier von manchen alten Büchern der Perser, der Armenier, der Kopten und Brahmanen zu reden, die man mit der Zeit aus der Verborgenheit ziehen wird, um keine Aufklärung zu vernachlässigen, die das Altertum uns durch die Überlieferung der Lehrmeinungen und durch die Geschichte der Tatsachen geben kann. Und wenn es kein altes Buch mehr zu prüfen geben wird, so werden die Sprachen an die Stelle der Bücher treten, denn sie sind die ältesten Denkmale des menschlichen Geschlechts. Man wird mit der Zeit alle Sprachen des Weltalls aufzeichnen, sie in Wörterbüchern und Grammatiken bringen und miteinander vergleichen, und dies wird vom größten Nutzen sowohl für die Erkenntnis der Dinge sein – denn die Namen entsprechen oft den Eigenschaften der Dinge, wie man an den Benennungen der Pflanzen bei verschiedenen Völkern sieht – als auch für die Erkenntnis unseres Geistes und der wunderbaren Mannigfaltigkeit seiner Verrichtungen. Nicht zu reden von dem Ursprung der Völker, den man mittels begründeter Etymologien, welche die Sprachvergleichung am besten liefern kann, erkennen wird. Aber davon habe ich bereits gesprochen. Alles dies läßt den Nutzen und den Wirkungskreis der Kritik erkennen, die bei manchen sonst gescheiten Philosophen, welche sich die Freiheit nehmen, mit Verachtung von der Rabbiner-Gelehrsamkeit und überhaupt von der Philologie zu sprechen, wenig in Ansehen steht. Man sieht auch, daß die Kritiker noch lange Zeit Stoff finden werden, mit Nutzen tätig zu sein, und daß sie gut tun würden, sich nicht allzusehr mit Kleinigkeiten zu erlustigen, da sie so viel wichtigere Gegenstände zu behandeln haben, wiewohl ich weiß, daß auch die Kleinigkeiten bei den Kritikern sehr oft notwendig sind, um wichtigere Erkenntnisse zu entdecken. Da die Kritik sich großenteils auf die Bedeutung der Worte und die Auslegung der Schriftsteller, vor allem der Alten, bezieht, so hat diese Erörterung der Worte, in Verbindung mit Ihrer Erwähnung der Alten, mich veranlaßt, diesen wichtigen Punkt zu berühren.

Um aber auf Ihre vier Mängel der Bezeichnung zurückzukommen, so muß ich Ihnen sagen, daß man ihnen allen abhelfen kann, vor allem, seitdem die Schrift erfunden ist, und daß sie nur infolge unserer Nachlässigkeit bestehen bleiben. Denn es liegt in unserer Macht, die Bezeichnungen, wenigstens in irgendeiner Gelehrtensprache, festzustellen und sich, um jenen Turm von Babel zu zerstören, über sie zu verständigen. Dagegen gibt es zwei Mängel, denen schwerer abzuhelfen ist: und zwar besteht der eine darin, daß man darüber im Zweifel ist, ob bestimmte Ideen miteinander verträglich sind, solange die Erfahrung sie uns nicht an demselben Gegenstand verbunden zeigt, der andere in der Notwendigkeit, von den sinnlichen Dingen vorläufige Definitionen aufzustellen, wenn man noch nicht genug Erfahrungen hat, um vollständigere Definitionen von ihnen zu geben; doch habe ich von beiden Mängeln schon mehr als einmal gesprochen.

Philal. Ich will noch einige andere Umstände anführen, die dazu dienen können, die von Ihnen eben bezeichneten Mängel in gewisser Weise zu erklären. Von den Mängeln, die ich angegeben habe, ist es, wie mir scheint, der dritte, der zur Folge hat, daß unsere Definitionen vorläufige sind; denn dies ist der Fall, sofern wir unsere sinnlichen Muster, d. h. die substantiellen Wesen körperlicher Natur, nicht genug erkennen. Dieser Mangel bewirkt auch, daß wir nicht wissen, ob es erlaubt ist, sinnliche Eigenschaften, welche die Natur nicht miteinander verbunden hat, zu verbinden, weil man sie nämlich nicht bis auf den Grund versteht. Wenn nun die Bedeutung der Worte, die für die zusammengesetzten Modi dienen, aus Mangel an Mustern, welche dieselbe Zusammensetzung zeigen, zweifelhaft ist, so ist die der Worte für die substantiellen Wesen aus einem ganz entgegengesetzten Grunde zweifelhaft, weil sie nämlich etwas bezeichnen müssen, von dem man voraussetzt, daß es mit der Realität der Dinge übereinstimmt und weil sie sich auf von der Natur gebildete Muster beziehen müssen.

Theoph. Ich habe schon mehr als einmal in unseren früheren Unterhaltungen bemerkt, daß dies für die Ideen der Substanzen nicht wesentlich ist, gestehe aber, daß die der Natur nachgebildeten Ideen die zuverlässigsten und nützlichsten sind.

§ 12. Philal. Wenn man also den Mustern der Natur folgt, so wie sie sind, ohne daß die Einbildungskraft etwas anderes nötig hat, als deren Abbilder zu behalten, so haben die Worte für die substantiellen Wesen, wie ich schon gezeigt habe, im gewöhnlichen Gebrauch eine doppelte Beziehung. Die erste besteht darin, daß sie die innere und reale Bildung der Dinge bezeichnen; doch kann ein derartiges Muster nicht erkannt werden und folglich auch nicht dazu dienen, die Bedeutungen zu regeln.

Theoph. Darum handelt es sich hier nicht, da wir von Ideen sprechen, für die wir Muster besitzen; die innere Wesenheit ist in der Sache enthalten, es muß aber zugegeben werden, daß sie nicht als Prägstock dienen kann.

§ 13. Philal. Die zweite Beziehung ist also die Beziehung, die die Namen der substantiellen Wesen unmittelbar auf die einfachen Ideen haben, die in der Substanz zusammenbestehen. Da aber die Zahl dieser in dem nämlichen Subjekt vereinigten Ideen groß ist, so bilden sich die Menschen, wenn sie von ihm sprechen, sehr verschiedene Ideen, sei es, weil sie es in verschiedener Weise aus einfachen Ideen zusammensetzen, sei es, weil der größte Teil der Eigenschaften der Körper in ihren Kräften besteht, Veränderungen in anderen Körpern hervorzubringen und solche von ihnen zu erleiden: wie dies z. B. die Veränderungen bezeugen, welche irgendein ganz niedriges Metall durch die Wirkungen des Feuers zu erleiden fähig ist, und deren es noch viel mehr unter den Händen eines Chemikers durch die Anwendung anderer Körper erleidet. Übrigens begnügt sich der eine, wenn es sich um die Erkenntnis des Goldes handelt, mit dem Gewicht und der Farbe, während ein anderer noch die Dehnbarkeit und die Feuerfestigkeit hinzufügt, der dritte aber noch in Betracht ziehen will, daß man es in Königswasser auflösen kann.

§ 14. Da auch die Dinge häufig Ähnlichkeit unter sich haben, so ist es mitunter schwer, die genauen Unterschiede zu bezeichnen.

Theoph. Da die Körper in der Tat Veränderungen, Verkleidungen, Fälschungen und Nachahmungen unterliegen, so ist von großer Wichtigkeit, sie unterscheiden und wiedererkennen zu können. Das Gold versteckt sich in der Lösung, aber man kann es daraus zurückerhalten, sei es, daß man den Niederschlag der Lösung bildet, sei es durch Destillation des Wassers; und das nachgemachte oder falsche Gold wird durch die Kunst der Münzwardeine erkannt; da aber diese Kunst nicht jedermann bekannt ist, so ist es nicht zu verwundern, daß die Menschen nicht alle dieselbe Idee vom Golde haben. Und gewöhnlich sind es nur die Sachkundigen, welche von den Dingen ganz richtige Ideen haben.

§ 15. Philal. Gleichwohl richtet diese Verschiedenheit im bürgerlichen Verkehr nicht so viel Unordnungen als in der philosophischen Forschung an.

Theoph. Sie würde erträglicher sein, wenn sie nicht auf die Praxis Einfluß hätte, wo es oft wichtig ist, kein Quiproquo zu begehen und also die Kennzeichen der Dinge entweder selbst zu kennen oder Leute, welche sie kennen, bei der Hand zu haben. Vor allem ist dies bei Drogen und bei wertvollen Stoffen, die man in wichtigen Fällen nötig haben kann, von Bedeutung. Die philosophische Unordnung tritt mehr beim Gebrauch allgemeinerer Ausdrücke zutage.

§ 18. Philal. Die Namen der einfachen Ideen sind der Zweideutigkeit weniger unterworfen, und selten täuscht man sich über die Ausdrücke für Weiß, Bitter usw.

Theoph. Dennoch sind auch diese Ausdrücke nicht ganz frei von Unsicherheit, und ich habe hierfür schon das Beispiel aneinandergrenzender Farben angemerkt, die sich an den Grenzen zweier Gattungen befinden und deren Gattung ungewiß ist.

§ 19. Philal. Nächst den Namen der einfachen Ideen sind die der einfachen Modi, wie z. B. die der Figuren und der Zahlen, am wenigsten ungewiß. Aber (§ 20) die zusammengesetzten Modi und die Substanzen verursachen die ganze Schwierigkeit. § 21. Man könnte sagen, daß man die Schwierigkeiten, statt sie den Namen zuzuschreiben, vielmehr auf Rechnung unseres Verstandes setzen müsse: ich antworte aber, daß die Worte sich dergestalt zwischen unseren Geist und die Wahrheit der Dinge einschieben, daß man sie mit dem Medium vergleichen kann, durch welches die Strahlen, die von den sichtbaren Gegenständen herkommen, hindurchgehen und das oft Nebel vor unsern Augen verbreitet. Ich bin daher zu glauben geneigt, daß, wenn man die Unvollkommenheiten der Sprache gründlicher prüfen wollte, der größte Teil der Streitigkeiten von selbst wegfiele, und der Weg der Erkenntnis und vielleicht des Friedens offener vor den Menschen daliegen würde.

Theoph. Ich glaube, man könnte bei schriftlichen Verhandlungen schon jetzt hierin zum Ziele kommen, wenn man sich nur über gewisse Regeln einigen und sie sorgfältig beobachten wollte. Um aber in der lebendigen Unterhaltung auf der Stelle völlig genau vorzugehen, müßte man die Sprache ändern. Ich habe mich an einem anderen Orte mit der Untersuchung dieser Frage beschäftigt Über Leibniz' Bemühungen zur Schaffung einer »Lingua universalis« s. bes. Couturat, La Logique de Leibniz, ch. 3..

§ 22. Philal. Solange diese Reform, welche nicht so bald durchgeführt sein wird, noch nicht besteht, sollte diese Unbestimmtheit der Worte uns lehren, maßvoll zu sein, besonders wenn es sich darum handelt, den Sinn, den wir den alten Schriftstellern beilegen, anderen aufzudrängen: denn es zeigt sich bei den griechischen Schriftstellern, daß beinahe jeder von ihnen eine besondere Sprache redet.

Theoph. Ich war vielmehr erstaunt, zu sehen, daß nach Zeit und Ort so entfernte griechische Schriftsteller, wie Homer, Herodot, Strabo, Plutarch, Lucian, Eusebius, Procopius, Photius, einander so nahe stehen, während die Lateiner und noch mehr die Deutschen, Engländer und Franzosen einen so großen Wandel aufzuweisen haben. Der Grund davon ist, daß die Griechen seit der Zeit Homers und mehr noch zur Blütezeit Athens, gute Autoren gehabt haben, die die Nachwelt wenigstens in der Schreibweise zum Muster genommen hat. Denn ohne Zweifel muß die Volkssprache der Griechen schon unter der Herrschaft der Römer sehr verändert gewesen sein. Aus eben diesem Grunde erklärt es sich, daß sich das Italienische nicht so sehr wie das Französische verändert hat; denn da die Italiener früher als die Franzosen Schriftsteller von dauerndem Ruhm gehabt haben, so haben sie diese nachgeahmt und schätzen noch heute Dante, Petrarca, Boccaccio und andere Autoren, während die französischen Schriftsteller der gleichen Epoche nicht mehr in Mode sind.


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