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Vorwort

Vorliegende Skizzen sind teilweise in Feuilletonform in der Prager »Politik« erschienen, somit einem Teile unseres heimischen, geehrten Publikums vielleicht noch einigermaßen erinnerlich.

Von vielen Seiten hierzu aufgefordert, habe ich mich nach manchem Zögern, nach vielen innerlichen Kämpfen entschlossen, diese Skizzen in Buchform der Öffentlichkeit zu übergeben. Ich habe dieselben einer gründlichen Revision unterzogen und alles entfernt, was auch nur im Entferntesten geeignet gewesen sein könnte, einen Misston hervorzurufen.

Mir stehen politische Tendenzen fern; meine lieben Leser werden mich aber überall dort finden, wo es gilt, in diesen bewegten Zeiten, wo unselige Verhältnisse getrennt haben, was lange vereinigt war, ein Wort des Friedens zu sprechen. Ich zweifle nicht, dass auch nach dieser Nacht des Kampfes und der Feindschaft eine tröstende Morgenröte besserer Zeiten aufgehen wird, wo die lange Entfremdeten einander ohne Hass ins Antlitz blicken werden. Ich will nicht sagen, dass sie nahe ist, diese schönere Zeit, aber sie wird kommen; gebe nur Gott, dass sie nicht zu spät komme, wenn die materiellen Verheerungen, welche dieser endlose Kampf bereits jetzt angerichtet, unsere engere und weitere Heimat unheilbar geschädigt haben werden.

Was ich in diesem Buche schildere und erzähle, ich habe es mit gelebt; dies muss jedermann fühlen, der es einigermaßen aufmerksam liest. Ich bin ein treuer Sohn meiner heimatlichen Wälder; ich liebe ihre raue Natur und ihr einfaches, biederes Volk mit der ganzen Kraft meiner Seele, und nichts wird imstande sein, dieses Gefühl in mir ertöten oder abzuschwächen.

Dieses Buch hat keinen streng wissenschaftlichen Zweck, auch keine wissenschaftliche Anlage; vielleicht aber findet der Ethnologe, der Kulturhistoriker da und dort ein Körnlein, das für ihn nicht ganz wertlos ist.

Der Böhmerwald hat bereits eine bedeutende Literatur; man muss die Arbeit und teilen und >Jedem das Seine< zuweisen; ich habe mir die Aufgabe gestellt, nicht bloß den freundlichen Leser zu unterhalten – in wie weit mir dies gelungen, muss ich seinem Urteile anheimstellen –, sondern vor allem dem weiteren Publikum zu zeigen, wie bei uns mit einer rauen, oft unbarmherzigen Natur gekämpft werden muss, um ihr das tägliche Brot abzuringen; ihm die charakteristischen Typen vorzuführen, welche dieser Kampf zeitigt und erzieht; es aufmerksam zu machen auf manchen versteckten Winkel unseres wenig gekannten Gebietes; ihm von früheren Zeiten und Verhältnissen zu berichten, die vielfach besser waren als die heutigen.

Man wird mir vielleicht den Vorwurf machen, dass ich die Dinge etwas zu subjektiv ansehe. Betrachten wir denn nicht alle die reale Welt durch die Gläser unseres individuellen Temperamentes und unserer jeweiligen Stimmung?

Manches, was ich schildere, mag heute anders sein, denn mehr als einen Eindruck habe ich von meiner Jugend her fest bewahrt, und ob er, wenn ich ihn heute wieder bekäme, in derselben Weise wirken würde wie damals, muss ich natürlich dahingestellt lassen.

Die Wahrheit ist mir stets heilig gewesen; niemand wird mich des Gegenteiles zeihen können.

Ich widme dieses Buch in erster Linie allen Bewohnern des Böhmerwaldes, mit denen ich fühle, deren Freude und deren Leid meine Freude und mein Leid sind.

Ich widme es den Armen und Niedrigen unter ihnen, deren schwielige, von heiliger Arbeit harten Hände ich gedrückt habe.

Ich widme es dem Höchsten von ihnen, dem hochherzigen Fürsten, in dessen Hand so viele Geschicke liegen, möge er ihnen ein Vater sein in guten und bösen Tagen.

Ich widme es meinem ganzen böhmischen Land und allen seinen Bewohnern ohne Unterscheid der Nationalität und des Glaubens, allen denen, die ein Herz haben für unsern Wald und sein Volk und bitte sie, diesem Volk ihre Sympathie zu bewahren.

Ich widme es dem weiteren deutschen Leserkreis und würde mich glücklich schätzen, mich geehrt fühlen, wenn es mir gelänge, eine freundliche, sympathische Saite anzuschlagen, einen gleichklingenden Widerhall zu finden.

So übergebe ich denn mein anspruchsloses Buch getrost der Öffentlichkeit. Mögen seine Schicksale sich wie immer gestalten, ich finde meine Beruhigung und meinen Lohn in dem Bewusstsein, Gutes gewollt und ein Wort des Friedens gesprochen zu haben; das Publikum wird mein Streben hoffentlich nicht verkennen und demselben Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Gelingt es mir, meinen heimischen Bergen und meinem engeren Stammvolke auch nur einige edle Herzen zu erwecken, so habe ich meine Aufgabe gelöst.

Zum Schluss sage ich der Firma Carl Maasch (Herrenmühle) in Pilsen für die nette Ausführung des Büchleins meinen besten Dank.

Omni lecturo salutem!

Der Verfasser
Pilsen, im Juli 1890.

 

Böhmerwaldskizzen


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