Heinrich von Kleist
Die Hermannsschlacht
Heinrich von Kleist

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vierter Akt

Szene: Marbods Zelt, im Lager der Sueven, auf dem rechten Ufer der Weser.

Erster Auftritt

Marbod, den Brief Hermanns, mit dem Dolch, in der Hand haltend. Neben ihm Attarin, sein Rat. Im Hintergrunde zwei Hauptleute. – Auf der andern Seite des Zeltes Luitgar mit Hermanns Kindern Rinold und Adelhart.

Marbod.
Was soll ich davon denken, Attarin?
– Arminius, der Cheruskerfürst,
Läßt mir durch jenen wackern Freund dort melden:
Varus sei ihm, auf Schutz und Trutz, verbunden,
Und werd, in dreien Tagen schon,
Mich am Gestad der Weser überfallen!
Der Bund, schreibt Hermann doch, sei ihm nur aufgedrungen,
Und stets im Herzen, nach wie vor,
Sei er der Römer unversöhnter Feind.
– Er ruft mich auf, verknüpft mit ihm,
Sogleich dem Mordverrat zuvor zu kommen,
Die Weser, angesichts des Blatts, zu überschiffen,
Und, im Morast des Teutoburger Walds,
Die ganze giftge Brut der Hölle zu vertilgen. –
Zum Preis mir, wenn der Sieg erfochten,
Will er zu Deutschlands Oberherrn mich krönen.
– Da, lies den Brief, den er mir zugefertigt!
Wars nicht so, Luitgar?

Luitgar.                                 Allerdings! So sagt ich.

Attarin (nachdem er den Brief genommen und gelesen).
Mein Fürst, trau diesem Fuchs, ich bitte dich,
Dem Hermann, nicht! Der Himmel weiß,
Was er mit dieser schnöden List bezweckt.
Send ihm, Roms Cäsar so, wie er verdient, zu ehren,
Das Schreiben ohne Antwort heim,
Und melde Varus gleich den ganzen Inhalt!
Es ist ein tückischer, verrätrischer Versuch
Das Bündnis, das euch einigt, zu zerreißen.
(Er gibt ihm den Brief zurück.)

Marbod.
Was! List! Verräterei! – Da schicket er
Den Rinold und den Adelhart,
Die beiden Knaben mir, die ihm sein Weib gebar,
Und diesen Dolch hier, sie zu töten,
Wenn sich ein Trug in seinen Worten findet.

Attarin (wendet sich).
Wo?

Marbod.
        Dort!

Attarin.             Das wären des Arminius Kinder?

Marbod.
Arminius', allerdings! Ich glaub du zweifelst?
In Teutoburg vor sieben Monden,
Als ich den Staatenbund verhandeln wollte,
Hab ich die Jungen, die dort stehn,
Wie oft an diese alte Brust gedrückt!

Attarin.
Vergib, o Herr, das sind die Knaben nicht!
Das sind zwei unterschobene, behaupt ich,
An Wuchs den echten Prinzen ähnlich bloß.
Laß die Verräterbrut gleich in Verwahrsam bringen,
Und ihn, der sie gebracht dir hat, dazu!

(Pause.)

Marbod (nachdem er die Knaben aufmerksam betrachtet).
Rinold!
(Er setzt sich nieder.)

Rinold (tritt dicht vor ihn).

Marbod.       Nun, was auch willst du mir? Wer rief dich?

Rinold (sieht ihn an).
Je, nun!

Marbod.       Je, nun! – Den andern meint ich, Rinold!
(Er winkt den Adelhart.)

Adelhart (tritt gleichfalls vor ihn).

Marbod (nimmt ihn bei der Hand).
Nicht? Nicht? Du bist der Rinold? Allerdings!

Adelhart.
Ich bin der Adelhart.

Marbod.                             – So? Bist du das.
(Er stellt die beiden Knaben neben einander und scheint sie zu prüfen.)
Nun, Jungen, sagt mir; Rinold! Adelhart!
Wie stehts in Teutoburg daheim,
Seit ich, vergangnen Herbst her, euch nicht sah?
– Ihr kennt mich doch?

Rinold.                                 O ja.

Marbod.                                         – Ich bin der Holtar,
Der alte Kämmrer, im Gefolge Marbods,
Der euch, kurz vor der Mittagsstunde,
Stets in des Fürsten Zelt herüber brachte.

Rinold.
Wer bist du?

Marbod.               Was! Das wißt ihr nicht mehr? Holtar,
Der euch mit glänzgem Perlenmutter,
Korallen und mit Bernstein noch beschenkte.

Rinold (nach einer Pause).
Du trägst ja Marbods eisern' Ring am Arm.

Marbod.
Wo?

Rinold.
        Hier!

Marbod.           Trug Marbod diesen Ring damals?

Rinold.
Marbod?

Marbod.         Ja, Marbod, frag ich, mein Gebieter.

Rinold.
Ach, Marbod! Was! Freilich trugst du den Ring!
Du sagtest, weiß ich noch, auf Vater Hermanns Frage,
Du hättest ein Gelübd getan,
Und müßtest an dem Arm den Ring von Eisen tragen,
So lang ein römischer Mann in Deutschland sei.

Marbod.
Das hätt ich – wem? Euch? Nein, das hab ich nicht –!

Rinold.
Nicht uns! Dem Hermann!

Marbod.                                     Wann?

Rinold.                                                   Am ersten Mittag,
Als Holtar beid in dein Gezelt uns brachte.

(Marbod sieht den Attarin an.)

Attarin (der die Knaben aufmerksam beobachtet).
Das ist ja sonderbar, so wahr ich lebe!
(Er nimmt Hermanns Brief noch einmal und überliest ihn. Pause.)

Marbod (indem er gedankenvoll in den Haaren der Knaben spielt).
Ist denn, den Weserstrom zu überschiffen,
Vorläufig eine Anstalt schon gemacht?

Einer der beiden Hauptleute (vortretend).
Mein Fürst, die Kähne liegen, in der Tat,
Zusamt am rechten Ufer aufgestellt.

Marbod.
Mithin könnt ich – wenn ich den Entschluß faßte,
Gleich, in der Tat, wie Hermann wünscht,
Des Stromes andern Uferrand gewinnen.

Der Hauptmann.
Warum nicht? In drei Stunden, wenn du willst.
Der Mond erhellt die Nacht; du hättest nichts,
Als den Entschluß nur schleunig zu erklären.

Attarin (unruhig).
Mein Herr und Herrscher, ich beschwöre dich,
Laß zu nichts Übereiltem dich verführen!
Armin ist selbst hier der Betrogene!
Nach dem, wie sich Roms Cäsar zeigte,
Wärs eine Raserei, zu glauben,
Er werde den Cheruskern sich verbinden.
Hat er mit Waffen dich, dich nicht mit Geld versehn,
In ihre Staaten feindlich einzufallen?
Stählt man die Brust, die man durchbohren will?
Dein Lager ist von Römern voll,
Der herrlichsten Patrizier Söhnen,
Die hergesandt, dein Heer die Bahn des Siegs zu führen;
Die dienen dir, für Augusts Wort,
Als Geißel, Herr, und würden ja
Zusamt ein Opfer deiner Rache fallen,
Wenn ein so schändlicher Verrat dich träfe.
– Beschließe nichts, ich bitte dich,
Bis dir durch Fulvius, den Legaten Roms,
Von Varus' Plänen näh're Kunde ward.

(Pause.)

Marbod.
Ich will den Fulvius mindestens
Gleich über diese Sache doch vernehmen.
(Er steht auf und klingelt.)

Zweiter Auftritt

Komar tritt auf. Die Vorigen.

Marbod.
Den Fulvius Lepidus, Legaten Roms,
Ersuch ich, einen Augenblick,
In diesem Zelt, sein Antlitz mir zu schenken.

Komar.
Den Fulvius? Vergib! Der wird nicht kommen;
Er hat soeben, auf fünf Kähnen,
Sich mit der ganzen Schar von Römern eingeschifft,
Die dein Gefolg bis heut vergrößerten. –
Hier ist ein Brief, den er zurückgelassen.

Marbod.
Was sagst du mir?

Attarin.                         Er hat, mit allen Römern –?

Marbod.
Wohin mit diesem Troß, jetzt, da die Nacht kömmt?

Komar.
In das Cheruskerland, dem Anschein nach.
Er ist am andern Weserufer schon,
Wo Pferde stehen, die ihn weiter bringen.

Attarin.
– Gift, Tod und Rache! Was bedeutet dies?

Marbod (liest).
»Du hast für Rom dich nicht entscheiden können,
Aus voller Brust, wie du gesollt:
Rom, der Bewerbung müde, gibt dich auf.
Versuche jetzt (es war dein Wunsch) ob du
Allein den Herrschthron dir in Deutschland kannst errichten.
August jedoch, daß du es wissest,
Hat den Armin auf seinem Sitz erhöht,
Und dir – die Stufen jetzo weist er an!«
(Er läßt den Brief fallen.)

Attarin.
Verräterei! Verräterei!
Auf! Zu den Kähnen an der Weser!
Setzt dem Verfluchten nach und bringt ihn her!

Marbod.
Laß, laß ihn, Freund! Er läuft der Nemesis,
Der er entfliehen will, entgegen!
Das Rachschwert ist schon über ihn gezückt!
Er glaubte, mir die Grube zu eröffnen,
Und selbst, mit seiner ganzen Rotte,
Zur neunten Hölle schmetternd stürzt er nieder!
– Luitgar!

Luitgar.           Mein erlauchter Herr!

Marbod.                                               Tritt näher! –
Wo ist, sag an, wollt ich die Freiheitsschlacht versuchen,
Nach des Arminius Kriegsentwurf,
Der Ort, an dem die Würfel fallen sollen?

Luitgar.
Das ist der Teutoburger Wald, mein König.

Marbod.
Und welchen Tag, unfehlbar und bestimmt,
Hat er zum Fall der Würfel festgesetzt?

Luitgar.
Den Nornentag, mein königlicher Herr.

Marbod (indem er ihm die Kinder gibt und den Dolch zerbricht).
Wohlan, dein Amt ist aus, hier nimm die Kinder,
Und auch, in Stücken, deinen Dolch zurück!
Den Brief auch – (indem er ihn durchsieht) kann ich nur zur Hälfte brauchen;
(Er zerreißt ihn.)
Den Teil, der mir von seiner Huldgung spricht,
Als einem Oberherrn, den lös ich ab. –
Triffst du ihn ehr, als ich, so sagst du ihm,
Zu Worten hätt ich keine Zeit gehabt:
Mit Taten würd ich ihm die Antwort schreiben!

Luitgar (indem er den Dolch und die Stücke des Briefes übernimmt).
Wenn ich dich recht verstehe, mein Gebieter –?

Marbod (zu den Feldherren).
Auf, Komar! Brunold! Meine Feldherrn!
Laßt uns den Strom sogleich der Weser überschiffen!
Die Nornen werden ein Gericht,
Des Schicksals fürchterliche Göttinnen,
Im Teutoburger Wald, dem Heer des Varus halten:
Auf, mit der ganzen Macht, ihr Freunde,
Daß wir das Amt der Schergen übernehmen!

(Alle ab.)

 
Szene: Straße in Teutoburg. Es ist Nacht.

Dritter Auftritt

Hermann und Eginhardt treten auf.

Hermann.
Tod und Verderben, sag ich, Eginhardt!
Woher die Ruh, woher die Stille,
In diesem Standplatz römscher Kriegerhaufen?

Eginhardt.
Mein bester Fürst, du weißt, Quintilius Varus zog
Heut mit des Heeres Masse ab.
Er ließ, zum Schutz in diesem Platz,
Nicht mehr, als drei Kohorten nur, zurück.
Die hält man ehr in Zaum, als so viel Legionen,
Zumal, wenn sie so wohlgewählt, wie die.

Hermann.
Ich aber rechnete, bei allen Rachegöttern,
Auf Feuer, Raub, Gewalt und Mord,
Und alle Greul des fessellosen Krieges!
Was brauch ich Latier, die mir Gutes tun?
Kann ich den Römerhaß, eh ich den Platz verlasse,
In der Cherusker Herzen nicht
Daß er durch ganz Germanien schlägt, entflammen:
So scheitert meine ganze Unternehmung!

Eginhardt.
Du hättest Wolf, dünkt mich, und Thuskar und den andern
Doch dein Geheimnis wohl entdecken sollen.
Sie haben, als die Römer kamen,
Mit Flüchen, gleich die Teutoburg verlassen.
Wie gut, wenn deine Sache siegt,
Hättst du in Deutschland sie gebrauchen können.

Hermann.
Die Schwätzer, die! Ich bitte dich;
Laß sie zu Hause gehn. –
Die schreiben, Deutschland zu befreien,
Mit Chiffern, schicken, mit Gefahr des Lebens,
Einander Boten, die die Römer hängen,
Versammeln sich um Zwielicht – essen, trinken,
Und schlafen, kommt die Nacht, bei ihren Frauen.
Wolf ist der einzge, der es redlich meint.

Eginhardt.
So wirst du doch den Flambert mindestens,
Den Torst und Alarich und Singar,
Die Fürsten an des Maines Ufer,
Von deinem Wagstück staatsklug unterrichten?

Hermann.
Nichts, Liebster! Nenne mir die Namen nicht!
Meinst du, die ließen sich bewegen,
Auf meinem Flug mir munter nachzuschwingen?
Eh das von meinem Maultier würd ich hoffen.
Die Hoffnung: morgen stirbt Augustus!
Lockt sie, bedeckt mit Schmach und Schande,
Von einer Woche in die andere. –
Es braucht der Tat, nicht der Verschwörungen.
Den Widder laß sich zeigen, mit der Glocke,
So folgen, glaub mir, alle anderen.

Eginhardt.
So mög der Himmel dein Beginnen krönen!

Hermann.
Horch! Still!

Eginhardt.             Was gibts?

Hermann.                                 Rief man nicht dort Gewalt?

Eginhardt.
Nein, mein erlauchter Herr! Ich hörte nichts,
Es war die Wache, die die Stunden rief.

Hermann.
Verflucht sei diese Zucht mir der Kohorten!
Ich stecke, wenn sich niemand rührt,
Die ganze Teutoburg an allen Ecken an!

Eginhardt.
Nun, nun! Es wird sich wohl ein Frevel finden.

Hermann.
Komm, laß uns heimlich durch die Gassen schleichen,
Und sehn ob uns der Zufall etwas beut.

(Beide ab.)

Vierter Auftritt

Ein Auflauf. – Zuerst ein Greis und andere, bald darauf zwei Cherusker, welche eine Person aufführen, die ohnmächtig ist. Fackeln. Volk jeden Alters und Geschlechts.

Der Greis (mit aufgehobenen Händen).
Wodan, den Blitz regierst du, in den Wolken:
Und ein Greul, entsetzensvoll,
Wie den, läßt du auf Erden sich verüben!

Ein junges Mädchen.
Mutter, was gibts?

Ein Anderes.                 Was läuft das Volk zusammen?

Die Mutter (mit einem Kinde an der Brust).
Nichts, meine Töchter, nichts! Was fragt ihr doch?
Ein Mensch, der auf der offnen Straß erkrankte,
Wird von den Freunden hier vorbeigeführt.

Ein Mann (indem er auftritt).
Habt ihr gesehn? Den jungen Römerhauptmann,
Der plötzlich, mit dem Federbusch, erschien?

Ein Anderer.
Nein, Freund! Von wo?

Ein Dritter.                           Was tat er?

Der Mann.                                               Was er tat?
Drei'n dieser geilen apenninschen Hunden,
Als man die Tat ihm meldete,
Hat er das Herz gleich mit dem Schwert durchbohrt!

Der Greis.
Vergib mir, Gott! ich kann es ihm nicht danken!

Ein Weib (aus dem Haufen).
Da kommt die Unglücksel'ge schon heran!

(Die Person, von zwei Cheruskern geführt, erscheint.)

Der Greis.
Hinweg die Fackeln!

Das Volk.                           Seht, o seht!

Der Greis.                                               Hinweg!
– Seht ihr nicht, daß die Sonne sich verbirgt?

Das Volk.
O des elenden, schmachbedeckten Wesens!
Der fußzertretnen, kotgewälzten,
An Brust und Haupt, zertrümmerten Gestalt.

Einige Stimmen.
Wer ists? Ein Mann? Ein Weib?

Der Cherusker (der die Person führt).
                                                      Fragt nicht, ihr Leute,
Werft einen Schleier über die Person!
(Er wirft ein großes Tuch über sie.)

Der zweite Cherusker (der sie führt).
Wo ist der Vater?

Eine Stimme (aus dem Volke).
                              Der Vater ist der Teuthold!

Der zweite Cherusker.
Der Teuthold, Helgars Sohn, der Schmied der Waffen?

Mehrere Stimmen.
Teuthold, der Schmied, er, ja!

Der zweite Cherusker.                   Ruft ihn herbei!

Das Volk.
Da tritt er schon, mit seinen Vettern, auf!

Fünfter Auftritt

Teuthold und zwei andre Männer treten auf.

Der zweite Cherusker.
Teuthold, heran!

Teuthold.                   Was gibts?

Der zweite Cherusker.               Heran hier, sag ich! –
Platz, Freunde, bitt ich! Laßt den Vater vor!

Teuthold.
Was ist geschehn?

Der zweite Cherusker.
                                Gleich, gleich! – Hier stell dich her!
Die Fackeln! He, ihr Leute! Leuchtet ihm!

Teuthold.
Was habt ihr vor?

Der zweite Cherusker.
                              Hör an und faß dich kurz.
Kennst du hier die Person?

Teuthold.                                     Wen, meine Freunde?

Der zweite Cherusker.
Hier, frag ich, die verschleierte Person?

Teuthold.
Nein! Wie vermöcht ich das? Welch ein Geheimnis!

Der Greis.
Du kennst sie nicht?

Der erste der beiden Vettern.
                                  Darf man den Schleier lüften?

Der erste Cherusker.
Halt, sag ich dir! Den Schleier rühr nicht an!

Der zweite Vetter.
Wer die Person ist, fragt ihr?
(Er nimmt eine Fackel und beleuchtet ihre Füße.)

Teuthold.                                       Gott im Himmel!
Hally, mein Einziges, was widerfuhr dir?

(Der Greis führt ihn auf die Seite und sagt ihm etwas ins Ohr. Teuthold steht, wie vom Donner gerührt. Die Vettern, die ihm gefolgt waren, erstarren gleichfalls.
Pause.)

Der zweite Cherusker.
Genug! Die Fackeln weg! Führt sie ins Haus!
Ihr aber eilt den Hermann herzurufen!

Teuthold (indem er sich plötzlich wendet).
Halt dort!

Der erste Cherusker.
                Was gibts?

Teuthold.                           Halt, sag ich, ihr Cherusker!
Ich will sie führen, wo sie hingehört.
(Er zieht den Dolch.)
– Kommt, meine Vettern, folgt mir!

Der zweite Cherusker.                           Mann, was denkst du?

Teuthold (zu den Vettern).
Rudolf, du nimmst die Rechte, Ralf, die Linke!
– Seid ihr bereit, sagt an?

Die Vettern (indem sie die Dolche ziehn).
                                            Wir sinds! Brich auf!

Teuthold (bohrt sie nieder).
Stirb! Werde Staub! Und über deiner Gruft
Schlag ewige Vergessenheit zusammen!

(Sie fällt, mit einem kurzen Laut, übern Haufen.)

Das Volk.
Ihr Götter!

Der erste Cherusker (fällt ihm in den Arm).
                    Ungeheuer! Was beginnst du?

Eine Stimme (aus dem Hintergrunde).
Was ist geschehn?

Eine Andere.                 Sprecht!

Eine Dritte.                                 Was erschrickt das Volk?

Das Volk (durcheinander).
Weh! Weh! Der eigne Vater hat, mit Dolchen,
Die eignen Vettern, sie in Staub geworfen!

Teuthold (indem er sich über die Leiche wirft).
Hally! Mein Einzges! Hab ichs recht gemacht?


 << zurück weiter >>