Egon Erwin Kisch
Der Mädchenhirt
Egon Erwin Kisch

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Achtes Kapitel

Es ist nicht so leicht das Versprechen einzulösen, die Kellnerburschen mit Kampamädchen zusammenzubringen. Die Burschen haben fast täglich Frühstücksdienst, Mittags- und Jausendienst und Souperdienst. Die Zwischenzeiten verbringen sie entweder im Hotel oder in der Wohnung, die die drei Kellnerburschen und ein ausgelernter Kellner, der Speisenträger Theodor, in der Opatowitzergasse inne haben. Herr Theodor hat sie zu beaufsichtigen, aber er läßt sich bloß von ihnen bedienen, kommt gewöhnlich erst früh nach Hause, während des Tages fast nie, und es ginge schon ganz gut an, eines oder das andere der Mädchen hinaufzunehmen. Aber wann? Sonntags müssen die Burschen im Geschäft sein, jeder hat einen andern Ersatzruhetag, und sie sind an den Wochentagen, wenn die Mädel 96 Mittagspause oder Feierabend haben, gerade im schärfsten Dienst.

Die einzige, die fast immer Zeit hätte, da ihre Besuche bei den Kupplerinnen ihr einziger Beruf sind, ist die Betka, und die wäre auch mit Feuereifer bei dem Spaß. An ihr möchte Jarda seinen Kollegen den ganzen Unterschied zwischen seinen Mädeln und ihren Dirnen vorführen, denn Betka ist gewiß die fescheste von allen, die er kennt. Er möchte, ein anderer Kandaules, ganz gerne die anderen Burschen von ihr begeistert sehen. Doch er beschließt, sie aus dem Spiel zu lassen. Wenn sie mit fremden Herren geht, gut, da wird sie bezahlt, und die Herren sind seine Krens, denn das Mädel ist sein, und er profitiert, wenn auch nur gering, so doch pro forma von dem Gewinn. Dagegen die Bengels hier: Die hätten sie ja auch umsonst. So wie er. Freilich, ein kleiner Unterschied ist noch da: Bei einem anderen empfindet sie nichts, das hat sie ihm hundertmal beteuert, bevor er selbst danach zu fragen verstand.

Ruzena Rec ist die erste, die er auffordert. Sie hat keine Mutter, führt zu Hause für ihren Vater und die Brüder die Wirtschaft und könnte gewiß leicht abkommen. Aber sie will nicht gehen, sie hat Angst vor Robert Malik, der ihr schon furchtbare 97 Eifersuchtsszenen gemacht hat. Sie verschanzt sich hinter Ausflüchten, sie könne nicht fort, es sei so viel zu tun.

Jarda packt die zaghafte kleine Luise Hejl an. Sie hat gar keinen eigenen Willen und ist ihm noch mehr ergeben, seit er durch ihre Einführung im Riegerkai-Haus ihre Familie aus dem Elend gerettet hat.

»Kannst du nicht heute um halb sechs Uhr einen Botengang vorschützen?«

Luise meint, sie werde es können. Gegen halb sechs trage sie die leeren Kaffeetassen des Personals ins Kaffeehaus zurück, und sie werde sich noch ein Paket für eine Kundschaft mitnehmen. Jarda gibt ihr die Adresse der Kellnerwohnung.

Im Grunde genommen ist es schade, die Luise Hejl diesen Dirnengästen vorzuwerfen! Sie hängt mit einer so hingebungsvollen Liebe an Jarda, und eigentlich ist sie sehr unschuldig. Aber soll Jaroslaw lange umhersuchen, sich mit Ausreden abspeisen lassen, wie sie die Ruzena Rec für ihn hatte? Schließlich ist es doch dasselbe, ob sie mit Fremden bei der Kupplerin zusammen ist oder mit seinen Kollegen.

Nach fünf Uhr kommt sie erhitzt, hastig atmend in die Kellnerwohnung, sie ist den ganzen Weg von der Zeltnergasse gelaufen, so schnell sie konnte.

»Ich kann nicht dableiben; ich habe nur die 98 Kaffeetassen zurückzutragen gehabt. Ich konnte kein Paket mitnehmen. Es waren viele Kundschaften im Laden, und ich soll gleich zurück sein. Ich komm' mich nur entschuldigen, damit du nicht umsonst wartest, Jarda.«

Sie sieht ganz hübsch aus in ihrer Eile. Das sonst blasse Gesicht hat Farbe gewonnen, von ihren Haarwellen hängen einige Strähnen über Stirne und Schläfe und unterbrechen die Einförmigkeit ihres Gesichtchens. Der Mund ist leicht geöffnet, da sie durch tiefe Atemzüge ihrer vom Laufen ausgepumpten Lunge Luft zuführt.

Die schwarze Schürze, deren oberer Latz auf ihrem Oberkörper vibriert, paßt ihr recht gut. Jarda hat die Luise noch nie in der Schürze gesehen. Auch ihr Rock scheint kürzer zu sein. Er reicht bis zur halben Wade, man sieht aber nur ein knappes Stückchen des Strumpfes, da die unregelmäßig geschnürten Stiefel (es fehlen zwei oder drei Ösen) sehr hoch sind.

Wie eine Madonna in den Medaillons sieht das Gesichtchen der Luise heute aus. Wirklich. Zum ersten Male sieht er sie genauer an, und sie gefällt ihm zum ersten Male. Jetzt, da sich drei geile Buben schon an sie klammern, denen er sie selbst zugeführt hat.

Jaroslaw versucht, ihr freien Abzug zu verschaffen. Damit sie im Geschäfte keinen Verdruß habe, betont er. 99

Aber der Versuch bleibt Versuch. Die lodernden, lüsternen Burschen können das erhitzte Mädchen nicht so schnell aus der Wohnung lassen, in der sie zum ersten Male einen Besuch haben. Und die kleine, zaghafte Luise Hejl hat keinen Willen und keine Widerstandskraft.

In Jarda ist ein splitternder Schmerz, da die Burschen die Kleine umfassen. Umfassen, wie sie bisher die Eingulden-Dirnen umfaßt haben. Noch geiler, noch glücklicher, weil hier alles umsonst ist. Das ist für sie der einzige Unterschied. Und er hat sie diesen Kerlen noch zugeführt, sich noch Mühe gegeben sie heraufzubringen. Warum? Aus Dummheit, aus Eitelkeit.

Da die kleine Luise Hejl abends ins Geschäft zurückkommt, wird sie sofort entlassen.

Ein paar Tage lang kommt sie häufiger zu den Burschen, aber Jaroslaw schaut sie nicht mehr so an, wie er sie angeschaut hat, als sie zum ersten Male oben war. Es ist ihm, als ob sie geschändet wäre. Ihm ist es peinlich, sie überhaupt zu sehen, immerfort von ihr sprechen zu hören. Einer der Kellnerburschen verliebt sich in sie, belegt sie mit Beschlag, indem er sich für anderwärts mit ihr verabredet und vom Besuche des gemeinsamen Quartiers abhält. Die anderen machen ihm riesige Szenen, aber Jarda schlichtet den Streit: 100

»Wer wird sich wegen eines Frauenzimmers aufregen! Ich bring' halt eine andere, eine feschere.«

Die Burschen jauchzen ihm zu: »Unser Pasak.«

Jarda fühlt sich geschmeichelt, wenn er auch den Ausdruck ›Pasak‹ zum ersten Male hört und nicht versteht. Wörtlich heißt ›Pasak‹ der Hirt, aber am huldigenden Ton erkennt er, daß es etwas Bedeutendes, Machtvolles sein müsse. Er fragt, denn jetzt kann er schon fragen, ohne Ironie fürchten zu müssen, ohne als Grünling zu gelten. Alle lachen bei seiner Frage, aber nicht im höhnischen Ton:

»Er ist ein Pasak und weiß nicht, was das ist.«

Aus Dankbarkeit schmeicheln sie ihm nun in geschickter Form, indem sie den Begriff als etwas der Begeisterung wertes deuten. Ein Pasak, ein Zuhälter, das sei ein Herr über die Frauen, und diese seien bloß seine Sklavinnen, er entscheide über ihr Schicksal, nehme den Ertrag ihrer Arbeit und sie seien ihm nichts.

Jaroslaw Chrapot lauscht glückselig. Ja, das war er: ein Pasak, ein Zuhälter. So war sein Leben, wie die es sagten: ein Herr über die Frauen, die nur seine Sklavinnen sind. Hatte er nicht schon als Kind über die Mädel der Insel uneingeschränkt geherrscht, während andere, in Mädel Verliebte, unbeachtet blieben 101 und ihn um seine Unterstützung bitten mußten! Hatte er nicht über das Schicksal der Ruzena Rec, der Toni Dolezolova und der Luise Hejl entschieden und über die anderen Mädchen, die er zu der Kupplerin gebracht, nahm er nicht von Betka einen Teil ihrer Entlohnungen, und bedeuteten ihm die Mädel etwas? Nichts waren sie ihm. Keine. Morgen soll die Betka herkommen!

»Morgen bringe ich euch ein Mädel! Da werdet ihr gucken. Fesch, groß, Spitzenwäsche.«

Ein Lachen voll zitternder Freude der Erwartung klingt ihm entgegen. Die drei singen ihm zu Ehren das Zuhälterlied:

Ihr Hirten, Hirten ihr!
Sagt mir, was treibt Ihr denn!
Hütet die Herde schlecht,
Die kleinen Schäflein all.
Wenn sich ein Lamm verlöre,
Wäre es jammerschad'
Denn sicher wäre es
Beim Herrn Draschner dort.

Herr Draschner hält im Stall
Die Schäflein eingesperrt.
Geht, überzeugt euch nur,
Ihr Prager Hirten, ihr. 102
Vom Herren Draschner dann
Fährt man in das Spital,
Denn es war bisher krank,
Das arme Schäflein klein.

Wenn man den Hirten fängt,
Führt ihn ein Polizist,
Vier Tage gibt man ihm,
Schickt ihn per Schub nach Haus.
Ihr Hirten, Hirten ihr,
Ihr seid doch fesche Kerls,
Weidet die Schäflein klein,
Die Zeltnergasse lang.

Das Lied will dem Jarda nicht gefallen. Von Herrn Draschner, dem allmächtigen Sittenkommissär, hat er schon gehört, daß er die Absteigequartiere, Hotels, Kupplerinnenwohnungen und Straßen absuchen lasse und die Mädel einsperrt, die er erwischt. Aber, daß er auch den ›Hirten‹, den Geliebten der Mädel, vier Tage Arrest aufhalst und sie per Schub aus Prag abschafft, das ist ihm neu. Jarda hat zwar die Abschaffung nicht zu fürchten, denn er ist ein Prager Kind, ist – wie man stolz sagt – mit Moldauwasser getauft und ›der Schubwagen muß ihn bei der Marienstatue auf dem Altstädter Ring auswaggonieren‹. Auch die Strafhaft der Polizei fürchtet er nicht, im Gegenteil, ihm 103 hat bei der Lektüre der Kriminalgeschichten, die ihm Robert Malik geliehen hatte, immer das Ideal vorgeschwebt, einmal die Behörden und die Polizei mit seiner Person zu beschäftigen. Aber, daß man ihn bloß um der vorhin von seinen Freunden so gerühmten Eigenschaften eines Zuhälters einfach für vier Tage in Haft nehmen könne, will ihm nicht in den Kopf. Nein, das müssen andere Zuhälter sein, von denen im Liede die Rede ist, solche, die eben ›ihre Schäflein klein durch die Zeltnergasse weiden‹. Das müssen andere, fragwürdige Existenzen sein. Und die feiert schon ein Lied und nennt sie ›fesche Kerle‹. Er aber ist doch noch viel mehr!

Betka kommt am nächsten Tag in die Kellnerburschenwohnung. Bewunderung, flackernde Wonne grüßt sie und gilt dankbar dem Jarda, der zur Einführung natürlich erschienen ist und nun die ersehnte Bestätigung empfängt, daß er eine wirkliche Schöne sein eigen nenne, und die neidvolle Anerkennung, die er herbeiführen wollte.

Aber als sie seine Geliebte an sich ziehen, kostet es ihn Kraft, sich ein Lachen der Gleichgültigkeit aufzupressen. Ihm ist unbehaglich zumute. So wie damals, als die Luise zum ersten Mal hier war? Jarda fängt an, sich die Stimmung von ehemals zu 104 vergegenwärtigen, um sie mit der heutigen zu vergleichen. Damals war er direkt von Schmerz bewegt, heute ist er es nicht. Und heute ist es doch seine Geliebte, seine Geliebte von Kindheit an. Staunend sagt er sich das. Er kann sich den Grund nicht erklären. Stammte damals sein Schmerz vielleicht davon, daß er zum ersten Male eine seiner Freundinnen anderen Burschen preisgegeben hatte? Ist er heute gleichgültiger, weil er weiß, was ein Zuhälter ist, weil er weiß, daß er ein Zuhälter ist? Einer, der besungen wird, weil er sich aus den Frauen nichts macht.

Oder – hatte – er die Luise – lieber gehabt – als die Betka?

Diese Frage taucht plötzlich in ihm auf. Er möchte sie unterdrücken, sie nicht bis zu seinem Bewußtsein aufsteigen lassen, er schämt sich ihrer.

Hatte er die Luise lieber gehabt, als die Betka?

Er kann sich die Frage nicht beantworten. Die kleine Hejl ist immer nur ein Glied seiner Macht gewesen, er hatte sie nie beachtet, sie hatte ihm nur leid getan, wenn sie von Betka brüsk behandelt wurde. Nur damals hatte er sie näher angesehen, als sie anderen gehörte. Und von dem Augenblicke an hatte er sie verächtlich gefunden. Aber in dem Augenblicke – hatte er sie damals lieber gehabt, als die Betka? 105

Er kann es sich nicht vorstellen. Betka ist viel schöner, und wenn sie auch älter ist und ihn von Kindheit an bevormundet hat, so liebt er sie doch. Wird er sie auch hassen, nachdem er sie hier als Spielzeug seiner Kameraden gesehen, wird er sie hernach auch verachten, wie er jetzt die Luise verachtet? Er fürchtet sich davor. Betka hat ihn in die Welt geführt, er könnte jetzt nicht weitergehen ohne sie, er könnte sie nicht mehr entbehren. Sie ist die Ältere, die Erfahrenere. Er hat sie gern, hat alles mit ihr beraten – es wäre schrecklich, wenn es jetzt anders sein würde, wenn er sie nicht mehr anzuschauen vermöchte, wie die Kleine. Nein, es wird nicht so sein. Er verspürt ja jetzt keinen besondern Schmerz, nur Unbehagen . . .

Fast jeden Nachmittag sehen jetzt zugezogene Jalousien die Betka Dvorak bei Jardas Berufskollegen, aber er selbst ist abgestumpft, die Gleichgültigkeitsmaske ist sein wahres Gesicht geworden. Er ist glücklich, daß ihm Betka über seinen völligen Mangel an Eifersucht Vorwürfe macht, daß seine Gleichgültigkeit sie verletzt. Denn er liebt sie noch, liebt sie stärker als je, da ihm das begeisterte Lob ihrer Reize von seinen erinnerungs- und erwartungsschwelgenden Kollegen in jeder Minute ins Herz gesungen wird.

Der Speisenträger Theodor, Zimmerkommandant 106 der drei Kellnergehilfen, attrapiert einmal die Betka oben in der Wohnung und zieht sie natürlich in sein Zimmer. Die Jungen können es nicht hindern, auch Jaroslaw hätte es kaum hindern können, wenn er zugegen gewesen wäre. Herr Theodor läßt Betka bis zum Abend bei sich und nimmt ihr das Versprechen des Wiederkommens ab, wofür er ihr ein Geldgeschenk in Aussicht stellt. Jarda verbietet ihr nun, wieder in die Wohnung zu gehen. Es paßt seinem Stolze nicht, daß ohne seine Veranlassung, ohne sein Zutun mit seinem Mädel ein Stelldichein verabredet wurde. Vor den Kollegen begründet er es freilich damit, daß Herr Theodor nicht die Genugtuung haben dürfe, ihnen ein Mädel weggeschnappt zu haben. Wenn sie es nicht haben sollen – der andere erst recht nicht.

Die drei Burschen, die der Aufsicht des Herrn Theodor unterstehen, begnügen sich, da dieser sie fragt, warum Betka nicht wiederkomme, nicht mit dem Achselzucken: Wir wissen es nicht. Sie fürchten, daß eine solche Antwort das Mißtrauen ihres Vorgesetzten erwecken könne, sie seien am Fernbleiben des Mädels schuld. So fügen sie hinzu, der Jaroslaw habe das Mädchen hinaufgebracht, der kenne sie von der Insel Kampa her. Nun geht Theodor den Jaroslaw an: »Sag' mal der Kleinen, sie soll wieder zu mir 107 hinaufkommen, ja?« Dem Gesicht Jardas, der zusagt, ist anzusehen, daß er es mit der Zusage nicht ernst meint. Er ist gar nicht geneigt, jemandem sein Mädel zuzuschanzen, bloß weil der schon ausgelernter Speisenträger ist. Der würde das nur als selbstverständlich hinnehmen und sich noch vor den anderen Kellnern damit brüsten, daß sich seine Macht über die Kellnerburschen auch auf deren Geliebte erstrecke. Betka kommt nicht.

Schikanen Theodors gegen Jarda setzen ein. Bald werden die Bestecke als falsch gelegt befunden, bald seien die Servietten schlampig gefaltet, bald ist es eine Katastrophe, daß Jaroslaw nicht gleichzeitig mit der Kaffeeschale den Semmelkorb servierte, und für einen zu Boden gefallenen Löffel gibt es die wüstesten Schimpfworte. Bis auch Jaroslaw seinen Zorn nicht mehr zu dämmen vermag und es einen Krach gibt, der sich anwachsend in Rede und Gegenrede, Hohn und Schimpfen, Angriffen, Abwehr, Schreien und Drohungen durch zwei Korridore fortpflanzt, die Stiege zur Küche hinunter, in die Küche; das Personal läuft zusammen und der Verwalter, die Frau des Chefs sitzt hier, um die Abgabe der Korallenmarken zu kontrollieren, aber der Streit verstummt nicht, wird immer ärger, die Mauer der Hemmungen ist überklettert, zu 108 verlieren ist nichts mehr, und das Streiten ist jetzt ein Wettkampf vor den Zuschauern.

»So ein junger Bursch und schon ein solcher Fallot,« kreischt der Speisenträger bei der Chefin, beim Verwalter, bei den Oberkellnern Unterstützung suchend, »ein fertiger Zuhälter! Lauter Mädel hat er im Kopf, die anderen Kellnerburschen hat er auch ganz verdorben, hat ihnen Mädel verschafft.« –

»Reden Sie nicht! Sie haben nur eine Wut, weil Sie so auf das eine Mädel gespitzt haben und ich ihr nicht gesagt habe, sie soll zu Ihnen in die Wohnung kommen, trotzdem Sie mich darum gebeten haben. Dahier – alle Kellnerburschen sind Zeugen. Natürlich, Sie können sich kein Mädel verschaffen, Sie mit Ihren Wimmerln im Gesicht. Dazu gehört ein ganz anderer Kerl, ein gescheiterer. Aber ich soll Ihnen den Zuhälter machen? Fällt mir gar nicht ein, Ihnen nicht – deshalb haben Sie eine Wut!«

Der Riesenkrach findet damit ein Ende, daß Jaroslaw Chrapot hinausgeworfen wird.

Er bewirbt sich in einem andern erstklassigen Hotel, scheint dem Verwalter zu gefallen und erscheint so gut wie aufgenommen. Morgen möge er sich definitiven Bescheid holen. Das sei immer so, erklären ihm die Kellner, mit denen er sich dort in ein informatives 109 Gespräch über die Dienstverhältnisse einläßt: man erkundige sich immer vor einer Neuaufnahme beim vorigen Dienstgeber. Nun befürchtet Jarda die Auskunft, die ihm auch wirklich des nächsten Tages wird: es sei doch nichts frei.

Im Nachtgeschäft findet er Stellung, im Vergnügungsetablissement ›Zur Stadt Budapest‹. 110

 


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