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Klausners Traum

       

»Herr Ritter,« sprach Mönch Kunimund:
»Es hat mit gift'gen Pfeilen
Frau Sünde euer Herz verwund't,
Frau Buße muß es heilen.

Ihr habt an mancher weißen Brust
Verbot'nes Glück genossen,
Habt, frönend wilder Weidmannslust,
Unschuldig Blut vergossen.

Jetzt seid ihr alt, zum Himmel schreit
Das mahnende Gewissen.
Jetzt sollt ihr in der Einsamkeit
Die sündige Weltlust büßen.

Dort kreuzigt euer Fleisch und ringt
In heißem Fleh'n die Hände,
Bis euch ein Engel Ablaß bringt
Und ein glückselig Ende!«

Gehorsam hat in Waldesnacht,
Die noch kein Fuß betreten,
Der Ritter Tag und Nacht verbracht
Mit Büßen und mit Beten.

Einst hielt der Müde Mittagsruh',
Umrauscht von Urweltbäumen.
Da fielen ihm die Augen zu
Und er hub an zu träumen.

Ihm war's, als käme durch den Wald
Mit Jägerspieß und Bogen
Dianas lichte Huldgestalt
Und ihr Gefolg' gezogen.

Doch als er Seine Blicke ließ
Zur holden Herrin wandern,
Da war's nicht mehr Frau Artemis,
Da glich sie einer andern.

Das Haar, beim raschen Ritt entrollt
Vom Kuß des Sommerwindes,
Umwogte wie ein Strom von Gold
Den Leib des schönsten Kindes.

Die Augen Schauten zärtlich drein,
Als spräch' ihr feuchter Schimmer:
O Weidmann, liebster Weidmann mein,
Kennst du dein Herzlieb nimmer?

Zur Hirschhatz ritt ein junges Weib
Und du warst ihr Begleiter.
Die Rosse trugen Leib an Leib
Zwei engverschlung'ne Reiter.

Von dir zu mir, von mir zu dir
Floß heißes Glücksverlangen – –
Der Hirsch entrann im Waldrevier,
Mein Herz – das blieb gefangen.

Uns zwang der Minne süße Not,
Dir ward, was ich besessen.
Ich hielt dir Treu' bis in den Tod –
Du hast der Treu' vergessen.

Doch was du mir auch Leids getan,
Mein jung zertret'nes Leben –
Vergeb' dir Gott, herzliebster Mann!
Ich hab' dir längst vergeben . . .

Da ward des Träumers Antlitz hell,
Ein Lichtstrahl huschte drüber,
Und lächelnd schlief der Weidgesell'
Ins Paradies hinüber.


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