Im Weiher, mein Kind, wo die Schwäne sind,
Dort harrt ein verwunschenes Königskind
Des Retters mit schmerzlichem Sehnen.
Im rauschenden Röhricht das Windesweh'n,
Wie Seufzer klingt es, wie Hilfefleh'n,
Und die Wasser sind lau – wie die Tränen.
So oft ein Ritter des Weges wallt,
Entsteigt den Fluten die süße Gestalt
Und winkt mit schneeweißen Armen:
Sei du mein Erlöser, erbarme dich mein!
Ich will dir zum Danke treueigen sein
Und Gott wird sich deiner erbarmen.
Und siehe, der Ritter schnellt schneidig die Hand
An des Helmes Rand, salutiert galant
Und schnarrt: Wie Gnäd'ge gefehlen!
Gestatten die Frage: An welchen Platz
Ist hingezaubert ihr Königsschatz
Von Edelmetall und Juwelen?
Und wär' er versenkt in den tiefsten Schacht,
Und läg' er, von Riesen und Drachen bewacht,
Hinter sieben verriegelten Toren,
Und spukten der Hölle Gespenster dort –
Ich breche den Zauber, ich hole den Hort!
Auf Taille sei es geschworen.
Da schüttelt die Liebliche traurig das Haupt:
Mein Gut ist zergangen, mein Erbe geraubt.
Ein Herz zum Treusein und Lieben,
Mein Scharlachmund und mein goldenes Haar,
Mein Leib, wie die Perlen licht und klar,
Ist alles, was mir geblieben.
Und siehe, der Ritter schnell schneidig die Hand
An des Helmes Rand, salutiert galant
Und reitet in Eile von hinnen.
Mit einem Aufschrei verzweifelten Weh's
Versinkt die Getäuschte im Wirbel des See's –
Und die schluchzenden Wellen verrinnen ...
Horch auf, mein Mädchen! Die Mär ist trüb;
Sie lehrt: Was helfen ein Herz voll Lieb',
Was Anmut und emsige Hände?
Verwahrst du nicht güldene Schätze im Spind –
Du bleibst ein verwunschenes Königskind
Bis an dein seliges Ende.
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