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Schmerz der Trennung

Neben der heißen, tiefen Liebe, die aus jedem der vielen Briefe Kerners spricht, waren dieselben meistens traurig und oft von düsteren Phantasieen erfüllt, aber um so heller strahlte auch wieder das Glück aus ihnen, wenn er sein Rickele nur auf eine Stunde sehen konnte. In ihren Briefen ist ein großer Schatz von Liebe, Treue, Gottvertrauen und Demut niedergelegt. Der klare, ruhige Verstand, der neben dem reichsten, tiefsten Gefühl in denselben seinen Ausdruck findet, gaben Kerner einen großen Trost und Halt – in der nun folgenden, durch lange Trennung herbeigeführten, schweren Zeit. Friederike siedelte schon im Dezember 1809 zu Verwandten nach Augsburg über und Justinus blieb in Tübingen.

Noch vor Ostern 1808 wollte er sein Examen machen, wurde aber schnell davon abberufen, weil seine Mutter in Ludwigsburg gefährlich erkrankt war. Er verpflegte sie als treuer Sohn und Arzt; erst als sie genesen war, kam er im Juli wieder zurück und blieb noch länger in Tübingen, um seine Dissertation auszuarbeiten und weitere medizinische Studien zu machen. Von den Freunden traf er manche nicht mehr an, dafür wurde der Verkehr mit Uhland immer inniger. Auch Breslau, ebenfalls ein Student der Medizin und späterer Leibarzt König Ludwigs von Bayern, schloß sich den beiden Freunden an. Wieviel diese beisammen waren, zeigen nachfolgende Auszüge aus einem Tagebuch, das Kerner für sein Rickele schrieb.

Montag, 8. Oktober 1808

8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet; von 11-12 Besuche bei Ludwig Unland auf dem Zimmer; von 1-½23 Uhr Besuche von Ludwig Uhland und Kielmaier; ½3 Uhr mit Uhland über den Ammerhof, wo wir umkehrten auf die Wurmlinger Kapelle. Unsere Gespräche waren meistens von Volksliedern, wozu uns einige singende Hirtenknaben veranlaßten. Oben auf dem Kirchhof fanden wir eine Frau, die die Gräber mit Weihwasser begoß. Nach 5 Uhr kamen wir zurück. Ich war allein auf meinem Zimmer und dichtete eine Ballade, sie hat zur Überschrift »Graf Asper.« Nach dem Nachtessen auf dem Zimmer gearbeitet, dann zu Bett und die ganze Nacht ganz sonderbar von Dir geträumt.

Dienstag

Von 8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 10-11 Uhr in der poetischen Vorlesung von Conz, von 11-12 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet. Nach dem Mittagessen bis 2 Uhr in der Cottaischen Buchhandlung Zeitungen gelesen, von 2-4 Uhr auf der Anatomie, von 4-6 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 6-½7 Uhr im Dunkeln auf der Maultrommel gespielt, ½7 Uhr zum Nachtessen, vom Nachtessen bis 8 Uhr Besuch von Uhland gehabt, von 8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet.

Mittwoch

Von 8-11 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 11-12 Uhr mit Breslau, einem Juden, der hier Medizin studiert, am Neckar spazierengegangen. Nach dem Mittagessen bis 4 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, um 4 Uhr mit Ludwig Uhland in das Bebenhauser Tal. Mit welchem Schmerz ging ich an den Bergen vorüber. – Wir kehrten im Rückweg im Adler ein. Nach dem Nachtessen bis 9 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, um 9 Uhr schon in das Bett.

Donnerstag

Von 8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 10-2 Uhr mit Ludwig Uhland auf der Jagd bei Bebenhausen. Um 2 Uhr nach Tübingen auf die Anatomie bis 4 Uhr, um 4 Uhr mit Breslau auf die Jagd bis gegen 7 Uhr. Es war der Mühe wert, diese Jagd zu sehen. Das Wild wurde in ganzen Herden herbeigetrieben. Viele hundert Hirsche und Rehe sah man auf einem Haufen. Viele fing man lebendig, die andern wurden niedergestochen oder geschossen. Für die Zuschauer waren Stände wie in einem Theater errichtet, und man konnte das Ganze bequem und in der Nähe ansehen. Nach dem Nachtessen auf dem Zimmer gearbeitet, nach 10 Uhr in das Bett, um ungestört wachend oder schlafend von Dir zu träumen.

Freitag

Von 8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 10-12 Uhr auf der Anatomie, von 4-½7 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, nach dem Nachtessen bis 8 Uhr Besuch von Ludwig Uhland. Ich bekam diesen Abend Husten und einen geschwollenen Hals, ging daher um 8 Uhr in das Bett. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und war sehr krank.

Samstag

Ich mußte das Bett hüten und hatte Besuch von Ludwig Uhland und Breslau. Gegen Mittag legte sich meine Krankheit. Von 1-2 Uhr war ich mit Ludwig Uhland bei einer Bücherauktion, von 2-3 Uhr auf der Anatomie, von 3-4 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 4-½6 Uhr Kielmaiers Vorlesung, von ½6-7 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet, von 7-8 Uhr bei Dr. Uhland, von 8-10 Uhr auf dem Zimmer gearbeitet.

Sonntag

Ein freudiger Tag, morgens 8 Uhr erhielt ich Deinen Brief. Von 8-10 Uhr mit Ankleiden und Briefeschreiben zugebracht, von 10-12 Uhr Besuche bei Autenrieth gemacht, von 1-2 Uhr mit Ludwig Uhland und Breslau am Neckar spazierengegangen. Von 2-3 Uhr Besuche bei Ploucquet gemacht. Von 3-5 Uhr Auberles Abschiedskommers. Von 5-½7 Uhr mit Uhland spazieren und mit ihm auf meinem Zimmer. Nach dem Nachtessen an Dich geschrieben, dann in das Bett, um von Dir zu träumen.

Noch manches Tagbuchblatt liegt vor mir, jeder Tag ist mit Arbeit ausgefüllt, und der Abend brachte einen Besuch von Ludwig Uhland. Karl Mayer, der der dritte im Bunde der Freunde war, hatte Tübingen schon im Frühjahr 1807 verlassen, doch blieben sie immer durch Briefe in regem Verkehr. – Im Oktober 1808 kam Varnhagen nach Tübingen, er wohnte in demselben Hause mit Kerner und bald hatten auch diese so verschiedene Naturen den Bund treuer Freundschaft geschlossen. Ich setze hier einen Auszug aus Varnhagens Denkwürdigkeiten bei.

 

Am 16. November 1808 schreibt er: »Ein junger Mediziner aus Frankfurt war uns die willkommene Brücke zur Bekanntschaft mit Justinus Kerner, einem jüngern Bruder des Arztes in Hamburg, Dichter, von dem einige Lieder in der Einsiedlerzeitung gedruckt sind; er ist ein unschuldiges kindliches Gemüt, äußerlich vernachläßigt, innerlich dem Höheren zugewandt, wir verstehen uns aber wenig, er kennt nur sein Schwaben. Auch einen Freund von ihm, Ludwig Uhland, ebenfalls Dichter, hab ich gesehen und gesprochen.«

Ende November: »Hier hat sich Justinus Kerner sehr an mich angeschlossen und auch Ludwig Uhland habe ich nun erst recht kennengelernt. Zwei liebe, herrliche Menschen, echte ursprüngliche Seelen, reich begabt mit innerem Leben und äußerem Talent. Mein ihnen durch die Almanachspoesien schon bekannter Name, jene unreifen, vergessenen Gedichte sind es, die mir diese neuen Freunde verschafft, aus diesem geringen Faden spann sich die schönste Verbindung. Die uns damals wegen unsres kecken Auftretens tadelten, dachten nur an den Gewinn der Literatur, wir freilich auch, aber der Lebensgewinn ist ein ganz anderer, und wie reich ist uns der aus jenen jugendlichen Strebungen aufgegangen! Ein Trost für schlechte Poeten, für schlechte Schriftsteller, aber in der Tat ein Trost, sobald nur wirklich der Gewinn erlangt wird.«

»Nun muß ich aber auch von Kerner mancherlei erzählen! Er ist nicht nach unserer norddeutschen Weise gebildet und gesprächig, aber den guten Willen hat er, sich anzuschmiegen und mitzuteilen. Mich beruhigt es, jemand in meiner Nähe zu haben – denn wir wohnen in demselben Hause der sich so wohlwollend und teilnehmend bezeigt, und mich freut es jedesmal, wenn der liebe treue Mensch abends zu mir hereintritt und an meinem Tische seine Dissertation schreibt, während ich an meinen Sachen fortarbeite, als wäre niemand zugegen. Später sieht er dann mit Bewunderung, wie ich Tee trinke, anstatt des Schoppen Weins, der den Leuten hier so wohl schmeckt, und wir plaudern dann offen und frei über alles mögliche. Daß mir Tübingen nicht behagt und daß ich so manche bittere Bemerkung ausstoße, ist ihm eine wahre Herzenskränkung; er sieht wohl meistens ein, daß mein Tadel nicht ohne Grund ist, er erkennt in manchen Fällen sogar seine eigene Unzufriedenheit wieder; allein er will ihn doch nicht leiden und nimmt ihm wenigstens das Bittre, indem er den besten Humor daraus macht. Er hat den lebendigsten Sinn für Scherz, für alles Komische und Barocke, und eine Art von Leidenschaft, dasselbe ans Licht zu bringen und zu fördern. Da er es mit der Einsiedler-Zeitung hält, so hat er deren Gegner, die Herausgeber des Morgenblattes, und Cotta'n selbst durch manchen launigen Einfall geärgert. Jedoch ist seine Gesinnung, wie die seines Freundes Uhland, durchaus rein, unzerstörbar rechtschaffen, edel, tapfer und so menschenfreundlich, gutmütig und zutraulich, daß er wohl nie jemanden aus freien Stücken gekränkt und immer gleich verziehen hat, wo er der Gekränkte war. Früher sollte er in Ludwigsburg die Handlung lernen, dann kam er zur Universität, er folgte der Bestimmung, die man ihm gab, empfand weder Vorliebe noch Abneigung, er meint, es sei so wenig Freude in der Welt, daß man nur eben etwas – gleichviel was – tun müsse, damit die Zeit verstreiche, und so das ganze Leben; den Vorteil hat er, daß, wie ihn nichts sonderlich freut, ihn auch nichts eigentlich schmerzt, und so lebt er munter und harmlos fort. Die vier Jahre, die er nun hier studiert, hat er ohne Anstrengung, doch mit großem Fleiß benutzt, außerordentlich viel gelernt und auch schon Kranke mit Geschicklichkeit und Erfolg behandelt. – Sobald er Doktor geworden, reist er nach Hamburg, und von da nach Kopenhagen oder Wien; auf ihn werden die großen Städte schon wirken! Zu seiner Dissertation hat er Bemerkungen über das Gehör gewählt. In seiner Stube lebt er mit Hunden, Katzen, Hühnern, Gänsen, Eulen, Eichhörnchen, Kröten, Eidechsen, Mäusen und, wer weiß, was noch sonst für Getier, ganz freundschaftlich zusammen, und hat nur seine Not, Tür und Fenster zu verwahren, daß ihm die Gäste nicht entschlüpfen; ob seine Bücher oder Kleider in Gefahr sind, ob ihn ein Tier im Schlaf anschnoppert oder, unversehens aufgeschreckt, nach ihm beißt, das kümmert ihn nicht. Seine Versuche sind schlau und sinnreich, und er sucht alle Quälereien zu vermeiden. Überhaupt steht er der Natur sehr nah, und besonders ihrer dunklen Seite. Seine Augen haben etwas Geisterhaftes und Frommes; sein Herz kann er willkürlich schneller schlagen machen, aber es nicht ebenso wieder hemmen; die Erscheinungen, welche neulich Ritter an Campelli beobachtet hat, die Pendelschwingungen des Ringes am seidenen Faden, das Umdrehen des Schlüssels mit dem Buche, und alles dergleichen zauberhaft Magnetisches tritt bei ihm in auffallender Stärke hervor. Er selbst hat etwas Somnambules, das ihn auch im Scherz und Lachen begleitet. Er kann lange sinnen und träumen und dann plötzlich auffahren, wo dann der Schreck der andern ihm gleich wieder zum Scherze dient. Wahnsinnige kann er nachmachen, daß man zusammenschaudert, und obwohl er dies possenhaft beginnt, so ist ihm doch im Verlauf nicht possenhaft dabei zumut. In der Poesie ist ihm das Wunderbare der Volksromane, der einfache Laut und die Kraft der Volkslieder am verwandtesten, er spricht mit Vorliebe die Landesmundart. In der Musik hat er sich die Maultrommel angeeignet und weiß dem geringen und doch wunderlichen Instrument die zartesten und rührendsten Töne zu entlocken. Nun denkt euch noch einen schlanken, wohlgewachsenen, hübschen Jungen – so habt ihr ein vollständiges Bild meines Kerners.«

Nachdem Kerner mit seiner Dissertation fertig geworden und am 20. Dezember 1808 zum Doktor der Medizin ehrenvoll promoviert war, verließ er kurze Zeit nach Varnhagen Tübingen. Über seinen Weggang von da schreibt Unland an Karl Mayer:

»Kerner ist heute drei Wochen abgereist, ich habe ihn mit Kölle nach Reutlingen begleitet, wo er über Nacht blieb und am andern Tage mit der Diligence weiter fuhr, auf der er bis Neckarthailfingen Conz zur Gesellschaft hatte. Wir waren in Reutlingen bei den Volksschriftendruckern und fanden wirklich einen uns bis dahin unbekannten Volksroman, den Kerner noch in Händen hat, der aber gut sein soll.

Kerner ist noch in Ludwigsburg, von wo aus er bereits angefangen, mir eine Reisebeschreibung unter dem Namen: Ombres Chinoises oder Schattenbriefe zu schicken, worin das meiste im Äther der Poesie flattert und nur auf einen geringen Boden von Wirklichkeit gegründet ist. Es ist viel Herrliches darin. Du wirst ihn wahrscheinlich noch sprechen, da er, soviel ich weiß, über Heilbronn und Heidelberg reisen will.«

Die Trennung Kerners von seinem Rickele sollte noch größer werden, er mußte zu seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung auf Reisen gehen. Dazu bot sich ihm die beste Gelegenheit durch seinen Bruder Georg, der als einer der bedeutendsten Ärzte in Hamburg lebte und verschiedene Krankenanstalten unter sich hatte.

Der Bruder verlangte dringend in nachfolgendem Schreiben seine Anwesenheit in Hamburg:

»Ende, sobald Du kannst, Deine Dissertation, suche mit Ende Oktober spätestens abzureisen, bleibe den Winter über hier, benütze die seltenste aller Gelegenheiten für medizinische Praxis und Accouchements und kehre dann mit dem Frühjahr wieder nach Württemberg zurück und werfe Dich dort in die praktische Laufbahn. Es sei denn, Du wollest noch zu Deinem Vergnügen Wien, Berlin oder Paris besuchen, wo Du aber kaum in einem Jahr die Gelegenheit finden wirst, die der erste Tag Deiner Ankunft Dir hier darbieten kann; denn es gibt nur eine Armenanstalt in der Welt und von dieser einen besorge ich den größten, interessantesten Distrikt. Du kennst nun meinen Wunsch; auch meine Frau erwartet Dich als Schwester und als Freundin, und meine Kinder werden Dir gefallen. Ich zähle die Minuten, Dich nach einer so langen Zeit wieder umarmen zu können.« Seine Schwägerin setzt hinzu: »George trägt mir auf, noch einige Worte seinem Briefe beizufügen. Wirklich weiß ich nichts, was ich Dir noch sagen könnte, da ich völlig mit George übereinstimme. Ich hoffe, Dir bei Deinem Hiersein beweisen zu können, daß ich Deine Freundin bin. Lebewohl!

Deine Schwester.«

Ende April trat Kerner dann die Reise nach Hamburg an. Bis Heidelberg legte er sie den Neckar hinab auf einem Frachtschiff zurück.

Noch in später Zeit erzählte er mit den lebhaftesten Erinnerungen von dieser für ihn so schönen Schiffahrt. Von Gundelsheim aus schrieb er den ersten Brief an sein Rickele:

Gundelsheim, den 1. Mai

Deinen Brief habe ich zu Heilbronn erhalten, wohin er mir nachgeschickt wurde. O Rickele, sei heiter und denke, daß Du ewig in mir in Liebe und in Schmerz lebst. Nun ist der 1. Mai, Rickele! Ich fuhr durch eine herrliche Gegend den Neckar hinab, an alten Burgen, Klöstern und Schlössern vorüber, das Schiff gleitete so still hin, es war schon Abend, am Ufer schlugen die Nachtigallen. Ich nahm meine Maultrommel, und noch nie tönte sie mir so schön.

Ich mußte hier landen. Das Städtlein hat ein ganz sonderbares Aussehen, und in den Straßen war alles totenstill und verlassen, als ich darin einging; ich sah nicht einen Menschen, den ich hätte nach einem Wirtshaus fragen können. Da hörte ich in der Kirche Gesang, ich ging ein in sie, mischte mich unter die Menge und dachte Dein. – Morgen werde ich weiter zu Schiff nach Heidelberg abgehen. – O Rickele, wo bist Du, o Rickele, komm und träume mit mir!

Wanderlied

Auf meiner Reise gedichtet

Wohlauf! noch getrunken,
Den funkelnden Wein,
Ade nun, ihr Lieben!
Geschieden muß sein,
Ade nun, ihr Berge,
Du väterlich Haus!
Es treibt in die Ferne
Mich mächtig hinaus.

Die Sonne, sie bleibet
Am Himmel nicht stehn,
Es treibt sie, durch Länder
Und Meere zu gehn:
Die Woge nicht haftet
Am einsamen Strand,
Die Stürme, sie brausen
Mit Macht durch das Land.

Mit eilenden Wolken
Der Vogel dort zieht,
Und singt in der Ferne
Ein heimatlich Lied.
So treibt es den Burschen
Durch Wälder und Feld,
Zu gleichen der Mutter,
Der wandernden Welt.

Da grüßen ihn Vögel
Bekannt überm Meer,
Sie flogen von Fluren
Der Heimat hieher.
Da duften die Blumen
Vertraulich um ihn,
Sie trieben vom Lande
Die Lüfte dahin.

Die Vögel, die kennen
Sein väterlich Haus,
Die Blumen einst pflanzt' er
Der Liebe zum Strauß,
Und Liebe, die folgt ihm,
Sie geht ihm zur Hand;
So wird ihm zur Heimat
Das ferneste Land.

Neckarsteinach, den 3. Mai

Seit zwei Tagen bin ich hier bei einem Freunde und werde morgen nach Heidelberg abreisen, von wo aus Du diesen Brief erhalten wirst. O Rickele, lebe wohl! Betrübe Dich nicht, aber vergiß mein auch nicht.

Ewig Dein K.


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