Jean Paul
Der Komet
Jean Paul

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Hier fiel der Apotheker ein: »Und ist die Tatsache an sich nicht ja eine der bekanntesten? Denn gerade im sechzehnten Jahrhunderte stand neben der Kirchenverbesserung zugleich die Metallverbesserung am sächsischen Hofe in Flor; ja setzte nicht dieser Sebald Schwärzer auch unter Augusts Nachfolger, unter dem Christian I., die Arbeit so lange fort, bis er den Kaiser Rudolph II. mit seiner Person beglückte? – Und führt man denn statt aller andern Folgen seiner Arbeit nicht am liebsten bloß die Klagen an, welche die gemeinen Arbeiter darüber erhoben, daß der Kurfürst sie in lauter ganzem Gold oder in Gülden bezahlte, indessen die Reichen den Profit hätten, die Scheidemünzen zu schlucken?«Wieglebs Untersuchung der Alchymie S. 250.

»Sagt' ichs denn nicht?« – versetzte Worble – »jetzo hat er gar zum dritten Male seine Rede gehalten, denn seine erste hielt ich eben zum zweiten Male. Inzwischen fahr' ich still fort in deiner Rede, in welcher du gesagt haben wirst (wenn du anders auf die Metapher verfielst), daß nun die Goldsäuere keine sauere Wies mehr sei, worauf du deine Hoffnungen weidest, sondern ein stärkender Sauerbrunnen für alle deine Kräfte: weil du in einiger Tagen die Sache erwischest. Ich sollt' es fast selber glauben. Was du aber, du Goldsohn, du Goldvater, du Goldkoch, mit deinem goldenen Zeitalter anheben willst, stellst du ja ganz offen in deiner künftigen Rede dar, worin du wörtlich sagen wirst (doch ohne die nette Einkleidung, die ich dir leihe):

›Hab' ich einmal statt des bisherigen Apothekergoldes unfigürliches Waschgold, und hab' ich mich in meinem Brauofen zu einen Goldsohn des Glücks hinaufgekocht: so brauch' ich wahrlich nichts weiter im Überfluß als schlechte Metalle, damit zu diesen gemeinen Kristallmüttern die Goldsäuere den englischen Gruß sagt und ich den Messias bekomme, welchen ich brauche, und ich bin fast, was ich will. Nicht gerade alles, was ich als Millionär und Billionär und Trillionär tun will‹ – fährst du fort – ›führ' ich an (denn ich will überraschen); aber gesetzt, ich würde Fürst, weil ich natürlicherweise, insofern ich so viel Gold machte (denn nähere Ansprüche verschweig' ich), daß ich eine und die andere verpfändete Markgrafschaft um das Doppelte auslöste und Spaßes halber z. B. wirklich Hohengeis zu regieren bekäme: so weiß ich kaum, was ich täte vor Freude. Glücklich gemacht würde ohnehin jeder – die Armen – die Armendeputation – der Hof und der Regimentstab – jeder sonstige Stab – meine vielen Kollegien – Denn von jenen Fürsten, welche in ihren Nächten, die noch teuerer und länger sind als ihre Tage, dem Lande das Fett absaugen und nur die Tränen ihm lassen, wie Nachtlampen das Öl aufzehren und nur das Wasser verschonen, von solchen Fürsten bin ich dadurch unendlich verschieden, daß auf meinen Gassen ein Geldbeutel leichter als ein Armer muß zu finden sein; und mein Land hört man zwei Meilen weit jauchzen, wie man jetzo einen Weltteil im andern heulen hören kann. Um aber die Sache zu begreifen, so erwägt doch nur, wodurch ich alles so glücklich mache, wie ihr seht! Ich, als ein tragbares Potosi, als ein Taschen-Goldschacht, bezahle mit meinem Golde jede starke Einfuhr; Hungrigen und Durstigen läge bloß die Privat- und Partialeinfuhr in eigne Magen-Häfen ob; ja ich könnte mir mit großen Kosten Bettler aus allen Ländern verschreiben, um sie als Reiche durch den Schub über die Grenze zu schicken. Es ist mir widerlich und zu abgeschmackt, wenn man meine künftige, aber feste Einrichtung, daß ich jährlich, statt der drei hohen heiligen Feste, an jedem Sonntage eines samt den nötigen Feiertagen einfallen lasse, damit angreifen will, daß die Leute dabei zu wenig verarbeiten würden, als ob ich nicht an einem Feiertage mit dem faulen HeinzeOder Athanor, ein chemischer Ofen, darum so genannt, weil man seltner nachzuheizen braucht. mehr verdienen könnte als das halbe faulenzende Markgrafentum oder das halbe schwitzende; und diesem schenk' ich ja, was ich will. Seh' ich denn nicht voraus, wie köstlich die Sachen gehen? Was kann ich nicht allein schon zu meinen Namentagen, Geburttagen und Wiedergeburt- oder Tauftagen für ungeheuere Summen herschießen zu Ehrenbogen, Vivat-Tränken, Geldauswürfen, Cocagne-Bäumen! – Gegessen wird in meinem Lande wie in keinem, nämlich delikat, indianische Hühner soll Worble‹ (er nimmts mit Dank an) ›zugleich mit indianischen Vogelnestern ausnehmen – und Wein zahlt statt des Einfuhrzolls den Ausfuhrzoll, aber den stärksten, nämlich ebensoviel in Geld oder Wein, als die Ausfuhr beträgt, besonders für Weine wie solche: Clos de Vougeot, Madera Malvoisie und Hochheimer sogenannter Dom-Presenz und sonst Bestes.

Mein ganzes Land soll ein großes Bette der Ehren und Ehrengelage sein. Wenn in Schwyz in der Schweiz der barfüßige Betteljunge so gut mit seinem Sonnenschirme geht wie der Bauer auf dem Mistkarren: so kann jeder von mir ein Ordenkreuz erhalten, nur daß vielleicht der Adel seine Andreaskreuze vorn und das Volk sie wie Kreuzfahrer auf dem Rücken tragen muß, und ich bin aller Orden zeitiger Commandeur. Ja es ist die Frage, ob ich nicht Preismedaillen statt des großen Geldes und Ehrenpfennige statt des kleinen einführe, bloß damit der ganze Staat sich darf sehen lassen. Zur Elite des Landes und Fürsten und der Hoftafel ließ' ich das Dessert- oder Nachtischbesteck von Messern, Löffeln und Gabeln, das an allen Höfen kleiner ist, weil es golden ist, eben darum kolossal herumgeben und größer als das silberne, und aus einem goldenen Vorleglöffel versuchte man Eise.

Aber Fürsten müssen auch‹ (wird unser Marggraf fortfahren) ›Verstand zeigen, und einen mehr als fürstlichen, und Lunte riechen und immer wissen, wo der Hase liegt. Darum bin ich zu meinen durchdachtesten Gesetzen, so wie verpflichtet, so erbötig. In meinem Landes-Codex sollte man z. B. finden: kein Goldmacher werde im ganzen Lande geduldet – kein Arzt mache Arzeneien – der Stand der Apotheker teile, wie Ärzte zerfallend, sich in Viehapotheker, Leibapotheker, Wundapotheker, Proto-Apotheker u. s. w. – dem so arm machenden Überreichtum werde durch starke Geldstrafen des Geldes unter dem Namen Surplus-Steuer und zwar so nachdrücklich gesteuert, daß solche Steuerpflichtige auf ihren Münzen zu lesen glauben, was in mehren Zeiten auf päpstlichen stand: vae vobis divitibusWeh' euch Reichen!, worauf sie solche Münzen heute lieber als morgen aus den Händen wünschen müssen. Aber solche Störenfriede in meinem schönen Markgraftum seh' ich schon voraus, ja noch schlimmere, welche gerade, wenn ich und das Land die Freude selber sind und wir uns vor Lust kaum zu lassen wissen, krächzen und greinen und tun, als fräßen sie viel in sich und bissen überall schmal. Aber solche Landes- und Rabenkinder, die verdrießlich sind, nehm' ich beim Kragen und setze sie fest und stecke sie, sollte auch meine ganze Markgrafschaft daraus bestehen, ins Loch. Aber Himmel! wer hätte dergleichen unter meiner Regierung erwartet?‹ (Ich freilich am ersten, lieber Apotheker; denn du beugst dich, wie gewöhnlich, ins Gegenteil deiner Rede um, wie bei der Ewigkeitschlange der Kopf den Schwanz beherbergt; aber du kehrest wieder schön das Umkehren um, weil du unerwartet so fortfährest, wenn du mehr getrunken:) ›In jedem Falle soll es niemand in meinem Markgraftum herrlicher haben als meine vorigen trefflichen Hauptfreunde; denn mein Renovanz wird bekanntlich aus einem Hofstallmaler zum Leibtiermaler, mein Zuchthausprediger wird mein Kabinett- und Hofprediger, und vollends mein Worble, der Freimäuerer, der Mann ohnegleichen, soll, wenn ich die Ehescheidung von seiner Frau und alle seine Schulden bezahlt habe, dieser soll und muß, ob es gleich seine Verdienste weniger belohnt als bezeugt, der nächste an meinem Throne bleiben, oder der Donner soll in den ganzen Bettel fahren. Amen! – Dixi – dixisti!‹« –

Peter Worble setzte von jeher mit Vergnügen den entzündlichen Apotheker durch seine Übertreibungen in Zorn und Brand, weil er ihn schnell abkühlen, wieder erhitzen und wieder lüften konnte; am meisten aber versuchte er, wie schon gesagt, sein Einheizen und Überheizen, wann Nikolaus gerade den Stein der Weisen, wie einen Grabstein eines auferstehenden Erlösers, zu heben dachte, zumal da solcher schon einige Male durch eine entlockte Aufwallung den nahen Stein verscherzt zu haben glaubte.

Aber dieses Mal verschoß sich Peter. Sie ist nicht zu beschreiben, die Gelassenheit, mit welcher der Apotheker ihm freundlich die Hand über die Punschschüssel hinüberreichte und zu ihm sagte: »Mein gar lieber Freund, du weissagst besser, als du weißt, und ich könnte im Ernste wohl größere Dinge verheißen als du im Spaße; denn ich darf Ihnen allen beschwören, daß ich durchaus nicht den Stein der Weisen oder das bloße Goldmachen gefunden – wie Sie vielleicht aus meiner heitern Stimmung schließen wollen –, sondern daß ich wirklich eine ganz andere Erfindung so gut als in Händen habe, mit welcher man freilich neben dem Goldmacher, der mit der seinigen nur als ein Mittelmann und Millionär erscheinen kann, als ein Billionär und Trillionär dasteht.«

Peter versetzte: »Was mich dennoch wundert; denn bisher hat jeder vernünftige Mensch geglaubt, daß ein einziger Gran vom Weisen-Steine 304 Millionen Taler und eine halbe an Gold liefere, zumal da ein Stückchen davon in Nußgröße, das ein Adept vor Helvetius geprüft, zu 20 Tonnen Gold ausgereicht hätteBaldingers Magazin für Ärzte B. 3. St. 6; – aus Möhsens Leben von Thurneisser S. 18., nach allen Zeugnissen.«

»O mein Freund!« fuhr Nikolaus fort, »es gehen jetzo Sachen in der chemischen Welt vor – aber keine drei wissen es, und darunter gehör' ich vielleicht. Gold freilich konnte bisher jeder machen, ders verstand als Adept. Allein es gibt, das weiß Gott, noch andere Sachen. Kommt nun jener herrliche chemische Jahrmarkttag, an welchem ich mir selber meine Krone aufsetze und meinen Zepter in meine Hände gebe: so werd' ich ein solches Kleeblatt von Freunden, das mich schon zu einer unscheinbaren Zeit zu würdigen gewußt, wo mich das hiesige dumme Rom und der Landhauptmann noch schlecht erkannten, in meinem vielleicht zu glänzenden Zeitabschnitt nicht vergessen, geschweige verachten – fern sei von mir jener dumme Stolz, womit ich mich stelle, als kenn' ich Sie nicht; wahrlich ich werde stets – und hätt' ich einen Thron auf meinem Kopfe – mit Ihnen umgehen, als wären wir die ältesten Freunde, was ja auch wirklich so ist. Daher geb' ich hiemit jedem von Ihnen meine Hand,« (er bot sie am Tische umherreichend an und warf die Gläser um, weil er sich selber bis zu Tränen und zu dunkeln Augen gerührt), »daß ich Ihr Wohl künftig vor jedem andern ausschließlich bedenken werde – und zwischen mir und dir, Worble, bleibt es nach wie vor beim Du, wie du wohl durch gewisse Verhältnisse auf unserer akademischen Laufbahn die gewisseste Hoffnung davon haben kannst.«

Hier starrte sogar der sonst so vielwortige Freimäuerer ihn stumm-dumm an, als habe der Apotheker aus seinem chemischen Luft- oder Windschiff zur Erleichterung ordentlich sein zu gewichtiges Gehirn als Ballast herabgeworfen und nur die leere Gehirnschale als Korkrinde behalten. »Wenn ich weiß,« sagte endlich nach langem Einatmen Worble »wo mir der Kopf steht oder wo dir, so will ich mich fressen.«

Der Prediger Süptitz, den jede Unordnung fast körperlich abpeinigte, und welcher daher liegende Trinkgläser nicht sehen konnte, stellte sie auf und sagte: eh' er etwas über alles sage, halt' ers für seine Pflicht, vorher länger darüber nachzudenken. »Ich«, sagte Renovanz »wüßte wahrlich nicht was viel dabei zu denken wäre.«

Kaum aber hatte Nikolaus die ersten zwei Gläser Punsch verschlungen, als er aufsprang und sagte: heute wiss' er nirgend zu bleiben – er möchte gern in Gesellschaft sein und doch auch in der Einsamkeit – und Worbles Spaßrede habe vollends hunderttausend ernste Gedanken in ihm aufgewiegelt und ihn ordentlich in Brand gesteckt – er müsse nach Hause und sich aufs Kanapee legen, um seine Zukunft noch vorher in Gedanken recht ungestört zu genießen, ehe sie da wäre. Diese Bruchstücke warf er in die verschiedenen Winkel hinein, wo er Hut und Stock, die männlichen Lehnträger, suchte. Worble bat ihn flehentlich, einer ganzen Gesellschaft doch nur einigen Wind zu geben, was er denn außer sich noch verwandle, da es kein Gold sei. Da berührte der Apotheker mit dem Stocke eine unter dem Ofen liegende Kohle und sagte die sehr bedeutenden Worte: »Die weiche Kohle wird bald eine harte, die finstere eine durchsichtige – und leuchtet so lange wie die Sonne.«

Aber aus der Kohle, welche er zum Grundstein seines Ehrentempels, wie eines ephesischen der Diana, zu legen erklärte, war wenig Licht zu ziehen, weil sie im damaligen Alter der Scheidekunst nur durch ihre Kraft, faules Wasser, faules Fleisch, faule Luft zu reinigen, im Rufe stand. Worble konnte sich nichts Vernünftiges dabei denken als eine Sinnbildlichkeit, nach welcher die Kohle dem Apotheker Luft, Fleisch und Wasser seiner modernden Lebensverhältnisse wieder ausreinigte, und unter Kohle wäre die Hoffnung gemeint; aber bisher hatte sich sein alchemisches Schatzgeld immer wie das des Teufels bloß verkohlt. Worble fragte endlich: »So sag's einmal in des Henkers Namen, eh' du gehst, was du machst statt Golds?«

– Nur selten wird es witzigen Köpfen im gesellschaftlichen Leben so gut, daß sich alle Umstände um sie her zum Abbrennen eines lange schußfertigen Fortissimo-Schlagwortes herrlich so zusammenstellen, wie etwan im Palais royal die Sonnenstrahlen durch ein Brennglas eine Kanone immer um 12 Uhr abfeuern. Aber Marggrafen sollte das Glück beschieden sein, daß er gerade mit Hut und Stock unter der Gartenhaustüre stand und Gute Nacht sagte und sich dann mit dem überschwangern Kernwort umwenden konnte: »Was ich mache, fragst? - Diamanten, Worble!« Darauf schloß er Mund und Türe und ging mit ungesuchter Würde und mit dem Kopfkissen im Kopfe nach Hause.

– Hätt' er gesagt, er mache Kaiser – oder kaiserliche Banknoten – oder Heldengedichte – oder Reisen um die Welt – oder perpetua mobilia (Selbbewegmaschinen): man hätte sich im Klub nicht stärker gewundert als über seine Diamanten; denn damals war die später von Biot, Pepys und Davy entdeckte vornehme Verwandtschaft der Kohle mit dem Diamant noch ein Geheimnis. »Diamanten?« wiederholten alle, aber jeder anders betonend. – »Psychologischen Grundsätzen zufolge« – fing Süptitz an – »kann ich mir seine neue fixe Idee (dafür muß ich sie wahrlich nehmen) wohl erklären; wie man in der Liebe nach dem Fehlschlagen des kleinern Versuchs mit Glück zu einem kühnern greift, so hat ihn der alltägliche Gedanke des Goldes schon an den höhern der Diamanten gewöhnt ..... Aber sehr heiß ist der Punsch! Es ist sonderbar genug, aber in meinem Leben hab' ich noch keinen Punsch getrunken, der nicht entweder zu heiß war oder zu kalt, anstatt gerade recht. So regiert alle flüssige Sachen ein böser Geist. Wenn ein guter Kopf einen brauchbaren Taschenwärmemesser für Suppe, Kaffee, Punsch erfände: die Menschen würden ihm bei aller Lächerlichkeit am Ende danken und brauchten selten zu blasen.«

Der Hofstallmaler – unter jene Leute gehörig, denen man ihrem Gefühle nach ordentlich die Ehre abschneidet, wenn man sich selber eine große antut, ja die sich über einen schon in der Erde liegenden oder in Nordamerika stehenden Schultheiß ärgern können, der sich allein für einen Kopf angesehen und die Rest-Welt bloß für den Rumpf dazu – war am meisten gegen Marggraf aufgebracht, zumal da er ihm das Abprügeln des Stößers abgeschlagen. Der Apotheker – erklärte er frei – fall' ihm mit seinen Anmaßungen zuletzt doch zur Last – Gern seh' er ihm seine Kunstkennerei, wovon jeder andere Künstler eine Malerkolik bekäme, aus Billigkeit nach, weil ihn nun einmal sein Vater zu einem Allwisser verzogen, der alles vorstellen wolle –; nur aber sein verfluchtes eingebildetes Krösus- und Moguls-Wesen sei nicht auszuhalten; und einem aufrichtigen Freunde, der ihn gern gebessert sähe, könnt' es ordentlich erwünscht kommen, wenn ihn der Schächter Hoseas wirklich am Jahrmarkte festsetzen ließe und er so als Krösus statt seines Stößers im Kerker sitzen müßte, ohne daß er beim Sitzen einen Porträtmaler zum Abzeichnen bekäme.

Der Freimäuerer trank erst aus und schenkte sich ein und sagte ganz vergnügt: er hoffe zu Gott und zu seinem Troste, der Apotheker gehe aufs Fabrizieren falscher Diamanten aus; denn dieser schöne optische Betrug mit Steinen bleibe in jedem Falle wenigstens solider als die Goldbrennerei; vom Apotheker als einem Scheidekünstler lass' es sich schon erwarten, daß er die sogenannten diamants du Temple oder von Alençon, die weiter nichts sind als bloße Kristalle oder sonst durchsichtige Steine, zum Glänzen vom Feuer entfärbt, den wahren Diamanten viel trügender nachmachen werde als ein dummer Handarbeiter. – Gedächte der Tor freilich, was der Himmel abwende, keine falschen zu machen, sondern bloß wahre: so wär' es dem Himmel geklagt – damit tanz' und stampf' er sich immer tiefer in seinen grünen Sumpf hinein. – –

Er trank deshalb stärker, für sich und ihn zugleich; der Stallmaler aber eigennützig nur für eine Person, und der Zuchthausprediger hielt es für Pflicht, nicht mehr Gläser zu sich zu nehmen, als wenn der Geber mittränke, und dividierte daher unaufhörlich leise den Punschnapf mit vier.


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