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7.
Gebet, den Glauben im Wald zu finden

Ich hoffe nichts mehr, o mein Gott. Ich will entsagen.
Ich lasse mich so wie die Schwingung dieser Hügel tragen.
Ich fühlte über mir die Nacht, die auf den Feldern steht,
Wenn abendlich die Sonne wie ein Lampenlicht vergeht.
Ich seh nichts mehr in mir. Ich bin wie Nacht, die sinkt,
Darin der Heugeräte blauer Schein ertrinkt
Im Wiesenland der Träume meiner Seele.
Der holden Frühe möcht ich ähnlich sein,
Wo sich im rosigen Tau die Hasen putzen rein.
Ich hoffte nichts mehr, Gott, als Leid, das kommen will.
Das macht mich wie den Landmann sanft und still,
Der treu geduldig bei der Egge, die im Boden zuckend springt,
Inmitten hochgehörnter Ochsen schreitet und sein Tagewerk vollbringt.
Mein Sinn ist stumpf geworden, doch mit leiser Seligkeit
Seh ich, von Hügelhöhe, in dem warmen Mittagslichte weit
Die leuchtenden und dunklen Wälder aus der Ebene steigen
Wie große Inseln von Verlassenheit und Schweigen.
Mein Gott, vielleicht daß mir der Glaube wiederkäme,
Wenn deine Hand vom Herzen mir, was darauf lastet, nähme,
Und was wie roter Himmel ist vor Sturmeswehn.
Vielleicht, mein Gott, wenn du mich hießest gehen
Zu einer Waldkapelle, die im Wipfel eines Baumes schwankt,
Daß ich den Glauben fände, stark wie Fels, der nimmer schwankt.
Die Häher, blaubefiedert, wölbten einen Himmel voll Gesang
Die starrgefrorne Glut des großen Walds entlang.
Und tränken von dem Frisch des heiligen Wassers.
Am Abend würd ein kleines Glöckchen weisen
Zum Gottesdienst, ein andres früh zur Stunde dann der Meisen.
In dieser Kirche würd es keine jungen Frauen geben,
Nur alte Männer, Kinder, Engel nur, die hin- und widerschweben.
Dort wäre Himmel, da man hoch in Ästen wohnte.

Um nichts mehr wissen und an nichts mehr denken! …
Zuweilen nur geschäh es, daß der alte Hund zur Nacht
Die Spur des guten wegeirren Wanderers entdeckend ihn bewacht –

O möchtest du, mein Gott, den Glauben mir im Walde schenken.


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