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  • Friedrich Antoine Piesecke (Zwickau)
  • Lachkrampf
  • Die Versuchung
  • Großmütterleins Tod
  • Geschichte einer kleinen Liebe
  • Der Tod aus Tradition
  • Amazonas
  • Theodors Tod
  • Das Märchen vom Fräulein Pollinger
  • Das Fräulein wird bekehrt
  • Die Fürst Alm
  • Ein sonderbares Schützenfest
  • Aus den weißblauen Kalkalpen
  • Wie der Tafelhuber Toni seinen Hitler verleugnet hat
  • Souvenir de Hinterhornbach
  • Der mildernde Umstand
  • Die gerettete Familie
  • Der Fliegenfänger
  • [Der Stolz Altenaus]
  • Vom kleinen Beamten
  • Mein Onkel Pepi
  • [Das Cafe, in dem Michael Babuschke saß]
  • Emil
  • Nachruf
  • Kapitel 25
  • Das Märchen in unserer Zeit
  • Der Gedanke
  • Neue Wellen
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Aus den weißblauen Kalkalpen

I

15. Juli. Die Schulen sind aus, die Ferien beginnen, die Städter strömen in die Natur um sich auszuschwitzen. Heuer gibt es wiedermal besonders viele unbefriedigte Damen. Pflichtgetreu absolvieren die Bauernburschen ihre galanten Abenteuer, diese Meister der praktischen Psychologie. Ich sitze in einem Aussichtscafé. Mißtrauisch erkundigt sich die Kellnerin, warum ich so ohne irgendeine Frau dasitze. Ich sage, ich sitze auch gern mal so allein, worauf sie meint: »Freilich, man muß auch mal ausschnaufen, jetzt ist wieder Saison, jetzt haben die Herren wieder streng zu tun.«

II

Ein Fremder fragt zwei eingeborene Brüder: »Verzeihen Sie, bitte, könnten Sie mir sagen welche Kuppe der Krottenkopf ist?«

»Ha?«

»Der Krottenkopf, bitte.«

»Der Krottenkopf«, befleißigt sich der eine Schriftdeutsch zu antworten, »des is dort der dicke, der dritte rechts hinter dem vierten links ganz hint, aber jetzt sehngs den net, von hier aus kann man nämli den Krottenkopf nicht sehen.«

»? ? ? ?«

»Geh laß do den Socka!« meinte der ältere Bruder freundlich.

»Leck mi am Arsch«, belehrte ihn der Jüngere. »Wannst a Fremdnort sein wuillst, mußt scho freundli sein zu de Leut, da hilft si nix.«

III

Erst sieben Wochen nach dem 20. Mai wurde das Wahlmysterium zu Mittelsöchering enträtselt. Dort wurden 68 Stimmzettel abgegeben, davon 67 für die Bayerische Volkspartei und einer für die Kommunisten. Natürlich wurde unter Leitung des Pfarrers nach dem roten Hund geforscht. Aber wie gesagt erst nach sieben Wochen kam man durch Zufall dahinter, daß die kommunistische Stimme nicht vom Anderlbauern stammt (der im Weltkrieg verschüttet worden war und seither nichts von all dem wissen wollte) und der als vermeintlicher Roter schon des öfteren gefotzt worden war, sondern von der achtzigjährigen Schwester des Pfarrers, die bei der Wahl ihre Brille daheim vergessen hat und also das Kreuz statt bei der sieben bei der fünf gemacht hat. – – Die Wahrheit hat selten Pointen.


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