Arno Holz
Phantasus
Arno Holz

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Das kleine Jöhr in mir,
das nach jedem Sonnenstrahl greift und nach jedem Schmetterling,
das Vergissmeinnichtaugen hat und das mir vor meinem Tode hoffentlich nicht sterben wird,
entzückt sich noch immer über Ludwig Richter.

Der Grosspapa liebt Walter Scott.

Mein Schläfchen,
sonntags,
wenn es zu Mittag Nelson-Coteletts,
Karpfen in Bier, oder vielleicht gar eine Gans gegeben,
erledige ich auf einem blauen, grüngestreiften Biedermannssopha,
über dem an einer gelben Urvätertapete ein Stich von Chodowiecki hängt;
und auf meinem Vertiko,
zwischen zwei Sträussen aus Zittergras,
paradiert eine blanke mit bunten Blumen bemalte Porzellankuh,
die, während ich schnarche, gemolken wird.

Indessen!

Das hindert mich Alles nicht.

Abends,
auf der Redoute,
mitten unter dem mittelsten Kronleuchter,
bin ich durchaus Europäer.

Eine wandelnde, höchst appetitliche Reklame für einen Wurstladen
hat ausser ihren Brillantohringen wirklich auch noch Tricots an.

Ich hebe mit gespreizten Fingern meinen Handschuh,
bugsiere ihn ihr geschickt bis auf fünf Millimeter vor das schwarze, glänzende Taffetnäschen,
lächle
und lasse ihn dann fallen.

Er bleibt sofort stecken.

„Na, kleener, Sectproppen, Kostenpunkt?“

 


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