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Amtmann allein, hernach Faustida
Amtmann | |
Ein großer Mann! – Mit Jubel folgt ihm alles Volk. Er führt, ein zweiter Moses, sie nach Kanaan. – Ein schönes Ding ist Weisheit; aber ohne Geld Ist doch sie eine leere Schüssel nur von Gold! – Wie, wenn der Fremdling aber ein Betrüger wär? Und was er uns erzählte, klang wie Märchen fast. Hier gilt es List, Verschlagenheit und feinen Sinn! |
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(Faustida tritt auf) | |
Da kommt zum Glück die Tochter her, das Dichterweib! | |
Faustida | |
Kann um des greisen Vaters müde Stirn das Kind Den Zweig des Lorbeers winden? Hast du obgesiegt Im Wortgefecht, den Nußzermalmer heimgebracht? |
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Amtmann | |
Ei was! Wer denkt an solchen alten Firlefanz? | |
Faustida | |
So ist sie wahr, die Kunde, die wie Meeresflut Sich brausend mit dem Marktgewühl verbreitet hat, Ein Mondesfürst mit großer Leibtrabantenschar Sei eingezogen; eifrig rüste sich das Volk, Um in des Fremdlings wunderbares Land zu ziehn? |
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Amtmann | |
Du siehst den eignen Vater reisewillig schon. | |
Faustida | |
Geschnürt ist rasch mein Bündel! Ich begleite dich! | |
Amtmann | |
Viel besser wär's, du bliebest hier und wartetest. | |
Faustida | |
O nein! Im Geiste schreib ich dir zwei Bände schon Voll »Mondserinnerung«, höchst pikanten Stils. Gewiß die Reisekosten bringen wird das Werk. |
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Amtmann | |
Du bleibst und hütest unterdessen mir das Haus! | |
Faustida | |
Das Haus! Das Haus und immer wieder nur das Haus! Das ist der Bannspruch, welcher höhnend uns verfolgt, Und den ihr um des Weibes Geist als Fessel werft! Begrenzt sich mit der Schwelle denn für uns die Welt? Bedarf der Speisen und des Tranks nicht auch der Mann? Erwärmt er nicht die starren Glieder just wie wir Am trauten Ofen? Mägde wollen wir nicht sein! Zu gleichen Teilen, beiden gebt das Leben uns! Die Schnecke, die als angeborne Last ihr Haus Geduldig auf dem Rücken trägt, ist lieber euch Als jene Adlermutter, die in kühnem Flug Hinschwingend sich, das stolze Felsennest umkreist. Von Pol zu Pol, wie Donner schallend, geht der Ruf: Dem Weibe Freiheit, mehr als Küchenfreiheit nur! |
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Amtmann | |
Um Gottes Willen, hemme deiner Rede Strom, Und hilf zuerst mir ratend aus der großen Not! Es bringt dem fremden Manne jeder alles Geld; Ich aber möcht bewahren gerne mich vor Trug. Wie fang ich's an? |
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Faustida | |
Nichts leichter! Höre meinen Rat! Mit kleinen Kieseln füllest du zwei Säcke dir; Die gibst du ihm. Dein echtes Gold verbirg daheim! Es wird dir, wenn es nötig ist, dann nachgesandt. |
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Amtmann | |
Der Rat ist trefflich! – Weiber! Ja im Paradies Habt ihr von eurer Schlange Besseres noch gelernt Als Äpfelessen. – Bleibe du nur fein zu Haus, Um treu zu wahren mittlerweile mir das Geld! |
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Faustida | |
Ich füge mich; doch später folg ich mit dem Schatz. | |
Amtmann | |
So komm, und hilf im Garten Steine suchen jetzt! |
(Beide ab in das Haus)