Luise Hensel
Gedichte
Luise Hensel

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Sehnsucht nach Ruhe

        Herr! deine Magd ist müde;
O nimm sie ein zur Ruh'!
Hienieden ist kein Friede;
Herr Jesu, rufe du!

Ich habe kein Gefallen
An Tand und eitelm Scherz,
Muß still und einsam wallen,
Kein Herz für dieses Herz.

Viel hat es wohl gelitten
Ach, Herr! noch mehr gefehlt
Manch heißen Kampf gestritten,
Die Wunde still verhehlt.

Da kann nun hier nichts halten,
Kein Glück, kein goldner Schein;
Es sucht bis zum Erkalten,
Herr Jesu, dich allein.

Sein Schatz ist nicht hienieden,
Drum kann es hier nicht ruhn.
So nimm es ein zum Frieden!
O ja! du wirst es tun.

Und wenn in treuem Sehnen
Dies arme Herz nun bricht
Und wenn in heißen Tränen'
Erlischt der Augen Licht:

Dann neigst du dich herüber,
Dann hab'ich abgebüßt,
Dann nimmst du mich hinüber,
Wo Heil und Gnade ist.

Berlin, Herbst 1815

 


 


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