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Warum ich mir kein Herz erwählte,
Das Liebe sucht' und Liebe bot?
Warum ich Christo mich vermählte,
Ihm treu zu sein bis in den Tod?
Warum ich ihn allein will lieben,
An seiner Schöne mich erfreun,
Bei seinen Schmerzen mich betrüben,
In seiner Liebe selig sein?
Warum? Nicht will ich es euch sagen;
Ihr mögt nur selbst zum Liebsten gehn,
Mögt nur den Allerhöchsten fragen,
Warum er so unendlich schön.
Gern hätte mich die Welt betrogen,
Sie bot mir all ihr blendend Glück,
Da hat er mich an sich gezogen,
Nun kehr' ich ewig nicht zurück.
So oft ich einem Erdensohne
In Liebe wollt' entgegengehn,
Da sah ich in der Dornenkrone
Den Liebsten traurig seitwärts stehn.
Und wollt' ich dennoch ihn verlassen
Und wollte mich den andern weihn,
So sah ich ihn am Kreuz erblassen,
So treu, so liebend, so allein.
Da hab' ich viel geweint, gerungen,
Zu ihm gewandt den trüben Blick,
Bis siegend ich hindurchgedrungen;
Nun will ich ewig nicht zurück.
Ich gönn' euch ja all eure Freuden,
Den bunten Tand, ich mag ihn nicht.
All euer Freun, all euer Leiden
Ist nicht mein Schatten, nicht mein Licht.
O gönnt auch ihr mir meine Freuden
Und störet meinen Frieden nicht!
In ihm, mit ihm ist jedes Leiden
Verklärt und süß und führt zum Licht.
Düsseldorf, Frühjahr1820. |