Projekt Gutenberg-DE
Autoren ∞ Werke ∞ Neu ∞ Information ∞ Shop ∞ Lesetips ∞ Textquelle ∞

Luise Hensel
Gedichte
Inhalt

Inhalt

  • Luise Hensel
  • Die Siebzehnjährige auf dem Balle
  • Dem Bruder zum 6. Juli
  • Abschied von der mütterlichen Freundin
  • Anne-Marie
  • Antwort
  • Aschermittwoch
  • Aufforderung
  • Blick nach innen
  • An den Bruder
  • »Die Liebe ist nicht geliebt«
  • In einer Dorfkirche
  • Mein Emmaus
  • Entschluß
  • Ergebung
  • Fasten 1867
  • Der bewährten Freundin
  • Für dich, mit dir, um dich
  • An ihrem Grabe
  • Heimat
  • Heimweh
  • Herr, hilf mir auf, daß ich meinen Feinden vergelte
  • Hingabe
  • Beim Lesen der Heiligen Schrift
  • Jesus in der Heiligen Schrift
  • Kein Frühling mehr
  • Kein Rückblick
  • Kindeslallen
  • Kapitel 29
  • Kreislauf der Dinge
  • Die Wahl des Liebsten
  • Lied
  • Lobet den Herrn, all ihr Werke des Herrn
  • Abschiedswort an Julie Matthey
  • An meinen Bruder
  • An meinen frommen einzigen Bruder
  • Nachtgebet
  • Nächtliches Wiegenlied
  • Am Neujahrstage
  • Rastlos
  • Rat von oben
  • Raupenleben
  • Scheidegruß
  • In schwerer Krankheit
  • Sehnsucht nach Ruhe
  • Später Frieden
  • Im Spätherbst
  • Stark in ihm!
  • Stilles Gotteslob
  • An St. Maria Magdalena
  • Sursum Corda!
  • Trost
  • Unbegreiflich
  • Untreue, Reue, neue Treue
  • Vor dem Vesperbilde
  • Was du noch zu tun hast
  • Wehmut
  • An Wilhelm
  • Will keine Blumen mehr
Luise Hensel

 << zurück weiter >> 

Nächtliches Wiegenlied

            Lieb Knäblein, schlaf'! Ich wache gern,
O schlaf, mein armes Kind!
Am Himmel steht der Abendstern,
Der sieht recht lieb und lind.
Es sehn ja alle Sterne
Mein bleiches Kindlein gerne.
Schlaf ein, mein frommes Kind!

Ja, schlaf in Gottes Namen ein,
Die Äuglein schließe zu;
Dann sehn die lichten Engelein
Herab auf deine Ruh'.
Da draußen wehn die Bäume,
Sie rauschen bunte Träume.
Ach, tu' die Äuglein zu!

Lang ist's schon, daß mein armes Herz
Der süße Schlummer flieht
Und daß auf meinen stillen Schmerz
Der Mond herniedersieht.
Mein Waislein, bleib doch liegen,
Will dich als Mutter wiegen;
Horch auf mein neues Lied!

Aus teurem Grabe wuchs ein Reis,
Das war so zart und fein;
Ich pflanzt' es in mein Beet mit Fleiß
Und sah es schön gedeihn;
Nun nagt an seinem Herzen
Ein böser Wurm mit Schmerzen,
Nun welkt es mir zur Pein.

Wohl träumt ich manchen schönen Traum
Von meinem lieben Reis':
Ich hofft', es wer' ein hoher Baum
Zu Gottes Ehr' und Preis'.
Der, dacht' ich, wird in Stürmen
Viel schwache Bäumlein schirmen
Umher in weitem Kreis'. –

Mein Hoffen sah ich nun vergehn:
Es welkt mein Zweigelein,
Und seh' doch andre Reislein stehn,
Die nicht so lieb und fein. –
O, schlaf. mein armer Knabe!
Die Mutter schläft im Grabe
Und denkt im Himmel dein.

Berlin, Winter 1817

 


 


 << zurück weiter >> 
Impressum ∞ Nach oben ∞ Datenschutz