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5. Kapitel.
Auf dem Wege nach Avakubi.

Ehe die Sonne aufging, hatte der Weiße die Boys geweckt und die hl. Messe gelesen, das Opfer des Friedens und der Versöhnung dargebracht für die Armen, die noch im Dunkel der Todesschatten saßen und unter den wildesten Leidenschaften seufzten. Kaum hatte er das Frühstück beendet und alles verpacken lassen, als der Häuptling Alebi selbst mit zwanzig Trägern erschien. Mit großem Wortschwall versicherte Alebi ihn seiner Freundschaft und Ergebenheit und bedauerte bloß, daß die Träger ihn nur bis Batama begleiten könnten. Die Leute müßten mit auf die Kautschuksuche für den Bula-Matari.

Der Missionar forschte nicht weiter nach dem Grunde dieser Maßnahme und war froh, die Gesellschaft des heimtückischen Häuptlings los zu werden. Kurz angebunden sagte er: »Gut! Auf Wiedersehen!« Von Seiten des Sultani aber war der Abschied sehr freundlich. Er hatte es sich auch nicht nehmen lassen, die Karawane gut mit Lebensmitteln zu versehen.

So ging's denn wieder in den Wald hinein. Die Mobali sind ruhiger als die Wabuddu und andere Waldstämme und singen nicht so viel, um ihrem Marsch einen ermunternden Rhythmus zu verleihen. Plaudernd schreiten sie im Gänsemarsch dahin. Heute waren sie noch schweigsamer als sonst. P. Varmer war nun einmal mißtrauisch geworden, und er machte Nogi auf diesen Umstand aufmerksam. Doch Nogi meinte, er brauche die Träger nicht zu fürchten. Jeder von ihnen wisse, daß er durch irgend eine Maßnahme gegen den Weißen das ganze Dorf in Gefahr bringe, vom Bula-Matari zusammengeschossen zu werden. Nogi übergab trotzdem dem Ngula Gewehr und Kaffeeflasche, während er nur noch das Brevier trug, und mischte sich unter die Träger, indes der Pater und Ngula in einiger Entfernung dahinter schritten.

Bald erfuhr der Bursche, weshalb die Leute so schweigsam waren. Seit einiger Zeit lebten sie in Feindschaft mit den Mambutti, die ihnen so oft die Pflanzungen heimgesucht und beraubt hatten. Zwar hätten sie in den letzten Monaten nichts mehr von diesen kleinen Waldteufeln gehört, aber man müsse auf der Hut vor ihnen sein.

Nogi meldete alles dem Weißen, der dann den Trägern sagen ließ, sie sollten unbekümmert weitergehen, er wolle mit seinem Gewehr die Nachhut bilden.

Eine Stunde mochte man bereits unterwegs sein, da zischte plötzlich ein Pfeil an dem Weißen vorbei und fuhr in einen nahestehenden Baum. Gleich gab der Weiße in der Richtung des Pfeilschusses zwei Schüsse ab. Die Träger stutzten erschrocken und kamen herbeigelaufen. Die helle Angst stand auf ihren Gesichtern. Sie warfen die Lasten ab und wollten nicht weiter: »Die Mambutti! Die Mambutti!« Der Schrecken lähmte ihre Glieder. Doch konnten sie nicht begreifen, warum der Pfeil nicht auf die Träger, sondern auf den Weißen abgeschossen worden war. Sie zogen den Pfeil aus dem Baum und Nogi hörte, wie sie flüsterten: »Das ist ein Mobalipfeil.«

P. Varmer, dem Nogi das mitteilte, wußte das schon. »Der Schurke Alebi!« sagte er leise, »ich werde ihn schon kriegen.«

Nachdem er sich auch den Pfeil betrachtet hatte, gab er ihn dem Führer mit den Worten: »Diesen Pfeil bringe deinem Häuptling Alebi als Geschenk des Weißen.«

Der Führer staunte, doch P. Varmer feuerte nun die Träger wieder an, und bald ging's weiter. In der nächsten Stunde durchschritt man zwei Dörfchen, und jedesmal wurde die Karawane vom Häuptling empfangen und bis zum anderen Ende begleitet. Jedesmal erkundigte sich der Weiße, ob einer in letzter Zeit etwas von den Mambutti gehört habe, und erhielt die Versicherung, man habe nichts bemerkt. »Doch müssen wir nachts unsere Felder stets bewachen,« sagte Ekungu, der Vorsteher des letzten Dorfes. »Diesen Akkas (Zwergen) ist alles zuzutrauen.«

Mit neuem Mut ging's nun voran. Der Pfad war wenig begangen. An vielen Stellen mußten die Träger sich zuerst mit dem Buschmesser einen Weg durchs Dickicht bahnen. Jedoch bald gelangten sie auf einen breiteren Pfad, der deutliche Spuren von Elefanten aufwies. Es ging etwas bergab, und endlich standen die Träger erstaunt vor einem großen Wasser, das durchwatet werden mußte.

»Lo–o–o!« rief plötzlich einer von ihnen und wies auf das andere Ufer. Weiter konnte er nichts hervorbringen.

»Mambutti!« erscholl es nun wie aus einem Munde. P. Varmer griff schnell zum Fernglas und sah, wie dort eine Anzahl Mambutti eiligst davonflohen und im Dickicht verschwanden. Erlegtes Wild ließen sie dabei im Stich.

Am liebsten wären einige Träger gleich losgezogen, sich der willkommenen Fleischbeute zu bemächtigen, aber die meisten rieten davon ab, da sie einen Überfall der gefürchteten Zwerge für sicher hielten. Der Weiße riet zum Durchwaten des Wassers, und er blieb am hohen Ufer mit geladenem Gewehr stehen, bis die Träger hinüber waren. Dann ließ er sich vom stärksten auf den Schultern hinübertragen.

Der Pater hielt die Leute vom Fleischraub ab und schlug vor, die Zwergneger in freundlicher Weise herbeizurufen. Eine friedliche Auseinandersetzung mit ihnen sei ratsamer, zumal sie ja auch aus dem Rückwege mit ihnen Bekanntschaft machen könnten. Zudem drängte ihn das Verlangen, dieses interessante Völkchen, von dem schon Herodot erzählte, näher kennen zu lernen.

Die Mobali riefen also in ihrer Sprache, wie auch in verschiedenen anderen Dialekten der Gegend in den Wald hinein:

»Kommt, wir sind Freunde! – Wir wollen Fleisch von euch kaufen! – Kommt, der Ganga Zambi, der Mann Gottes, der Lehrer des großen Geistes, ist bei uns. Wir tragen seine Lasten. – Kommt und sehet, wir wandern in friedlicher Absicht und möchten etwas Fleisch haben. Der Weiße ist reich und bezahlt euch schöne Sachen dafür. Er gibt euch auch Salz. – Kommt, sehet den Weißen, der hat auf dem Kopfe einen großen weißen Hut, wie die Leute des Bula-Matari!«

Diese Rufe blieben nicht ohne Wirkung. Denn die Mambutti hatten aus dem sicheren Waldversteck den Ort und die Karawane nicht aus dem Auge verloren. Und plötzlich erschienen einige unter den ersten Bäumen der Lichtung. P. Varmer winkte ihnen freundlich zu, und nach einigem Überlegen kamen die mutigsten der Zwerge näher. Der freundliche Ton in der Stimme des Weißen mochte dazu beigetragen haben, ihr Mißtrauen zu zerstreuen.

Als sie ziemlich nahe gekommen waren, blieben sie nochmals stehen. Doch sie schienen den Weißen, den sie jetzt erkannten, nicht zu fürchten und kamen schließlich herbei. Der Missionar konnte sich mit ihnen nicht verständigen, weil sie das Kingwana nicht verstanden, aber die Träger verdolmetschten schon seine Worte.

»Habt keine Furcht, der Ganga Zambi aus Ulaya, aus dem Lande jenseits des großen Wassers, ist ein Mann des Friedens!«

»Das wissen wir, und deshalb sind wir auch in friedlicher Absicht gekommen.«

»Gut denn, wir sind auf der Reise und haben Hunger. Ihr habt als geschickte Jäger eine gute Beute gehabt. Wollt ihr uns nicht etwas Fleisch davon für die Träger verkaufen?«

»Doch, das wollen wir.«

Gleich schnitten sie aus dem Tier, an dessen Zerlegen sie gestört worden waren, mehrere Stücke heraus. Und auf ihr Rufen kamen auch die übrigen Jäger herbei. Alle erhielten etwas Salz, einige Glasperlen und der Anführer eine kleine Pfeife mit Tabak. So wurden sie ganz zutraulich, wenn sie auch immer wieder mißtrauische Blicke auf die an ihren Tätowierungen erkennbaren Mobali warfen.

P. Varmer bemerkte, daß keiner von ihnen größer als 1,30 m war. Ihr Körper war ebenmäßig gebaut, aber ziemlich behaart, der Kopf verhältnismäßig groß auf einem mageren Hals, die Nase sehr platt, die Unterlippe stark hervortretend. Auch war ihr Haar wolliger, als sonst bei den Negern. Die Mißgestaltung ihrer Fußzehen ließ ihre Gewandtheit, Bäume zu erklettern, erkennen. Die meisten trugen Bart und Schnurrbart, doch keiner von ihnen war tätowiert.

Nun ließ er sich von ihrer Lebensweise erzählen. Sie leben familienweise im Walde, wo sie sich aus Zweigen kleine Hütten bauen. Wenn das Wild sich aus der Gegend verzogen hat, ziehen auch sie weiter. Es sind die Zigeuner des Urwaldes, die nirgends länger ansässig sind und stets ein Nomadenleben führen. Mit vielen Stämmen leben sie in Freundschaft und tauschen mit ihnen Fleisch gegen Bananen, Maniok und andere Lebensmittel. Auch fischen sie. Sie haben aber keine Felder. Im Schießen mit Pfeil und Bogen sind sie unübertreffliche Meister, führen aber stets vergiftete Pfeile mit sich. Wegen ihrer kleinen Gestalt kriechen sie schnell, meist auf allen vieren durch das Dickicht, schleichen sich sogar unter einen Elefanten und schneiden ihm mit kühnem Schnitt die Fußsehnen durch.

Der Missionar ließ sich ihre Schießgewandtheit vorführen, bezeichnete an einem entfernten Baum einen Punkt und versprach für jeden Treffer einen Löffel Salz. Von zehn Schüssen trafen neun das Ziel, und die Schützen erhielten freudig ihre Belohnung. Doch P. Varmer gab ihnen auch einen Beweis seiner Kunst und schoß eine Kugel mitten ins Schwarze hinein. Zwar fuhren sie bei dem Knall zusammen, klatschten dann aber eifrig Beifall. Dann sagte er ihnen, sie sollten Freunde bleiben und auch die Träger, wenn sie zurückkehrten, nicht behelligen. Das versprachen sie ihm.

Nach einer kurzen Rastpause und einem Imbiß zog die Karawane friedlich weiter, während die Jäger sich daran machten, den Rest ihrer kostbaren Beute in Sicherheit zu bringen. In angestrengtem Marsche erreichte man das Dorf Batama, das mitten im Urwalde liegt.

Nach dem üblichen Empfange meldete der Häuptling Alekete, daß an dem Abend auch der Bezirkskommandant von Bomili, Herr Vanhagen, auf einer Durchreise eintreffen würde. Doch habe er für die nötige Unterkunft gesorgt. Er täte gut seine Pflicht gegen den Bula-Matari.

P. Varmer war hocherfreut über diese Nachricht und ließ sich gleich häuslich nieder. Nach dem Abendessen ging er auf den Dorfplatz, wo noch viele Männer an den Feuern saßen und unterhielt sich mit ihnen. Über ihm strahlte ein herrlicher Himmel. Stern an Stern ging auf und das Kreuz des Südens stand bald in seiner ganzen Pracht am Firmament.

So fing er denn an, ihnen von den Sternen, ihrer Zahl und Größe und ihrer Entfernung zu erzählen zum Staunen seiner Zuhörer. Er sprach vom Himmel hoch darüber, vom Schöpfer, der alles das für die Menschen erschaffen habe, von seiner Allmacht und Güte.

Dann ging er über auf den Sündenfall und die Erlösung, und schließlich sagte er, er sei von Ulaya nach dem Urwalde gekommen, um auch ihnen die Lehre des großen Geistes zu verkünden. Alle Menschen, auch die Mobali könnten in den schönen Himmel kommen.

»Wir aber wollen nicht in deinen Himmel kommen. Wir wollen dorthin, wo die Geister unserer Väter sind,« rief ihm nun einer entgegen, der Tabeki hieß und anscheinend eine Führerrolle hatte.

»Warum denn wollt ihr nicht die Wahrheit hören?« fragte er erstaunt.

»Wir wissen, daß die Weißen klug sind,« antwortete ein anderer, »aber wenn die Weißen zu uns kommen, werden sie doch wohl ihren Vorteil dabei im Auge haben! Wozu sonst hätten sie ihr Land verlassen und wären zu uns gekommen! Weshalb nehmen sie uns das Land und zwingen uns zur Kautschukarbeit?«

»Ich bin keiner von den Weißen des Bula-Matari,« antwortete P. Varmer. »Ich bin der Lehrer des großen Geistes und er hat mir gesagt: Geh hin zu den Mobali, denn auch die Schwarzen sind meine Kinder und sollen in den Himmel kommen. Geh hin und verkünde es ihnen.«

Noch eine Weile dauerte die erfolglose Religionsstunde, da meldeten die Gongs, daß der Weiße von Bomili herannahe. Gleich war alles auf den Beinen. Der Missionar schloß sich dem Häuptling und seinem Gefolge an, um den hohen Beamten am Eingang des Dorfes zu erwarten. Der war sehr erstaunt, dem Pater zu begegnen und sagte ihm: »Ich weiß schon, das Sie unterwegs nach Avakubi sind. Der Missionsobere teilte es mir kürzlich mit und schrieb mir, ich solle Sie zur Eile anspornen, da der zweite Missionar krank geworden sei und die Arbeit dränge.«

P. Varmer war schmerzlich berührt von der Nachricht, daß ein Missionar in der Mission erkrankt war und er ahnte schon das Schlimmste. Es stand bei ihm fest: In Eilmärschen wollte er nach Avakubi reisen.

»Ich verstehe Ihre Eile,« meinte der Beamte, aber vor morgen früh reisen Sie ja nicht, und ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie mir heute abend ein Stündchen widmen würde. Ein Weißer ist immer ein Gruß aus der Heimat.«

Gern willigte der Missionar ein. Auch er hatte das Bedürfnis, in einem Plauderstündchen mit einem Europäer Afrika und seine Schrecken zu vergessen.

Als die beiden Weißen nun bei einem Glase Rotwein plauderten und von der Heimat erzählten, war die Unterhaltung doch bald wieder auf Afrika hinübergesprungen. Herr Vanhagen erzählte von seinen Sorgen und Enttäuschungen und kam schließlich auf die Anyotos zu sprechen.

Der Pater schmunzelte und nickte ihm zu.

»Wissen Sie auch davon?« fragte der Beamte erstaunt.

»Ja, ich habe auch schon manches darüber erfahren«.

»Das ist ja großartig! Doch hören Sie zuerst«, fuhr Herr Vanhagen fort. »Herrn Remy den Kommandanten in Panga ist zuerst der Gedanke gekommen, es handle sich bei den zahlreich vorkommenden Leopardenmorden um eine geheime Mörderbande. Wir kennen ja aus der Heimat die Geschichten vom Werwolf. Bei allen Völkern begegnen wir diesen sogenannten Lycanthropen. Es gibt einen Mordwahnsinn. Die davon Befallenen glauben sich in ein wildes Tier verwandelt und ahmen dessen Haltung, Gang und Bewegungen nach. Sie fühlen den unwiderstehlichen Drang in sich, nach Art des Tieres, in das sie sich verwandelt glauben, zu töten, wie die Tollwutkranken in Europa nicht umhinkönnen zu beißen. Nach eigenem Zeugnis handeln sie fast instinktiv, ohne das Bewußtsein der verbotenen Handlung zu haben. Ja, sie glauben so fest an die Tierkraft in ihnen, daß sie ohne die Tierverkleidung, die sie gewöhnlich anlegen, sich vollständig machtlos fühlen. In allen Kolonien hat man derartige Wahnsinnige gefunden: Leoparden-, Panther-, Krokodilmenschen. Um etwas ähnliches scheint es sich in hiesiger Gegend zu handeln«.

»Erlauben Sie, Herr Kommandant«, unterbrach ihn P. Varmer, »ich möchte Ihnen gleich darauf sagen, daß es sich nach meinen Erfahrungen hier bei den Mobali durchaus nicht um einen solchen Wahnsinn handelt. Ich glaube, daß die Mörder sich bloß der Leoparden-Maskierung bedienen, um das Volk, das an die Seelenwanderung glaubt, von ihrem verbrecherischen Treiben abzulenken«. Und er erzählte ihm, was er unterwegs und besonders in Bapandi erlebt hatte.

Der Beamte war überrascht von allem, was er da vernahm und ihn in seinen Ansichten bestärkte. Gleich schrieb er alles flüchtig nieder. Er wolle alles Herrn Remy nach Panga berichten, der das ganze Material sammele.

»Herr Remy teilte mir kürzlich mit, daß er das Rätsel bald gelöst habe. Hier in Batama soll ein gewisser Tabeki mit einem andern Mörder ein Mädchen namens Akendokawa unter den Augen ihrer Mutter getötet haben. Und der Häuptling Alekete hat nur gemeldet, das Mädchen sei von einem Leoparden gemordet worden. Auch in der Nähe von Bomili habe ich Anhaltspunkte, daß verschiedene Männer, eine Frau Mawere und ein Mädchen von Bafwambole von solchen Frevlern getötet worden sind«.

Die beiden Weißen waren sich einig darin, daß die Anyotos wirkliche Mordbanden bildeten und versprachen sich gegenseitige Unterstützung in der Entlarvung der Mörder. Herr Vanhagen war sehr dankbar für des Paters Mitteilungen. Sie plauderten noch lange und schieden dann mit der Hoffnung, bald Licht in die dunklen Geheimnisse der Anyotos zu bringen.

In der Nacht schlief P. Varmer einen festen Schlaf. Früh morgens jedoch war er auf, um die heilige Messe zu lesen und die Vorbereitungen zur Weiterreise zu treffen. Die Träger von Batama wurden vom Kommandanten nach Verschiedenem gefragt und dann mit Lebensmitteln in ihr Dorf entlassen. Zwanzig kräftige Batamaleute ersetzten sie, um den Missionar in Eilmärschen nach Avakubi zu begleiten.

Während des ersten Marsches setzte ein wolkenbruchartiger Regen ein, der die Wege fast ungangbar machte. Doch die Nachricht von der Erkrankung des Paters in Avakubi beschleunigte des Paters Schritte. Auch während der Nacht in Chamionge regnete es andauernd, so daß der Missionar erst gegen elf Uhr andern Morgens weiter reisen konnte. Es war ein schwieriger Marsch über Bogula nach Boyawa, wo er sich etwas aufhielt, um die wenigen Christen und Katechumenen zu trösten und zu ermuntern.

Ohne weitere Unbilden zu erleben, zog die Karawane vier Tage später in die Missionsstation Avakubi ein, welche etwa 1200 m abseits des Staatspostens im Urwalde liegt. P. Varmer schlug das Herz gewaltig, da er die Mission betrat, die ihm zum Arbeitsfeld angewiesen war und freute sich, nach der langen Reisezeit endlich am Ziele zu sein. Wie staunte er, als im Dorfe der Staatsarbeiter Männer und Frauen und Kinder auf offener Straße niederknieten, um seinen Segen zu empfangen! Er überraschte die Missionare mitten in ihrer Arbeit, doch war sein Empfang deshalb nicht weniger herzlich. Bald war er von dem ganzen kleinen Volk der Mission umzingelt, das ihn mit seinen Augen verzehrte.

Die Christen und Katechumenen von Avakubi erbauten ihn. Jeden Morgen kamen sie vor Sonnenaufgang und sogar aus weiter Entfernung, um dem Morgengebet und der heiligen Messe beizuwohnen. Mittags opferten sie ihre Ruhezeit, um zum Religionsunterricht zu kommen, und abends erschienen sie wieder zum Gebet. Hier hatte P. Varmer vollauf zu tun, und schon dachte er nicht viel mehr an die Leopardengeschichte der Mobali, bis bald eine neue Gelegenheit ihn wieder damit in Berührung brachte.


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