Friedrich Hebbel
Ein Trauerspiel in Sicilien
Friedrich Hebbel

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünfte Szene.

Ambrosio und Bartolino (kommen wieder.)

Ambrosio.                             Pack' ihn, den Mordhund!

Sebastiano (springt auf).
Mit Zähnen, ja. Wo ist er? Wo? Sag' an!

Ambrosio (faßt ihn an).
Man hat ihn schon!

Sebastiano.                     Man hat –

Ambrosio.                                           Du bist's ja selbst!

Sebastiano (lacht). Ich?

Ambrosio.                       Du! Wer sonst?

Sebastiano.                                                 Die da war meine Braut!

Ambrosio. So hast du's wohl aus Eifersucht getan?
Da siehst du nun, wie weit die Narrheit führt!

Sebastiano. Aus Eifersucht!

Ambrosio.                               Was kümmert's mich, warum!
Das hat man in Palermo zu ermitteln!
        (Zu Bartolino.)
Du, such' den Dolch, er warf ihn ins Gebüsch!

Sebastiano. Du lügst!

Ambrosio.                     Man sah's!

Sebastiano.                                       Du könntest nicht so lügen,
Wenn du – o Gott, der Teufel tat's wohl selbst! –
Wie sollt' er sonst – – Komm', schau' mir ins Gesicht!
Kannst du's?

Ambrosio.             Ich kann's

Sebastiano.                               Ich aber kann es nicht!
        (Fällt wieder an ihr nieder.)
O Angiolina, das ist unsre Hochzeit?
Du tot! Ich leb'! Warum kam ich so spät!
Die Hand noch warm! Es ist nur kaum geschehn!
Verflucht der Quell, bei dem ich saß und trank!

Bartolino. Ich wollte doch, wir hätten's nicht getan!
Das bißchen Geld, wie bald ist das verzehrt!

Sebastiano. O daß ich hier mich selber vor mir hätte,
Mich, der ich säumte, der ich ging, als hinge
Die Arbeit eines Jahrs mir an den Füßen,
O, daß ich mich (ballt die Faust gegen sich selbst)
                            – denn ich bin schuld daran,
Wer konnt' es tun, wenn ich zur Stelle war!
        (Zu Ambrosio.)
Leih' mir dein Schwert!

Ambrosio (zu Bartolino).         Du hörst doch, was er sagt?
Er bettelt um den Tod! (Zu Sebastiano.) So geht es nicht,
Doch in Palermo gibt es einen Mann,
Der dich bedient, auch wenn du's nicht verlangst!

Bartolino. Mich graust!

Ambrosio.                       Gewissensbisse, he? (Für sich.) Der Wicht
Stach in die Luft und fühlt doch Mörderangst.
Ja, ja, die innre Stimme, die nicht trügt,
Der Wurm, der niemals stirbt! Doch horch! Man kommt!


 << zurück weiter >>