Friedrich Hebbel
Mutter und Kind (1)
Friedrich Hebbel

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Fünfter Gesang.

                      O, wie schön ist die Zeit, wenn schalkhaft hinter dem Winter
Schon der Lenz sich versteckt, wenn früh am Morgen die Lerche
Wirbelt, als hätte sie längst das Veilchen gesehen, und dennoch
Abends gern mit dem Spatz sich unter dem Balken verkröche,
Wo er im Neste kauert, und wenn die erste der Primeln
Durch den nämlichen Tropfen, an dem sie sich mittags erquickte,
Während die Sonne so brannte, vor Nacht ihr Ende noch findet,
Weil er gefriert und sie knickt! Wie ist sie in Ahnung und Hoffnung
Jener spätern voraus, wo schleichend hinter dem Sommer
So der Herbst sich verbirgt! Die Schauer von Hitze und Kälte
Wechseln zwar ganz, wie jetzt, allein es ziehen die Schwalben
Und es kommen die Raben, die einen nicht länger gefesselt
Von der Wärme, die andern nicht länger geschreckt, auch erblickt man
Schon die Erstlingsglieder der traurigen Kette von Blumen,
Welche, den Duft und die Farbe zugleich allmählich verlierend,
Schließt in der strohigten Aster, die selbst der Sturm nicht entblättert,
Sondern der Schnee begräbt! – Die schöne Zeit ist gekommen,
Und ein glückliches Paar, vom kurzen Tage ermüdet,
Weil es die spärliche Frist, die zwischen den Nebeln der Frühe
Liegt und den Nebeln des Abends, durch Fleiß zu verdoppeln gewohnt ist,
Setzt sich beim Scheine der Lampe behaglich zur dampfenden Suppe
Und verzehrt sie mit Lust, doch still und ohne zu reden,
Wie es der Landmann macht, um sich den Genuß nicht zu schmälern.

Dann hebt Christian an: Ich habe die Äcker und Wiesen
Heute wieder gemustert und kann es noch immer nicht fassen,
Daß ich auf eigenem Boden mich müde gelaufen. Er ist zwar
Nicht so fett, wie bei uns, auch hat man in müßigen Stunden
Steine genug zu sammeln, und wird sie sobald nicht vertilgen,
Weil, wie die Bauern hier sagen, der Teufel sie immer von neuem
Fallen läßt, wenn er nachts mit vollen Säcken vom Blocksberg
Abfährt, um sich dafür in Holstein Seelen zu kaufen,
Aber, wie dehnt sich das aus! Sogar das Eckchen am Berge
Ist noch unser, ich fragte! Und Magdalena erwidert,
Während sie einige Äpfel als unerwarteten Nachtisch
Bringt und lächelnd verteilt: Ich habe dagegen den Garten
Näher besehen und kann dir von jeglichem Baume vermelden,
Welche Früchte er trägt, wieviele, und wann er gesetzt ist.
Spare die Frage, du Schalk, ich hab's den Rinden der Stämme
Nicht entnommen, mir hat's der alte Pfarrer verkündet,
Welcher vorüber kam. Er kann sich der Zeit noch erinnern,
Wo das Haus nicht stand, und hat den hintersten Birnbaum,
Den uns der Mond jetzt zeigt, am Tage, wo man's gerichtet,
Eigenhändig gepflanzt. Den wollte er eben besuchen,
Weil er ihn liebt, und ich denke, wir schicken ihm jährlich ein Körbchen,
Ganz bis oben gefüllt mit allen Sorten zur Labung,
Wie es die andern getan, obgleich er uns schwerlich die Rede
Halten wird, wenn wir sterben! Du glaubst nicht, die edelsten Arten,
Wie sie der Gärtner nur hat, dabei dem Wind, wie entzogen,
Weil die Hügel uns decken, die lang geschweift sich dahinziehn,
Und gesucht auf dem Markt, wie keine! Es wäre Verschwendung,
Selbst davon zu kosten, als Weihnachts-Abend. Was horchst du?
Christian tritt zum Fenster und spricht, indem er es öffnet:
Regte die Kuh sich nicht? Ich lege mich heute nicht nieder,
Denn ich traue nicht recht. Es ist zwar nach dem Kalender
Auf der Türe am Stall noch eine Woche, doch weiß ich,
Daß sich die Knechte verrechnen, indem sie der Striche zu viele
Oder zu wenige machen, und habe ich, ohne zu murren,
Oder auch nur aufs Geheiß zu warten und Kaffee zu fordern,
Fremdes Vieh bewacht, wie sollt' ich das eigne vergessen!
Lachst du nicht mit? Das eigne! Ich glaube noch immer zu träumen.
Magdalena versetzte: Ich höre nicht auf, mich zu wundern,
Wenn ich so alles bedenke, am meisten aber erstaun' ich
Über die Trauung selbst. In stattlicher Kutsche zu fahren,
Während Vater und Mutter zu Fuße gingen und triefend
Vor dem Pastor erschienen, die angesehene Herrschaft
Und den Doktor als Zeugen zu haben, während die Eltern
Hirt und Wächter dienten und mürrisch das Wetter verfluchten,
Und am Abend der Schmaus: es war, um den Kopf zu verlieren!
Wäre dir nicht der Hut heruntergefallen, indem du
Gar zu eilig den Wagen besteigen wolltest, und hätte
Ich nicht die Locken zerdrückt und Kranz und Bänder verschoben,
Als ich zur Seite rückte: es wäre zu prächtig gegangen,
Und man hätt' uns zu stark beneidet, vielleicht gar beredet;
Aber nun gab's für die andern in Hülle und Fülle zu lachen,
Und wir beide kamen nicht eher aus dem Erröten
Wieder heraus, als im Dom, wo neue Sorgen begannen,
Oder erging es dir besser? Ich zitterte kindisch, zu zeitig
Oder zu spät mit dem Ja zu kommen, obgleich ich als Kind schon,
Hinter den Stühlen der Kirche mich mit den Gespielen versteckend,
Um vom brummenden Küster nicht fortgetrieben zu werden,
Manche Trauung gesehn und alles gehörig beachtet,
Was den Bräuten geziemt! Da ist es mir anders gegangen! –
Sagte Christian jetzt – Sobald ich die Orgel vernehme
Und den gekreuzigten Heiland mit seinen Wunden erblicke,
Hab' ich die Welt im Rücken und könnte Königen selber
Fest in die Augen schaun! So recht, noch einige Klötze
In den Ofen geschoben, damit ich nicht friere. Wie emsig
Bist du aber gewesen! Wie blinken Tiegel und Pfannen,
Nun sie die Flamme beleuchtet! So ist der Kessel von Kupfer,
Statt von Messing? Wie glänzt er! Den Spiegel wirst du nicht brauchen,
Jedes Geschirr ersetzt ihn, wir könnten ihn wieder verkaufen,
Wenn mein Bart nicht wäre, und diesen lasse ich wachsen,
Wie sie's hier alle tun, die Hirten sogar und die Fischer.
Was wir aber behalten, das sind die heiligen Bilder
Von dem verlorenen Sohn. Mit diesem hab' ich als Knabe
Oft zu Mittag gegessen. Mein Vater pflegte zu sagen,
Wenn es an allem gebracht, sogar an Salz und Kartoffeln,
Wie sich's im Winter zuweilen begab, wenn Fasnacht vorbei war:
Heute sind wir bei dem zu Gast gebeten! und zeigte
Auf die lustige Tafel, sie hing vergilbt und verräuchert
Über dem Ofen und hatte gewiß schon den zehnten Besitzer,
War auch nicht zu verkaufen und galt nicht einmal als Pfandstück,
Wo der Wüstling schwelgt und wo ihn die Dirnen bestehlen.
Trunken hebt er das Glas, den Wein verschüttend, zu Füßen
Liegt ihm ein leckeres Brot, vom Arm heruntergestoßen,
Welches ein Hund beschnüffelt, indes er, wenn er sich wendet
In dem geschaukelten Stuhl, es augenblicklich zertreten
Oder beschmutzen muß, und dies muß einig geschehen,
Wenn er nicht stürzen will. Der Tisch ist reichlich beladen
Mit den erlesensten Speisen und ausgewählten Getränken,
Aber ich wünschte mir nichts vom ganzen glänzenden Gastmahl
Für den brennenden Hunger, als dieses Brot, und ich hab' es
Tausendmal in Gedanken verzehrt und werde auf Erden
Niemand wieder beneiden, wie diesen Hund, der so satt ist,
Daß er es kaum beriecht. Nun geh mir aber zu Bette!
Wenn sich der Wind noch mehr erhebt, so will ich mich freuen,
Daß ich mein Feuer schüre und nicht mit dem Schmied und dem Tischler
Auf dem Ozean schiffe, du aber träume geschickter
Wie in der letzten Nacht, von Wilhelm und Anne, sie haben's
Jetzt so gut, wie die meisten, der Weihnacht hat sie gekräftigt! –

So verstreichen dem Paar die Stunden, die Tage und Wochen,
Eine der anderen gleich und keine besser und schlechter,
Wie im himmlischen Reich; sie sprechen zu keiner: verweise!
Oder: entferne dich rascher! denn alle bringen dasselbe.
Nur die Arbeit wechselt. Der Pflug geht heute zu Felde,
Morgen wackelt die Egge ihm nach und ebnet die Furchen,
Welche er zog in der Erde, und wenn die beiden im Schuppen
Wieder ruhen, versucht sich die längst gedengelte Sense
Schon am ersten Grase. Indessen folgte der Primel
Mit dem fröhlichen Spatz, der selbst im Winter noch Trotz beut,
Still das liebliche Veilchen, von Fink und Lerche begleitet,
Und der heiße Hollunder, dem Maienglöckchen verschwistert,
Welcher die Nachtigall durch seine betäubenden Düfte
Aus dem Schlummer erweckt. Wer schwitzt, der sieht in der Sonne
Nur noch die Uhr, nicht den Stern, und alle Blumen und Vögel
Sind für den Ackrer nicht da. Doch Samstags bückt er sich gerne,
Wenn er am Abend die Ochsen zu Hause treibt, um ein Sträußchen
Mitzubringen, so gut er's eben findet, das Sonntags,
Vor den Busen gesteckt, die Liebste ziere zum Kirchgang.
Dies tat Christian auch, und Magdalena bedankte
Sich am folgenden Tag durch irgendein neues Gemüse,
Welches der Garten gebracht, sei's nun das zarte Radieschen
Oder der frische Spinat, und was die gütige Erde
Weiter bietet. So sind die fröhlichen Pfingsten gekommen,
Und mit dunkelnder Nacht, es war noch so vieles zu ordnen,
Um die festliche Rast mit Ruhe genießen zu können,
Tritt er singend ins Haus und bringt ihr den ersten Hollunder.
Stumm am Herde beschäftigt und gegen die Türe den Rücken
Kehrend, scheint sie ihn nicht zu hören, da tickt er ihr leise
Mit den tauigen Blumen auf ihren glühenden Nacken,
Dessen Tuch sich verschob. Sie fährt ein wenig zusammen
Vor der plötzlichen Kälte, wie wird ihm aber zumute,
Als sie, statt sich zu freuen und ihm nach ihrer Gewohnheit
Aus der dampfenden Pfanne den ersten Bissen zu reichen,
Daß er koste und lobe, den Strauß in wilder Bewegung
Aus den Händen ihm reißt und in die Flammen ihn schleudert.
Ängstlich sieht er sie an, doch eh' er die Lippen noch öffnet,
Stürzt sie ihm an die Brust und weint, als hätte sie eben
Himmel und Erde gekränkt und könne sich nimmer verzeihen.
Sie zu beschwichtigen, will ihm lange durchaus nicht gelingen,
Denn sie bebt vor sich selbst, und er fragt umsonst nach dem Grunde
Dieser heftigen Wallung. Sie hatte ihn freilich ein Stündchen
Früher erwartet zum Essen, und alles war ihr verbraten,
Doch erklärte das nichts. Da tritt, um Feuer zu zünden,
Eine Alte herein, die sie verwundert betrachtet,
Als sie die Tränen erblickt, die immer noch rollen, und der sie
Hastig erzählt, was geschehn, damit sie zu Christians Nachteil
Nicht das Verkehrte glaube. Die führt sie schmunzelnd beiseite,
Fragt sie manches und lacht. Dann spricht sie, indem sie sich wendet:
Ruft mich herüber, sobald sich die ersten Halme vergolden,
Länger wir's wohl nicht währen, und sorgt indes für die Hemden.
Was den Sünder betrifft, wo muß er geduldig sich fassen,
Wenn's auch noch ärger kommt, und denken, es zanke sein Kindlein,
Du gebrauche dein Recht, du darfst jetzt kratzen und beißen.
Als sie sich humpelnd entfernt, will Christian tanzen und jubeln,
Magdalena jedoch bedeckt ihr Gesicht mit den Händen,
Wie am Hochzeitsabend, als alle neckend den Erstling
Leben ließen, und nicht aus Scham allein und Verwirrung.
Da besinnt er sich schnell und sagt, um ihre Gedanken
Abzuleiten: Mich hungert! und als sie essen und trinken,
Fügt er hinzu: Nun mußt du mir morgen gewiß auf den Brocken,
Wie du mir's Ostern versprochen, denn wenn wir's wieder verpassen,
Wird dir das Steigen zu schwer, und immer wär' es doch schade,
Wenn der Sommer verginge, bevor wir mit eigenen Augen
Urians Sitz uns besehn, um nicht zu sehr zu erschrecken,
Wenn es im kommenden Herbst rumort zu unseren Häupten!
So beschwichtigt er sie und heiter verstreichen die Pfingsten,
Denn, vom herrlichsten Wetter begünstigt, erklimmen sie wirklich
Den verrufenen Berg, vor dem sie als Kinder schon bebten,
Wenn die Mutter, im Winter, beim Schein der erlöschenden Lampe
Sie entkleidend, die Taten des Besenstieles erzählte,
Und der Vater zum Schluß des feurigen Drachen noch dachte,
Während sie, schaudernd vor Angst, wie vor Frost, in die Kissen sich wühlten.
Seltsam starrt er sie an mit seinen Stollen und Schachten,
Die zur Hölle hinunterzuführen scheinen, und hätten
Sie's auch nie gehört, daß alle Dämonen hier hausen,
Würden sie dennoch zittern, dem Teufel hier zu begegnen,
Wenn die dunkelnde Nacht sie unter den Fratzengestalten
All der Felsen beschliche, die ringsum drohen und äffen
Und vielleicht um die Stunde der Geister zum Leben erwachen,
Um durch die Lüfte als Jäger auf glühenden Rossen zu stürmen,
Oder als Gnome zu spuken und waschende Mägde zu plagen.
Drum beeilen sie sich, zurück in die Täler zu kommen,
Die er nur dann betritt, wenn ein entsetzlicher Frevel
Ihm den heiligen Kreis der schirmenden Engel geöffnet,
Und beim Sinken der Sonne ihr Dörfchen wieder erreichend,
Wo das Geläut gerade verhallt, geloben sich beide,
Halb den Schwindel vor Augen und halb die empfundenen Schauer,
Auch in den Gliedern gelähmt, wie nie, und verlacht von den Nachbarn,
Keinen Festtag wieder auf diese Weise zu feiern.
Ihr verbietet sich's auch von selbst, denn ganz, wie's die Alte
Prophezeite, geschieht's. So wie die Rosen erglühen,
Werden die Wangen ihr bleich, und als die Levkojen sich füllen,
Kann sie sich kaum noch bücken, sie abzupflücken. Nur eines
Trifft nicht zu, sie wird nicht launisch, wie andre, die erste
Heftige Wallung ist zugleich auf die letzte gewesen,
Aber unendliche Trauer bemächtigt sich ihrer und stündlich
Gehen die Augen ihr über. Er sucht umsonst zu erfahren,
Was sie drückt, doch er kann sich genau des Tags noch erinnern,
Ja, der Stunde sogar, wo ihr in plötzlicher Zuckung
So die ersten Tränen entschossen. Sie hatte soeben
Leise gebetet, wie's schien, und hielt die flehenden Hände
Noch gefaltet, wie er, durchs Fenster lauschend, bemerkte,
Denn er kam zum Essen. Da fuhr sie auf einmal zusammen
Und begrub ihr Gesicht im Schoß. Er nahte sich hastig,
Weil er dachte, sie sei vielleicht von Schmerzen befallen,
Doch sie erhob das Haupt und suchte zu lächeln. Verwundert
Sah er sie an. Da begann sie zu schluchzen und ging in die Küche,
Um sich auszuweinen. Er folgte ihr, aber vergebens
Fragte er, was ihr sei. Indessen verdrängte den Sommer
Schon der ergiebige Herbst, und selten noch strotzte sein Füllhorn
So von allem zugleich, was für den traurigen Winter
Keller und Böden uns füllt. Denn meistens bringt er das eine
Reichlich, um mit dem andern zu kargen, da Hitze und Kälte,
Nasses und trockenes Wetter fast nie so günstig gemischt sind,
Daß auf jegliche Frucht nach Art und Maß und Bedürfnis
Immer das Rechte käme, und keine im Wechsel erfröre
Oder erstickte. Die Bäume im Garten drohen zu brechen,
Denn die nächtlichen Fröste des Mais vertilgten die Raupen
So erbarmungslos, daß neben Hummeln und Bienen
Fast der lustigste Schwärmer, der farbige Schmetterling, fehlte,
Als sie den Raubzug hielten im Reiche der Blumen und Blüten,
Und die Ähren sind schwer, als trügen sie goldene Körner
Und zerknicken die Halme, bevor noch die Sichel gewetzt ist.
Nun gibt's drinnen und draußen zu tun. Das Obst zu besorgen,
Fühlt sie sich noch imstand, wenn er's des Abends nur schüttelt,
Was sie selbst nicht vermag. Sie schlichtet am Tage die Haufen,
Nimmt das Erquetschte für sich, wie früher das Würmergestochne,
Schickt das wenig Verletzte, das Übermürbe und Weiche
Auf den Markt zum Verkauf und legt das Beste beiseite,
Um es, wenn Mangel entsteht, zu höherem Preis zu versilbern.
Er dagegen ist fleißig im Felde und macht die Erfahrung,
Daß der Tätigste selbst für sich die Kräfte noch immer
Anders braucht, als für Fremde, denn hat er früher für zweie
Schaffen können, so kann er's jetzt für dreie und fühlt sich
Doch zur Nacht nicht zu müde, um mit im Hause zu helfen.
Schon sind Roggen und Weizen in sicherer Scheuer geborgen,
Und so hat denn der Mensch sein Teil, nicht minder die Gerste,
Welche dem Mastvieh Mark und Fett und schweres Gewicht gibt,
Und es spritzte von oben nicht eine Wolke! Es fehlt jetzt
Nur noch der Hafer des Pferdes, so ist bis auf die Kartoffel,
Die dem Tier mit dem Menschen gemein ist, die Ernte vollendet.
Heut soll dieser daran, indes im Garten die Quitten,
Welche allein noch hängen, den luftigen Platz auf den Zweigen
Mit der dumpferen Kammer, wo auf der reinlichen Schütte
Schwestern und Brüder schon lagern, vertauschen müssen: die Garben
Fliegen lustig hinauf zum Wagen, da sieht man den Nachbar
Hastig nahen und winken mit ausgezogener Weste,
Weil's ihm am Tuch gebricht. Mit halb beladener Fuhre
Jagt ihm Christian gleich entgegen. Was trifft er zu Hause?
Eine glückliche Mutter, die unter Lachen und Weinen,
Rot und weiß zugleich, wie Apfelblüte, ein Knäblein
Trinken läßt. Sie ist nur kaum ins Bette getragen,
Denn sie hat es im Grünen geboren, als sie sich bückte,
Eine vergessene Birne emporzuheben, die gelblich
Blinkte unter dem Grase. Er küßt sie leise und flüstert:
Siehst du, daß man nicht stirbt? Nun trockne denn eilig die Tränen,
Sie mich so lange geängstigt. Sie aber erwidert mit Seufzen:
Ach, das habe ich nie gefürchtet! Ich hatte gebetet,
Daß es nicht kommen möchte, doch eh' ich das Amen gesprochen,
Hüpfte es mir zur Strafe im eigenen Schoße entgegen!


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