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Der Pilgerzug nach Mekka

Der Pilgerzug nach Mekka

Über Kairo, der alten Kalifenstadt, war die Sonne mit aller Glut des südlichen Himmels aufgegangen und glänzte prächtig auf den vergoldeten Spitzen der unzähligen Minaretts und auf den bleibedeckten Kuppeln der Moscheen, heiligen Gräber und Karawansereien, wenn auch der Himmel in jenen Ländern gewöhnlich wolkenlos und tiefblau über der Erde prangt, so war es doch, als schaue er heute mit verdoppelter Freundlichkeit auf die alte Stadt und freue sich über die zahlreichen Menschenmassen, welche die Plätze und Gassen Kairos mehr als gewöhnlich belebten. Wer heute dies außerordentliche Getreibe sah und dazwischen das laute, freudige Geschrei der Männer und Weiber hörte, den dumpfen Klang der Pauke und das Lärmen der langen, schmalen Trommeln, die noch obendrein zur Verstärkung des Schalles mit rasselnden Ringen bedeckt sind, wer die freudigen Gesichter der Muselmänner gewahrte, mit denen sie sich gegenseitig ihr Begrüßungswort: »Maschallah!« was soviel heißt als »Gott ist groß!« oder: »Ei w'Allah!« – »Guter Gott« zuriefen, der konnte leicht auf den Gedanken kommen, daß es etwas Außergewöhnliches sein müsse, was die stillen und maulfaulen Türken in solche Aufregung brachte. Und so war es auch. Man feierte heute ein Fest, das dem echten Muselmann als eines der wichtigsten und heiligsten gilt – nämlich den Auszug der Pilgerkarawane nach Mekka. Die Mohammedaner, deren Religionsübungen, wie sie ihre Bibel, der Koran, vorschreibt, mit weit mehr Mühseligkeiten und Schwierigkeiten verbunden sind, als die unsrigen hierzulande, sind ohne Ausnahme durch eine Bestimmung ihres Korans gezwungen, einmal in ihrem Leben die Pilgerfahrt nach Mekka zu machen, um dort am Grabe ihres Propheten Mohammed eifrig um Vergebung ihrer Sünden zu beten und der Moschee daselbst, der heiligen Kaaba, ein Almosen zu opfern in dem Grade, wie es ihre Vermögensumstände erlauben. Obgleich die Entfernung von Kairo nach Mekka nicht viel größer ist als von Wien nach Paris, wonach uns der Befehl zum Pilgerzug nicht so hart erscheinen würde, so ist die Sache doch ganz anders zu nehmen; denn von Chausseen, Eilwagen und Eisenbahnen ist jenseits des Meeres keine Rede, wohl aber von der traurigen und unendlichen Wüste, die mit ihrem wehenden, lockeren Sande wenige Schritte vor den Toren Kairos anfängt und sich bis gen Mekka ohne Baum und Strauch, ja fast ohne Wasser ausdehnt. Dabei ist noch zu bemerken, daß, wenn nur den Reichen und Wohlhabenden die Pflicht auferlegt wäre oder diese allein die Sehnsucht in sich fühlten, das Grab ihres Propheten zu besuchen, dieselben sich schnellerer Transportmittel bedienen, sich auf Reitkamele oder flüchtige Pferde setzen und auf diese Art Mekka in kürzerer Zeit erreichen könnten. Aber dieser Reichen und Wohlhabenden, welche den Pilgerzug mitmachen, sind nicht viele, besonders infolge einer anderen Bestimmung des Korans, welche dem, der es bezahlen kann, die Erlaubnis gibt, an seiner Stelle einen frommen Pilger auszurüsten und ihn auf seine Kosten den Zug mitmachen zu lassen, – was ihm der Prophet geradeso anrechnet, als habe er selbst den Zug mitgemacht und alles Elend und alle Mühseligkeiten selbst ertragen. Je kleiner demnach die Zahl der Gläubigen ist, die sich für die lange Reise gehörig mit Lebens- und Transportmitteln ausrüsten können, um so größer ist die Zahl des ärmeren Volkes. Dieses zieht, durch die Sehnsucht, das heilige Grab zu küssen, verblendet, mit, ohne daran zu denken, daß die Reise gegen sechsunddreißig Tage lang durch die Wüste geht, und daß während dieser langen Zeit jeder nur das hat, was er mitnimmt; daß selbst der vorsichtigste nur eben mit seinen Vorräten auskommt und also auf keine andere Hilfe gegen das Verschmachten zu rechnen ist, als auf ein Wunder, das der Prophet tun könnte, oder auf einen krummen Säbel der Raubbeduinen, die zuweilen die Karawane überfallen. Um diesen Überfällen der Beduinen so viel als möglich zu begegnen, schickt die ägyptische Regierung eine Anzahl gut bewaffneter Reiter mit, deren Befehlshaber zugleich der Anführer des ganzen Pilgerzuges ist, meistens ein vornehmer Türke, der auch während der ganzen Dauer der Reise alle richterliche Gewalt übt und deshalb Emir el Hadsch – Herr oder Fürst der Pilger, genannt wird. Das erste Geschäft dieses Emirs besteht nun darin, sich mit den gefürchtetsten Stämmen der Beduinen in Unterhandlung zu setzen, um sie für sich zu gewinnen und seinen Zug zu sichern. Da, wie schon gesagt, der Emir el Hadsch meistens ein vornehmer und auch reicher Muselmann ist, so bringt er oft aus seinem eigenen Vermögen große Opfer, um die ihm anvertraute Karawane vor allen Unfällen zu bewahren; denn wenn er sie ohne großen Verlust wieder glücklich nach Kairo zurückbringt, so ist er für die Dauer seines Lebens ein gemachter Mann und genießt Vorzüge, wie kein anderer Sterblicher im glückseligen türkischen Reiche. Diese bestehen hauptsächlich darin, daß er seinen Titel Emir fortbehält und daß, er mag beginnen, was er will, selbst der Großherr sein Blut nicht vergießen darf, weil der Koran ausdrücklich sagt: »Der Auserwählte unter den auserwählten Gläubigen, dem Gott und sein Prophet die große Gnade verlieh, tausend fromme Pilger unbeschädigt durch die Wüste zu führen, dessen Haupt soll keine menschliche Macht verletzen.« Um sich aber die Stämme der umherziehenden Beduinen geneigt zu machen, sendet man an die bedeutenderen Abgeordnete, welche dem Chef jedes Stammes kostbare Geschenke bringen und so um seine Freundschaft werben.

Diese Geschenke bestehen gewöhnlich in einem reichen Zelt, in prächtigen Waffen und kostbaren Pferden. Nimmt der Beduine der Wüste diese Gaben, so hat er stillschweigend mit dem Emir el Hadsch einen Vertrag geschlossen und verpflichtet sich, die Pilgerkarawane nicht zu beunruhigen; ob er ihr aber bei vorkommenden Fällen seinen Schutz und seine Hilfe angedeihen läßt, bleibt ihm gänzlich überlassen.

Der Pilgerzug, von dem wir oben erzählten, daß sein Auszug die Stadt Kairo in Alarm versetzte, fand unter der glorreichen Regierung des Kalifen Abdallah statt. Da in dieser Zeit das räuberische Volk der Beduinen zügelloser und frecher als je war und es selten einer Karawane gelang, mehr als zwei Tagereisen von Kairo wegzukommen, ohne geplündert zu werden, so hatte die Wahl eines tapferen Emir el Hadsch, dessen Obhut er seine frommen Pilger anvertrauen konnte, dem Kalifen schon manche sorgenvolle Stunde gemacht. Wenn es auch an seinem Hofe der beherzten und einsichtsvollen Männer nicht wenige gab, so war es in diesem Augenblicke doch schwer, einen zu finden, der neben diesen Tugenden auch im Besitz eines großen Vermögens war; denn wenn der Beherrscher der Gläubigen auch im Notfall sein Herzblut für seine Untertanen verspritzt hätte, so verursachte ihm doch die unnötige Ausgabe eines Piasters schwere Sorgen, und konnte er sich deswegen nicht gleich entschließen, einem Manne die Führung seiner Karawane anzuvertrauen, für den man die Kosten des Zuges hätte bestreiten müssen. Nun war aber an seinem Hofe der Oberschatzmeister, Mahmud Achmet, ein Mann, wie ihn der Kalif zur Pilgerfahrt nur wünschen konnte. Mahmud hatte tapfer gegen die Wechabiten gefochten, war ein Mann von vieler Erfahrung und als Schatzmeister ungeheuer reich. Er hatte einen stattlichen Harem, einen herrlichen Palast am Ufer des Nils mit der Aussicht auf die Palmengärten und Pyramiden von Gizeh und viele Sklaven, welche fast prächtiger gekleidet waren als die des Kalifen. Aus diesen Verhältnissen Mahmuds kann man denn wohl leicht ersehen, daß er sich nicht gerade gedrungen fühlte, bei seinem behaglichen Leben um die Stelle eines Emir el Hadsch anzuhalten. Schon einige Male hatte der Kalif bei Spaziergängen mit seinem Oberschatzmeister so im Gespräch seinen Verdruß merken lassen, daß er keinen passenden Emir finden könne und dann leise darauf angespielt, wie trefflich der Posten für ihn passe und wie stattlich sich der Titel Emir vor dem Namen Mahmud Achmet ausnehmen würde. Solche Äußerungen hatte nun der arme Schatzmeister mit einer entsetzlichen Angst angehört, und wenn er sich diesen Worten auch mit allerhand Schmeichelreden zu entziehen wußte, so war ihm doch dabei zumute, als wäre er in den Käfig eines Löwen eingeschlossen und müsse so langsam als möglich die Falltür hinter sich aufheben, um mit der größten Behutsamkeit fast unmerklich zu entweichen, damit der König der Tiere nicht ungeduldig aufspringe und ihn mit einem einzigen Schlage zermalme; denn wenn auch der Kalif Abdallah im allgemeinen ein recht guter Herr war, so hatte er doch keinen richtigen Begriff von dem Wert des Lebens seiner Untertanen und mochte nicht einsehen, daß es selbst dem ärmsten Teufel nicht angenehm sei, gehängt oder gespießt zu werden.

Hatte nun der Kalif mit seinem Schatzmeister eine solche Unterredung beendigt, und es war letzterem gelungen, den gefährlichen Posten und die Ehre eines Emir el Hadsch von sich abzuwälzen, so konnte Abdallah in eine so schlechte Laune geraten, daß dem Schatzmeister die Haare zu Berge gestanden wären, wenn sein Kopf nicht wie der jedes rechtgläubigen Muselmannes glatt geschoren gewesen wäre. Wehe in solchen Augenblicken dem armen Sklaven, der dem Kalifen die Pfeife in den Mund zu stecken hatte und es nicht mit der gehörigen Sorgfalt tat! – oder einem andern, der die Polster des Gartendiwans nicht in mehr als bequeme Lage gebracht hatte! Sein Leben war in Gefahr, und der Kalif hatte schon mehr als einmal seinen Damaszener gezogen und dem Sklaven den Kopf vor die Füße gelegt, den blutigen Stahl aber seinem Schatzmeister Mahmud Achmet überreicht, um ihn abzuwischen, und ihn dazu mit einem Blicke angesehen, der deutlich sagte: Sein Blut ist für dich geflossen.

Solche Auftritte griffen den armen Schatzmeister nicht wenig an; er sah den Augenblick herankommen, wo ihm der Kalif die Frage stellen würde, ob er Emir el Hadsch werden oder geköpft sein wolle. Zwei Sachen, von denen er nicht wußte, welche die schrecklichere sei. Mahmud Achmet war schon hoch in den Vierzigen, war wohlbeleibt und hatte deshalb eine unüberwindliche Abneigung gegen den Zug durch die Wüste, weil er sich sehr vor der Pest fürchtete, welche Krankheit oft bei dem Elend des ärmeren Volks, das mitzog, auszubrechen pflegte. Er versuchte es, dem Kalifen diesen oder jenen tapferen Krieger vorzuschlagen, wobei er deutlich seine Geneigtheit durchschimmern ließ, aus seinem Beutel die Kosten des Zuges bezahlen zu wollen; doch der Kalif, der es sich einmal in den Kopf gesetzt zu haben schien, niemand anders als seinem Schatzmeister die Ehre des Zuges zu gönnen, und der wahrscheinlich durch dessen Widerstreben gereizt war, verwarf alle andern, worüber sich Mahmud Achmet nicht wenig abgrämte. Ihn erfreute sein Palast nicht mehr, nicht einmal die prächtige Marmorhalle desselben mit dem schönen Springbrunnen und seinem kristallenen Wasser, ihm schmeckte keine Pfeife, und selbst wenn er den besten Tabak durch ein hundert Schuh langes Rohr einsaugte, so behauptete er, er sei bitter und scharf. Seine Märchenerzähler, denen er sonst ganze Abende mit der größten Aufmerksamkeit zulauschte, konnten die interessantesten Sachen bringen, und er behauptete doch, sie seien schal und abgeschmackt. Kurz, es konnte ihm niemand etwas recht machen. Dabei magerte er zusehends ab, so daß der Sklave, der ihm morgens den Schal umwand, traurig mit dem Kopf schüttelte, als er nach kurzer Zeit gewahr wurde, daß der Kaschmir einmal mehr um den Leib reiche als sonst.

Da ließ eines Tages der Kalif seinen Schatzmeister rufen. Abdallah lag in einer Myrtenlaube, auf rotsamtnen und goldgestickten Kissen und rauchte aus einem ungeheuer langen Jasminrohr, wobei er finster in den Bart murmelte und dem eintretenden Schatzmeister so höhnisch lächelnde Blicke zuwarf, daß diesem ohne weiteres schon der Angstschweiß auf der Stirn stand; auch glaubte er hinter der Laube den Boschandschi Baschi, was auf Deutsch General der Gartenwache heißt, zu bemerken, der neben seinem freundlichen Titel ein sehr finsteres Amt zu verwalten hat, denn er besorgt das Geschäft, vornehme Verbrecher, die in der Stille beiseite geschafft werden sollen, in einen ledernen Sack nähen und in den Nil versenken zu lassen.

Nachdem Mahmud Achmet in die Laube eingetreten war, legte er seine Hand an Stirne und Brust und beugte sein Antlitz dreimal fast bis zur Erde, worauf der Kalif einige lange Züge aus seiner Pfeife tat und ihm befahl, sich niederzusetzen. »Mahmud Achmet,« begann darauf der Beherrscher der Gläubigen, »du weißt, daß ich sowohl dir als allen meinen Untertanen ein milder, gerechter Herr bin.« Der Schatzmeister verbeugte sich, so gut er konnte. »Mahmud Achmet, du weißt,« fuhr der Kalif fort, »daß ich dich zu meinem Oberschatzmeister gemacht habe: ein Amt, in welchem du dir unermeßliche Reichtümer erworben hast; ob auf eine redliche und dem Propheten wohlgefällige Weise, wird dir dein Gewissen sagen.« Bei diesen Worten entfärbte sich der Schatzmeister und schwor bei Gott und dem Propheten, er habe sein Amt mit der größten Rechtlichkeit verwaltet, wofür ihn Mohammed gesegnet. »Mahmud Achmet,« sprach der Kalif weiter und zog finster seine Augenbrauen zusammen, »schwöre nicht falsch, denn ich, der Kalif, habe in meiner hohen Weisheit beschlossen, die Behauptung aufzustellen, es seien deine Schätze von dir auf keine rechtliche Art erworben, sondern du habest zuweilen aus meinem Schatzgewölbe mehr genommen, als der Unterhalt meines Hauses und meiner Krieger kostet. Willst du meine Behauptung Lügen strafen, Mahmud Achmet?«

Der also Gefragte saß da als ein Bild des Jammers, denn die Behauptung des Kalifen war gerade so gut wie ein ausgesprochenes Todesurteil, und es sauste ihm schon vor den Ohren, als sinke er in den Fluten des Nils unter, wobei er kläglich nach Atem schnappte.

»Siehst du,« fuhr Abdallah fort, »du wagst es nicht, mir zu antworten und gestehst demnach ein, daß du mich, deinen Herrn, betrogen. Weißt du auch, Mahmud Achmet, was dir dafür gebührt?«

»Ach, großmächtigster Herr und Kaiser,« seufzte der Schatzmeister heraus, »wolle es deiner hohen Weisheit doch nur gefallen, meine Verteidigung anzuhören; doch –« hier hielt er mit dem Ausdruck des größten Schreckens inne, als er sah, daß den Kalifen der Versuch, sich zu verteidigen, noch zorniger gemacht hatte. Der Beherrscher der Gläubigen zupfte nachdrücklich an seinem Bart, während er seinen kostbaren Pfeifenkopf aus roter Ziegelerde, reich mit Gold eingelegt, an einem kleinen Steine zu tausend Stücken zerschlug. Wie gesagt, der Schatzmeister hielt, noch Schlimmeres fürchtend, mit seiner Verteidigung inne, ohne es zu wagen, den Kalifen anzusehen. Dieser warf ihm zuerst einen fürchterlich strengen Blick zu, nach und nach aber verbreitete sich ein höhnisches Lächeln über seine Züge, und er sprach folgendermaßen:

»Mahmud Achmet, mein Oberschatzmeister, du wirst jetzt einsehen, daß es meiner hohen Weisheit gelungen ist, dir zu beweisen, daß du ein frecher Dieb bist und noch dazu ein Dieb unter den erschwerendsten Umständen; denn du hast deinen Herrn und Kalifen bestohlen. Erzähle mir doch einmal, welche Strafe deinem Unterbeamten Ismael zuteil wurde, als er aus dem Schatzgewölbe jenen grünen Stein mitnahm, der nur den Wert von drei Piastern hatte!«

»Allergroßmächtigster Herr und Kaiser!«

»Die Strafe, Mahmud Achmet! Dein Gedächtnis, das vorhin so stark war, als du mir erzählen wolltest, woher du deine Reichtümer hast, scheint dich auf einmal verlassen zu haben. Wie wurde Ismael bestraft?«

Die Gedanken des armen Oberschatzmeisters hüpften im Gehirn auf und nieder, wie sterbende Fische im Wasser, um nach jener Strafe zu suchen; doch mußte der Kalif nochmals dringend fragen, ehe Mahmud Achmet tonlos die Worte hervorbringen konnte: »Ihm wurde die rechte Hand abgehauen, und dann wurde er gepfählt und mußte so elend sterben.«

Nachdem Mahmud so sein eigenes Todesurteil, wie er glaubte, gesprochen, sah ihn der Kalif eine Zeitlang an, strich darauf mit beiden Händen seinen Bart und sagte: »Mahmud Achmet, ich will dir beweisen, welch gnädiger und barmherziger Herr ich sein kann. Du wirst für den dir bewiesenen Diebstahl nicht bestraft werden, sondern ich bekleide dich sogar mit der hohen Ehre eines Emir el Hadsch. Führe meine Pilger wohl und schone deine Gesundheit, damit du mir nach deiner Zurückkunft noch lange Jahre ein getreuer Oberschatzmeister sein kannst.« Mahmud Achmet, welcher vorhin schon im Geiste einen ledernen Sack vor sich sah, in den er fürchtete genäht zu werden, nachdem ihm vorher die rechte Hand abgehauen worden, dachte doch bei sich selbst, wie unendlich besser es gewesen wäre, wenn er freiwillig den Posten eines Emir el Hadsch angenommen hätte. Es konnte ihm ja gelingen, die Karawane und sich selbst glücklich hin und her zu bringen. Und welche Ehre und welches Ansehen stand ihm dann für sein ganzes künftiges Leben bevor! Um so freudiger war er jetzt überrascht, als er merkte, daß ihm der Kalif nicht ans Leben wollte, sondern daß die ganze Verhörgeschichte bloß deshalb angestellt ward, um ihm einen Schrecken einzujagen und ihn zu zwingen, die Ernennung zum Emir el Hadsch statt des Ersäuftwerdens als eine große Gnade anzusehen. Er verbeugte sich deshalb so tief er konnte, küßte den Saum des kaiserlichen Kaftans und zog sich auf einen Wink seines Gebieters zur Laube hinaus. Doch war er so erschöpft und von dem gräßlichen Verhör halb vernichtet, so daß er sich kaum auf dem Pferde halten konnte.

In seinem Palast angekommen, nahm er ein stärkendes Bad und schloß sich in sein innerstes Gemach ein, nachdem er zuvor seinem vertrautesten Sklaven seine Ernennung zum Emir el Hadsch mitgeteilt.

Noch am selben Abend erschallten alle Gassen Kairos vom bunten Freudengeschrei des Volks wider, daß der Kalif in seiner hohen Weisheit und Gerechtigkeit den Pilgern einen Emir bestellt, und daß dies niemand anders sei als Mahmud Achmet, der Oberschatzmeister. Hier wurde der erstere gepriesen und der letztere gelobt. »Maschallah,« sagten die alten Türken in ihren Kaffeehäusern. »Der Oberschatzmeister, das ist ein Mann! Seht Ihr! Er hat Reichtümer und Ehren genug und bietet sich doch dem Kalifen an, ein so gefährliches Amt zu übernehmen.« – »Ja, ja,« sagten andere, »ein wahrhaft hochherziger und großmütiger Mann, der Oberschatzmeister!« worauf die andern Gäste des Cafés im Chor hinzusetzten: »Gott mög' es ihm lohnen und der Prophet ihm gnädig sein!«

Wenige Tage nach diesen Vorfällen brach also der denkwürdige Morgen an, von dem wir zu Eingang dieser Blätter sprachen. Die Imans oder Gebetsaufrufer verkündigten von den Spitzen der Minaretts, daß heute der große Tag erschienen sei, an welchem die Pilgerkarawane in feierlichem Aufzug durch die Stadt ziehe und sich alsdann vor den Toren lagere, um morgen mit dem Frühesten den Zug durch die Wüste zu beginnen. Da in diesem Jahre mehr Pilger von allen Enden des Reichs zusammengeströmt waren, da es ferner hieß, der Oberschatzmeister Mahmud Achmet habe eine weit größere Anzahl bewaffneter Reiter zur Begleitung mitgenommen, als sonst gewöhnlich der Fall war, und es haben sich, durch sein glorreiches Beispiel bewogen, viele andere Edle diesem Zug angeschlossen, so waren durch diese Gerüchte der Tumult und der Jubel auf den Straßen größer als je, um den Zug vorbeikommen zu sehen. Das Volk stand Kopf an Kopf gedrängt, längs den Häusern und bildete eine einzige Linie von den mannigfaltigsten Schattierungen. Neben dem schwarzen Nubier stand der braune Abessinier und neben dem bronzefarbigen Beduinen der Wüste, der den weißen Burnus keck um die Schultern geschlungen hatte, stand der wohlbeleibte Türke in seiner reichen Tracht und mit seiner hellen Gesichtsfarbe, die durch den schwarzen Bart noch mehr hervorgehoben wurde. Hinter den Fenstern lauschten die Weiber und Kinder in dichten Gruppen und stießen fortwährend ein lautes, gellendes Geschrei aus, eine Art Jubelgeschrei, das die Lüfte zerriß. Die Kaffeehäuser waren weit geöffnet, und einzelne Musikbanden in denselben bemühten sich, ein möglichst lautes Getöse zu machen.

Jetzt wird das Gedränge und der Lärm auf den Gassen lebhafter, denn die Spitze des Pilgerzuges läßt sich sehen. Es sind schlechte, unregelmäßige Soldaten, mit Lanzen und Bogen bewaffnet, die sich mit diesen Waffen versehen haben, um auf dem Zug durch die Wüste einen kleinen Sold zu erhalten. Ihnen folgt ein Haufe des ärmeren Volkes, welches den langen Weg meistens zu Fuß machen muß; nur hier und da erblickt man einen kleinen Esel oder ein schlechtes Maultier, das mit Wasserschläuchen oder Zwiebeln und Reis beladen ist, oder ein halbverhungertes Kamel, auf dessen Rücken sich ein paar zerlumpte Kerle lagern, deren grüne Turbane anzeigen, daß sie sich zu den Nachkommen des Propheten rechnen und Herren genannt werden. Hinter diesen Scharen der armen Pilger kommt eine Menge Derwische, welche während des Gehens ihre Glieder wie in Verzückung drehen und wenden und dabei beständig die Worte »Allah« und »Mohammed« brüllen, was von dem Volke und den Weibern an den Fenstern beständig mit einem lauten Jauchzen begleitet wird. Diese Derwische sind von der fanatischsten Sekte und heißen die drehenden Derwische; denn ihre Hauptreligionsübung besteht darin, sich wie Kreisel mit unglaublicher Schnelligkeit herumzuwirbeln, so lange, bis ihnen der Schaum vor dem Munde steht und sie bewußtlos zur Erde fallen. Hier bei diesem Zuge hat sich ihr Fanatismus zu einer wahren Wut gesteigert, und sie begehen unglaubliche Dinge, um dem gaffenden Volk zu zeigen, in welch rasendes Entzücken sie der Gedanke an die Pilgerfahrt nach Mekka versetzt. Außer den wahnsinnigen Sprüngen, die sie machen, so daß ihnen der Schaum und Schweiß von dem Gesichte rinnt, wälzen sich einige auf der Erde vorwärts, andere lassen sich an Stricken nachschleifen, und wieder andere fressen in ihrer tollen Wut giftige Schlangen und anderes Ungeziefer.

Nach diesen Derwischen folgen große Scharen von besser aussehenden Kamelen und Pferden, von denen einige mit prächtigem Reitzeug, andere mit Packsätteln versehen sind, an welchen Wasserschläuche und Säcke mit allen möglichen Lebensmitteln hängen. Die Sättel aber sind gewöhnlich leer, denn die Eigentümer dieser Kamele und Pferde machen gewöhnlich den Zug durch die Stadt nicht mit, sondern schließen sich erst am folgenden Morgen der Karawane an, wenn sie wirklich von Kairo aufbricht. Jetzt folgen in großen Scharen andere Kamele, auf welchen Männer in guter und schlechter Kleidung sitzen, von denen viele mit Pauken, Rasseltrommeln und Pfeifen versehen sind, womit sie einen fürchterlichen Lärm machen, der verstärkt wird durch das begleitende Gebrüll des Volkes auf den Gassen und das Gejauchze des Volkes an den Fenstern. Ihnen folgt eine Schaar besser aussehender Krieger; es sind Mameluken im Dienste des Kalifen, und ihre meist roten, prächtig gestickten Gewänder, sowie der weiße Turban und die blitzenden Waffen stechen vorteilhaft unter den dunkeln, ärmlichen Anzügen des umherstehenden Volkes hervor. Diese Mameluken waren von jeher gefürchtete Kriegsleute und schauen trotzig umher. Sie umgeben einige sehr starke Kamele, die mit schweren Kisten beladen sind, in welchen sich teils Geschenke des Kalifen an die heilige Kaaba in Mekka befinden, teils Gelder, um von den Beduinenstämmen in der Wüste die nötigen Lebensmittel für das mitziehende großherrliche Militär zu erhandeln.

Nachdem diese Mameluken vorbeigezogen sind, hört man das Volk auf den Gassen sich murmelnd von dem großen Reichtum Mahmud Achmets, des diesjährigen Emir el Hadsch, unterhalten, denn es erscheint eine unabsehbare Reihe von Kamelen und Maultieren, sowie prächtig geschmückte Pferde, welche das Gepäck, die Lebensmittel und die ganze Bagage des Emir el Hadsch tragen. Dieses wohlgefällige Murmeln des Volkes verstärkt sich beim Vorrücken dieser Kamele immer mehr und mehr und bricht endlich in ein lautes Jauchzen und Brüllen aus; denn nun erscheint ein großes, starkes Kamel, von zwei Männern geführt, dessen bepackter Sattel mit einer langen schwarzsamtnen Decke belegt ist. Unter ihr befindet sich nämlich ein prächtig gewebter, mit Gold gestickter Teppich, der von dem Kalifen der heiligen Kaaba zu Mekka verehrt wird. Alljährlich schickt der Beherrscher der Gläubigen einen solchen Teppich nach Mekka, der dort über das heilige Grab ausgebreitet wird, wogegen die Pilgerkarawane den vorjährigen wieder mit zurücknimmt, der, durch lange Berührung mit dem Heiligtume geweiht, nun in einer der Moscheen Kairos niedergelegt wird. – Hinter diesem Kamel folgen bewaffnete Reiter, Pilger auf Kamelen und Pferden und Stellvertreter der verschiedenen Zünfte sowie Derwische mit großen, grünen Fahnen. Das Volk auf den Straßen, welches das Kamel mit dem heiligen Teppich staunend betrachtet und mit großer Ehrfurcht begrüßt, bricht jetzt in einen lauteren Jubel aus und weicht nach allen Seiten zurück, denn es zeigt sich eine neue Schar Mameluken und andere Reiter, worunter auch Beduinenchefs verschiedener befreundeter Stämme, deren Burnus sich durch Weiße und Feinheit des Stoffes von dem der andern Beduinen unterscheidet. Auch ist ihr Haupt mit einem gelb und roten, golddurchwirkten Tuche geschmückt, und die Hälse ihrer roten Pistolen sowie die Griffe ihrer Säbel sind mit Silber beschlagen oder sogar mit Edelsteinen besetzt. Einige unter diesen Reitern führen am Sattel kleine Pauken, womit sie ein unaufhörliches Getöse machen. Immer zahlreicher wird ihre Schar und der Strom der Pilgerkarawane, der bis jetzt ziemlich schmutzig und grau dahinfloß, färbt sich immer bunter und glänzender, und schon sieht man prachtvolle Reiherbüsche emporragen und gewahrt, wie sich die Strahlen der Sonne in reichen Goldstickereien und Brillanten widerspiegeln. Die Pferde, von der edelsten Rasse, welche nun kommen, bäumen sich und tanzen unter ihren Reitern, welche stolz und mit zufriedenem Blick herab auf die Menge schauen, denn ihnen wird die Ehre zuteil, unmittelbar die geheiligte Person des Emir el Hadsch umgeben zu dürfen. Es sind junge reiche Türken, die auf eigene Kosten den Zug mitmachen und die das Gefolge des Emirs bilden.

Jetzt erhebt sich das Geschrei des Volkes lauter und einzelne Stimmen rufen: »Heil, Mahmud Achmet! Heil dem glorreichen Emir el Hadsch, welcher Reichtum, Ansehen und Macht hinter sich läßt, um dem Drange seines Herzens zu folgen und mit seiner großen Weisheit die Kinder des Propheten durch die Wüste zu führen!« Aus dem zuschauenden Volk bilden sich einzelne Gruppen, welche sich eifrig um die Tugenden Mahmud Achmets streiten. »Ja,« ruft ein wohlbeleibter Barbier, »das ist ein Mann! Ich habe zuweilen die Ehre, seinem obersten Stallaufseher den Bart scheren zu dürfen und bin deshalb imstande, seine Tugenden an den Fingern herzuzählen. Noch nie hat er einen Sklaven eigenhändig geköpft, und die höchste Strafe, die er je erteilte, waren hundert Hiebe auf die Fußsohlen. Ein merkwürdig milder Herr!« – »Ja, ja, ein merkwürdig milder Herr,« pflichtete ein Pastetenbäcker dem Barbier bei, und ein zerlumpter Kameltreiber mit einem braunen, spitzbübischen Gesicht fuhr mit der Hand in seinen schmierigen Gürtel und holte eine Handvoll kleiner Münzen hervor, die er dem andern mit den Worten zeigte: »Ja, ja, ein großmütiger Herr! Der Prophet möge es ihm belohnen; eine ganze Stunde lang hat er heute morgen solches Geld aus seinem Palaste unter das Volk werfen lassen.«

In diesem Augenblick aber lösten sich die Gruppen der Sprechenden auseinander, denn der Mann, von dem sie mit so vielen Lobeserhebungen gesprochen, Mahmud Achmet, der Emir el Hadsch, zeigte sich jetzt in Person den Blicken des erstaunten Volkes. Er ritt einen prachtvollen Schimmelhengst, und es war, als sei sich das Tier wohl der Ehre bewußt, die ihm zuteil geworden; denn es warf den Kopf stolz in die Höhe, und wenn es sich vorn emporhob, breitete es seine Hufe wie grüßend gegen das Volk aus und ließ sich dann gnädig wieder herab. In der Tat, das Tier sah wohlgemuter und freudiger aus als sein Herr; denn wenn sich auch der gute Mahmud Achmet soviel wie möglich in die Brust warf und sich bemühte, froh unter die Menge zu schauen, so entging doch einem aufmerksamen Beobachter nicht, daß der gewesene Oberschatzmeister etwas blaß aussah und daß er unwillkürlich wie erschrocken zusammenfuhr, wenn er eine Schar jener armen Pilger erblickte, die jetzt schon halbverhungert aussahen. Alsdann senkte der Emir den Blick auf seinen stattlichen Bauch herab und dachte wahrscheinlich über die Unbeständigkeit alles Schönen im menschlichen Leben nach.

Als der Emir vorbei war, folgte ihm noch eine Unzahl von Reitern in prächtigen Kostümen. Nach diesen kamen wieder Mameluken, Diener des Emirs: und wie vor dem Herrn der Zug allmählich immer glänzender geworden war, so nahm er hinter demselben auch ebenso ab und verlor sich bald wieder in ein schmutziges, graues Gedränge. Doch für den echten Muselmann war das Bedeutendste des Zuges noch zurück, und wenn sich auch die Männer auf den Straßen an dem Aufzuge des Emirs mit seinen prächtigen Pferden und Waffen sehr ergötzt hatten und sich, als diese vorüber waren, an die Häuser lehnten und anfingen zu plaudern, so wurde dagegen die Bewegung der Weiber an den Fenstern desto lebhafter, und die halbvergitterten Laden öffneten sich mehr und mehr und ließen eine Unzahl verschleierter Köpfe sehen, die aufmerksam die Straße hinabspähten und hie und da in lauten Jubel ausbrachen, was ihre Aufmerksamkeit so rege machte und jetzt noch kommen mußte, war ein Kamel, das einen zeltartigen Baldachin trug, der Machmil heißt und unter welchem sich prächtige Geschenke befanden, die der Kalif alljährlich der heiligen Kaaba verehrt. Diese Sitte des Machmil rührt davon her, daß in der alten Zeit eine der Favoritsultaninnen des regierenden Kalifen den Zug nach Mekka gewöhnlich mitmachte, ein Gebrauch, der aber diesen edlen Damen bald lästig zu werden anfing, weshalb sie auf ein Mittel dachten, um sich dieser Sitte zu entziehen, hierzu gab es nun kein besseres, als aufs Geratewohl zu Haus zu bleiben, aber dagegen den Machmil, mit kostbaren Geschenken für die heilige Moschee in Mekka angefüllt, allein gehen zu lassen, – ein Verfahren, das denn auch der Oberiman zu Mekka in Betracht der reichen Spenden für vollgültig anerkannte.

Eine Rotte fanatischer Derwische, die teils zu Fuß gingen, teils auf mageren Kamelen ritten und in ihrem Glaubenseifer die entsetzlichsten Sachen begannen – denn einige verdrehten ihre Glieder auf das schauderhafteste, andere fraßen Schlangen, Skorpione und dergleichen, und noch andere stießen sich Messer, Degenklingen durch die Hände, Ohren und Lippen – zeigte sich nun den Blicken der Menge. In ihrer Mitte ritten zwei abenteuerliche Gestalten, welche von dem Volk mit einem unermeßlichen Jubelgeschrei begrüßt wurden. Die eine war der alte Schah el Gemel, was soviel heißt als Oberster der Kamele, der den Zug nach Mekka – Gott weiß, zum wievielten Male – mitmachte. Er stand in dem Geruch großer Heiligkeit, denn neben den Mühseligkeiten und dem Elend, welches er während des Zuges mit der ganzen Karawane erduldete, plagte sich der edle Schech auf der ganzen Reise noch besonders ab, indem er unaufhörlich sowohl hin als zurück den Kopf auf eine ganz seltsame Art im Kreise herumwirbelte, so daß es aussah, als hinge sein Haupt nur an einem Zwirnsfaden. Die zweite der erwähnten Gestalten, welche besonders von den Weibern mit vielem Jubel begrüßt wurde, war die alte Um el Chutat oder auf Deutsch Katzenmutter, die den Pilgerzug nach Mekka ebenfalls alljährlich mitmachte. Sie ritt ebenso wie der Schech auf einem alten, mageren Kamel, an welchem einige zwanzig Körbe hingen, in denen sich eine Unzahl Katzen und Kätzchen von allen Farben und Größen befand, woher denn auch die gute Frau ihren Namen hat.

Hinter diesen Derwischen kamen ein paar Kamele und besser aussehende Pferde, auf welchen die höhere Geistlichkeit ritt, welcher große grüne Fahnen nachgetragen wurden, geleitet von einer Musikbande, die mit Becken, Pauken und Pfeifen einen ohrenzerreißenden Lärm machte. Jetzt aber erhob das Volk ein so fürchterliches Gebrülle und Schreien, daß die besseren Pferde im Zuge anfingen unruhig zu werden und selbst die sanftmütigen Kamele voll Unruhe um sich blickten. Die Männer schrien »Allah!« und »Arafaat!« – dies ist der Name eines heiligen Berges bei Mekka, auf welchem nach der Sage der Mohammedaner Abraham seinen Sohn Ismael opfern wollte – und die Weiber kreischten gellend dazwischen, denn jetzt erschien das Kamel mit dem prächtigen Baldachin, dem Machmil, unter welchem sich die Geschenke des Kalifen befanden.

Alles drängte sich hinzu, um wenigstens mit der Hand die Decken des Baldachins oder auch nur das Kamel zu berühren, es war eine unbeschreibliche Verwirrung von Menschen und Tieren, wer nicht hindurchdringen konnte, löste seinen Gürtel ab und versuchte mit einem Ende desselben über die Köpfe der Menge hinweg das Heiligtum zu erreichen. Die Weiber hinter den Fenstern ließen ihre Schleier herab, und in den oberen Stockwerken banden sie mehrere Schals zusammen, damit wenigstens das Ende eines derselben an dem Kamele streifen konnte. Und dann zogen sie dieselben wieder in die Höhe und küßten die auf solche Art geweihte Stelle.

Nachdem das Kamel mit dem Machmil vorbei war, folgte noch eine unzählige Menge Pilger aller Art; doch war das Interesse, welches die Zuschauer an der Pilgerkarawane genommen, nun mit dem Machmil vorbeigezogen, und die langen Reihen der Leute, welche an die Häuser gedrückt standen, mischten sich jetzt unter den Zug, der aber an jeder Straßenecke abnahm, denn alle Zuschauer eilten nach Haus, um sich bei einer langen pfeife und einem Glase Scherbett noch einmal alle Bilder der Karawane vors Auge zu führen und so das Ganze geistig wiederzukäuen. Die Pilger selbst, besonders die der ärmeren Klasse, sowie die Lasttiere und Diener der Reicheren setzten ihren Weg durch die Gassen von Kairo fort und gelangten bald durch das Tor des Kalifen in die freie sandige Ebene vor den Mauern, wo sie sich nun ungefähr eine Stunde von der Stadt zum erstenmal lagern und dort auch noch den folgenden Tag bleiben, damit sich die Pilger aus den benachbarten Städten, die den Zug nach Mekka ebenfalls mitmachen wollen, hier alle versammeln können. Die vornehmen und reichen Muselmänner aber ziehen mit der Karawane nur durch einige Hauptstraßen zum Prunk und kehren darauf in ihre Häuser zurück, um den letzten Tag noch im Kreise ihrer Familien oder in stiller Beschaulichkeit zuzubringen.

Bei der Hasanmoschee, die sich in Kairo in der Nähe des großen Basars befindet, verließ auch der Emir el Hadsch den Zug und lenkte schweigend, von ein paar Sklaven begleitet, sein Roß durch leere Nebenstraßen, um, von dem Geschrei des Volkes unbelästigt, in seinen Palast zu gelangen. Dort angekommen, stieg er vom Pferde und begab sich in die Halle, welche eine Aussicht auf den klaren Spiegel des Nils gewährte. Dies war ein Gemach so schön und reizend, wie sich die Phantasie des Morgenländers nur die Wohnung im Paradies vorstellen kann; es war hier kühl wie in einem Keller, und im Hintergrunde stritt sich ein sanftes Halbdunkel mit dem Glanz des Tages. Dort war der Boden erhöht, ungefähr wie die Bühnen auf unsern Theatern, und diese Erhöhung war belegt mit den prächtigsten persischen Teppichen. An den Wänden lehnte sich ein breiter Diwan mit schwellenden Kissen, die mit Samtstoff überzogen und mit reicher Stickerei überdeckt waren. Die Wände dieses Gemachs bestanden aus schön geschnitztem und vergoldetem Holzwerk, das mit Kristallen und Spiegelglas eingelegt war. Vor der Erhöhung, ungefähr in der Mitte des ganzen Gemachs, erhob sich ein Marmorbecken, ungefähr in der Gestalt der kristallenen Tafelaufsätze bei uns, aus dessen oberem Teil ein klarer Wasserstrahl mehrere Fuß hoch in die Höhe sprang, welcher dann, hinabstürzend und von Becken zu Becken tropfend, ein heimliches, melodisches Gemurmel verursachte. Mahmud Achmet, nachdem er sich seiner Pantoffeln entledigt, legte sich auf den Diwan im Hintergrunde der Erhöhung der Bühne und ließ sich von einem Sklaven das lange Rohr mit der Wasserpfeife in den Mund stecken. Dann nahm er einen Schluck eiskalten Scherbetts und stieß darauf einen tiefen Seufzer aus, denn sein Auge fiel auf die vordere Wand der Halle, die geöffnet war und nur aus feinen Spitzbogen bestand, an denen üppige Pflanzen emporrankten: und der Emir el Hadsch sah die ganze Breite des herrlichen Nils, den er nun bald und vielleicht für immer verlassen sollte.

Es ist ein Glück, daß sich der Muselmann nicht viel mit Gedanken belästigt, denn sonst könnte man vielleicht von denen Mahmud Achmets sehr trübe und unangenehme Dinge erzählen. So aber starrte er gedankenlos vor sich hin, ließ die elfenbeinernen Kugeln des Rosenkranzes, den er an seinem Gürtel trug, ohne Aufhören durch die Finger gleiten – ein sinniges Spiel, das die Orientalen gern treiben und das sie außerordentlich amüsiert – und dabei zog er mächtige Rauchwolken aus seinem Nargileh. Nachdem dies ungefähr eine halbe Stunde gedauert hatte, warf er den Schlauch der Pfeife auf die Erde und klatschte dreimal in die Hände – ein Zeichen, das bei den Orientalen die Glocke für den Bedienten vertritt. Es währte auch keine Sekunde, so erschien der Leibdiener Mahmuds, der Neger Hassan, indem er vorsichtig einen Vorhang in die Höhe hob, seinen dicken Kopf herausstreckte und nach seinem Gebieter schaute.

»Hassan!« sprach dieser, und der Gerufene trat nunmehr ganz hervor und kauerte sich zu den Füßen seines Herrn auf den Teppich. »Hassan!« sprach Mahmud nochmals, »wir werden morgen abend reisen!«

»Deine Weisheit hat es so beschlossen, o Herr,« entgegnete der Schwarze.

»Du wirst auch mit nach Mekka pilgern, Hassan,« fuhr der Emir fort und strich seinen langen Bart.

»Ja, Herr,« seufzte Hassan, drehte aber dabei den Kopf etwas auf die Seite, und wer gesehen hätte, wie er seine ohnehin tückischen Augen boshaft verdrehte und dabei die weißen Zähne aufeinanderbiß, der hätte wohl erraten, daß der Diener ebensowenig wie der Herr die Pilgerfahrt nach Mekka aus freiem Antrieb mitmachte. Doch der Emir war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um etwas der Art merken zu können, und hatte auch keine Ahnung davon, daß ein Sklave vielleicht eine eigene Meinung haben könne, denn er fuhr gleichmütig fort: »Du wirst aufs beste dafür sorgen, Hassan, daß mein großes Zelt eingepackt wird. Nimmst auch keinen andern Kaffee als Mekka Nummer eins, und sorge ferner für einen guten Vorrat syrischen Tabaks!«

Nach diesen Befehlen winkte Mahmud mit der Hand, und der Sklave erhob sich, um fortzugehen, wandte sich aber an der Türe nochmals um und sagte: »Deine Tochter Zemire, o Herr, wünscht vor dein Angesicht treten zu dürfen.«

Diese Bitte gewährte der Emir durch ein Nicken mit dem Kopfe, worauf der Schwarze verschwand, wenige Zeit darauf wurde aber der Vorhang der Türe aufs neue aufgehoben, und die Tochter Mahmud Achmets, Zemire, schlüpfte in das Gemach und schmiegte sich neben den Vater auf den weichen Diwan. Die junge Türkin trug den leichten, reizenden Anzug, in welchem sie außer Vater und Bruder bei Todesstrafe kein Auge eines anderen männlichen Auges sehen darf. Dasselbe bestand in einem weißseidenen Unterkleid, unter welchem bei ihrer nachlässigen Lage auf dem Diwan hellrote Beinkleider, ebenfalls von Seide und mit Gold gestickt, hervorsahen. Ihre kleinen Pantoffeln, von schwarzem Samt und mit Perlen und Gold gestickt, hatte sie auf den Boden geschleudert, worauf sie den Versuch machte, ihre nackten kleinen Füßchen unter dem Samtpolster des Diwans zu verbergen. Brust und Arme bedeckte ein Hemd von blendend weißem Musselin, über welchem sie ein schwarzsamtnes Jäckchen trug, das oben unter dem Hals mit einer Brillantagraffe zusammengehalten wurde. Obgleich die ganze Gestalt des Mädchens wohl zierlich, aber nicht gerade klein war, so sah sie doch in dieser Stellung auf dem Diwan, an die große, stattliche Figur des Vaters gedrückt, fein und schmächtig aus. Sie hatte mit der einen Hand tief in den Bart Mahmuds gefaßt und ließ durch die andere den elfenbeinernen Rosenkranz gleiten, mit dem vorhin der Emir selbst gespielt. Die Züge des alten Herrn, die vorhin ziemlich mürrisch und verdrießlich waren, klärten sich beim Anblick Zemirens auf, denn sie war seine Lieblingstochter' besonders im jetzigen Augenblicke, wo das Herz des Emirs durch die bevorstehende Abreise ohnehin gerührt war, war er zärtlicher als sonst, und nachdem er einen Ruß auf die frischen Lippen des Mädchens gedrückt, fragte er so sanft als möglich, was sie denn eigentlich wolle. Zemire blickte mit ihren schwarzen Rügen lächelnd in die Höhe und sagte mit leiser Stimme: »Vater, ich habe eine Bitte, eine Bitte, Vater, an den Emir el Hadsch.« Bei diesem Titel wurde der alte Herr etwas ernster und schüttelte zur Antwort mit dem Kopf, als wolle er böse Gedanken, die plötzlich in ihm aufstiegen, dadurch vertreiben. »Ja, Vater,« fuhr das Mädchen fort, »ich habe eine große Bitte an dich, die du mir nicht abschlagen darfst, nämlich –« hier stockte sie und sah auf den Boden nieder, als wage sie nicht, ihre Bitte auszusprechen. »Nämlich,« fuhr sie dann schüchtern fort, »ich will dich auf dem Pilgerzug nach Mekka begleiten.« Dieser letzte Satz kam freilich nicht so fließend zwischen den Lippen hervor, wie wir ihn hinschreiben, sondern sie stockte fast zwischen jedem Wort, besonders als sie sah, daß Mahmud Achmet seine Augenbrauen in die Höhe zog und sie verwundert ansah. Doch kaum hatte sie ihre Bitte hervorgestottert, als sie mit den süßesten Schmeicheltönen und einer ungemeinen Zungenfertigkeit ihre weisen Gründe zu dem Verlangen angab. »Ja, Vater,« sagte sie und legte ihren Kopf in den Schoß des Emirs, so daß sie ihm von unten herauf in die Augen sah, – eine Stellung, der bei ähnlichen und anderen Bitten, wenn nämlich die Bittende ein paar schöne Augen hat, nicht zu widerstehen ist, – »ich bitte dich herzlich, laß mich mit dir ziehen, du wärst ja sonst so allein, ganz allein, du hättest niemand, der dir schöne Geschichten erzählen kann und der dir in stillen Nächten, wo der Schlaf deine Augen flieht, beruhigende Lieder sänge. Denke dir, Vater, du könntest krank werden, und es wäre niemand da, der dich pflegte, wie ich es tun würde,- und dann bin ich ja stark und kräftig; du weißt, daß mir kein Pferd aus deinem Stalle zu wild ist und daß ich sogar das Schaukeln auf dem Kamel aushalten kann.«

Mahmud Achmet hörte sehr überrascht der seltsamen Bitte seiner Tochter zu, und wenn ihm auch anfänglich die Erfüllung derselben unmöglich schien, so war ihm doch der Gedanke, jemand um sich zu haben, der ihn mit Liebe begleitete, nicht unangenehm. Auch hatte das schlaue Mädchen zu ihrer Bitte zwei Gründe angegeben, die, wie sie wußte, dem Vater wohl einleuchten würden: erstens nämlich kannte sie seine Leidenschaft, gern der Erzählung eines Märchens zuzulauschen – und darin war sie Meisterin; ferner fürchtete sich der alte Herr auch gewaltig vor Krankheit, und bei einer Unpäßlichkeit, die ihn kürzlich befallen, hatte ihn Zemire so sorgsam und gut gepflegt, daß er allen Ernstes glaubte, er habe es nur ihr zu verdanken, daß er dem bitteren Tod entronnen sei.

Trotz alledem aber hatte die Sache auch so viel gegen sich, daß der Emir sich anfänglich standhaft weigerte, das Verlangen seiner Tochter zu erfüllen. Doch ließ diese mit Bitten nicht nach – auch taten ein paar Tränen ihre gehörige Wirkung, und als sie endlich noch halbleise, wie gedankenvoll vor sich hinsprach: »Ach, Vater, ich könnte dich vielleicht nie wiedersehen,« so erweichte sich das ohnehin nicht harte Herz des Emirs, und er gab seiner Tochter die Erlaubnis, ihn begleiten zu dürfen.

Am andern Morgen nach diesem denkwürdigen Tage waren die Straßen Kairos noch immer nicht in ihre alte Ruhe zurückgekehrt, – sie glichen vielmehr denen einer eroberten Stadt, welche die Einwohner mit ihren besten Habseligkeiten verlassen haben. Da sah man ganze Züge Kamele, eines hinter das andere gebunden, langsam durch die Straßen ziehen, und alle waren bepackt mit Säcken, Körben und Kisten. Auch wogte das Volk noch immer unruhig hin und her; denn Tausende begaben sich heute vor die Tore der Stadt in das Lager der Pilger, um dem Gewimmel und dem Tumulte dort zuzusehen oder einen alten Bekannten wiederzufinden oder auch, um irgendein Geschäft abzumachen. In den Basaren und vor den großen Karawansereien war ein besonderes Leben, denn am heutigen Tage schlossen sich die Kaufleute Kairos, die ebenfalls nach Mekka wollten, mit ihren Waren dem Zuge an. Man muß nämlich wissen, daß neben den tausend und tausend Menschen, welche die Andacht zum Grabe des Propheten treibt, auch eine große Anzahl durch die Aussicht auf Gewinn dazu vermocht wird, sich den Mühseligkeiten dieser Reise zu unterwerfen; daher werden denn ganze Scharen von Kamelen, mit Erzeugnissen des Abendlandes beladen, durch die Wüste nach Mekka geführt, von wo sie im glücklichen Falle später mit den kostbaren Erzeugnissen Arabiens und Persiens beladen, zurückkehren, welche ihren Herren einen unermeßlichen Gewinn eintragen.

Ein gleiches Leben wie auf den Straßen herrschte auch in den Höfen und Häusern der reichen Muselmänner, die sich zum Abzug auf morgen früh rüsteten, vor allem waren im Palaste des Emir el Hadsch Hunderte von Händen bereit, um Gezelte, Lebensmittel und Pferde für Mahmud Achmet und seine Tochter Zemire zuzurüsten.

Zwischen dem Getümmel hindurch, das hier verursacht wurde, hörte man das freudige Jauchzen und Lachen der kupferfarbigen Araber, die den Emir begleiten durften und sich darauf freuten, wieder einmal in ihren heimatlichen Sand zu kommen; doch wurden noch andere Töne als die der Freude gehört, und einige Dienerinnen Zemirens, denen die Trennung von Kairo sehr schwer fiel, ließen manche Träne auf die kostbaren Gewänder fallen, die sie für ihre Gebieterin einpacken mußten. Zu denen aber, die am allermißmutigsten waren, gehörte auch Hassan, der Leibdiener des Emirs, der auch zugleich die Stelle eines Haushofmeisters versah. Er hatte gehofft, sein Herr würde ihn zurücklassen und ihm Gelegenheit geben, in Kairo nach seinem Gutdünken schalten zu können. Doch wissen wir, daß ihm Mahmud Achmet gestern die gnädige Erlaubnis erteilte, ihn begleiten zu dürfen, worüber der Schwarze, da er sonst seine Wut nicht äußern konnte, die Augen rollte und die Zähne aufeinanderbiß. Ebenso machte er's nun den ganzen heutigen Tag, und wenn er auch in Gegenwart seines Herrn kriechend und schmeichelnd war und mit der größten Inbrunst für die erwiesene Gnade dankte, so verwünschte er doch in seinem Herzen die Fahrt zu allen Teufeln und ließ gegen jeden seine Wut aus, der unter ihm stand.

Anfänglich hatte es ihn getröstet, daß er auf der Reise wenigstens den Emir ganz allein unter seinen Händen haben würde, woraus er vielerlei Vorteile zu ziehen gedachte. Doch auch diese Hoffnung wurde ihm durch Zemire vereitelt, denn er kannte wohl die Klugheit derselben und wußte, daß sie ihm bei seinen schlechten Streichen im Wege stehen würde. So war denn Hassan voll Zorn und Ingrimm bei dem Beladen der Kamele zugegen und gab auf dieses Geschäft nur darum so genau acht, um jeden Übertreter mit dem langen Stock, den er in den Händen trug, sogleich züchtigen zu können. Während alle Diener und Sklaven bei dieser Arbeit auf das emsigste beschäftigt waren, stand an dem Hoftor ein junger Mann in der Tracht der Kameltreiber, nur daß die Stoffe seines Anzugs feiner und zierlicher waren. Er trug das blaue Unterkleid, darüber einen weiß- und rotgestreiften Burnus, und sein Turban war statt von grauer und schmutzigroter Farbe, wie ihn diese Leute gewöhnlich zu tragen pflegen, blendend weiß und bestand aus weißem Musselin, der malerisch um den Kopf geschlungen war. Er hatte eine Hand in den Gürtel gesteckt, an dem aber kein Säbel hing, und ebensowenig blickte unter dem Burnus der Griff eines Yatagans oder der Hals einer Pistole hervor. Sein Gesicht war edel geformt, und wenn es nicht dunkler gefärbt gewesen wäre als das der Türken, so hätte man ihn für einen jungen reichen Muselmann halten können, der sich ein besonderes Vergnügen daraus macht, den Kameltreiber zu spielen, ohne an dem schwierigen Geschäft dieser Leute, die Tiere zu beladen, teilzunehmen. Er lehnte den Kopf nachlässig an den Türpfosten, und wer ihn so dastehen sah und aufmerksam betrachtete, konnte wohl bemerken, daß er seine schwarzen, glänzenden Augen von Zeit zu Zeit wie ein paar Blitze zu den vergitterten Fenstern des Hofraumes erhob und sie forschend betrachtete, als suche er dort etwas. Doch verriet keine Miene seines Gesichts, ob seine Blicke das wirklich gefunden, was sie suchten, vielmehr sah er gleich darauf wieder ganz gleichgültig und teilnahmlos auf die Arbeiten im Hofe. Hassan, der mit seinem langen Stock auf der Türschwelle thronte, hatte sich schon seit einiger Zeit darüber geärgert, daß jener junge Mann müßig dastand und nicht die Arbeit mit seinen Kameraden teilte. Auch hatte er ihm zuweilen einen Wink gegeben, näherzutreten, den aber der Kameltreiber nicht zu beachten schien.

Hassan, dessen Zorn und Mißmut über den Rücken der armen Sklaven hinweg wie ein mächtiger Strom unaufhaltsam fortbrauste, sah in dem jungen Müßiggänger am Tore einen gewaltigen Stein des Anstoßes, an dem sich die Wellen seines Unmutes brachen und schäumend in die Höhe stiegen. Doch war etwas in dem Blick und der ganzen Haltung dieses Mannes, was den Schwarzen einschüchterte und ihm den Mut benahm, sich geradezu mit bösen Worten oder noch handgreiflicher gegen ihn zu wenden, wie er sonst wohl getan haben würde. Da er aber doch einen Vorwand finden wollte, mit ihm anzubinden, verließ der Haushofmeister die Türschwelle und schlenderte im Hof umher, wobei er mit dem Stock wie von ungefähr immer auf die Erde stieß. So kam er auch an das Tor, wo der Kameltreiber stand, und stieß ihn absichtlich an. Bei dieser Berührung richtete sich der junge Mann in die Höhe und warf dem Schwarzen einen seltsamen Blick zu, den dieser mit den Worten erwiderte: »Was stehst du auch so müßig hier am Tor und versperrst unbeschäftigt den Leuten den Ausgang?« Wenn auch Hassan diesen Satz mit sehr trotzigen Worten anfing, so lag doch etwas so Zurückschreckendes in den blitzenden Augen des jungen Kameltreibers, daß jener das Ende seiner polternden Rede ungefähr so aussprach, als wolle er den Anfang damit entschuldigen. Da ihn aber der andere keiner Antwort würdigte, sondern sich wieder ruhig an das Tor anlehnte, so stieg dem Haushofmeister der Mut, besonders als er sah, daß die andern Kameltreiber aufmerksam wurden, und als er die beträchtliche Anzahl kräftiger Sklaven überdachte, die ihm auf seinen Wink gleich zu Hilfe kommen mußten. Er faßte deshalb einen Zipfel von dem Mantel des jungen Mannes, und indem er daran zog, fuhr er ihn mit den Worten an: »He, du junger Faullenzer, rühr' deine Arme und hilf dort die Ballen aufladen!« Bei dieser Anrede sprang der Kameltreiber dicht vor Hassan hin und machte mit der Faust eine drohende Bewegung, als wolle er ihn zusammenschlagen; doch schien er sich eines Bessern zu besinnen und schob ihn mit dem Fuße von sich, wobei er die Worte murmelte: »Weg, elender Sklave!« Dies war in der Tat zuviel für den Leibneger Hassan, den Haushofmeister Mahmud Achmets, des diesjährigen Emir el Hadsch. Er biß die Lippen aufeinander und hob den Stock empor, um den Kameltreiber damit zu schlagen. Aber dieser hatte nicht sobald eine solche Bewegung gesehen, als er mit der Hand in den Gürtel fuhr, den linken Arm abwehrend vor sich streckte und eine Stellung annahm, wie sie wohl am geschicktesten ist, um einen mit einem kräftigen Dolchstoß gerade in die Mitte des Herzens zu treffen. Wer weiß auch, zu welchem Ende diese Szene noch geführt hätte, wenn nicht in diesem entscheidenden Augenblick sich oben ein Fenster geöffnet und eine laute Stimme: »Hassan! Hassan!« gerufen hätte. Beim Tone dieser Stimme, die der Haushofmeister augenblicklich für diejenige seiner jungen Herrin Zemire erkannte, senkte er mit einer Eilfertigkeit seinen Stock, die wohl anzeigte, wie erwünscht es dem Schwarzen war, im Geschäft des Zuschlagens gestört zu werden. Aber der Fremde hatte nicht sobald jene Worte gehört, als er wie der Blitz seine Blicke emporwarf, die rechte Hand aus dem Gürtel zog und sie ehrerbietig an Brust und Stirn legend, sich tief verneigte. Nur eine Sekunde lang flatterte der goldgestickte Schleier Zemirens am Fenster, worauf sich dieses wieder schloß. Der junge Kameltreiber warf dem Schwarzen einen finsteren, bedeutsamen Blick zu, schlug den Burnus über seine Schulter und verließ stillschweigend den Palast des Emirs.

Hassan, der sich, dem Rufe seiner Herrin gehorsam, alsbald zu derselben verfügte, war nicht wenig verwundert, als ihm nur ein unbedeutender Auftrag erteilt wurde, der durchaus keine Eile hatte und wegen dessen es nicht gerade nötig gewesen wäre, wie er meinte, ihn von dem wichtigen Geschäft des Zuschauens im Hofe abzuberufen. Er verfügte sich auch alsbald wieder hinab, war aber über das eben Geschehene und Gehörte so in Gedanken vertieft, daß er sogar die höhnischen Blicke und das Lachen der Sklaven übersah, die aus dem Streit mit dem jungen Kameltreiber den Schluß zogen, daß der Mut des Herrn Haushofmeisters nicht weit her sei. Im übrigen aber hatte auch keiner der auf dem Hofe Beschäftigten jenen Fremden gekannt, so daß Hassan, als er sich später bei jedem einzelnen nach der Reihe erkundigt und gefunden, daß der junge Mann von keinem gekannt sei, also auch keinen Freund unter den Anwesenden haben konnte, den fürchterlichsten Schwur ablegte, daß er diesen ungläubigen Hund bei der nächsten Veranlassung zu Staub zerreiben werde.

Mittlerweile dies in seinem Hause vorging, nahte sich der Emir el Hadsch mit leisen Schritten jener verhängnisvollen Gartenlaube, wohin ihn auch heute wieder der Kalif zur Abschiedsaudienz beschieden hatte. Der Beherrscher der Gläubigen sah gutgelaunt aus und beschäftigte sich gerade damit, das Rohr seiner Wasserpfeife um einen jungen Orangenbaum zu winden. Mahmud Achmet nahte sich mit den üblichen Verbeugungen und brachte dem gerechten und milden Herrscher seinen Dank dar für die große Gnade, die er ihm dadurch erwiesen habe, daß er ihn zum Emir el Hadsch ernannt, worauf ein seltsames Lächeln über die Züge des Kalifen schwebte und er huldvoll erwiderte: »Mahmud Achmet, ich hoffe, daß dir die Reise wohlbekommen wird, besonders dem Blute deines wohlgenährten Körpers sowie dem Geld in deinen schweren Säcken. Beides wird schnell in Umlauf kommen und das deiner Gesundheit sehr zuträglich sein. Bete für mich am Grabe des Propheten und flehe zu Gott, er möge mir noch eine Reihe von Jahren schenken, damit ich dir noch lange ein gnädiger und gerechter Herr sein kann wie bisher.« Darauf klatschte der Kalif in die Hände, und ein Schwarzer brachte auf einem Samtkissen einen prächtigen Säbel, den Abdallah seinem Emir umhing, indem er die Hoffnung aussprach, daß er ihn vorkommendenfalls zum Schutze der ihm anvertrauten Karawane tapfer schwingen werde. Mahmud beugte sich tief, indem er das kaiserliche Geschenk annahm, drückte den Saum des großherrlichen Mantels an seine Stirn und verließ die Laube. Vor dem Garten bestieg er sein Pferd und ritt nach seinem Hause zurück, wo er sich in sein innerstes Gemach begab. Hier befand er sich nicht sobald ganz allein und war nicht sobald sicher, daß ihn kein menschliches Auge sehen könne, als er mit den Worten: »Sekter Besseweng!«, welches, mit der größten Bescheidenheit übersetzt, soviel heißt als: »Geh zum Teufel!« den Ehrensäbel in eine Ecke des Gemaches warf und ihn von da mit einem gelinden Fußtritt in eine andere Ecke beförderte, wo er liegen blieb. Aber wenn der Emir auch hierdurch seinen Unmut, die Reise antreten zu müssen, sattsam kundgab, so war er doch nicht imstande, das Rad der Zeit aufzuhalten oder sogar die Tage einen Rücklauf beginnen zu lassen. Stunde um Stunde verstrich, der Abend dämmerte herauf, und Mahmud Achmet mußte zu dem unangenehmen Geschäft schreiten, sein Haus zu bestellen, was ihn in höchst verdrießliche Laune versetzte; denn diese letzten Vorbereitungen zu seiner Abreise hatten eine fatale Ähnlichkeit mit denen, welche man macht, wenn sich der Tod meldet.

Der Emir übergab sein Haus und sein Vermögen seinem älteren und einzigen Bruder, welcher Kadi oder Oberrichter der Stadt Kairo war. Nach Beendigung dieser Angelegenheit verbrachte er noch einige Stunden in seiner geliebten Halle, die wir früher beschrieben, und legte sich dann noch einmal in der Stadt seiner Väter zur Ruhe. Es war eine schöne, klare Nacht, und der breite Nil, dessen gelbliches Wasser am Tage in den Strahlen der Sonne glänzend wie Gold zwischen seinen saftiggrünen Ufern dahinfloß, glich jetzt bei dem Glanz des Mondes einem silbernem Spiegel oder einem breiten Stahlband, das mit schwarzen Verzierungen eingefaßt ist; denn schwärzlich erschien jetzt die grüne Farbe der Reisfelder und das noch dunklere Grün der zahllosen Palmbäume, die an den Ufern standen und sich mit ihrer Krone über den Wasserspiegel beugten, aus reiner Eitelkeit, um ihre zierlichen Blätter zu schauen.

Es gibt wohl keinen Fluß in der Welt, der wie der Nil bei seiner großen Breite so ruhig und still, fast ohne Wellenschlag dahinfließt. Er ist wie gemacht zu den leidenschaftlichen Träumen der Orientalen, weshalb sie es auch so sehr lieben, ein Landhaus oder dergleichen an seinen Ufern zu besitzen, um bequem und mit Muße dem ruhig fließenden Wasser mit Blicken und Gedanken folgen zu können. Langsam fahren auf der Mitte des Stromes die großen platten Barken ab und auf, erstere von den Fluten selbst geführt, deren Kraft vielleicht durch wenige Ruderer nachgeholfen wird, die andern durch Hilfe der weißen dreieckigen Segel, deren beträchtliche Größe in keinem Verhältnis zu den Barken selbst steht, sowie durch viele Ruderer, die, sich immer ablösend, in beständiger Arbeit bleiben. Doch jetzt ist es Nacht, und die Barken, die abwärts fahren, sind gänzlich dem Strom überlassen, indem alles auf ihnen schläft, mit Ausnahme des Steuermanns, der hinten am Ruder auf den untergeschlagenen Beinen sitzt und aus der langen Pfeife dichte Rauchwolken emporwirbelt. Die großen Segel der aufwärtsfahrenden Schiffe sind herabgelassen, und das Fahrzeug selbst liegt, wenn der Wind nicht sehr günstig ist, unbeweglich zwischen dem Schilf des Ufers. Die Ruderer sind ans Land gegangen, haben ihr Oberkleid über den Kopf gezogen und schlafen in langen Reihen, um sich zu der morgigen harten Arbeit wieder zu stärken. In solchen Stunden herrscht an den Ufern des Nils eine feierliche Stille, und ein scharfes Ohr könnte den Sand rauschen hören, den ein leichter Windstoß in der benachbarten Wüste aufwirbelt, wenn an den Ufern des Flusses in den verschiedenen Landhäusern und Palästen nicht die große Menge von Springbrunnen wäre, deren Plätschern wie das Picken unserer Uhren bei Nacht selbst in der Ferne hörbar ist.

So ruhig war also auch die Nacht vor der Abreise der Pilgerkarawane an den Ufern des Nils, und eine Totenstille lag über dem Palaste des Emirs el Hadsch. In dem Hofe desselben, der an die Straße stieß, lagen die Kamele, die erst morgen früh mit den nötigsten Sachen beladen wurden. Sie lagen auf ihren Knien um ein großes Tuch voll Futter und sahen sich wiederkäuend mit den großen, klaren Augen an. Die Treiber ruhten zwischen ihnen und schliefen mit dem Kopf auf den Knien der Tiere. In den Zimmern des Hauses selbst ruhten die ermüdeten Sklaven von ihrer Arbeit und träumten von den Mühseligkeiten oder auch vielleicht von den Freuden der bevorstehenden Reise.

Selbst Hassan, der Haushofmeister, war endlich eingeschlafen, nachdem er sich eine Stunde lang auf seinem Lager umhergewälzt und überlegt hatte, wie beträchtlich er sein Vermögen hätte vermehren können, wenn er, statt die Pilgerfahrt nach Mekka mitzumachen, hätte zu Hause bleiben können, um als ein getreuer Diener den Palast seines Herrn zu verwalten. Da wurde plötzlich an der Treppe, die zur großen Halle auf den Nil führte, ein Geräusch hörbar, als streifte ein Nachen, von einem kräftigen Ruder geführt, hart an die Steine der Terrasse; und so war es auch. Eines jener leichten, zierlich geschnitzten Boote, deren sich vornehme Türken zu bedienen pflegen, um über den Nil zu setzen, legte sich an den Palast des Emirs, und derselbe junge Mann sprang heraus, der heute morgen im Hofe jenen Streit mit Hassan gehabt hatte. Er war wieder in der Tracht der Kameltreiber gekleidet, nur blitzte jetzt zwischen den Falten des Burnus der Griff eines Säbels hervor. Nachdem er sorgfältig an den Fenstern heraufgespäht und über den Fluß hingehorcht hatte, befestigte er seinen Nachen an den riesigen Blättern einer Aloe und schlüpfte behende in die Halle, in deren Hintergrund er hinter dem Vorhang verschwand, hinter welchem gestern Hassan hervorgetreten war, die Befehle seines Herrn zu vernehmen. Von dort ging er leise durch einen langen Gang, an welchen die Zimmer der Sklaven stießen, in den Hof, wo die Kamele um ihr Futter lagen. Dort stand er einen Augenblick unschlüssig, wohin er sich wenden solle und spähte scharf umher. Dann aber schritt er hastig quer über den Hof, wo abgesondert von den Andern ein einzelner Mann mit dem Kopf auf einem Sacke lag und fest schlief. Der junge Kameltreiber beugte sich über ihn hin, und während er ihn leicht rüttelte, flüsterte er ihm einige Worte zu. Der Schlafende erwachte, und nachdem er einige Augenblicke überrascht in die Höhe gesehen, schien er den andern zu erkennen und nickte mit dem Kopfe.

»Bei dem Propheten!« sprach dieser heftig, aber mit gedämpfter Stimme, »warum kamst du heute abend nicht?«

»Ach Herr,« entgegnete der Sklave, »es war mir unmöglich. Ohne Aufsehen zu erregen, konnte ich mich nicht entfernen, bis alle Arbeit getan war, und dann schloß Hassan das Tor ab und ließ niemand heraus und herein.«

»Daß er verdammt sei!« entgegnete der andere, »was weißt du denn?« »Nun,« antwortete der Sklave lächelnd, »alles was Ihr wünscht, o Herr! Morgen früh besteigt der Emir el Hadsch sein Roß, und dort in der Ecke werdet Ihr zwei starke Kamele sehen, die dazu bestimmt sind, abwechselnd einen prachtvollen Baldachin zu tragen.« – »So, so,« sprach hastig der junge Mann; »für Zemire?« worauf der Sklave zur Antwort mit dem Kopf nickte, dann aber plötzlich mit der Hand ein Zeichen machte, als bäte er, still zu schweigen, um nicht von den andern Kameltreibern im Hof gehört zu werden, – eine Vorsicht, die nicht unnötig war, denn der junge Mann sah aus der dunkeln Ecke, in welcher er sich befand, deutlich, wie einer der Männer bei den Kamelen den Kopf erhob und um sich schaute. Als er aber nichts zu bemerken schien, legte er sich wieder hin, und nachdem der junge Mann dem Sklaven noch einige Worte zugeflüstert, glitt er rasch durch den Hof, schlüpfte durch den dunkeln Gang in die Halle und sprang in seinen Nachen, den er alsdann mit kräftiger Hand, aber leise, dicht am Ufer den Strom hinabtrieb, und erst eine gute Strecke unterhalb des Palastes in der Mitte des Flusses hineinlenkte, um die andere Seite zu gewinnen, wo er dann eilig hinaufruderte und oben an einem der Landungsplätze seinen Nachen befestigte.

Einen merkwürdigen Unterschied boten in dieser Nacht die beiden Enden der Stadt dar: die Wasserseite mit dem ruhig dahinfließenden Strom, in tiefe Nacht und Stille gehüllt, wie wir es eben zu beschreiben versucht; die andere Seite der Stadt dagegen in der Richtung des Kalifentors trotz der Nacht wegen der morgenden Abreise der Pilger ungemein belebt. Da waren alle Basars erleuchtet und die Wasser-, Zitronen- und Brotverkäufer auf den Straßen machten mit ihren Gefäßen einen Lärm, als wie am Tage. Durch das Kalifentor wogte eine Menge Volks aus und ein, Neugierige, welche das Lager der Pilger zum letztenmal sehen wollten, sowie auch Geschäftsleute mit langen Reihen Kamelen, die schwer bepackt waren. Wenn man auch vor den Toren der Stadt keinen Weg zu dem Lager der Pilger gewußt hätte, so würde man in der heutigen Nacht doch nicht fehlgegangen sein; denn der Widerschein der Tausende von Lampen und Lichtern, welche in und vor den Zelten brannten, sowie der verworrene Schall von menschlichen Stimmen, welche Loblieder auf den Propheten brüllten, vermischt mit dem Rasseln der Trommeln, dem gellenden Tone der Pfeifen und den Tönen der zweisaitigen Violinen, gaben sowohl dem Ohr als dem Auge deutlich die Richtung an, wo das Lager der Pilger zu finden sei. Es lag in einem kleinen Tale, ungefähr eine Stunde vor der Stadt, und die niedrigen Hügel, die es umgaben, waren bedeckt mit wilden Aloen, Palmen und Sykomoren, deren Blätter von dem Scheine der Feuer drunten gerötet, phantastisch, in seltsamen Gruppen auf das wilde Treiben der Pilger sahen. Teils lagen diese in ihren Zelten und stärkten sich durch einen unruhigen Schlaf für die Beschwerden der Reise, teils aber saßen und standen sie in Gruppen zusammen, tranken Scherbett und Raki, Dattelbranntwein und lauschten den Vorträgen der Märchenerzähler, die heute nacht beschäftigt waren, das Lob frommer Pilger zu singen, und den Gläubigen zu verkünden, daß, je größer die Mühseligkeiten hier auf Erden seien, desto reicher sie dafür jenseits im Paradies belohnt werden würden; und daß der Pilger, der auf dem heiligen Zuge nach Mekka seinen Tod fände, sogleich ohne alle Widerrede in die nächste Umgebung des Propheten kommen würde.

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Zwischen diesen Gruppen rechtgläubiger Muselmänner, welche ihre Phantasie an den Liedern der Märchenerzähler erhitzten und ihre Sinne entflammten durch den Genuß des Dattelbranntweins und durch die wilden Töne der Musik, stürzten ganze Rotten fanatischer Derwische hindurch, die zu dem Klange von Becken und Pauken ihr ewiges »Allah« und »Arafaat« brüllten und sich wie toll gebärdeten. Die Ausschweifungen, die heute von ihnen bei dem Zug verübt wurden, stiegen zu einer wahren Raserei und äußerten sich fast bei jedem anders. Dort wälzten sich ein paar auf dem Boden und ließen die versammelte Menge über sich hingehen, hier tanzten einige wild im Kreise herum, bis ihnen der Schaum vor dem Mund stand, und weiter lagen ganze Reihen am Boden, die Formeln ihres Gebets unter wütender Verdrehung der Glieder herschreiend.

Vor den Zelten der reicheren Muselmänner, von denen aber nur wenige die heutige Nacht hier zubrachten, waren die bunten Lampen girlandenförmig an großen Stäben emporgewickelt und standen fortwährend Diener bereit, die unentgeltlich an das Volk Scherbett und Raki austeilten. Wenn sich auch in dieser Nacht fast alle Muselmänner einem wilden Taumel hingeben, so muß man doch nicht glauben, daß dies auf der ganzen Reise so geschieht; denn nur heute herrscht diese allgemeine Freiheit in dem Lager der Pilger, weil das Oberhaupt derselben, der Emir el Hadsch, sein Amt noch nicht angetreten hat. Sobald nun aber im Osten der erste Strahl des Morgens aufdämmerte, erschienen von der Stadt her die Unterbeamten des Emirs, reich gekleidete Mameluken, die zur Unterscheidung von den andern in den Händen einen langen Stock trugen, der mit einem schweren metallenen Knopfe versehen war. Sie ritten einzeln durch die Zeltgassen und verkündigten den Gläubigen mit lauter Stimme, daß die Stunden der Freude und des Jubels vorbei seien und daß der erste von den Tagen anbreche, an welchem sie zur Ehre des Propheten Mühseligkeiten und Elend aller Art zu ertragen hätten. »Endigt euern Jubel, ihr Rechtgläubigen, und gedenkt bei dem Licht der aufsteigenden Sonne an die Leuchte in der Hand des Propheten, der euch gnädig den Weg durch die Wüste zeigen wird. Brecht eure Zelte ab und beladet eure Lasttiere, damit ihr gerüstet seid, bei dem ersten Wink, den euch der Prophet durch den Mund des Emirs erteilen wird, aufbrechen zu können, um die heilige Wallfahrt zu beginnen.«

Nach dieser Aufforderung legt sich auch alsbald der Lärm der Instrumente und das jubelnde Geschrei der Tausende von Stimmen, um einem anderen Lärmen Platz zu machen; denn alle Hände rühren sich jetzt, das Lager abzubrechen und die Zelte mit dem Gepäck auf Kamele und Esel zu laden, und so bei dem ersten Wink des Emirs bereit zu sein, den Zug zu beginnen. Von der Stadt her erscheinen nun die reicheren Pilger, welche die Nacht in den Mauern der Stadt zubrachten, um sich dem Zuge anzuschließen, und der ganze Raum von einer Stunde Länge zwischen Lager und Stadt ist alsbald mit bunten glänzenden Haufen bedeckt. Dort ziehen Kamele in langer Reihe, von ihren schwarzen Treibern geführt, und die Tiere sind teils mit Ballen, Kisten oder auch mit Zelten und Baldachinen beladen, unter welchen sich Weiber und Kinder befinden, die ebenfalls den Zug mitmachen. Hier reiten große Trupps glänzend gekleideter Türken, von unzähligen Dienern umgeben, deren prächtige Waffen in der Sonne funkeln und deren kostbare Gewänder in brennend roten und weißen Farben wie Blitze durch die dunkle Menge des geringeren Volks leuchten. Ohne Aufhören wälzt sich der Menschenhaufe aus dem Tore von Kairo in immer neuen Gestalten und Aufzügen; dort kommen noch ganze Haufen Derwische in langen weißen Gewändern und die graue Filzmütze auf dem Kopfe, welche teils auf Kamelen, teils auf Pferden reiten. Einige tragen lange grüne Fahnen, andere kleine Trommeln, auf welche sie unaufhörlich schlagen.

Zwischen den Haufen dieser ausziehenden Pilger lassen sich jetzt reichgekleidete Mameluken vom Gefolge des Emirs sehen, die, hoch auf dem Rücken großer Reitkamele sitzend und stolz um sich schauend, durch den schnellen Lauf ihrer Tiere bald allen andern zuvorkommen. Sie reiten in das Lager und geben dort den Befehl, daß sich die ersten Haufen der Pilger in Bewegung setzen sollen. Diese bestehen aus dem ärmeren Volke, welches teils zu Fuß geht, teils kleine erbärmliche Esel und Pferde hat, und also nur langsam vorwärts kommt, weshalb sie der Emir el Hadsch am Morgen zuerst aufbrechen läßt, damit sie vor den Kamelen, überhaupt vor den nachfolgenden Haufen, die besser beritten sind, einen Vorsprung haben und nicht sobald überholt und zurückgelassen werden.

Dem Befehl des Emirs gemäß beginnt sich jetzt aus dem bunten Knäuel des Lagers eine Linie auszuscheiden, die sich langsam jenem gelben Sand zu, den der Horizont begrenzt, fortbewegt. Sie ziehen dahin und es dauert ein paar Stunden, bis sich die große Menge, welche das Lager in sich faßte, etwas gelichtet hat. Jetzt steigt auch die Sonne empor und die Pilger begrüßen den ersten Strahl derselben mit einem lauten Jubelgeschrei. Allmählich kommt noch der Rest des Lagers in Bewegung und wickelt sich wie ein Knäul zu einer langen Schnur ab, die aus Menschen, Pferden, Kamelen und Eseln besteht und sich weit über die sandige Ebene ohne Aufhören hinzieht. Die ersten der Karawane sind schon ein paar Stunden von Kairo entfernt und noch immer ist das Ende des Zugs nicht aus den Toren hervorgekommen. Jetzt aber wird das Gedränge hier noch bunter und prachtvoller; es erscheinen große Scharen von gut bewaffneten Reitern auf trefflichen Pferden, die sich zu beiden Seiten des Zuges ausbreiten und, in vollem Lauf der Pferde kleinere Haufen bildend, auf der Ebene dahinjagen, um sich auf allen Punkten, längs der Karawane aufzustellen und die Pilger zu schützen. Jetzt erscheint auch vor den Toren unter einem zahllosen Haufen gut berittener und bewaffneter Diener ein starkes Kamel unter einem schönen Baldachin, neben welchem auf anderen Kamelen verschleierte Weiber reiten, und hinter welchen Hassan, der Haushofmeister des Emirs, folgt, von farbigen und schwarzen Sklaven umgeben. Endlich erscheint auf einem prachtvollen Pferde der Emir el Hadsch selbst unter einem Schwarm reicher junger Türken, die sein Gefolge bilden. Ihnen folgen noch große Scharen Mameluken und andere bewaffnete Reiter, welche den Zug beschließen, hinter denselben entströmt dem Tore noch eine ungeheure Menge Volks aller Art, die sich alsbald auf dem Felde ausbreitet, die kleinen Hügel besteigt und der abziehenden Karawane den letzten Blick nachschickt. – Da mag manche Träne fließen, da mag mancher die Hand auf sein Herz drücken, damit es ihm vor Schmerz nicht zerspringe, denn dorthin zieht vielleicht das Liebste, was er auf der Welt besitzt, dort unter dem gewaltigen Haufen, wo ein einzelner nichts bedeutet, und wo, wenn der eine nicht zurückkehrt, der andere, der neben ihm ritt, nicht einmal weiß, ob er von der Glut der Sonne verschmachtet dahinsank, ob ihn die Lanze eines Beduinen traf, oder ob ihn der wehende Sand langsam zudeckte und lebendig begrub.

Die Pilgerkarawane hatte den ersten Tag ihrer Reise glücklich zurückgelegt und als die Sonne hinter ferne Sandhügel niedersank, ritten Mameluken des Emirs auf Kamelen bis an die Spitze des Zugs und ließen in einem von kleinen Hügeln eingeschlossenen Tale die Spitze Halt machen. Alsbald wirrte sich das Ganze zu einem buntfarbigen dichten Knäul zusammen und jeder beschäftigte sich, wo er gerade stand, sein Zelt aufzuschlagen oder wenigstens seine Habseligkeiten abzuladen und sich auf diese Art ein Nachtquartier zu bilden. In kurzer Zeit erhoben sich auf dem gelben Sandgrunde Tausende von Zelten aller Größen und Farben. Auf einem größeren Hügel, der das Ganze überragte, wurden die großen prächtigen Zelte des Emirs und seiner Tochter aufgeschlagen, die, durch bedeckte Gänge zusammenhängend, von ferne wie eine weitläufige Burg aussahen. Das Innere dieser Gezelte war äußerst prächtig; die Zeltstange in der Mitte, die das Dach eines jeden trug, war geschnitzt und vergoldet, und an ihr befanden sich starke Haken, an denen die Waffen des Herrn aufgehängt wurden. Wenn auch das Äußere der Zeltwände aus grobem Wollenstoffe bestand, so waren sie doch inwendig mit künstlich gewebten Seidenzeugen bedeckt, welche bis auf den Boden herabhingen, über den ein prächtiger persischer Teppich gebreitet lag.

Das Zelt Mahmud Achmets, als das größere, war durch einen Vorhang in zwei Teile geteilt und stand, wie schon gesagt, vermittels eines bedeckten Ganges mit dem Zelte Zemirens in Verbindung, welches, obwohl kleiner, doch ebenso prächtig wie das ihres Vaters war. Um diese beiden herum im Kreise lagen die Leinwandhäuser für die Diener und Sklaven, die ihresteils wieder von den Feuern und Lagerplätzen der Mameluken umgeben waren.

Da es bereits dunkel wurde und sich Mahmud Achmet von dem Ritte des ersten Tages ermüdet fühlte, so entließ er seine Tochter und seine Sklaven und zog sich in sein inneres Gezelt zurück, um da noch eine Pfeife zu rauchen und sich zur Ruhe zu begeben. Es mochte der Lärm des Lagers draußen, der wie das Summen eines Bienenschwarmes die Stille der Nacht unterbrach, schuld daran sein, daß der Emir nicht einschlafen konnte, oder war er vielleicht nicht so müde, als er sich eingebildet hatte; genug, Mahmud Achmet wälzte sich auf seinem Diwan umher und wenn er auch hundertmal die Augen zudrückte, wurde er doch immer wieder munter und der Schlaf schien ihn zu fliehen. Nach vielen vergeblichen Versuchen zu entschlummern, wollte er schon in die Hände klatschen, um durch Hassan seine Tochter herbeirufen zu lassen, damit sie ihm eines ihrer schönen Lieder vorsänge, als er sich eines Bessern besann, indem er sich erinnerte, wie es in solchen Augenblicken der Schlaflosigkeit der berühmte höchstselige Kalif Harun al Raschid gemacht, – ein Beispiel, das ihm plötzlich in so reizenden Farben erschien, daß er beschloß, es nachzumachen. Zu dem Zweck erhob er sich von seinem Diwan, legte die Pantoffeln beiseite und fuhr mit den Füßen in ein paar unscheinliche Reitstiefel, wie sie die Mameluken zu tragen pflegen. Dann warf er über sein seidenes gesticktes Kleid einen großen Burnus von Kamelhaaren, wickelte um sein Haupt einen schlechten alten Schal und verließ langsam sein Zelt.

Eine gute Zeitlang blieb er auf dem Hügel vor demselben stehen und schaute hinab in das Tal, wo die Pilger ihr buntes Lager aufgeschlagen hatten, wenn sich auch da unten der Lärm schon etwas gelegt hatte, und die Nacht ihr Recht behauptete, so war doch das Leben und Treiben immer noch laut genug. Die Pferde schüttelten sich und wieherten, die geduldigen Kamele lagen in großen Kreisen um hellodernde Feuer herum, die von ihren Treibern unterhalten wurden. Die Feuer, an welchen die Pilger ihr mageres Nachtmahl zubereitet hatten, waren im Erlöschen begriffen und glimmten nur noch schwach durch die dunkle Nacht. Zwischen den Hunderten von Zelten, in denen es ganz finster war, und deren Bewohner sich wahrscheinlich dem Schlaf schon in die Arme geworfen hatten, war noch eine große Menge anderer mit Lichtern erhellt, und diese letzteren sahen bei ihren farbigen Wänden, welche der Lichtschein von innen heraus beleuchtete, wie große weiße, grüne, gelbe und rote Laternen aus.

Nachdem sich Mahmud Achmet an diesem Anblick genugsam ergötzt, stieg er langsam den Hügel hinab, um in dem Lager wandelnd vielleicht auf irgend etwas zu stoßen, was ihm seine Langeweile vertreiben könnte. Doch schienen viele Gruppen selbst der ärmeren Pilger an dem gleichen Übel wie er selbst zu leiden, da sich viele schlaflos auf dem Sand umherwälzten und, sich von einer Seite auf die andere wendend, den Schlaf zu erhaschen suchten, der spottend über sie hinwegflog. Andere schliefen fest und ruhig, und wieder andere schienen von schweren und bösen Träumen gequält, denn sie hielten krampfhaft ihre Lanzen und Schwerter fest, bissen die Zähne aufeinander, und nicht selten stöhnten sie laut oder sprachen einzelne Worte dumpf vor sich hin.

In den Zelten, die noch erleuchtet waren, befanden sich teils strenggläubige Muselmänner, die ihre vorgeschriebenen Gebete verrichteten, teils lustige Gesellschaften, welche bei Spiel und Gesang die schleppend langsamen Stunden der Nacht hinwegzuscherzen versuchten. Der Emir ging bei allen diesen verschiedenen Gruppen still vorbei, denn er hatte noch nicht gefunden, was er eigentlich suchte, nämlich eine Gruppe lustiger Menschen, die sich gegenseitig durch Erzählung ihrer Abenteuer aufzuheitern versuchten. Er wandte sich schon wieder nach der Gegend zurück, wo sein Zelt auf dem Hügel lag, um aufs neue den Versuch zu machen, sich dem Schlaf in die Arme zu werfen, als er am Ende des Lagers ein Feuer erblickte, dessen helle Glut sowie das hohe Aufschlagen der Flamme ihm anzeigte, daß es sorgfältig unterhalten würde. Er ging auf dasselbe zu und sah vier junge Pilger, die um das Feuer im Kreise saßen und lachend einem älteren Manne zusahen, der die Glut desselben durch dürres Strauchwerk nährte. Der Emir trat mit einigem Geräusch näher, um Aufmerksamkeit zu erregen, und als die Leute zu ihm aufschauten, begrüßte er sie mit dem üblichen »Allah Kerim« und fragte, warum sie noch in später Nacht so lustig seien. Der alte Mann sah ihn einen Augenblick forschend an, und wenn er auch den Emir el Hadsch nicht erkannte, so fand er doch, daß das Gesicht Mahmud Achmets achtunggebietend genug aussah, um ihm eine Antwort geben zu müssen, weshalb er ihm den Gruß des Friedens erwiderte und ihn einlud, an dem Feuer Platz zu nehmen, was der Emir auch sogleich tat.

Nachdem die Gesellschaft einen Augenblick durch die Ankunft eines Fremden eingeschüchtert schien, wandte sich der alte Mann an den Emir und sprach: »Höre, alter Kamerad, du wirst dich ebensogut wundern, uns in später Nacht noch hier beisammen zu finden, als wir, dich um diese Zeit im Feld herumschweifen zu sehen. Doch mag es dir wohl ebenso ergangen sein wie uns, daß nämlich der Schlaf von deinem Haupte ferngeblieben ist.« – »Ja,« bemerkte einer der andern, »wenn man so den ganzen Tag geritten ist, so will es doch einem auf dem Sandboden nicht recht behagen.« – »Ganz recht,« setzte ein Dritter hinzu, »wie wollte ich schlafen, wenn ich so weiche Diwans hätte wie da oben unser Herr und Emir, Mahmud Achmet, den der Prophet beschützen möge!«

Der alte Mann hatte jetzt für den Gast eine Pfeife hervorgeholt, deren Kopf er mit Tabak anfüllte und die er, nachdem er eine glühende Kohle daraufgelegt, auch sie mit einigen kräftigen Zügen angeraucht hatte, dem Emir anbot. Mahmud nahm sie an, und wenn ihm auch das Kraut nicht besonders zu behagen schien, so rauchte er doch darauf los, als habe er in seinem Leben nichts Besseres genossen.

»Ich habe den jungen Leuten hier soeben erzählt,« sagte der Alte, »wie es in manchen Sachen ganz anders war unter der Regierung unseres höchstseligen Kalifen Mustapha, den der Prophet im Paradies aufs beste speisen und tränken möge.« – »Damit er nicht wieder zurückkomme!« setzte ein anderer hinzu, sah sich aber dabei schüchtern um, ob diesen frevelhaften Ausspruch auch niemand gehört habe. »Ihr werdet Euch dessen auch noch erinnern,« fuhr der Alte zum Emir gewendet fort. »Nun, der Herr an sich war ein milder und gerechter Richter, aber sein Wesier und vor allem sein Polizeimeister, damit war es gar schlecht bestellt.

»Ihr wolltet uns ja von dem letzteren erzählen,« unterbrach ihn einer von den jungen Männern, doch der Alte schüttelte mit dem Kopf und meinte, seine alten Geschichten würden den fremden Gast nicht sehr interessieren. Als ihm aber der Emir versicherte, es würde ihm eine große Freude machen, wenn er der Geschichte zuhören dürfte, und als die vier jungen Leute den alten Mann mit Bitten bestürmten, zog er die untergeschlagenen Beine dichter an sich, strich seinen langen grauen Bart und begann wie folgt, nachdem er einige mächtige Züge aus seiner langen Pfeife getan.

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