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Zehntes Kapitel

»Der Anfang vom Ende.«

Mit diesen Worten brach Herr Burton das Schweigen, welches am letzten Besuchstage seiner beiden Neffen kurze Zeit an der Frühstückstafel geherrscht hatte.

Seine Frau sah etwas niedergeschlagen aus und antwortete nicht. »Nun Jungens,« wandte sich Herr Burton an seine Neffen, »fühlt ihr euch rekonstruiert?« »Was meinst du?« fragte Willi. »Fühlt ihr euch geistig und moralisch rekonstruiert?,« fragte der Onkel von neuem.

»Bekonsterniert?« fragte Willi erstaunt.

»Das is 'n schrecklich langes Wort,« knurrte Toddi, den Mund voll Hafergrütze. »So was Aehnliches sagt der Pastor in der Kirche manchmal, un' dann krieg' ich immer Lust, mich auf der Bank rumzudrehen.«

»Rekonstruiert – vorteilhaft verändert,« erklärte Herr Burton.

»Na, das glaub' ich nich',« erwiderte Willi, nachdem er seine Hände besehen und seinen Magen befühlt hatte, als ob er sich vergewissern wollte, ob nicht in der That ohne sein Wissen irgend eine radikale physische Veränderung mit ihm vorgegangen sei. »Wir sind jetzt vielleicht 'n bißchen größer, aber wir können uns ja nich' sehen, wenn wir wachsen.«

»Fühlt ihr keine Sehnsucht, eure Schwester einmal wieder zu sehen?«, fragte jetzt Frau Burton um das Gesprächsthema zu ändern. »Möchtet ihr nicht wieder nach Haus gehen und immer dort bleiben?«

»Ne – ich nich'!« antwortete Toddi prompt. »Bei uns zu Hause is ja nich' mal 'n Hund, un' Hunde fangen is 'n Hauptspaß – bloß nich, wenn sie sich gar nich fangen lassen wollen, wie es Terry immer macht.«

»Ich meine, habt ihr nicht während der Zeit eures Hierseins gelernt, weit, weit artiger zu sein als früher?« fragte Herr Burton, den deutlichen Wink seiner Frau in unhöflicher Weise gar nicht beachtend.

»O doch,« antwortete Toddi. »Ich ab' so viel Gebete hergesagt un' so viel fromme Lieder gesungen, wie in meinem ganzen Leben noch nich'. Un' ich habe auch den Heuschrecken keine Hinterhoppers mehr ausgereißt, weil Tante Alice sagte, das wäre grausam. Jetzt reiß ich ihnen bloß noch Vorderhoppers aus. Die sind ja nur ganz klein, das kann ihnen auch nur 'n ganz klein bißchen wehthun.«

»Wie steht es mit dir, Willi?« examinierte Herr Burton weiter. »Ist es dir so, als ob du gelernt hättest, aus anderen Motiven zu handeln?«

»Was is denn 'ne Motive?« fragte Willi. »So was wie 'ne Lokomotive? Wenn ich mal ganz rasch laufe, dann komm ich mir auch so vor wie 'ne Lokomotive, dann puff' ich, was ich nur kann – bloß Dampf kommt nich' aus mir raus, Un' dann denk' ich immer, da is 'ne Maschine in mir, die macht immer puff! puff! Aber mein Papa sagt, es is nur das Herz, ein ganzes kleines Jungensherz. Aber wenn's davon kommt, dann kann ein großes Männerherz gewiß einen ganzen Eisenbahnzug ziehen.«

»Nun, ich sehe schon, ihr habt noch nich' gelernt, den Gegenstand der Unterhaltung zu erfassen. Aber seid ihr denn jetzt imstande, das innere Wesen der Dinge zu begreifen?«

»Meinst du die Dinge, die in uns drin sind?« fragte Willi.

»So was wie Hafergrütze?« riet Toddi.

»Seid ihr euch bewußt geworden, daß ein überlegener Geist einen reformatorischen Einfluß auf euch ausgeübt hat?«

»Du willst woll mit uns zanken?« fragte Toddi. »Wir haben ja nichts gethan, als unser Frühstück gegessen. Ich weiß gar nich', was du willst.«

»Habt ihr stets ohne Zögern den Befehlen eurer Tante Folge geleistet und auf diese Weise die ihr durch göttliches Recht verliehene Autorität anerkannt?«

»Aber, ich bitte dich, Harry!« rief Frau Burton, welche während dieser ganzen Unterredung stumme Bitten an ihren Mann gerichtet hatte, denen zu widerstehen ihm unmöglich gewesen wäre, falls er sie gesehen und nicht absichtlich vermieden hätte, ihr ins Gesicht zu blicken. »Wenn du nicht aufhörst, die armen Kinder mit albernen Brocken aus dem Konversations-Lexikon zu quälen, so sollst du die mir durch göttliches Recht verliehene Autorität fühlen, denn ich werde sie von dir hinweg nach oben bringen.«

»Nur noch eine Frage, liebe Frau,« erwiderte Herr Burton, »dann bin ich fertig. Ich will nur noch von den Jungen hören, ob sie etwas von Konflikten zwischen Lawrence'schen und Burton'schen Erbfehlern in sich verspürt haben, und wenn ja, auf welcher Seite der Sieg gewesen ist.«

»Ich glaube, du willst den Pastor spielen,« bemerkte Willi.

»Meinst du?« antwortete Herr Burton, bei dem munteren Auflachen seiner Frau etwas errötend. »Nun, wie ist euch dabei zu Mute?«

Mir ist so zu Mute, wie in der Kirche, wenn ich denke, ach, wenn's doch erst mal zu Ende wär',« erwiderte Willi seufzend.

»Mir auch,« erklärte Toddi.

»Ihr könnt jetzt hinausgehen und spielen,« sagte Herr Burton, da er sah. daß die Teller der Kinder leer waren.

Die Jungen gingen hinaus, scheinbar von Terry geführt; als sie jedoch ins Freie gelangten, hatte sich der Hund bereits vollständig unsichtbar gemacht.

»Mich vor ihnen zu demütigen, das hättest du doch nicht nötig gehabt«, sagte Frau Burton mit dem ersten Schmollen, welches ihr Mann bis jetzt in ihrem Gesicht bemerkt hatte.

Herr Burton beeilte sich, seine Frau durch einen Kuß zu versöhnen und antwortete:

»Sei unbesorgt, liebe Frau, sie haben kein Wort verstanden.«

»So, meinst du?« rief Frau Burton. »Ich wollte, alle meine erwachsenen Freunde begriffen so rasch wie diese Jungen. Deine Phrasen mögen sie nicht verstanden haben, aber Ton und Blick genügen ihnen.«

»Ach bewahre,« erwiderte Herr Burton, sie haben ja kaum von ihren Tellern aufgeblickt.«

»Wenn auch,« erwiderte seine Frau, froh, daß sich ihr Gelegenheit bot, wenigstens in einem Punkte ihre Ueberlegenheit zu behaupten. »Kinder – Jungen sind ihrer Natur nach uns Frauen ähnlicher als euch Männern. Sie beobachten mit feinem unverdorbenen Gefühl, ihre Anschauungsweise ist geradezu engelhaft, ich wollte, ihre anderen Eigenschaften wären ebenso vollkommen.«

»Es thut mir herzlich leid, liebe Frau, daß ich so mit ihnen gesprochen habe,« antwortete Herr Burton, momentan besiegt, »aber wenn du jetzt innere Einkehr halten und Buße thun willst, so will ich abreisen und dich allein lassen.«

Dann kannst du ruhig hier bleiben,« erwiderte seine Frau. »Ich habe schon gebeichtet – und zwar den Kindern, und eine Beichte genügt. Ich unterziehe mich ganz gern einer Beichte wenn ich nur herzlicher Teilnahme und nicht kaltem Spott begegne.«

»Ich bitte nochmals um Verzeihung,« lenkte Herr Burton ein, »und da ich mich nun ebenfalls zur Buße bequemt habe, so vergilt nur Böses mit Gutem und lasse mich wissen, was meine Leidensgefährtin durch Erfahrung gelernt hat?«

»Eins vor allem,« antwortete seine Frau, »nämlich, daß niemand Kinder zu behandeln versteht, außer den eigenen Eltern.«

Herr Burton legte Messer und Gabel nieder.

»Liebe Frau,« sagte er, »das ist mehr als eine Erfahrung, das ist eine Offenbarung. Ich habe stets behauptet, daß du eine Heilige bist, jetzt beweist du, daß ich stets Recht gehabt habe.«

Frau Burtons Stolz kehrte zurück und mit ihm die alte Heiterkeit ihres Antlitzes.

»Ich bin der Ansicht,« sagte sie, »daß Erwachsene nur von Blutsverwandten richtig beurteilt werden – –.«

»Vorausgesetzt, daß letztere bescheiden genug sind, ihren Egoismus zeitweilig abzulegen, um einen objektiven Standpunkt zu gewinnen,« erlaubte sich Herr Burton zu bemerken.

Seine Frau machte große Augen und sah etwas mißmutig darein; aber sie faßte sich bald soweit, daß sie ihre unterbrochene Rede beenden konnte.

»Noch weit schwieriger aber,« fuhr sie fort, »ist es nach meiner Meinung, Kinder richtig zu beurteilen, da ihre unvollkommenen Naturen sich nie harmonisch entwickeln, und sie nur selten imstande sind, ihren Gefühlen passende Worte zu verleihen.«

»Ich habe noch nie gemerkt, daß es den Jungen schwer fällt, sich verständlich auszudrücken, wenn sie etwas haben wollen,« entgegnete Herr Burton.

»Du sprichst gerade, wie ein Mann eben spricht,« antwortete seine Frau, sich ihrer Ueberlegenheit wieder voll bewußt. »Glaubst du denn, daß das Sinnen und Trachten der Kinder nur nach materiellen Dingen steht? Wie kommt denn Willi dazu, daß er sich so oft in irgend einer Ecke niederläßt, sich in tiefes Sinnen verliert und auf alle Fragen, was ihm fehlt, nur ein gedehntes ›Nichts‹, hören läßt, aber in einem Tone, der deutlich zeigt, daß ein ganz bedeutendes Etwas seinen jungen Kopf verwirrt? Wie kommt ferner Toddi dazu, daß er in seiner drolligen, rührenden Weise nach Dingen fragt, die weit über sein Verständnis hinausgehen? Wie kommt es, daß er so nachdenklich aussieht, wenn du versucht hast, seine Fragen zu beantworten? Glaubst du wirklich, daß die Kinder nur für Essen und Spielen Interesse haben?«

Herr Burton fühlte sich vollständig gedemütigt, sein Aussehen ließ das deutlich erkennen. – –

»Du hast recht, kleine Frau,« sagte er endlich. »Ich wollte, ich hätte erst deinen Rat eingeholt, ehe ich mich im vorigen Sommer der Aufgabe unterzog, die beiden Jungen zu beaufsichtigen.«

»O, ich bin herzlich froh, daß du es nicht gethan hast,« erwiderte seine Frau, »denn – denn du bist weit besser mit ihnen fertig geworden, als es der Fall gewesen wäre, wenn ich dir als Beraterin zur Seite gestanden hätte. Ihr seid ja auch Blutsverwandte, und dir glückte es in manchen Punkten, wo ich Mißerfolge hatte. O, hätte ich nur all diese Erfahrungen schon gemacht, ehe sie kamen! Wie viel Unangenehmes hätte ich ihnen dann ersparen können und ebenso mir!«

Herr Burton beeilte sich, seiner Frau einige stumme Sympathiebezeugungen zu verabreichen.

»Und heute gehen sie wieder fort,« fuhr Frau Burton mit Thränen in den Augen fort, »gerade jetzt, nun ich endlich weiß, was ich ihnen eigentlich sein sollte. Sie sind trotz ihrer dummen Streiche die reinen Engel – aber es ist nun einmal so mit den Engeln, die uns besuchen, man kommt erst dahinter, was sie sind, wenn sie ihre Flügel ausbreiten, um uns zu verlassen.«

»Nun, wenn du es wünschest, ist dieses spezielle Engelpaar wohl noch für einige Tage leihweise zu haben,« bemerkte Herr Burton.

»Bravo,« rief Frau Burton. »Ein herrlicher Einfall! Ich will Helene besuchen und ihr sagen, daß sie noch nicht kräftig genug ist, die Jungen wieder um sich zu haben.«

»Und ich,« sagte Herr Burton, indem er sich reisefertig machte, um in die Stadt zu fahren, »will versuchen, Tom zu derselben Ansicht zu bekehren. Er wird freilich dabei aussehen, wie ein Mensch, der zur Hinrichtung geführt wird, das weiß ich im voraus.«

Einige Minuten später verließ das Ehepaar gemeinsam das Haus, und unmittelbar darauf kehrten die Jungen in dasselbe zurück. Da sie ihre Tante nicht finden konnten, gingen sie in die Küche hinunter und baten sich von der Köchin ohne weitere Umschweife einige Untertassen, zwei Theelöffel, Zucker und Sahne aus.

»Was führt ihr denn im Schilde, Jungens?« fragte Brigitte.

Das siehst du schon, wenn du uns die Sachen gegeben hast,« antwortete Willi.

»So 'ne roten, dicken hab' ich mein Lebtag noch nich' gesehen,« fügte Toddi zur Erläuterung hinzu.

Ich will nich', daß ihr mir die Sachen wegschleppt, un kein Deuwel nachher weiß, wo sie hingekommen sind,« sagte Brigitte. »Wenn ihr einen Theelöffel verliert, dann denkt die Madame, ich hab ihn gestohlen; das fehlte gerade noch.«

»Ach, Brigitte,« bettelte Willi, »wir gehen ja nirgendwo hin als unter die Bäume hinten im Hof. Un' alle unsere hübschen Beeren verderben uns, wenn du so 'n langen Sums darum machst. Mein Papa sagt immer, Beeren müssen gleich gegessen werden, wenn sie gepflückt sind.«

Wenn's weiter nichts ist als Beeren, sollt ihr die Sachen meinetwegen haben,« murmelte Brigitte, einen kleinen Präsentierteller aus dem Schrank nehmend und die gewünschten Sachen drauf stellend.

»So, nu' gieb uns man noch 'ne Untertasse, dann bringen wir dir auch welche mit, weil du so nett gegen uns gewesen bist,« sagte Willi. »Aber wenn wir das thun wollen, müssen wir noch mehr Zucker haben.«

Dieser Schmeichelei gegenüber erwies sich Brigitte nur als ein Weib. Freigebig ersetzte sie die kleine Obertasse mit Zucker durch eine große wohlgefüllte Schale und legte sogar noch einige große Stücke Zucker obendrauf. Als die Jungen mit ihrer Beute abgezogen waren, sagte sie zu dem Stubenmädchen: »Unser Willi ist doch schon 'n richtiger kleiner Gentleman. Ich hab' mal gehört, daß seines Vaters Familie aus dem alten Lande herübergekommen ist; die müssen vom irischen Adel abstammen, das glauben Sie nur sicher.«

Inzwischen hatte Frau Burton ihre Schwägerin aufgesucht. Sie hatte die Absicht gehabt, nur einige Minuten dort zu verweilen, aber man hatte ihr eine besondere Gunst erwiesen und ihren Armen die Miniaturausgabe ihrer Schwägerin anvertraut, und das winzige, hilflose Geschöpf gab so drollige dünne Laute von sich, blinzelte so neugierig mit den Augen und steckte ein so allerliebstes rosiges Patschhändchen aus, daß die Zeit wie im Fluge verging und die Amme plötzlich erschien, um das zierliche Ding wieder unter ihre Obhut zu nehmen und den Besuch zu verscheuchen. In angenehme Betrachtungen versunken, schlenderte Frau Burton gemächlich heimwärts. Hier und da berührte sie mit der Spitze ihres Sonnenschirms liebkosend die Gänse- und Butterblumen, die vom Wege zu ihr aufblickten; dann blieb sie sogar stehen, um neugierig ein einsames Mutterschaf zu beobachten, das sehr um das Wohlergehen eines Lammes besorgt schien, welches vor der Mutter im übermütigen Spiele davonsprang. Da wurde sie plötzlich durch ein verworrenes Geschrei aus ihren idyllischen Betrachtungen aufgeschreckt. Sie hörte sofort, daß es die Stimmen ihrer Neffen waren und hatte für Lämmer, Blumen und andere unbedeutende Geschöpfe natürlich kein Interesse mehr. Einen Augenblick später, während das Geschrei immer lauter ertönte, kamen die beiden Jungen in schnellem Laufe um den Rand des nahegelegenen Waldes gestürmt; indem sie abwechselnd schrieen und mit den Händen krampfhaft nach dem Munde faßten. Frau Burton lief ihnen entgegen und rief angsterfüllt:

»Ruhig, Jungen! Schreit doch nicht so! Was ist denn los?«

»Au – au – au!« heulte Willi.

»Wir haben – au! – ein paar Stücke aus der Hölle gegessen,« jammerte Toddi »mit Sahne un' Zucker drauf –, au! au!, sie waren aber ebenso heiß, als wenn gar nichts drauf wäre.«

»Kommt gleich mal zu mir und laßt mich einmal nachsehen!« rief Frau Burton in größter Ratlosigkeit, aber Willi nahm brüllend reißaus während Toddi schluchzend hervorstieß: »Ich will zu Papa un' Mama, die haben alle Jungenwehwehs schon selbst gehabt un' können uns helfen. Ich will in unsern Eiskeller kriechen un' gar nich' wieder rauskommen.«

Das Geschrei der Kinder war offenbar in größerer Entfernung zu hören gewesen, als Frau Burton es für möglich gehalten hätte, denn von hinten näherten sich schwere, eilige Laufschritte und als Frau Burton sich umdrehte, sah sie den treuen Michel, ihres Schwagers Gärtner-Kutscher in atemloser Eile herankommen.

»Was is denn los, Herzensjungs?« fragte er, die beiden Jungen einer scharfen Musterung unterziehend und etwas Rotes von Toddis Brustlatz auflesend. »Deuwel noch mal, das is ja roter Pfeffer.«

Damit stürmte er quer über den Weg, setzte über eine Einfriedigung in ein eingehegtes Stück Waldland, rannte wie toll zwischen den Bäumen umher, bis er endlich vor einem derselben halt machte und ihm mit seinem Messer zu leibe ging, und alles dies zum größten Erstaunen von Frau Burton, die nicht anders dachte, als, der Mann hätte seinen Verstand verloren. Eine Sekunde später kehrte er mit einem Streifen Baumrinde zurück, die er unterwegs in kleine Stücke schnitt.

»Hier, ihr lieben kleinen Schwerenöter, kaut das mal runter,« rief er dann, indem er beiden Jungen ein Stück Rinde in den Mund stopfte, »Es ist Ulmenbast, der hilft gegen das Brennen. Wie oft werden Schuljungen nicht von andern Jungen so angeführt! Meiner Schwester Kinder sind auf so' ne Art beinah ums Leben gekommen! Was soll nur euer Vater mit euch anfangen, daß ihr solches Zeug gefressen habt? Aber warte! wenn ich nur erst die Kanaillen gefunden habe, die euch dazu aufkriegten! Wer wars denn? Sagt's nur, dann kann ich sie zum Deuwel schicken, daß er ihnen die Hölle heiß macht.«

»Wie seid ihr denn dazu gekommen, Pfeffer zu essen?« fragte Frau Burton, als die Kinder sich langsam von ihrer Pein erholten.

»Ein Junge hat uns mal weiß gemacht, es wären Erdbeeren,« erzählte Willi, »un heute sahen wir 'ne ganze Masse Beeren in dem Garten, wo die vielen Männer drin arbeiten, weil da ein Haus gebaut werden soll. Un' da fragten wir sie, ob wir die Beeren pflücken dürften un' da sagten sie ja. Da nahmen wir sie alle in einem großen Bogen Papier mit nach Hause. Wir haben aber keine einzige geschmeckt, weil wir sie alle bei 'ner kleinen Theegesellschaft essen wollten wie kleine Gentlemen. Aber als ich die erste aß – au! Jetzt weiß ich erst, wie dem armen reichen Mann in der Hölle zu Mute war, als er Abraham bat, er möchte seine Zunge mit einem Tropfen Wasser kühlen.«

»Ganz so schlimm ging's dem armen reichen Manne nich'. Er hatte ja das Feuer nich' alle in seinem Munde un' brauchte sich auch nich darüber zu ärgern, daß es keine Erdbeeren waren,« schluchzte Toddi.

»Aber der hatte auch unsern guten Michel nich', daß er Ulmenbast für ihn holen konnte,« antwortete Willi. »Wenn wir erst wieder zu Hause sind, Michel, will ich geschwind mal Dreck in die Stallpumpe stopfen, bloß, weil ich es gewiß un' wahrhaftig gleich wieder lassen will, wenn du es sagst, dir zu Gefallen.«

»Un' ich« erklärte Toddi, »ich mache dir 'n Geschenk, Michel, ich ganz für mich allein. Ich weiß noch nich', was es sein soll, aber ich denke es soll 'ne Ueberraschung werden. Was möchtest du denn am liebsten haben, 'ne goldne Uhr oder 'ne Tafel Schokolade?«

Ihrem Wohlthäter Michel fiel es einigermaßen schwer, zwischen diesen beiden fast gleichwertigen Geschenken eine Wahl zu treffen, und er verließ den Schauplatz seiner Erfolge, indem er sich hinter den Ohren kratzte, was ja viele Leute zu thun pflegen, wenn sie in Verlegenheit sind. Inzwischen trat Frau Burton mit ihren beiden Neffen den Heimweg an.

»Besinnt euch mal, liebe Kinder, wie wir den heutigen Tag am angenehmsten verleben?« sprach sie zu ihnen. »Eure Mama erwartet euch schon morgen zurück, und ich möchte gern, daß ihr an eurem letzten Besuchstage recht vergnügt und glücklich seid.«

»Morgen erst?« rief Willi, auf den die übrigen Worte seiner Tante keinen Eindruck machten. »Ich dachte, wir gingen schon heute wieder nach Hause?«

»Das solltet ihr eigentlich auch, lieber Willi,« entgegnete Frau Burton, »aber ihr schienet ja gar kein großes Verlangen darnach zu haben, und ich wollte euch gern noch einen Tag bei mir behalten. Möchtet ihr denn wirklich schon heute wieder nach Hause?«

»Ach,« erwiderte Willi, »ich habe immer dran denken müssen und alle Tage gezählt vom ersten Tage an, als wir kamen. Manchmal war es mir gerade, als ob ich sterben müßte, wenn ich nich' gleich wieder nach Hause gehen könnte. Aber ich habe mir Mühe gegeben, deswegen doch recht artig zu sein, weil Papa sagte, es wäre besser für das Schwesterkindchen und Mama, wenn wir nich' zu Hause wären. Manchmal hab' ich nachts geweint, weil ich nich' in meinem kleinen Bette lag.«

»Ach du armer kleiner Bursche!« rief Frau Burton, indem sie sich bückte und Willi küßte. »Weshalb hast du denn das nicht gesagt, wenn du dich so unglücklich fühltest?«

»Du konntest mir doch nich' helfen,« entgegnete Willi, »das konnte nur mein Papa oder meine Mama. Un' ich mag's auch nich' gern sagen, wenn mein Herz so weh thut, dann kommt mir so was in die Kehle un' dann kann ich nich' gut sprechen.«

»Habt ihr nicht eine recht schöne Zeit bei uns verlebt? Konntet ihr nicht thun, was ihr thun wolltet, und haben Onkel und ich nicht alles gethan, um euch glücklich zu machen?«

»O doch,« seufzte Willi, »aber welche Leute wissen, was uns Spaß macht, un' welche Leute wissen nur, was uns Spaß machen soll, un' die ersten, das sind mein Papa un' meine Mama, und die anderen, das bist du un' Onkel Harry. Aber ihr seid doch recht gut gegen uns gewesen, un' ich will Mama bitten, daß sie euch zu uns einladet, un' dann will ich euch mal zeigen, wie ihr es anfangen müßt, wenn ihr kleine Jungens glücklich machen wollt.«

»O, komm doch mal zu uns zum Besuch,« bat Toddi, »dann darfst Du auch Kuchen zwischen den Mahlzeiten essen un' Sandtorte backen, wann Du willst, und wenn Du auch Dein allerbestes Zeug anhast. Un' ich will auch nich' ein einziges Mal »Mußt nich'« zu Dir sagen.«

»Un' Deine Mama darf dich dann alle Tage besuchen un' darf mit Dir spielen, so viel sie will,« fügte Willy hinzu. »Ich wollte Du hättest auch einen Papa, dann wollten wir den auch einladen. Wie können nur große Leute ohne Mamas und Papas fertig werden, Tante Alice?«

»Das weiß ich auch nicht, liebes Kind«, entgegnete Frau Burton, welche daran denken mußte, wie hilflos sie sich in der ersten Zeit fühlte, als ihr Mann sie unter den Flügeln ihrer Mutter fortgenommen hatte.

»Wenn sie aber nu' etwas haben, was sie gern jemand erzählen möchten, un' es is dann keiner da, dem sie es erzählen können, kommen sie sich dann nich ganz einsam vor?«

»Ich glaube, vielen geht es wohl so,« erwiderte Frau Burton, welcher verschiedene Perioden ihres Lebens einfielen, in welchen sie sich nach einer vertrauten Seele gesehnt hatte, die weder Liebhaber noch Freundin wäre.

»Dann besehen sie sich wahrscheinlich alles rundum und denken: Wenn auch alles noch so hübsch is, einsam fühlen wir uns doch,' nich wahr?« fuhr Willi fort.

»Jawohl«, entgegnete seine Tante, indem sie ihn auf die Stirn küßte.

»Es muß gräßlich sein, wenn man keinen hat, wo man Pfennige von betteln kann, wenn man sich so einsam fühlt un' nich' weiß, was man anfangen soll,« bemerkte Toddi jetzt.

»Un' wenn man alles Schöne gesehen hat,« sagte Willi, un' einen nichts mehr Vergnügen macht, un' man hat dann keinen, der einem die Langeweile vertreibt, das muß ganz schrecklich sein, Tante. Geht es den Leuten nich' manchmal so, wenn sie erst Engel im Himmel sind?«

»Bewahre, nein,« antwortete Frau Burton.

»Aber glaubst Du denn, daß Leute sich im Himmel glücklich fühlen können, wenn sie einen Vater haben – den lieben Gott weißt Du – un brauchen ihn um gar nichts zu bitten? Wenn sie immer glücklich sind, dann brauchen sie da gar nich' an zu denken, wie hübsch das is, einen Vater im Himmel zu haben. Müssen denn die kleinen Engel auch manchmal von Hause weg un' bleiben dann ein paar Tage fort und sehen dann ihren Papa nich'?«

»Um Himmelswillen, nein!« rief Frau Burton schaudernd, »Wie kommst Du auf solche Gedanken?«

»Da komm' ich nich auf,« erwiderte Willi, »Die kommen zu mir un' gehen nicht eher wieder weg, bis ich mir beinahe den Kopf zerbrochen habe oder was Neues zu thun kriege, daß ich sie wieder vergesse.«

Frau Burton nahm sich vor, sofort etwas Neues ausfindig zu machen, womit sie Willi beschäftigen und verhindern konnte, daß er ihren Geist auf ein Gebiet führte, welches ihr unbekannt war und deshalb gefährlich erschien. Ihr Unbehagen ließ auch keineswegs nach, als Toddi in seiner lebhaften Weise das himmlische Thema weiterspann.

»Tante Alice« fragte er, »was machen denn die kleinen Engeljungen mit den Pfennigen, die sie kriegen? Sind denn im Himmel auch Bonbonladen un' geben die Bonbonladenmänner mehr für'n Pfennig als hier?«

»Im Himmel nützen Pfennige nichts«, antwortete Frau Burton, die vor Ungeduld brannte, die beiden Frage- und Plagegeister wieder los zu werden. Und doch wie sehnsüchtig hatte sie nicht erst am frühen Morgen gewünscht, die beiden Jungen bei sich zu haben, damit sie den rechten Weg zu ihren Herzen finden und ihre vollen Sympathien gewinnen könne.

»Was sagst du? Nützen nichts?« fragte Toddi erstaunt. Dann wär's aber schlimm, wenn ich jetzt gleich ein Engel würde, ich habe sechzig Pfennige in meiner Sparbüchse.«

»Du Schafskopf!« rief Willi, »du kannst ja doch deine Pfennige nich' mit in den Himmel nehmen. Meinst du, daß einer da oben nach Pfennigen fragt, wo alle Straßen von Gold gemacht sind? Da kostet 'ne einzige Zuckerstange doch allerwenigstens ein Goldstück – das glaub' ich sicher.«

»Wenn ihr beiden Knirpse so gern Zuckerwerk nascht,« sagte Frau Burton in theologischer Verzweiflung, »so wollen wir gleich nach dem Frühstück' mal einen tüchtigen Vorrat backen.«

»O – h!« rief Willi. »Können denn so gewöhnliche Leute wie mir auch Zuckerstangen backen?«

»Gewiß können wir das,« antwortete Frau Burton, »aber gewöhnliche Leute sind wir nicht, Willi.«

»Ich glaube aber doch«, erwiderte Willi treuherzig, »wenn ich bedenke, was für nette Leute die Zuckerbäcker sein müssen.«

»Wie viel wollen wir denn backen?« fragte Toddi neugierig »für zwei Pfennige?«

»O viel mehr – mehr als zwei kleine Jungen in einem Tage essen können.«

»Herrje!« rief Toddi ganz entzückt. »Das ische mehr als 'n ganzen Bonbonladen voll! Nu' man flink! Laß uns lieber gar kein Frühstück essen, daß unsere Magen recht leer sind für das Zuckerwerk.

»Ich wette mit Dir, daß ich rascher gehen kann, als Du, Tante Alice,« sagte Willi, seine Tante mit einer Hand ziehend und mit der anderen schiebend.

»Un' ich kann rascher laufen, als ihr alle beide,« rief Toddi. »Lauft mal zu!«

Frau Burton lehnte beide Herausforderungen ab, aber die Kinder liefen ohne sie um die Wette bis nach Hause und sprangen dann wie toll auf der Veranda umher, bis ihre Tante bei ihnen eintraf.

Worin willst Du sie denn backen, Tante Alice?« rief Willy ihr entgegen, als sie noch hundert Schritte entfernt war.

»In einer Backpfanne« antwortete diese.

»Nimm lieber 'nen Waschkessel – zwei Waschkessels,« schlug Toddi vor.

»Hast Du jetzt immer noch Sehnsucht nach Hause, Willy?« fragte Frau Burton neckend.

»Ich – na – ich glaube, es is am besten, Du erinnerst mich da nich zuviel an,« entgegnete Willy, »sonst krieg' ich wieder Heimweh. Aber was für 'ne Sorte Zuckerstangen soll es denn werden, Tante Alice?«

»Syrupstangen,« antwortete Frau Burton.

»Die harte Sorte oder die klebrige?« fragte Willy.

»Alle beide«, erwiderte Frau Burton.

»O wie schön, wie schön!« jubelte Toddi, das Kleid seiner Tante umfassend. »Ich will Dich mal küssen!«

»Un' ich will Dich mal tüchtig umarmen,« erklärte Willi.

Frau Burton nahm diese angebotenen Sympathiebezeichnungen zum ernsten Nachteil ihrer Toilette gnädig entgegen und bemühte sich dann zwei ungemütliche Stunden hindurch, die Ungeduld ihrer Neffen bis zum Frühstück zu zügeln. An der Frühstückstafel aßen die Kinder fast nichts und verdarben ihrer Tante den Appetit so gründlich, daß die Speisen kaum berührt wurden. Dann wurde Frau Burton von ihren beiden Neffen in die Küche geführt. Dort entspann sich zunächst ein sehr lebhafter Meinungsaustausch über die Größe der zu benutzenden Backpfanne und beim Eingießen des Syrups hielten die beiden Jungen dann so sorgfältig Wache, daß keine Fliege sich heranwagen durfte. Dann zankten sie sich so lange um das Vorrecht, die duftende Masse umrühren zu dürfen, bis Frau Burton entschied, daß sie beide abwechselnd nach der Küchenuhr drei Minuten rühren sollten. Willi erklärte beim Rühren, daß »seine Reihen« nicht länger dauerten als eine Sekunde, aber Toddi beschwerte sich darüber, daß dieselben gar kein Ende nähmen. Dann beteiligten sich beide Jungen an dem kritischen Geschäft des »Zuschmeckens« und endlos lange Jahre schien die Zeit sich auszudehnen, als sie auf das Abkühlen der Masse warteten. Als aber Frau Burton endlich verkündete, daß eine Pfanne fertig zum »Ziehen« sei, da stieg aus jeder kleinen Brust ein tiefer Seufzer der Erleichterung empor.

»Nun gebt acht, wie ich die Zuckerstangen ziehe,« sagte Frau Burton, indem sie ihre Finger mit etwas Butter anfettete und dann einem Teil des Teiches aus der Pfanne nahm und in der üblichen Weise auseinanderzog. »Und hier,« fuhr sie fort, indem sie kleinere Portionen abtrennte, »habt ihr jeder ein Stück –«

Willi fettete seine Finger sorgfältig, wie er es seine Tante hatte machen sehen, und ging dann vorsichtig daran, seine Zuckerstangen zu ziehen. Toddi aber ergriff seine Portion mit beiden Händen, brachte sie an den Mund und biß herzhaft hinein. Frau Burton sprang im Nu hinzu.

»Hör' auf, Toddi, rasch! Das klebt dir ja die Zähne zusammen!«

Mit einer Reihe unartikulierter Laute protestierte Toddi, als seine Tante den Teig gewaltsam von seinem Gesicht entfernte. Als er endlich seinen Mund öffnen konnte, rief er: »Will meins nich gezogen haben – es is ja wunnerschön, so wie es is! Bin bange, daß du bloß das beste rausziehst.«

»Ihr Jungen solltet Schürzen anhaben«, meinte Frau Burton. »Willi lege 'mal geschwind deinen Teig weg, laufe nach oben und sage dem Mädchen, daß sie dir zwei von Toddi's Schürzen giebt«.

Willi eilte nach oben, vergaß aber die erste Hälfte seines Auftrages. Auf dem Rückwege hatte er eben den Fuß der Haupttreppe erreicht, als an der Thür geklingelt wurde. Er legte rasch seinen Teig hin, öffnete die Thür und ließ zwei Damen herein, die nach Frau Burton fragten.

»Ich glaube, sie hats ganz eilig mit Syrupstangen zu backen un' kann sich von Damens gewiß nich' stören lassen«, erklärte Willi. »Aber ich will sie mal fragen. Setzt euch nur hin!«

Dank jener wunderbaren dem weiblichen Geschlechte eigenen Kunst im Toilettemachen, welche den Männern ewig ein Geheimnis bleiben wird – erschien Frau Burton zehn Minuten später in Gesellschaftskostüm und begrüßte ihre Gäste. Beide erhoben sich, um ihr entgegen zu gehen und mit der einen Dame zugleich erhob sich ein Schaukelstuhl mit Rohrsitz. Derselbe schwebte in der Luft – freilich nur einen Augenblick, denn das Kleid der Dame war nicht zum Möbelrücken eingerichtet, und mit einem scharfen knatternden Laut, weit entferntem Musketenfeuer vergleichbar, nahm ihr Rockschooß alsbald an der Taille mit einem Stoff von anderer Farbe aufgebauschten Schleppkleides an.

Die beiden anderen Damen bemühten sich, sie zu befreien, und Frau Burton erblaßte und errötete, als sie die Ursache des Mißgeschickes entdeckte. Da ließ sich Willi auf einmal von der Thür her vernehmen:

»Tante Alice, hast du meinen Teig nich' gesehen? Ich legte ihn wohin, um die Damen reinzulassen, un' jetzt kann ich ihn nich wiederfinden.«

Ein unwilliger Wink Frau Burtons scheuchte Willi fort; schmollend und murrend zog er sich zurück. Dann wurde die Jungfer gerufen und das Kleid notdürftig ausgebessert. Man lachte eben über das Mißgeschick, als plötzlich von der Küche her ein schrecklicher Lärm ertönte: Geschrei, Hundegebell und ein eigentümliches Geräusch, als ob etwas zu Boden geworfen würde.

Der Lärm wurde ärger, unregelmäßige Tritte auf der Küchentreppe ließen sich hören und zuletzt erschien Toddi mit dem am Halsband gezogenen Terry, an dessen Vorderfüßen an einem sich immer mehr verlängernden Tau eine der Pfannen mit dem ungezogenem Teig hing.

»Ich dachte, wenn ich ihm Zuckerteig gäbe, würde er netter gegen mich sein«, erklärte Toddi, deshalb jagte ich ihn in eine Ecke und hielt ihm die Pfanne unter die Nase un' sagte ihm, er sollte mal zuschmecken. Un' da steckte er einen Fuß hinein, un ...«

Die weitere Erklärung wurde durch Thaten nicht durch Worte gegeben, denn während Toddi erzählte, strampelte der Hund heftig mit den Hinterbeinen, befreite sich von Toddi, suchte die Thür zu gewinnen und schleppte dabei seine süßen Fesseln auf dem Fußboden hinter sich her. Toddi kreischte und suchte ihn zu fangen; dabei trat er auf den Teig, fühlte sich am Teppich festgehalten und brach in Thränen aus. Inzwischen empfahlen sich die Damen und trugen die Geschichte weiter, welche sich schon am nächsten Tage zu dem Klatsch entwickelt hatte, daß Frau Burton so thöricht gewesen wäre, ihre Neffen in ihrem Besuchszimmer und auf ihrem Teppich Zuckerstangen ziehen zu lassen.

Was nun die Jungen anbetrifft, so aß Willi nur wenig von seinem Zuckerwerk, während Toddi den größten Teil seines eigenen und desjenigen Willis verzehrte und nur mit großer Selbstüberwindung eine kleine Probe für seinen Onkel aufbewahrte. Als er dann am Abend in fleckenlosem Weiß zum Gebet niederkniete, da benachrichtigte er den Himmel, daß er jetzt wüßte, was Damen meinten, wenn sie sagten, sie hätten mal 'ne recht süße Zeit gehabt.


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