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Vorwort

des Verfassers zur Verteidigung und Erläuterung

Wenn ein Schriftsteller im Laufe der Ereignisse sich genötigt sieht, dem Urteile des Publikums während eines einzigen Jahres fünf neue Werke zu unterbreiten, so gebietet schon die Achtung vor litterarischer Sitte, daß er die Umstände, welche ihn dazu nötigten, bekannt macht. Der Verfasser von »Helenens Kinderchen« könnte diese Pflicht dadurch umgehen, daß er zugiebt – und er ist gern willens, dies zu thun – daß seine Werke nicht zur Litteratur im landläufigen Sinne dieses Wortes gehören. Aber schon aus dem egoistischen Grunde, seine eigenen Besorgnisse zu beschwichtigen, möchte er doch sagen, daß die Bücher, welche er seit »Helenens Kinderchen« veröffentlicht hat, mit Ausnahme des vorliegenden Werkes schon teilweise oder gänzlich vollendet waren, ehe noch die Geschichte von Willi und Toddi in weiteren Kreisen bekannt wurde. Ein Gefühl, welches der Verfasser für Bescheidenheit hielt, und ebenso sein Wunsch, daß so eilig zusammengeschriebene Skizzen nicht etwa als Maßstab zur Beurteilung seines Talentes, welches er erst später freier zu entfalten gedachte, genommen werden möchten, veranlasse ihn, darauf zu bestehen, daß die fraglichen Werke anonym erschienen. Er ging dabei von der Annahme aus, daß diese Werke, wie es solchen Erzählungen gewöhnlich geht, bald der Vergessenheit anheimfallen würden, ohne irgend welche Teilnahme für den Verfasser zu erwecken.

Das Werk: The Scripture Club of Valley Rest sollte bereits vor einigen Monaten anonym erscheinen, aber die beschleunigte Herstellung anderer Werke verzögerte die Vollendung des Buches bis vor kurzem, so daß es nur einen Monat früher erschien als das vorliegende Büchlein. Der Verfasser kann jedoch »Anderer Leute Kinder« ohne Gewissensbisse schon jetzt erscheinen lassen, obgleich er das Erscheinen des Werkes gern noch etwas hinausgezögert hätte, weil die bereits erfolgte Veröffentlichung desselben in einer Zeitschrift eine lebhafte Nachfrage nach dem ganzen Werke zur Folge gehabt hat, für welche das Publikum allein verantwortlich ist.

Der Verfasser erklärt hiermit feierlichst, daß er jetzt weiter keine Manuscripte hat, womit er die Verleger oder das Publikum behelligen könnte, und daß, wenn seine künftigen litterarischen Versuche nicht besser ausfallen sollten, als die bisherigen, die Schuld keineswegs in übereilter Arbeit zu suchen sein wird; denn er wird jedem künftig erscheinenden Werke ein größeres Quantum Sorgfalt widmen, als es allen bisher erschienenen zusammen zu teil geworden ist.

Da die Hauptpersonen in »Anderer Leute Kinder« dieselben sind wie in »Helenens Kinderchen«, und da diesbezügliche Anfragen, welche schon seit einem Jahre immer wieder an ihn gerichtet sind, jetzt wieder in größerer Anzahl zu kommen drohen, so erlaubt sich der Verfasser, seinen Lesern die Versicherung zu geben, daß in keinem der beiden Werke seine persönlichen Erlebnisse geschildert sind, und er giebt der Hoffnung Ausdruck, daß man sich bei dieser Mitteilung beruhigen möge. »Helenens Kinderchen« entstanden aus einem Versuch des Verfassers, über das Thun und Treiben zweier ihm nahe verwandter Knaben nur für einen einzigen Tag gewissenhaft Protokoll zu führen, der übrige Teil des Werkes ist das Produkt dichterischer Phantasie. Wäre der Verfasser so schlau gewesen, die Namen der Kinder zu ändern, so würde keiner seiner Bekannten das Werk für die Familiengeschichte des Verfassers gehalten haben, denn noch heute behaupten mehr als hundert ihm befreundete würdige Ehepaare, daß in Willi und Toddi ihre eigenen Kinder gezeichnet sind, daß aber weder der Verfasser noch sonst irgend jemand den Talenten ihrer Sprößlinge auch nur annähernd gerecht zu werden vermöge.

Was die Erwachsenen anbetrifft, so kann der Verfasser sich kaum noch an die Zeit seiner Junggesellenjahre erinnern; er weiß aber ganz bestimmt, daß er niemals Manufakturwaren verkaufte, und niemals in der glücklichen Lage war, eine zehntägige Ferienzeit in Gesellschaft zweier munterer Knaben zu verleben. Den jüngeren Leuten, welche angefragt haben, ob Fräulein Mayton in der That schon über ihre Hand verfügt hat, kann der Verfasser nur mitteilen, daß dieselbe nur eine Schöpfung seiner Phantasie ist und daß ihre Hand somit wohl für immer frei bleiben wird.

New York, den 25. Juni 1877.

Der Verfasser von »Helenens Kinderchen«.


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