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Wie zögernd griff er nach Hut und Stock; ließ einen letzten Blick über das Buch gehen, das er nur ungern aus der Hand gelegt – einen fast befremdeten über die Stube, in der er nun schon so lange hauste und sann – immer allein, seit sie ihm sein Weib hinausgetragen.
»Wie lange noch«, dachte er, »und sie tragen auch mich da hinaus und in irgendeiner Mietkaserne greift einer meiner letzten Freunde nach Hut und Stock, um hinter meinem Sarg herzuschreiten, wie ich jetzt hinter dem eines anderen.«
Und doch war er noch nicht alt, stand noch lange nicht in der Reihe derer, die nur mehr von heute auf morgen leben. Woher ihm diese Müdigkeit kam, diese Gleichgiltigkeit gegen alles an die Seele schlich? Er wußte es selbst nicht. Aber so oft er den Blick durch die Stuben gehen ließ, die nicht von ihrem hellen Lachen erklungen, über die weichen, bunten Teppiche, die der Saum ihres Kleides gestreift, hatte er diese Empfindung eines überlebten, unnützen Daseins. Man ging eben so mit, weil es sein mußte … vom Tag zum Abend, vom Abend zum Morgen. Alles andere war Legende geworden.
Und doch war er gerade hier einmal so glücklich gewesen. In diesem weichen, warmen Nest, dem stetigen Einerlei endlich sorglos gewordener Tage. Noch entsann er sich der Freude, mit der sie jedes Stück des neuen Hausrates ausgesucht. Und ihr Einzug war wie ein zweites Hochzeitsfest gewesen. Nichts altes, verbrauchtes. So recht fühlen wollten sie, wie leicht und frei zuletzt ihr Leben geworden. An jedem der Fenster hatten damals Blumen geblüht. Die letzten hatte er mit eigener Hand auf ihr Herz gelegt. Krokus und Narzissen. Sie hatte sich selbst Jahr um Jahr den bunten Flor gezogen, dem Frühling entgegen. Seitdem mochte er keine mehr sehen. Auch das hatte sie für immer hinabgenommen. Bilder und Möbel und Büsten und Bücher hingen und standen freilich noch auf den alten Plätzen. Mit keiner Hand hatte er daran gerührt. Das hatte sie so gewollt – ihr hatte es so behagt – punktum. Holte er sich ein Buch aus dem Schrank, wurde es um keine Linie weiter zurückgestellt. Auf ihrem Schreibtisch lagen noch die letzten Briefe, die sie mit dem zierlichen Papiermesser geöffnet. Wie ein Argus wachte er, daß jeder liegen blieb, wie sie ihn hingelegt. Mancher war unbeantwortet geblieben, er wußte es. Aber auf ihrem Schreibtisch war alles zurechtgerückt. Jeden Augenblick hätte sie kommen und sich daran niedersetzen können, wie einst.
Die Uhren freilich standen nicht still. Die wollten reguliert und aufgezogen werden, tickten mechanisch weiter, maßen die Sekunden und Minuten und Stunden der Tage, die weitergingen ohne sie. Aus den Tagen aber waren Wochen und Monde und Jahre geworden. Wirklich? Er merkte es kaum. Denn er hatte sie nicht gelebt, diese Tage und Monde und Jahre. Und zuweilen, wenn sich die Dämmerung der frühen Herbstabende grau und beängstigend in die Stuben hineinspann, schien es ihm, als lebe er überhaupt nicht mehr. Was ihm das Leben lieb gemacht und täglich neu, das war gewesen. Und die große, graue Riesenspinne, die draußen die allmählich erstarrende Natur umwob, spann ihn in das allgemeine Sterben hinein. Fast wie eine Sünde erschien es ihm zuweilen, daß er noch da war. Müd und teilnahmslos und automatenhaft, wie er nun durchs Leben ging. Deutlich fühlte er eben, daß ihm in dieser langsamen Erstarrung auch etwas Heiliges und Unwiederbringliches untergegangen war – und gerade das, was er am ängstlichsten gehütet: sein – Schmerz! All seine Türen hatte er vor dem zudringlichen Leben verriegelt, nur um dieses eine Gefühl zu hüten. Und sieh: er selbst hatte es zwischen seinen vier stillen Wänden zu tot gelebt … er selbst! Er verachtete sich dafür, aber – es war so und blieb so. Und das war es wohl, was die Menschen alt werden nennen …
Vor dem Tore stand der Wagen – er stieg ein, gab das Ziel der Fahrt an. Auf den Straßen lag noch der zerronnene Schnee der letzten Wintertage, aber vom Firmament lächelte schon der Frühling. Wie ein Schauer seines Nahens ging es durch die Luft, die etwas Seidiges hatte und einen Duft, der wie von ferneher kam. Als hätte sich, allen unsichtbar, die Pforte eines verschlossenen Gartens geöffnet, der hoch, hoch zwischen Himmel und Erde hing, jeden Augenblick bereit, die Fülle seiner Blüten über die Menschen zu streuen, die so ahnungsvoll und festlich durch die Straßen dahingingen. Krokus und Narzissen … Ja, es war die Zeit!
Er schloß die Augen, um sich jenen dunkelsten Tag seines Lebens wieder in Erinnerung zu rufen. Aber es wurde nur ein grauer, unbestimmter Dämmer – sein Herz schlug mechanisch weiter, wie daheim die Uhren. Zu Tode gehetzt, auch das. »Man ist doch ein Vieh!« dachte er.
Und auch der Tote, zu dem er fuhr … Der war doch einmal jung mit ihm gewesen. Jung! »Kaufen sie einen Kranz!« hatte er seinem Dienstmädchen aufgetragen. Da hing er, über der Laterne des Wagens. Krokus und Narzissen, wie damals. Nun erst bemerkte er's. Doch sein Herz brachte wieder nichts auf, als dieses dumpfe Weh der Gewißheit, daß man nun an einer Wende des Lebens stand, in der jeder Tag einen Verlust brachte. Man – gewöhnte sich daran. Und vielleicht war es so am besten.
Der Stadtteil, in dem sein Freund zuletzt gewohnt, war ihm wohl bekannt. Er selbst hatte den größten Teil seiner Jugend dort verlebt. Nun freilich waren die schon damals uralten Straßen- und Häuserzüge gewiß vom Grund aus umgebaut. Er selbst hatte fast zwei Jahrzehnte lang keinen Fuß hingesetzt. Und wie er nun so dahinfuhr, freute es ihn fast. »Wenn du jetzt diesen Teil der Leopoldstadt seh'n würdest!« hatte der nun Verstorbene oft gesagt. Vielleicht gerade in der Absicht, ihn auf diese Weise einmal herauszukriegen. Aber gerade diese Andeutung hatte ihn erst recht ferne gehalten. Er war sogar nicht neugierig, einen steinernen Friedhof zu sehen, wo einmal die Gärten seiner Jugend geblüht. Nun geschah es doch. »Wieviel man den Toten zulieb tut!« dachte er. »So ganz ohne Sinn! Der Lebende hätte sich darüber noch freuen können!« Er lehnte sich tiefer in den Wagen zurück: die Sonne sah ihm so zudringlich ins Gesicht. Aber sein Blick ging unbewußt hinaus, den Straßen nach.
Plötzlich war ihm, als rieche er Schneeglöckchen; diesen ganz feinen, ganz eigenen Duft zwischen Halmgeruch und Blüte, der eigentlich noch kein rechter Blumenduft ist, mehr ein leiser, keuscher Atemzug des Frühlings. »Täuschung!« sagte er sich. Aber ihm wurde ganz seltsam wohl dabei – leicht – fast fröhlich und wie von einem innersten Drang gelenkt, stieß er das Fenster herab, um diesen Frühlingsatem hereinzulassen und zu sehen, wo man denn eigentlich wäre.
Ja! Dort ragten die Wipfel des Augartens ins Blau und die Gasse, die alte Gasse, in die er da rechts hineinsah, die grüßte ihn wie einst. Jedes Haus stand noch auf seinem Platz. Das war der Weg und die Steine und die Treppen, an denen er noch seine Bubenstiefel abgetreten. Diese Stiefel, die ohnedies immer so dünne Sohlen hatten. Er war – arm gewesen …
Etwas Warmes glitt über seine Wange – fiel auf die Finger, die den schwarzen Handschuh festhielten. Wirklich? Er konnte noch weinen! Ihm geschah, wie bei einem Wunder. Mit einem Ruck fuhr sein Kopf zum Fenster hinaus. »Wenn Sie mich von der Kirche zurückführen, Kutscher, wieder hier vorüber!« befahl er. Der Mann nickte, schüttelte aber für sich etwas befremdet das Haupt. Er hatte gedacht, daß sich die Fahrt bis nach dem Friedhof erstrecken würde.
Wieder flogen die Häuser vorüber. Nun waren es wirklich fremde Straßen. Aber da und dort tat sich noch ein Ausblick auf, der dem Einsamen war wie ein ferner Gruß aus der Jugend. Und als der Wagen vor der Kirche hielt, sah er wie in einem Traum um sich. Selbst die uralte Schule stand noch und zwischen ihr und dem Pfarrhaus wölbte sich der gelbe Schwebbogen, durch den er jahrelang hier aus- und eingegangen, die Schultasche auf dem Rücken, die Augen groß von der Erwartung, was man wohl wieder zu hören bekommen werde. Er lernte so gerne und die Welt war ihm noch so neu, lag vor ihm, blitzblank, wie ein eben aufgeschlagenes Bilderbuch.
Über seinem Haupt begannen die Glocken zu dröhnen. Läuteten sie wirklich den feierlichen Pomp des Todes ein? Ihm schien, als riefen sie ihn aufs neue ins Leben zurück, mit Stimmen, deren Gewalt aus einer Welt kam, die Gott soeben geschaffen, schön, leuchtend, blühend wie am ersten Tage – seine Jugend! Und doch war auch etwas vom Tode dabei. Etwas, das wie eine verschleierte Wehmut neben all dem Glanz einherging, der sich plötzlich in seiner Seele auftat – still, feierlich, geheimnisvoll winkend und rufend. »Wie geschieht mir?« sann er, aber er hütete sich, daran zu rühren. Nur eines fühlte er: daß das Leben aufs neue in ihm auferstanden war, wie eine fühlbare Macht an ihm rüttelte. »Sieh mich noch einmal an … aber mit einem ernsteren Blick – mit reinerer Seele.«
Und dann war er in der Kirche.
Langsam füllten sich die Sitzreihen vor ihm. Der Mesner erschien und zündete die Kerzen an. Vom Chore her klang ein leise gegriffener Orgelakkord, schwoll an, verhallte wieder. Ruhig und feierlich standen die brennenden Wachskerzen um das Tabernakel. Das hatte er so oft gesehen als Kind und nie hatte es damals seine Wirkung verfehlt. Nun war ihm fast, als müsse er ersticken. So dürftig, so beängstigend erschien ihm diese Enge gegen die Welt, die sich in seiner Seele aufs neue zum Lichte emporrang. Was wollte er nur hier? Ja so, das Leichenbegängnis.
Die Glocken dröhnten noch immer fort.
»Könnt' ich sie draußen hören«, dachte er! Wie an feinem Hochzeitstag wurde ihm zumute.
Endlich fuhren die Wagen vor. Die Priester traten aus der Sakristei und schritten dem Sarg entgegen. Dort schwankte er heran … vor ihm her glänzte hoch und still das schwebende Kreuz auf.
Auf dem Bahrtuch lagen die Kränze. Vielleicht auch seiner – er wußte es nicht –. Aber ob auch der Weihrauch in dichten Wolken emporwirbelte – und hundert und hundert Blumenkelche ihre sterbende Seele hingaben, für ihn roch die ganze Kirche nach Schneeglöckchen. Nicht den kerzenflimmernden Altar sah er, noch den Sarg und das schwarze Bahrtuch … Nur die fernen Wipfel des Gartens, aus dem ihm jener Duft wieder an die Seele geweht, der reine, ferne Duft der Jugend.
Wie erstaunt ging sein Blick umher. Ob den anderen auch so geschah? Aber nein … die standen – still, steif, ernst. Da und dort wischte sich einer die Augen. Warum taten sie bloß so? Er wußte es ja doch – fühlte es plötzlich, wie eine seligste Gewißheit: einmal, eh' er starb, kam zu jedem noch einmal das Leben: rein, schön, mächtig weckend und rufend. Auch zu dem, der dort unter dem schwarzen Bahrtuch lag, war es noch einmal gekommen und plötzlich wußte er auch, wann dies geschehen war. »Wenn du jetzt diese Straßen seh'n könntest!« hatte der Freund damals zu ihm gesagt. Und er war ferne geblieben – hatte ihn nicht verstanden … nun wußte er's!
Wie durch einen Nebelschleier sah er den Sarg wieder an sich vorüberschwanken. Wie in einem Traum ging er eine Weile hinterher. Ob er nicht doch mit nach dem Friedhof sollte? Plötzlich gab es ihm einen Ruck: die alte Gasse … der Augarten!
»Wenn du sie jetzt seh'n könntest!« Ihm war, als sei der Tote wieder lebendig geworden – riefe es ihm selbst zu, mit der alten lieben Stimme.
»Ich geh', ich geh'«, nickte er dem Sarg zu. Seinen Kutscher entließ er. Wozu den Fremden bei einem Gang, der ihm wie eine Wallfahrt war. Und er ging an der Schule vorüber, durch den Schwebbogen, gleich links die Straße hinauf. Nun kam ein Platz und wenn er da gleich rechts einbog, hatte er das Haus vor sich – das alte Haus in der alten, hallenden Gasse.
Die Leute gingen an ihm vorüber; er sah sie kaum. Was hatte er mit diesen Menschen gemein. Selbst die Luft, die er atmete, schien ihm eine andere.
»An der Ecke hat immer das Werkel gespielt«, dachte er. »Auf der Treppe dort ist immer der große, graue Kater gesessen und hat mir nachgeschaut.« Und da … Sollte er hineingehen? Er stand vor dem Hause. Ein Schauer lief ihm über die Glieder. Wie in einen Abgrund starrte er in den dunklen Torflur hinein – entsetzt und doch auch voll heimlichster Sehnsucht. Hier hatte er aus- und eingetragen was einmal sein war: Kinderlust und Lebensneugierde, das halbe Wissen des Reisenden und die ganze große Torheit des Sehnenden. Wieviel brachte er zurück, von dem allen? Da war nur ein Portal und ein Mensch davor. Aber – er wagte sich nicht hinein! Er würde nie mehr über diese Stufen kommen – nie, nie mehr. Während er aber so stand, fühlte er, wie ein lebenschwellender Hauch zu ihm herüberwehte, als ströme das alte Gemäuer aus geheimnisvollen Fugen ihm einen Teil der Kräfte zurück, die er verspielt und verloren. Weit, weit draußen. Dort, wo das Leben keine Ufer mehr hatte. Hier – stand er wieder am Ufer.
Er war nur ein armer Junge gewesen und hatte sich wie oft hungrig zu Bett gelegt. Und doch hatte er damals lachen können! Der Zwanziger fiel ihm ein, den er hier einmal im Rinnstein verloren. Gott – hatte es damals Schläge gegeben! Und er hatte geweint, geweint … Wie reich mußte die Kindesseele sein, daß sie sich so hingeben konnte – so maßlos, so fraglos, in Leid und Freud. Nun war ihm, als wehe ihm wieder eine Ahnung davon an die Seele, rein, frisch, keusch … Schneeglöckchenduft!
Langsam schritt er dem Augarten entgegen. Wie er aber so den Weg entlangging, der zwischen den geschnittenen Hecken zum Eingang führt, sah er plötzlich wie suchend um sich und – »wo bist du?« schluchzte es leise in seinem Herzen, quoll ihm in den Augen empor. Zwei heiße Tränen – eine einzige Sehnsucht. Hier war es ja, wo er ihr so oft begegnet, wo sich ihre Straßen solange gekreuzt bis sie eines Tages Hand in Hand denselben Weg gingen, weiter und weiter, ins Leben hinein.
»Wohin soll ich jetzt?« dachte er und blieb stehen. O doch, er wußte es! Wenn er die Straße links hinaufschritt, immer der Donau entgegen und zuletzt über die Brücke ging und dann wieder die Donau entlang – kam er in das Haus, in dem ihr erstes, junges Glück geblüht. Warm, innig, sonnenäugig, wenn auch noch lange nicht sorglos …
Es wurde Abend, bis er hinkam. Der Mond glitt aus den Wolken und warf seinen Schimmer in silbernen Ringen zwischen die Donauwellen. Scharf und klar wuchsen die statuengeschmückten Säulen der Brücke ins Licht. Und dort – dort blinkten die Fenster her, an denen sie wie oft um die Stunde gestanden und plaudernd, träumend in den sinkenden Abend hinausgeschaut. Wo war das alles – hingekommen? Wo war der reißende Strom, der mitten durchs Leben hindurchging und alles mit sich hinabtrug – unwiederbringlich? Alles? Aber stand er nicht da – die Seele geschwellt vom Atem der Jugend und sah zu denselben Sternen empor, wie einst mit ihr? Sein Schmerz hatte sie totgeschlagen – die Sehnsucht legte sie wieder in seinen Arm – stumm, feierlich wie zu einer geheimnisvollen Brautnacht.
Wie verzaubert schritt er näher, immer näher. Ein weißer Zettel hing an dem Tor des Hauses – wie damals. »Wohnung zu vermieten …« Wie ein Bräutigam flog er die Stufen empor. Als er wieder aus dem Hause trat, lag ein seltsamer Glanz auf seinen Zügen. Hier würde er wieder wohnen. Hier!
Wie herrlich doch das Leben war – wie voll der Wunder! Alt und verdrossen hatte er ein Heim verlassen, das mit ihm von Tag zu Tag älter wurde und grauer. Einem Friedhof glaubte er entgegenzufahren und fand sich plötzlich mitten in den blühenden Gärten seiner Jugend.
»Wohin jetzt?« fragte er sich. Aber freilich, für ein paar Tage mußte er noch einmal dorthin, wo er bis heute zu Hause gewesen. Zu Hause zwischen Einsamkeit und Stumpfheit.
Nur …
Und wieder hatte er die Empfindung wie dort, vor der Kirche, während die tiefen Stimmen der Glocken wie rufend über ihn hingingen. Es war doch nicht allein des Lebens Reichtum, was ihm so plötzlich die Seele füllte. Etwas davon gehörte auch dem Tode. Aber was? »Nicht daran rühren!« dachte er. »Nicht daran rühren!« Still, geheimnisvoll und wie verschleiert ging es neben ihm her.
»Nun möcht' ich nur noch träumen können von dem allen«, wünschte er sich, als er endlich daheim war und zu Bette ging. Darüber schlief er ein.
Eine ganze Weile später war ihm, als wache er auf. Der Mond stand in seiner Stube und sah ihm gerade ins Gesicht – ihm selbst aber war, er stünde am Fenster und sähe auf den Strom hinaus, der unter ihm vorüberzog – groß, still, feierlich, da und dort von den blauen Silberringen des Mondes durchglänzt: die Donau und doch auch wieder nicht die Donau.
»Seltsam dachte er …« Und nach einer Weile … »Wohn' ich denn schon dort?«
Und sein Blick ging durch die Stube, groß, fragend, und zuletzt nach der Türe. Die öffnete sich – immer weiter, immer weiter. Erst stahl es sich wie ein weißer Mondstrahl durch den Spalt, aber zuletzt stand eine stille Gestalt auf der Schwelle – bleich, schön, leuchtend und sah ihn an: sein – Weib!
»Komm!« rief sie leise.
Und sie nahm seine Hand und schritt mit ihm hinab dem Strom zu, der mitten durchs Leben geht und alles und alle hinabträgt unwiederbringlich.
Er durfte nicht mehr leben in den Gärten seiner Jugend, aber – er ist darin gestorben.