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Atlantis.

Wie fremd im Sonnenwechsel dieser Tage
Ein heimlich Grau'n mir durch die Seele schleicht,
Und deines Schicksals schwermuthvolle Sage
Atlantis, nimmer aus dem Sinn mir weicht!

Seh' ich im Abendgold die Klippen strahlen,
Wird mir das Aug' von heißen Thränen schwer
Und zuckend spricht das Herz in tausend Qualen:
»Blick hin – du siehst sie so nicht wieder mehr!«

Nie wieder wird dir so der Himmel blauen,
Nie wieder klingt so eigen dir die Luft,
Und wirst du sie nach Jahren wiederschauen,
Ein and'rer Klang wird's sein, ein and'rer Duft!

Befremdet wird dein Auge um sich spähen
Und suchen, was es nicht mehr finden kann,
Und durch das Herz wird dir ein Grauen gehen,
Und lasten wird auf dir ein Zauberbann,

Ein athemloses, tödliches Erschrecken,
Wie's uns vor Leichen faßt, die wir geliebt,
Und nicht mehr rufen können, nicht mehr wecken,
Weil uns kein Ton, kein Blick mehr Antwort giebt!

Derselbe Reiz wird's sein, der heut' mir trunken
Den Sinn berückt, dasselbe Abendroth,
In meinem Innersten nur wird versunken
Atlantis sein und was heut' lebend – todt!

Und wo ich einst gejauchzt, wird herbes Trauern
Den Busen mir beklemmen, fürchterlich,
Und wo ich einst geglüht, wird's mich durchschauern
Wie Grabesfrost – und wenden werd' ich mich

Und flieh'n … wie doch im Wechsel dieser Tage
Ein heimlich Grau'n mir durch die Seele schleicht
Und deines Schicksals schwermuthvolle Sage,
Atlantis, nimmer aus dem Sinn mir weicht!


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