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Das Erbe der hellenistischen Entwicklung des Villengartens traten die Römer an. Sie empfingen es zu einer Zeit, in der jener Zustand des Lebens auf dem Lande, der den Griechen vorzeitig abgeschnitten wurde, in Italien noch durchaus der herrschende war. Die Landwirtschaft, die »res rustica«, war ursprünglich der eigentliche, ja einzige Lebensberuf des vornehmen Römers. Er bezog nur vorübergehend das Haus in der Stadt; doch auch nachdem Rom schon eine ganz andere Entwicklung genommen und wohl längst vergessen hatte, daß es ursprünglich ein Marktplatz für ackerbautreibende Bürger gewesen war, wollte man die alte Bodenständigkeit und Zugehörigkeit zur Scholle der Väter nicht lassen. Mit welchem Stolze betont der vielbeschäftigte Advokat Cicero, wenn er in seiner Villa in Arpinum weilt, daß dort seine Heimat sei Cicero, de legibus II, 1, 5.. Dort nämlich, stammten die Tullier von ältester Zeit her, dort seien ihre Heiligtümer, dort ihr Geschlecht dort viele Spuren ihrer Vorfahren. Und als der Freund ihm einzuwenden wagt, daß er doch in Rom seine Heimat habe, antwortete er mit dem ganzen Bewußtsein, aus welchem das uralte Werden der Urbs spricht: »Wohl, ich und jeder Bürger, wir haben zwei Heimstätten, die eine von Natur, die andere durch den Staat; wenn jener Cato in Tusculum geboren und im Staate des römischen Volkes aufgenommen wurde, so ist er von Abstammung Tusculaner, von Staats wegen Römer und hat darum eine Heimat des Ortes und eine des Rechtes.«
Das ursprüngliche Bauerngut wird im Zwölf-Tafelgesetz noch gar nicht »Villa«, sondern »Hortus« genannt Plinius, n. h. XIX, 4, 50.. Auf den Einkünften der Ackerflur und des eingezäunten Gartens, in dem Obst und Gemüse gezogen wurden, lag durchaus der Reichtum des Römers. Daher hielt man auch in alter Zeit von Staats wegen auf gute Pflege des Landguts. Auf Catos Autorität stützt sich das Wort, daß jemand in Strafe genommen wurde, der seinen Acker vernachlässigte und verschmutzen ließ und seinen Baumgarten nicht ordentlich pflegte Gellius, noctes Atticae IV, 12, 1: Jordan fr. p. 52.. Die Gebäude waren unbedeutend, nur vom Standpunkte der Unterkunft für Früchte, Vieh und Mensch erbaut, und noch Cato predigt durchaus, »erst anpflanzen, dann bauen«. Spärlich fließen daher die Nachrichten über diese frühen Villenanlagen. Bei dem alten Cato ist es schon ein absichtlicher Gegensatz gegen den gerade zu seiner Zeit mächtig eindringenden Luxus, wenn er betont, daß seine Villa ganz einfach und ungepflegt sei und nicht einmal getünchte Wände habe Gellius, n. A. XII, 24 (23): Jordan fr. p. 72..
Aber auch die Villa des Mannes, der zuerst sich ganz der edelsten attischen Bildung hingab und von dem aus dieses Licht in seiner Heimat sich verbreitete, das Landhaus des älteren Scipio, war noch ganz von ihm in der Weise der Väter gelassen, ohne den Anspruch hellenistischer Lebensweise zu zeigen. Seneca besucht in Liternum bei Cumae die Stätte, auf der der große Mann seine letzten Jahre zugebracht hatte Seneca, epist. 86, 4.: das Haus ist aus Quadersteinen erbaut; mit Bollwerken und Türmen versehen, muß es ganz den Eindruck eines mittelalterlichen Ritterschlosses gemacht haben. Der Park war von einer hohen Mauer umgeben, unterhalb der Gebäude und des Hofes befindet sich ein sehr großes Bassin, groß genug, um ein Heer damit zu versorgen, das Bad aber ist eng und finster nach alter Art, »denn unsern Vorfahren erschien nur warm, was auch dunkel war«. Wenn wir uns ein Bild von dem äußeren Anblick dieses Landhauses des Scipio machen wollen, so müssen wir vorausschauend an die frühen italienischen Villen denken, die noch auf der Grenze zwischen Mittelalter und Renaissance stehen. Die Mediceervilla in Caracci wird vor ihrem ersten Umbau, als sie noch ihr zinnengekröntes Dach hatte, mit ihrem hohen, auch zinnengekrönten Turme, ihren Bollwerken, dem mit hoher Mauer umgebenen Garten, nicht unähnlich der Villa der Scipionen in Liternum gewesen sein. Freilich erzählt auch Seneca Seneca, epist. 51, 11. von den Villen des Marius, Pompejus und Cäsar, die auf den Höhen über Bajä lagen, daß es nicht Villen, sondern Schlösser seien und gleich Warttürmen aussehen. Und sie scheinen mit diesem kriegerischen Äußern nicht mehr scipionische Einfachheit verbunden zu haben, wenigstens werden gerade die Villen des Marius bei Misenum besonders prächtig und weichlich üppig im Gegensatz zu ihrem kriegerischen Besitzer genannt Plutarch, Marius 34.. Marius gehörte schon einer Generation an, die Seneca im Gegensatz zu scipionischer Lebensweise geißelt. »Wer würde es heute aushalten, sich so wie Scipio zu waschen, arm und schmutzig würde sich heute jeder dünken, dem nicht von den Wänden kostbare Steine entgegenblitzten, wenn dort nicht alexandrinischer Marmor und numidische Inkrustation angebracht und die Fenster nicht mit Glas versehen wären. Fledermauslöcher nennt man heute Bäder, wo nicht ganz breite Fenster den vollen Tag aufnehmen und die Badenden zugleich eine Aussicht auf Flur und Meer haben« Seneca, epist. 86, 6–8..
Gerade die letzte Zeit der Republik hat den Villenluxus zu einem allgemein herrschenden gemacht. In der Familie des Cicero hat z. B. die Generation vor dem großen Redner mit dem Brauche des dunklen und engen Wohnens gebrochen. Cicero, der als erster ausführlichere Nachrichten über seine Villen gegeben hat, verdankt es der Baulust seines Vaters, daß seine Stammvilla zu Arpinum jetzt ein bequemes, helles Haus ist, während es noch zu seines Großvaters Zeit eine kleine Villa nach Weise der Väter war, wie man noch heute die Villa des Curius in den Sabinerbergen sehen könne Cicero, de leg. II, 1, 3.. Cicero selbst aber bietet das beste Beispiel, wie damals ein wahres Fieber der Kauf- und Baulust die Römer ergriff Das Material ist zusammengestellt von O. Schmidt, Ciceros Villen: N. Jahrbüch. d. klassischen Altertums, Abt. II, 1899. Er macht auch den Versuch einer Lokalisierung sämtlicher Villen. Leider ist alles so willkürlich konstruiert und ungenau, daß es nur mit größter Vorsicht zu benutzen ist.. Eine erste Folge dieser Entwicklung war die Scheidung in villa rustica = Meierhof und villa urbana = Herrensitz, die sich in dieser Zeit vollzog. Die villa urbana bezeichnet nicht etwa die Lage in der Stadt oder in der Nähe derselben, hierfür brauchte man wohl die Bezeichnung villa suburbana, sondern nur eine Luxusvilla, am besten mit dem französischen maison de plaisance zu übersetzen. Ciceros Villa Arpinum war ursprünglich nur eine villa rustica, und erst einige Anlagen, die er und der Bruder daran machten, gaben ihr einen mehr urbanen Charakter. Vitruv geht zwar noch oberflächlich über die Einrichtung der villa urbana fort, weniger, weil man sie damals noch selten anlegte, als weil in den Lehrbüchern, aus denen er seine Weisheit schöpfte, ein fester Stil dafür sich noch nicht entwickelt hatte. Über die Anlagen der villa rustika dagegen sind wir auf das eingehendste unterrichtet, nicht nur durch Vitruv, sondern durch alle Schriftsteller, die wie Varro oder Columella über die Landwirtschaft geschrieben haben. Sie umfaßte die Wirtschaftsgebäude, den Nutzgarten, Wein-, Obst- und Gemüsebau. Über den Lageplan des Nutzgartens wird freilich nicht viel gesprochen, nur über die Art der Einzäunung macht man genaue Vorschriften Columella, de re rustica XI, 3 ff.. Daß der Garten der Villa zunächst liegen muß, versteht sich aus praktischen Gründen, ebenso daß ein Brunnen oder Fluß für gute Bewässerung sorgen muß. Die Pflanzung der Bäume, Sträucher und Weinstöcke im Quincunx, d. h. in versetzten Reihen, scheint eine spezifisch römische Erfindung gewesen zu sein, wenigstens sprechen griechische Schriftsteller nicht davon. Auch Xenophon erzählt, wo er bewundernd die Regelmäßigkeit und Ordnung orientalischer Parks preist, nur von reihenweiser Pflanzung, erst Cicero Cicero, de senectute 17, 59. interpretiert dies als Quincunx, weil er keine andere Pflanzung vor Augen hat, als diese rationelle, die Plinius Plinius, n. h. XVIII, 78. »ganz allgemein und notwendig nennt«.
Natürlich war nicht nur in der Übergangszeit, sondern bis in späte Tage eine Vermischung der beiden Typen sehr häufig. Columella Columella, de r. r. I, 6. verlangt für eine vollständige Anlage zu den beiden genannten Teilen noch einen dritten Gebäudekomplex, die villa fructuaria, die die verschiedenen Fruchtspeicher umfaßte. Daß aber auch diese Gebäude gelegentlich selbst in eleganten Villen, mit Wohnräumen verbunden werden, wird die Schilderung des Laurentinum des jüngeren Plinius zeigen.
Eine auffallende Erscheinung des römischen Grundbesitzes ist seine vielfach örtliche Zerstreuung. Cicero kaufte im Laufe seines Lebens zu seinem Erbgute noch 17 andere Villen, die zum Teil durch Zusammenlegung kleinerer Gartengrundstücke gebildet wurden, und er machte damit durchaus keine Ausnahme. Wir werden verschiedene Gründe dafür annehmen müssen: die ursprünglich einzige Kapitalanlage des Römers, der Grundbesitz, war zu dieser Zeit auch noch die allein vornehme; sie erschien den Staatsmännern so durchaus notwendig zum Volkswohl, daß, sobald sie nachzulassen schien, sie durch Senatsbeschluß gestützt wurde Trajan bestimmte, daß die Bewerber um Ämter des Senates ein Drittel ihres Vermögens in italienischem Landbesitz anlegen mußten, Marc Aurel ein Viertel: Mommsen, Römisches Staatsrecht III, S. 899.. Man kaufte nun die Güter so zerstreut, einmal um seine Einkünfte nicht der Unbill einer Witterung auszusetzen, oder auch, um an jedem der Plätze die dort am besten gedeihenden Produkte zu erzielen, nicht zum letzten aber, um die Schönheit der verschiedenen Punkte des Berg- und Hügellandes und des Meeres zu genießen und bei seinen Reisen sicher zu sein, in bestimmten Etappen immer wieder unter eigenem Dache übernachten zu können. Natürlich brachte schon dieser zerstreute Besitz es mit sich, daß es unmöglich für den Besitzer war, selbst die Landwirtschaft zu besorgen, oder auch nur zu beaufsichtigen. Sie wurde mit dem ganzen Betrieb der villa rustica dem Villicus überlassen, während der Herr in der Villa urbana mit ihren Gärten wenig davon gestört sein wollte.
So unaufhaltsam sich auch diese Entwicklung gezeigt hat, so sah ihr der Römer von Anbeginn mit schlechtem Gewissen zu; das Gefühl, daß in der Abkehr von der Gutswirtschaft der Anfang zum Verderben für das römische Volk lag, war tief in das Bewußtsein seiner Besten eingedrungen. Schier zahllos sind die Warnungen, Moralpredigten und Satiren, die gegen den Luxus in Häusern, Gärten und Villen kämpften. Nicht alle freilich konnten sich dabei wie der ältere Cato völliger persönlicher Bedürfnislosigkeit rühmen, seine Ansicht aber, die Plinius in dem berühmten Worte zusammenfaßte: »Die Latifundien haben das Verderben über Italien gebracht« Plinius, n. h. XVIII, 35., beeilte sich jeder auszusprechen, mochte es einer der Schriftsteller über Landbau sein, wie Varro und Columella, oder ein Naturforscher, wie Plinius, oder ein Dichter, wie Horaz, oder ein Moralphilosoph, wie Seneca, alle sind sie laudatores temporis acti, die als loci communes die Predigt über das Thema halten: Größe und Einfachheit gehen zusammen.
Aus diesem Zeitbild des Luxusübermaßes aber erfahren wir, wie gerade die Gartenkunst von der späteren Republik an mit Riesenschritten sich entfaltet, und wieder knüpft sich an Ciceros Namen die deutlichste Erkenntnis der ersten Stufe dieser Entwicklung. Zwar eine ausführliche Beschreibung einer einzelnen seiner Villen besitzen wir nicht, da aber ein großer Teil seiner Gespräche seine eigenen oder eine Villa eines Freundes mit ihren Gärten als Hintergrund hat, so kristallisiert sich doch das Bild. Dieser Garten hat sich völlig von dem Nutzgarten der villa rustica getrennt. Es sind Zier- und Parkanlagen, die um das Herrenhaus liegen, in denen Cicero und die Freunde, in philosophische Gespräche vertieft, wandeln, wie von alters her. Denn Cicero, der ja auch als Philosoph so gerne eine griechische Renaissance heraufführen und sich als den unmittelbaren Erben der großen Philosophen ansehen möchte, verrät unmittelbarer als irgendein anderer Schriftsteller, daß wir es hier mit einer Rezeption griechisch-gymnasialer Anlagen im römischen Villengarten zu tun haben. Nicht nur Plinius berichtet, daß Cicero bei Puteoli am Avernersee eine Villa gehabt habe, die durch ihre Portikus und ihren Park berühmt gewesen sei, und die er Akademie nach dem Vorbilde der athenischen genannt habe Plinius, n. h. XXXI, 6, sondern er selbst spricht fortwährend von so benannten Anlagen, die wahrscheinlich in keiner seiner Villen fehlten. In seinem Tusculum heißt ein Teil seines Gartens ebenfalls Akademie Cicero, Tusculanae disputationes III, 3, 7., einen anderen, höher gelegenen, nennt er Lyzeum Cicero, de divin. I, 5, 8 in Lyceum: id enim superiori gymnasio nomen est.. Auch bei Crassus, in dessen Villa zu Tusculum ein Teil der Gespräche über den Redner stattfindet, sind die Gärten in unmittelbarer Anlehnung an griechische Vorbilder gestaltet. Selbst wenn der Freund daran zweifeln sollte, daß heute Zeit, Ort und die menschliche Vernunft zu philosophischen Studien neige, so müsse er doch zugeben, daß diese Portikus, diese Palästra und alle die anderen Teile des Gymnasiums sie zu Disputationen bewegen müßten Cicero, de oratore II, 20., und ebenso freut er sich ein andermal, als er im Platanenboskett des Crassus einherwandelt und daran denkt, daß auch Sokrates den labenden Schatten solcher Bäume genossen, daß aber die wohlgepflegte Anlage des Freundes ihnen bequemere Ruhebänke gewähre, als dem griechischen Philosophen, der dazu sich ins Gras niedersetzte Cicero, de orat. I, 7, 28.. Daß diese Gymnasien keine Einrichtungen waren, um dort agonale Spiele auszuführen, versteht sich aus Ciceros Worten von selbst, auch wenn nicht Vitruv ausdrücklich betont hätte, daß die griechischen Palästren in Italien nicht gebräuchlich waren Vitruvius V, 11.. Die hellenistischen Philosophen hatten zuerst in größerem Maßstabe die Formen der gymnasialen Parkanlagen in ihre Privatgärten übertragen, und daran knüpft der römische Philosophenkreis um Cicero in bewußter Anlehnung an.
Auch über den Schmuck dieser Gärten erfahren wir manches, da ihr Ankauf in der Korrepondenz mit Atticus eine bedeutende Rolle spielt. Ja, sie haben dafür einen besonderen Ausdruck geprägt. Cicero bittet den Atticus, ihm doch, »ornamenta ɣυμνασιώδη zu senden, soviel er für die Orte, die er wohl kenne, passend finden werde« Cicero, ad Atticum I, 6, 2.. Nach griechischem Vorbilde stellte man vorzüglich plastische Werke in diesen Gärten auf. Mit Ungeduld erwartet Cicero eine Sendung, die ihm der Freund versprochen hat, und die für sein Tusculum bestimmt ist Ad Atticum I, 9, 2.. Als er dann eine Athenaherme erhalten hat, schreibt er entzückt, sie sei so schön aufgestellt, daß das ganze Gymnasium nur ihretwegen da zu sein scheine Ad Att. I, 1, 5.. Das Tusculanum scheint er besonders reich mit Kunstwerken ausgeschmückt zu haben, denn auch Bildchen, die in die Stuckwände des Atriulums eingelassen werden sollten, soll Atticus ihm senden. Leider ist der Ort, auf dem die Villa gestanden hat, noch immer unbestimmt; ob das, was dort heute die Villa des Cicero heißt, dem Philosophen gehört hat, ist wohl ebensowenig sicher, wie das sogenannte Amphitheater unterhalb als Gartenbauwerk zu bestimmen ist. Eher könnte man eine schwer erklärbare Anlage hinter dem Theater als zu einem Garten gehörig ansehen: Ein großes Bassin mit geradem Abschluß nach der Bergseite und rundem nach vorne, zeigt in der Wandung verschiedene Grotten. Hierin könnte man wohl ein Nymphäum sehen, wie es so häufig in den hellenistischen Gärten erwähnt wurde. Auch das Amaltheion, das sich Cicero in Arpinum nach dem Vorbilde eines anderen, das er bei Atticus aufs höchste bewundert, anlegte, ist ebenfalls ein Nymphäum gewesen. Das Amaltheion des Atticus lag im Parke seines Landgutes in Epirus; es war von Platanen beschattet und hatte die Wasser des Thyamis augenscheinlich in die Anlage hineingezogen. Cicero bittet den Freund, ihm alles zuzusenden, was er an Literatur darüber besäße Ad Att. I, 13, 1, II, 20, 1, I, 16, 15.. Als eine literarische Reminiszenz gibt also Cicero sein Amaltheion selbst, das heißt nach den griechischen Traditionen dieses Kreises eine möglichst genaue Anlehnung an ein geschildertes, oder noch damals vorhandenes Heiligtum der Zeus nährenden Nymphen; auch beweist jenes Amaltheion des Gelon, daß so benannte Anlagen in Gärten seit längerer Zeit bestanden. Da Cicero keinen weiteren Anhalt gibt, so kann man nur vermuten, daß es eine Grotte, von Quellen durchrieselt und von Bäumen beschattet, war. Wie solche Grotten in römischen Villen aussehen, zeigt eines der Wandgemälde in Bosco reale A. Sambon, Les Fresques de Bosco reale 1903, Tafel 8. (Abb. 57), wo rechts und links unter rosenberankten Pergolen je eine Grotte aus unbehauenen Blöcken ausgeführt zu sehen ist: ein Quell schäumt in einem schön verzierten Brunnen und fällt weiter in ein schimmerndes Bassin herab; grüner Efeu umrankt die Grotte, und Vögel zwitschern in das Rauschen des Wassers. In etwas größerem Stile werden die beiden Grotten angelegt sein, die Seneca Seneca, epist. 55, 6. in der Villa zu Vatia sah, die bedeutend »wie zwei breite Atrien« aufgeführt waren, was wohl heißen soll, mit Oberlicht versehen, wie sie heute noch sich in italienischen Gärten finden. Das Innere solcher Grotten verkleidete man mit Tuffstein oder Bimsstein und Muscheln, und der Boden, besonders um das Wasser herum, wurde mit weichem Moos belegt Ovid, metam. VIII, 562-64. Da hier von der Wohnung des Flußgottes Achelous die Rede ist, muß sich die Schilderung wohl mehr auf eine Grotte als ein Atrium beziehen. Siehe Lafaye, Art. hortus bei Daremberg-Saglio, Dict. des Antiquités.. Solches Moos wuchs auch auf den Rändern der Wasserbassins, der Impluvien und in Häusern, man spannte dann zum Schutz vor der sengenden Sonne rote Vorhänge darüber Plin., n. h. XIX, 4. Von den beiden Nymphäen der kaiserlichen Villa in Albano ist weiter unten die Rede.. Ursprünglich sind wohl auch die Musenheiligtümer ähnliche Anlagen gewesen, auch die Musen wurden wie die Nymphen in Grotten verehrt. Doch da sich die Philosophen früh bei ihren Heiligtümern zu Lehrvorträgen versammelten, werden statt dieser dann Hallen entstanden sein. So haben sich die Museen der Philosophengärten allmählich umgestaltet. Anders ist es mit den Nymphäen; daß sie ihren Charakter des Einsamen, Lauschigen, Schattig-Kühlen bewahren, spricht aus der Poesie, die sich schon in hellenistischer Zeit an sie knüpft und immer gerade diese Eigenschaften hervorhebt. In Horaz' schöner Ode vom bandusischen Quell erklingt auch in römischer Dichtung eine Schilderung solch eines lieblichen Nymphenheiligtums.
Ein großer Vorzug des Arpinum Ciceros war das reiche natürliche Wasser, das ihn zu der Errichtung eines solchen Nymphäums geradezu aufgefordert haben mochte. Der Fibrenus umrauscht in brausendem Fall eine kleine Insel, um sich dann in einem Delta in den Liris zu ergießen. Hier Sicher läßt sich ohne Ausgrabung die Stelle nicht bestimmen. Daß die im folgenden geschilderte Palästra zum Garten der Villa gehört hat, darüber kann kein Zweifel sein. Die Gründe O. Schmidts a. a. O. dafür, die Villa auf das Delta des Fibrenus zu verlegen, sind nicht überzeugend. Als ganz irreführend muß der Versuch zurückgewiesen werden, aus den Nachrichten Ciceros über die Villen des Bruders (Cicero ad Quintum III, 1) das Arpinum zu rekonstruieren. Die Ansichten über das Wesen des Xystos, Palästra etc. in ihren Beziehungen zum Garten sind auch unrichtig., wahrscheinlich unterhalb der Insel, muß die Villa gelegen haben, jedenfalls hat die Insel zum Garten gehört. Cicero hatte sich darauf eine Palästra angelegt, wie wir nun sagen müssen, eine Gartenanlage mit schattigen Bäumen und bequemen Ruhebänken, ähnlich vielleicht wie die von dem Euripos umflossene Platanistas in Sparta. Daß Cicero hier auch einen Spielplatz gehabt hat, ist nicht sehr wahrscheinlich; denn hier war der Lieblingsplatz des Redners, wohin er sich zurückzog, wenn er für sich allein denken und lesen wollte, dorthin auch führte er die Freunde in seinem Gespräch über die Gesetze Cicero, de leg. II, 1 ff.. Bei solch einer Fülle von Wasser konnte Cicero wohl mit verächtlichem Spott auf diejenigen herabsehen, die in ihren weit prächtigeren Villen einen künstlichen Kanal gleich Nilus oder Euripus nennen De leg. II, 1 ff.. Wo es aber notwendig ist, sorgt Cicero selbst eifrig für künstliche Bewässerung. Im Euphidanum seines Bruders Quintus will er eine Piscina und einen Springbrunnen angelegt haben, und in einer anderen Villa hat Bruder Quintus selbst seinen Kanal Nilus genannt. Dort fehlen ihm auch, als er während der Abwesenheit des Bruders im Felde sie inspiziert, Bosketts und eine Palästra, die er ihm anzulegen rät. In einem ausführlichen Briefe Ad Quintum III, 9, 7. gibt Cicero Quintus Bericht über diese Inspektionsreise, viele wertvolle Einzelheiten werden dort erwähnt, überall sind die Portikus, oft reich mit Statuen geschmückt, hervorgehoben, sie öffnen sich auf Palästren, Xysta und andere Parkanlagen. Auch Vitruv verlangt von einer villa urbana unbedingt solche Anlagen Vitruv VI, 5, 3.. Da man die Villen gerne am Fuße eines Abhangs anlegte und das Haus meist in etwas erhöhter Lage, so lag es nahe, die Gärten terrassenförmig aufzuführen; daß man dies auch schon zu Ciceros Zeiten tat, zeigt die Schilderung des Tusculanum, wo er nicht nur von dem oberen und unteren Teil spricht, sondern auch in die Akademie »herabsteigt« Cicero, Tuscul. disp. II, 3, 9, III, 3, 7..
Diese Nachrichten des Cicero zeigen, daß es nicht eine durch den Hellenismus schon verblaßte Tradition war, die diesem römischen Kreise der Höchstgebildeten um Cicero ein Gartenbild vermachte, das einzelne seiner Anlagen aus dem griechischen Gymnasien herleitete, sondern sie selbst wollten unmittelbar an den Philosophengarten der griechischen Blütezeit anknüpfen. Wohl möglich, daß diese Männer besonders für die Rezeption des griechischen Gartens in Italien gewirkt haben. Jedenfalls zeigt keine der späteren Garten- oder Villenschilderungen ein so lebendiges Bewußtsein der Verbindung. Allerdings rügt auch Columella den Luxus, daß man damals in den Gebäuden eine Menge Abteilungen haben müßte, große Säulenhallen, weitläufige Badeanstalten und »fast alle Anlagen, die die Griechen in ihren Gymnasien hatten«, dazu Bibliotheken, Museen, Türme für Aussichten, Teiche, Springbrunnen und Wasserfälle. Also auch hier deutlich die Anlehnung an griechische Gymnasien, und nach Kenntnis der ciceronianischen Villen dürfen darunter auch hier in erster Linie Gartenanlagen verstanden werden.
Der Stil von Ciceros und seines Bruders Villen zeigt diese griechische Renaissance noch in verhältnismäßiger Einfachheit. Die große Prachtliebe in den römischen Gärten sollte noch kommen, doch auch schon vor Cicero hören wir vereinzelt von bedeutsamem Luxus. Die Villen des Metellus und des Lucullus streiten mit den öffentlichen Gebäuden, sagt Varro Varro, r. r. I, 13, 7., und besonders der Bauten des Lucullus wird immer halb bewundernd, halb mißbilligend gedacht. Bei Tusculum besaß dieser eine Menge Villen, sie trugen hohe Warten mit weit in die Ferne reichenden Aussichten, zahlreiche schöne Alleen und Pavillons, und dabei hatte er die Einrichtung getroffen, daß er, wie er selbst äußerte, gleich einem Kranich oder Storch zu jeder Zeit eine andere Wohnung beziehen konnte Plutarch, Lucull XXXIX, 5.. Mehr noch weiß man von den großen Bassins in anderen Villen zu erzählen, zu denen er, um Meerwasser für seine Fischzucht zu erhalten, einen Damm durchstach.
Die Jagdleidenschaft, die seit der Zeit des jüngeren Scipio, von Griechenland kommend, die Römer ergriffen hatte, forderte die Einrichtung von Parks in bis dahin unerhörter Ausdehnung. Schon zu Varros Zeit Varro, r. r. III, 13, 2. hatte Qu. Hortensius einen Park von über 50 Joch mit einer Mauer umgeben. Dort hatte er ein hochgelegenes Jagdschlößchen eingerichtet, wo er in eigenartiger Weise für die Unterhaltung seiner Gäste sorgte. Ein als Orpheus verkleideter Sklave mußte ihnen vorsingen, dann stieß er in ein Horn, worauf eine solche Menge von Hirschen und Ebern und anderen Vierfüßlern herbeikam, daß dem Erzähler das Schauspiel schöner dünkte als die Tierhetzen.
Je mehr aber nach dem Frieden des ersten Kaiserreiches der einströmende Reichtum Zeit hatte, sich in Bauten umzusetzen, um so mehr wetteiferte man in den Villenzentren an der latinischen und neapolitanischen Küste, in den Bergen bei Rom und in Toskana mit kostspieligen Anlagen. Es kam die Zeit, die Horaz Horaz, carmina II, 15. beklagte, wo die großen Villen mehr und mehr den Ackerbau beschränkten, so daß in den Gärten die Parkbäume die Fruchtbäume verdrängten, statt Ulme und Olive pflanze man Platane, Myrte und Lorbeer und Blumenbeete, umgeben von prächtiger, schattiger Portikus. Wenn auch in diesem Gedichte nicht vergessen werden darf, daß, wie schon der Hinweis auf Cato zeigt, diese Klagen zu dem poetisch-rethorischen Bestand gehörten, so genügen doch die Nachrichten, die wir über die Bauten der Kaiser und Privaten haben, um die rapide Zunahme prunkvoller Gärten zu erkennen.
Vor allem war Rom selbst in der ersten Kaiserzeit eine Stadt, die nicht nur von einem Kranz blühender Gärten und Villen umgeben war, sondern auch im Innern in großen Stadtteilen durch ihre öffentlichen und privaten Anlagen den Eindruck einer Gartenstadt gemacht haben muß. Es klingt dürftig und schematisch, wenn Vitruv Vitruv V, 9, 5. in seinem Lehrbuch verlangt, daß man um der Gesundheit willen in den Städten, besonders in der Nähe von Theatern und ähnlichen Volksversammlungsorten, Gartenanlagen machen solle, vergleicht man damit die Fülle von öffentlichen Gärten, die die ersten Kaiser der Stadt wie ein Schmuckband umlegten. Augustus besonders, dessen maßvoller Sinn den luxuriösen Privatvillen noch abgeneigt war – ließ er doch eine verschwenderisch gebaute Villa seiner Enkelin Julia ganz abreißen Sueton, Augustus 72. – sorgte nebst seinen Großen um so mehr für das öffentliche Wohl. Als Vedius Pollio ihm sein mit protzenhafter Pracht errichtetes Haus vermachte, ließ er auch dies dem Erdboden gleich machen und an seiner Stelle, nördlich von den späteren Trajansthermen, die schöne Portikus der Livia als öffentlichen Garten einrichten. Der kapitolinische Stadtplan Lanciani, Bollettino Comunale 1886, p. 272, Frag. 9 u. 10. (Abb. 58) bewahrt wenigstens die äußeren Umrisse dieser vielgerühmten Anlage: ein 115+m langer und 75+m breiter Raum war als vertieftes Parterre eingerichtet, in das an einer Schmalseite eine 20+m breite Treppe herabführte. In der umlaufenden Futtermauer waren abwechselnd halbrunde und rechteckige Nischen angebracht. Ringsum lief eine Portikus und in der Mitte des umschlossenen Raums lag ein großes Bassin. Dieser einfache Grundplan war natürlich in Bosketts verschiedener Baumarten und mit Blumenbeeten angelegt. Die Wege waren mit Pergolen überschattet; Plinius jedenfalls erwähnt einen wunderbaren Weinstock, der als Pergola die Wege unter freiem Himmel beschattete Plinius, n. h. XIV, 11.. Die herrlichen Kunstwerke, die hier aufgestellt waren, hebt Strabo bei seiner kurzen Beschreibung Roms besonders hervor Strabo V, 236.. So ähnlich werden wohl die zahlreichen Gartenportikus, die uns für Rom bezeugt sind, alle zu denken sein. Die ganze Form der Anlage ist nach rein griechischen Vorbildern entstanden; in dieser Gestalt waren die Märkte der Städte geschmückt, bei Theatern und Gymnasien waren sie angelegt. In hellenistischen Städten müssen sie ähnliche Verbreitung gefunden haben, wie in Rom und überall dem gleichen Zweck der öffentlichen Lustbarkeit und Erholung gedient haben. In ihnen tummelte sich das Volk, dort gab sich die vornehme Welt der Hauptstadt ihr Stelldichein. Ovid Ovid, ars amandi 1, 73; 3, 389. nennt unter den beliebtesten Spaziergängen der jeunesse dorée neben der Portikus der Livia die Portikus Vipsania, die die Schwester Agrippas an der via lata, dem heutigen Corso, innerhalb eines großen Campus, der zu gymnastischen Spielen bestimmt war, angelegt hatte. Zwei andere, bei der vornehmen Welt beliebte, die Portikus der Oktavia und die Pomejana, lagen südwestlich im Campus Martius. Aber auch die Tempelbezirke waren mit Anlagen versehen. Neben den Portikus nennt Ovid den heiligen Hain des Apollotempels, den Augustus auf dem Palatin angelegt hatte und der auch zu recht unheiligen Rendezvous benutzt wurde. Im Nordosten der Stadt hatte zwischen der flaminischen Straße, der nordwestlichen Fortsetzung der via lata, und dem Tiber Augustus schon zu Lebzeiten sein Grabmal erbauen lassen Strabo V, 236; Sueton, Augustus 100.. Es hatte einen Unterbau aus weißem Stein, dessen Mauerkern sich bis heute erhalten hat Renaissancestiche zeigen auf dem Unterbau eine Art hängenden Garten angelegt:Laurus, Antiquae urbis splendor 131 u. a.
Hierin waren wohl die Grabkammern; darüber erhob sich ein Tumulus, der spitz zulief und auf seiner Höhe das Standbild des Kaisers trug. Da dieser Tumulus von immergrünen Bäumen bewachsen war, so muß er aufgemauert gewesen sein und stufenförmig oder wahrscheinlich spiralförmig angestiegen sein, denn nur so konnte er als Unterbau der Statue dienen. Um das Grabmal legte Augustus einen schönen Park mit reizenden Spaziergängen an. Die Stätte, wo die Leiche verbrannt wurde, war eine künstliche Erhöhung, gleichfalls von weißem Marmor umgeben und von einem Eisengitter abgeschlossen. Alles aber wurde zu seinen Lebzeiten dem Volke als öffentlicher Park übergeben. Mit den öffentlichen Anlagen wetteiferten die privaten, die Kaisergärten und die der Reichen, die immer wachsend der Weltstadt ihren unübertroffenen Schmuck verliehen. Man hatte in Rom die Bezeichnung hortus beibehalten für die Stadt- und Vorstadtvillen, der Garten war und blieb im Bewußtsein die Hauptsache, doch war in jedem dieser Gärten mindestens ein Wohnpalast, so eingerichtet, daß auch der Kaiser mit seinem Hofstaat sich dort zeitweilig aufhalten konnte.
Kam man vom Meere her und nahte sich der Stadt im Südwesten auf der portuensischen Straße, so traf man zuerst die Gärten des Cäsar. Dort hatte der Diktator einst Kleopatra empfangen, als die jugendliche Ägypterin ihn in Rom besuchte, an deren Stolz sich Cicero nicht ohne Schmerz erinnerte Cicero, ad Att. I, 15, 2.. Zur Kaiserzeit waren auch sie ein öffentlicher Park geworden, da Cäsar sie in seinem Testamente dem Volke vermacht hatte Sueton, Caesar 83.. Kostbare Funde von Statuen und Marmor zeugen von der prächtigen Anlage. Ein Heiligtum des Herakles das hier ausgegraben ist, legt die Vermutung nahe, daß auch gymnastische Spielplätze sich darin befanden. Ihnen benachbart lagen die Gärten des Antonius. Dieses ganze Gebiet des rechten Tiberufers, vom Janiculus überragt, muß besonders in seinem nördlichen Teile mit Gärten bedeckt gewesen sein. Vor allem hatte auch hier Augustus eine öffentliche Anlage gemacht. Der Kaiser hat im Jahre 2 v. Chr. dem Volke das Schauspiel eines Seekampfes geben wollen und zu diesem Zwecke ein 250 m langes und 350 m breites ovales Bassin ausgraben lassen, in dessen Mitte eine Insel lag. Dieser beträchtliche Wasserspiegel der Naumachie war mit Gartenanlagen, nemus Caesarum genannt, umgeben, Die Naumachie wird in das Gebiet zwischen Villa Lante und die Lungara verlegt Jordan-Hülsen, Topographie v. Rom I, S. 654 ff.. Nicht weit nördlich davon beginnt das vatikanische Gebiet. Hier hatte die Mutter des Caligula, die ältere Agrippina, Gärten, die bis an den Tiber reichten, dort war ein Xystus durch eine Portikus vom Fluß getrennt Seneca, de ira 3, 18, 4.. Caligula ließ auf dem Gebiete der heutigen Peterskirche einen Zirkus erbauen, in dem ein ägyptischer Obelisk aufgerichtet wurde, der sich bis zum Jahre 1586 an seiner Stelle südlich der alten Peterskirche erhalten hatte, bis er dann in die Mitte des neuen Petersplatzes versetzt wurde. Dieser Zirkus gelangte unter Nero zu der traurigen Berühmtheit, der Schauplatz der ersten, von Tacitus mit so lebendiger Anschaulichkeit geschilderten Verfolgung der Christen zu sein, die als Anstifter des großen Brandes hingemetzelt wurden Tacitus, annales 15, 44.. Der Kaiser liebte es, hier seine Künstlerschaft zu üben und benützte bei nächtlicher Fahrt die Opfer als lebende Fackeln. Wandern wir nordöstlich am Flusse weiter, so erreichen wir die Gärten der Domitia, die auch kaiserlicher Besitz waren und wahrscheinlich mit denen der Agrippina in Verbindung standen. Später baute Hadrian sein Grabmal in diesen Gärten Historia Aug., vita Pii 5., mit ähnlicher Wirkung wie das des Augustus auf der anderen Flußseite. Der Zypressenhügel scheint allerdings als Bekrönung gefehlt zu haben. Das gewaltige Bauwerk mit seinem Marmor- und Bronzegitter, das eine Seitenlänge von 120 m hatte, wird in seiner Umgebung von Alleen, alten Bäumen, Portikus und anderen Gartenbauten einen mächtigen Eindruck gemacht haben. Der kaiserliche Palast muß hier bedeutend gewesen sein, da Aurelian ihn als Residenz bevorzugt haben soll Vita Aureliani 49.. Noch im V. Jahrhundert hatten sich diese Gärten, gerade wohl weil sie das Kaisergrabmal bargen, erhalten. Auf der anderen Seite des Flusses lag das Marsfeld mit seiner Fülle öffentlicher Gebäude und Gärten. In der Villa Publica, dem Staatsmeierhof, in dem die fremden Gesandten untergebracht wurden, unterhielt man später mehr zur Erinnerung einen Garten Jordan-Hülsen, a. a. O. 480, 572.. Pompejus hatte hier prächtige öffentliche Anlagen gemacht; das erste feste Theater, das er erbaute, hatte, wie zu erwarten, Säulenhallen und Gartenanlagen. Er besaß aber hier auch Privatgärten, wie denn überhaupt der Süden des Marsfeldes in der letzten Zeit der Republik ein elegantes Villenviertel war; der ältere Scipio hatte hier eine Villa und die gens Aemilia ausgedehnte Besitzungen Jordan-Hülsen, a. a. O. 489.. Wären Cäsars große Baupläne nicht durch seinen jähen Tod unterbrochen worden, so wäre dieser Teil Roms durch Umleitung des Tiber ganz umgestaltet worden. Agrippa hat wenigstens einen kleinen Teil dieser Pläne ausgeführt. Die Bauten des Pantheon und besonders der Thermen umgaben schöne Gartenanlagen; ein großes Bassin befand sich dort innerhalb eines Haines, Nero ruderte darauf bei seinen ausschweifenden Festen auf einem Floß von Ebenholz und Gold Tacitus, ann. 14, 15.: auch von einem Euripos hören wir Ovid, ex Ponto I, 8, 38.. Auf der andern Seite der via lata war der schon erwähnte Campus mit den verschiedenen Portikus, zwischen denen Lorbeerboskette gepflanzt waren Martial I, 108..
Der eigentliche Gartenhügel, der diesen Namen collis hortorum das ganze Altertum hindurch trug, liegt im Norden der Stadt. Die gute Luft, die herrliche Aussicht mußte die Wohlhabenden zum Anbau locken. Schon Lucullus hatte hier einen seiner berühmten Gärten, später waren diese in den Besitz des Valerius Asiaticus übergegangen. Ihre Schönheit erregte die Habsucht Messalinas, die durch ihre Ränke ihren Gemahl, den schwachen Kaiser Claudius, zu einer Verurteilung des Besitzers zwang. Valerius traf das Los, sich selbst den Tod zu geben; er kehrte in seine Gärten zurück, öffnete sich die Adern und suchte sterbend noch einen Platz für seinen Scheiterhaufen, wo die Flammen den uralten Bäumen nicht schaden sollten. Messalina durfte sich des Besitzes nicht lange freuen, auch sie ereilte dort der Tod durch Mord Tacitus, ann. 11, 32 f.. Diese Gärten nahmen wohl den am meisten südlich vorspringenden Teil des Hügels ein. Nordwestlich lagen die Gärten der Domitier mit dem Grabmal der Familie, in dem die Asche des Nero von seiner Geliebten Acte und seinen Freigelassenen beigesetzt wurde Sueton, Nero 50.. Noch nördlicher, wahrscheinlich auf dem Gebiete der heutigen Passeggiata publica und der Villa Medici, lagen die Gärten der Acilier Lanciani, Boll. Com. 1891, 132 f.. Ob jener kleine achteckige Bau, der heute unter dem Zypressenhügel der Villa Medici begraben liegt, zu diesen Gärten gehört, ist nicht sicher. Ebenso unbestimmt ist die Zugehörigkeit einer imposanten Exedra, von der sich Spuren im Garten des Klosters Sacré Cœur erhalten haben; beide Bauwerke zeigten im XVI. Jahrhundert noch bedeutende Reste, wie der Plan von Bufalino aufweist. Die Exedra bildete vielleicht den Abschluß einer Portikus, die hier das Tal überragte Über die Ergänzung des Ligorio weiter unten.. Erst im Ausgange des IV. Jahrhunderts hat die gens Pincia den Hügel besessen und ihm den heutigen Namen Monte Pincio verliehen.
Von besonderer Größe und Ausdehnung müssen die Gärten gewesen sein, die sich der Geschichtsschreiber Sallust in dem Tale zwischen dem Pincio und dem Quirinal nahe der Porta Salaria von den Schätzen, die er in Numidien erpreßt hatte, anlegte. Früher scheint hier Cäsar Gärten besessen zu haben, die Sallust dann aufkaufte, vergrößerte und höchst kostbar ausschmückte. Sie blieben bis 20 n. Chr. in seiner Familie und gingen dann in kaiserlichen Besitz über. Für Vespasian wurden sie ein Lieblingsaufenthalt; Nerva starb dort, und noch Aurelian zog sie dem Palatin als Aufenthalt vor. Er erbaute oder schmückte dort eine Portikus aus, die einen Umfang von 1000 Schritt hatte. Sie diente dem Kaiser als Reitbahn, in der er täglich sein Roß und sich ermüdete Vita Aureliani 49.. Wahrscheinlich war diese Portikus als Mittelpunkt der Talgärten mit Alleen bepflanzt, wir werden solche Anlagen auch später kennen lernen. Terrassen, die wohl mit verschiedenen Bauten bedeckt, zogen sich zur Höhe des Quirinals hinan. Ein achteckiger Kuppelbau ist auf einer Terrasse ausgegraben. Auch an der Nordseite werden solche mit Säulenhallen und Gebäudegruppen bebaute Terrassen gewesen sein; ein Obelisk, der hier gestanden, ziert heute den Platz vor Trinità del Monte Jordan-Hülsen, a. a. O. III, 430 ff.. Auf der Höhe des Quirinals besaß schon Atticus ein Haus, »dessen Schönheit nicht sowohl in den Gärten als in den Gartenanlagen bestand« Cornelius Nepos, vita Attici 13.. Südlich vom Quirinal betreten wir das große Gebiet des Esquilinus, das besonders entlang und außerhalb der servianischen Mauer von großen Villen und Gärten bedeckt gewesen sein muß. Maecenas war einer der ersten, die sich hier anbauten, gelockt durch die Aussicht auf der Höhe südöstlich von S ta Maria Maggiore. Horaz Horaz, ad Maecenatem, carmina III, 29. rühmt die hohe, luftige Lage, die herrliche Aussicht auf die Sabiner und Albaner Berge, die Spaziergänge auf dem hohen Serviuswall Horaz, sat. I, 8, 15.. Ein hohes, zu den Wolken ragendes Bauwerk, vielleicht der Turm, von dem Nero nach Sueton Sueton, Nero 38. dem Brand von Rom zuschaute, dabei den Untergang Ilions deklamierend, auch ein großes Schwimmbassin, dessen Spuren man noch sieht, fehlte nicht. Ein anderes Bauwerk, südlich der Porta Esquilina ausgegraben, das Auditorium des Maecenas genannt, scheint nicht mehr zu diesen Gärten gehört zu haben. Es ist dies eines jener halb unterirdischen Gartenzimmer, die wir noch kennen lernen werden. An die nördliche Schmalseite schließt sich eine halbrunde Exedra, die in sieben Marmorstufen ansteigt. Die Wände sind in ihrem unteren Teil mit Gartengemälden geschmückt. Man hat es als ein Gewächshaus ansprechen wollen Mau, Bollettino dell' Istituto 1874, 141 ff., 1875, 89 ff., jedenfalls war es eines der kühlen Sommerzimmer, zum Aufenthalte während der heißen Stunden bestimmt. Zur Zeit des Maecenas war der Esquilin der Dichterhügel; denn im Schatten des großen Dichterfreundes hatten sich Virgil und Properz angebaut, aber auch Martial besaß ebenso wie der jüngere Plinius später hier ein Haus. Maecenas vermachte Haus und Garten dem Augustus; Tiberius wohnte hier, als er aus seiner traurigen Verbannung zurückkehrte. Nero machte dann diesen kaiserlichen Besitz zum Grenzpunkte seiner ungeheuerlichen Baupläne, nach denen er den Palatin mit diesen Gärten verband. Nero hatte schon vor dem Brande diesen Plan gehegt, und alte Anlagen benutzend, Neubauten begonnen. Er hatte den ganzen Komplex domus transitoria genannt. Doch erst als nach der großen Katastrophe gerade diese Teile von Rom in Schutt und Asche lagen, scheint er seine Ideen wirklich durchgeführt zu haben. Mit seinen beiden Architekten Severus und Celer unternahm er, ein Gebiet von etwa 50 ha mit Gärten und Bauten zu bedecken, von deren Luxus spätere Schriftsteller immer aufs neue mit geheimem Schauder sprechen. Die Front des Hauptpalastes, den man das goldene Haus des Nero nannte, öffnet sich nach dem Forum. Auf der Stelle der Ruine des Roma- und Venustempels erhob sich eine große dreiflügelige Portikus, Millaria genannt, in deren Mitte vielleicht in einer Exedra die Kolossalstatue des Kaisers stand; daran schlossen sich Pracht- und Repräsentationsräume. Hinten herab, zum Tale des Kolosseums, zogen sich die Gartenanlagen. An Stelle des Amphitheaters lag ein großes ovales Wasserbecken, in dem sich wieder Palastbauten spiegelten, so daß sie den Eindruck einer Stadt machten Sueton, Nero 31.. Ein Hauptflügel dieser Paläste, unter den Trajansthermen ausgegraben, zeigt eine trapezförmige Mittelportikus, der sicher ein Xystus vorgelagert war, daran schließen sich rechts und links Säulenhöfe mit Gemächern, hinten durch eine in den Berg geschnittene Kryptoportikus abgeschlossen; Piscinen und andere Baureste sind über das ganze Gebiet zerstreut. So schimmernd und strahlend aber alle Bauten ausgestaltet wurden, »so bestand damals der Luxus nicht in Gold und Edelsteinen, das war gemein geworden, sondern in ländlichen Gefilden und Parkanlagen mitten in der Stadt, wo in tiefster Einsamkeit bald schattige Bosketts, bald offene Plätze wechseln, bald Weinberge, Viehtriften und Jagdgründe« Ebenda.. Diese Anlage, die mit letztem Raffinement das Landgut in das Herz Roms zog, muß sich über die Trajansthermen südlich der Portikus der Livia bis zu den Maecenatischen Gärten erstreckt haben. Es war gewiß ein Ausfluß der wahnwitzigen Maßlosigkeit dieses Herrschers, solch ein ungeheueres Gebiet verkehrshemmend wie einen Riegel in die Stadt hineinzuschieben. Er selbst nannte dies, »endlich einmal wie ein Mensch leben«, und dazu mußten seine Baumeister mit »Kunst zwingen, was die Natur versagte«. Kein Wunder, daß diese Herrlichkeit als Ganzes Nero nicht lange überlebte. Die späteren Kaiser hielten es für gut, »Rom sich selbst wiederzugeben«. Auf dem Bassin wurde das flavische Amphitheater errichtet, Titus erbaute über dem östlichen Palast seine Thermen Martial, de Spectaculis II..
Doch was Nero hier so übertrieben aufführte, war im Prinzip jener nach immer neuen Reizen strebenden römischen Gesellschaft schon zum unerläßlichen Bedürfnis geworden. Ein Stadtpalast, der nur vier Morgen umschloß, galt ihr als eine sehr enge Wohnung Valerius Maximus IV, 4, 7.. Martial schildert eine Villa seines Freundes und Gönners Petilius auf dem Zuge des Janiculus Martial XII, 57, 18 ff.. Er nennt sie königlich: das auf dem höchsten Punkte gelegene Haus genoß die herrlichste Aussicht; dort hatte man das Land in der Stadt, die Weinernte war größer als in den Falerner Bergen; man hatte Raum genug, um innerhalb der Mauern zu fahren; tiefe Stille herrschte hier, so daß das Geräusch der Stadt nicht den der Ruhe und des Schlafes Bedürftigen störte. Solche privaten Villen erstrebten im kleineren Maße doch etwas Ähnliches wie der Kaiser, nur daß sie an der Peripherie der Stadt lagen und sich nicht in den dichtesten Verkehr hineinschoben.
Die eigentliche Kaiserwohnung, seit Augustus auf dem Palatin, konnte Nero freilich nicht genügen, denn hier herrschte noch des ersten Kaisers maßvoller Geist. Das Gebiet des Apollotempels hatte, wie schon erwähnt, große Gartenanlagen. Der Kaiserpalast selbst aber hatte wohl nur kleine Gärten. Ovid Ovid, met. I, 649/50. rühmt vor der Türe ein anmutiges Eichenboskett mit Lorbeer umgeben. Der langgestreckte Garten, der westlich von dem eigentlichen Palast liegt, mit seiner großen überragenden Exedra, gehört erst zu den gewaltigen Umbauten des Domitian Über diesen Hippodromgarten siehe weiter unten..
Südlich des Kapitols lag das eigentliche Plebejerviertel, das, eng zusammengebaut, jede Gartenentfaltung ausschloß. Erst in späterer Zeit hat auch dieses seinen Prachtbau in den Caracallathermen erhalten. Ganz im Süden an der Peripherie wird wieder ein Villenviertel zu suchen sein. Jedenfalls müssen hier an der ostiensischen Straße die Servilianischen Gärten gelegen haben, die unter Vespasian mit herrlichen Kunstwerken geschmückt waren Sueton 47.. Sueton läßt Nero hier seine letzte Zuflucht nehmen, ehe er seinen unglücklichen Fluchtversuch nach Ostia machte Plinius, n. h. XXXVI, 23, 25, 36..
»Wenn man aber trachtete, in der Stadt Landgüter anzulegen, so glichen die Villen draußen kleinen Städten« Sallust, Catilina 12, 3.. Diese Bemerkung Sallusts bezieht sich in erster Linie mißbilligend auf ihren großen Umfang, doch die ganze Art der Anlage römischer Villen mit ihrer gelösten Bauweise muß, von ferne gesehen, ein städtisches Bild gegeben haben. Die starke Neigung der Römer zu fortwährendem Wechsel der Behausung sprach sich nicht nur im Besitz zahlreicher Villen an verschiedenen Orten aus, sondern auch darin, innerhalb einer Villa, bald hier, bald dort, je nach der Jahres-, ja der Tageszeit zu weilen. Schon Lucullus konnte ja wie ein Kranich zu jeder Zeit eine andere Wohnung beziehen. So wurde dann auch das eigentliche Herrenhaus, die Villa urbana, in verschiedenartige einzelne Wohnpavillons zerlegt. Wie weit die römische Villa ihr Vorbild in der hellenistischen gefunden hat, wird sich mit völliger Sicherheit nicht eher bestimmen lassen, bis es gelingt, eine hellenistische Villa ganz auszugraben. Doch kann man wohl mit einiger Bestimmtheit sagen, daß die Römer auch hier den völlig fertigen Typus übernahmen. Die gelöste Bauweise, d. h. verschiedenste Häuser und Gebäude in einer Gartenumgebung vereint, fanden wir schon im griechischen Gymnasium und Philosophengarten. Betrachten wir dazu die einzelnen Villenformen Rostowzew, Pompejanische Landschaften und römische Villen; Röm. Mitt. 1904, S. 103 ff.; Rostowzew, Hellenistisch-römische architektonische Landschaft (russische Ausgabe 1908), Kap. III, Villen versch. Typen. (Abb. 60) auf den pompejanischen Wandmalereien, so ist allen gemeinsam als immer wiederkehrende Fassade die Portikus, am häufigsten dreiflügelig, oder doch mit stark vorspringenden Eckpavillons. Im Innern herrscht so sehr das Peristyl vor, daß das Atrium schon im ersten Jahrhundert etwas ganz Veraltetes ist, später völlig verschwindet. Auf den Gegensatz des römischen Atriumhauses zum griechischen Peristylhause werden wir noch in Pompeji zurückkommen. Hier aber tritt das reine griechische Peristyl – denn auch die dreiflüglige Fassadenportikus kann man als offenes Peristyl ansehen – so unmittelbar in die römische Anschauung, daß der Schluß zwingend ist, daß nicht nur die Gärten in ihrer Richtung von den hellenistischen bestimmt wurden, sondern die ganze Anlage als ein fertiges Produkt griechischer Form von den Römern übernommen wurde. Man darf sich dadurch nicht täuschen lassen, daß erst auf Wandgemälden römischer Zeit Darstellungen, die diesen Villentypus aufweisen, bekannt sind. Wandmalereien hellenistischer Zeit haben wir noch so wenig, daß das Material gar nicht verglichen werden kann. Wenn Plinius berichtet, daß zu Augustus' Zeit ein gewisser Tatius oder Scudius als erster auf die Wände Villen gemalt habe, mit Häfen und opera topiaria, Haine, Wälder, Hügel, Fischteiche, Euripos Flüsse, Gestade und alle wünschenswerte Abwechslung von Meer- und Gartenvilla Plinius, n. h. XXXV, 116., so kann das ja für römische Zeit stimmen. Dieser Maler von Ruf hat jedenfalls unter Augustus die kaiserlichen Villen ausgemalt. Und diese Bilder lehren nicht nur die Gebäudetypen, sondern auch mancherlei über die Anlage, mehr noch über den Schmuck der Gärten. Gerade hierin hat um jene Zeit eine ägyptische Mode geherrscht. Sicher hat die Gartenkunst damals einen mächtigen Impuls durch die Einverleibung Ägyptens als römische Provinz erhalten. Allerdings nannte man schon unter Cicero künstliche Kanäle in den Gärten Nilus, was nur erklärlich ist, wenn die Umgebung irgendein ägyptisches Aussehen erhielt. In den Wandmalereien leistet das die Staffage. Hier ist der Nil mit Lotosblumen geschmückt, von Palmen umgeben, durch Krokodile und Pygmäen belebt Jahn u. Samter, Columbarium der Villa Pamphili, S. 24.. Ringsum sind ägyptische Heiligtümer angebracht. Manches von diesen Anlagen findet sich schon auf hellenistischen Reliefs, und zweifellos ist auch diese ganze Kunst stark unter hellenistischem Einfluß in Rom entstanden Rostowzew, a. a. O.. Ganz hellenistisch in der Anordnung ist auch auf pompejanischen Gemälden die Darstellung sakraler Bäume (Abb. 61). Die Baumverehrung selbst ist allerdings auch in Rom eine alte Sitte. Bis in Caligulas Zeit stand auf dem Palatin der heilige Kirschbaum, der aus der Lanze des Romulus entsprossen war Richter, Topographie v. Rom, S. 100.. Lukan entwirft ein schönes Bild einer alten abgestorbenen Eiche, die nur noch mit ihrem Stamme Schatten wirft und doch als heiliger Baum allein verehrt inmitten grünender Wälder steht Lucan I, 138..
Die Landschaftsbilder malte man auf die Wände der Zimmer meist als Ausblicke durch eine ebenfalls gemalte Architektur oder auch als Hintergrund kleiner Gärten; in beiden Fällen wollte man den Raum erweitern. Doch begnügte man sich in Zimmern nicht allein mit solchen Durchblicken, die Wände selbst sollten einen Garten darstellen, und durch alle Mittel wurde die Täuschung festgehalten, daß man sich inmitten grüner Wipfel befände. Versuche fanden wir schon im alten Ägypten: jener Vorsteher der Gärten des Amon wollte auch im Tode unter seiner Weinlaube ruhen und schuf seine Grabkammer dazu um. Denkmäler fehlen zu sehr, um in römischer Sitte direkten ägyptischen Einfluß zu sehen, doch ist es wohl wahrscheinlich, daß, was man den Toten zuliebe tat, eine spätere Zeit in Ägypten auch den Lebenden gönnte. Eines dieser römischen Gartenzimmer haben wir schon in dem sogenannten Auditorium des Maecenas kennen gelernt. Das schönste unter ihnen ist in der Villa der Livia ad Gallinas vor Prima Porta in Rom gefunden worden Haus der Livia. (Abb. 62): wir befinden uns in einem fast 3+m unter dem antiken Erdgeschoß liegenden unterirdischen Raum. Der Römer liebte es, sich vor der heißen Sonne in solche Kellerräume zu flüchten, die er aber dann so auszierte, daß auch ein verwöhnter Geist sich mit Freuden darin aufhalten konnte. Unser Zimmer hat vielleicht Oberlicht von der Decke erhalten, doch finden sich in der Villa des Hadrian bei Tivoli sogar ganz dunkle unterirdische Räume, die so reich ausgestattet sind, daß man sie für Wohnräume mit künstlicher Beleuchtung halten muß. Der ausgesprochene Zweck in der Villa der kaiserlichen Frau vor den Toren Roms war es, in dieses kühle Sommerzimmer den Garten, aus dem die Sommerhitze sie vertrieben, hineinzuzaubern. Alle vier durch kein Fenster unterbrochenen Wände sind als blühender, grüner Garten gemalt. Der Eintretende ist selbst mitten darin. Die Einrichtung des Zimmers wird die Illusion erhöht haben. Ringsum läuft zunächst ein durchbrochenes Holzgitter, das einen breiten grünen Weg von dem Zimmer trennt, auf der anderen Seite des Weges sehen wir wieder ein Gitter, prächtiger und abwechslungsreicher in drei Mustern gearbeitet. Dieses ist in regelmäßigen Abständen hinausgerückt; ein Halbrund bildend, in dem hohe Bäume, je ein Laubbaum oder eine Araukarie stehen; unter dem Stamm erkennen wir Akanthuspflanzen, an einigen schlängelt sich Efeu empor. Dicht an dem Gitter läuft rechts und links als Wegfassung ein Blumenband von äußerst zierlichen weißen Blüten, zwischen diesen sind in gleichen Abständen ein kleiner Kaktus oder aufgebundene Efeustauden gepflanzt. Über die äußere Einfassung dieses Zierplatzes sehen wir in das Baumgewirr des weiteren Gartens hinein; zunächst auch noch als ziemlich regelmäßig gepflanzte Bäume und Büsche zu erkennen, Orangenbäume mit Blüten und Früchten, zwischen denen eine prächtige Blumenrabatte in leuchtenden Farben über das Gitter schaut. Weiter hinten Palmen und Zypressen mit anderen Laubbäumen vermischt. In den Zweigen schaukelt sich eine Menge bunter Vögel, die sich der Blüten und ihrer Freiheit freuen, nur einer von ihnen ist in einen goldenen Käfig gesperrt, der auf dem Geländer steht.
Ein anderer Raum, dessen Bemalung in ebenso reizvoller Form einen ähnlichen Zweck verfolgt, wie das Zimmer der Livia, ist das kleine Frigidarium in den Stabianer Thermen in Pompeji Mau, Pompeji, S. 176. (Abb. 63). Es ist ein kreisrunder Raum, der das Tageslicht von oben durch eine Öffnung erhält, der blaue Himmel scheint dort hinein und vermischt seine Farben mit der Kuppel, wo Sterne auf blauem Grunde gemalt sind. Die Wände und die vier halbkreisförmigen Nischen, die den Raum erweitern, sind auch hier mit einem Garten ausgemalt, dessen Wipfel über einen roten Zaun hinüberschauen. Er ist reich mit Fontänen geschmückt, aus denen Tauben ihren Durst löschen, die zwischen den regelmäßig gepflanzten, blühenden Bäumen flattern (Abb. 64). Aus einer kleinen Nische, dem Eingang gegenüber, sprang das Wasser in das runde Bassin, das den ganzen Raum einnahm bis auf ein schmales, umlaufendes Band.
Alles, was wir bisher betrachtet haben, gab uns in Wort und Bild doch nur einzelnes Stückwerk für unsere Anschauung. Erst in den Schilderungen der beiden Villen, die Plinius in zwei Briefen gegeben hat Plinius, epist. V, 6 die Tusci und II, 17 das Laurentinum. und die als die einzigen methodischen Villenschilderungen des Altertums von größter Bedeutung sind, finden wir alle Einzelheiten zu einem höchst anschaulichen Bilde vereint. Es soll hier nicht der Versuch gemacht werden, im einzelnen eine erneute Rekonstruktion dieser Villen vorzunehmen Winnefeld, Tusci und Laurentinum des jüngeren Plinius:Ergänzungsb. des Jahrb. d. Arch. Inst. 1891, S. 201 ff., sie muß unzulänglich bleiben, ehe man nicht an Ort und Stelle gräbt, dazu ist die Schilderung zu rhetorisch und zu absichtlich lückenhaft. Nur soweit die Gebäude in ihrer Anordnung die Gartenanlage mitbestimmen, müssen sie in Betracht gezogen werden (Abb. 65). Plinius schildert uns genau die Landschaft, in der seine toskanische Villa liegt, die er Tusci nennt, und die typisch für die Anlage römischer Villen ist. Sie liegt am Fuße des Hügels Eine solche Lage verlangt Varro, r. r. I, 12; Columella, r. r. XI, 3 ff., aber doch so, daß sie in sanfter Steigung einen Punkt erreicht, von dem sie eine herrliche Aussicht über das Arnotal mit seinem amphitheatralischen Bergkranze gewährt. Man hat mit ziemlicher Sicherheit diesen sanften einheitlichen Hang, der sich vorzüglich zur Anlage einer Villa eignet, festgestellt Strena Helbigiana 1900, p. 95; Gamurrini, Le statue della villa di Plinio in Tuscis..
Die hier geschilderte Villa ist durchaus eine villa urbana; die Wirtschaftsgebäude sind so vollständig übergangen, daß wir uns die villa rustica in einem besonderen, ganz getrennt liegenden Komplex denken müssen. Allerdings hebt Plinius hier überhaupt nur die wichtigen Räume heraus, glücklicherweise aber mit besonderer Rücksicht auf die Gärten. Plinius teilt seine Beschreibung in drei deutlich getrennte Gruppen; die erste umfaßt im wesentlichen das Hauptgebäude und schließt mit den Worten: dies ist die Fassade, dies ist von der Front aus zugänglich Plinius, V, 6, 78.. Es folgt darauf die Schilderung einer Gebäudegruppe, von deren Lage wir nur sagen können, daß sie zur Seite, hoch in dem Weinberg, gelegen ist. Den Beschluß macht der Hippodrom, die Schilderung des Parks, dessen Lage auch nur als an einer Seite des Hauses, anschließend an das Flügel-Triclinium der Hauptfassade, bestimmt ist.
Was sehen wir nun von der Front aus? Zunächst eine breite Portikus mit zwei vorspringenden Flügeln, in denen sich die beiden Haupträume des Hauses befinden, ein Speisezimmer auf der einen, ein großes Wohnzimmer auf der anderen Seite. In der Mitte der Portikus rückt, durch eine doppelte Säulenreihe von außen sichtbar, ein kleiner Hof zurück, er ist mit Platanen bepflanzt und hat in der Mitte einen Springbrunnen. Rings um diesen Hof liegen drei Gemächer, von denen das eine als besonders reizvolles Gartenzimmer geschildert wird. Es ist mit einem Marmorsockel versehen, darüber sind die Wände mit Gewächsen, in deren Zweigen sich Vögel schaukeln, ausgemalt; ein kleiner Brunnen zerstäubt in feinen Röhrchen das Wasser und verbreitet mit leisem Murmeln Kühlung. Kurz, es ist eines jener Gartenzimmer, in denen die Bemalung die Wänder hinter einem blühenden Garten verbirgt, wie wir sie in Rom und Pompeji kennen gelernt haben. Der feine Brunnen tut das seinige zur Illusion. Vor der dreiflügeligen Fassadeportikus erstreckt sich der Ziergarten, der Xystus. In Plinius' Zeiten waren augenscheinlich diese technischen Ausdrücke der Gartensprache schon so vollständig im Gebrauche abgeschliffen, daß die Erinnerung an ihre Herleitung aus den griechischen Gymnasien, die sich bei Cicero noch so lebendig fand, ganz verschwunden ist. Noch aber ist die Säulenhalle, vor der der Garten liegt, geblieben, wie sie einst im griechischen Gymnasium so auch zum römischen Xystus unerläßlich gehört.
Dieser selbst aber ist zu einem reichen gepflegten Ziergarten geworden. Hier bei Plinius sind es nicht mehr Bosketts, wie Vitruv sie verlangt, es ist ein Vorgarten, der die doppelte Aufgabe hat, die Fassade zu schmücken, und die Aussicht nicht zu verdecken. Er zieht sich terrassenförmig den sanften Abhang hinunter und ist ringsum von einer Mauer umschlossen Die Mauer muß die beiden vorspringenden Flügel der Portikus mit dem Bassin unter den Fenstern des Wohnzimmers einschließen, nicht wie auf dem Plan von Winnefeld davor abschließen. Die Fenster würden ganz unnötigerweise auf eine Mauer sehen. Eine andere Lösung wäre es, die Piscina auf die andere Seite des Zimmers zu legen, wofür die Aussicht auf das Pratum gleich nach dem Bassin spricht.. Auf der obersten Terrasse, dem eigentlichen Xystus, ist ein Parterre in verschiedene, von Buchs eingefaßte Beete eingeteilt. Vor dem Fenster des einen Flügels plätschert ein Brunnen, der in ein marmornes Becken gefaßt ist. Über die Gestaltung der Beete sagt Plinius nichts, aber man liebte darin Abwechslung, wir hören von runden, viereckigen Beeten oder auch solchen mit geschweiftem Rande Overbeck-Mau, Pompeji, Fig. 144.. Außer dieser Buchseinfassung war zierliche Lattenumzäunung der Beete ebenso beliebt (Abb. 66), und von den Springbrunnen zwischen den Beeten, erzählen die Wandbilder (Abb. 67). Von diesem Parterre führte eine geneigte Böschung zur nächsten Terrasse herab; hier sind erhöhte Rabatten Plinius spricht dreimal von dieser Art Beetanlage, n. h. XXII, 76, XVII, 50 u. XIX, 60; an zwei Stellen spricht er von »pulvinorum torus«, was dann wohl kleine erhöhte Beete, die zu einem größeren »Lager«, vielleicht in der Art der späteren Parterres, zusammengeschlossen sind, bedeutet. angebracht, die, aus Buchs gezogen, verschiedene Tiere, die einander gegenüberstehen, darstellen. Plinius spricht in dieser Villa noch verschiedentlich von dem Buchsverschnitt, eine bildliche Darstellung aus dem Altertum besitzen wir nicht. Die tieferliegende Terrasse ist mit weichem Akanthus Plinius, n. h. XXII, 76, nennt ihn acanthus topiarius und unterscheidet zwei Arten, eine mit harten, die andere mit weichen Blättern. bepflanzt, der auch hier die Stelle unseres geschorenen Grases ersetzt. Um diese Akanthusterrasse zieht sich ein Weg, der von verschnittenem Grün, dem sogenannten opus topiarium, eingefaßt ist. Hiernach, auf einer weiteren Terrasse, sehen wir eine kreisförmige Anlage, von vielgestaltigem Buchs und Zwergbäumen eingefaßt Marx, Das sogenannte Stadion auf dem Palatin, Jahrbuch d. Inst. 1895, S. 138, glaubt in dieser unteren Terrasse des Xystus wie im Hippodrom eine als Garten verwendete Form der Rennbahn mit großen Fahrwegen, Alleen und Parkanlagen zu sehen. Ich glaube aber, daß die »gestatio in modum circi« hier nur einen Kreis oder ellipsenförmigen Weg bedeutet, der nicht gar zu breit, aber für eine Sänfte ausreichend gedacht werden muß. Man darf den Blick in die freie Natur, den Plinius verlangt, nicht verlieren. Außerdem ist die Breite doch hier durch die Fassadenausdehnung und den Xystus bestimmt. An eine ähnliche Ausdehnung wie die des Hippodrom ist nicht zu denken. Vgl. Arch. Anz. 1895, S. 234, wo Winnefeld gar in der Poikile der Villa des Hadrian etwas Ähnliches sehen will, wie Plinius es nach Marx' Erklärung in dieser gestatio in modum circi geschildert haben soll. Siehe auch Hülsen zu der Inschrift CIL. VI, 29 774, wo ein Garten erwähnt ist, in zwei konzentrischen Kreisen angelegt, wo zwischen dem inneren und äußeren Beet eine gestatio angelegt ist.. Stufenförmig geschnittener Buchs verdeckt die nach außen abschließende Mauer, um jede Trennung zwischen Garten und freier Natur für den Blick aufzuheben. Denn die Aussicht auf die Landschaft, »wo die Natur nicht geringer scheint, als jener Garten durch überlegte Kunst«, ist eine unbedingte Forderung für die Lage der Hauptfront der Villa. So hat sich der Xystus aus der Nebenbahn einer Athletenportikus zu diesem zierlich berechneten Kunstwerk entwickelt, das die Architektur in der Pflanzenwelt festhalten und den Blick vermittelnd in die Ferne leiten sollte. Eine bedeutsame Erfindung, um diesen Zweck zu erreichen, war das Verschneiden immergrüner Pflanzen. Wann dies überaus wichtige Hilfsmittel architektonischer Gartenkunst zuerst angewandt worden ist, wird schwer zu ermitteln sein. Plinius schreibt die Erfindung einem Freunde des Augustus, dem Ritter C. Matius, zu Plinius, n. h. XII, 2, 13.. Wenn wir auch berechtigte Zweifel in die Vorliebe der Alten, solche Erfindungen bestimmten Namen zuzuweisen, setzen müssen, so ist doch zuzugeben, daß vor der Kaiserzeit von dieser gewiß eigentümlichen Pflanzenzucht nicht die Rede ist. Cicero nennt einmal den Gärtner, dem die besondere Pflege des Ziergartens untersteht, Topiarius Ad Quintum III, 2, 5. Er lobt ihn, daß er den Sockel der Villa und die Säulen so schön mit Efeu bezogen habe.; doch ist hier das Amt das frühere, und man nannte nach ihm diesen Verschnitt, worin der Gärtner später seine größte Kunst zeigen konnte, opus topiarii. Auch Cato, Varro, Columella erwähnen da, wo sie sich gegen den Villenluxus wenden, diesen doch ganz speziellen Gartenluxus nicht. In des älteren Plinius Zeit Plinius, n. h. XVI, 33, 40. Vielleicht allerdings war schon den alten Indern eine solche Kunst bekannt, wenn Megasthenes mit Bewunderung von einer Baumverflechtungskunst in den königlichen Gärten am Hofe Candraguptas spricht. Siehe M. L. Gothein, Indische Gärten (Baukunst I) 1925. allerdings muß man es in dieser, doch nicht ganz leichten Kunst schon ziemlich weit gebracht haben, der Buchs und die Zypresse werden zu ganzen Gemälden von Jagd, Flotten usw. verschnitten, so daß die Anwendung des Verschnitts in der Villa seines Neffen noch sehr einfach erscheint.
An das westliche Ende der Portikus schließt sich die Badeeinrichtung, deren Lage sich auch nicht genau bestimmen läßt Es ist nicht nötig, daß die Bäder genau in der Richtung der Fassadeportikus nebeneinanderliegen, wie man es gewöhnlich, auch Winnefeld, annimmt, wahrscheinlicher ist, daß sich auch die Bäder um einen Hof gruppiert haben; dafür spricht, daß das Schwimmbassin »in area« liegt. Diese area und das Schwimmbassin dürfen nicht zu klein gedacht werden.. Von hier führen Treppen in eine höhere Terrasse zunächst zu drei kleinen Wohnpavillons Diaetae: dies Wort wird bald für den Teil eines Gebäudes, wie »contra mediam fere porticus diaetae paulum recedit«, bald für ein selbständiges Gebäude, wie in unserer Stelle, gebraucht. Man wird am besten an das französische appartement dabei denken., von denen der eine auf den Platanenhof herunterschaut, der zweite nach einem wohl westwärts gelegenen Pratum, der dritte auf den Weinberg, der sich terrassenförmig am Hügel heraufzieht. Hinter diesem, wahrscheinlich auf der gleichen Terrasse, liegt eine Kryptoportikus Kryptoportikus ist eine bedeckte Säulenhalle. Plinius unterscheidet von dieser noch eine »cryptoporticus subterranea«, die, wahrscheinlich in den Berg geschnitten, von außen wenig Licht erhält und daher ein kühler Aufenthalt ist., an dem östlichen Ende ist ein Speisezimmer hereingebaut, das Aussicht auf den Hippodrom, die Weinberge und das Gebirge hat Damit ist ganz deutlich der westöstliche Verlauf dieser Kryptoportikus gesichert. Winnefeld hat leider bei seiner Rekonstruktion der Tusci seinen eigenen Gedanken von der gelösten Bauweise nicht ganz durchgeführt und dadurch die verschiedenen Kryptoportikus in eine gequälte Lage zu den Gebäuden gebracht., dann folgt noch ein vierter Wohnpavillon, der die Villa mit dem Hippodrom verbindet.
Die zweite Gebäudegruppe der Villa liegt hoch im Weinberg, augenscheinlich mit besonderem Zugange. Auch hier bestimmen den Eindruck zwei Portikus mit mehreren Wohnzimmern und zwei Pavillons. Sie haben keinen Garten, genießen nur den Weinberg. Augenscheinlich wollte man sich hier ganz auf dem Lande fühlen; im Laurentinum werden wir sehen, wie man auch die Nutzgärten möglichst für den Genuß der Herrenräume ausbeutete.
»Alle diese Anlagen und die Annehmlichkeiten der Gebäude übertrifft der Hippodrom«, so beginnt Plinius die Schilderung des dritten Teiles: des Parkes. Also auch dieser Teil der Gärten trägt den Namen eines Platzes für athletische Spiele, und so sehr er seine alte Bestimmung aufgegeben hat, so behält er doch nicht nur die Gestalt des Rechtecks mit einer abgerundeten Seite, sondern auch die großen Züge des Grundplans der Bepflanzung. Der Hippodrom liegt östlich von der nach Süden schauenden Villa, und zwar augenscheinlich tiefer, da man von den Fenstern des östlichen Tricliniums auf die Gipfel des Parkes herabschaut. Ganz werden uns auch darüber nur örtliche Ausgrabungen Aufschluß geben können Daß Winnefeld mit der Lage des Hippodrom in einem Seitentale Unrecht hat, zeigt die Topographie der Gegend, die gar kein Seitental hat. Doch neige auch ich zu einer Lage von Nord nach Süd, einmal, weil man von der höheren Terrasse auch auf den Hippodrom herabschaut, dann auch, weil der Rosengarten am Ende so der Sonne ganz offen liegt, während sonst eine starke Beschattung durch Baumgipfel da wäre.. Die Schilderung des Parkes ist so anmutig und anschaulich, daß sie hier mit des Plinius eigenen Worten folgen soll: »In der Mitte ist er frei, so daß der Eintretende diesen Teil ganz überschauen kann. Platanen umgeben ihn rings, diese sind mit Efeu bekleidet, so daß sie unten von fremdem, oben von eigenem Laube grünen, der Efeu rankt sich auch von Stamm zu Stamm, je zwei miteinander verbindend. Dazwischen ziehen sich Buchshecken, die nach außen hin Lorbeer abschließt, der seinen Schatten mit dem der Platane vermischt. Der Hippodrom verläuft gradlinig, nur an dem äußersten Ende ändert er seine Gestalt zu einem Halbkreis. Hier ist er von Zypressen umgeben und von dichteren, dunkleren Schatten bedeckt. Die inneren Kreise (es sind deren nämlich mehrere) liegen der Sonne ganz offen, und hier, wo die vollkommene Sonne sich von dem kühlen Schatten scheidet, sind Rosen gepflanzt. Auf der anderen Seite geht das Halbrund wieder in eine gerade Linie über, und zwar nicht nur in eine, denn es sind verschiedene Wege von Buchs eingefaßt. Hier umschließt er eine kleine Wiese, dort erscheint er selbst in tausend verschiedenen Gestalten. Dazwischen Buchstaben, die den Namen des Herrn oder des Künstlers verkündigen. Hier sehen wir ihn als Kegel verschnitten, dort umschließt er eine Apfelpflanzung um neben dem ausgeklügelten Werke der Kunst gleichsam ein ländliches Motiv nachzuahmen. Den Mittelraum umschließen Zwergplatanen und danach der bewegliche, glatte Akanthus. Dann wieder Figuren, wieder Namen. An einem Ende wird ein Stibadium (eine offene auf Säulen ruhende Laube) aus weißem Marmor von einer Weinrebe beschattet, der vier Säulen aus karystischem Marmor als Stütze dienen. Aus diesem Ruhesitz wird das Wasser in kleine Strahlen, gleichsam wie durch die Last der darauf Ruhenden ausgepreßt, von einem Marmorbecken aufgefangen, das eine verborgene Vorrichtung hat, um gefüllt und geleert zu werden. Beim Mahle stellt man die schweren Gerichte auf den Rand, während die leichteren in kleinen Schiffchen in Vogelgestalt umherschwimmen, dem gegenüber wird ein Springquell in die Höhe geworfen und fällt, aufgefangen und fortgeleitet durch miteinander verbundene Spalten. Dem Stibadium gegenüber liegt ein Pavillon mit einem Wohngemach, dem das Stibadium ebensoviel Schmuck verleiht, wie es von ihm erhält. Es glänzt von Marmor, seine Flügeltüren gehen ins Grüne und durch alle Fenster schaut das Grün. Ein Alkoven ist herausgebaut, zum Wohngemach gehörig und doch wieder für sich. Hier befindet sich ein Ruhebett, ringsum sind Fenster, und doch ist das Licht gedämpft durch Schatten. Eine heitere Weinrebe nämlich hat sich bis zum Dachfirst hinaufgezogen. So ruht man wie in einem Hain, nur daß man den Regen hier nicht wie dort fühlt. Hier auch entspringt der Quell und wird sogleich unterirdisch weitergeleitet. Überall sind Marmorbänke angebracht, die den ermüdeten Spaziergängern als Ruhesitze dienen. Durch den ganzen Hippodrom sind Wasserröhren geleitet, die dahin folgen, wohin die Hand sie leitet, wodurch der Garten und alles bewässert wird.«
Das ist die ausführlichste und anschaulichste Gartenschilderung, die das Altertum hinterlassen hat. Der Grundplan ist bedingt durch die Form des Hippodrom und dessen uranfängliche Bepflanzung, er ist höchst einfach: die Hauptachsen bilden auch hier die mehrfachen Alleen, die gewiß breit genug gewesen sind, um auch mit den kleinen Wagen der Alten befahren werden zu können. Der freie Raum in der Mitte, der das Ganze gliedert, macht diesen Plan höchst übersichtlich. Er ist mit Akanthus bepflanzt wie einst die elische Rennbahn des Herakles, darüber schaut der Eintretende hinweg auf den Rosengarten, der, nach Süden ganz offen, seinen Duft zu ihm herüberschickt, hinter ihm erheben sich die schlanken weinumrankten Säulen des Stibadiums mit dem Springbrunnen und, noch weiter zurück, der anmutige Pavillon. Das ganze Bild schließt die dunkle Mauer der Zypressen ab, und rechts und links ziehen sich die Reihen der Alleen hin. Wie fein sind die Laubmassen verteilt, nach außen hin die mächtigen, schattenspendenden Lorbeer und Platanen; je weiter nach innen, um so zierlicher werden die verschnittenen Buchsbäume und Zwergplatanen, die zuletzt die Akanthuspflanzen einfassen. Und jedes der Einzelbosketts, die mit von Buchs eingefaßten Wegen umgeben sind, ist in reichster Abwechslung behandelt. Erst der französische Garten kann sich rühmen, an Reichtum der Erfindung der einzelnen Bosketts dieses Bild noch übertroffen zu haben. Hinter den Pavillons, an höchster nördlicher Stelle, entspringt die Quelle, die zuerst den Springbrunnen, dann die Wasserkünste des Stibadions, endlich die zahlreichen Kanäle speist, von denen der große Garten durchrieselt ist.
Und Plinius war der Mann, die Freuden und Schönheiten des Villenlebens mit beglückter Innigkeit zu genießen. Welch eine frohe Sehnsucht danach spricht sich in den Fragen aus, die er dem Freunde Cannius Rufus in einem kurzen Gruße zuruft Plinius, epist. I, 3.: »Was macht dein Comum dein und mein Entzücken? Was diese anmutige Vorstadtvilla? Was jene immergrünen Portikus? Was das schattendichte Platanenboskett, was der grüne, wie Edelstein glitzernde Euripus? Was der See, der ihn speist und ihn auffängt? Was jene weichen und doch festen Spazierwege? Was jene Bäder, die von Sonne erfüllt sind? Jene großen und kleinen Speisesäle, jene Schlaf- und Wohnzimmer? Mögest du bald (denn es ist Zeit) dich aller niedrigen und schmutzigen Sorgen entschlagen, dich in dies frohe und fruchtbare Versteck zurückziehen zu deinen Studien.«
Nur eine seltsame Lücke läßt diese Schilderung des Plinius. Der plastische Schmuck fehlt vollkommen, und das ist durchaus keine Vergeßlichkeit, oder eine rhetorische Absicht, sondern ein merkwürdiger Geschmacksmangel dieses Mannes. Mit welcher raffinierten Berechnung gibt er uns in seinen Briefen eine Vorstellung davon, daß er ein Spiegel der höchsten Kultur seiner Zeit ist. Die bildende Kunst aber ist ihm völlig gleichgültig. Als er einst eine Bildsäule erbte, konnte er nichts Besseres damit machen, als sie weiter zu verschenken. In keiner der Villen aber erwähnt er etwas von dem Schmuck plastischer Werke. Und doch hatte seit Ciceros Zeit, wenn auch nicht das Verständnis für plastische Kunst, jedenfalls die Mode und damit die Lust an ihrem Besitze sehr zugenommen. Wenn Cicero dem Verres Cicero, in Verrem I, 19, 51. bittere Vorwürfe machte über den Luxus an Bildwerken in seinem Garten, was ist das gegen die Erzählung eben unseres Plinius Plinius, epist. VIII, 18, 11., daß der kürzlich verstorbene Domitius Tullius ein reicher Mann gewesen sei. Er habe ganze Scheuern voll Bildwerken gehabt und habe gewaltig große Gärten noch am Tage ihres Ankaufes mit einer Menge von Bildwerken schmücken können. Gerade solch protzenhaft unkünstlerische Neigungen zeigen die Allgemeinheit des Gebrauches, die Gärten mit plastischem Schmucke aller Art auf das reichste zu zieren. Die beste Bestätigung aber sind die Ausgrabungen. Seit der Renaissance sind gerade die Gärten die Fundgruben für plastische Werke, sowohl draußen auf der villa urbana, wie mehr noch in Rom selbst, denn die besten Stücke, die Originale griechischer Kunst, behielt man doch für die Hauptstadt, so daß Plinius und Martial mit Verachtung auf die Bildwerke draußen im Vergleich zu Rom herabschauten Tomasetti, La campagna romana 1910, I, p. 77..
Eine anschauliche Vorstellung von einem Garten-Hippodrom gewährt der früher Stadion Marx, Das sogenannte Stadion auf dem Palatin: Jahrbuch d. Arch. Inst. 1895, S. 129 ff. genannte Platz neben dem Palaste des Domitian auf dem Palatin (Abb. 68). Die Gestalt ist die uns von Plinius bekannte. Domitian, der diesen Garten zuerst anlegte, umgab ihn nur mit einer Mauer, die mit Nischen versehen war. Die Portikus, die heute herumläuft, gehört einer späteren Zeit an, ganz spät ist der ellipsenförmige Einbau, während die beiden Brunnen an den beiden Seiten wohl der ersten Anlage angehören. Die ursprüngliche Bepflanzung wird auch Alleen mit verschiedengestaltigen Bosketts, wahrscheinlich zierlichen Blumenbeeten, um die halbmondförmigen Brunnen herum gehabt haben. In der Mitte war jedenfalls auch ein freier Platz, der ebenso wie die Nischen in der Mauer und später die Portikus mit Statuen geschmückt war, wie dies verschiedene Funde bestätigen. An der südlichen, abgerundeten Schmalseite befindet sich ein Bau, der 2 m höher gelegen ist als der Hippodrom und aus dem Treppen hinabführen. Er würde Plinius' Pavillon entsprechen, nur daß er dem städtischen Charakter entsprechend nicht so im Grünen verborgen ist. Ob die gewaltige Exedra, die sich an der östlichen Längsseite erhebt, zu dem flavischen Bau gehört, ist ungewiß; daß man gerade Exedren in Gärten sehr liebte, und daß sie vielleicht auch schon den Gymnasienanlagen entstammten, darauf weist die Nachricht, daß auch Platos Privatgarten eine Exedra hatte. Hier bei dem Palatinischen Hippodrom ist sie organisch in den Grundplan hineingezogen. Genau in der Mitte des Gartens überragt sie ihn gewaltig, so daß sie von ihrer Terrasse der kaiserlichen Familie einen Blick über den Garten und darüber hinaus eine weite Aussicht gestattete. Sonst ist der Zusammenhang dieses Gartens mit dem Hauptgebäude hier wie bei Plinius ein höchst lockerer, er liegt auf einer Seite des Palastes, von diesem nur durch eine kleine Pforte erreichbar. Von irgendeiner Gemeinsamkeit der Gesamtheit von Haus und Gärten ist bei den Römern keine Rede und bei der Art ihrer Bebauung in gelösten Gruppen auch fast ausgeschlossen. Höchstens, daß jede einzelne mit dem Xystos ein geschlossenes Ganzes bildet.
Eine andere ähnliche Art Gartenanlage werden wir noch in der Villa des Hadrian kennen lernen. Daß man daneben sowohl die Hippodrome, wie auch andere agonale Plätze, auch noch für ihre ursprüngliche Bestimmung benutzt hat, ist gerade in dieser Zeit, in der man auch in Rom sich gerne im griechischen Wettspiel übte, sehr erklärlich. So berichtet Martial in einem Garten, in dem er Platanen und Lorbeerbosketts, die Portikus und das tönende, stürzende Wasser preist, auch von einem Hippodrom, in dem »der flüchtige Huf staubaufwirbelnd erklingt« Martial XII, 50, 5.. Auch Plinius erwähnt in seiner zweiten Villa, dem Laurentinum, einen Raum, den er »das Gymnasium der Meinen« Plinius, epist. II, 17, 7. nennt. Es liegt vor der dem Meere zugewendten Hauptfront des Hauses in einem Winkel, der durch vorspringende Gebäudeteile geschützt ist und kann nichts weiter als ein Spielplatz ohne Gartenanlage gewesen sein.
Diese zweite Villa des Plinius ist ein von dem toskanischen ganz verschiedener Typus. Sie ist am Meere gelegen, in der Nähe von Rom, so daß der Besitzer sie noch am Abend nach seinem römischen Geschäftstage erreichen kann. Wir finden in ihr einen Mischtypus von villa rustica und villa urbana. Die Gebäude sind so angeordnet, daß alles, was zum Wirtschaftsgebrauch nötig ist, nach der Landseite liegt, während die Hauptwohngebäude sich dem Meere zukehren. Plinius nennt die Villa zum Nutzen sehr geeignet, ohne kostspielige Unterhaltungskosten. Er hatte hier weder einen großen, ausgedehnten Park, noch einen reichen Ziergarten zu unterhalten. Ein Xystus ist freilich auch da, aber er wird nur als »veilchendurchduftet« erwähnt, war also höchstwahrscheinlich ein einfaches Blumenparterre, das einer Portikus nach dem Meere zu vorgelagert ist. Portikus und Xystus sind aber auch hier notwendig vereinigt. Von Terrassen kann an dem ebenen Meeresstrand natürlich nicht die Rede sein. Die zierliche Buchseinfassung müssen wir in diesem Xystus auch missen, da Plinius schon von dem hinter der Portikus liegenden Baumgarten sagt, daß seine Wege nur dort von Buchs eingefaßt werden können, wo das Gebäude ihn schützt; weiterhin aber, wo er dem Meeresschaum und Wind ausgesetzt ist, nicht gedeiht und von Rosmarin abgelöst werden muß. Im Xystus waren die Beete vielleicht von niederen durchbrochenen Steinrampen oder geflochtenem Rohr umgeben, wie sie mit größter Zierlichkeit auf verschiedenen Wandbildern von Pompeji angebracht sind Rostowzew, Pompejanische Landschaften u. röm. Villen, a. a. O., Taf. V, VII.. Der Baumgarten, der auf der anderen, dem Meere abgekehrten Seite der Portikus liegt, trägt hauptsächlich Feigen- und Maulbeerbäume, die hier allein, aber auch mit großer Üppigkeit, gedeihen. Ringsum sind reizende Spaziergänge eingerichtet, zuerst ein Weinlaubenweg mit weichem Sand bestreut, so daß man mit bloßen Füßen darauf treten kann. Die äußeren, breiteren Fahrwege sind, wie erwähnt, mit Buchs oder Rosmarin eingefaßt.
Am Ende von Xystus und Portikus liegt ein Gartenhaus, weit von der Villa entfernt, so daß Plinius sich hierher nach diesem Lieblingsplatz, den er selbst sich erbaut hat, den Saturnalien entfliehend, in die Stille zurückziehen kann. Es sind mehrere Zimmer darin, darunter ein Wohnzimmer mit anmutiger Veranda mit reizender Aussicht auf das Meer, den Villenstrand und die Wälder des Binnenlandes. Die Portikus und der sehr große Baumgarten liegen zwischen diesem Gartenhause und der villa fructuaria, der Scheune und Scheuer, die aber doch wieder sehr anmutige Wohnzimmer in sich schließt, die die Aussicht auf den Baumgarten oder auf einen fruchtbaren Gemüsegarten, der nach dem Landeingange des Wohngebäudes schaut, genießen. Dieses Hauptgebäude hat gar keinen Garten, die Front geht bis dicht an das Meer heran, mehrere Höfe liegen hintereinander, die ersten sind von Sklavenwohnungen umgeben, die aber so hübsch und sauber eingerichtet sind, daß man sie auch als Gasträume benützen kann. Das Schönste an der Villa ist der Blick auf das Meer, den die Herrenzimmer des Haupthauses genießen. Da außerdem wegen des ebenen Terrains keine große Aussicht zu erzielen ist, so wird besonders der Rückblick durch die Höfe von dem Hauptraume des Hauses, einem großen Triclinium, das in der Mitte der Front gelegen, erkerartig herausspringt, gerühmt. Die weiteste Aussicht genoß man von zwei Türmen, mit denen diese Villa geziert war, der eine das Haupthaus flankierend, der andere bei der villa fructuaria gelegen.
Den äußeren Anblick des Laurentinum können wir uns leicht veranschaulichen, an einer ganzen Reihe von Villenbildern, die wir unter den pompejanischen Wandgemälden Rostowzew, a. a. O., Taf. V; Comparetti, Le Pitture di Ercolaneo e contorni, gibt diese Villenbildchen meist als Anfangs- oder Schlußvignetten. finden (Abb. 69). Mit geringer Abweichung zeigen sie immer wieder Villen mit Türmen am Meree, meist die Ufer mit Statuen besetzt, von denen Plinius natürlich wieder nichts erwähnt (Abb. 70). Wo der zweite Typus der Bergvilla dargestellt ist, sehen wir auch fast immer eine dreiflügelige Portikus als Fassade des Haupthauses und davor einen Xystus; dahinter ragen dann noch verschiedene Diaetae (Wohnhäuschen) oder Türme auf höheren Terrassen empor. Das kleine pompejanische Bildchen (Abb. 71 u. 72) (mit einem Grundriß von Rostowzew) kann in aller Einfachheit eine gute Anschauung von der Hauptgruppe der toskanischen Villa geben: Die dreiflügelige Portikus umschließt den Xystus mit seinen zierlich umrahmten Blumenbeeten, in der Mitte hinter dem Gebäude ragt wahrscheinlich das Dach des Atriums auf, weiter hinten rechts erkennen wir noch verschiedene Diaetae und Portikus in der Höhe.
Der große Unterschied zu den Terrassenbauten der Renaissance liegt auch hier wieder in dem Mangel eines einheitlich architektonischen Gedankens, der sich im symmetrischen Aufbau und in gemeinsamer Achsenrichtung des Ganzen ausspräche. Meist lag ja das Haupthaus unten und die übrigen Gebäude zogen sich am Berg empor. Doch war dies keine allgemein beobachtete Regel. Statius Statius Silvae II, 2. schildert uns die Villa des Pollius Felix auf der Punta della Calcarella, die das ganze Gelände zwischen Marina di Popolo und Sorrent einnimmt. Unten, unmittelbar am Meeresufer, war ein warmes Bad mit zwei Kuppeln errichtet, ein Tempel des Neptun und einer des Herakles. Eine Portikus, wahrscheinlich im Zickzack angelegt, führte den felsigen Berghang hinauf, auf dessen Höhe ein Plateau die Villa aufnahm. Mächtige Erdarbeiten mußten nach des Statius Schilderung aufgeführt werden, und die »aufwärtskriechende« Portikus wird gewiß einen bedeutenden und zu gleicher Zeit malerischen
Eindruck gemacht haben. Ein kleines, leider schlecht erhaltenes Bildchen aus Pompeji zeigt eine solche aufwärts kriechende Portikus. Plinius Plinius, epist. IX, 7. schildert noch einmal zwei Villentypen am Comersee, die eine am Strande liegend, entsprechend seinem Laurentinum, ganz eben. Um eine sanfte Bucht legt sich ein sehr großer Xystus vor diese Villa, die alle ihre Annehmlichkeiten vom See empfängt. Die andere, auf der Höhe des Bergrückens, genießt eine herrliche Aussicht, besonders von einer geradlinigen Allee, die sich den Rücken des Berges entlang zieht. Er nennt diese, in seinem antithetisch zugespitzten Stil, Tragödia, weil sie auf einem Kothurn läge, im Gegensatz zu der Komödia am Strande, die auf niederem Soccus schreite, beide repräsentieren ihm zwei Typen von Villen, wie sie in Bajä, dem großen modischen Badeort des schwelgerischen Rom, erbaut werden Auch Seneca, epist. 55, spricht von diesen beiden Villentypen in Bajä..
In allen diesen Villenschilderungen aber fehlt ein Element, das für das architektonische Villenbild der Renaissance von größter Wichtigkeit werden sollte: die Treppe. Natürlich haben Treppen im Freien nicht gefehlt. Plinius erwähnt sie auch in den Tusci, doch sind sie hier wie meistens nur ein Mittel, zu einem höher gelegenen Teil der Villa zu gelangen. Werden sie architektonisch behandelt, so sind sie doch ganz isoliert, wie die schöne überdeckte Wendeltreppe im hellenistischen Pergamon. Erst der italienischen Renaissance war es vorbehalten, den Reichtum der Gliederung auszunutzen, die die Rampentreppe als Rippe in der Futtermauer der Terrasse bietet. Hiernach müssen wir mit berechtigtem Mißtrauen an die Zeichnungen des Renaissancebaumeisters Ligorio von den Treppenaufgängen zu antiken Villen herangehen. Eine dieser Zeichnungen (Abb. 73), die nur zu starken Glauben erweckt hat Sicher hat sich Lanciani (La villa Castrimoniense S. 141 ff.:Boll. Com. 1884) durch die Zeichnungen des Ligorio und durch die Renaissancegärten bestimmen lassen, wenn er von den antiken Gärten folgendes Bild entwirft: »tutte coteste ville nobilissime sono modellate su di un tipo uniforme, a grandi scaglioni o terrazze sorrette da muraglioni rettilinei, rinfiancati da speroni ed ornati da nicche. Le terrazze più basse non contengono fabbricati, ma furono sempre coltivate a giardino. La terrazza più alta racchiude il palazzo signorile.« Das ist ein prächtiges Bild einer Hochrenaissancevilla, schwerlich aber für das Altertum zu belegen. Auch die Villa, deren Plan Lanciani selbst mitteilt, die des Voconius Pollius, zeigt Haus und Garten und Terrasse durchaus nicht einheitlich zusammengeschlossen, so daß kaum eine weitere Grabung die Möglichkeit für das oben geschilderte Bild bieten wird., gibt sich als den Aufgang vom Marsfelde zur heutigen Villa Medici und Monte Trinita, wo einst die Gärten der Acilier lagen mit dem schon früher erwähnten Rundtempel und den Resten des mächtigen Hemizykliums. Fast scheint es, daß dieses Hemizyklium der Kernpunkt gewesen ist, aus dem Ligorio seinen ganzen imponierenden Plan entworfen ha Henry Middelton, Ms., Notes by Ligorio: Archaeologia 1888, 51, 2, p. 490 ff. (Abb. 74), der durch nichts in Denkmälern und Literatur bestätigt wird.
Auch diese Zeichnungen Das gleiche Bild zeigen auch andere Zeichnungen des Meisters, die in den Turiner und Pariser Sammlungen bewahrt sind. So u. a. eine Villa des Augustus mit imponierender Treppenanlage, rings von Portikus umgeben. Ebenso die Villa Cajana Tiburtina und eine Reihe anderer. Ich verdanke die Einsicht Ch. Hülsen, der sie kopiert und zuerst auf sie aufmerksam gemacht hat. Die Zeichnung des Aufgangs zum Monte Pincio veröffentlicht Lanciani, L'itinerario di Einsiedeln, Monumenti antichi pubbl. della Reale Acad. dei Linc. 1889, p. 436 ff. Vgl. auch Lanciani, Boll. Com. 1891, S. 132 ff., wo die Funde der Horti Aciliorum zusammengestellt sind. Über den Begriff des Nymphäums im römischen Altertum siehe weiter unten. – Daß die Renaissance lebendig antike Villen auffassen konnte, zeigen verschiedene Rekonstruktionsversuche bei Jac. Laurus, Antiquae urbis splendor 1609. Man vergleiche die Villen des Maecenas, der Sergii, Galla usw. mit den Tafeln bei Rostowzew, a. a. O., um zu erkennen, daß hier etwas von antikem Stilgefühl zu finden ist. müssen also, wie so viele andere, die der große Baumeister entworfen hat, als Fälschungen antiker Bauwerke angesehen werden.
Auch die gewaltige Villa, die sich die Kaiser in vier Terrassen über dem See von Albano errichteten, war weit davon entfernt, einen geschlossenen Eindruck im Sinne der Renaissance zu machen; von ferne erschienen die Hauptgebäude wie eine Burg Martial, epist. IX, 102.. Zu gering und zufällig sind die Überreste, um die ganze ungeheure Anlage im Geiste aufbauen zu können. Was aber von Ruinen sich erhalten hat, ist schon so gewaltig, daß man an diesen Bauten das wachsende Herrscherbewußtsein der Kaiser des ersten Jahrhunderts begreifen lernt, bis Domitian ihnen die letzte, seiner Residenz auf dem Palatin ebenbürtige Gestalt gab. Die Paläste mit ihren Gärten, die Portikus und Aussichtstürme haben einen großen Teil des Sees umschlossen Tomasetti, La campagna di Roma I, p. 181., der sich darunter wie eine große Naumachie ausbreitete. Teile von einer Kryptoportikus, die sich bis zum See erstreckte, haben sich erhalten. Auch von einem Theater und einem Amphitheater sind Spuren vorhanden. Der Kaiser Domitian begünstigte Spiele jeglicher Art und führte die griechischen Wettspiele unter dem Namen der kapitolinischen in Rom ein. Das ansteigende Terrain erleichterte die Bewässerung. Die Anlagen der Reservoire, von denen eines, auf 36 Pfeilern ruhend, 20+000+cbm Wasser aufnehmen konnte und ein zweites, kaum kleineres, über 16+000+cbm umfaßt, gehören wohl zu den größten Piscinen des Altertums. Das Wasser dieser Reservoire wurde durch ein ganzes Kanalsystem unter- und überirdisch an alle Plätze der Villa geführt. Diesen Reservoiren entsprechen zwei Nymphäen oder Grotten, von denen eine, noch heute in ihrem Schmucke erkennbar, zur Zeit Piranesis (Abb. 75) aber noch einen Begriff von der Herrlichkeit der Kaiseranlagen geben konnte. Man hatte für beide natürliche Grotten verwandt, sie mit Nischen an den Wänden, Stuck und Mosaikfußboden zu höchst eleganten Zierbauten umgewandelt, deren kühle Räume durch Brunnen und Wasserfälle, Statuen und anderen plastischen Schmuck belebt waren, während am Eingang der leuchtende grüne Garten in das matte Dunkel hereinschaute. Kaum minder groß, aber noch spärlichere Spuren aufweisend, ist die Villa in Tusculum gewesen, die Domitian auf altem, lukullischem Terrain erweiterte, ein großer Teil der Stadt Frascati steht heute auf ihrem Gebiete Lanciani, La villa Castrimoniense: Boll. Com. 1884, p. 181 f.. Von vielen andern Villen dieses Kaisers zu Antium, Gaëta, Bajä und anderen kennen wir nur die Namen durch Martial Stéphane Gsell, Essai sur le règne de Domitien 1893, p. 119..
So imposant auch einzelne Überreste der domitianischen Villen sind, so können diese uns doch kein zusammenhängendes Bild gewähren. Hier bietet eine ganz andere Anschauung die Villa, die sich, einige Jahrzehnte nach Domitian, Hadrian am Fuße des Hügels von Tivoli erbaute. Die ganze Ausdehnung dieser Villa hat man allerdings, trotzdem seit der Renaissance bis zur Gegenwart ihr Boden auf das eifrigste durchforscht ist, noch nicht festgestellt Winnefeld, Die Villa des Hadrian: Ergänzungsh. des arch. Jahrb. 1904, Archäol. Anz. 1905; Gusman, La villa Impériale de Tivoli 1904; Notizie degli scavi 1906.. Das Gelände erstreckt sich von Nord nach Süd in einer Steigung von etwa 40 m, am Fuße des Monte Arcese, auf dessen Gipfel Tivoli liegt (Abb. 76). Der Haupteingang wird sich immer im Norden befunden haben, da hier die tiburtinische Straße von Rom vorüberführt und auch die Fassaden der Hauptpaläste sich dieser Seite zukehren. Das Terrain wäre nicht ganz ungeeignet gewesen, um einen großen Prachtaufgang mit Treppen und Terrassen zu schaffen. Aber man liebte es, in allmählicher Steigung den Punkt der Aussicht zu erreichen, wo man die Hauptpaläste erbauen wollte. Der Kaiser hat natürlich auf bequemen Wegen alle einzelnen Teile der Villa erreichen können, sicher führten sie durch schöne Gartenanlagen; hiervon ist nichts erhalten, und statt einer eingehenden Schilderung ist aus dem Altertum ein einziges Zeugnis, der Bericht des Spartian Spartian, vita Hadriani, cap. 26., geblieben: der Kaiser habe in seiner Villa als Erinnerung an seine Reisen Anlagen gemacht, denen er die Namen berühmter Orte gegeben habe, darunter habe er ein Lykeion, eine Akademie, ein Prytaneum, Canopos, Poikile, Tempe, ja sogar eine Unterwelt nachgebildet. Das mochten ihm Symbole sein, in denen er seinen Traum von der Wiederaufrichtung des Hellenentums träumte. Diese bunte und von Spartian noch dazu zufällig zusammengestellte Aufzählung aber sollte den späteren Forschern zu einem Erisapfel werden. Ligorio war der erste auf dem Plan und schnell bereit, diese Namen auf die noch vorhandenen Ruinen zu übertragen, und heute ist man darin nur insofern weiter, als man an fast allen diesen Bezeichnungen zweifelt. Zu den meisten dieser Anlagen gehören unbedingt, ja bestimmend die Gartenanlagen hinzu, die durch den jahrhundertlangen Raubbau, der in dieser Villa getrieben wurde, meist bis auf jede Ahnung verschwunden sind, so daß die Hoffnung, hierin doch etwas Licht zu schaffen, sehr schwach ist.
Dem von Norden Eintretenden mußte sich, wenn er an Theatern und verschiedenen Portikus vorübergeschritten ist, als der erste, mächtig imponierende Eindruck die 200 m lange Außenportikus der von Ligorio ›Poikile‹ genannten Anlage (Nr. 5 des Planes, Abb. 76) darstellen. Sie ragte über einen gewiß in prächtigem Stile gehaltenen Xystus empor und bildete die nördliche Seite einer großen Doppelhalle, deren gewaltige Trennungsmauer noch in ihrer ganzen Höhe steht (Abb. 77). Nach Süden bildete diese Halle eine Langseite des gewaltigen Hippodroms (5), der in der bekannten Gestalt von allen vier Seiten von ähnlichen Portikus umgeben war. Um das Terrain zu ebnen, waren ungeheure Erdaufschüttungen und Untermauerungen nach Südwesten notwendig. In der Mitte des hier nach beiden Seiten abgerundeten Hippodroms findet sich ein der Ausdehnung entsprechendes Bassin; an der östlichen Schmalseite liegt ein zierliches Gartenhaus und in der Mitte der südlichen Langseite eine Exedra. Der Grundplan ist ähnlich wie auf dem Palatin, und die Bepflanzung müssen wir uns wie im Hippodrom der Pliniusvilla denken. Mit Mühe jedoch suchen wir heute die gewaltige Höhe der Hallen an die erhaltene Mauer anzugliedern und sie mit ihrem einstigen Schmucke zu versehen. Es ist uns Neueren, deren Bauten, so imponierend sie sein mögen, doch in erster Linie immer Nutzbauten sind, nicht leicht, manchen monumentalen Baugedanken des Altertums zu fassen – errichtete man in späterer Kaiserzeit doch gewaltige Luxusbauten zu rein dekorativen Zwecken. Nur eine einzige Türe verbindet Nord- und Südhalle. Die Säulenhallen waren wahrscheinlich zweistöckig; die abgerundeten Ecken der Mauern und die kreisförmigen Umdrehungshallen weisen darauf hin, daß man mit leichten Wagen darin gefahren ist. Immer aber bleibt eine Frage offen, wie waren die riesigen Mauerflächen geschmückt? Es ist doch wohl wahrscheinlich, daß sie mit Gemälden bedeckt gewesen sind und daher der Name Poikile nicht als so ganz falsch abzuweisen ist. Zweifellos auch eine Gartenanlage war das sogenannte Kanopos (Nr. 27). Man gab ihm diesen Namen schon in der Renaissance, da sich dort eine Menge ägyptischer Statuen befunden haben, sonst hat es freilich mit dem üppigen Badeort bei Alexandria, der häufig mit Bajä verglichen worden ist, noch weniger Ähnlichkeit, als die Poikile mit ihrem athenischen Vorbild. An der Südseite, ziemlich tief auf den beiden Seiten in den Talboden geschnitten, liegt eine mächtige Exedra, die größte dieser Bauten, die der Kaiser in seiner Villa sehr liebte. Die Exedra ist durch eine Fülle von Nischen, die alle Fontänen beherbergt haben, gegliedert. Ein schmaler Gang dahinter hat jedenfalls als Zuleitung von einem Wasserreservoir gedient; zu beiden Seiten dieser Exedra gruppieren sich noch einige Gemächer. Eine kleine Terrasse führt auf den Talboden herab, der rechts und links von heute verschwundenen Korridoren eingefaßt war, die, wie Piranesi berichtet, stufenweise sich herabsenkten. Ob dazwischen ein großes Bassin gewesen ist, läßt der Zustand der Ausgrabung nicht bestimmen. Das erstere würde den Namen Canopos etwas mehr rechtfertigen, da die Fahrten auf dem See an den Badeort hätten erinnern können.
Ein seltsames Gebäude, das sich an die nordöstliche Ecke des Hippodroms anlegt, wird auch, ohne daß es große Möglichkeit für deren Anpflanzung bietet, zur Gartenarchitektur gerechnet werden müssen: das sogenannte Natatorium (Abb. 78). Es ist ein
kreisrunder Bau (7), von einer festen Mauer umgeben, der nach innen eine säulengetragene Portikus vorgelagert ist. Den nächstinneren Kreis bildet ein Wasserkanal mit Drehbrücken. Dieser umschließt einen Bau, der aus vielen kleinen Gemächern besteht, die sich um ein Atrium in der Mitte mit geschweifter Säulenstellung gruppieren. Vor der Nordseite liegt eine Vorhalle, deren Säulenportikus sich auf eine Gartenterrasse öffnet. Dieser rätselhafte Bau kann weder ein Miniaturhaus sein Blondel, Mélanges d'arch. et d'hist. de l'école française de Rome I, 1881, pl. II, p. 63–67., noch eine Nachahmung einer berühmten Insel Sebastiani, Viaggio a Tivoli 1828, p. 264; Winnefeld stimmt dieser Ansicht bei, doch muß ein Blick auf den Grundplan den Irrtum zeigen. Hier ist gar nicht von einer Insel, sondern von einem Rundbau, der von einem Kanal umflossen ist, die Rede.. Höchstwahrscheinlich aber werden wir ein Lusthaus, zu einem besonderen Zwecke errichtet, darin sehen.
Varro schildert eine Anlage, die, wenn auch nicht restlos unser Gebäude erklärt, doch mehr Licht auf diese Ruine werfen kann. Des Varro Varro, r. r. III, 5. Bau ist ein Vogelhaus, das er zu seinem Vergnügen in seiner Villa errichtet habe und das seitdem oft nachgeahmt worden sei. Die ganze, von einer Mauer umgebene Anlage besteht aus zwei Teilen, einem quadratischen und einem kreisrunden. Der erstere hat am Eingange zwei mit Netzen überspannte, zu Vogelkäfigen eingerichtete Portikus, weiter je zwei Piscinen, zwischen denen ein Weg nach dem Tholos, dem Rundbau, führt; dieser kreisrunde Bau hat eine Portikus als Umgang, deren äußere Säulen von Stein, die inneren von Holz sind, und die auch als Vogelkäfige benutzt werden. Ein schmaler steinerner Fußpfad trennt die Portikus von dem innen umlaufenden Kanal, der mit den Piscinen in Verbindung steht. Er umfließt ein inneres überdachtes Säulenhaus, das eine Art Triklinium enthält. In der Renaissancezeit hat man eine genaue Rekonstruktion nach dieser Schilderung versucht Laurus, Antiquae Urbis Splendor 126. (Abb. 79). Vergleicht man dies Bild mit Hadrians Rundbau, so fällt die Ähnlichkeit beider ins Auge. In beiden Säulenportikus, Kanal, inneres Haus. Allerdings kann der Bau der Hadriansvilla nicht genau ebenso benutzt worden sein, wie das Ornithon des Varro. Die äußere Portikus eignet sich mit der abschließenden Mauer wenig zu Vogelkäfigen. Das innere Haus hat auch viel Mauerwerk, immerhin können die seltsamen kleinen Räume, wenn der Boden mit Sand bestreut war, wohl als Aufenthalt von Vögeln und anderen Tieren gedacht sein. In der Renaissance hat man, wie noch manche Beispiele zeigen, in Villa Borghese und den Orti Farnesiani auch Bauten mit viel Mauerwerk als Vogelhäuser verwandt. Sicher waren die Drehbrücken angebracht, um nur für den Augenblick, zum Überschreiten des Kanals, benutzt zu werden, sonst aber den Wasservögeln freie Bahn zu lassen. Daß auch dieses Bauwerk im Innern sehr reich ausgeschmückt war, ist kein Hindernis, hier etwa das Vivarium der kaiserlichen Villa zu sehen; wir wissen, wie besonders beliebt ein solcher Raum in den Villen war und wie gerne er, was ja auch Varro schildert, als Lusthaus benutzt wurde.
Dieser Bau lehnt sich, für sich abgeschlossen, in abweichender Achsenrichtung südwestlich an einen großen Gebäudekomplex an, der wieder in mehrere selbständige Gruppen zerfällt, die mit Recht als die Hauptresidenz des Kaisers gelten. Der Kaiser hat eine ganze Reihe von Jahren Rom gemieden und von dieser Villa aus die Geschicke der Welt geleitet. Der Hauptwunsch des wandermüden Herrschers war es, seiner Residenz durch Garten- und Wasseranlagen den Stempel heiterer Schönheit aufzudrücken. Ein wahres Meisterstück einer Gartenvilla muß die südöstliche Baugruppe des Palastes, die sogenannte Piazza d'Oro (16), gewesen sein: auf einen Säulenhof öffnet sich ein mächtiger seltsam geschweifter Kuppelsaal, in dessen Mitte ein Bassin liegt, das darauf deutet, daß das Kuppeldach eine Öffnung gehabt hat, ähnlich wie in dem gleichzeitigen Pantheon in Rom. Dieser Raum mit seinen Brunnennischen muß ganz von Wasser durchrauscht gewesen sein, darauf weist auch die Ausschmückung mit Friesen von Putten, die auf fabelhaften Seetieren reiten. Eine Reihe von seitlich gruppierten Gemächern öffnet sich größtenteils auf diesen Mittelraum. Der große Hof, von einer Doppelportikus umgeben, wird rechts und links noch von einem gedeckten Gang flankiert. Dieses Peristyl wird als Ziergarten auf das reichste mit Blumen und Bosketts geschmückt gewesen sein. Die ganze Länge durchschnitt ein Bassin, das zu beiden Seiten mit Hermen besetzt war. Am nördlichen Ende des Hofes entspricht dem Kuppelsaal ein ebenfalls vielfach geschweiftes, mit Nischen und Brunnen versehenes Vestibül mit zwei kleinen Nebengemächern. Sicher sind dies nicht die Privatgemächer des Kaisers Winnefeld, a. a. O., p. 65 ff., vertritt diese Ansich, sondern Hallen und Gärten, in denen heitere Feste gefeiert wurden.
Östlich schließt sich hieran, doch wieder nicht mehr organisch verbunden, eine unregelmäßige Gartenterrasse, die sich über einer Seite des sogenannten Tals Tempe erhebt. Nur ganz unbedeutende seitliche Treppen führen in eine darunter liegende Zimmerflucht. An der anderen Seite erhebt sich eine gewaltige Exedra mit einer Säulenportikus davor. Auf der tieferen Terrasse darunter sind Spuren eines mächtigen Bassins, keine Verbindung aber führt von hier hinunter, nur die Aussicht in das Tal ist besonders reich und schön. Diese Stelle hätte zu einer Treppenanlage verlocken müssen, wenn man damals in den Gärten Wert darauf gelegt hätte. Die Aussicht in das Tal Tempe wird auch noch durch einen Pavillon (12) vermittelt, der am nördlichen Ende der Terrasse, die sich hier schon vor die zweite Gebäudegruppe lagert, errichtet ist.
Es würde für unsern Zweck zu weit gehen, alle einzelnen Gruppen zu besprechen. Mit ähnlichen Zügen sehen wir doch immer wieder das gleiche Bild: eine Reihe von Zimmern gruppiert sich um einen größeren oder kleineren Hof, ohne in ihrer Selbständigkeit besondere Rücksicht auf die Nachbargruppe zu nehmen. Die Exedra, mit Brunnennischen oder Statuen geschmückt, herrscht vor, seltener tritt dafür ein rechteckiges Nischenzimmer ein, wie in der eigenartigen kleinen Anlage in der nördlichen Gruppe (neben dem Triklinium 13): Das Nischenzimmer öffnet sich auf ein zierliches Peristyl mit Bassin und Blumenbeeten. Dieses liegt über einer dämmerigen Kryptoportikus, deren Räume nur von oben etwas Licht erhalten, aber so reiche feine Spuren von Grottenwerk und Mosaik bewahren, daß sie, wie das Gartenzimmer der Livia, als Aufenthalt in heißer Zeit gedient haben müssen. So ähnlich war wohl auch die »cryptoporticus subterranea« in der tuscischen Villa des Plinius, die er mit den Worten schildert: »Sie schließt die Kühle in sich und zufrieden mit ihrer eigenen Atmosphäre wünscht sie die Luft von draußen weder, noch läßt sie sie zu« Plinius, epist. V, 6, 30..
Überall, wohin wir blicken, ist der größte Wert auf das Wasser gelegt, in Gärten und Innenräumen, ja in Sälen sehen wir es in Fischteichen, Brunnen, Springbrunnen gefaßt. Eine besonders geistvolle Wasseranlage liegt in der nördlichen Gruppe des Hauptpalastes, neben einem der großen Prunksäle (Abb. 80, links Plan N. 14). Wieder ist eine Exedra mit einer Säulenhalle davor als Eingang benützt; die Säulenstellungen müssen wie bei der Poikile zweistöckig gewesen sein, um die Höhe der Exedra zu erreichen. Vor dieser Halle liegt ein ebenes Terrain mit zwei runden Wasserbassins, jedenfalls mit Springbrunnen darin und mit Blumenbeeten verziert. Auf der gegenüberliegenden Seite steigt das Terrain amphitheatralisch in Treppen auf, höchstwahrscheinlich war dies eine Wassertreppe, über die das Wasser herabstürzte in ein Bassin, das sich in ganzer Breite davor lagert. Dem von der Exedra Eintretenden muß diese herabstürzende Wassermasse mit Springbrunnen davor, von Blumen und Grün umgeben, ein höchst reizvolles Bild geboten haben. Nymphäum nannte Ligorio diesen Raum, mehr dem Renaissanceempfinden nach, wo man jeden wasserdurchströmten Raum so benannte, während diese Wasseranlage der Villa des Hadrian ein, wenn auch nur teilweise, bedeckter Binnenraum im Palaste ist. Um aber die Anlagen dieser gewaltigen Gartenhöfe der Kaiservillen anschaulich zu begreifen, müssen wir uns noch einmal den Anfängen ihrer Entwicklung zuwenden.
Das alt-italische Haus hat im Prinzip in seinem Innern keine Gelegenheit zu einer Gartenentfaltung. Das Atrium, das den Kernpunkt bildet, um den sich die Wohnräume gruppieren, ist ein überdachter, gepflasterter Hof mit einer breiten Oberlichtöffnung, der auf dem Boden die Piscina, das Impluvium, entspricht, um das Regenwasser aufzunehmen. Eine wirkliche Gartenanlage ist hier, wie gesagt, ausgeschlossen, man half sich höchstens damit, Blumenkästen um das Impluvium aufzustellen oder sie ringsherum zu mauern, wie die eigenartige Anlage des Atriums in einem afrikanischen Hause in Timgad Bœswillwald, Cagnat, Ballu: Timgad. Une cité africaine, 1905, p. 89 u. Taf. XII. (Abb. 81) zeigt. Die gemauerten Kästen in ihrer zierlich ausgeschweiften Form wurden mit Erde ausgefüllt und Blumen und Schlingpflanzen darein gepflanzt. Doch ist diese ganze Anlage nicht nur eine einzelne Erscheinung, sondern steht schon auf der Grenze zwischen Peristyl und Atrium.
Am italischen Hause schuf man sich, wie einige ältere Häuser in Pompeji zeigen Casa del Chirurgo, casa di Sallustio., ein kleines Gärtchen, indem man an der hinteren Umfassungsmauer einen schmalen Streifen für Pflanzen aufsparte, auf den sich dann eine Portikus öffnet. Im Hause des Sallust in Pompeji, wo mit dem Atriumhause später noch eine kleine Peristylwohnung verbunden wurde, nimmt der Garten zwei schmale Streifen des hinteren, durch eine hohe Mauer begrenzten Terrains ein. Eine fast ebenso breite Portikus öffnet sich auf den Garten, der nur auf zwei schmalen Randbeeten zu beiden Seiten des Weges bepflanzt war. An der Mauer war er durch Malerei der uns bekannten Art erweitert. Die Ecke wurde durch eine reizende Gartenlaube, ein Triklinium unter einer Pergola, eingenommen (Abb. 82), wo sich auch das Grün der lebenden Ranken mit der Malerei vermischte, so daß das Ganze trotz der Ungunst des Raumes sich zu einem anmutigen Bilde zusammenschließt Grundriß bei Mau, Pomp. p. 268, Rekonstr. p. 271. (Abb. 83). Notwendig hängt eine solche Gartenanlage aber nicht mit dem Atriumhause zusammen, wir finden sie in ähnlicher Einrichtung auch in Priene. Erst durch das Eindringen des griechischen Peristylhauses in Italien, mit seinem offenen Hof und dessen unbeschränkter Erweiterungsmöglichkeit, konnte der Garten als Zieranlage mit Bosketts, Blumenbeeten und vielfachem Luxuszierat in das Innere des Stadthauses eindringen.
In Pompeji hat die Vesuvasche eine Stadt aufbewahrt, in der mit aller Deutlichkeit diese Entwicklung zu verfolgen ist. Denn hier in dieser früh hellenisierten Stadt ist das alte italische Haus fast durchweg mit dem griechischen Peristyl verbunden, und zwar in der Weise, daß das Atrium als gepflasterter Hof blieb und das dahinterliegende Peristyl zum Garten umgewandelt wurde, um das sich die eigentlichen Wohnzimmer der Familie gruppierten. Zum Teil sind diese Peristylhäuser direkte Erweiterungsbauten, die sich an den italischen Grundstock auf abgerissenen Nachbarhäusern anschlossen.
In vornehmen Häusern finden sich auch zwei Peristyle, das zweite hat sich dann mehr gedehnt, nur wenige Wohnräume liegen darin, so daß ein größeres Gartenstück gewonnen wird. Leider sind die Gärten in den meisten Häusern mit geringer Sorgfalt ausgegraben, so daß selten über die Anlage etwas zu sagen ist. Im ganzen werden wir wohl die Peristyle, um die herum die Wohnzimmer liegen, als Blumengärten in Anspruch nehmen dürfen, während die größeren Gartenteile, die sich selten genug in der eng gebauten Stadt finden, wahrscheinlich zu praktischen Zwecken als Gemüsegärten benutzt wurden.
Sicher ist dies im Hause des Epidius Rufus (Abb. 84), wahrscheinlich im Hause des Pansa und der Silbernen Hochzeit (Abb. 85). In dem ersten liegt hinter dem Gemüsegarten eine kleine Terrasse, die wahrscheinlich als zierlicher Blumengarten angelegt war. Man liebte diese kleinen erhöhten Terrassen als eine Art Abschlußbild, legte darauf kleine Blumenbeete vor zierlichen Mosaikbrunnen an und stellte Statuetten auf. Meist waren sie so eingerichtet, daß man gar nicht hinauftreten konnte.
Eigenartig ist die Anlage des kleinen Gärtchens im Hause des Lucretius (Abb. 86); es steigt ein wenig bis zu einer Blumennische an, in der ein Silen aus einem Schlauche Wasser über eine kleine Treppe gießt, das in einer Rinne gesammelt in ein rundes kleines Springbrunnenbecken fließt. Ringsherum stehen kleine Marmortiere, eine ganze Reihe anderer Statuetten und vier Hermen bilden den weiteren Schmuck; das ganze Bild macht heute, wo man wieder Blumen angepflanzt hat, einen lustigen, wenn auch etwas bizarren Eindruck. Die Peristylgärten selbst wollen durchaus als ein Teil des Wohnhauses betrachtet werden, eine Wohnstätte unter freiem Himmel. Ihr Schmuck, ihre Ausstattung unterscheidet sich auch nicht wesentlich von den geschlossenen Räumen, ebenso, wie man sich umgekehrt die Zimmer durch gemalte Gartenbilder zu Gärten umschuf. In Pompeji tritt uns dies Bild auf Tritt und Schritt entgegen. Auch die Wände der Peristyle, Atrien oder Terrassenhintergründe sind mit Gartenbildern ausgemalt. Aus ihnen können wir leicht den Schmuck der Hausgärten wiederherstellen: die feinen rosenberankten Pergolen (Abb. 87), die zierlichen Gitter, die schönen Brunnen, die zu kleinen Omphalen aufgebundenen Efeustöcke u. a. m.
Das Peristyl im Hause der Vettier (Abb. 88), das die Zeichnung seines Gartens im Grundplan erhalten hat und das heute in seiner Bepflanzung nach den Bildern wiederhergestellt ist, gehört der letzten Zeit Pompejis an und gibt daher eine sprechende Vorstellung des antiken Hausgartens um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Der freie Raum, von achtzehn weißen Säulen mit bunten Kapitellen umstanden, ist nur 18+:+10+m groß. In acht Bassins, rund in den Ecken, viereckig an den Seiten, schütten zwölf am Rande aufgestellte Statuetten Wasser; in der Mitte des Gartens sind noch zwei Bassins mit Springbrunnen angebracht. Marmortische und Schalen, kleine Säulen mit Hermen vervollständigen den plastischen Schmuck. Die geschwungenen Blumenbeete, eine Mode jener Tage, sind mit Buchs eingefaßt, die als Omphalen aufgebundenen Efeubüsche, Stauden und Blumen wiederholen Motive, wie sie die Bemalung der Portikuswände ringsum zeigt Die Ausgrabungen der letzten 10 Jahre haben mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit gerade auch auf die Gartenanlagen eine Reihe sehr interessanter Gärten aufgedeckt. Den bedeutendsten wohl im Hause Ottavio Quarto, wo auf nicht sehr großem Raume eine bedeutende Wasseranlage wiederhergestellt ist, die an Abwechslung und Feinheit der Durchführung erst in der Renaissance eine ähnliche Vollkommenheit erreicht hat. Auf das bedeutende Atrium folgt nur ein kleiner Peristylgarten, um so bedeutsamer entwickelt sich der Garten dahinter: In leichten Terrassen einer Weinpergola, auf der Ebene des Hauses entlang läuft ein Querkanal, den wir vielleicht nach Ciceros Vorgang Nilus nennen können (s. S. 101). Diese Terrasse endet in der Mitte in einem kleinen halbrunden Pavillon, von dem aus feine Strahlen augenscheinlich schon die uns auch erst aus der Renaissance bekannten Wasserscherze den Vorübergehenden naß zu machen, bezwecken. Treppen führen rechts und links in eine tiefere Terrasse, die in der Längsachse von einem Kanal unterbrochen ist, der bei einer Grotte unter dem halbrunden Pavillon beginnt, sich weiterhin zu einem eigenartig gestalteten Bassin erweitert, von einem Tempelchen mit einer Statue überbaut ist und nochmals ein Bassin durchschneidend bis zum Ende des Gartens hinläuft. Belebt ist dieser Kanal von Pergolen, der ganze übrige Garten zur Seite kann in seiner Anlage nur erschlossen werden, doch haben sich Reste von Baumwurzeln gefunden, die vielleicht darauf schließen lassen, daß hier ein Obstgarten angepflanzt war. Noch ist nichts Abschließendes über diese Neuausgrabungen veröffentlicht, doch wenn diese Anlage zuverlässig ist, woran man wohl nicht zweifeln braucht, so haben wir hier ein überaus reizvolles Gartenbild, das uns wie keines vorher eine Vorstellung eines Gartens in einem reichen Bürgerhause jener Zeit geben kann..
Ein besonderer Typus bleibt uns noch in der einzigen Vorstadtvilla, die in Pompeji gefunden ist, in der Villa des Diomedes (Abb. 89) zu betrachten. Diese villa suburbana hält sich in der Mitte zwischen den Stadtbauten und der villa urbana auf dem Lande. Vitruv verlangt in den kurzen Bemerkungen, die er an seine Ausführungen über das Stadthaus knüpft, daß man in der villa suburbana nicht wie im Stadthause zuerst in das Atrium eintreten solle, sondern daß das Peristyl dem Eingang zunächst zu liegen habe.
Darauf die Atrien, dann die Portikus, die auf die Gartenanlagen schauen sollen Vitruv VI, 5.. In der Villa des Diomedes treten wir in der Tat unmittelbar von der Straße in ein großes Peristyl, das mit einer Ecke auf der Straßenfassade steht. Der Grundplan, ein zusammenhängender Komplex wie im Stadthaus, ist ein gleichschenkliges Dreieck, zu dem die Straßenfassade die Hypotenuse bildet. Vom Eingang führt ein Treppenaufgang zum Peristyl, das als kleiner Ziergarten mit einem Bassin in der Mitte gedacht ist. An einer der Katheten des Dreiecks schloß sich auf gleichem Niveau wie die Straße, ein Garten an, der leider nicht ausgegraben ist. In ihn hinein ist ein erkerartiges Schlafzimmer, ein sogenanntes kyzi- kenisches, gebaut.
Solche Zimmer waren auch eine griechische Erfindung, von der noch Vitruv berichtet, daß sie nicht in Italien gebräuchlich seien. In jener Zeit aber gehören sie zum allgemeinen Luxus vornehmer römischer Bauten. Auch Plinius erwähnt sie in seinen Villen. Der Garten war wohl ein Baumgarten, der dieses Schlafzimmer mit Kühle und Stille umgab. Bei der anderen Kathete senkt sich das Terrain sehr stark, so daß hier unter breiter Terrasse noch ein zweites Stockwerk, wohl Sklavenwohnungen liegen. Von hier aus tritt man in einen tiefer liegenden Garten, von einer Portikus umgeben, deren Dach in der Höhe der Terrasse von dieser aus zugänglich ist. In dem Garten, in dem die Reste der Bäume noch bei der Ausgrabung gefunden, leider aber unbeachtet beseitigt wurden, befindet sich der Terrasse gegenüber eine erhöhte Pergola, davor ein großes Wasserbassin mit schöner Umrahmung und einem Springbrunnen. Vor der linken Seite der Portikus liegt außerhalb eine breite Terrasse, die jedenfalls sich auch auf einen nicht ausgegrabenen Garten öffnete. Am Ende der beiden Portikus ist auf dem Dache je ein Zimmer errichtet, vielleicht aber auch nur ein Aussichtspavillon oder eine Pergola, wie wir sie auf den Bildern von Bosco reale und auf vielen Wandbildern von Pompeji sehen Comparetti, Le Pitture di Ercolano, p. 760, tav. UU..
Die Atrien, die Vitruv noch für die villa suburbana verlangt, fehlen; sie waren in jener Zeit ganz veraltet. Selbst die kleine, mit so viel Geschmack ausgestattete Villa in Bosco reale, die doch in erster Linie eine villa rustica mit Herrenräumen ist, hat kein Atrium. Die Zimmer gruppieren sich um ein großes Peristyl, das, nach seinem malerischen Schmuck und den vier kleinen Eckbrunnen zu schließen, ein schöner heiterer Garten war. Plinius nennt ein Atrium in seinen Tusci »nach Weise der Väter«. Höchstens deutete man sie in den Vorstadtvillen als halboffene Schmuckräume um, wie in einer afrikanischen Villa bei Uthina, wo um ein sehr großes Gartenperistyl sich fünf kleine Atrien herumlegen, jedes als ein Mittelpunkt für eine Zimmergruppe Gauckler, Le domaine des Laberii à Uthina: Monuments et Mémoires, publ. par l'Acad. des Inscrip. Belles et Lettres III, 1897.. Man brauchte damals weit mehr Licht, als es ein Atrium geben konnte, und über den eigentlichen Zweck der Atriumanlage, das Sammeln von Regenwasser, war man überall auf römischem Gebiete längst hinaus, denn Wasserbeschaffung, nicht allein für Rom und seine Umgebung, sondern überall, wo Villenzentren entstanden, war eins der Hauptaugenmerke der Kaiserzeit. Die Gärten wurden mit Springbrunnen, Wassertreppen Seneca, epist. 86, 7. und allerlei Wasserkünsten belebt. Wie weit Wasserorgeln Vitruv X c, 8 schildert eine Wasserorgel c. 7, eine Maschine quae altissime extollit aquam. Vgl. E. Lovatelli, I giardini di Lucullo: Nuova Antologia 1901, p. 702., die die Renaissance so gerne in ihren Gärten anbrachte, schon im Altertum zu Schmuck und Belebung der Gärten dienten, wissen wir nicht. Daß man sie kannte und ihr Spiel sehr liebte, bezeugen eine ganze Reihe von Quellen.
In Rom selbst gestaltete sich die Wohnweise zur Zeit der Kaiser in immer schrofferen Gegensätzen. Während der Kranz der Vorstadtvillen sich immer mehr ausdehnte, auch die öffentlichen Anlagen immer prächtiger wurden, wurde das Wohnen im Innern der Stadt immer enger. Die Mietskasernen, deren Höhe nur in den amerikanischen Städten unserer Tage übertroffen wird, waren an allen vier Seiten von Straßen umgeben. Die Höfe mußten dabei zu Lichtschachten verkümmern. Aber selbst in den Stadtpalästen scheinen bepflanzte Höfe schon eine Seltenheit gewesen zu sein. Crassus besaß in seinem Stadtpalast einen Hof mit sechs Lotosbäumen, die eine besondere Berühmtheit erlangten und erst im Neronischen Brande untergingen. Dem älteren Plinius erscheint dies Besitztum im inneren Rom schon als eine ganz besondere Kostbarkeit So nur läßt sich der Ernst und das Mißverständnis erklären, mit dem Plinius (n. h. 17, 1, 3) die Anekdote erzählt, wie im Rededuell Crassus den eifernden Domitian, der ihm seinen 3 Mill. Sesterzen teuren Palast vorwirft, abführt: »Du sollst ihn haben,« ruft Crassus ihm spöttisch zu, »aber meine 6 Lotosbäume nehm ich aus.« »Dann geb ich nichts dafür«, ruft Domitian hitzig, worauf Crassus lachend erwidert: »So schätzest du meinen Palast geringer als die Lotosbäume.« Plinius mißversteht den Scherz, wenn er nun glaubt, daß die Lotosbäume wirklich 3 Mill. Sesterzen kosten. Auch Friedländer, Sittengesch. Roms, 5. Aufl., I, 13, erzählt dem Plinius die Anekdote gläubig nach.. War aber so die Möglichkeit, auf der Erde einen Gartenfleck auszusparen, verschwunden, so half man sich wie heute in den Großstädten mit der Zimmergärtnerei. Vor den Fenstern, höchstwahrscheinlich auf breiten Balkonen, mit denen die Häuser bis in die höchsten Etagen überall geziert waren, legte man sich Blumengärten an, »um täglich die Augen an diesem Abbild des Gartens als einem Stück Natur zu weiden« Plinius, n. h. XIX, 59. Bei der heute so viel sorgfältigeren Ausgrabung antiker Städte auf italienischem Boden hat man in Provinzstädten wie Ostia und Pompeji sehr viele Häuser mit Balkons im Oberstock gefunden, ja die Straßen erhalten gerade durch die Balkons, die wohl auch meist mit Blumen geschmückt waren, einen Reiz, den man früher bei den kahlen Fassaden nicht vermuten konnte.. Eines der Fresken in Bosco reale zeigt in etwas malerischer Anordnung des Gartenschmuckes ein Haus mit Balkons und Söller (Abb. 90). In kleineren Städten benutzte man wohl auch die Dächer der Peristyle zu Söllergärten. In Pompeji kann man im Hause des Sallust auf das Dach eines Peristyls, das auf zwei Seiten als Solarium angelegt war, heraufsteigen. Diese Söllergärten müssen einen ziemlichen Umfang gehabt haben, wenn Martial mit spöttischem Danke einem Gönner ein kleines Landgeschenk quittiert und meint, daß das Gärtlein vor seinem Fenster größer wäre Martial XI, 18.. Natürlich waren auch diese Balkone für Einbrecher eine günstige Gelegenheit, und Plinius Plinius, n. h. XIX, 59. meint, daß die frechen Diebstähle viele zwangen, ihre Balkongärten abzuschaffen. Wie die Balkone und Portikusdächer so wurden auch die flachen Dächer der Großstadthäuser überall für Gartenanlagen benutzt, ein kunstvoller Unterbau schützte sie vor Feuchtigkeit. Obenauf wurden Kästen gestellt oder eingelassen, in denen man eine üppige Vegetation, Blumen, Sträucher, Weinlauben, ja Bäume pflanzte Seneca, epist. 122, 8.. »Auf hohen Türmen legt man Fruchtgärten und Bosketts an, die dort Wurzel schlagen, wo ihre Gipfel aufragen sollten« Seneca, controversiae exc. V, 5. Seneca regt sich natürlich wie immer über den überhandnehmenden Luxus auf. Als Erfinder dieser lacus pensiles galt Sergius Orata, ein älterer Zeitgenosse Ciceros. Cicero, Hortensius fr. 69., ja selbst Fischteiche belebten den Garten. Auf einer Treppe von 200 Stufen steigt man wohl zu solch hochgelegenem Solarium empor.
Gerade in künstlicher Blumenzucht hat Rom in späteren Zeiten größten Luxus getrieben. Rosen und Lilien werden im Winter mit künstlicher Wärme zum Blühen gebracht Seneca, ep. 122, 8.. Rom brauchte jetzt die Einfuhr von Ägypten nicht mehr, es übertraf in der Pracht seiner winterlichen Rosen das Nilland. In den Gewächshäusern, die mit Fensterglimmer geschützt waren, zog man auch künstlich Weintrauben Martial VI, 80.. Überall aber, besonders in der Campagna, waren große Handelsgärten angelegt worden, die hauptsächlich Blumen für den Bedarf der Großstadt pflegten. In Pompeji ist eine kleine Handelsgärtnerei aufgedeckt mit einer ganzen Reihe von Tonscherben, in denen wahrscheinlich die Sämlinge gezogen wurden.
Auf den Dächern der Hauptstadt erblühten wunderbare Gärten, im Winter boten die Märkte herrlichen Blumenschmuck, kein Wunder, daß die Kaiser im Wetteifer mit hellenistischer Prachtliebe auch dem unfruchtbaren Meere Gärten aufzwangen. Wie Hieron erbaute sich Caligula ein Schiff mit 10 Reihen von Ruderbänken übereinander, die mit Edelsteinen besetzt waren. Buntfarbige Segel wehten von den Masten, große Bäder, Säulenhallen und Speisesäle waren auf dem Deck, Weinstöcke und Obstbäume waren darauf in Menge gepflanzt. Unter diesen lagerte sich der Kaiser und fuhr mit schallender Musik die Küste Campaniens entlang Claudian in Rufinum..
Die Gartenkunst der Römer hat in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit eine Höhe erreicht, wie sie nicht mehr zu überschreiten war. Nichts schien dem Mächtigen des Weltreiches unausführbar. Natürlich beschränkte sich dies nicht auf Italien, im Gegenteil, je weiter sich die Grenzen des römischen Reiches ausdehnten, je mehr die Großen wenigstens einen Teil ihres Lebens außerhalb Italiens in den Provinzen zubringen mußten, um so mehr verbreitete sich der Luxus prächtiger Landsitze. Gerade in den Provinzen, wo die Lockung, die Hauptzeit des Jahres in Rom zuzubringen, fortfiel und die Römer gezwungen waren, weit ausschließlicher auf dem Lande zu leben, suchte man sich als Entschädigung seine Umgebung mit großräumiger Pracht zu gestalten. Der Reichtum, der sich in einzelnen Händen gerade im Landbesitz anhäufte, war enorm. Von Nordafrika heißt es Plinius, n. h. XVIII, 6, 35., daß 6 Besitzer die Hälfte des ganzen römischen Gebietes besessen hätten. Kein Wunder, wenn das den Neid und die Habsucht der Machthaber in der Heimat erweckte. Wir hören von einem Julius Calidus, der wegen seiner enormen Besitzungen in Nordafrika auf die Proskriptionsliste kam Cornelius Nepos, Atticus 12, 4..
Daß diese großen Herren sich sehr kostspielige Landsitze bauten, versteht sich von selbst. In erster Linie scheinen sie sich gewaltige Jagdparks geleistet und neben der Jagd besonders der Pferdezucht und dem Rennsport gehuldigt zu haben. Allerdings wissen wir noch äußerst wenig davon. Noch keine Villa ist wirklich ausgegraben, und unsere Kenntnis des Landlebens der afrikanischen Römer beschränkt sich in erster Linie auf eine Reihe von Mosaiken Charles Tissot, Géographie de la province romaine de l'Afrique I, pl. 1 ff.; Boissier, L'Afrique romaine, p. 150 ff.; Schulten, Das röm. Afrika, p. 109 u. Anm. 100; Coudrai de la Blanchère et Gauckler, Catal. des Museums v. Alaoui, pl. II/III u. p. 25 u. 26; Rostowzew, a. o. O., Jahrb. d. Inst. 1904, Taf. III. Andere Mosaiken, wie die von El Alia, geben nur Einzelheiten.. Das Lieblingsthema der Darstellung ist die Jagd, und nicht selten ist inmitten des Parkes die Villa dargestellt, wie auf dem großen Jagdmosaik aus den Bädern des Pompejanus. Das Haus, das sich dort erhebt (Abb. 91), sieht einer Frührenaissancevilla ähnlicher als einem römischen Landsitze mit gelösten Baugliedern: Ein großer Baukomplex ist von ragenden Türmen flankiert, dahinter deuten Bäume verschiedenster Art den Park an. Es handelt sich auch hier, wie gesagt, um andere Verhältnisse; die Villa bildet das Zentrum eines großen Grundbesitzes; sie muß oft dem Besitzer und seiner Klientel als fester Zufluchtsort gegen die wilden umherwogenden Berberstämme dienen. In diesen nach außen geschlossenen, oft mit Zinnen und mit Türmen versehenen Häusern muß man an Verhältnisse denken, wie sie einst die Scipionenvilla in Italien zeitigte. Um so größer waren Pracht und Reichtum im Innern, hier herrscht die heitere Portikus mit ihrem Xystus, der in italienischer Weise angelegt war. Ähnlich ist die Gartengestaltung auch auf den anderen Mosaiken, die in den afrikanischen Villen die Stelle der pompejanischen Wandgemälde vertreten. Meist liegt ein Ziergarten vor der mit Türmen flankierten Portikusfassade, die manchmal vorspringende Flügel hat.
Hinter der Villa liegt der Nutzgarten mit Weinstöcken, die an zierlichen Gestellen aufgebunden sind, und regelmäßig gepflanzten Obstbäumen (Abb. 92). Eine besondere Gartenszene stammt auch aus den Bädern des Pompejanus: zwischen Bäumen wachsen Blumen und niedere Sträucher. Links steht ein zierlicher Bau, eine Türe oder Fenster zu einem Gartenhause gehörig. Die Szene hat als Staffage eine sitzende Dame mit einem Fächer, vor ihr steht ein Mann, der in der Linken einen Schirm über sie hält, in der Rechten ein Hündchen an der Leine führt, ein Sklave oder Galan (Abb. 93). Oben darüber steht »Filosofilo Locus«; ob in dieser Inschrift eine ferne Erinnerung an einen Philosophengarten ausgedrückt werden soll, ob Herr Pompejanus aus Bescheidenheit das Diminutiv gewählt hat? Von dem Reichtum des Besitzers zeugen die prächtigen Bäder, in denen viele der Mosaiken gefunden sind. Diese große Badeanlage ist einstweilen völlig isoliert aufgedeckt ohne irgendeinen Zusammenhang mit einer Villa.
Da neben den eigentlichen Baderäumen auch noch eine ganze Reihe von Wohnzimmern vorhanden ist, und auch die Baderämme selbst als Wohnzimmer benutzbar sind, so könnte es vielleicht ein kleines Landhaus eines großen Grundbesitzers, der es in der günstigen Jahreszeit bewohnte, sein. Auch hier ist wie in der Villa des Hadrian eine Vorliebe für Exedren und hemizyklische Anlagen zu bemerken. Besonders reizvoll ist das sogenannte Atrium: ein unbedeckter, oder vielleicht halbbedeckter Raum, der an einer Stelle halbrund abschließt, hat auf beiden Seiten je eine kurze Portikus. Dem Halbrund gegenüber führen drei hohe Stufen in eine große Exedra, in der sich ein Bassin befindet. Möglicherweise waren diese Stufen wie in dem sogenannten Nymphäum der Hadrianvilla eine Wassertreppe. Um diese Exedra legt sich ein Hemizyklium, das ein Schwimmbassin ausfüllt, zugänglich durch die Seitenräume ebenfalls auf Stufen. Außen herum führt eine große halbrunde Portikus, und um diese werden wir uns Gartenanlagen denken müssen, wozu nach dem Plan reichlich Platz war. Südlich von dieser mit kunstvollem Mosaik geschmückten Badeanlage lagen die Wohnzimmer. Ein Triklinium öffnet sich durch eine Säulenstellung auf einen wohl unbedeckten Vorraum, dessen entgegengesetzte Seite wieder durch Säulen, die auf einem kleinen Sockel stehen, auf einen Garten, der sich vor dieser Zimmerreihe hinzieht, geht.
Sehr ungleich ist das Bild der Villen, die sich die römischen Kolonisten in den nordischen Provinzen überall, wo sie Fuß faßten, erbauten. Die Provinz Gallien hat durch das griechische Marsalia zweifellos schon früher dem unmittelbaren hellenistischen Einfluß des Villenstils in den Mittelmeergebieten offen gestanden. Der aller Kultur geneigte, vornehmen Lebensgewohnheiten sehr zugängliche gallische Adel hat sich gewiß, soweit es die Sicherheit seiner Wohnplätze zuließ, dem doppelten Einfluß griechischer und römischer Lebensweise nicht entzogen. Leider aber haben gerade in diesen Gebieten die Ausgrabungen für die frühen Zeiten unserer Kunst wenig Ergebnisse zutage gefördert. Erst in ganz später Zeit, schon an der Schwelle des Mittelalters, weisen Nachrichten auf eine bedeutende Entwicklung. Besser können wir verfolgen, wie sich die Mosel- und Rheingebiete unter römischer Herrschaft schnell mit reichen Herrenvillen bedeckten. Des Ausonius Moselgedicht schildert freilich erst den Zustand am Ende des IV. Jahrhunderts, wie er ihn als Augenzeuge erlebte Ausonius, Mosella, 198–99, 321 ff.. Doch wählt er, wie jene Literatur überhaupt, die rhetorischen Ausdrücke nach Vorbildern viel früherer Zeiten, er preist die lieblichen Ufer der Mosel, deren Hänge mit türmegeschmückten Villen bedeckt waren, die, von Gärten, Bosketts und Wiesen umgeben, die köstliche Aussicht auf Fluß und Tal genossen. Erst die sorgfältigen Ausgrabungen aber lehren, wie ein stolzes, reiches Herrengeschlecht sich hier angesiedelt hatte, das in seinen Villen, was Ausdehnung und Schönheit der Anlage, soweit sie der Grundplan verrät, betrifft, in nichts dem üppigen Mutterlande nachstand. Ja erst diese Grundrisse erschließen auch für manche literarische Nachricht klassischer Zeit ein anschauliches Verständnis. Wann eine Reihe vornehmer Villen, die im Gebiete des heutigen Metz ausgegraben wurden, erbaut sind, läßt sich schwer feststellen Grenier, Habitations gauloises et villas latines dans la cité des Médiomatrices: Bibl. de l'école des hautes études, Paris 1906. Die Datierung der hier publizierten Villen zwischen 275 u. 350 ist nicht überzeugend motiviert, die Münzfunde sind als einziges Zeugnis unzuverlässig.. Die Grundrisse erinnern so durchaus an die italischen der ersten Kaiserzeit, die auch für diese Gegenden eine Zeit verhältnismäßig friedlicher Ruhe war, daß man, wenn nicht andere Beweise zu erbringen sind, in ihnen Bauten des ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhunderts sehen darf. Fast alle der hier, wie weiter hinauf am Rhein gefundenen Villen entfalten sich in drei Flügeln, von denen der mittlere die Repräsentationsräume, von den Seitenflügeln der eine die intimen Wohn- und Schlafräume, der andere die Bäder enthält. Wenn irgend möglich, wählte man sich einen nach Süden geneigten Hügel; eine Reihe von getrennten Gebäudespuren, die häufig diesen Hauptbau umgeben, zeigen, daß man auch hier im Norden der gelösten Bauweise nicht abhold war. Vor allem aber wurde die villa rustica gerne abseits der Herrenvilla erbaut. Ein anschauliches Beispiel bietet die Villa zu Ruhling Grenier, a. o. O., p. 123 ff., pl. 6 u. 7. (Abb. 94), die nach Südosten offene Portikus des Mittelbaus wird von dem Wohn- und Bäderflügel in stumpfem Winkel begrenzt. Hiervor war sicher ein Xystus angelegt. Um die mehr in die Breite als Tiefe entfalteten Hauptgebäude lagern sich mehrere Dependancen, die natürlich auch durch Parkanlagen wie im Laurentinum des Plinius verbunden waren.
Einen ganz eigentümlichen Grundriß zeigt die Villa zu Ulrich Grenier, a. o. O., p. 145 ff., pl. 10; Wichmann: Ann. Soc. Hist. et Arch. Lon. 1894 u. 1899.: der große geschlossene Baukomplex erinnert mehr an eine villa suburbana als an ein Landhaus. Nach den Ausgrabungsberichten soll der Haupteingang, der auf einem Bergabsatz von Osten nach Westen sich erstreckenden Villa östlich nach einem offenen Hofe ohne Portikus liegen. Den eigentlichen Blick auf die Villa aber hatte man von dem nördlichen Tal, und hier war ihr auf dem Absatz eine lange Portikus vorgelagert, von der aus man die eigentliche Aussicht genoß. Der Bäderflügel liegt auf einer tieferen Terrasse. Außer dem Hofe erstreckte sich hinter dieser Portikus ein großes Peristyl, jedenfalls als Ziergarten gedacht, auch südlich nach der Bergseite lag eine Säulenhalle. Die eigentlichen Gärten und der Park werden sich östlich und westlich vom Peristyl und Hof erstreckt haben. Im ganzen Lageplan hat diese Villa einige Ähnlichkeit mit der Renaissancevilla Villa Madama am Monte Mario bei Rom. Ein gelöstes Bauwerk, wahrscheinlich die villa rustica, ist auch hier aufgedeckt worden.
Die merkwürdigste aber dieser Villen im Moselgebiete ist die zu Teting gefundene Grenier, a. o. O. (Abb. 95). Sie ist eine der größten diesseits der Alpen, gewiß ein Herrensitz, dessen sich keiner der Großen in Rom zu schämen gebraucht hätte. In herrlichster Lage öffnet sich die imposante, dreiflügelige Fassade nach Südost, davor breitet sich ein mächtiger, 88 m breiter und 60 m tiefer Hofraum, der als reich bepflanzter Garten dem Gebäude dahinter erst seinen vollen Glanz verliehen hat. Wieweit sich dieser Garten noch davor ausgedehnt hat, läßt sich nicht bestimmen. Der Mittelbau wird durch eine mächtige, 44+m breite Exedra gebildet, eine Ausdehnung, die auch für Italien höchst imposant zu nennen wäre, sie wird von beiden Seiten durch zwei halbkreisförmige Zimmer, sogenannte kyzikenische, flankiert. Die Exedra wurde durch eine Säulenhalle gebildet, der eine Art von 2,50+m breiter Estrade oder Terrasse vorliegt, wahrscheinlich eine doppelte Portikus, hinter der man in einem großen mit einer Apsis versehenen Saal trat. Es scheint nach den bisherigen Ausgrabungen, als wenn hinter der Exedra nur wenige Räume lagen. Die eigentlichen Wohnräume befinden sich im östlichen Flügel, dem eine Säulenhalle vorliegt, die sich auch noch um die Schmalseite zieht. Der westliche Flügel enthält die Bäder. Nördlich davor, mit diesem Flügel in keiner Verbindung, liegt eine Diaeta mit mehreren Zimmern; noch weiter nördlich zieht sich eine Portikus mit kreuzförmigem Abschluß hin. Von hier endlich läuft, im rechten Winkel abzweigend, eine 53 m lange Portikus, an deren Ende wieder eine kleine Diaeta angeschlossen ist. Wem kämen nicht unmittelbar die Schilderungen des Plinius in den Sinn, besonders die Portikus in seinem Laurentinum mit dem veilchenduftenden Garten davor und dem Lieblingsgartenhause am Ende derselben? Noch hat man bisher bei den Ausgrabungen der Villen auch hier weder Interesse noch Zeit gehabt, auf das ringsum gebaute Gartenland acht zu geben, doch der Grundriß dieser prächtigen Villa kann als eine Art von Gerüst dienen, um mit Hilfe der Schilderung des Plinius die blühenden Gärten darum anlegen zu können.
Keine der am Rhein ausgegrabenen Villen kann sich dieser an Größe und Ausdehnung gleichstellen; außer den auch hier meist dreiflügeligen Villen zeigt eine jüngst ausgegrabene in Wittlich Westdeutsche Zeitschrift XXXV, 1906, S. 459 ff., Taf. 12 u. 13. (Abb. 96) eine leicht geschwungene Fassadenportikus, der nach dem Berge zu eine gleiche parallel verlaufende entspricht. Diese beiden Portikus verbinden die uns schon bekannten drei Baukomplexe der Bäder, Repräsentationsräume und eigentlichen Wohnräume, die um zwei Binnenhöfe, deren Bewässerungsanlagen deutlich auf Bepflanzung deuten, gruppiert sind. Der Fluß, der in verändertem Bette jetzt bis dicht an die Fassade tritt, hindert die Einsicht, ob je ein Xystus vor der Fassade lag.
Auch nach Britannien herüber trug der Römer seine Gewohnheit des Villenlebens; Faustinus, ein Römer, besaß daheim eine Villa in Neapel und baute sich eine Burg in Suffolk Antoninus, Itinerarium Britannicum, p. 92.. Auch hier finden wir besonders den dreiflügeligen Typus. Ein gutes Beispiel ist die Villa in Spoonley, die einen dem nördlichen Klima angepaßten Bau repräsentiert. Die dreigliedrige Portikus ist hier zu einer Veranda geworden, während die vierte sonst offene Seite durch eine hochgeführte Mauer abgeschlossen ist. Vom Eingangstor zum Mittelbau leitet ein gepflasterter Steg, zu beiden Seiten war jedenfalls ein Vorgarten. Die römische offene Villa hat sich hier zu nordischer Geschlossenheit entwickelt.
Ein glücklicher Zufall hat in einer der rheinischen Villen ein Stück eigentlicher Gartenarchitektur erhalten in dem großen Bassin zu Welschbillig Hettner, Das Provinzialmuseum in Trier 1903, Fig. 77, Rekonstruktion. (Abb. 97), das in seiner Ausdehnung von 58 m Länge und 18 m Breite inmitten eines Parkes gelegen war, der nach der Eleganz dieser einen Piscina von Bedeutung gewesen sein muß. Das Bassin war für Wasserfahrten gedacht. Eine Mauer, an deren Enden Springbrunnen angebracht waren und die natürlich vom Wasserspiegel bedeckt war, zeigt die Fahrrinne an. Das Oblong des Beckens hat am Rande 6 Ausbuchtungen und war mit einem Geländer von eleganter Arbeit umgeben. Als schönster Schmuck aber sind darauf in gleichen Abständen 112 Hermen angebracht gewesen, die, dem Bassin zugewandt, von dort aus betrachtet werden sollten und sich wirksam von dem Grün der Hecken abhoben, die man sich dahinter gepflanzt denken muß.
Alles, was die Römer an Gartenkunst und Pflege in diese Provinzen getragen haben, mußte wieder untergehen, als sie gezwungen waren, ihre Truppen vor dem Ansturm der Germanen zurückzuziehen. Die offenen Villen und Gärten werden als erste Opfer der Völkerfluten gefallen sein, und jahrhundertelang hatten diese nordischen Länder zu warten, ehe aus kleinen Anfängen ihnen aufs neue eine Gartenkunst erblühen sollte. Hier im Norden zerriß der Faden, und nach dunklen und wilden Zeiten werden wir erst eine neue Spur, wieder vom Süden herleitend, aufsuchen müssen. In den eigentlichen Mutterländern der antiken Kultur kann man in diesem Sinne von völligem Aufhören und Verwischen jeglicher Kontinuität kaum sprechen, aber einzelne Gebiete, insbesondere in dem schwer heimgesuchten westlichen Italien, scheinen allerdings lange Zeitstrecken hindurch in völliges Dunkel zu sinken. Diese Länder werden nicht nur für die Gartenkunst sondern für jede Kultur überhaupt geschichtslos. Dafür hält nicht allein Byzanz die Tradition der Garten- und Villenkunst lange aufrecht, bis sie ihm von anderen Völkern aus der Hand genommen wird, sondern auch in Spanien, Südfrankreich und Italien selbst können wir doch an einzelnen Punkten immer wieder, schwächer und deutlicher, bis ins VI. Jahrhundert ein Fortwirken der antiken Kultur nachweisen. Gerade auch durch ihre Überwinder, die germanischen Eindringlinge, wird diese hier durch Anlage von Bauten und prachtvollen Gärten festgehalten. Gerne nehmen sie von den Villen und Gärten ihrer römischen Vorgänger Besitz, wie die in Nordafrika verweichlichten Vandalen, von denen Prokop Prokop, Bell. Vand. II, 6. erzählt, daß sie es sich wohlsein ließen in den herrlichen, wasserreichen und schattigen Paradiesen, die sie bei Karthago vorfanden. Daß diese Gärten noch ähnlich ausschauten wie zur klassischen Blütezeit, erfahren wir von Luxorius, der in zwei seiner Epigramme die aussichtsreichen Türme, die klaren lauschigen Quellen, die köstlichen Lusthäuser lobt, sich an den duftigen Blumen und dem Vogelgesang erfreut. Riese, Antol. Lat. I, 216, 226 (304, 332).Freilich ist damals und früher schon der Geschmack und der Ausdruck der Schilderung verwildert und abgeleitet. Das sehen wir besonders in der Beschreibung, die Apollinaris Sidonius uns von seiner Villa Avitiakum in der Auvergne gibt. Sidonius Apollinaris, epist. II, 2.. Das Bestreben mit Plinius zu wetteifern, ist offenbar. Ganz nach dem Schema seines Vorbildes wird zuerst die Annehmlichkeit der Lage nach Süden und die herrliche Aussicht gepriesen. Bei den Bädern verweilt er, besonders bei einer Piscina, die man ohne Unbescheidenheit mit einem öffentlichen Werke vergleichen könne. Sie wird von Kanälen mit Löwenköpfen als Ausfluß gespeist. Eine lange Portikus möchte er zwar nicht Hippodrom, aber doch Kryptoportikus nennen Sidonius Apoll., ep. II, 2, 10: vestibuli longitudo ... etsi non hippodromus, saltim cryptoporticus meo mihi iure vocitabitur.. Man sieht, er weiß nichts Rechtes mehr mit den Begriffen anzufangen. Weiter schildert er einen grünen Hof (area), den er auch am liebsten Hain (nemus) nennen möchte. Dieser liegt am Ausgang der Portikus neben dem See, der mit seiner Insel in der Mitte der Stolz seiner Besitzer ist. In der Area verschlingen zwei herrliche Linden ihre Kronen zu dichten Schatten miteinander. Das ist der Körper der sehr wortreichen Schilderung. Das antike Gewand sitzt ihm schon gar lose.
Die offene Villa der alten Welt wird in jenen Gegenden und Zeiten, in denen Sidonius lebt, mehr und mehr von den Fluten der Völkerwanderung bedroht. Die große Unsicherheit des Lebens verlangte festere Wohnplätze, und Sidonius selbst zeigt uns in einer unschätzbaren Schilderung, wie damals der Übergang vollzogen wurde von der Villa zum mittelalterlichen Ritterschloß. Der Burg (»burgus«) des Pontius Leontius, seines Freundes, widmet er ein Gedicht Sidonius Apoll., carm. XXII, Burgus Pontii Leontii. Heute ein Flecken Bourg-sur-Gironde. Mon. Ger. Hist. 7, VIII, Index locorum. p. 441.. Weithin sichtbar auf hohem Berge am Zusammenfluß der Garonne und Dordogne erhebt sie sich in mehreren Terrassen am Abhang, von hohen Mauern und Warttürmen umgeben, die Schmuck zugleich und Wehr sind. Einen Wallgraben, der sich längs der Befestigung hinzieht, nennt er Thermen, vielleicht um anzudeuten, daß er für das Kaltbad benutzt wird, denn ein Warmbad innerhalb der Mauern wird noch erwähnt. Die Gliederung der Teile im Innern bilden verschiedene Portikus, die sich nach verschiedenen Himmelsrichtungen öffnen und von denen zwei als oval geschildert werden, von gekrümmten Wegen durchschnitten, so daß wir außerhalb dieser Wege die übliche Bepflanzung der Portikus voraussetzen dürften. Ebenso wie eine Sommer- und Winterportikus wird auch das Winterhaus der Herren, die schöne Frauenwohnung und eine Kapelle genannt. Die Kornspeicher müssen hier natürlich auch innerhalb der Befestigung liegen. Das Bild dieser Befestigung wird durch einen Bergfried, der auf der höchsten Spitze liegt, vervollständigt, oben hat er einen Söller, der einen weiten Ausblick gestattet. Neben einer der großen ovalen Doppelportikus wird ein fließender Kanal Euripos genannt, der aus einem höher gelegenen hängenden See den lacus pendens haben wir auch schon früher kennen gelernt, vgl. Plinius ep. I, 3, 1 quid euripus viridis et gemmeus? quid sublatus et serviens lacus? seine Fluten herabführt, jedenfalls in ein nicht erwähntes Bassin auf einer niederen Terrasse. Ein Lorbeerboskett fehlt nicht, um dem Spaziergänger Schatten zu gewähren und ebenso ein liebliches Nymphäum, es ist ein Quell, der ohne Kunst nicht in prächtigem Marmor, sondern in porösem Tuffstein gefaßt und rings umgeben von Grottenwerk ist, außerhalb der Mauern ist der ganze Burghügel mit Reben bepflanzt. So finden wir alle Bestandteile der Villa hier wieder, und deutlich erkennbar sind auch die verschiedenen Teile der Ritterburgen späterer Zeit aus den Villengebäuden hervorgegangen. Alles ist enger zusammengerückt, um Platz zu sparen und um nach außen hin den wehrhaften Anblick zu zeigen. Auf diesen Herrensitzen des stolzen gallischen Adels mit seinem Vasallengefolge bereitete sich der mittelalterliche Feudalismus in Lebens- und Wohnweise vor. Sidonius' Briefe und Werke geben uns manche Probe in lebendigen Bildern von dieser Entwicklung.
In Italien selbst ist der Westen, die große Völkerstraße der germanischen Heerwanderungen über Toskana nach Rom hin so häufig den Verwüstungen ausgesetzt gewesen, daß in diesen klassischen Stätten der Gartenkultur sich wenig bis über das V. Jahrhundert gerettet haben wird. Als aber die Kaiser selbst sahen, daß ihnen an der Ostküste ein sicherer Zufluchtsort winkte, und sie ihre Residenz nach Ravenna verlegten, hat sich dort durch günstige Umstände gesichert noch 150 Jahre etwa eine Freistatt antiker Kultur erhalten. Die ravennatische Küste war schon zur früheren Kaiserzeit mit Villen und Lustschlössern bedeckt. Nero hatte einst, um dort in den Besitz einer köstlichen Villa zu gelangen, seine Vaterschwester Domitia ermorden lassen, er selbst hatte sich an dieser Stelle ein prächtiges Lustschloß erbaut Friedländer, Sittengeschichte Roms in der Zeit von Augustus bis zum Ausgang der Antonine III, 6. Aufl., Leipzig 1800, S. 115., das noch zur Zeit des Cassius Dio bewundert wurde. Martial preist das herrliche Meer mit seinem Villenstrande, an dem er gerne sein Leben beschließen möchte Martial IV, 25.. Weit berühmt war schon damals das Pinetum, ein meilenweiter Pinienwald, dessen Kronendach kühlen Schatten im Sommer gewährte, während sich im Frühling der Boden mit zahllosen Blumen bedeckte. Nachdem Ravenna Residenz geworden war, zog sich natürlich die ganze vornehme Welt aus den unsicheren römischen Villenplätzen hierher zurück. Der Gote Theoderich aber, der sich völlig als ein Erbe der Römer fühlte und dessen Gesinnung sich in seiner Anordnung für seinen Baumeister aussprach: »von den Werken der Alten sollen sich die unseren nur durch die Neuheit unterscheiden«, hat nicht nur das Alte geschont, sondern sich auch in seinen großartigen Neubauten möglichst an seine Vorbilder angelehnt. Von seinem vielberühmten Palaste freilich ist uns nicht einmal eine Ruinenspur geblieben, doch zeigt ein Mosaik in der Kirche Sant' Apollinare Nuovo, das die Unterschrift Palatium trägt, wahrscheinlich den Hauptteil des Gebäudes. Auch hier wieder wird eine Portikusfassade von einem Turme flankiert und dahinter liegen verschiedene Peristyle mit anderen Gebäuden. Zwischen den Säulen befinden sich Spuren von Statuen, die einem späteren verunstaltenden Zusatz von Vorhängen haben weichen müssen W. Götz, Ravenna, S. 51 (Berühmte Kunststätten)..
Ein anderes Denkmal ist in dem Grabmal Theoderichs erhalten, heute liegt der Bau außerhalb der Stadt in einem dichtbelaubten Park, einst war hier noch eine lebhafte Vorstadt. Gleichwie Augustus sich zu Lebzeiten ein Grabmal erbaute, es mit einem Park umgeben ließ und diesen dem Volke schenkte, so errichtete sich auch Theoderich diesen stolzen Rundbau. Auch ihn werden wir uns mit Bosketts und Spazierwegen umgeben denken müssen. Ging auch die große Zeit Ravennas mit Theoderich zu Grabe, so blieb die Stadt doch weiter eine Hochburg byzantinischer Kunst. Und dieser danken wir es, daß Italien nicht entblößt war von Vorbildern, von denen die Kulturträger des Mittelalters, die Mönche, die Gartenkunst lernen und, wenn auch an bescheidenem Faden, die Traditionen des Altertums weiterführen konnten.