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II. Westasien im Altertume

2. Kap.
Der Zedernwald im Gilgamesch-Epos

Der frühen und kunstvollen Ausgestaltung des ägyptischen Gartens hat die Geschichte nichts Gleiches zur Seite zu stellen. Wenn es auch scheint, daß der asiatische Orient im Alter seiner Kultur den Wettkampf mit Ägypten aufnehmen will, so sind doch die Denkmäler der Literatur und viel mehr noch der bildenden Kunst, die von einer Gartengestaltung sprechen, bedeutend später als in Ägypten. Von wesentlich anderer Seite als die Bewohner des Niltales, die gerade die Abnormität ihres Landes zu ihrer Gartenkultur führte, gelangten die babylonischen Völker zu einer kunstmäßigen Pflege der Natur. Ihnen gebührt das Verdienst, die eigentlichen Schöpfer des Parkes zu sein.

Ein Park kann sich nur in einem von Natur waldreichen Lande entwickeln oder doch in einem, wo der Boden nicht so kostbar ist, daß man nicht weite Gebiete davon mit waldartigen Anpflanzungen bedecken könnte. In dem historischen Ägypten mußte man zu sehr mit der Kulturnutzbarkeit rechnen. In den Ländern Westasiens lagen sogar Wohnungen mächtiger Herrscher inmitten von Wäldern. So erzählt das Gilgamesch-Epos, die älteste babylonische Heldensage, von einem solchen Waldschlosse. Die wilden Gestalten dieses Epos weisen noch deutlich Züge auf, welche die Herkunft aus tierischen Halbgöttern verraten. In Feld und Wald haben sie ihre Heimat gehabt, und wie sie der Natur noch nahe stehen, hat auch ihre Freude an der Natur etwas unmittelbar Ursprüngliches: Der König Gilgamesch zieht mit seinem Freunde Engidu aus, um den elamitischen Tyrannen Humbaba, den Wächter des Zedernwaldes, zu erschlagen. Sie suchen ihn, der zum Schrecken der Menschen bestimmt ist, dessen Atem wie ein Sturmgebrüll im Walde ist, in seiner Wohnung auf. Diese liegt auf einem sehr hohen Berge, der von einem Walde umgeben ist, und die Ankommenden

»stellen sich hin und schauen den Wald an:
von der Zeder betrachten sie ihre Höhe,
von dem Walde seinen Eingang,
wo Humbaba einhergeht hohen Tritts.
Die Wege sind gerade angelegt, schön zugerichtet ist der Pfad.
Sie sehen den Zedernberg, die Wohnstätte der Götter, das Heiligtum der Irnini.
Vor dem Berge erhebt die Zeder ihre üppige Fülle,
ihr guter Schatten ist voll Jauchzen,
es birgt sich darin Dorngesträuch, es birgt sich darin dunkler Stechdorn,
es bergen sich unter den Zedern wohlriechende Pflanzen.« Jensen, Das Gilgamesch-Epos: Keilinschriftl. Bibl. VI, S. 157. Das Gilgamesch-Epos übersetzt von Ungnad, erklärt von Gressmann, 1911, S. 27: Forschungen zur Relig. u. Literatur des alten u. neuen Testamentes, Heft 19.

Von einem eigentlichen Park in späterem Sinne ist hier noch nicht die Rede. Es fehlt einmal die Einfriedigung mit Wall oder Zaun, die den Wald vom Park unterscheidet G. Smith, The Chaldaean Account of the Genesis, newly ed. by A. H. Sayce 1880, p. 218 ff., spricht irrtümlich von einer Einzäunung u. Park, ebenso Delitzsch, Wo lag das Paradies? und Sybel, Christliche Antike I, S. 160., anderseits ist hier ausdrücklich immer nur vom Wald (qistu) die Rede, nicht von Park oder Garten (kirū), ein Wort, das bezeichnenderweise Baumreihe bedeutet Bruno Meißner, Babylon und Assyrien, Kulturgeschichtliche Bibliothek, p. 199., also schon durch seine Bedeutung eine anschauliche Vorstellung einer regelmäßigen, von Menschen gepflanzten und gepflegten Anlage gibt. Immerhin aber ist dieser so unmittelbar wirklich geschilderte Zedernwald des Humbaba mit seinen geraden und gepflegten Wegen – auch von einem Waldwärter ist die Rede –, mit dem Unterholz von Sträuchern und wohlriechenden Pflanzen ein Vorläufer, ein Ausgangstypus für die historischen Parks. Tief eingewurzelt ist diesen Völkern die Verehrung für die hochragenden Bäume, deren Schatten »voll Jauchzen« ist. Die gleiche Bewunderung, wie sie sich im Gilgamesch-Epos ausspricht, fällt auch noch in spätester Zeit den Griechen als ein charakteristischer Zug der asiatischen Völker auf.

Wenn auch Humbaba um irgendeines Frevels willen den Tod erleiden muß, so war doch der Zedernhain, den er bewohnte, heilig, ein Wohnsitz der Götter. Und von heiligen Götterhainen berichten schon die alten sumerischen Königsschriften. Urukagina nennt einen heiligen Hain der Göttin Ninmah Thureau-Dangin, Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften: Vorderasiat. Bibl. I, Abt. 1, S. 56.. Der heilige Baum, der als der Baum des Lebens eine göttliche Verehrung genoß, hat schon früh eine sakral-ornamentale Gestalt erhalten, der man aber immer noch die Herkunft aus der Palme deutlich ansehen kann. Auf den frühesten erhaltenen Denkmälern erscheint dieser Baum meist von zwei anbetenden Genien umgeben Victor Place, Niniveh et l'Assyrie 1869–70, pl. 76 e..

Abb. 27
Primitive Baumtypen

Nach Rawlison

Neben den Baumparks Die Dattelpalme ist der einheimische Baum für das Zweistromland. Unendlich reich ist seine Verwendung in Frucht, Blatt, Blüte und Rinde. Plato noch berichtet im Symposion von einem alten Hymnos, der nicht weniger als 360 Arten der Verwendung des Baumes aufzählt. Siehe Meißner Babylon und Assyrien, S. 200. dürfen aber auch Weinbau und andere Nutzpflanzungen in allerältester Zeit angenommen werden. In dem frühesten Berichte eines Krieges zwischen Ägypten und Asien, etwa um 2500 v. Chr., heißt es »das Heer kehrte wohlbehalten nach Ägypten zurück, nachdem es seine (des Feindes) Feigenbäume und Weinstöcke umgehauen hatte« Ungnad, Ranke u. Gressmann, Altoriental. Texte u. Bilder, S. 234.. Das ist ein feindlicher Racheakt, der im Orient immer wiederkehrt, auch im Palast zu Kujundschik in der letzten assyrischen Zeit sehen wir auf einem Bild ein feindliches Heer bei der Belagerung einer Stadt damit beschäftigt, Palmenbäume umzuhauen Austen Henry Layard, Monuments of Niniveh, London 1849–53, I, 73.. Jener ägyptische Kriegsbericht führt wohl an die Westküste in die Nähe des alten Byblos. Doch rühmt sich wenig später, etwa um das Jahr 2340, auch der sumerische König Gudea seiner Weinpflanzungen, die er angelegt habe, auch Fischteiche, die er mit Rohrpflanzungen eingefaßt habe B. Meißner, Assyriolog. Studien: Mitt. der vorderasiat. Gesellschaft 1910, V, S. 9., werden erwähnt, wie sie noch auf späteren Bildern ein Stolz der Könige sind. Von einem Parke aber spricht erst Tiglatpileser I. um das Jahr 1100 v. Chr. »Zedern und Ukarin (Buchsbaum), Ualkani- Holz, aus den Ländern, die ich erobert, diese Holzarten, die unter den Königen, meinen Vorfahren, keiner gepflanzt hatte, nahm ich mit und pflanzte sie in den Parks meines Landes an. Auch kostbare Gartenpflanzungen, die es in meinem Lande nicht gab, in den Parks Assyriens pflanzte ich sie« Prismainschr. Tiglatpileser I, VII, 17 ff.: Keilinschriftl. Bibl. I, 41.. Parks also gab es lange bei seinen Vorfahren, er aber will der erste sein, der, wie 500 Jahre früher die ägyptische Königin, ausländische Gewächse in der Heimat akklimatisierte. Die Parks waren der größte Schmuck des Landes, daher auch den feindlichen Verwüstungen zuerst ausgesetzt. Neben den Nutzpflanzungen und den kostbaren Nutzhölzern enthielten sie in erster Linie große Jagdgründe. Tiglatpileser rühmt sich, wie er junge Wildochsen, Hirsche, Steinböcke, ja selbst junge Elefanten nach seiner Hauptstadt Assur gebracht habe und sie dort in seinen Parks wie Schafherden habe großziehen lassen, auch Dromedare führte er ein und fremde Könige sandten ihm als Geschenk »Tiere des großen Meeres«, für die er dann große Fischweiher anlegte.

Abb. 28
Sakraler Baum

Nach Rawlison

Noch immer aber lassen uns bildliche Darstellungen im Stich. Den Reliefs dieser Zeit bis ins IX. Jahrhundert fehlen die landschaftlichen Hintergründe fast noch ganz. Nur selten finden sich hier und dort schlechtgezeichnete Baumtypen (Abb. 27), unter denen die Palme am deutlichsten erkennbar ist, hin und wieder auch Weinstöcke Mansell, Photogr. N. 378, 396, 398 u. 405; Layard, Niniveh I, 33.. Neben diesen Versuchen einer realistischen Pflanzendarstellung geht die sakrale Versinnbildlichung heiliger Bäume einher, die ganz ornamental gehalten sind und daher hier nur noch als ein Zeichen der Gesinnung dieser Völker den Bäumen gegenüber in Betracht kommen kann (Abb. 28). Erst von der zweiten Hälfte des VIII. Jahrhunderts an beginnen die jüngeren assyrischen Großkönige nicht nur ihre Parkanlagen in den Inschriften zu rühmen, sondern sie auch auf den Schmuckreliefs ihrer Paläste darzustellen. Zunächst zeigen die sehr häufig auftretenden landschaftlichen Hintergründe, daß das Interesse der bildenden Kunst sich nicht mehr allein auf den Menschen konzentriert. Bei den üblichen Szenen von Jagd, Krieg, Gelage und Palastbau bemüht man sich, die Landschaft darzustellen, die Berge und die sorgfältig gezeichneten Bäume und andere Pflanzen, allerdings ganz auf Kosten der Größenverhältnisse und Perspektive. Die frühesten dieser Bilder stammen aus dem Palaste, den sich der kühne und mächtige Sargon erbaute. Er gründete oberhalb Ninive eine Stadt Dur-Sharukin »gemäß dem Befehl der Götter und nach dem Wunsche meines Herzens«. Er umgab sie mit einer großen Mauer und legte zugleich einen Park an »gleich dem Hamanusgebirge, worinnen alle Gewächse der Flora des Hethiterlandes und die Kräuter des Gebirges allesamt gepflanzt sind« Die Keilinschriften Sargons 1889, Bd. I, S. 89, Zeile 65 u. 66.. Wahrscheinlich hat dieser Park neben dem Palast gelegen, dessen Trümmer man unter dem Dörfchen Khorsabad gefunden hat und der sich nördlich an die Stadtmauer anlehnte Botta P. E. et Flandin, Monument de Niniveh, Paris, 1849/50; Perrot et Chipiez, Histoire de l'art II, p. 422 ff.. Der Amanus, der in dieser und allen folgenden Parkinschriften eine so große Rolle spielt, liegt an der äußersten Nordostküste des mittelländischen Meeres und zieht sich zum cilicischen Taurus empor. In allen weiteren Königsinschriften, die sich ihrer Parks rühmen, kehren fast wie ein Epitheton ornans die Worte wieder »gleich dem Amanusgebirge«. Solch eine halb gedankenlose Übernahme des Wortlautes einer Inschrift in die andere findet sich in diesen Denkmälern nur zu häufig, und die Frage kann nur sein, worin ursprünglich die Ähnlichkeit oder Nachahmung des Amanusgebirges bestanden haben kann. Der Amanus ist das Gebirge des Hethiterlandes, und von den Hethitern haben die Assyrer zweifellos großen Einfluß in ihrer Baukunst erfahren. In denselben Inschriften heißt es ebenso typisch von gewissen Palastteilen »ich erbaute ein Chilani nach Art eines Palastes der Hethiter«. Da man unter diesem Chilani wohl eine auf Säulen ruhende offene Halle verstanden hat Puchstein, Die Säule in der assyrischen Baukunst: Archäol. Jahrb. 1892, S. 1 ff. sucht in den Chilani offene auf Säulen ruhende Hallen. Otto Weber, Die Kultur der Hethiter, Orbis Pictus Bd. 9, S. 11, glaubt sie für die großen Tore mit den Tierkolossen in Anspruch nehmen zu dürfen. Hoffentlich bringt eine Entzifferung der Hethiterhandschriften größere Klarheit in diese wichtigen Fragen., die jedenfalls auf Parkanlagen geschaut oder in einem Park gelegen hat, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß auch der Stil der Parkanlagen von den Hethitern entlehnt oder beeinflußt sein könnte Den Hethitern jedoch den Ruhm zuschreiben zu wollen, den man später syrischen Gärtnern beilegte (Plin. n. h. 20, V, 16), wie Meißner, Assyrolog. Studien, S. 18, Anm., geht doch nicht an.. Wahrscheinlicher aber ist es und auch dem Wortlaut der Sargoninschrift gemäß, daß man die schöne Flora des baum- und wasserreichen Gebirges in der babylonischen Ebene akklimatisiert hat, ähnlich wie Hatschepsut in ihrem Tempelgarten »ein Punt« anlegt. In letzter Zeit hat man auch den Versuch gemacht, den Zedernberg des Humbaba auf das Amanusgebirge zu verlegen Ungnad u. Gressmann, Das Gilgamesch-Epos, S. 112.. Jedenfalls gehören Zedern immer wieder zu dem Hauptausfuhrartikel dieser Gegend. Ganz abzuweisen aber ist die Ansicht, als wollten die assyrischen Könige mit dem »gleich dem Amanusgebirge« eine Nachahmung des Gebirges als Formation, als Landschaft ausdrücken und damit einen malerischen Stil im chinesisch-englischen Sinne andeuten Puchstein, a. a. O., S. 5 u. Anm. 17, weist zwar die Ansicht Köhlers (Athen. Mitt. VII, p. 5) zurück, der die Landschaftsgärtnerei für ganz Asien in Anspruch nimmt, möchte aber die Hethiter als ihre Urheber ansehen, denen dann die Assyrer gefolgt seien.. Diese westasiatischen Parks waren regelmäßig angelegt, wie aus ältester Zeit das chaldäische Wort kiru – Baumreihe – beweist und wie in spätester Xenophon, die strenge Regelmäßigkeit der Baumreihen dieser Parks bewundernd, bestätigt. Auch die erhaltenen Denkmäler zeigen das vielfach. Die Assyrer haben eine große Vorliebe für künstliche Hügel und Terrassenbauten gehabt, ihre Paläste errichteten sie auf ungeheueren Erdaufschüttungen, auch Kapellen und Tempelchen sind auf kleinen Hügeln inmitten ihrer Parks erbaut (Abb. 29). Meist sind diese kleine, offene Säulenhallen, die in der Nähe von Wasserläufen auf einer Erhöhung liegen, die regelmäßig mit Bäumen, Pinien und Zypressen, bepflanzt ist; manchmal ist dieser Hügel auch von einem kleinen Altar gekrönt Botta et Flandin, Monum. de Niniveh II, pl. 114., während die Halle danebenliegt. Ob diese Tempelchen im »Chilanistil« erbaut sind, ist noch unaufgeklärt. Nur ganz von ferne möchte man an ein Gartenmotiv erinnern, das in späteren Gärten durch alle Jahrhunderte anzutreffen ist, den Aussichtshügel, in der deutschen Gartensprache Schneckenberg genannt, für den der Zypressenhügel in der Villa Medici ein klassisches Beispiel bildet.

Abb. 29
Tempel und künstlicher Hügel im Park Khorsabad

Nach Botta und Flandin

Weit eingehender als Sargon unterrichtet uns sein Sohn und Nachfolger Sanherib über die Anlage seines Parks. Er erbaute sich einen »Palast, der seinesgleichen nicht hatte«, auf einem riesigen Terrassenunterbau. In seinen Prachtsälen erzählen zahlreiche Reliefs, mit welch ungezählter Menge von Menschen der Herrscher sein Haus errichtet hat. Bei allen wichtigen Ereignissen zeigt sich der Großkönig selbst Layard, Mon. of Niniveh II, pl. 12–15, 17 etc.. An diesem Palast legte er auch einen Park an, »gleich dem Amanusgebirge«, worinnen alle Gewürze, Baumpflanzungen, das Erzeugnis des Gebirges und Chaldäas wachsen. »Um die Pflanzungen anzulegen, habe ich das Feld außerhalb der Stadt, 3 Pt. (?) groß, den Niniviten zu geteilt und sie damit belehnt.« Noch ausführlicher berichtet er an anderer Stelle »Oberhalb und unterhalb der Stadt legte ich Gärten an; botanische Produkte des Gebirges und der Länder ringsumher, alle Spezereipflanzen des Hethiterlandes, Myrrhen, die in den Gärten besser als in ihrem Heimatlande wuchsen, alle Anpflanzungen von Gebirgsweinen, die Obstsorten aller Völker; Spezereipflanzen und Sirdubäume pflanzte ich für meine Untertanen Meißner, Assyr. Stud., S. 19.. Damit die Pflanzungen gediehen, habe ich vom Gebiete der Stadt Kisiri bis in die Umgegend von Ninive das Gebirge und das Feld mit eiserner Hacke geebnet und einen Kanal hineingeleitet, 1½ Wegstunde vom Chusurflusse habe ich fließendes Wasser dorthin geleitet und zwischen diesen Pflanzungen es fließen lassen als Tränkrinne. Um den Wasserlauf im Garten aufzuhalten, machte ich einen Teich und pflanzte darin Rohrpflanzungen ... Auf Befehl des Gottes gediehen die Gärten, sämtliche Wein- und Obstpflanzungen, Sirduholz und Gewürze gewaltig.

Abb. 30
Festhaus des Sanherib, Assur

Nach Andrae

Die Zypressen, Palmen und alle Bäume wuchsen prächtig und sproßten reichlich. Den Rohrpflanzungen ging es sehr gut ... Palmen, Zypressen und die Früchte der Baumpflanzungen, das Rohr im Teiche schnitt ich ab und verwandte es für die Bedürfnisse der Paläste meiner Herrschaft« Meißner u. Rost, Die Bauinschriften Sanheribs 1893, S. 15.. Sanherib ist besonders stolz auf seine Wasserleitungen, deren weise Verteilung allerdings eine Lebensfrage für das ganze Land war. Wie später die Päpste der Renaissance in Rom leitete der Großkönig das Wasser zuerst in seine Gärten, dann erst der Stadt zu. Sanherib scheute auch nicht vor den schwierigsten Aufgaben zurück. Ein Festhaus W. Andrae, Das Festhaus des Sanherib: Mitt. der deutschen Orient-Gesellsch. 1907, N. 33, 4. erbaute er dem Gotte Assur auf nacktem Felsboden. Aber ringsumher hat man bei den Ausgrabungen Spuren gefunden, die die Gewißheit eines blühenden großen Gartens, den sein Befehl um das Haus des Gottes aufsprießen ließ, geben (Abb. 30). Vor dem Hause fließt ein gemauerter Kanal, von hier gehen parallel verlaufend verschiedene schmälere Wasserrinnen, die Pflanzen und Bäume verbindend, deren Gruben noch sichtbar sind. Diese Pflanzengruben sind kreisrund, bis 1+½ m tief in den Fels gegraben. In erstaunlicher Ausdehnung bis 16+000 qm kehren diese Spuren wieder. Wir begreifen, wie diese gewaltigen Herrscher ganze Völker, die sie in die Gefangenschaft führten, für ihre Werke aufbrauchten. Dazwischen lagen dann große Sammelbecken, von denen man auch drei gefunden hat. Wir können sie, nach den Inschriften ergänzend, mit Rohrpflanzen umkränzt und mit Fischen belebt denken. Solche Teiche mit Rohrpflanzungen hatte ja schon König Gudea in seinem Parke angelegt. Wie diese Teiche aussehen, zeigen zahlreiche Reliefs: Rohr und Schilf wächst oft so hoch, daß eine Sau mit ihren Jungen, Hirsche und Rehe, ja, wenn man den Bildern trauen kann, selbst Roß und Reiter sich darin bergen können. In diesem großen Parke stand nun das Festhaus des Gottes Assur mitten im Schatten verborgen Layard, Monuments of Niniveh II, pl. 12 u. 27.. Dort empfing der Gott jährlich am Neujahrstage festlich sämtliche übrigen Götter.

Abb. 31
Garten, von Wasser umgeben

Nach Layard

Im Innern umschloß das Haus einen großen Gartenhof, wo vier Reihen von Pflanzengruben, die schönen regelmäßigen Pflanzungen anzeigen. Von zwei Seiten umgaben den Hof Säulenhallen, einen Tempelgarten bildend, wie wir ihn ähnlich schon in Ägypten angetroffen haben.

Von der Art der Bewässerung erzählt auch ein Bruchstück einer leider sehr zerstörten Tafel Layard, Discoveries in the Ruins of Niniveh and Babylon 1853, p. 232.. Von einem breiten Fluß sind kleinere Kanäle abgezweigt, die sich durch regelmäßige Baumreihen verschiedenster Art ziehen. Fast scheint es, als wären die einzelnen Baumarten wie in Ägypten in verschiedene Gärten mit kleinen Mäuerchen abgetrennt, vielleicht sind es aber auch nur Wege (Abb. 31). Das Wasser ist reich an Fischen und Krebsen, Gondeln fahren darauf, und an einer Seite wird ein Mann an einem Seile herabgelassen, wahrscheinlich um Wasser zu schöpfen. Meistens bepflanzte man die Ränder der Bassins mit Baumreihen innerhalb der Gärten. Aber auch draußen ziehen den Wasserläufen entlang regelmäßig gepflanzte Baumreihen in der Ebene, während das seltsam schematisch gezeichnete Gebirge unregelmäßig verteilte Baumgestalten hat; denn auf baumreichen Hintergründen werden jetzt alle Züge der Krieger und Gefangenen, selbst Schlachten, dargestellt.

Neben der obenerwähnten Tafel wurde ein anderes abgebrochenes Stückchen, das auch ein Gartenfragment darstellt Layard, Discoveries, p. 232., gefunden: Eine Reihe von Säulen trägt ein starkes aufgelegtes Dach, auf dem mehrere regelmäßig gestellte Bäume gepflanzt sind, also augenscheinlich eine Terrasse mit starker Erdschicht: der Teil eines hängenden Gartens (Abb. 32). Daß die Babylonier und Assyrer die Erfinder der hängenden Gärten sind, wissen wir aus literarischen Quellen. Allerdings zeigt dieses winzige Stückchen eines immerhin kleinen Gartens nichts von der so viel bewunderten Großartigkeit der sogenannten hängenden Gärten der Semiramis, von denen griechische Schriftsteller so viel zu erzählen haben Strabo XVI, 738; Diodor II, 10; Josephus nach Berosus, Ant. iud. X, 226; Curtius V, 1, 32..

Abb. 32
Hängender Garten

Nach Layard

An Semiramis' Namen, deren geschichtliches Dasein sich wahrscheinlich im IX. Jahrhundert abspielte Lehmann-Haupt, Die historische Semiramis und ihre Zeit, 1910., hat sich unausrottbar die Errichtung aller großen Bauten geknüpft. Gegen die Zuweisung der hängenden Gärten hat schon das Altertum lebhaft polemisiert. Diodor, der sich bei seiner Schilderung Babylons auf Ktesias und Kleitarch beruft, sagt ausdrücklich, sie seien nicht von Semiramis, sondern von einem assyrischen Könige angelegt, der sie für eine seiner Palastfrauen, die aus Persien stammte, erbaut habe, um ihr ihre bergige Heimat in Erinnerung zu bringen. Berosus war noch genauer unterrichtet, er schreibt sie Nebukadnezar zu und läßt sie seiner medischen Gemahlin zuliebe errichten. Die Quellenfrage liegt hier zu verwickelt, um irgend etwas Sicheres darüber auszumachen. Eines scheint nur mit völliger Sicherheit hervorzugehen, daß die beiden Hauptschilderer Strabo und Diodor zwei verschiedene Quellen vor Augen gehabt haben, was nur die sehr verständliche Annahme bestätigt, daß die Anlage von hängenden Gärten eine häufige und verbreitete Sitte war. In einem einzigen Punkte stimmen Diodor und Strabo überein, das ist in dem Maß der Seitenlänge des Unterbaues von vier Plethra (480 m) und darin, daß dieser ein Viereck war. Diodor läßt auf diesem Unterbau stufenförmig sich nach oben verjüngende Terrassen aufsteigen, »einem Theater ähnlich«, nur daß hier die Umgänge um das freistehende Viereck sich herumziehen. Unter den Terrassen waren die das Ganze stützenden Gewölbe als prächtige fürstliche Gemächer eingerichtet, die Oberlicht von der höheren Terrasse erhielten und durch zehn Fuß breite Eingänge in den gewaltigen Stützmauern auf jeder Terrasse zugänglich waren. Die oberste Terrasse, die Diodor auf einem Hohlraum von 50 Ellen Höhe ruhen läßt, nahm den Hauptgarten auf. Um die Feuchtigkeit von unten abzuhalten, nach oben zu regulieren, war die flache Decke durch eine höchst kunstvolle Schichtung gebildet: auf Steinbalken folgte eine Schicht von Rohr und Asphalt, auf diese Ziegel mit Gips untermischt, darauf lag eine Bleidecke, die nun bestimmt war, die ungeheure Humusschicht zu tragen, um darauf einen Garten mit hohen Bäumen zu pflanzen. Den ganzen Aufbau nennt Diodor bergig. Wir dürfen annehmen, was andere, besonders auch Berosus bestätigen, daß auch die Umgänge der einzelnen Terrassen bepflanzt waren, so daß der Anblick im ganzen einem grünen Berge wohl ähnlich gesehen hat. Der architektonische Gedanke solcher Bauten war der babylonischen Kunst durchaus nicht fremd, die sogenannten Etagentürme, die, auch viereckig, häufig bis zu sieben Etagen aufstiegen, müssen von ähnlichen Baugedanken ausgegangen sein. Kein altes Bild unterstützt anschaulich diese Schilderung Diodors. Doch finden sich auf diesem Erdteil, wo die Tradition allen Umwälzungen zum Trotz Jahrtausende siegreich überwunden, noch heute in Persien Beispiele ähnlicher Gartenanlagen. In den gesegneten Gefilden von Schiras lehnt sich an einen der steilen Berghänge ein Terrassengarten, der Bagh-i-Takht (Abb. 33), der Garten des Thrones, der, wenn auch nicht ganz freistehend, doch mit seinen stufenförmig sich verkleinernden Terrassen ein Bild dessen, was Diodor den Berg nannte, geben könnte.

Abb. 33
Bagh-i-Takht (Garten des Thrones) bei Schiras

Phot.

Und näher unserer Anschauung – vielleicht nicht völlig unbeeinflußt von Diodors Schilderung – erhebt sich im Lago Maggiore der künstliche Terrassenhügel von Isola Bella. Diodor spricht nichts von dem Aufgang; wahrscheinlich waren Treppenstufen innen wie in den Theateraufgängen angebracht, ähnlich wie in dem Garten bei Schiras auch.

Strabos Schilderung weicht in wesentlichen Zügen von Diodor ab. Er läßt die Ebene des hohen Gartens von einem Gewölbesystem getragen werden, das auf übereinandergestellten Würfeln ruht. Diese Würfel sind innen hohl und mit Erde gefüllt, um die Wurzeln der höchsten Bäume aufzunehmen. Dadurch konnte die Humusdecke des Daches viel dünner sein, da sie nur die Wurzeln leichterer Pflanzen zu ernähren brauchte. Es ist dies übrigens im Prinzip das gleiche System, wie in dem Garten bei dem Festhause des Sanherib, wo die Pflanzenlöcher, in den Fels gebohrt, auch durch Aufnahme der tiefen Baumwurzeln die übrige dünne Erddecke entlasteten. Strabos Text läßt kaum einen stufenmäßigen Aufbau zu, auf dessen Schilderung doch Diodor den größten Wert legt. Vielleicht liefert für Strabos Darstellung im kleinen ein Relief aus Kujundschik, das aus Sanheribs Zeiten stammt, eine Anschauung: Neben einem der uns bekannten kleinen Tempel, der samt einem Altar auf einem künstlichen mit Bäumen bepflanzten Hügel liegt, ragt rechts eine Mauer über Spitzbogen auf, darauf sind in regelmäßigen Abständen hohe Bäume gepflanzt (Abb. 34). Allerdings scheinen die Bogen auch eine Wasserleitung gestützt zu haben, denn von hier geht, den Tempelhügel durchquerend, eine Wasserader aus, die sich dann noch mehrfach verzweigt. Man könnte sich denken, daß das Wasser, über die Terrasse geleitet, sich in dem übrigen Garten verzweigt George Rawlinson, Five great Monarchies of the ancient Eastern World, 1862–67, I, p. 388.. Für den großen hängenden Garten sind allerdings andere Bewässerungsvorrichtungen nötig, aber auch über diese gehen Strabo und Diodor auseinander. Diodor läßt in dem obersten Hohlraum ein Wasserwerk anbringen, das das Wasser aus dem Euphrat herausschöpft und das man von außen nicht erblicken kann. Strabo läßt das Wasser auf Schneckenpumpen, die neben Wendeltreppen angebracht sind, durch hierzu besonders angestellte Menschen unaufhörlich aus dem Euphrat emporheben. Dicht an den Euphrat also verlegen beide den Garten. Diodor spricht noch davon, daß die Akropolis dabei läge, man hat in dieser den Palast auf der rechten Seite des Euphrat erkennen wollen, in dessen Park Alexander der Große gestorben ist Heute glaubt man die Akropolis links vom Flusse auf dem sogenannten Kaor(Schloß, Burg)-Hügel gefunden zu haben. S. Koldewey, Das wiedererstandene Babylon 1913. Hier will der Verfasser auch (S. 90 f.) die hängenden Gärten der Semiramis entdeckt haben: In einer Ecke des Burghügels in die Umfassungsmauer einbezogen, sind eigenartige Gewölbekammern gefunden, die zu beiden Seiten eines Mittelganges liegen, von denen eine eine Brunnenstube umschließt. Ringsum führt ein breiter Gang, der nach zwei Seiten von der Umfassungsmauer begrenzt wird; an den zwei anderen Seiten des Ganges liegen ähnliche Kammern, wie die am Mittelgange. Die ganze Anlage hat etwa 480 m Umfang und liegt tiefer als der Palastboden. Koldewey hielt die Außenkammern für Wohnräume, die sich vielleicht auf einen Brunnengartenhof öffneten. Stimmt diese Annahme und das Vorhandensein des Brunnens läßt diese Möglichkeit zu, so wäre das ein neuer interessanter Gartentyp, nie und nimmer aber, wie Koldewey glaubt, die hängenden Gärten, die übereinstimmend bergig genannt werden, von denen auch nicht ein Zug der Schilderung, weder in Aufbau noch Größe mit diesen Ausgrabungen übereinstimmt.; von dem Bau der hängenden Gärten ist keine Spur geblieben.

Abb. 34
Tempel und hängender Garten, Kujundschik

Nach Rawlinson

Bei allen diesen ausführlichen Berichten über die hängenden Gärten vermissen wir jede Angabe über die Art ihrer Bepflanzung, und ebensowenig lehren die Parkinschriften etwas über Plan und Anordnung. Im großen und ganzen dürfen wir bei diesen Völkern ein stärker und früher entwickeltes Interesse für Zucht und Pflege von Bäumen als von Blumen voraussetzen.

Abb. 35
Frauengarten auf Jaspiszylinder

Nach Layard

Ebenso wie in grauer Vorzeit die Helden des Gilgamesch-Epos voll staunender Bewunderung vor dem herrlichen Wuchs der Zedern standen, erzählen später griechische Quellen, wie Xerxes auf seinem Wege nach Sardes in Lydien eine herrliche Platane traf, deren Schönheit sein Gemüt so ergriff, daß er sie, wie ein Liebender seine Geliebte, beschenkte, ihre Zweige mit Goldketten und Armbändern umwand und einen bleibenden Wächter für sie einsetzte Herodot VII, 31; Aelian V, H. 2, 14.. In allen Inschriften ist von Bäumen die Rede, von Hölzern, den Zedern, Platanen, Buchsbäumen, von allerlei Obstbäumen – leider im einzelnen noch wenig bestimmt – fast niemals aber hören wir von Blumen. Auch wenn Assurbanipal sein Frauenhaus vollendet und es mit allerlei Farben herrlich ausziert, so legt er darum nur »einen großen Hain mit allerlei Bäumen« an Rassam, Cylind. Inschrift: Keilinschriftl. Bibl., ed. P. Jensen, II, S. 235.. In solch einen Frauengarten führt ein Bildchen auf einem Jaspiszylinder Jean B. F. Lajard, Recherches sur les mystères de Mithra, Paris 1867, Atlas pl. XXVII, N. 7. (Abb. 35): Frauen pflücken in einem Garten reife Früchte, neben den hohen Bäumen sind niedere Gewächse gezeichnet, von denen eins wie eine Zwergpalme aussieht, das mittlere vielleicht eine Blume sein könnte. Zweifellos haben auch die Völker dieser Kultur früh Blumen gezogen. Doch können sie bei ihnen nicht die Rolle wie bei den Ägyptern gespielt haben, da sie sie augenscheinlich weder im Totenkult, noch zu Kränzen für Haupt und Brust gebraucht haben. Andererseits halten schon auf den ältesten Bildern Mansell, Photogr. N. 359 British Museum Assyrian Antiquities (B. C. 884). die geflügelten Genien entweder blühende Zweige oder wahrscheinlicher Blumen in einer Hand, und die früh ausgeprägte Pflanzenornamentik läßt ebenfalls auf eine gewisse Blumenzucht schließen. Auch das Gilgamesch-Epos erzählt von einem Gärtner, den Istar, die Liebesgöttin, eine Zeitlang liebte und »der ihr täglich einen Strauß brachte und ihren Tisch erstrahlen machte« Jensen, Gilgamesch-Epos VI, 65. Auch bei den Babyloniern weiß die Sage von hoher Schätzung des Gärtnerberufes zu erzählen. Ein Gärtner soll sogar den Königsthron bestiegen haben. Am Neujahrstage wählte der König der Sitte nach einen Mann aus dem Volke, setzte ihn auf seinen Thron und huldigte ihm; als dies einst den Gärtner Ellil-bana traf, wurde der König in derselben Nacht ermordet und in der nun folgenden Verwirrung wußte Ellil-bana den Thron zu behaupten. Auch von König Sargon wird erzählt, daß er als Kind, von seiner Mutter ausgesetzt, von einem Wasserschöpfer zum Gärtner erzogen sei. Bruno Meißner, Babylon und Assyrien. Kulturgeschichtliche Bibliothek, p. 200 ff.. Späte Reliefs aus Kujundschik zeigen lange Züge von Leuten, die alle zu einem Fest oder Opfermahle nötigen Dinge herbeiführen. Ein großer Teil der Träger hält Krüge und Vasen in den Händen, in die Blumenbüschel gesteckt sind, oder sie halten direkt blühende Zweige Layard, Discoveries, p. 338 ff., 2d Series, plate 8 u. 9..

Abb. 36
Lilien aus dem Nordpalast von Kujundschik

Nach Rawlinson

Natürlich brauchte man, um Blumen zu ziehen, besonders umhegte Gärten, man wird sie den Häusern nahe angelegt oder sie, wie im Festhause des Sanherib, in das Haus selbst hineinbezogen haben. Auch für die Frauengärten wird eine gesonderte Lage und Schutz nötig gewesen sein. Ebenso müssen die großen Jagdparks mit ihrem Bestand von wilden Tieren eine eigene Abteilung mit festen Umhegungen gebildet haben. Von alledem erzählen die Inschriften nichts, und die Reliefs scheinen ausdrücklich jede Grenze verwischen zu wollen. Dies zeigen besonders auffallend Bilder aus der Zeit Assurbanipals, wo im VII. Jahrhundert die Kunst auf ihrer Höhe in der Einzelbildung einen stark realistischen Zug erhält. Man hat es jetzt gelernt, Blumen mit höchster Naturtreue darzustellen, das Relief aus dem Nordpalast von Kujundschik läßt die Lilie (Abb. 36), teils in Knospen, teils voll erblüht, auf ihrem schlanken Stengel aufwachsen Rawlinson, Five Monarchies V, p. 440; Mansell, Photogr. N. 470 Brit. Mus. (B. C. 668).; diese anmutigen Blumen aber wachsen in einem Palmen- und Pinienhaine, zwischen den in regelmäßiger Abwechslung aufragenden Stämmen.

Abb. 37
Assyrischer Jagdpark mit Weinranke und Lilie, Kujundschik

Nach Place

Eine andere Tafel des gleichen Reliefs läßt wieder Blumen aufsprießen, die aber hier nicht so deutlich botanisch zu bestimmen sind. Die Bäume zeigen, daß der gleiche Park dargestellt ist, neben den Blumen aber unter den Bäumen ruht ein Löwenpaar (Abb. 37). Daß wir uns zweifellos in dem Jagdpark des Königs befinden, zeigen die Jäger, die an anderer Stelle mit einer Koppel Hunde durch die Stämme streichen. Oben schlingt sich überall von Stamm zu Stamm die überaus fein und sicher gezeichnete Weinrebe Mansell, Photogr. N. 471 (B. C. 668)..

Wenn wir den erhaltenen Monumenten trauen dürfen, so hat auch der Weinbau unter diesem Fürsten eine Änderung erfahren. Die früheren Denkmäler zeigen immer den Weinstock am Boden kriechend. Allerdings stammen die ersten Darstellungen erst aus Sanheribs Zeit, außerdem sind nur immer einzelne Pflanzen ohne jeden Anspruch auf Naturwahrheit gezeichnet, höchstens daß hier und dort mehrere nebeneinander zu sehen sind. Unter Assurbanipal schlingt sich die Weinrebe von Baum zu Baum, eine Art von Zucht, wie sie im heutigen Italien und auch im Orient häufig anzutreffen ist. Auch in der Nähe des Königspalastes scheint der Park keine wesentlich andere Gestaltung erhalten zu haben. Auf einem anderen Relief der gleichen Reihe zeigt sich der Großkönig mit seiner Gemahlin beim Mahle im Freien Mansell, Photogr. N. 470 (B. C. 668). Victor Place, Niniveh Pl. 57, 2. (Abb. 38). Der Herrscher ruht auf prächtigem Lager, zu seinen Füßen sitzt auf einem ebenso kostbar verzierten Thronsessel seine Gattin, beide halten in ihrer Rechten Trinkschalen, die sie zum Munde führen, und in der Linken Blumen, was an den ägyptischen Festbrauch erinnert. Neben den Ruhebetten steht ein kostbares Tischchen mit Speisen, hinter den Herrschern Sklaven, die ihnen Luft zufächeln. Über dieser Szene aber wölbt sich eine Weinlaube, allerdings ohne sichtbare Stütze von Spalier oder Säule; seitlich rankt sie sich zwischen den Bäumen weiter, die regelmäßig abwechselnd eine fruchtbehangene Dattelpalme und einen Nadelbaum darstellen, zwischen denen unten niedere Sträucher wachsen. Ein Zug von Dienern, denen Musikanten folgen, trägt Speisen herbei, in den Wipfeln der Bäume hüpfen Vögel. Doch selbst in solch friedlicher Szene darf dieser friedliebendste unter den assyrischen Fürsten der überwundenen Feinde nicht vergessen. An einem der Zweige hängt der abgeschlagene Kopf seines letzten Widersachers. Dieser Anblick, der ihm Ruhe und Frieden verbürgt, wird sein Mahl besonders würzen.

Abb. 38
Assurbanipal beim Mahle in seinem Parke, Kujundschik

Nach Place

So muß sich aus Einzelszenen und Fragmenten das Bild des assyrisch-babylonischen Parkes zusammensetzen. Es fehlt diesen Völkern die realistische Erzählerfreude des Ägypters. Den Haupteindruck gaben die Reihen herrlicher mächtiger Bäume, zwischen denen sich in später Zeit die Rebe rankt, niedere Sträucher und Blumen füllen die Lücken aus; überall ist das Wasser als Kanal und Bassin ein belebendes Element; kleinere Lusthäuser, auf Hügeln oder Terrassen erbaut, sind im Park zerstreut. Der Park ist in erster Linie ein Schauplatz für die Jagd der Großen, doch auch der Hintergrund, auf dem sich Festmahle, Versammlungen und die Audienzen der Fürsten abspielen.

Die Erben dieser assyrisch-babylonischen Kultur, die Meder und Perser, haben mit allem andern auch den Garten in ganz gleicher Richtung weiterentwickelt. Die Liebe und Verehrung für Bäume brachten sie schon mit. Spielt doch in ihrer Religion der Baumkultus die größte Rolle Allerdings lehnt der strenge Avesta in seiner rein auf das Geistige gerichteten Religion selbst die Stätten heiliger Anbetung, die umfriedeten Haine auf einer Bergkuppe ab, doch ist das Verbot schon früh überschritten worden. Die Vorstellung, daß ein Hain an sich den Göttern heilig ist, ist eine tief eingewurzelte Vorstellung aller Völker, so wurden schon früh dem Mythra, dem obersten Gott nach dem göttlichen Prinzip Ahurmagda, heilige Haine geweiht. Das strengere Gebot Zarathustras, den Göttern auch keine Tempel zu bauen, hat allerdings erst Artaxerxes überschritten, der zuerst dem Mythra und Anhita Tempel baute.. Wie bei den Assyrern war das Symbol des ewigen Lebens ein Baum mit einer Quelle an seiner Wurzel. Ein zweiter göttlicher Baum war der allen Samen auf sich vereinigende Wunderbaum J. Karabacek, Die Persische Nadelmalerei, Susandshird 1881, S. 153, der weiße Harmabaum, der im Paradiese wächst mit einem Quell an der Wurzel, und der vispa tarthama, der alle Samen auf sich vereinigende Wunderbaum.. Bäumepflanzen war bei den Persern eine heilige Beschäftigung und, wie Strabo erzählt, ein Teil der persischen Erziehung. Man hielt die Knaben in den Abendstunden zum Pflanzen der Bäume an Strabo XV, 734.. So war auch bis tief in die Seele der untersten Schichten des Volkes, des gemeinen Soldaten, diese Ehrfurcht eingedrungen. Plutarch erzählt, wie Artaxerxes Plutarch, Artaxerxes 25. auf seinem Zuge gegen die Cadusier inmitten einer kahlen baumlosen Ebene in einem Königsquartier rastete. Hier befanden sich prächtig gehaltene Gärten von größter Ausdehnung. Da es mitten im Winter war und schrecklich kalt, erlaubte der König seinen Soldaten, Holz aus seinem Park zu schlagen, ohne die schönsten Bäume, weder Zedern noch Zypressen, zu schonen. Aber die Soldaten konnten sich nicht entschließen, die Bäume, deren Größe und Schönheit sie so sehr bewunderten, zu fällen. Da ergriff der König selbst die Axt und begann den Baum zu fällen, der ihm der größte und schönste erschien, wonach auch die Soldaten sich nicht mehr scheuten, die Stämme, die ihnen notwendig waren, zu fällen, und soviel Feuer anzuzünden, als sie brauchten, um die Nacht hinbringen zu können. Welch eine Bewunderung und Ehrfurcht eines ganzen Heeres für die Majestät der Bäume spricht sich in der schlichten griechischen Erzählung aus. Eine Vorstellung aber gibt sie auch von der Größe und Ausdehnung dieser Parks, daß ganze Heere sich in ihnen sammeln und übernachten konnten. Und dies war keine Ausnahme, im Gegenteil, immer wieder hören wir davon, daß Heeresmusterungen in den Parks vorgenommen wurden, augenscheinlich boten sie zu gleicher Zeit den nötigen Schutz und Schatten. So hatte der jüngere Cyrus zu Kelainai einen großen Park, der sich an beiden Ufern des Flusses oberhalb der Stadt erstreckte. Cyrus jagte darin zu Pferde, um sich zu üben. Der Park war reich an Wild und so groß, daß er darin die Heeresschau über die 13 000 Griechen abhalten konnte Xenophon, Anabasis 1, 21, 7–9.. Ebenso wie Musterungen veranstalteten die Könige in ihren Parks auch große Volksfeste. So läßt im Buch Esther der König Ahasverus in dem Garten seines Palastes den Großen und allem Volke ein Fest geben, das 180 Tage dauerte Buch Esther, Kap. 1.. Und in jenen Ländern, in denen sich Gebräuche und Sitte so leicht über Jahrtausende forterben, haben auch heute die Parks weder ihre Größe, noch ihre Bedeutung verloren. In den jüngsten Unruhen des Jahres 1908 hat der Schah in seinem Park bei Teheran seine Truppen gegen die Aufständischen zusammengezogen und wie einst Artaxerxes und Cyrus gemustert. Und in einem Lustschloß inmitten eines großen Parkes tagte das aufständische Parlament und hielt dort seine stürmischen Versammlungen ab.

Die Freude und der Stolz, die der Perser an seinen Parks hatte, setzte er auch bei den anderen Völkern voraus. Als der Satrap Tissaphernes den Alkibiades besonders ehren wollte, gab er seinem Park, den er mit Brunnen, anmutigem Rasen und königlicher Pracht ausgestattet hatte, den Namen Alkibiades Plutarch, Alkibiades 24.. Auch die unterdrückten Völker wissen sehr wohl, daß sie den persischen Zwingherrn, wenn sie zu einer Empörung schreiten wollen, keinen größeren Schimpf antun und ihre Rache nicht besser ausdrücken können, als durch die Verwüstung dieser Parks. Die Phönizier Diodor XVI, 41. begannen ihre Feindseligkeit gegen die persischen Bedrücker, die zu ihrem Abfall führte, damit, daß sie den Park, den der König in Sidon als Absteigequartier angelegt hatte, durch Abholzen der Bäume verwüsteten. Überall in Medien und Persien fanden die Griechen noch herrliche Parks vor, ihre Größe und Schönheit verlieh ihnen ein sagenhaftes Ansehen, und mit Vorliebe glaubte man sie von Semiramis begründet. So der große Park im Tale von Bagistana unter der mit Inschriften des Darius gezierten Felsenwand Diodor II, 13. Noch heute brechen mächtige Quellen aus dem steil zur Ebene fallenden Fels, der die Inschrift trägt, die einst den sich weit in diese Ebene erstreckenden Park bewässert haben. Es ist wohl anzunehmen, daß Darius diesen Park zugleich mit der dreisprachigen Inschrift darüber angelegt hat. oder ein anderer in Chaucon, der rings um eine ragende Felsklippe angelegt war, auf der ein die Gegend beherrschendes Lustschloß lag Pauly-Wissowa s. Art. Chanon (?) (Χαύωγ) III, 2203; Diodor XVII, 110.. Diese Parks waren im Bewußtsein ihrer Besitzer so sehr die Hauptsache, daß das eigentliche Wohnhaus, der Palast, darin verschwand und man die Residenz nur mit dem Worte Paradies bezeichnete. Xenophon sah ihrer viele auf seinem Zuge durch Asien und bewunderte sie aufs höchste, »überall«, belehrt Sokrates seinen Schüler Xenophon, Oecon. IV, 13 u. 14., »wohin der Perserkönig sich begibt, ist er eifrig besorgt, daß er dort Gärten findet, die sie Paradiese nennen, die voll sind von allem, was die Erde an Gutem und Schönem hervorbringt. Hier hält er sich den größten Teil der Zeit auf, wenn es die Jahreszeit nicht verbietet«. Xenophon ist der erste, der die Bezeichnung »Paradeisos« für die persischen Gärten in die griechische Sprache einführt. In den persischen Inschriften kommt das Wort nicht vor, nur im Avesta in der Form pairadaeza. Erst in hellenistischer Zeit hat das griechische Wort dann auch in die Bibel Eingang gefunden Delitzsch, Wo lag das Paradies? S. 95–97; L. v. Sybel, Christliche Antike 1906, I, S. 161, Anm. 2. 160 ff., wo sich eine Zusammenstellung antiker Paradiese mit wertvoller Literaturangabe findet..

Abb. 39
Darius jagt im Palmenhain, Bergkristall

Nach Layard

Xenophon verdanken wir auch die wertvollste Nachricht über die absolut regelmäßige Anlage dieser orientalischen Parks. Im weiteren Gespräch erzählt Sokrates Xenophon, Oecon. IV, 20 ff., daß Cyrus dem Lysander, der ihm Geschenke der Bundesgenossen brachte, selbst das Paradies seiner Residenz in Sardes zeigte. Lysander bewunderte die Schönheit der Bäume, wie sie alle so gleichmäßig gepflanzt seien, die geraden Reihen, wie genau die Winkel gebildet und alles geschmückt sei, wie der mannigfache, süße Wohlgeruch die Lustwandelnden überall begleite. »Dies alles«, sagte er, »bewundere ich, ich bewundere die Schönheit dieses allen, mehr aber, o Cyrus, lobe ich den, der das einzelne alles angemessen angeordnet hat.« Cyrus ist durch dieses Lob sehr geschmeichelt und sagt Lysander, daß er selbst dieses alles so angeordnet und sogar einige der Bäume mit eigener Hand gepflanzt habe. Auch diese Erzählung erhält ihr besonderes Leben, wenn wir uns der Erziehung der Knaben erinnern, die, in Kolonnen eingeteilt, von einem Königssohn oder Satrapen angeführt, in der Kunst des Pflanzens unterwiesen wurden Strabo XV, 734. Goethe hat in den Strophen »Vermächtnis altpersischen Glaubens« auch diese Seite persischen Wesens wundervoll geschildert:

»Grabet euer Feld ins zierlich Reine,
Daß die Sonne gern den Fleiß bescheine;
Wenn ihr Bäume pflanzt, so sei's in Reihen,
Denn sie läßt Geordnetes gedeihen.
Auch dem Wasser darf es in Kanälen
Nie am Laufe nie an Reine fehlen,
Wie euch Senderud aus Bergrevieren
Rein entspringt, soll er sich rein verlieren.
. Daß diese Paradiese ebenso wie die babylonisch-assyrischen neben dem Anbau von Nutzhölzern in erster Linie Jagdparks waren, erfahren wir aus allen Berichten und Denkmälern: auf einem Bergkristall J. B. Lajard, Recherches sur Mithra, pl. XXV, N. 6. ist, überaus fein geschnitten, der König Darius in einem Palmenhain jagend dargestellt, die Bäume ganz ähnlich angeordnet, wie auf den assyrischen Reliefs (Abb. 39). Daneben kannten die Perser natürlich auch Jagd im freien Revier. Dem jungen Cyrus Xenophon, Cyropaedia, I 9, 11. hatte sein Großvater, um ihn festzuhalten, ein prächtiges Paradies als Jagdgrund geschenkt. Er aber verschmäht dies und ruft voll Jagdlust seine Gefährten zusammen, um hinauszuziehen, denn im Parke mit seinem Überfluß an Wild käme es ihm vor, als ob er auf angebundene Tiere schösse. Ebenso wie bei den assyrischen Bildern fehlt die Anschauung der Denkmäler, um den Garten, der, abgezweigt von diesen großen Jagdparks, die unmittelbare Umgebung des Hauses schmückt, sicher zu erfassen. Die gewaltigen Ruinen der Paläste, die sich die Dynastie des Darius im Herzen ihrer Heimat in Persepolis Persepolis. Die Achaemenidischen und Sassanidischen Denkmäler, phot. v. F. Stolze, im Anschluß a. d. Exped. v. F. C. Andreas, hsg. v. Th. Nöldeke, Berlin 1882/83. Cyrus I. gründete als seine Königstadt Pasargadae, nordöstlich von Persepolis gelegen. Persepolis wurde von Darius I. begründet, von Xerxes weiter gebaut. Außer der vor dem Tor mit den gewaltigen Tierkolossen ausgebauten Freitreppe, stehen noch eine Reihe von Säulen, die einst, 72 an der Zahl, den Thronsaal des Darius getragen haben. Darius hat auf dem Plateau zwei Paläste erbaut und Xerxes einen dritten. Als Sommerresidenz hatten sich die Achämeniden Susa gegründet, dessen bedeutende Trümmer von den mächtigen Palästen sprechen, zweifellos sind hier die Gärten und Parks noch wichtiger gewesen als in Persepolis, doch sind auch hier keine Spuren nachzuweisen. Dieulafoy, L'Acropole de Suse, Paris 1888–1892. erbaute, verlangen gewiß eine bedeutende Gartenumgebung. Bei den Ausgrabungen der Paläste, die sich auf drei mächtigen Terrassen erheben, ist man aber an der Frage der Gartenumgebung achtlos vorübergegangen. Eine gewisse Richtung erhält das suchende Auge durch die Anlage der gewaltigen Freitreppen, die auf die erste und im rechten Winkel zu dieser auf die zweite Terrasse heraufführen.

Abb. 40
Persepolis, Treppenwange der großen Freitreppe

Nach Stolze

Auf diesen Terrassen liegen die einzelnen Paläste allerdings regellos zerstreut, so daß es nicht so leicht ist wie etwa im ägyptischen Tempel von Deir-el-Bakhari, die großen regelmäßigen Gartenterrassen, unterstützt von den gefundenen Pflanzenresten, sich aufzubauen. Jedenfalls aber waren auch hier die Terrassen mit großen Gartenanlagen geschmückt. Die Aufgänge in den ägyptischen Tempeln durchschnitten nur in langsamem Anstieg die Futtermauern, während hier – ein bedeutsames Beispiel im Altertum – große Freitreppen an den Futtermauern emporsteigen. Daß wir uns zur Seite und oben regelmäßige Gartenanlagen denken dürfen, zeigt der Schmuck der oberen Treppenwange, hier läuft in oberster Reihe ein Streifen mit Zypressen in regelmäßigen Abständen aufsteigend (Abb. 40), so daß man einen ähnlichen Schmuck sich lebendig davor vorstellen darf. Erst eine viel spätere Zeit gestattet einen Einblick in die Entwicklung persischer Ziergärten, die Zeit, in der auch die Poesie Wunder von der Blumenliebe der Perser und ihren Rosengärten zu berichten weiß.

Abb. 41
Grab des Cyrus zu Pasargadae

Nach Dieulafoy

Eine große Bedeutung haben auch schon bei den alten Persern die Grabhaine gehabt. Das Grab des Cyrus umgab ein Hain, zu dessen Schutz schon von seinem Sohne Cambyses eine Magierfamilie erblich mit dem Wächteramte betraut wurde. Noch Alexander der Große sah den Hain, der herrlich angewachsen aber vernachlässigt war Strabo XV, 3, 7. Ob der tempelartige Bau wirklich das Grab des Cyrus ist, ist natürlich nicht mit Sicherheit zu sagen. Das Haus selbst, das sich auf dem siebenstufigen Unterbau erhebt, ist sehr klein, so daß der König dort nicht übermäßige Schätze geborgen haben kann, was allerdings zu dem einfachen Sinn dieses Begründers des Achämenidenhauses passen würde. Ringsum standen Säulen, von denen sich noch heute einige erhalten haben. Fergusson, The Palaces of Niniveh and Persepolis, p. 215 gibt ein Bild des Grabes mit dieser Säulenumgebung; ob diese eine Säulenhalle getragen oder auch nur Weihgeschenke getragen, läßt sich nicht sicher sagen.: Heute will man diese Stätte in einem tempelartigen Bau, der sich auf Stufen erhebt, in der Nähe von Pasargadae erkennen (Abb. 41). Herodot Herodot I, 93. berichtet dann von dem Grab des Alyasses, des Vaters des Krösus. Er nennt den Bau den größten der Welt mit Ausnahme der der Ägypter und Babylonier. Da er aber den Umfang mit 6 Stadien 2 Plethren, also ca. 1,1 km angibt, so kann nur der ganze Bezirk mit einem großen Park gemeint sein; dafür spricht auch der See neben dem Grabmal, der Gygessee hieß und für unversieglich galt. Das Grabmal hatte ein Fundament von Quadern mit einer Erdaufschüttung, was nach römischer Analogie auf Bepflanzung deutet.

Die Nachfolger des Cyrus, die Achaemenidenkönige, haben sich in gewaltigen Felsengräbern in der Nähe ihrer Residenz Persepolis begraben lassen Es ist schwer zu sagen, ob Cyrus einer Sitte der Heimat folgte mit seinem in einem Parke freistehenden Grabe, von der seine Nachfolger mit ihren Felsengräbern abwichen, oder ob er etwa von den Lydern beeinflußt, diese Art des Grabes bevorzugte.. Erst das neue Persien hat uns ein anschauliches Bild dieser Grabhaine aufbewahrt. Bei Schiras haben sich die Gräber der beiden größten mittelalterlichen Dichter Persiens erhalten, das Grab des Saadi und das des Hafiz. Das erstere liegt einsam in einem Tälchen, innerhalb der Marmorschranken steht das Kenotaphium inmitten eines Gartens von Zypressen, Pappeln, blühenden Sträuchern und Rosen (Abb. 42). Hafiz' Grab, näher der Stadt, ist noch heute ein bevorzugter Ausflugsort für die Städter. Der gesellige Dichter ruht auch im Tode nicht einsam, eine große Reihe von anderen Gräbern findet sich in seinem Bezirk, es gilt für eine hohe Ehre, im Haine dort seine Ruhestätte zu finden.

Abb. 42
Grab des Saadì bei Schiras

Phot.

Ebenso dienten den Israeliten die Gärten als Grabstätten. Schon Abraham kaufte sich ein doppeltes Grab, das in einem Baumgarten gelegen war Genesis XXIII.. Bei ihren Königen war es später ganz allgemeine Sitte, die ersten wurden in Jerusalem, wo die Gärten bei der Davidsburg lagen, begraben. Von Manasse an fanden sie ihre Ruhestätte in Ussae, auch in dem Garten, der bei dem königlichen Hause lag II. Reg. XXI, 18; Chron. XXXIII, 20.. Aber bis in die späte Zeit war diese Sitte verbreitet, ist doch der tote Körper Jesu in einem Privatgarten des Josef von Arimathia begraben worden Marcus 15, 42–47.. Die Juden stellten an den Anfang aller Dinge die Schöpfung eines Gartens, des Eden. Dieser Garten der Genesis ist ganz nach dem Bilde der orientalischen Baumparks geschildert, denn Jahve ließ aus dem Erdboden hervorsprießen allerlei Bäume, schön zum Ansehen und gut zum Essen und mitten im Garten den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und auch hier den Baum des Lebens. Spätere Redaktionen haben dann noch die nötige Bewässerung hinzugefügt, den Strom, der in Eden seine Quelle hatte und von dem die vier Ströme ausgehen. In diesem Garten wurde der Mensch geschaffen zu allen Tieren, die dort miteinander lebten, wie auf den Bildern der Parks der assyrischen Großen die Löwen friedlich unter Palmen und bei Lilien lagern. Dieser Garten gab reiche Erfrischung sowohl durch seine Früchte, wie seinen lieblichen Schatten; selbst Gott läßt die naive anthropomorphistische Erzählung in der Abendkühle in dem Garten lustwandeln Genes. 3, 8; Karl Budde, Jüdische Urgeschichte; Sybel, Chr. Antike I, S. 161..

Außer den Gräbern, die von der Patriarchenzeit in diesen Parks ihre Stätte fanden, errichteten die Juden dort auch häufig Heiligtümer und Opferstätten. Diese Sitte scheinen sie von den umwohnenden Heidenvölkern angenommen zu haben. Zwar pflanzte Abraham schon einen Baumgarten, wo er Gott opferte Genes. 21, 38., später aber war man, insbesonders die eifrigen Propheten, aufs äußerste dagegen, denn bei diesem Opfern im Freien fielen die Juden immer aufs neue dem heidnischen Aberglauben zu Jesaias I, 29, LXV, 3; Josephus, Synag. Vet. I, p. 1 u. 2; Joh. Joach. Schroeder, De hortis veterum Hebracorum 1732.. Ebenso wie Opfer und Gottesdienst wurden auch die Gerichtssitzungen im Freien, in den Parks der Reichen abgehalten. Der begüterte Jojakim, der die schöne und keusche Susanna als Gattin besaß, wohnte in der Diaspora in Babylon. Er besaß einen schönen Park neben seinem Hause. Hier hielten die beiden Gerichtsältesten ihr Gericht ab, dort sahen sie täglich, wenn das Volk sich verlaufen hatte, die schöne Frau lustwandeln und entbrannten in Liebe zu ihr. Ein großes Badebassin unter freiem Himmel war ebenso wie im babylonischen Königsparke, in dem Alexander starb, ein Schmuck des Gartens; Eichen und Mastixbäume wuchsen darin, denn die falschen Richter verraten sich dadurch, daß jeder sie unter einem andern dieser Bäume hatte freveln sehen wollen. Von einem Palmenhain, der in der Ebene von Jericho lag, erzählt Strabo, er war wohlbewässert und mit vielen Gebäuden angefüllt, auch ein Königspalast lag darin und ein berühmter Balsamgarten, in dem das sehr kostbare Gewürz gezogen wurde Strabo XVI, 763.. Den Palast des Salomon schildert Josephus Josephus, De Antiqu. Hebr. VII, cap. 5, p. 1 ff.; Buch der Könige 8, 1–12. zwar eingehend genug, aber wenig sagt er von den Gärten, als daß sie schön anzuschauen waren. Eines der Gemächer aber war wie ein Gartensaal ausgeziert. Der Schmuck war reihenweise angeordnet, die drei ersten aus kostbarer Steinbekleidung, in der vierten aber folgte eine wunderbare Zierde: Bäume und alle Sorten von Pflanzen sah man, deren herabhängende Zweige und Blätter Schatten warfen; die Bäume und Pflanzen bedeckten den Stein, der darunter war, und ihre Blätter waren so wundervoll dünn gearbeitet, daß sie fast in Bewegung schienen. Es war also ein plastischer Schmuck, der, natürlich bemalt, höchst eindrucksvoll gewirkt haben muß, als schauten die Bäume über die Mauer und beschatteten diese. Entsprungen war die Zier dem gleichen Wunsche, aus dem Sennofri in Ägypten sein Grab als Weinlaube gestaltet hatte, man wollte auch im Zimmer die Schönheit des Gartens genießen. In Jerusalem selbst zogen sich rings um die Mauern weite Gärten, sowohl Baum- als Nutzgärten. Sie durften in der heiligen Stadt selbst nicht angelegt werden, da kein Dünger, nichts Unreines in ihre Mauern gebracht werden durfte, nur Rosengärten waren erlaubt Schroeder, De hortis vet. Hebr.. Daß die Juden Blumen pflegten und liebten, dürfen wir aus der Poesie, die, wie im Hohen Liede, ihre Vergleiche so häufig den Blumen entlehnt, schließen. Zum Gottesdienst und täglichen Gebrauch sind sie auch bei ihnen nicht in großem Umfange verwendet worden. Die Gärten außerhalb der Stadt waren mit Mauern und Türmchen umgeben, in denen Wächter wohnten. Aus diesen Nachrichten schaut uns überall ein ähnliches Bild des Gartens wie bei den umwohnenden Völkern entgegen.

Wenn wir nun noch Indien in den Kreis der westasiatischen Gärten ziehen, so heißt das nicht nur geographisch die Grenzen überschreiten, denn auch vieles in der Kultur dieses merkwürdigen Volkes verbindet es mit den ostasiatischen Staaten: vor allem die Straße, die die große, von hier ausgehende religiöse Bewegung, der Buddhismus, gezogen ist, und mit dieser religiösen Bewegung hängt fast alles zusammen, was wir über die indischen Gärten der alten Zeit wissen Doch siehe jetzt meinen Ergänzungsaufsatz M. L. Gothein, Indische Gärten (Die Baukunst hrsg. von Dagobert Frey, Drei Maskenverlag 1925), S. 1 ff. vgl. auch das Vorwort zu dieser Ausgabe.. Wenn nun Indien hier trotzdem von den ostasiatischen Kulturländern China und Japan abgesondert und dem westasiatischen Zyklus zugeteilt werden muß, so zwingen uns dazu alle Nachrichten über Gärten. Nichts findet sich hier, was entfernt darauf hinwiese, daß die indischen Länder wie China und Japan einen malerischen Stil gepflegt hätten. Auch den fremden Eroberern, wie Alexander und seinen Nachfolgern oder den Reisenden, die von Westen kommen, ist niemals ein Unterschied zu ihren heimischen Parkanlagen aufgefallen, während die Reisenden in China ganz von diesem abweichenden Eindruck erfüllt sind. Bildwerke sind leider nur sehr wenige erhalten und auch diese nicht einmal vom Festlande. Um so mehr wissen uns die heiligen Texte von der Liebe dieses Volkes zu seinen Gärten zu erzählen.

Ebenso wie im übrigen Westasien war die Baumverehrung ein uralter heiliger Gebrauch. Zahllos sind die buddhistischen Darstellungen der immer gleichen Szene. Ein Baum steht in einem Gehege, einem Zaun aus Weidengeflecht oder aus Holzstäben, oder einer verzierten Steinbalustrade J. Fergusson and J. Burgess, The cave Temples of India 1880, pl. I, 2; J. Fergusson, Tree and Serpent Worship, London 1873, p. 105 ff.. Ihn umgeben die Opfernden, häufig ein Mann und ein Weib mit Knaben, die die Opfergaben tragen, oder eine ganze Menge von Gläubigen oder statt dieser auch Tiere, die sich ehrfürchtig umher gelagert haben, so Gazellen oder Löwen, ja ganze Herden haben sich eingefunden. Auf den Pforten von Sanchi kommt eine solche Szene mindestens 63 mal vor Burgess, The Amaravati Stupa: Survey of Southern India I, p. 50, fig. 13.. Einem jeden der Buddha war ein anderer Baum heilig, unter dem ihm die Erleuchtung gekommen war. Und unter einem Baume gebar auch die Königin Mâyâ den Knaben Gotama, der dann als heiligster Buddha die Welt erleuchten sollte. Der Garten, in dem dieser Baum stand, hieß der Lumbinigarten, er war für die Mutter der Mâyâ-Divi zum Geschenk von ihrem Gatten angelegt, und als Mâyâ fühlte, daß ihre Stunde gekommen, wandelte sie in ihrem Garten von Beet zu Beet, beschaute die Bäume, bis sie zu dem Plaskshabaum kommt, der sich grüßend vor ihr als der Auserwählten neigt. Dieser Garten war einer der Lustparks, die die indischen Großen vor der Stadt besaßen; denn Mâyâ begibt sich auf einem Wagen auf zierlich geschmückten Wegen dorthin. Die Lustgärten mit ihren Blumenbeeten und Lotosteichen, den schattigen Alleen dichtbelaubter Pippalas- und Salbäume spielen auch weiter im Leben Gotamas eine große Rolle. Nach seinem elterlichen Garten wollte der Königssohn zu einer Lustfahrt sich begeben, als er die vierfache Erscheinung von der Vergänglichkeit dieses Lebens empfing, die ihn zur Flucht aus dem Vaterhause bestimmte H. Oldenberg, Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde 3 1897, S. 164..

Aber nicht nur die Könige, auch die Gemeinden besaßen in der Nähe der Städte große Vergnügungsparks, die jedermann zugänglich waren, in denen Baulichkeiten aller Art für die Bequemlichkeit und das Vergnügen der Bürger geschaffen waren. Diese Parks scheinen von je ein Hauptsitz der indischen Anachoreten gewesen zu sein. Alle Darstellungen vom Leben des Buddha auf seinem Gang zur Erleuchtung zeigen ihn die heiligen Büßer besuchend, die in einer Hütte von Bambusrohr oder einer Steingrotte inmitten von Palmenhainen oder anderen Parks wohnen. Als dann der Ruf des Buddha gewaltiger wurde, wetteiferte man, ihm und seinen Jüngern solche Parks zu schenken, in denen sie während der Regenzeit ihre Rast halten konnten. Die heiligen Texte schildern sie mit der immer gleichen Formel »nicht zu ferne und nicht zu nahe der Stadt, wohl versehen mit Eingängen, leicht erreichbar für alles Volk, das dorthin verlangt, bei Tage nicht zu belebt, bei Nacht still, von Lärm und Menschenschwarm entfernt, ein Ort der Zurückgezogenheit und einsamer Betrachtung«. Einer der berühmtesten dieser Parks war das Dschetavana, das der große Kaufmann Anathapinta, ein höchst freigebiger Verehrer des Buddha, diesem zum Geschenk machte. Im V. Jahrhundert n. Chr. schildert ihn der chinesische Pilger Fa Hian: »das klare Wasser der Teiche, das üppige Grün und die zahllosen Blumen in mannigfachen Farben vereinen sich zu dem Bilde, das man den Vihara des Chi-un (Dschetavana) nennt«. Dieser Park war einst auch königlicher Besitz gewesen, und Anathapinta konnte ihn nur nach langen Unterhandlungen mit dem Prinzen Dscheta erhalten, als er ihm soviel Gold versprach, wie nötig sei, den ganzen Boden damit zu bedecken H. Oldenberg, Buddha, S. 164.. Sein Lohn bestand dann darin, daß der heilige Buddha ihn zu seinem Lieblingssitze erkor. Wie dieser Kaufmann weihten auch Könige, die der Buddha seiner Lehre gewann, solche Gärten den gelbgekleideten Mönchen, denn dadurch fesselten sie sie länger an ihre Stadt. Und jede weitere Bekehrung, die die Sendboten des Buddha nach seinem Tode vollbrachten, endet mit der Schenkung eines heiligen Gartens. Wenig über zwei Jahrhunderte, nachdem der Buddha in das Nirwana eingegangen war, wurde Ceylon zu der Lehre bekehrt. Dort gibt nicht nur das große Chronikwerk, der Mahāwaṃsa, manchen Aufschluß über die wunderbaren Königsparks, die dort im Laufe der Jahrhunderte entstanden, sondern die Trümmer, die, vom Urwald lange bedeckt, in den letzten Jahrzehnten ausgrabende Engländer wieder aufgedeckt haben, lassen unter dem Sagengespinnst der Reimchronik die sicheren und örtlich erstaunlich zuverlässigen Berichte der buddhistischen Erzähler feststellen. Das erste, was der bekehrte König Tissa tat, war die Schenkung eines großen Lustparks. Der Apostel Mahinda hatte zuerst in dem Garten Naudama, d. h. Garten des Himmels, gepredigt. Gleich wollte der König diesen den Mönchen schenken, aber sie verschmähten die Gabe, da der Garten zu nahe der Hauptstadt Anuradhapura dicht bei dem Palaste des Königs lag. Darauf bot ihnen der König den Mahamighagarten an, den sein Vater angelegt, »nicht zu nahe der Stadt und nicht zu weit, ein köstlicher Aufenthalt, wohl versehen mit Schatten und Wasser«. Gleich am nächsten Tage wurden mit höchstem Gepränge die Grenzen des Besitzes abgesteckt, die der König selbst mit goldenem Pfluge umpflügt The Maháwanso with the translation of the first part by G. Turnour, Ceylon 1837, Part II; by Wijesinha 1889, ch. XV, p. 54 ff.. Tempel und Reliquienschreine wurden erbaut; das größte Kleinod aber war ein Zweig des Feigenbaumes, unter dem Gotama einst die Erleuchtung empfangen hatte, ein Wunderzweig, der in wenigen Minuten zum Baume erwuchs Maháwanso, ch. XIX, p. 74 ff.. Er behauptet noch heute seine Tradition, um ihn sind die Trümmer der prächtigen Schutzbauten, Schranken, Hallen und Tore noch erhalten (Abb. 43). Die Schößlinge dieses Baumes sind rings zum heiligen Haine erwachsen Henry W. Cave, Baudenkmäler aus ältester Zeit in Ceylon (übers. v. Anna Gräfin v. Zech, 1901, S. 70, Tafel XIV).. Henry Cave schildert den Bau, der einst den heiligen Baum umgeben hat: Eine Mauer aus mächtigen Granitquadern, die Vorsprünge und Abdachungen eingelegt mit dem dem Elfenbein gleichenden Chunam, umschließt den weiten marmorgepflasterten Hof, zu welchem vier Eingänge von hoher architektonischer Schönheit Zulaß gewähren. Jeder dieser Zugänge ist überdeckt von einem baldachinartigen Dach aus Erz, welches auf 20, je aus einem Block gehauenen Steinsäulen ruht. Der fortlaufende Sockel mit seinen mächtigen Vorsprüngen besteht aus ungeheueren Granitplatten. Eine Anzahl von Stufen führt zu dem Unterbau hinan. Reiche Bildhauerarbeit ziert dieselben, besonders die unterste Stufe, welche im Halbrund vorspringt, ist in wundervoller Weise ausgehauen, zu ihren beiden Seiten erheben sich Prellsteine, geschmückt mit Bildwerken in Basreliefs. Innerhalb des Hofes befinden sich reichgeschmückte Hallen, in denen Buddhabildnisse teils aus Stein gehauen, teils aus kostbaren Metallen angefertigt, aufgestellt sind. Eine innere Umwallung wird aus drei Steinterrassen gebildet, welche den heiligen Baum selbst umschließen H. W. Cace, a. a. O., p. 9/10.. Dieser Baum und seine Umgebung blieb das vornehmste Heiligtum der Insel. Der Mahāwaṃsa weiß von einer Nachbildung dieses Baumes in kostbarem Material zu erzählen, die der König Dutthagamini im 2. Jahrhundert v. Chr. in dem großen Ruanweli oder Goldstaub Dagaba Maháwanso, ch. XXX, p. 111 ff., dessen Trümmer noch heute wie ein großer baumbewachsener Hügel sich erheben, errichten ließ. In der Mitte dieses Reliquienschreines ließ der König einen Feigenbaum aus kostbaren Metallen machen; die Höhe des Stammes betrug 18 Ellen, die Wurzel war aus Korallen und war befestigt in smaragdenem Grunde. Der Stamm bestand aus reinem Silber, die Blätter waren mit Edelsteinen besetzt. Die welken Blätter waren aus Gold, die Früchte und das junge Laub aus Korallen. Am Stamm waren Darstellungen der acht glückbringenden Zeichen. ..... Über dem Baum spannte sich ein prächtiger Baldachin ..... Am Fuße des Stammes waren schöne Vasen in Reihen aufgestellt, in ihnen prangten ganz aus Edelsteinen gefertigte Blumen, aus denen die vier Arten wohlriechenden Wassers dufteten Maháwanso, ch. XXX, p. 114.. Diese Schilderung eines künstlichen Baumes begegnet uns hier zum ersten Male. Und der sakrale Charakter, die Nachbildung eines so großen Heiligtumes, wie es der Buddhabaum war, berechtigt, hier die Quelle für dieses merkwürdige Prachtstück zu finden, das, immer weiter vererbt, in der späteren Zeit als eine kostbare Gartenzierde sich bis in den europäischen Westen und Norden verirrt hat Diese Schilderung des Maháwanso ist nicht die früheste, schon das Gilgamesh-Epos weiß von einem solchen prächtigen Garten zu berichten, den Gilgamesh am Ende seiner unterirdischen Wanderung erblickte:

Zwölf Meilen vollendete er, da wurde es helle
Vor ihm lag ein Hain der Götter;
Als er ihn sah, ging er auf ihn zu
Rubinen trägt er als Frucht, mit Reben behangen, herrlich anzuschauen;
Lapis lazuli sind seine Zweige, er trägt Früchte begehrenswert anzuschauen. Nach einer Übersetzung von Professor Hermann Ranke (Heidelberg).
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Abb. 43
Eingang zum Heiligen Baum auf Ceylon

Nach H. Cave

Die Ausgrabungen selbst, die natürlich von einem ganzen Garten kein Bild geben, haben wenigstens Spuren seines schönsten Schmuckes aufbewahrt, in den Wasserbassins und Bädern H. Cave, a. a. O., pl. XXIV u. XXV., Pokuñas genannt, von denen die Chronik so viel zu berichten weiß. Ceylons alte Kultur beruhte auf der vorzüglichen künstlichen Bewässerung. Die Größe der Herrscher bewies sich neben den gewaltigen religiösen Bauwerken hauptsächlich in der Anlegung ungeheuerer, künstlicher Teiche, die in der Zeit der Dürre das Wasser überall hinzuführen erlaubten. Und Wasserreichtum war auch immer die erste Bedingung eines Buddhahaines. Viele der ausgegrabenen Bäder haben mehr als 45 m Länge, bei mehr als 18 m Breite und 7 m Tiefe. Der Boden ist mit Marmor gepflastert, und Marmorsäulen umgeben sie häufig. Auf jeder Seite führen Marmorstufen mit schönem Geländer herab H. Cave, a. a. O., p. 13.. An einem der Bassins ist daneben noch eine Plattform mit einem kleineren Bade, das für sich mit einer Säulenhalle überdeckt war. Dies innere Bad öffnet sich in einen Raum, dessen Wände aus bearbeiteten Quadern bestehen (Abb. 44).

Abb. 44
Pokuña, Badebassin in Ceylon

Nach H. Cave

Mehr noch als von der Hauptstadt Anaradhapura weiß der Mahāwaṃsa aus der späteren Zeit zu berichten, als unter dem großen König Parakama im XII. Jahrhundert die Hauptstadt Polonnaruwa zu ungeahnter Pracht erwuchs. Kaum daß der König mit starker Hand den Frieden erzwungen, begann er herrliche Tempel und Paläste zu erbauen, und neben seinem Palast entstand ein Garten, den er in Erinnerung an jenen, in dem der Buddhistenapostel zuerst in Ceylon gepredigt, Naudana nannte. Dieser Park wird ausführlich geschildert: Jasmin wand sich an den Bäumen empor. Schwärme von Bienen nährten sich von dem Honig verschiedener Blumen. Eine Fülle von Obstbäumen, die einzeln aufgeführt werden, Frucht- und Blütenbäume entzückten das Auge. Er war übersät mit Wasserspiegeln, die Umrandung schön geschmückt, lieblich durch den Überfluß an Lotos und Lilien und den tönenden Ruf des Saras (der indische Kranich). Eingezäunt war er von Pfählen mit Reihen von Bildwerken aus Elfenbein. Die schönste Zierde war ein Bad, das das Auge des Beschauers blendete, in dem Wasserstrahlen, durch Röhren und Maschinen dorthin geführt, den Ort erscheinen ließen, als wenn Wolken unaufhörlich Regen niedergössen. Eine Badehalle wird mit dem Knoten geflochtenen Haares einer Parknymphe verglichen; eine große Reihe von anderen Bädern entzückte Herrscher und Volk. Auch von anderen Parks, anderen Bädern hören wir, selbst von Gärten, die der Herrscher zur Erholung für die Armen anlegte Maháwanso, ch. LXXIII, p. 198 f.. Die Schilderung des Mahāwaṃsa greift hier weit über die von uns betrachtete Zeit hinaus, manches in diesem Bilde könnte europäischen Einfluß zeigen. In den Hauptzügen aber sieht dieser Garten wenig anders aus, als jene, von denen die Mönche des V. Jahrhunderts in Anaradhapura berichten.

Durch wenige Bildwerke nur werden diese indischen Parkberichte unterstützt. Auch erst dem X. Jahrhundert gehört das große Reliefband des Boro-Budurtempels auf Java an. Dort wird das Leben des Buddha dargestellt und wie auch die Legende berichtet, spielt es sich ganz auf dem Hintergrunde des Parkes ab F. C. Wilsen et C. Leemans, Bôrô-Boudour dans l'île de Java, Leide 1874.. Die Bäume sind mit außerordentlicher Feinheit gezeichnet, doch zu schematisch, um mit Leichtigkeit die Arten zu bestimmen (Abb. 45). Sie erinnern auch in ihrer Anordnung an ähnliche assyrische Darstellungen. Fast nie fehlen die Badebassins, die, meist viereckig, mit Steinwandung versehen sind und mit Lotosblumen bedeckt, zwischen denen sich Wasservögel schaukeln, meist sind sie auch von Fischen belebt Bôrô-Boudour, pl. XX, 10, XXX, 30, XXXI, 32, XXII, 14.. Daß das Getier überall eine große Rolle spielt, ergibt sich schon aus der religiösen Auffassung der Inder. Auf dem Gesträuch sitzen überall Vögel, Eichhörnchen oder Affen, die darin spielen. In den Grotten oder dem Felsgestein, das konventionell gezeichnet ist, lagern Antilopen oder manchmal auch Löwen und andere Tiere.

Abb. 45
Relief aus dem Tempel von Boro-Budur, Java

Nach Wilson u. Leemans

Blumenbeete finden sich hier selten angedeutet, aber die indischen Berichte und Legenden wissen viel von Blumenopfern zu erzählen. In der Mahāwaṃsa wird jeder Festzug mit einem Überschwang von Blüten gefeiert. Wer von den zahllosen Teilnehmern sich auch dem heiligen Reliquienschrein nähert, legt eine Blumenspende darauf nieder, bis Altar und Stufen unter Blüten begraben sind; an hohen Festtagen aber werden die hohen Kuppeln von oben bis unten mit Blüten bekränzt. Führt uns die Chronik in einen Gartenhain, so umfängt uns stets ein berauschender Blütenduft, und das Auge ruht bewundernd auf den Beeten und den blühenden Ranken, die sich von Baum zu Baum schlingen. Wandelte doch auch Mâyâ, die Buddhamutter, bewundernd von Beet zu Beet in dem königlichen Garten.

Aus vielen Einzelheiten schließt sich das Bild dieses indisch-buddhistischen Gartens zur Einheit, verbindet ihn der großen westasiatischen Entwicklung und scheidet ihn von den übrigen ostasiatischen Ländern, China und Japan, wo wir ein gänzlich verschiedenes Kunstempfinden antreffen werden.

Indische Anachoreten waren die ersten, die den Garten als den geeigneten Aufenthalt für ihr der tiefsten Betrachtung göttlicher Dinge geweihtes Leben erwählten. Wir aber dürfen vorausschauend sehen, wie häufig noch dem Garten eine gleiche Weihe wurde: Aus gleichen Gründen sollten später die griechischen Philosophen und frühchristlichen Mönche sich in Gärten zu stiller gemeinsamer Betrachtung zurückziehen.


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