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Von Robert Marti-Wehren. 1
Rudolf Andreas Wehren: Ruedi Wẹe̥hre erblickte das Licht der Welt als jüngstes Kind des Amtsnotars Christian Wehren und der Barbara geb. Beyeler am 7. April 1846 im Hotel Bellevue zu Kienholz bei Brienz. Der Vater (1803-1854) hatte als junger Mann sein Elternhaus: das Kastlan-Haldi-Hụs auf dem Unterbort und damit das Saanenland verlassen, um sich nach praktischer und theoretischer Vorbildung das bernische Notariatspatent zu erwerben. Als Sụbstidụ́t der Amtsschreiberei zu Schwarzenburg, als Schloßschreiber in Belp, als Sekretär des bernischen Departements des Innern, als Regierungsstatthalter zu Laupen leistete Christian Wehren dem Staat große, aber schlecht bezahlte Dienste. Um seiner zahlreichen Familie ein besseres Auskommen zu verschaffen, kaufte er um 1845 das Hotel Bellevue in Kienholz (die heutige alpwirtschaftliche Schule). Er hoffte, der immer zunehmende Fremdenverkehr im Berner Oberland würde auch ihm einen Teil seines goldenen Segens zufließen lassen. Doch der gute Mann täuschte sich. Weder er noch seine Frau besaßen die nötige Erfahrung und Eignung zum Hotelberuf; auch blieben ihnen schwere Schicksalsschläge in der Familie nicht erspart. Der junge Rudolf Andreas lernte schon frühe des Lebens düstere Seiten kennen. Noch nicht achtjährig, verlor er am 2. Februar 1854 seinen seit Jahren an Lungenschwindsucht erkrankten Vater, nachdem schon vorher zwei von seinen acht Geschwistern dieser Krankheit zum Opfer gefallen waren. Am 14. Januar 1855 starb 520 auch die Mutter. Nun wurde die Familie aufgelöst. Verwandte nahmen sich der jüngern, noch unselbständigen Kinder an.
Rudolf wurde von seiner Tante Liseli, der Frau des Großrat Fritz Reihenbach am Gstaad, dem ausgezeichneten Schulmeister Hansjaggi Schwerter in deṇ Gruebe zur Erziehung und Schulung übergeben. Dazu bekam er Französischstunden bei Helfer Franz Gaudard in Saanen. Weil der Knabe Lehrer zu werden wünschte, im Saanenland aber damals bloß Primarschulen bestanden, besuchte er 1862 bis 1863 die Sekundarschule in Zweisimmen. Hier wirkte damals schon der unvergeßliche Volksdichter und Heimatforscher David Gempeler. Der tiefe und nachhaltige Einfluß dieses Mannes auf den jungen Rudolf ist unverkennbar. Im Zeugnis zum Eintritt ins Seminar hob Gempeler vor allem die schönen «Anlagen seines Schülers im Aufsatz» hervor. Vom Mai 1863 bis zum April 1866 war Rudolf Wehren Zögling des Lehrerseminars Münchenbuchsee, wo Männer wie der nachmalige Professor Rüegg, der Helfer und spätere Theologieprofessor Dr. Eduard Langhans, die nachmaligen Schulinspektoren Wyß und König, der Sängervater Weber den intelligenten Jüngling zu einem begeisterten Lehrer heranzubilden wußten. Im Austrittszeugnis konnte die Lehrerschaft erklären, daß «Wehren, unterstützt von guten Anlagen, sich während seiner Seminarzeit ein schönes Maß von Kenntnissen und Fertigkeiten erworben habe, so daß er bei gewissenhaftem Fleiß einer Schule mit dem besten Erfolg werde vorstehen können».
Dank der Fürsorge seiner ältern Schwester konnte Rudolf nach seiner Patentierung vom 23. April 1866 noch ein ganzes Jahr die Kantonsschule in Pruntrut besuchen, vor allem zu weiterer Ausbildung im Französischen, das er denn auch gründlich beherrschte. Allein der Wunsch seiner nächsten Angehörigen, ihn als Hauslehrer vornehmer Familien im Ausland wirken zu sehen, sollte sich nicht erfüllen. Die Heimat, das Saanenland mit seinen weißen Firnen und grünen Matten rief den jungen Mann zurück und vermochte ihn für immer an sich zu fesseln.
Von Ostern 1867 bis April 1873 unterrichtete Rudolf Wehren an der damals noch ungeteilten Schule im Grund bei Gstaad, dann bis zum 31. Oktober 1909 an der heute fünfteiligen Oberschule in Saanen. Sein Unterricht war anregend und geistvoll. Abstumpfender Drill und sinnloser Gedächtnisskram hatten in seiner Schulstube kein Heimatrecht. Er liebte seine Schüler; er erzog sie durch sein Beispiel zum Streben nach äußerer und innerer Vervollkommnung, und sie behielten ihren Lehrer zeitlebens in dankbarer Erinnerung. Als er von der Schularbeit zurücktrat und Behörden und Volk ihm am 7. November 1909 eine 521 freundliche Abschiedsfeier bereiteten, führte Schulinspektor Jakob Zaugg in seiner Ansprache aus: «Rudolf Wehren war ein tüchtiger Lehrer, der seine Schüler zu packen wußte, ich meine nicht bei Haaren und Ohren, sondern durch seinen Unterricht und freundlichen Verkehr. Während 28 Jahren hatte ich alle Jahre Gelegenheit, den Jubilar an der Arbeit zu sehen. Ich ging immer gern in seine Klasse und freute mich an seinem originellen und geistreichen Unterricht. Es waren nicht immer Primakinder in der Oberschule. An Orten mit Sekundarschule trifft man in den obern Primarschulklassen überhaupt nicht eine Auslese der besten und intelligentesten Kinder. Aber der Jubilar hat sich in seiner Schule der Schwächern und Beschränkten besonders angenommen, und das ist doppelt verdienstlich und anerkennenswert.»
Redaktor und Oberlehrer
Phot. Nägeli, Gstaad
Doch wollte Rudolf Wehren nicht nur auf die Kinder bildend und erziehend einwirken. Er kannte den großen Einfluß der Zịtig auf die Gesinnung und Gesittung des Volkes. Darum begründete er unter sehr bedeutenden finanziellen Opfern im Jahr 1881 den « Anzeiger für Saanen 2 und Obersimmental», der nicht nur ein Publikationsorgan mit verlogenem ausländischem Unterhaltungsstoff sein sollte, sondern der durch die sorgfältig zusammengestellte Übersicht der Tagesereignisse, durch einen originellen lokalen Teil und durch ein witziges und lustiges «Buntes Allerlei» belehrend, unterhaltend und geistig fördernd wirkte. Alle Fragen politischer, wirtschaftlicher, kultureller, 522 sowie kirchlicher Art wurden von Redaktor Rudolf Wehren in seinem Anzeiger, den er bis zu seinem Tode, also 43 Jabre lang redigierte, in taktvoller, weitherziger, ansprechender und vor allem: versöhnlicher Weise gewürdigt.
Unter Wehrens Redaktion erschien der «Anzeiger von Saanen» wöchentlich einmal; seit seinem Hingang wird er von der Druckerei Müller im Gstaad in der Woche zweimal herausgegeben. Damit erfüllt sich ein jahrelang gehegter Wunsch des Verewigten. Auch die Saaner mußten zuerst lẹe̥hren ị ng’sẹe̥h, was sị ḁ lsó a me̥nen eigenem Blettli hei. Sie wissen nun neben dem alten «Echo vom Olden» auch das neue Samßtigblettli zu schätzen.
1
Quellen:
Anzeiger von Saanen, 1881-1923, Festnummer vom 7. April 1921 zum 75. Geburtstag Rud. Wehrens. Gedenkschrift für Rud. Wehren, 1924. Briefe und Schriftstücke der Familie Wehren. Persönliche Erinnerungen.
2
Die erste Nummer (vom 5. Januar 1881) brachte einen gehaltreichen Leitartitel über saanerische «Sitten und Gebräuche».
Im Frühling 1886 wurde der Dorfoberschulmeister zum Zivilstandsbeamten ( Zịvị́ler) von Saanen gewählt, und er versah dieses Amt bis Ende 1922. In dieser Stellung war ihm reichlich Gelegenheit geboten, mit den Fröhlichen sich zu freuen und mit den Trauernden zu weinen; und er wußte manch guten Rat, manch freundliche Ermahnung, manch herzliches Trostwort zu spenden.
Aber auch sonst stellte der uneigennützige Mann seine Kräfte zu jeder Zeit in den Dienst des Vaterlandes, der Öffentlichkeit, der Gemeinde, der Wohltätigkeit. Eine rasche Auffassungsgabe, Schlagfertigkeit und köstlicher Humor, gesunde Lebensbejahung und hoher Idealismus, verbunden mit Herzensgüte und Versöhnlichkeit gewannen ihm Freunde weit über Die Grenzen seiner Heimat hinaus. « On ne pouvait le voir sans l’aimer et, une fois qu’il nous tenait, il ne nous lâchait plus. Cet homme paraissait semer l’amitié sur ses pas.» So sprach an Rudolf Wehrens Leichenfeier sein Freund, Prof. Ganty aus Château-d’Oex. Denn auch im welschen Saanenland hatte Wehrens Name guten Klang. Besondere Herzensangelegenheit war ihm jederzeit die brüderliche Einigkeit zwischen Dụ̈̆tsch u Wältsch, die Einigkeit und das Wohl seines heißgeliebten Vaterlandes. Nie hat er lange geprüft, ob die Mitmenschen seiner Güte und Freigebigkeit würdig seien, nie hat er sich durch den Mißbrauch seiner Freundschaft und Uneigennützigkeit entmutigen und verbittern lassen. Für alle Notleidenden und Unglücklichen, für Wohlfahrtseinrichtungen wie Suppenanstalt, Krankenvereine, Chrankehụs, Armenfürsorge, aber auch für künstlerische und anderswie ideale Bestrebungen hatte er stets ein offenes Herz und eine offene Hand. Großes Verständnis brachte er auch der heimatlichen Geschichte, der ruhmreichen Vergangenheit seines Tales entgegen. Um das vorliegende «Bärndütsch 523 Saanen» interessierte er sich warm und spendete ihm manchen wertvollen Beitrag. Er war der Hüter des reichen Landschafts- und Geweindearchivs in Saanen und rettete manchen wertvollen Zeugen alter Zeiten vor dem völligen Verderben. Es ist Rudolf Wehrens Verdienst, daß die «Saaner- Juliusfahne», ein Geschenk des Papstes Julius II. aus dem Pavierzug von 1512, nicht als alta Hu̦del verbrännt, sondern dem bernischen historischen Museum zur Aufbewahrung übergeben wurde.
Männerchor, Turnverein, Schützeg’sellschaft und Alpeklub wußten die großen Talente ihres Ruedi wohl zu schätzen. Wie anregend und köstlich wußte er von den Taten seines «Echo vom Olden», seiner Sektion «Wildhorn» SAC zu plaudern! Aber auch die schwere und oft mühselige Arbeit des Bärgpụr, des Chüeijer war ihm vertraut; diente er doch in jungen Jahren als Zi̦gerchnächt bei befreundeten Sennen. Stets hatte er in seinem «Anzeiger» es Blätzi bereit für landwirtschaftliche Mitteilungen, für Berichte über Marktlage, Ernteaussichten, Witterung. Im Auftrag der schweizerischen meteorologischen Anstalt in Zürich besorgte er vierzig Jahre lang den Dienst als Beobachter der Rägemässer-Station Saanen. Aber auch 524 Handwerk und Gewerbe, Handel und Verkehr wurden von dem fortschrittlich gesinnten Mann stets tatkräftig gewürdigt. Eifrig fördern half er die Bahn Montreux-Saanen-Zweisimmen (M.O.B.). Und 74jährig ließ er sich eines Tages von der Flugmaschine in kühne Höhen tragen, um sein im herrlichen Wintersonnenschein erstrahlendes, schneebedecktes Saanenland zu überschauen.
Seiner poetischen Ader ist manches ansprechende Gedicht, manche gute Festinschrift entsprungen. Volkstümlich ist sein «Saaneliedli» geworden, das er 1872 als Grundschuelmeister dichtete.
D’s Saaneliedli.
Hööij im Oberland, da lịt mi’s
Saaneländli
Zwüsche Bärg u Flüeh u zwüschen Gletschenwändi.
‘s waxt da Milch u Chẹe̥s u Fleisch u Holz u Gält,
’s gi̦t nit menga, wa ’mụ allze fehlt.
’s sị da öppes mẹe̥h als so fü̦ü̦ftụsig Mäntsche
Z’Gsteig u z’Lauene, z’Saane un im
Afländsche.
Zähe Pụ̈rti hät di großi Saaneg’meind;
1
Van däne will i singe, was «sich reimt».
Im
Saanedorf, da si vil Wü̦rts- u Schrịberstubi,
Wa’s Prozässa git u mängi Tüfels Lugi.
D’s Dorf ist Handels-, Tanz- und o no Chilheplatz,
Wa mu Hochzit hät mit sinem Schatz.
Zwüsche Dorf u Gstaad, da lit der
Äbnetbode;
’s waxe da vi̦i̦l dicki Bei u härti Chnode.
’s ist da mängs gar bravs un och es minders̆ Hụs,
’s g’seh verschidni Lüt zum Fänster us.
Chu̦nnst a
d’s G’staad em-br-ụf u blibst du da n es Schu̦tzli,
G’sẹe̥hst d’Fabrigg, der Hängst un vo d’s alt Kobi Hụtzli.
D’s Gstaadli ist es rüehrigs, fründlichs sụfers̆ Näst,
Wa mu saagt u rịbt u mahlt u wäscht.
Und im
Grund, da ist es läbigs, lustigs Völchli,
Wa mit G’sang vertribt di trüeben Unglückswölchli;
’s putzt ’ne d’rum di guete, g’schịde Saanegri̦nt
Ruedi Wẹe̥hren
2
und der heiter Wind.
Und’r em Rüeblihoore lit no
d’s Chalberhöni,
Wa’s groß Bärga git, und därụ vil u schöni.
525 ’s ist es fründlichs Tääli, aber wẹe̥nig Lüt —
We
nn si wüesti wẹe̥re, mẹe̥chi’s nüt.
Und’r em Wasserbärg lit
d’Bi̦ssen ụsgebreitet,
Wa der Pụr das Wasser grad i Stall ịleitet.
D’F̣üx u d’Hase säge sich da gueti Nacht.
Mit der Bisse hät Gott d’Wält ụsg’macht.
Un im
Türpach i̦na si verdammt brav Matti,
Aber d’Lụ̈t si nụ̈sti doch nit alli glatti.
Doch ist und’r em Gi̦fer menga Bidermaa,
Wa vi̦i̦l bäten u brav schaffe cha.
In de
Gruebe findt mu hüschi Grüebliwange,
Daß mụ mit dem Mul fast möchti a ’ne b’hange.
’s ist e hübschi Bürt, das müeßt ihr ihra laa,
Wa mụ Chirschmues
3
macht u singe cha.
Im
Tscheriet
4
tüe si no mengist haudridaue,
Daß si z’mornderist mit trüeben Auge g’schaue.
We
nn die ’pu̦tzti sị, g’seh sị dü̦r d’s ganza Lant
Bis zu d’s Oldehoore’s Glätscherwand.
An der
Hohenegg
5
isch ’s hööij u chalt u luftig.
’s git Mormonen da un o vi̦i̦l Bịseru̦stig.
’s ist di Gränzwacht gäge d’s Nachbur-Sibetaal,
’s sị da tolli Lụ̈t, doch chlị va Zahl.
Un im
Gsteig hei si im Winter z’wẹe̥nig Su̦nne.
6
Da si d’Jäger vil deṇ Gämsche nahi g’sprunge.
Da sị d’Bi̦lle, Chrinne, Sanetsch, d’Wallisflüeh,
U mengs Pụrli het vil Chẹe̥s u Chüe.
I der
Lauene, da hei si Stieretungla,
7
Un am Geltebärg ganz großi Geißchẹe̥stummla.
8
Si hei d’s Wildhorn, d’s Roottaal, Trụ̈tlis und der Sẹe̥,
Gueta G’meindshushalt u no vil mẹe̥h.
Und’r em Rueders̆bärg ob Jaun lit no d’s
Afläntsche;
9
Da brucht’s starchi Schueh u dicki Strümpf u Händsche!
D’s Hansi Sẹe̥wer hät mer einist sälber g’seit:
D’Geiß hei Uhr u Chilchturm fast vertrẹe̥it.
526 Bei all seinen Verdiensten ist Rudolf Wehren der bescheidene Mensch geblieben, der sich «nicht zu den Fertigen zählte, sondern zu den aufrichtig Suchenden und nach Wahrheit Strebenden. Nie verließ ihn der feste Glaube an den Sinn des Lebens, an eine gütige Vorsehung, an einen Gott, der trotz allem scheinbar Sinnlosen in der Entwicklung des Einzelnen und der Völker schließlich alles zum Besten lenkt». 10
Am 23. September 1880 schloß Rudolf Wehren das Ehebündnis mit Maria Adele von Siebenthal von den Saanenmösern. Er fand in seiner Gattin die treue Lebensgefährtin, die Freud und Leid mit ihm teilte und seinen idealen Bestrebungen großes Verständnis entgegenbrachte. Aus der überaus glücklichen Ehe gingen sechs Kinder hervor, fünf Söhne und eine Tochter. Das war ein fröhliches Leben und Treiben droben in der prächtig gelegenen, aussichtsreichen Wohnung im Dorfschulhaus zu Saanen! Und als darin die Kinder erwachsen waren, kehrten bald einmal Großkinder im Schulhaus ein und durften sich der reichen Liebe und Fürsorge ihrer Großeltern erfreuen. Wie verstand es der Kinderfreund Wehren, die Kleinen mit seinen lustigen Geschichtlein, Verslein und Spielen zu unterhalten!
Als Frau Adele Wehren nach langen, schweren Leiden am 12. Oktober 1922 starb, zog der Vereinsamte zu seinem jüngsten Sohn auf die Saanenmöser. Bis zu seinem 75. Geburtstag war er nie ernstlich krank gewesen. Dann aber stellten sich auch bei ihm allerlei Gebrechen des Alters ein. Mehrere Schlaganfälle schwächten seinen Körper; und als dann sein lieber Sohn Ferdinand am 23. September 1923 als Schweizerpilot am Gordon-Bennett-Wettfliegen in Belgien tödlich verunglückte, wurde seine früher so unverwüstliche Lebenskraft vollends gebrochen. Sanft und schmerzlos entschlief er in der Morgenfrühe des 19. Oktober 1923. 11
1
hier: Kirchgemeinde.
2
Lehrer im Grund 1867-1873, s. o.
3
S. 277.
4
S. 33.
5
S. 43.
6
S. 6.
7
S. 162.
8
S. 258.
9
S. 35.
10
Pfarrer O. Lauterburg.
11
Der Anzeiger vom 24. Oktober 1923 brachte eine eingehende Würdigung von Wehrens Lebenslauf, von W. St., einen dichterischen Nachruf von Stationsvorstand Zumbrunnen und eine ebensolche Ansprache von Reinhold Reichenbach.
Von Fritz Ebersold.
Z’grächtmụ hät er de nn naadi̦sch Hansi Chü̦bli g’heiße. Sị n Mueter, d’s Käteli Chü̦̆bli, es grụsam bravs u fromms Fraueli, hät e̥nouwḁ vi̦l Ung’fell g’haa im Läbe. Jetz hät sị im Tscharịe̥t z’obrist obna, ni̦t gar grụ̈selich wịt van der große Vorschḁß, es chlịs, aber gäbigs Heimḁtli g’haa. U di Lụ̈tle̥ni wẹe̥re g’wu̦ß fe̥rwä̆nt guet ụschoo z’säme, 527 wenn nu̦mḁn das Chätzers jage dem junge Hansi nit so im Bluet g’steckt hätti. Gemsche̥ni, Fü̦x, Haseni, Mu̦rme̥leni, Hüendervögel, Gaagge: allz hät müeße d’ra n glaube, we nn d’s Hansi sị n Bü̦xe fü̦rha g’noo hät.
Phot. Marti, Bern
O wi meṇgist hät ’mụ sị Mueter g’seit: Gu̦gg, Hansi, es chunnt e̥mal ni̦t guet usa mit de̥r; zäll d’rụf! Der lieb Gott het a söttigem Zụ̈g kei Freud. Fü̦r daas hät e̥r d’Tierleni nit erschaffe, daß mụ sị z’sämeschießt. Er würd de̥r daas schon oppa z’merke g’gää, wenn du dị’r Mueter nit wolltist lose.
Emal, es isch g’ra d-b brezịs am Samstig vor dem Bättag g’sị, chunnt d’s Hansi va’m hirte heim u findt d’Mueter g’sunntige̥ti. Si het g’rad d’Stündelihụbe n aaṇg’leit, wa n är i d’Stuben i̦nha chu̦nnt.
«Es isch bösa B’richt va n mị’r Schwäster Mädeli im G’schwend. Si sịgi am stärbe. Will’s Gott, so triffen i ch’s no ch läbigs aa n. Jetz los, Hansi: Gang me̥r mor ge n z’Brädig! Blịb me̥r nit z’lang im Dorf! Chu̦mm früej heim. U we nn dụ oppa e̥s Kapitel wurdist läse am Na chmi̦ttág, so tẹe̥ti’s der allwäg nụ̈t schade. U jetz b’hüet di ch der lieb Gott, u hüet guet.»
Wa d’s Hansi am Bättag am Morge wider va’m hirte di lengi Weid ahi chu̦nnt, g’seht e̥r bi mene Schụ̈rli uf eme große Stei öppḁs graau’s grụppe, un uf dem Öppis hei zweu großi Ohre g’weigget.
«E Hase! bi’m Chätzerli e Hase! U de nn no ch was für eina! So groß wi n es chlịs Chalb!» U d’s Hansi pächiert mit si’m Bräntli u mit sim Gu̦seli de̥s ahi was gi bst was häst. Daheime schrịßt er d’Büxe van der Wand u lauft dem Schụ̈rli zue.
«Hansi, Hansi», rụnet ’mụ öppḁs i d’s Ohr, «b’sinn dich, was 528 d’Mueter g’seit hät!» Aber d’s Hansi lost nụ̈t u sinnet numḁn an dä groß Hase. Dä hät ni̦t g’wartet. Z’erst springt er e̥s Stückli de̥s o bsig, de nn gredi dü̦rhi, de nn wider emb’rịị, wie’s oppa d’Hasen im Brụch hei, we nn si Bulver schmöcke. U d’s Hansi hinderna d’rị. Bald g’seht es der Hase, bald wider ni̦t. So geit ’s fü̦rha bis zum obere Bort.
«Halt, Bürschli, jetz bist du aber mịna!» seit d’s Hansli. U richtig g’seht ’s zwüschen de Härdäpfelstụde, nit so gar wịt va d’s Köbi Rụmang’s Hụs, wider öppḁs graaus. Pu̦ff. Da hest eis!
Aber Herr Jese̥s, was ist daas! Es Chind brüelet, was ụsa mag: Mị’s Aug! mị’s Aug! Da rụnet dem Hansi wider öppḁs i d’s Ohr: Schieß noch emal. De nn gi bt’s Rueh. Es g’seht’s ja nịe̥mḁ nd!
U ds Hansli schießt noch es Mal. Jetz isch’s still. Dụ fleugen drüi groß Gaagge vo̥rbi: Gaagg, gaagg, gaagg.
«Mü̦rder! Mü̦rder!» g’hört d’s Hansi von alle Sịte. U doch g’seht es nịe̥mḁ nd. Es springt dḁrva n, lauft, als we nn tusig bösi Geister hinder ’mụ drị wẹe̥re. Es luegt nit z’ru̦gg, es stolperet über Stöck u Steina.
Du g’seht’s näbet mụ e großi Tanne. Es ergrifft sị n-m Büxe am Lauf u zerschlẹe̥t sa z’Lụ̆deren u z’Fätze. «Wịter! wịter!» u «Mü̦rder! Mü̦rder!» rüeft’s hinder ’mụ d’rị.
Jetz isch d’s Hansi in der Stube. Es fallt uf d’Chnöuw. Es wällti bäte, aber es cha nn ni̦t. «Mueter! mịn armi Mueter!» ist allz, was ’s usa bringt.
Du steit d’s Hansi ụf, springt dḁrva, wi va hunde̥rgg Geisle ’trĭ̦be.
U jetz lụ̈te d’Gloggi; sị rüeffe zur Brädig. D’s Hansi fallt nĭ̦der u hät sich beidi Ohre zue. De nn tri̦bt’s ’nḁ wider fu̦rt, e̥s cha nn sich chehre, win es will, dem Bort zue. U jetz steit d’s Hansi wi̦der vor dem Härdäpfelblätz. U wi n es nääher chu̦nnt, lị gt en großa Hase da, mụstoot.
U jetz g’seht’s vor Köbi Ru̦mang’s Hụs d’s jung Mädeli R̦umang uf dem Benkli sitze. D’s Mädeli het es Chind uf dem Arm, u d’s Chind hät es verbunde’s Aug.
Glähig geit d’s Hansi dem Hụs zue. «Hät’s dem Chind öppḁs g’gaä?»
«‹Oh, es het grad ni̦t vi̦i̦l z’bidụ̈te. Da äne hät’s es Wäxi o bd dem Äugi g’stoche, aber nit hert. Aber, Herr Jese̥s, was hät’s de n dịe̥r g’gää, Hansi? Dụ bist ja tụbwịßa!›»
Ds Hansi bringt keis Wort ụsa. Es nimmt das Chind uf sịn Arm, gi bt ihm es Mü̦ndschi u brieschet, daß es ’nḁ ṇ ganz schüttlet.
D’s Hansi geit heim. A lsó ụfrichtig Bättag g’fịret, ḁ lsó va Härze b’bätet u d’danket hät an däm Sunntig im ganze Saaneländli niemḁ nd wi d’s Hansi Chü̦̆bli im Tschariet.
Sitdäm hät mụ ĭ̦hm nu̦mḁ d’s wịß Hansi g’seit.
Durch Gertrud Züricher veranlaßt und im «Berner Heim» Nr. 41-44, 1916, veröffentlicht.
I ch haṇ gẹng in der Rächnig g’habe, mit däm versprochnen «Aabesitz» z’antworte, u ha me̥r i nb’bi̦ldet, i chönni daas ẹe̥hnder ịe̥z tue wäder ẹe̥rst im Hornung. Es ist me̥r aber bi̦’m bäste Wil le nit ẹe̥hnder mu̦gli ch g’sị. De n Tag han i nit Zịt g’habe, u bi̦’m Liecht machen i ch höllisch, g’nueg 1 wägen den Auge, u wäge de n g’stabete Händen am Aabe na ch der Arbeit. O b’hüet ị’s Gott, wi mängen Aabesịtz han ich an dem Aabesitz g’schri̦be, bis ich albe mịn offeni armi Beiṇ g’wü̦ß bis i d’Gri̦ttele ha g’haa wị n Ịịschzäpfe. O wi mängs Mal han i mị’s Versprächen i d’s Pfäfferland g’wünscht! Aber i ha g’wüsse: i ha’s versproche, heilig, i wälli’s mache. U was i verspriche, das halten i ch, es mues s me̥r nit mu̦glich sị. Nụmḁ-m bin i ch o ch Bärner u meine nit, daß’ s müeßi g’sprängget sị. U dḁrzue hät d’Mueter me̥r dann u̦ nt wann e Mu̦pf g’gää. Un i mueß säge: hie und daa en Aabe, wen n i nit z’großi Schmärzen i mine-m Beine ha g’haa u nit z’verflüecht müeda bi̦ g’sị, han i ch no sälber e g’wụ̈ssa Gụ-w uberchoo; u mi ch hät g’wü̦ß mängsmal ’tụcht, i g’sẹe̥iji u g’hööri di lieben Aalte lịbhäftig hie am Tisch. Un isch’s̆ me̥r dḁrzue choo, daß i ha müeßen d’Auge wüsche, da me̥r nụ̈t u̦f d’s Papịr tropfi. Emḁl wenn i ch so tụ̈tlich ü̦nsa lieba Att säl’g vu̦r me̥r g’sẹe̥h haa, wi n äär daa ḁ lsó schier zwüsch-t Tü̦ü̦r un Ange n, d. h. zwüsch-t der ganz aalte u nd dụ afa e n-m Bi̦tz nụ̈wre Zịt di Aalte hät g’hört b’brichte va Sache, wa sị stịff u fäst g’glaubt hei, u doch schon ü̦nser Ältere, emel Tratt (de̥r Att) bizwịflet u ’ne̥ ’s doch lieber nit dü̦ü̦r ch’taa hät u ’ne̥ ’s nit hät chön ne-m begründe. I ch g’sẹe̥h ’nḁ no ch jetz, wi̦ n äär albe sịn große, schwarze, frü̦ndliche n Augen ḁ lsó u̦f Halbmast hät zue’zoge, wen n äär gääre hätti g’seit: Das chan n i ch nit rächt glaube, u nd doch g’sẹe̥hn i ch, dụ lụ̈gsch t e̥s nit.
Ja, ja, jetz sịn dịe̥ i n mị’m «Aabesitz» z’meist G’namsete alli am schlaaffe. Nu̦mḁ d’Steifmueter Käthi läbt als grụ̈ụ̈selich, schröckelich chrächelihi u tschi̦tterbääri Grịe̥si. Und dị damalige-m Bueba sịn allz z’säm me graawi Männdeni. Herr Gott, ist daas mu̦glich? Rịịhe nmbach’s Maaji hät dann de n lästen Altjahrs̆aabe g’aabesi̦tzet. Im Härbst 1871, wa nn ds Laup isch g’fal le, ist däm guete Maaji de̥r Hueste g’stande, 530 aber de̥r Aatem oo ch. Hans hät no ch g’läbt bis Mitti Jänner 1887; da ist er d’s gẹe̥je Tods in der Hụstü̦ü̦r u̦mg’hị̆t u g’storbe. D’s Ueli Schopfer ist de n 20. Meie 1901 an der Wassersucht g’storbe. I bi̦ no ch am 19. bị ’mụ g’sị, u daas hät’s grụ̈ụ̈selich g’fröuwt. «O, chụnst dụ g’wü̦ß u̦s der Su̦mermatte no zue me̥r?» fragt’s mich. «‹Wi̦ geit’s, Ue̥li?›» «O, e̥s geit guet. I ch bi̦ n nu̦ n zueha, mịs Wu̦bb ist abg’wobe ns.» «‹O, dụ weist nüt. Es chan n de̥r no umhi e nm Bi̦tz bässere.›» U ha g’wü̦sse, daß i ch lụ̈ge. Sị him melblawe n Auge sị scho ganz verblichchni g’sị. U z’läst ụ̈nsa lieba Att ist am Ostersunntig den 30. Merze 1902 o ch an der Wassersucht g’stoorbe. I ch-b bin di lästi Nacht so z’säge ns di ganzi Zịt a n sị’m Bätt g’sị. Am Morge-m bi̦’m lụ̆tre han i ’mụ g’seit, i müeßi jetz gaa, i müeßi i d’Su̦m mermatte ga tụsche fe̥r z’Brädig. «O, wolltist dụe no ch z’Brädig?» Ja, i mueß gan de Nachtmahlwị i d’Chịlhe traage. «O ja, Jemer, su̦ chu̦mm dä nn z’Hand u̦mhi.» «‹Ja, sicher chu̦men i ch-d de nn.›» U z’Hand bin i u̦mhi uehi, aber är hät nüt mẹe̥h zue mer g’seit, där guet Att. Grad wa we̥r i d’Chịlhe hei wäl le, han i ch e nm Boten uberchoo, är sịgi verscheide.
Der Aabesịtz.
Motto: |
Drẹe̥i der Mantel nach em Wind,
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En Aabesitz u̦s der gueten aalte Zịt, under guete, trụ̈we Nachburs̆lụ̈te hinder naha ḁm Sẹe̥ im Höiehụ̈̆sli, das no stolz, aber afa e n-m Bi̦tz verbli̦chche a sị’r Stirne die Jahrzahl 1528 zeigt, bis u̦f di jetzigi Stund, bi̦ Chlaus Christis.
Chlaus Christis Hụshaltig zäl lt daz’maale säx Lụ̈tleni: Tratt (C.); d’Mueter, resp. d’Steifmueter Käthi (K.); d’s Christeli, der Bueb vam ẹe̥hre Wịb, zwölfjẹe̥hrig, e n-m Bi̦tz e Wundernase; Fritz, der ältist van der aftere, achtjẹe̥hrig; Chlaus, fü̦fjẹe̥hrig; un Ueli, es endle̥fmön atigs Waagichind.
Wenn ịe̥-na (je) d’s Wätter u d’Wäge, d’Umständ i Hụs u Stall ’s e̥s erlaubt, geit mụ im Winter z’Aabesitz oder uberchu̦nnt Aabesitz: es ist churzwịliger u spart Liecht.
Am Altejahrs̆aabe nd chämen afa der läng Hans Rịịhe nmbach (H.): en aalta, grụ̈selich großa, fri̦dsama Maa, afa e nm Bi̦tz chrächeliha, 531 u sị’s Maaji (M.): es schröckelich, ordelichs, tschi̦terbärs̆ Wịb; es sịji als Schuelmeitli bi̦’m bärene 3 in de Hangen defangschü̦pfe dḁrhar g’chị̆t u [heigi] sich schịnt’s i nwändig verdärbt un an der Lu̦ngge e Lätzi b’habe für sị’r Läbetag. Chinderlosi Ee̥lụ̈t. 4
Appa e halb Stund spẹe̥ter chu̦nnt no d’s Ụe̥li Schopfer: en ältra lediga Pụ̆rsch, schuderhaft chu̦rzwi̦ligs, g’spassigs u b’läse’ ns.
Chlaus Christis Hụshaltig ist hi̦-nḁ cht n e n-m Bi̦tz spẹe̥ti. Es ist e̥kei Schuel g’sị, u nd da hät Christe d’Buebe n ’profitiert fe̥r ’mu̦ z’hälffe, es Gu̦sti lẹe̥hre z’zịe̥h. U wa Hans Rịịhe nmbachs sị choo, hei sị u̦f de̥r Hööji grad d’s z’Nacht u̦f e Tisch ’traage.
H.: Guete n Aabe!
M.: Guete n Aabeṇ gäb ü̦ch, Gott!
Christi’s alli: Guete n Aabe nd!
C.: Ịe̥hr sịt früejer wäder wịe̥r!
H.: Ja, ẹmmel hinḁ cht wohl. Es ist ḁ lsó gäbig u wäglich; u nd da hei we̥r g’sin net, we̥r wälle hi̦nḁ cht hie ụsa.
C.: Ja, es ist gäbig, e n-m Bi̦tz chuehl.
532 M.: Vertüiflet chaalt isch’s̆!
K.: Sätzet u̦ch einist u̦f d’s Rue wbätt, bis we̥r z’nachtet’s hei.
C.: Zueha, Buebe!
K.: Bätet, Buebe!
Christeli: |
O Herr, speise deine Kinder,
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Fritz: |
Spịs, Gott, tränk, Gott, alli arme̥ Chind,
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Chlaus: |
Gottes Brü̦nneli hät Wasser die Fü̦l lị. Ame. |
K.: Wi̦ heit ịe̥hr’s̆? Ịe̥ ch bi̦ turbäri 5 mit ü̦nse Härdäpfle. Hie ụßna sị sị lang nit a ls guet wị n andri Jahr. Und am Büel hei we̥r schị bässer g’haa, wäder hie; vil mälwiger.
M.: O Herr Jent, nẹe̥i schíer nit! Wịe̥r hei o ch nu̦me Taasche̥ra (wässerig); uberhaupt hei wịe̥r nu̦mḁ n e̥s G’nääsch uberchoo.
H.: O neei, grad nu̦mḁ n es G’nääsch, daas tarf mụ nit säge; lueget, das grụ̈selich Hagelwätter hät ’ne z’Leid ’taa.
K.: Ja, das dóch! Es hät ja d’Studi b’brochchen u zerschlage.
H.: Äbe, u sị dụ grụ̈selich verspẹe̥tret, u nd dụ hei sị nüt möge zịtige; sü̦st, Härdäpfla hät’s wälleṇ gää.
C.: Aṇg’haacht’s 6 wẹe̥ re-n daa ’rụ g’nue g g’sị.
M.: E schröckeliha Hụffe Sụwhärdäpfla hät mụ nu̦ n, u nd daas chụnnt ụ ns appa nu̦ n guet. Wịe̥r hein es gröösers̆ Sụ̈wli, u bi̦s zueha wẹe̥nig Milch g’habe.
H.: Ja, äbe, daa sị we̥r jetz no der Sụwgagle froh.
K.: O, emmel ḁ lsó n es Sụ wtier, wi wịe̥r hụ̈r eis hei, wa mụ mangti 7 d’Süwhärdäpfla sälber z’frässe, un ĭ̦hmụ di grächte n im Aahe z’brägle.
M.: Wḁrum? Isch’s appa hẹe̥rschlächtigs? 8
K.: O, verfluecht schnäderfrẹe̥ßigs un uṇg’schlachts.
M.: Neei, daa bi̦n i ch de nn z’frĭ̦de mit ü̦ns’mu; daas ist schröckelich es g’schlachts u nd-b brụcht jü̦̆dig.
H.: Ja, das ist es hi̦rtigs u tuet o chg guet.
533 K.: Neei, gwü̦ß, i ch mueß ’mụ di hinderisti Su wgagle sụ̆fer schööne, 9 sü̦st nüelet’s an der Mälchtre, g’hịt sa um, verschütet d’s Traach, u nd-b bŭ̦dlet ekei Traan, där Wuest!
H.: Dämụ ließ ich Appidịt, bis daß’s me̥r d’Härdäpfe̥ni bi’m Tụ̈gger uṇg’schöönti frịe̥ßi.
K.: Daas glauben i de̥r schoo, mi’n gueta Hans, aber es chönnti ụ̈ns’ Büebi b’blange, wẹ nn ’s u̦f dị Späck warte söllte.
Fritz: Da chu̦nnt noch äpper.
Alli lose.
Christeli: D’s Ụe̥li Schopfer, i b’chän ne’s bị’m Tritt.
U.: Gueten Aabe mit enandere!
Christes alli: Gueten Aabe.
H. und M.: Dank de̥r Gott!
K.: Fäck dich appa umha z’sätze, wenn dụ vor G’chooch u nd Dräck channst.
U.: O, i ch finde scho Platz, i ch-g gaa hie zum Naamesvätter; soll däär dẹ nn nụ̈t z’Nacht haa?
K.: O, där hät sị Teil g’haben u soll sü̦st 10 schlaaffe n.
U.: Es ist gäbig, gäb wịe̥ lang!
H.: Trụ̈wist due̥ ’mụ nüt?
U.: O neei, lang hät’s e̥s nit; es hät u̦ne n ụf e schwarza Satz, u d’Moosgeiß päägget u̦f em Schachche, es ist eṇ Grụs.
C.: I ch-g glaube, es chämi de nn no ch-g ga wättre; es hät ḁ lso verdächtig gẹe̥j g’chaaltet, da cha nn’s de nn mẹngist umhi grad gẹe̥j 11 warmen u rägne.
U.: Es ist mụglich, oder den n e Flääre schnị̆je.
H.: Emel lụfte will’s de nn, es ist starch Morgeroot g’sị.
C.: Schicket u̦ch, Buebe, sụ cha nn sich ụsi traage.
Christeli u Fritz: Wịe̥r sị färtig.
K.: Aber dụe̥, Chlausi, no nit; oh, dụ bist eṇ grụ̈seliha Mịe̥mscheli! Sụ bätet afa!
Christeli: |
Wir danken Gott, der uns ernährt
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Fritz: |
Wir danken Gott für seine Gaben,
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534 Chlaus: Gott sei gelobet. Amen.
K.: Christeli, hilf ụsa traage!
C.: Jetz chäme t zueha.
H.: O, we̥r wẹe̥re hie guet.
C.: Neei, chämet zum Liecht!
K.: Christeli, drẹe̥j de n Liechttu̦ren e̥s Grụ̈̆si dü̦rha r, u zi̦ch de n Taahen e̥s Nu̦cki 12 ueha; so, jetz gib no ch d’Spöuwdru̦cke zum Tisch, u nd dụe̥ Fritz, reich u̦f de̥r Fụ̈rblatten es par Scheiti fe̥r z’e ntbbrän ne. Chụmm hie, Maaji, mit der Lịsmete n.
M.: U nd dụe̥ de nn?
K.: I chu̦m me hie a n Ägge, i wollt chaarten 13 u nd-b brụhe nit söve̥l z’g’sẹe̥h.
U. zu C.: Dụ häst g’lẹe̥hrt zieh.
C.: Ja, i ha d’Buebe ’profitiert.
H.: I ch-g glaube, es heigi waatli ch 14 ’taa.
E.: Gwü̦ß hät’s! Oh, dụ häst richtig nit allz g’sẹe̥h. Emel glauben ich, es wälli minder chlu̦pfigs sị wa n d’s fäär ndriga. Schopfers̆ Maaji hät u̦f em Laube-Länd e Rịe̥sche̥len 15 (s̆s̆) Gäpsle̥ni u Napfle̥ni z’trochchne g’haa. U-’ nd daa, wa nn we̥r di zweuti Tụr de̥sụsa sị, hät de̥r Luft der ganz Brägel e̥m’b’rinha, grad dem Gu̦sti vor d’Füeß g’schmeizt, un äs hät nit Mụx g’macht, u di Näpf aṇg’fange läcke.
Chlaus: We nn ’s dụ wịters̆ wẹe̥ri d’ru̦ber ụs u sị z’Fätze zerg’hị̆t, da wurdi Schopfers̆ Wịb no ha f rị n e̥s Gịẹschi (s̆s̆) g’macht.
U.: Ja, gält! O ch mi ch tu̦cht albe̥, es gangi allz, wẹ nn sị nit chlu̦pfigi sị; allz d’rị li̦gen u gri̦ntige chan n i ch ’ne verzieh. Un äbe, we nn si’s e̥mal sị, das bässeret ’ne nụ̈t. Da hei we̥r där Jahren di alti Blüesta als Gu̦sti de̥r ganz Winter b’brụcht: u di ist an der Stange chlü̦pfigi g’sịn u b’bli̦be-m-bis im Ụstag no ch in der Mistfuehr. Oh, da bin ich im Winter emal touba g’sị, i ha f rịị b’brü̦ü̦schet 16 (s̆s̆)! I bin u̦na am Sẹe̥mattestu̦tz g’sị mit ’ra u han da Holz g’lade: Mü̦seli 17 u Spẹe̥lti. 18 Es wẹe̥ r d’s läst Fueder g’sị, un i bi̦ n froh g’sị. Denn ist no gueta Wääg g’sị. Aber es hät aṇg’fange schnị̆je un obendü̦ü̦r ch tooße. Mụ hät wohl g’sẹe̥h, daß’s grimmig will ga wüest tue; u nd denn ist da i̦na nüt mẹe̥h g’sị z’füehre. I han da guets Gangs g’lade; u nd da chu̦nnt d’s Hansis Maani in nen ụsa u hät e n Parisol under em Ue̥x 19 g’habe, u hät da mit me̥r aṇg’fange schwätze. Därwịle han i g’lade’s g’habe un afa es Seil umg’schlage’s. Indäm hät-s je längers wị häärter gschnị̆t, 535 u mị Maani tuet sị Parisol ụf, u d’s Bluesti hät e Schụtz ụfg’noo, a ls wenn der Tüifel under ’mụ sigi zersprunge, u nd de häl le Ggalier aṇg’schlagen uber e Stu̦tz ueha ohni lụ̈we. Un eis, zweu, drụ̈i han ich e̥kei Schwanz mẹe̥h va ’mụ g’sẹe̥h. I bi̦n o ch de̥s ueha g’schu̦ggnet. U wan n ich u̦f e Stutz bi̦ choo, ist me̥r afa e Mü̦sele n e ntb’choo; u van da wägg ist baal d e Mü̦sele n u baal d e Spẹe̥lte ’zöötreti g’sị bis i d’s Fängli. U va mị’r Fuehr han i wäder wịt no ch naach nüt g’sẹe̥h. U wan n i ch bi n heim choo, ist der Schlitte schön a sị’m Ort g’stotzet, u d’s Blüesti im Stall am chöuwle.
C.: Da bist dụ ring heim choo, u g’rad parat fe̥r d’s z’aabne.
U.: Ja, Gottlieb u d’s An ne M a-b-rị 20 hei’s ó ch g’meint. Sị hei mich tụ enander naa ch va wịtmụ g’sẹe̥h nahistu̦ffle; sü̦st hätte sị no möge meine, i ch sịgi im Sẹe̥ erlaffet.
H.: U nd dụ?
U.: «Ja, ú nd dụ!» Fe̥r dä Tag isch’s nüt g’sị. Därwile we̥r hei z’aabnet, häts g’schnị̆t u g’wẹe̥ht, daß’s i̦sch t g’gange wi Staublaue̥ne, u nd de n Wääg zueg’macht. U nd dịe̥, wa n dụ appa vierzä̆h Tag spẹe̥ter ihrụ Mü̦seli u Spẹe̥lti mit em Horeschli̦tte hei heimg’leischet (s̆s̆), un e starhi Fuehr 21 im Stall hei g’ha z’fụlänze, sị wị́e̥r dụ g’sị. Wäge: va füehren isch da ụsa nụ̈t mẹe̥h g’sị. Es hät e verfluechta Flatz g’schnị̆t un allz verwẹe̥ht.
Christeli: Aber heit ịe̥hr dụ öuw’s Holz no ’funden in däm Bi̦rlig Schnẹe̥?
U.: O, i han dasmal in allem ụsa choo Spẹe̥lte fe̥r Spẹe̥lte n u Mü̦sele fe̥r Mụ̈sele näbet de n Wääg ụfg’stützt.
H.: Da bist dụ g’fel liger dḁrva choo wäder ịe̥ch e̥mal. I ha vụr länge Jahren e̥mal o ch ḁ lsó n e Fụ̈rtụ̈ifel g’lẹe̥hrt g’haa. Es wẹe̥ r n no ch d’Großmueter g’sị vam Schnụtz, wa n i ch no ch jetz haa. I ha ’ra g’seit Zi̦ndla. 22 Es ist den n es Ubergu̦sti g’sị, großes u starchs wịe̥ n e Löw. Mit dämụ bi̦n ich e̥mal a n me̥ne Rä̆getaag ụf d’s Sẹe̥läger g’sị. I han daa vier Chnäbla 23 g’habe. De nn han i ch zur Fü̦rsorg d’s Käthi’s Hansi mit me̥r g’noo; daas ist ḁ lsó n e chlịn-d-ra Schuelbueb g’sị. In na hei we̥r g’chẹe̥hrt, u d’s Hänsi ist ’mụ zum Gri̦nt u [hät] ’s e̥s g’habe. Wan n i mị’n Chnäbla ha g’laden n g’gu̦ntlet 24 g’habe, chu̦nnt under einist e hundsgroßi Laue̥ne a b-d dem Ho̥ hmaad e̥m’b’ri̦nha.
U d’s Hänsi hät sich vermuetlich d’ran ve̥rg’gu̦gget; u wa sị ist abhag’hị̆t under d’Flueh, hät’s appa e̥s Hölleṇgebrätschet g’gää, u der Luftschmeiß 25 hät mi ch g’macht fü̦re̥rs̆ z’springe, u hät mich völ lig g’schwäächt. 26 536 Wan n i ch mich umhi umchẹe̥hre, ist mị Fuehr am gaa ŏhni «hụ̈i!» Ei n Spru̦ngg ḁ’n andere ist daas mit sịne Chnäblen de̥s ụs, u d’s Hänsi ist näbet de̥m Wääg in däm teigge Schnẹe̥ g’läge u hät d’Bei ne hoo ch ụfgstü̦tzt. I ha mị n Hans de̥m Schicksal uberlaa u nd-b bi̦ mị’m Gu̦sti naahi. Tụ chu̦nnt’s me̥r no ch i’ n Si̦i̦ nn, we nn wịters̆ d’Lauene no ch söllti abha walblige 27 bis u̦f d’s Sẹe̥läger u nd dä n-m Buebe n ịmache, u luege z’ru̦gg, u g’sẹe̥hn, daß d’Laue̥ne g’standen ist. Aber därwilen ist mị’ n Zi̦ndla g’schobe, wi̦ wẹ nn’s e̥s der Tụ̈ifel traagi. I han e̥s Wänd 28 nüt meeh va ’mụ g’sẹe̥h u’s e̥s je längers̆ wi undütlicher g’hört. I ha ’mụ e̥s Trĭ̦he̥li 29 aaṇ g’habe. U wan nich zum Fär rich-Schụ̈rli chụme, sị mị’ n Chnäbla i̦ n mi̦tts im Wää g g’läge, u vam Gu̦sti u Schlitte han i wäder Wịßes no Schwarzes g’sẹe̥hn u g’höört. Es Schrackli vo̥r ụsi ist me̥r afa e̥s Schlittbei n e nt-b’chou; es Blätzi wịter nó ch ei ns, u nd dụ eṇ ganza Schlittchụe̥he; 30 u nd-b bi̦’r Wẹe̥hrebrü̦gg g’sẹe̥hn i bi̦ n de̥ n Schleiffen Sprü̦ngge, daß der ander Chụe̥he mụe̥ß ha verwĭ̦se, un i’m chlei’s guet 31 allz z’säm me, oder bässer g’seit: de̥r Rääste wẹe̥ri u̦ber d’Brụ̈gg ụs g’hị̆t. Daraab mueß’s no ch ẹe̥rst sịn erchlü̦̆pft u [hät] zu n de Stange g’schlage. Item: wị wịter i ch bi̦ g’gange, wị mẹe̥h i ch ha funde; aber allz z’Lụderen u z’Fätze. Bi̦’r Schụ̈r han i ch äntlich mị’s Gu̦sti ’funde. Es ist vu̦r der Stallstü̦r g’stande u hät’s bi’m Tụ̈ifeli ’zittret u g’schü̦ttet wị n es aspigs Laup, u hät nüt mẹe̥h a ’mụ g’habe, wäder d’Tri̦i̦chle u d’s Hooreseil. U sịter däm han i ch’s nie mẹe̥h ịg’span ne n.
Fritz: U d’s Hänsi?
H.: Oh, d’s Hänsi ist dụ ó ch choo, wan n ịe̥ch a’m z’Aabe rü̦ste n-m bi̦ g’sị, u hät b’brịe̥schet (s̆s̆) u g’chlagt: äs heigi in däm Sụwhundsbi̦rlig Schnẹe̥ sị’ n Pụ̈schelhụ̆be (s̆s̆) e̥keinist chön ne finde. Z’al lem Glück heigi’s d’Hụbe ’funde, aber de̥r Pü̦schel (s̆s̆) ṣigi nu̦ n d’raab u [es] heigi ’nḁ n umu̦glich chön ne finde. Daas sịgi se̥n doch nit de̥r wärt, ḁ lsó z’hụ̈wle. I ch hätti mẹe̥h Ursach, wa mị Fuehrru̦stig al li z’säm me z’tuisig Stücke̥ne sịgi. Aber d’s Hänsi hät glịch g’meint, äs sịgi im gröößere Schade; i ch chön ni mị’ Fuehrzụ̈g umhi reise. Sị Hụ̆bepü̦schel (s̆s̆) sịgi u nd-b blịbi verlorna. Biß-t im Ustag, daß’s ẹe̥bri, nähme ’nḁ ṇ g’wụß d’Fü̦x. Ja, das sịn appa ung’fel lig Chnäbla g’sị.
M.: Ja schier (s̆s̆)!
U.: Ja, i ch-g glaube, es sịgi de nn no ch a ls Chueh zue m mälhen untrụ̈ws g’sị?
M.: Ja, schier! B’hüet i̦s der Hẹe̥r r! Wi̦ mänga Schräcke han i ch-d där Häx t’wäge g’habe!
537 H.: Ja, we nn’s nit e n toppleti Milchchueh wẹe̥ r g’sị, so hät i sa g’wüß minder lang g’ha, aber si hät scho z’ zweuter Milch allerdings ẹe̥rst spaat g’chalbret. Aber bis zum Sụfsu̦nntig hät sị vierz’g Liter Tags Milch g’gää, u nd daas alli Jahr vo̥r ụ̆si; 32 aber [sị ist] ge̦ng spẹe̥ti g’sị.
U.: Ja, d’s Ụe̥lis Mi̦chchi hät me̥r e̥mal sälber g’seit, e̥s sịgi uber sächz’gg Jahr u̦f Tu̦ngel z’Bärg, aber söve̥l eṇ gueti, bịständigi Chueh heigi’s in där länge Zịt nie under de Fingre g’habe, wịe̥ d’s länge Hans Zi̦ndla.
H.: Aber äbe, chlu̦pfigs un untrụ̈ws g’sịn u nd-b blĭ̦be, u nd daas nit nu̦mḁ n ẹe̥rstmälchs. Was isch, appa z’dritter Milch g’sị, wa wịe̥r hei g’hüraatet?
M.: Ja, i ch-g glaube’s.
H.: Da han ich tụ mi’m nüwe Wib wäl le zeige, wättig guet Chüeh i ch heigi, u ha’s e̥s i n Stall ’zöökt u nd-b bi nit schmala under mi’ n Zi̦ndla. U nd där Wuest hät sü̦st nit mẹe̥h vi̦i̦l g’macht. Dụ seit ääs e̥nöuwḁs zue me̥r.
M.: Wohl, i säge: Herr Jent, ’s Chü̦bli ist volls u lauft uber.
H.: Ja, un i ch wollt säge, es sịgi nu̦mḁ Schu̦m, wa n uber gangi. Indäm nimmt’s e Sịtespru̦ngg u schlẹe̥t mi ch bi̦’m Tụ̈ifeli also länga uber u̦f d’s Geißbätt, u nd daa bịn i ch g’läge wịe̥ n e g’schoßna Fu̦x, u richtig di̦ ganzi Chü̦blete m Bịe̥nst 33 uber mich ịn g’lööst. Da han ich’s dụ g’habe fü̦r mị ns nụ̈w Wịb i’ n Stall z’zööke, u mit mịneṇ guete Chüehne wäl le z’plagiere!
M.: Ja, wäger, daa han i ch ’nḁ n dụ mit Ströuwi ab’putzt wịe̥ n e̥s nasses Chalp.
K.: Ha, ha, daß mụ no ch lachche mueß!
D’Buebe hei sich di Kumädi vorg’ställt u hein ang’fangen äppḁs z’säm me n ggoolen 34 u nd-g gaarze, 35 daß sị bässer törffe lachche.
K.: Neei, neei, Buebe, heit u̦ch still u höret da gallmeiße, sü̦st g’hịjet e̥r no de̥r Tägel em’bri̦nha! Tue n dụe̥, Christe̥li, d’s Liecht schaalte!
C.: Ja ja, söttigs wẹe̥ren appa Chüeh. Es par söttigụ wẹe̥ren e sichera Spịschorb fe̥r ’ne Familie.
U.: Ja gält, es ist dịa, wa n de̥r ist dḁrhár g’hị̆t.
Christeli: Dḁrhár g’ḥit? Waa?
H.: Wohl, schier! Jaa, es ist eṇ gueti Chueh g’sị, aber z’frässe hät si wälle haa. Es ist in de̥r Lästi im Tu̦ngelzịt g’sị, u nd da sịn ei n Morge vor mälhe e̥s Tschu̦ppli Chüeh de̥s e̥m’b’rinha u wẹe̥reṇ gääre n ’zụ̈glet. 538 U nd daas hät ḁ lsó schlächt ’troffe, daß g’rad dä Morge früei ist Här rschaft vo̥rbị g’gange fe̥r u̦f d’s Wildhoore u hei d’s Fol letü̦rli offe’s g’laa. G’fel liger Wịs sị nu̦me mịnụ bẹe̥dụ dü̦ü̦r ch, jädefalls d’Zi̦ndlḁ voor e̥wägg, u der Fläck naahi. Dịe̥ sị, wịe̥ mụ dụ de G’spooren u Schleiffe hät aaṇg’sẹe̥h, d̦ur ch dị Tu̦ngelägg har g’fäldet 36 u z’läst dü̦ü̦r ch gäge’ n Schu̦tz 37 g’graagget un es Schrackli dem Schu̦tz naa ch e̥m’b’rụf g’räblet; u nd dụ richtig u̦f däne n nasse n-m Blatte hei sị aṇgfange schụụre u b’schli̦pfe; u d’Zi̦ndla ist afa e n-m Bitz g’machchi un aaltfräntschi g’sị un ist em’b’ri̦nha a d’Lädi under de n Schu̦tz g’hị̆t. U der Fläck ist obna da so in e̥ner Grüentsche̥le 38 b’bli̦be u hät g’flauderet u g’schü̦ttet wi̦ n e̥s aspigs Laup vor Forcht u Schräcke.
Fritz: Hätt’s dära de nn nüt ’taa?
H.: Neei, mẹe̥h wäder bẹe̥di Hooren ab un e Plässụr e̥näbna 39 am Gri̦nt. Nit e̥mal erworffe hät sị u hät ’traage fe̥r im Wịmonḁt z’chalbre.
C.: Da bist dụ no ch g’fellig dḁrva choo.
H.: Jaa, zu n al lem Uṇg’fell, dịe̥ hätte me̥r ja chön ne n-m bẹe̥du z’U̦nzahl gaa. 40
Christeli: Heit e̥r dụ d’Zi̦ndla no chöne mätzge?
M.: O, Herr Jent, neei, schiér nit!
H.: O neei, es ist numḁ n ḁ lsó n en uförmiga Chlü̦mpe g’sị, allz z’Luderen u z’Fätze zerschlages. I ha sa mit Hụt u Haar verlochchet u nüt va ’ra g’haa wäder de n Rie̥me mit dem Haft u nd dem Chnal le van de̥r Glogge. Van de̥r Glogge sälber han i nu̦mḁ n e̥s Fü̦ü̦ffränklers̆ großes Mü̦rggi 41 uberchoo, u nd daas han i no jetz.
Christeli: Was würd daas de für Fleisch sị g’sị? I b’sinne mi ch g’rad bloß, daß e Hụffe Männde̥ni mit schwäre Färte (Rääfete), Hu̦ttete u Pü̦nggle Fleisch hie hinder ḁm Sẹe̥ ụsa sị.
U.: Oh, das ist van däne n dḁrhar g’hị̆te Gụste̥nen uf der Gälte g’sị.
C.: Ja, das dóch! Daa isch’s witers̆ ó ch wüest g’gange!
H.: Schụ́derhaft!
Fritz: Wĭ̦ mängs ist daa dḁrhar g’hị̆t?
U.: z’Tood g’hị̆t un ḁ lsó zueg’richteti, daß sị sich hei müeße mätzge, zächni. Un achti sị b’blässierti u g’wu̦rscheti g’sị, aber dụ no ch fü̦ü̦r u fü̦ü̦r dḁrva n choo.
Fritz: Him mel Äärde! Zä̆he Gu̦steni! Wi i̦st das g’gange?
U.: E Steilaue̥nen ist a bd de̥m Hahneschri̦tt e̥mbrịnha.
C.: Isch ’s nit grad am Jakobstag g’sị?
539 U.: Wohl, mịn Gott wohl! D’Hirta sịn u̦f Tu̦ngel am chägle g’sị, u nụmḁ n der Bueb ist bi̦’m G’vicht g’sị.
K.: Ist där nit g’warnet worde van e̥reṇ Geisterstimm?
M.: Ja wohl!
H.: Wohl, wohl! Är heigi schon am Morge, wan n äär d’s Vẹe̥h heigi dahi̦i̦ n ’trĭ̦be, al lerwịlen e Stimm g’hört: Flieh! Flieh! U nd dụ ist äär zur Hụ̈tte g’lü̦ffe u hät ’ne ’s g’seit. Sị hei ’mụ zum B’scheid g’gää: Är söl li so wohl u nd-g guet sị n u zum G’vi̦chtli; sü̦st wäl le sị ’mụ dä nn-m Bei n mache! Der Bueb heigi b’härtet, 42 er heigi di Stimm no ch b’ständig g’hört. Bis Na chmi̦ttág appa um zwöi heigi’s es grụ̈selich schröckelichs Gebrätschel g’gää, un äär hät g’sẹe̥h, daß e schụderhafta Stei n-mbru̦u̦ch u̦s em Hahneschritt abha r chu̦nnt grad gäge d’s G’vicht u nd-g gägen ihn. Är hät sich läbig under n eṇ großa Stei n zuehi g’grụ̈ppt u (mụ) cha nn sin ne, nit roota g’sị. U nd dụ hät’s äben dụ su̦mi ’troffe, un andri uber d’Schü̦pfi ụs g’sprängt.
Fritz: Wi wurd wịters̆ där Bueb han Angst g’haa!
Alli: Ja, schier!
H.: Är heigi g’seit: Wan n äär under em Stei n fü̦rha sịgi g’graagget un e̥mbrụf g’luegt, heigi är appa zwölf schnẹe̥wiß Vögla g’sẹe̥h im Hahneschritt um enandre flattre; u nd dịe̥ heigen ḁ lsó apartig Stim mi g’macht.
M.: Daas sị vi̦l li̦cht g’wü̦ß Geister g’sị.
H.: Sị hei’s e̥mel g’meint. O ch im roota Taal hät sich scho mängs Unatürlichs wahrg’noo.
U.: Mụ seit’s, wär appa vi̦i̦l da um enanderḁ n ist, wi̦ d’Jäger u nd d’Hirta.
M.: O ja, der aalt Üe̥li Haaldi ist albe n im Härbst bị n ü̦ns dḁheimen in der länge Laue̥ne zuehi ’zoge, derwịlen är ist u̦f der Jagd g’sị. Där hät albe G’schichteni ’zällt, was är im roote Taal allz erläbt heigi, daß wịe̥r Chind g’wü̦ß albe hei Hüenderhụ̆t g’habe-m bis zu n alle Zẹe̥ijen ụs, u nd de n-m Büebe̥ne sị d’Haari g’rädi ụs g’stotzet.
C.: I han daas ẹmel nie chön ne n-m bi̦grịffe, daß d’s root Taal ḁ lsó n eṇ Geisterfär rich söl li sị n.
H.: Wohl, wohl, das hät mụ vi̦i̦l g’hört. Wen n umha eṇ Geist ist lästig worde, so hei sị ’nḁ n i d’s Roottaal verbannt.
C.: Aber wär hät ḁ lsó ’ne Macht?
H.: D’Kapezịner b’hau pten 43 daas.
U.: Ja; wäder sị hein albe g’seit, u̦s em Blatti heige sị eina ni̦ t b’braacht.
540 H.: Richtig! Daa im oberste Stẹe̥feli, e̥s ist nụ̈sti jetz ab’brochches, da soll e̥s schụderhafts Uṇg’hụ̈̆r sị g’sị. Da heigen all Kapeziner gẹng g’seit, sị bringe ’s e̥s ni̦t u̦sse̥r t d’Bärgmaarch, u chön ne’s e̥s gar nịt hindre, daß ’s ni̦t hie u nd da in der Hü̦tte rumoori.
U.: Ja, sị hein daa müeßen ụfhöre chẹe̥se, es heigi ’ne d’Spịs ụf em Brässel b’blẹe̥ht, daß ’s d’Präß hööi e̥mbrụ̆́f g’lüftet heigi.
C.: Da d’ra n mueß äppḁs sị! Di̦ b’blaatisti Spịs, wa n i ch i n mị’m Läbe g’sẹe̥h haa, ist in däm Stẹe̥feli g’machti g’sị. Wan n i̦ch ḁ lsó n e n-m Büebel bi̦ g’sị, appa ḁ lsó wi̦ Fritz daa, bin ich e̥mal mit de̥m Atte a bd dem Ggü̦̆rü̦tschi 44 uber di̦ Toßna 45 uber gä gen d’Saffre̥tvorschḁß. 46 Tratt ist u̦f der Stierehandlig g’sị, u nd dụ sị we̥r ẹmel oo ch zu d’s rịhe Mi̦chchis Hụs choo. Sụ̈sa ist einzig daa g’sị, u nd-g g’rad im Chäl ler, u seit dem Atte, äär als g’wandta Chüeijer u Chẹe̥ser söl li jetz grad e̥mal ihrụ Su̦m mernu̦tz ga luege. Tonnder i̦nhi, wättigi Spịs ist daas me̥r g’sị! Daa hät mụ chön ne säge: e Chäller vol la Spịs. Da sịn e Hụffeṇ groß Chẹe̥sa g’sị, aber de̥r hindrisch b’blahta wi̦ d’Chrŏti. Dịe̥ u̦f den undre n-m Bääche 47 hein an dị obra n-m Bääch aṇg’rüehrt, u nd dịe̥ u̦f em obriste n-m Baach sịn gäge’m Stu̦besollder völ lig ị ng’chlämmt g’sị.
H.: Tüifel naadist, wättiga Schade!
U.: Ja, söttigi Spịs hät lang ni̦t de n halbe Wäärt.
Alli: O neei, schịe̥r ni̦t!
H.: Neei, mụ mueß e̥s al limal ersoorge, we nn mụ eina mueß e ntggi̦n ne n. 48 Frisch e ntggun ne n, isch schi no ch wohl z’ässe; aber wẹ nn sị e̥s Schu̦tzli e ntggu̦n ni ist g’sị, so g’wü̦ß e trụrigi Spịs.
U.: O, da isch e̥s, a ls wẹ nn mụ Stoo ßscheiti 49 frẹe̥ßi! U nd tụ, was hät d’Sụ̈̆sa wị̆ter g’rälatiert?
C.: Tratt hät g’meint, de̥r Chäl ler wärdi d’Schuld sị. Es sịgi e Holzchäl ler, u nd dịe̥ sịgen abso̥lut z’schäärb 50 fe̥r sove̥l groß Chẹe̥sa. Tụ hät Sụsa g’seit, sị heige sị ẹe̥rst nụ verwi̦chche harg’füehrt. Si heige sị sü̦st bis zueha uf der Chalchägg g’haa, u nd daa sịgi denn g’wü̦ß ni̦t e schäärba Chäl ler. Im Gägeteil: grụ̈selich e toppa. 51 Aber es heigi sị äbe schon die allermeisten u̦f em Brässel b’blẹe̥ht. Dụ seit ’ra Tratt, mụ heigi appa scho lang g’hört, in däm Staafel machi’s ni̦t guet z’chüeijre. Süsa hät no ch witer g’chleuzt, 52 e̥s heigi ’ne̥n da hụ̈r umhi drụ̈i di bäste Chüeh g’hasset. 53 D’rụf hät Tratt ’ra g’seit: Aber d’s Donnder, für wa zü̦glet ịe̥hr nit allz bi̦ Chläbe, 54 was ni̦t nuet- u nagelfäst ist, u̦s där Hütten u stäcket d’s Fụ̈r d’rị u nd-b buwet es nụ̈ws? Das wärdet ịe̥hr appa wohl vermöge! Oder höret dän n ụf, d’s 541 rịhe Mi̦chhi’s z’heiße. Underdässe sị wịe̥r ụs em Chäl ler ụs u hein ụ ns vor em Hụs e̥s jädes u̦f e̥ne Tu̦tsch 55 g’sätzt. Un i han am Sụ̈si großes Inträssi g’haa. Afa han i ch-s sa mịnes Wü̦sse ns dḁrvor nie g’sẹe̥h, un ihra Gebb’rịcht, das erịfre, ihra Hampe̥te u nd-g Gabrióle ist me̥r allz ḁ lsó nüws vorchoo; un am Atte ist me̥r o ch ufg’fal le, daß äär hät Zịt g’noo, iṇ gueter Manier mit ’ra z’b’richte. Mängist hät äär dän n ụng’schiniert g’seit, är heigi ni̦t Zịt, mit uberspannte Wib’re z’b’richten u z’dis̆kụriere. Ja, mịṇ gueta Chlaus, seit Sụ̈sa, dị n Raat ist ni̦t böös; aber wịe̥r wärden d’rụm mẹe̥h ’plaaget van de Läben de wa n van de Toote, u nd das van de nöö chst Verwandte. Ja wị so de nn? hät Tratt gfragt. Oh, Härrgott im Hịm mel, under de̥r G’schwịa Tück u Ränke müeße wịe̥r no ch z’läst z’Grund gaa. — Wän meinst dụ? d’s Määdi? — Jaa, Määdi, dị Tonnderwätters̆ Häx! U nd dḁrmit i̦sch schi̦ a b-dd i̦hra Tụtsch ụfgspru̦nge u [hät] mit de Zände g’ri̦tschget u f rị g’schụmet. Ụh, wị tuest dụ, Süsa! hät Tratt dụ afa g’seit, un ẹmel afa ó ch Mị̆ne g’macht ụfz’staa, daß er ẹmel de nn no ch g’ru̦sta wẹe̥ri, gäb was ’s gẹe̥bi. Chönnt ịe̥hr u̦ wch de nn ni̦t wä̆hre? Ja, da wä̆hr dich gäge n Tüifel! Wị so de nn? fragst dụ. I will de̥r nu̦mḁ n e̥s par chlịn ni P’hü̦nkteni säge. No ch-d di̦sa Su̦m mer hei we̥r e Heimchueh g’habe, dịe̥ hät Maal fe̥r Maal anderhalb’s Chü̦bli volls Milch g’gää. Dụ ei n Su̦n ntig am Morge n ist der Chnächt g’rad mit der Milch vam Schụ̈̆rli dü̦rha un eb’chụn nt där verfluechte Häx, daß sị uehi a n-m Bärg hät wäl le zu n ihra Pu̦rsch 56 (s̆s̆). U nd dụ sägi sị ’mụ: Ịe̥hr heit ẹmel Hei mmilch! u heigi ḁ lsó tüiflisch g’lächlet. U van da an ist ü̦nsi Heimchueh ergaaltet, u Zịt va vierzä̆h Tage hät sị bi̦’m Tonnder nu̦mḁ n e spitzi Halbi g’gää. U no ch-d dĭ̦sa Su̦m mer han i ch-v vier guet Hän ni g’haa. U so lang we̥r u̦f der Chalchägg sị g’sị z’höuwe, han ich al li Aabe nd vier Eier chön nen ụsnäh. U sobalt we̥r sị hiehar ’zü̦glet, wa n dịe̥ Wätters̆ Häx appa hi̦ e und da uber ụ̈nz 57 Lant d’Wägna geit, uberchú̦men ich, soll’s Tüifel heiße, kes enzigs. Daas g’schẹe̥ht ẹmel nu̦ n ni̦t in der Uṇg’hụ̈rhü̦tte. — Ja, aber lŏs, Süsa! Dịe̥ wü̦rt chụ̆m Morge ns un Aabe nds gan öuwi Heimchueh ubermälhe u nd dịne n Hän nen ụsnäh. Dụ ist mị n Sụ̈sa no ch u̦mhi a b-d dem Tụtsch ụf u hät g’seit: D’s Sackermänt, das méinen ich o ch nit! Ihra Wäag füehrt wäder bi̦’m Schụ̈rli no ch hịe̥ bi’m Hụs vo̥rbị, aber ị mi̦tts ụe̥ha. Un i ch meinen o ch ni̦t, daß sị mit ihra Chräwle ü̦ns d’Sach nimmt. Aber zieh, zieh tuet sí.s! Der Tüifel bringt ’ra’s, där Hölls Tüifels Häx, Gott verzi̦ch me̥r mịn großi Sü̦nd! Aber wás isch’s̆ anders̆ wäder de̥r Verbu̦u̦st, daß d’Tanta Zịji Mi̦chchi hät dịe̥ schịßige n hu̦nde̥rgg Chrööndle̥ni u nd das Dräckgüetli hinder d’r Ägg zum vórụs vermacht.
542 Äntlich sị wịe̥r da dan na. Tratt hät ’ra e̥s Bott ’taa fü̦r ihrụ Stiera, u sị hät versprochche, ’s e̥s Michchi z’säge. Soo, su̦ b’hüet u̦ch Gott, Sụ̈sa! La ß g’sẹe̥h: weis̆-t, wị lang daas ist, das s we̥r nüt hei zsäm me g’schwätzt? Ohni sich lang z’b’si̦n ne, seit sị: Daas wärden appa dĭ̦sa Härbst füfu ndzwänz’g Jahr sị, nit wahr, Chlaus? G’ra d-b b’reicht! Adiö. Wa nn we̥r dụ sị va n ’ra g’sị, han i ch den Att g’fragt, wḁrum äär däm Wịb heigi g’raate, d’s Bärgstaafel aanz’stäcke? Dụ hät er g’seit: Ach, e̥s sölli daa ni̦t sụfers̆ sị, hät’s afa lang g’heiße. I ha dän Ụsdru̦ck dänn no ch ni̦t b’chännt, u ha n-m bị me̥r sälber g’sịn net, i ch wu̦rdi lieber daa e n-m Bi̦tz ụswäsche (s̆s̆), wẹnn daa e̥nouwa ni̦t sụfer sịgi, wäder d’s ganz Stafel ga z’verbrän ne n.
U.: Ha, ha, aber für dịe̥ U̦sụfri, wa sị da hei g’meint, wurdi dị ns wäsche ni̦t vi̦i̦l ha fü̦ü̦r’traage.
H.: Neei, im Gägeteil: Mụ hät vi̦i̦l g’hört, we nn sị umha hei g’wäsche, was u̦sụfers ist g’sị, heigi’s gẹng d’rụf hi̦i̦ häärter g’rumooret. I bi̦ vu̦r Jahren e̥mal im Sum mer a n me̥ne leide Tag de̥s u̦s; u wan n ich da bi̦’m Troom us bi̦, ist es Wibevolch vu̦r me̥r e̥wä gg g’gange. Dụ sịn nen ich, i ch wälli sị fäcke z’b’sịe̥h. 58 Es sịgi chụrzwiliger mit äpp erem z’gaa. U wan n i ch sa ha b’sŏge, isch’s̆ mịṇ Gotta g’sị: Häm me Mịza 59 ụf der Hasenägg. U tụ sị we̥r g’rad bẹe̥di froh g’sị. Wịe̥r hein enandre scho lang nụ̈t mẹe̥h g’sẹe̥h g’habe, u mi ch hät d’du̦cht, sị heigi schu̦derhaft abg’noo u sịgi altfräntschi u chrächelihi. Un äbe, sị hät allerwịle g’radelet 60 u b’b’ri̦chtet, wi̦ sị mit mị’r Mueter sälig sịgi G’spi̦la g’sị, u sị sịge mit enandre vam Her re choo, deßtwäge heige sị dụ sịa g’noo für Gotta. Su̦st verwandt sịge we̥r dä nn wịters̆ nụ̈t. Un ḁ lsó hät sị an einem fu̦rt g’chaflet u dḁrzue grụ̈selich schröckelich g’chrooset u g’chịhet, daß ich all Pott ha g’glaubt, sị erworgi ụf offener Straß. Wan n ich o ch e̥mal bi̦ z’Worte choo, han i ch sa g’fragt, ob sị’s d’Stẹe̥ti 61 ḁ lsó im Hals heigi. «Ja, gwü̦ß, so lang i ch no ch bi̦ g’hụ̈raatets g’sị. Häm me hät me̥r van Anfang wan n i ch bi zue ’mụ zü̦glet, e̥mal g’seit: Los, An nḁ M a-b-ri, i ch will de̥r an der Hụshaltig ni̦t vi̦i̦l ku̦m midịe̥re. Aber nụmḁ sägen (ich) de̥r: Tue- n an un in der Stube so wẹe̥nig als mu̦glich wäsche (s̆s̆)! Es trochchnet schier bi̦ Fuege 62 nit.» Nach e̥me Chẹe̥hr han i doch g’muetet, d’Stube z’wäsche. Äntlich isch ’s̆ mụ dụ ụsa g’chị̆t, un är isch mit der Sprach choo: Es sịgi d’rum ni̦t ganz sụfers̆ in ü̦nsem Hụs; u we nn mụ wäschi, su̦ heigi mụ nit rächt Ruew, un (e̥s) trochchni schier bi̦ Fuegen ni̦t. U tụ isch daas g’gange n m bịs der ẹe̥rst Su̦m mer, wa we̥r si n m bị n enandre g’si. Grad vu̦r em Höuwe hät Häm mi u̦f Thun müeße, da ga zụ̈ge vu̦r G’richt wäge d’s Üe̥ltschi Sami’s G’schicht. Tụ sịn nen ich, 543 jetz sịgi Häm mi e̥s par Tag fu̦rt, jetz wäl l i ch-b bi’m Höllwätter dị Zịt profitieren u d’Stube̥ n ụswäsche. Wẹṇ Gott e̥s tuet, mag dịe̥ trochchne, bis daß Häm mi umhi z’ru̦gg ist, u bi̦n dḁrhinder. Tụ, was hät’s g’schaffe? D’Wändeni u nd der Soll-d-er 63 hein am dritte Tag afḁn aṇg’fange trochchne, aber an der Wälbi 64 ist nit es Hand großes trochches g’sị. Ei n Morge han i ch no ch-d der Stubetisch gehörig g’rụ̈schret 65 (s̆s̆) u g’wäsche, u bis z’Hand 66 ist er gẹng no ch nassa b’blịbe. Das ist me̥r ẹ mmel e̥nouwa ụe̥ha. Un (ich) gaan in der Täubi gan e wul liga Hudel am Fụ̈r ga heißa mache, bi̦s daß er hät b’brü̦ü̦schet (s̆s̆) u g’schmü̦rzet, u springen dḁrmit i d’Stube n u ha g’seit, e̥s nä̆hmi mich ẹmel o ch d’s Tüifels Wunder, ob där nit z’tröchchne sịgi! u han e̥ chlei taubleugg g’rĭ̦be. Tụ wohl! häts in der Hütte aṇgfange tschụ̈sche 67 ụ chụte, u z’läst chrachche u schrattele, 68 un [ich] ha n-m bi̦’m Höllwätter g’meint, dị ganzi Paragge g’chịji z’säm me n. Un i ch han u̦f éi n Chlapf es wụ̈rggen n span nen im Hals uberchoo, a ls we nn mụ me̥r ’s̆ aawäärffi. Un han enander naa ch ke̥s lụts Wort ụs me̥r b’braacht, u ha Fieber uberchoo, daß ’s mi g’sacklet hät. U wa Häm mi va Thun ist choo, bin i ch chrank im Bett g’läge. Fü̦ü̦r u fü̦ü̦r hät’s me̥r e n-m Bitz naa chg’laa. Aber d’rụf hi̦i̦ isch me̥r e Chropf g’waxe, un [ich] ha müeße chĭ̦rchlen u chroose bis-t ụf dị jetzigi Stund.
M.: Was g’hört mụ da äne nịffe? 69
K.: Christeli, chu̦mm fürha zu’ n-m Buebe!
Christeli: Ach, i ch mag nụ̈t fü̦rha!
K.: Su̦ gang dụe, Fritz, ’s e̥s e n-m Bi̦tz ga ve̥rtöörle.
Fritz: Was häst dụ, dụ chlịna Nänggi? 70
K.: Gi̦ b ’mụ d’s Tschü̦ggi! 71
Fritz: Wa hät’s e̥s de nn?
K.: Lueg, e̥s hät’s vi̦l li̦cht vo̥rnĭ̦der g’chịt. Lueg, ob’s appa nasses sịgi.
Fritz: Ja, g’schi̦sse hät’s, där chlị n Sụwbarg.
K.: Was Tüifels ist nu̦ n daas, daß där sich nu̦ n zur U̦nzịt b’schịßt? Är macht sü̦st in de r Rägel numḁ n am Morge.
M.: G’wü̦ß äppḁs Bụchwẹe̥hs.
U.: O wenn du ’mụ appa häst Härdäpfel g’gää, su̦ nẹe̥hmi’s mich e̥mḁl nụ̈t Wunder, wen n är scho n-m Bụchwẹe̥h hätti.
M.: Oh, heit ịe̥r ó söttig?
K.: Oh, wịe̥r hei scho hi̦-nḁ ch-m bi̦’m z’Nacht, ẹe̥b 72 dụ bist choo, e Härdäpfel- Dịs̆kụụr g’haa, un i ch-g glauben afa sälber, sị sịge nịt g’sunt.
544 U.: Was, «ni̦t g’su̦nt!» Es pụụrs̆ baars̆ Gift sị sị. D’s An nḁ M a-b-rị hät nu̦ n vo̥ranhi g’seit: wi̦r mangten äppḁs z’chauffe fe̥r das Süwli z’vollmụ z’mäste. Tụ han i ch g’seit, wịe̥r wäl len der Sụw dị Härdäpfla gää, s’sige nu̦ n mastig oder nụ̈t, u fe̥r üns Paläntḁ chouffe. D’s Su wtier heigi bässer Zịt, de̥m Budelwẹe̥h z’losen u z’schịsse, wäder wịe̥r zum schlittnen u g’wärbe.
H.: Neei, da müeßte sị dänn afa toll schlächt sị, wẹnn i ch sị a n Paläntḁ tuscheti!
C.: So bist du nit d’ru̦ber?
H.: Já ni̦t daß i ch sa schụ̈he! Aber sị fueret mi ch kes Ding. Ääs hät im Härbst e̥s par Mal z’Morge Palänte b’bräglet. Da han ich albe n umhi Hunger, ẹe̥b ich nu̦mḁ vam Tisch bi̦ n u mag dem z’Aabe schier gár ni̦t erwarte. Es würt me̥r weich u tscheutelocht, 73 a ls wen n i ch g’wü̦ß eṇ ganzi Wuche nụ̈t heigi z’frässe g’haa.
M.: Ja, da ist mi n Hans albe choo, ẹe̥b i ch ’mụ ha g’rüeft, u näbe d’Fụ̈rblatte ṇ gaṇ geine.
U. (zu Hans): Dụ wü̦rsch t e̥s doch ni̦t ha g’haa wi̦ d’s ander 74 Wịbli?
M.: Wḁrum?
U.: Wohl, es hein e̥mal e̥s Wịbli un e̥s Manndli z’säm me g’raatschlaget, sị wäl len e̥s jädes su̦ndrig schlaaffe, daß ihru̦ Sachli sich e̥mal ni̦t z’chlihier 75 zerteile müeßi. D’s Manndli ist i d’Stube, u d’s Wịbli i d’s Gade̥m. De nn sị sị ḁ lsó einig worde, wẹ nn sị enandre nöötig heige, so chön ne si deṇ geṇg e̥nandren erhaure n. 76 Es par Aabe nd isch’s̆ guet g’gange. Tụ ein’ Aabe heigi d’s Wịbli zum Gade̥mloch abha g’rüeft: Häst me̥r sü̦st g’rüeft? Aär: Neei. Uber n es Schu̦tzli heigi ’s umhi g’seit: Aber jetz häst dụ doch g’rüeft! Äär: Neei, gwü̦ß nịt! Ääs: Ja, su̦ chumen ich jetz g’rá d-g-glịch.
K.: Taubs Kamẹe̥l, was de̥ bist!
U.: So würst due, Hans, ’s e̥s mit de̥m z’Aaben o ch ha g’haa: Du würst g’rá d-g-glịch sị choo, wen n ääs dịe̥r scho nü̦t hät g’rüeft.
K. (zu M.): U nd dị n Hän ni? Läge n sị?
M.: Di junge n-m bẹe̥du̦ hei nu̦ n verwi̦chchen aṇg’fange, abẹr den aalte ddröit’s nu̦mḁ nụ̈t. Dịe̥ hein äben im Härbst bis spaat g’leit, un e̥s söve̥l Gälti 77 wollte sị doch ó ch haa.
K.: Ja, daß dóch! Mịnu hein óch aṇg’fange: Zwoo g’rad am heilige Tag. Das ist mi̦s Wịe̥hnachtchindli g’sị. U di alti g’späcktleti 78 hät hụ̈t d’s ẹe̥rsta g’leit. Hiṇggägen dị wịßi hät dä n Cham me no ch-g ganz bleiha u grụ̈ppt sich nụmḁ no ch nụ̈t.
Gemälde von U. W. Züricher
545 M.: Grụ̈selich schröckelich unglịchlihi Eie̥ni läge mịner, dị g’sprịgleti leit schier gar rundi. I ha ni̦t hurtig ḁ lsó rundi Eie̥ni g’sẹe̥h. U d’s schwarza leit sị ganz, ganz län gtschochti, schier gar spi̦tzi. Aber verläge tuet d’s g’sprịgleta all Tag an es frisches Ort, dä Chröttig! D’s einta hät Hans mit den U̦rsche 79 (s̆s̆) dem Schnu̦tz ụs der Barni g’rụmt un under d’s G’vi̦cht g’worffe. Du hät er’s̆ no ch zur Zịt g’sẹe̥h u nit g’wü̦sse, was daas fe̥r n es wịßes Chrü̦̆gi ist.
K.: I ch han nu̦ n hụ̈r aṇg’fange u gi̦be ’nen ịe̥ der ander Tag e tolli Prịse oder es chlịs Hämpfi Nässelsaamen n Chĭ̦lesaamen 80 im G’chööch.
M.: Soo?
K.: Haldi’s Zịji hät me̥r daas fääre n fü̦ü̦rg’gää, das soll uberụs guet sị. U nd dụ hei n d’b’Buebe n im Sum mer eṇ großa Sack vol la z’säm meg’läse.
M.: Frässe sị’s deṇ n gääre?
K.: Sackerlót! Ja schier! grụ̈selich, jü̦dig u pị́rịe̥t. 81
U.: I ch trụ̈we wịters̆, wenn dụ ’ne tolli Hampfe̥le Haber i d’s G’chööch sẹe̥jtist, su̦ nẹe̥hme sị ’s wohl so jüdig, u [es] wẹe̥ r ’ne n v illi̦cht so guet wi̦ Nässelsaame.
K.: Schwụ̈g due! wịe̥r dịs̆kuriere fe̥r ü̦ns. Verzäll dụ ĭ̦hne no ch-n e̥s G’schi̦chtli va me̥ne Wịbi u Männdi, aber tuen denn das Mal d’s Männdi i d’s Gade̥m!
Chlaus (schlịcht zum Käthi): Mueter, i ha Seiknoot.
K.: Sụ gang ụs i d’s Fụ̈rhụs. D’s Chü̦̆bli ist under e̥m Wasserbaach. Laß-n numḁ n dị Tụ̈ụ̈r offeni, su̦ g’sẹe̥hst du.
Fitz: Aber seik den n ni̦t i d’Wassermälchtre.
Chlaus ( grịnerlich): I möchti ja ni̦t dḁrzue!
K.: So, jetz gang dụ ụf d’s Rue̥ wbätt ga n-l lĭ̦ge; dụ bist ja halbẹwaäg g’stụrna.
H.: U vam Chrieg g’hört mụ jetz i läster Zịt nụ̈t mẹe̥h.
U.: Ja, was wällti mụ hie hinder ḁm Sẹe̥ g’hööre? Wẹ nn d’Wäld undergịe̥ngi, so g’höörte we̥r nụ̈t dḁrvaa!
M.: We̥r g’spü̦rte’s de nn v ili̦cht.
C.: Tratt li̦st mit de̥m Pfaar rer e Zịtung. U nd da heigi’s vor ’me Chẹe̥hr g’heiße, di Prụ̈ße sịgi z’Paris u verheigen dị Zuefuehr va Läbesmittle, u d’Sach sịgi de nn van eim Tag u̦f den andre n je längers̆ wị tụ̈rer.
H.: Hänseli’s Pịe̥ti hät me̥r nụe̥ wälle säge, di Prụ̈ße heigeṇ Garibaldi g’fange g’noo.
546 U.: Appa Napolion, willt dụ säge.
H.: Oder ja, Napolion.
C.: I ha nụ̈t g’hört, aber de nn cha nn’s faast sị.
U.: Ja, das ist e länggwịligi G’schicht. Was daas Lụ̈t u Gält chostet!
Alle: Ja schier!
U. (zu C): Wärdet ịe̥hr ó ch no ch u̦f d’Gränze müeße?
C.: Es hät nụe̥ verwi̦chche g’heiße, wẹ nn sị bi̦s zum nụ̈we Jahr nit Frĭ̦de machche n, so müeße we̥r den Ụszu̦g gan ablööse. Jetz isch d’s nụ̈w Jahr da, u ke Frĭ̦de.
K.: O, i ch bitten u̦ch der tụsig Gotts Wil le, fẹe̥t ni̦t va’m Chrieg an, fe̥r eimu d’s Nüwjahr verbi̦ttre! We nn’s doch um Gotts Wille jetz Frịdeṇ gẹe̥bi, daß du ni̦t fu̦rt brụchtist!
H.: O, d’Schwịz hät nụ̈sti ni̦t Chrieg.
K.: Ach Gott, i mag nit g’höre! Es brụcht ẹ chlịna Wind z’wẹe̥je, su̦ ist d’s Unglück daa.
U.: Ja, da wa mẹe̥hrer Sü̦hn sị in der glịhe Hụshaltig, wa furt hei müeße, da gi bt’s lang u̦f d’Hülf z’warte.
H.: U nd wen n i ch zähe n-m Buebe hätti, su̦ wẹe̥ri me̥r lieber, we nn sị all b’schịb u kägrächt 82 wẹe̥re un i d’s Militär müeßte, wäder nit.
K.: Dụ wurdisch e̥s no ch g’schaue, wenn dịner zähe n-m Buebe all furt müeßte u nd dich im Stich ließen u söve̥l lang.
H.: U nd dụ wurdisch e̥s e̥mel ó ch g’schaue, wenn dịner Buebe all z’säm me Tschu̦ppiga u Tschööre 83 wẹe̥re u nd daheime n-m bli̦be z’turantige 84 u z’guze n 85 un ander für d’s Vatterland ụszu̦ge.
K.: Das ist scho wahr. Aber zwü̦ß-t Militärpflichtige u Tschu̦ppịge u Tschu̦mmle ist doch es Mittelmääß.
H.: O, Herr Jent! We nn’s de nn mit der Schwịz Chrieg gẹe̥bi, so müeßti den n dịs Mittelmääß ó fü̦rha u wẹe̥ri vi̦l übler, wi̦ we nn sị va Stund aa g’lẹe̥hrt hätte.
M.: Wi spaat isch’s sü̦st? Isch appa d’Zịt z’gaa?
K.: B’hüet i’s Troost! Chäm met ämel afa, ẹe̥b e̥r vaṇ gaa säget!
Christeli (zu H.): Was heit er vorhi g’seit va d’s Üe̥ltschis Sami, där vu̦r G’richt wẹe̥ri g’sị?
H.: Oho, ja wohl: de̥r Sami ist wäger e Schu̦tz im Schal lewäärch g’sị.
Christeli: Aber nịt de̥r Sami, wa no ch-d da ist u Schindli macht?
Alle: Wohl, grad äben däär.
547 Christeli: Däär ordelich, guetmüetig Sami? Was hät däär um tusig Gotts Wil le b’böösliget?
U.: Ja, sü̦st wohl, an u für sich nụ̈t Schlächts, u nd doch isch’s verbottes: är hät Gält g’macht.
Christeli: Sami Brand hät Gält g’macht? Daas g’su̦hi mụ ’mụ ni̦t aan! Wäl cher Gattig de nn?
H.: Silbrig Nụ̈wtalra hei sị g’macht. Sami ist nit einzig g’sị. Daa sịn di Wụ̈rstna g’sị, mit däne hät er g’leiet.
C.: Tratt ist dänn bi̦’m Amtsg’richt g’sị u hät gẹng g’seit, Sami heigi p’här Forst 86 d’Schuld einzig wäl len uf sịch näh, u bi̦ Lịb u tööte d’Wü̦rstna nit wäl le leide. Sami hät in ẹe̥rster Linie d’Matääri zuehi ’trage u dị nụ̈we Talra i’ n Verchẹe̥hr b’braacht.
H.: Ja, är hät no ch d’Wü̦rstna chön nen awärtiere, daß dịe̥ dụ der Straaff sịn e ntwü̦tscht. D’Landjäger hei Sami am Michelsmääre̥t z’Saane p’hackt. U nd da hät e̥r vor de Landjägre zu Zịji’s Hans — där sịgi grad dḁrbị g’sị — g’seit: Säg ĭhnen dḁheime, sị söl len e n-m Bịtz hụshaltre 548 u d’s Hüsli zuetue, i ch müeßi i’ n Tu̦re n. U Sami hät ja nịe̥mḁn daheime g’habe, wan äbe d’Wü̦rstna. Dịe̥ sị n-m bị ’mụ zueha’zoge. Un u̦f daas hi̦i̦, wa nn Zịjị’s Hans ’ne hät di Botschaft b’braacht, hei sị di Wịti ’zoge. U z’morndrist, wa d’Landjägra sị ó ch hätte wäl leṇ ga p’häckle, sị sị dụ richtig fu̦rt g’sị u hein de n Wärchzụ̈g so z’säge’s al la mit ’ne g’noo.
Christeli: Aber hei sị de nn rächts Silber g’haa?
C.: Ne, neei! Sami hät äben ḁ lsó bi̦ n de Lụ̈̆ten alt Schuehringgi, alt Möschtägle, Pfịffendächla un ḁ lsó äppḁs z’säme g’heuschen u g’handlet u fü̦ü̦rg’gää, e̥s sịgi im Ụftrag fe̥r ’nḁ Gloggengịe̥ßer im Wältsche.
K.: Was isch’s jetz mit däm Liecht? Christeli, mach ’mụ d’Brü̦ü̦schen 87 (s̆s̆) ab u zi̦ch de Ddaahe n es Bröösi ueha!
Christeli: Ja, e̥s ist nit wäge’m Ddaahe u nit wägen de̥r Brü̦ü̦sche — da ist kei Schmu̦tz ṃe̥h drị n!
K.: Sụ tue fe̥r hi-nḁ cht-n e̥s Gü̦tti Ööl d’rị n; e̥s brünnt nu̦mḁ lụ̈trer.
H.: I han g’rad nu̦ n ein’ Aabe zu̦ n ĭ̦hmụ g’seit, mụ vermögi’s jetz de nn-m bald ni̦t mẹe̥h z’liechte, wenn der Aahe söve̥l tụ̈ra sịgi. Är gälti jetz afa nụ̈nz’gg Santime u z’Saane sịg e̥r e̥s Fränki. Un appa zu n allem Aahe hie u nd da e Läck 88 z’näh, vermögi mụ ó ch ni̦t.
C.: Äbe wohl: jetz vermaag mụ’s toll z’läcke! De̥ r Räästeṇ giltet dä nn no ch gẹng mẹe̥h wäder früejer.
U.: Ja, sü̦st wohl!
C.: U fe̥r z’liechte hei sị jetz da u̦nnḁ n ụs e̥nöuwes Matääris, wa n appa lụter brü̦nnt.
H.: Soo?
C.: Fäären im Härbst, wan n i ch d’s läst Mal bi̦n im Militär g’sị, bin i ch da bi̦ Thun in e̥me Wü̦rtshụ̈sli ịnquartiert g’sị, u nd da hei sị ḁ lsó groß fayan gßig Tägla g’ha un ḁ lsó ’nḁ ṇ Glasröhren d’rụf, un obend’rụf eṇ großa Bläächhuet. In däne Tägle hei sị ḁ lsó n e̥s stĭ̦higs Wasser b’brännt, sị säge ’mụ, glauben ich, Trépolium, oder ḁ lsó u̦f dä Wääg. Emel verfluecht g’fahrlichs soll’s sị.
H.: O, daas glauben i ch-g gääre. Es ist äben äppes nụ̈ws. Da sị we̥r dän n no ch wöhler mit ụ̈nsen altvätrische Tägle.
Christeli zu H.: Wḁrum heit ịe̥hr vorhi g’seit van öuwe Chnäble, äs sịgen ung’fäl lig g’sị? Hätt’s dụ no mẹe̥h Eröör 89 g’gää, wäder was ịe̥hr scho verzällt heit?
549 H.: Oho, wohl! Das ist eṇ großi, schöni Windfäl li g’sị z’obrist im Mattiswald. I ha Freud a ’ra g’habe. U spaat im Härbst han i Christi’s Hans de̥r ältist im Tagwaṇ g’ha fe̥r scha z’rü̦ste. Wa we̥r sịn dḁrzue choo, seit no ch Hans, dịe̥ brẹe̥chti mụ ganzi no ch e n-m Blätz abbha. Herr Jent, da chönnte we̥r no hụ̈stren u pịste, ẹe̥b we̥r dịe̥ ganzi a b’-d dem Platz hätte n! Dänn ist da noch es Stück Wü̦rzen d’ra g’sị; ḁ lsó n e n länga Tschi̦ngge 90 n isch da ḁ lsó näben ụs g’garzet. 91 Tụ, wa nn we̥r der Standtrommeiß 92 schier gar hein abg’saageta g’haa, hät’s ḁ lsó n e Satz g’noo, un ünsi Windfäl li hät ang’fange waage. 93 Un ẹe̥b wi̦r hei möge d’Saage n d’rụsschrịße, ist dị ganzi Härrlichkeit z’wääg g’gange mit sa mm-nnt de̥n Ästen u mit sa mm-nnt der Saagen u mit sa mm-nnt de̥m Tagwaner.
K. und M.: Ui, Hérr Gott!
H.: Dị Wü̦rzeschüpfe hät ’nḁ chönne p’hacken u [hät ’nḁ] f rị n e̥s Schrackli de̥s abha g’schleipft. Äntlich hät sị ’nḁ n afa z’ru̦gg g’laaße, un är ist — ni̦t roota! — zue me̥r ụe̥ha g’graagget. «Häst di ch g’wü̦rschet (s̆s̆)?» han i ch ’nḁ n dụ afa g’fragt. «‹Oh, da an der lingge Schärte 94 tuet’s me̥r e n-m Bitz wẹe̥h, aber i ch chan n emmel d’s Aärmli weigge›» Tụ sị we̥r iṇ Gotts Namen o ch de̥sabbha ’zottlet mit ü̦nsem z’Aabe-Sack. U nd dịe̥, wa n dụ härt a’m Se̦e̥ u̦f gäbigem äbenem Platz hätte chön ne holze, sị wịe̥r dụ g’sị, we nn we̥r dụ e Saage hätte g’ha. Aber dịe̥ chönnt ịe̥r u̦ch vorstäl le! O, dịe̥ ist ganz nụ̈t mẹe̥h wärt g’sị. Für dä Tag hei we̥r müeßeṇ gaa. Z’mo rnderist sị we̥r mit ’ner e ntlahnte Saagen dḁrhinder u [hei] ’s äntlech b’hau ptet. Wi̦ d’Fụe̥hr sich hät abg’chaartet, 95 han i ch-n ụch hi̦-nḁ cht ’zäl lt, wäder ẹmel nu̦mḁ n-m bi̦s zum Fär rịchschụ̈rli. Fe̥r scha wịter z’füehre, han i ch mị n Schwẹ he̥r säl’ g g’fragt — old dän n ist är no ch ni̦t mi n Schwẹ he̥r g’sị. Däär hät da ḁ lsó n eṇ großa b’blässe̥ta Stier g’haa. Är hät ei n Tag afa zwẹe̥n [Chnäbla] abbha zu’r Saagi (g’spediert), z’mornde̥rist oder ubermornde̥rist di andre zwẹe̥n, u van dänen eina hät ’nḁ n-m bi̦’r Saagi z’toot ’drückt.
Christeli: O, sịn daas g’wüß öuw Chnäbla g’sị, mit däne Fritz Hager ist veruṇg’fäl let?
H.: Ja, wä̆ger!
K. zu M.: Da wärdet e̥r wịters̆ ó ch ha g’lost!
M.: O mịṇ Gott u Vatter! E wättiga Aaben ist daas g’sị! Der Stier ist im Na chmi̦ttág einist sälber un einzig choo. Wịe̥r hei’ nḁ-n ụsg’span ne u nd dänn no ch nụ̈t a n-m Böös’s g’sin net. Dụ, wa Tratt al lerwile ni̦t chu̦nnt, hät d’Mueter d’Schwäster Käthi desabbha g’schickt. U wä́n 550 äs g’fragt hät, nịe̥mḁ n hät ’nḁ wäl le g’sẹe̥h haa. Dụ isch’s̆ z’ru̦gg choo un ist abbha zur Saagi u hät ’nḁ n daa toota ’funde under n e̥me Chnäbel, un e Steiwurf va ’mụ hei sị g’gịget u ’tanzet.
K.: Ja, richtig: Es ist grad a Jaggis Christi’s Hochzịt g’sị. — D’s Maji brịe̥schet u huestet no ch umhi u̦f enes frisches. —
H.: U d’s ander Jahr d’rụf, wa mi n Lade sịn dü̦r r g’sị, han i g’laße n mị n Stubesol lder ịmache u grad eṇ nụ̈we Wälbiladen ooch. Es isch me̥r e̥mal, daß i ch ha wäl len de Füxe lotze, 96 un in der Stube ha wäl len a mị’r Büxen den Abzụg e n-m Bịtz härtere, e G’schrötschutz i d’Wälbi ’tụ̈iflet,
K.: Auffe̥li!
H.: O, es hät appa nịe̥mḁ nụ̈ t ’trööjt. I bi̦n dänn no ch einzig g’sị u ha d’Bü̦xe no ch zur Fü̦ü̦rsoorg uehi g’chẹe̥hrt. Aber touba bin ich al l-mal worde, wen n i ch dä zerschoßne Wälbilade ha müeße g’sẹe̥h. U nd dụ, wa d’s Mi̦chchi An nen dä n nụ̈w Lade hät wäl len ịschlu̦ßle, 97 g’hi̦ts a b-d de̥r Leitre grad i sị’s Bịe̥l u hät sich schuderhaft in e̥s Beiṇ g’hụ̈we.
Christeli: Isch’s̆ appa sịter däm lăhms?
U.: O neei, das ist lăhms wäge ’me̥ Fue ßstịch va mene Längger an ’e̥me Jakobstag.
Buebe: O d’s verfluecht! Das mueß sịn e n-m bü̦ndiga g’sị!
H.: Dans vi̦li̦cht ó ch. U nd de nn heigi äär ’mụ verheiße: Dụ si̦ nnest dị n Läbetag a n mi̦ch! U das wü̦rt sị; es ist lăhms g’sịn u nd-b b’bli̦be n-m bis zur jetzige Stund.
Nach e̥re churze Stịl li seit C. zu U.: Dụ würst dị Taga sịn ga n-m binde?
U.: Ja, i ch han de̥m Hansi d’Sässeldri̦ste 98 b’bunden un abbha’taa. O, jetz geit’s guet oben em’b’rinha.
C.: O, e̥s wü̦rt. I mueß i n nächster Zịt dị n Schleif profitiere. I ch han da uf em inn-d-eren Dü̦r ri noch e n Pflättig. 99 Das mueß ó ch abbha. Da sịn appa drụ̈i chlịni Bü̦rdeni.
U.: Wi̦ chu̦nnt daas, daß dụ da ḁ lsó wẹe̥nig häst hụ̈r?
C.: Da ist afa dü̦ü̦r ch úber 100 wẹe̥ni g g’sị, nu̦mḁ n ḁ lsó n e̥s churzes G’mü̦tz. U vam läste Morge hät’s u̦ ns e̥s bị Chläbe 101 ve̥rlu̦stet.
U.: O ja?
K.: O, g’wụ̈ß bi̦ Stụ̈bis u Rụ̈bis. Da ist g’wü̦ß nit d’Strụ̈tsche 102 b’blibe. I ch-b bin o bsịg g g’sị fe̥r ’mụ hälffe färtig z’mache; u wịe̥r hei g’meint, we̥r heige Zịt g’nueg, hein afa grụ̈selich g’mịe̥msche̥let (s̆s̆) bi’m z’Aabe, darna ch sü̦st no ch ’trä̆se̥let. 551 Wi̦r hei’s e̥s äben e n-m Bi̦tz wäl le la trochchne. Under einist ist Luft ịg’fal len u hät ụ ns ’s dụ g’holffe z’säm me ntue.
H.: In de n Sässel bin ich e̥mal mit de̥m Grosatt säl’ g ga n-m binde. Dara n-m b’sin nen i ch mich ó ch mị n Läbetag! Es ist im Abräl le g’sị un eṇ gueti Flären aalta, aber härta Schnẹe̥. Wi̦r sị spaatlochtig va heim e̥wägg, u nd de̥r Grosatt ist scho f rị waatlich uber achtzgjehri g g’sị, un ich es jungs, weichzü̦ü̦gs 103 Pü̦rsteli. U nd da hei we̥r lang g’ha mit Schlitten u Seil de̥s ụe̥hi z’graagge̥. Un obna hät mụ g’wü̦ß ni̦t e̥s fụsch tgrooßes va’r Dri̦ste g’sẹe̥h. Wẹ nn we̥r ni̦t de̥n Dri̦sch tbaum, wa vo̥rụ́f isch-g gange, hätte g’sẹe̥h, hätte we̥r schạ numḁ nüt ’funde. J̣e̥b we̥r dụ [hei] zue ’ra g’lochchet g’haben u zähe n-m Bu̦rde̥ni b’bunde, isch wä̆ger Nacht g’sị, u wịe̥r no ch im Sattel obna. Dụ hei we̥r e jäda e n-m Bu̦rdi g’noo u sịn de̥s em’b’ri̦nha. Obna am Ụe̥lilägerstu̦tz han i ch’s nụ̈t möge b’haa, bin under de n Schlitte choo, un [e̥s] ist ḁ lsó mit me̥r abbha gäge’ṇ Graabe, u hät mi ch-d dụ a n d’s u̦sser Graabe n-m-bort zuehi g’gü̦rtet, u han daas Äärmli zwöi Mal b’brochche. Der Grosatt hät sị n-m Bu̦rdi g’laa staa un ist mi ch ga z’säm melääse, [hät] mi’ n-m Bu̦rdi abg’hị̆t u mich u̦f e̥m̥ Schli̦tte heim g’färgget, u hei n-m bẹe̥d z’säme d’s lụter Wasser b’brịe̥schet (s̆s̆): ịe̥ch u̦s-t Wẹe̥h, un äär u̦s-t Chu̦m mer, Bịdụre, u g’wü̦ß ooch u̦s-t Müedi. Är hät sich doch dụ aṇg’mụ̈e̥kt 104 g’haa, daß e̥r dụ e n Schu̦tz isch t tscheutelochta b’blĭ̦be.
C.: U nd dụ mit dị’m b’brochnen Äärmli?
H.: Tratt säl’g ist dänn u̦f em Too d-bbätt g’si u hät mi ch no ch ḁ lsó tootchranka g’schĭ̦net, un anders̆ hät’s nüt b’brụcht. Si hei mich ẹmel no ch glịch g’noo fe̥r i n d’s Militäär, we nn’s schon appa ni̦t schön isch z’säm meg’waxe — ja lueget! — u hät mich appa o ch nụ̈t g’hindret.
Christeli: So würt öwa Att vór de̥m Grosatt sị g’storbe?
H.: O ja, appa sächs Jahr, der Grosatt säl’g ist nụ̈nz’g worde u Tratt ist fü̦fuvierzggjehrig g’storbe.
C.: U̦f dị Wịs ist der Grosatt d’s halbe n älter worde wa Tratt.
H.: Ja, u wịe̥? Der Grosatt isch tụ Alters̆-t halbe n dị läste Jahr e n-m Bitz tschi̦tterbära u chrächeliha g’sị, aber lang grụ̈selich ụflicha un aläärta. 105 D’r Att säl’g hät sich im Militäär fü̦ü̦f Vierteljahr ŏhni g’staa 106 müeßen u̦f der Gränzen umha trööle un ernassen un erchaalte, u nd daa hät äär sị Todeschrankheit z’säm me g’lääse. Är hät wohl dụ noo ch e̥s Tschu̦ppli Jahr g’läbt, aber grụ̈selich g’nue g g’macht. U fü̦r i d’s Beul 107 ist e̥r dḁraa ch nịe̥ nụ̈t g’sị.
K.: Das ist doch äppḁs grụ̈selichs g’sị, sövẹl lang müeße fu̦rt z’sị.
552 H.: Ja schier! D’Mueter säl’g hät gẹng g’seit, sị heigi währet där Zịt e̥s Chint uberchoo, g’laaße tauffe, ’s e̥s g’sẹe̥h stärbe, ’s e̥s z’Häär t g’leit, alz daas ŏhni den Atte.
Därwịlen, daß d’s Man nevolch dụ no ch e n Chẹe̥hr lang di̦si bösi Zịt hein eröörtret u nd di̦s̆kụriert, hein dụ d’Wịber fü̦r sịe̥ch aṇgfangen äppḁs chü̦schele. U Christeli hät dụ müeße d’s eint Ohr de n Man ne u d’s andra de Wịbre zuestü̦tze, daß ’mụ já nụ̈t e nt-g’gangi, un är chön ni sị n Wu̦ndergrääsche hi̦rte. So hät under andermụ Käthi d’s Maji g’färggelet, 108 ob’s óch äppḁs guets heigi g’rü̦stet fe̥r am nụ̈we Jahr, ẹmel, ob’s o ch heigi Sänf ( S. 278) g’macht? Ja, seit d’s Maji, i ha Sänf g’macht, aber i ch weiß nit, wị’s chu̦nnt: är g’raatet me̥r nie guet. I han afa g’sin net, ob s machi, daß i ch kein ẹe̥riga Hafe haa.
K.: U machisch ’nḁ n i̦ n men ị̆sige?
M.: Ja, äbe.
K.: O, mịn Zịt u Stund, i̦ n menen ịsige Hafe machist dụ g’wü̦ß in dị’m Läben e̥keiṇ gueta Sänf, u we̥nn dụ d’Hälfti Chirschmues nẹe̥hmist!
M.: De nn-d du̦cht mi ch d’ru̦m de nn, är schlächti no ch va Tag zu̦ Tag.
K.: Wa drị n tuest ’nḁ n de nn, wen n e̥r g’chocheta ist?
M.: We̥r hein da ḁ lsó n e̥s gäbigs Holznäpfli, wa n ich am Sụfsuntig brụhe fe̥r Nị̆dle, u zum nüwe Jahr fe̥r Sänf.
K.: O dụ gueta Tropf! Hab nụ̈t fe̥r uṇguet, aber dị n Sänf cha nn vaṇ Gott umuglich Sänf glịhe. Afa im Isehafe g’chocheta u nd dḁrnaa ch i̦ n ’me Holzg’schi̦r r anhi taana: Da uberchu̦nnt e̥r zu̦m chochen e̥n Ịse n-mbi̦tz u naahi e n Holzbi̦tz. I ch wollt richtig nịt plagiere; mịna ist me̥r hụ̈r ó ch ni̦t g’raate, wi̦ mängist; i ch ha’s i̦m Chi̦rschmues ni̦t vermöge. Das isch t tụ̈ụ̈rs̆ g’sị, daß’s ’mụ e̥kei Gattig hätt g’gää. U g’chüechlet han i ch ó ch nụ̈t; i hätti’s g’wü̦ß nit vermögen i’m Schmutz.
M.: O, ich wä̆ger ó ch ni̦t! I ch bi̦ n zuehig’wärchets 109 g’sị mit den Eiere. I han dḁrfü̦ü̦r e̥s par gueti Brätze̥leni g’macht.
K.: Ich oo ch. Dḁrfü̦ü̦r hät mị’n Aahen u mị’n Eier möge g’räcke. Es tolls g’aahig’s Brot 110 hei we̥r ó ch g’la mache.
M.: Wi̦r hein ó ch eis befŏhle, u nd daas e̥s guets! Wi̦r hei scho hi̦-nḁ cht g’wịset. 111
— Der chli̦n Ụe̥li fẹe̥t sich umhi aa rụ̈spele. —
M.: Hans, we̥r weiṇ gaa, sü̦st möge we̥r a m Morge nụ̈t ụf. Du häst sü̦st no ch va z’Brädig gaa bb’richtet.
U.: Ịhr wärdet e̥s Liecht haa? I ch will grad e̥s Schrackli mit u̦ch fahre. 112 I ch-g glauben, es sịgi feister wi̦ n i̦ n ’me n Sack. So guet 553 Nacht, u schlaaffet wohl, u [i ch] wünschen ụch alle z’säm men e̥s guets, glückhaftigs nụ̈ws Jahr.
Ch.: Jetz, Bueb, zieh t g’schwind aab’ u nd-g ganget i n d’s Bätt, sü̦st bringe mụ n u̦ch a’ m Morge ni̦t ụf! De nn mueß mụ de nn stü̦rme, wär z’Brädig will. Christeli, d’s Liecht brụcht mụ nụ̈t z’lösche, e̥s wollt grad sü̦st gräppiere.
K.: Wŏhl, wŏhl, lösche’s z’vollmụ! Sü̦st stịcht’s de nn no ch n e Schụtz. So, jetz bä̆tet, so chön ne we̥r schlaaffe.
* * *
1
mühsam.
2
b’sieh, einholen.
3
Beeren sammeln.
4
Eheleute.
5
unzufrieden.
6
angehängt.
7
sollte.
8
nur gutes begehrend.
9
schälen.
10
eigentlich.
11
jäh.
12
eine kleine Strecke.
13
Schafwolle zum Spinnen zurüsten.
14
anstellig, gelehrig.
15
Anzahl, Reihe.
16
gerauchnet.
17
Brennholzspälten von zirka 75 cm Länge.
18
Spälten von zirka 150 cm Länge.
19
Achselhöhle.
20
Anna Marie.
21
Zugkraft.
22
Die Gestreifte, «Gegürtete»,
cincta, ceinte, der Zingel;
zind-la: das kleine Zebra.
23
Trämel.
24
geheftet.
25
Luftdruck.
26
«geschwenkt», umgeworfen.
27
wallen, unregelmäßig gleiten.
28
nach kurzer Zeit.
29
kleine Schelle.
30
Schlittkufe.
31
beinahe.
32
fortan.
33
gelbliche, fette Milch in den ersten acht Tagen nach dem Kalbern.
34
ungeschickt gestikulieren.
35
wie
34.
36
fälden: weiden, auch rasen.
37
Wasserfall.
38
grüne Mulde.
39
seitwärts.
40
verloren gehen.
41
Stücklein.
42
behauptet.
43
bringen das zustande.
44
45
46
Namen von Bergweiden.
47
Bänke.
48
anschneiden.
49
Hobelspäne.
50
zu trocken.
51
feucht.
52
geklagt.
53
Euterkrankheit (s. o.).
54
jeden Gegenstand.
55
Klotz.
56
Angehörige.
57
unser.
58
einzuholen.
59
Abrahams Maria.
60
geplaudert.
61
stets.
62
absolut nicht.
63
Zimmerboden.
64
Decke.
65
mit der Fegbürste, dem «Rüscher» gerieben.
66
am Abend.
67
zischen.
68
rütteln.
69
wimmern, klagen.
70
Kläger.
71
Lutscher.
72
bevor.
73
elend.
74
jenes.
75
zu klein.
76
herbeirufen.
77
Galtzeit.
78
mit kleinen Flecken wie mit Speckstücklein «gespickt».
79
Heuresten.
80
Same des großen Ampfers.
81
emsig.
82
gescheit und gesund.
83
Dummköpfe.
84
kleine oder unnötige Arbeit verrichten.
85
daheim zu sitzen.
86
par force.
87
verkohltes Dochtende.
88
was man mit dem Finger zum Ablecken heraus holt.
89
Störung.
90
Wurzelast.
91
geragt.
92
der größte Schnitt direkt über der Wurzel.
93
schwanken.
94
Schulter.
95
abgespielt.
96
lauern.
97
S. 317.
98
Bergheudriste im Sässelmahd.
99
kleine Driste.
100
im allgemeinen.
101
vollständig.
102
S. 112.
103
schwächlich.
104
angestrengt.
105
munter und fröhlich.
106
ohne Aufhören.
107
schwere Arbeit.
108
ausgeforscht.
109
zur Neige.
110
Züpfe.
111
versucht, gekostet.
112
gehen.
Vam Christi Riihembach.
Auf der Alp Stierentungel haust das «Ung’hür» oder Roothübi, ein Männchen mit roter Kappe, das jauchze. Es sei ein ehemaliger Soldat, der später bauerte, aber die Tiere so grausam behandelte, daß er zur Strafe dafür umgehen muß. Er naht sich den Menschen im Guten wie im Bösen. In einer allgemein als eiskalt bekannten Nacht habe sich eine Frau dort verirrt, sei aber trotzdem nicht erfroren, da sie beständig von einem warmen Luftzug umgeben gewesen sei, was Roothübis Werk war.
Ein Mann hatte eines Nachts eine Kuh verloren; Leute mit einem Licht, wie er meinte, kamen, um ihm suchen zu helfen. Da fand er die Kuh und winkte jenen, zurückzukehren; das Licht kam gleichwohl immer näher, es war aber niemand dabei. Auch das soll Roothübi gewesen sein.
Ein Mann bat es, ihm beim Streuesammeln zu helfen; es half aber so, daß er es kein zweites Mal aufforderte.
Oft werden Leute vom Roothübi auf dem Stierentungel lang in der Irre herumgeführt, daß sie die Hütte dort nicht finden können. 1
Der Stieretu̦ngel ist mit zirka 2200 m uber em Mẹe̥r d’s höist Bärgg’leit van ünsem Tääli u lị gt mit di̦ser Höji vi̦i̦l uber ü̦nse Holzgränze. D’s höist Holz ist appa d’s Bärgroseg’stụ̈d oder e Räckoldertschụder. Hinggäge a wildem, saftigem Gras und frischem Quällwasser hät der Tu̦ngel kei Mangel.
Der Stieretu̦ngel ist früejer mẹe̥h mit gaaltem Vẹe̥h, Rossen, Geißen u Schaaffe b’sätzt worde; ḁ lsó drụ̈i- bis vierhunde̥rgg Stück aller Gattig G’vi̦cht sịn da g’sü̦mret worde, u nie in ’n e̥kei Stall choo. Der Glaube, daß u̦f em Stieretu̦ngel eṇ Geist, d’s Roothü̆bi g’namset, hụsi, ist so alta wie n der Tu̦ngel sälber.
Motto: |
Li̦s, was du glaube chast, hie drụß,
|
Vu̦r lenga Jahre het e̥mal der uralt Ggu̦u̦ße̥t under em Tu̦ngel ụf Stieretu̦ngel eṇ großi Dri̦ste Lịsche (s̆s̆) g’macht g’haa. Gägen Ụstag 554 hät Ggụụße̥t sị Ströuwi wälleṇ ga n-m binde u hät Jaggi’s Sü̦hn: Hans u d’s Christi im Tagwan g’haa: zwẹe̥n groß, starch Brüeder. Am grüenen Donndersti̦g der zwölft Abrälle sị sị bi̦ n ịsehärtem Schnẹe̥ des o bsig. Sị sị g’gange wi d’ Füx u scho bi’m luttreṇ obna g’sị.
Van der Drịste hei sị nụ̈t g’sẹe̥h, nu̦mḁn e schuehlänge Zi̦pfe vam Dristbaum heigi vam Schnẹe̥ vo̥rụf g’luegt. Sị hein enandre g’holffe lochche und afa ẹe̥rstlich drụ̈i Burdeni b’bụnde. Tụ sị sị rẹe̥tig worde, es gäbi vermuetlich zwölf Burdeni, un en ịe̥dera mögi drụ̈i Bu̦rdeni g’färgge bis uf d’s Chüetu̦ngelläger, un ḁ lsó chönnti eina afa mit drụ̈ineṇ gaa, dänn gäbi ’s naahi grad fur jeda umhi eini.
Hans ist der Jüngst u der Stärchst g’sị u hät ’prätendiert mit däne z’gaa. Är hät drụ̈ju uf e Schlitte g’noo, aang’häächt u [ist] z’wägg’fahre. Es Schrackli isch’s guet g’gange; abha gä gen di Chüetụngelmụr hät d’Sunne de n Schnẹe̥ schon e’m Bi̦tz g’lintet g’haa u hät aaṇg’fange chleipe. 2 U Hans hät aang’fangen grụ̈selich g’nueg mache; un e nm Bi̦tz toubleugga, wie n er zur Art ist g’sị, hät er aaṇg’fange fluehe u räso̥niere. In der Täubi seit er dụ: We nn nu n e̥nowa e̥s Roothụ̈̆bi u̦mha sịgi, su̦ sölli ’s mụ ga stooße, di aalti, rooti, fụli Schlampa!
Wịe̥n är di Schwuer hät fü̦rha g’haa, ist sịs Fueder z’wääg’fahre, ŏhni daß är se̥n ist e rwarte nd g’sị. U va g’meisteren u wịsen ist kei Rääd g’sị. Är hät g’chraftet u g’spärzt, so vil er hät möge; u z’läst u ändlich hät er under e Schlitte müeße, u d’s ganz Fueder ist uber ’nḁn ụß, u doch under der hindriste nm Burdi ist er b’bli̦be u hät ḁ lsó nahi müeße bis a n Chüetu̦ngelbachrụns.
Wan n ändlich di Gschicht ist g’stande, hät Hans g’fäckt fü̦rha z’graagge. Aber är sịgi ḁ lsó aaṇg’müekta 3 un aaṇg’wärcheta g’sị, daß er f rị n e Schu̦tz näbet sine nm Burdenen ist ’bli̦be lĭ̦ge u g’meint hät, es müeßi verchi̦pft 4 sị. Wan n er ändlich ist zue ’mụ sälber choo, hät er g’sẹe̥h, daß er zu mene völlige Tralli 5 z’sämeg’wu̦rggeta ist g’sị, u ken enziga Hosechnopf mẹe̥h hät g’haa. Fü̦ü̦r u fü̦ü̦r hät er g’fäckt, u̦s dem Tralli umhi es Manndli z’formiere, sị n Hosi mit eme Strick a n Lịb ’bunde u [ist] hübschelich mit sị’m Hooreschlitte gäge’ n Stieretu̦ngel g’schnaagget. Wan n er ändlich ist obna g’sị u zu n den andren ist choo, hätte si ’na bi n ei’m Haar nit b’chännt. Es heigi gar ekei Glịchetschaft mit Jaggis Hans g’haa: im G’sicht toote nmbleicha, d’Nase b’schu̦ntni, u d’s Gfätzli, a ls we nn’s grad frisch u̦ß der Walhi chẹe̥mi. «Um tụsig Gotts wille, was hät’s mit de̥r g’gää, 555 Hans?» Hans hät ’nen di ganzi Härg’gangeheit bb’richtet, aber ohni es Wörteli z’fluehe.
(Im hist. Museum, Bern)
Ụf dä Schräcken uehi hei sị z’Aabe g’ässe: Walliswịn u Ham me-n u Brot. Hans, wa sich der ganz Morgen u̦f das z’Aabe g’freut hät g’haa, heigi e̥nouwa nit teuff d’rị g’schlage. Wann e jeda umhi sịs Fueder hät fäst verriegeret 6 g’haa, hei sị e nm Bitz verschnụppet, i ng’füllt un e ntb’brännt un uber Hans’ vorhigi Fahrt ’dis̆kuriert. Das guet Räbe nmbluet vam Saviési 7 hät ’nen umhi Muet g’gää, u bi’m abfahre heigi d’s Christi no g’jụtzt u d’s Roothụ̈̆bi ’tratzt — aber fu̦r dä Tag d’s läst Mal. Va wägen: es soll ’nen du han ụf e Wääg g’holffe, daß sị’s g’wü̦sse hei! Mit ener schụderhafte G’walt sị nm Binder u Burdeni de̥ß abha b’bürstet worde, u je der hinderu heigi nụ̈t vam vordere g’sẹe̥h, so sịgi e Schnẹe̥ u Ströuwiwolhen dem Fueder naahi.
U̦na sị sị doch nụ̈sti 8 all heil aachoo, aber g’wüß e̥keina roota. Fụr den Aabe sị sị z’lẹe̥rmụ heim zue. Sị hei z’sämme g’raatschlaaget, 556 we nn ’s ’mụ [dem Roothụ̈bi] no söllti i’ n Sịi̦ nn choo, ’nen du̦r di Tu̦ngelägg abhi z’stooße, so chönnti ’s de nn z’strụ̆b gaa. Ggu̦u̦ße̥t soll g’seit haa, är wälli lieber d’Ströuwi uber e Karfritig u̦f Chüetungel laße, wäder z’ris̆giere, all drüi in de Walkischüpfe dem Osterhase z’warte.
1
Mitgeteilt von Gertrud Züricher im
Schwz. Archiv f. Volkskunde, VIII. Bd. S. 276.
2
kleben.
3
durch Überanstrengung ermüdet.
4
verendet (
S. 212).
5
länglichen Knäuel.
6
aufgebunden.
7
Savièse.
8
glücklicherweise.
Emal ist der ganz alt Ueli Haldi spat im Herbst oder mẹe̥h vorịn im Winter u̦f d’Jagd. Eṇ ganza Tag hät er d’Feiße n-m-bärga u d’Gälten ernü̦steret, u nit e Schwanz ist ’mụ i d’Schußwịti choo. D’Murme̥ni sị schon am schlaaffe g’sị; d’Hase hei sich in di Teuffi verzoge g’haa, u d’Gämschi, denen är eigetlich hät ụf’zoge’s g’haa, sị mụ der ganz Tag gwi̦chche. In der Aabendu̦u̦chli ist Ueli z’Tod müeda un i schlächtem Zịme 1 i d’s Root taal choo u hät a meneṇ guet bikannte Platzli under ’mene Fü̦ü̦rschü̦pfi mit sịnen dü̦rre Pängle, di e n er der ganz Tag am Bu̦ggel nahi traage hät, es Fụ̈rli g’macht, sịn Geismilch g’wällt u brav dḁrzue g’gässe. Darnaa hät er no es Pfịffli volls g’räukt un in allem däm sich in en Ägge härt a d’s Schüpfli zuehi g’chruglet u sich in Gedanke der Obhuet aller Root taalgeistere, b’sunderbar der Root taalmuele 2 wegen der Wärmi anbefohle, un ist ị ng’schlaaffe.
Mornist am Morge ist ünsa Ueli g’lüweta u g’stärkta erwachet trotz mängem Fürst. Es hät ’nḁ n di ganzi Nacht d’dụcht, är g’spü̦ri der Muele Lịbwärmi.
Mit dem läste Schịttli u de nächtige Zandere 3 hät er u̦mhi e̥s Fụ̈rli g’macht u d’s Räästli Milch g’lẹe̥wt u d’s läst Mü̦rggi Spịß dḁrzue g’gässe.
Bi’m lụttre ist Ueli a’ n Chatzeṇgraabe choo u dḁrdür ch uehi g’räblet gäge’ n Wildgrad zue, un änenahi abhi gä gen d’s dürr Sẹe̥wli, van da umhi uehi gä gen d’Wasserscheidi u näbet dem Chilchli umhi abhi dem Iffigechänel zue.
Äntliche hät er am lätze Niesehoore es Tschü̦ppi Gämschi g’sẹe̥h fälde. Müedi, Hunger u Tu̦rst sịm bald vergässe g’sị. In anderhalber Stund hät er sị abg’schli̦chche g’haa un ist u̦f d’Schu̦tzwịti va ’ner tolleṇ Geis choo. Zaale, schießen u bb’reihe versteit sich allz va sälbste. D’Geis ist uber n es Schü̦pfli usg’gụggeret u [het] keis Bei mẹe̥h g’weigget. Bim ụsweide hät’s Ueli f rị Seiferi ’zoge, das saftig Fleich z’g’sẹe̥h.
557 Wan n Ueli dür d’Sti̦gla ụs ist fe̥r gäge’n Hängstespru̦ngg u Stieretu̦ngel, hät’s scho umhi d’du̦u̦chlet, u bi’m Hängstespru̦ngg aachoo, ist wäger scho brandschwarzi Nacht g’sị.
Mit de Füeße hät er g’spürt, daß da abhi allz ein Ịschblächen ist, so daß er ’mụ nüt hät ’trụ̈wet da abhi. Är hät es Schrackli mẹe̥h rächts e Chrache g’wüsse, wa mụ o ch abhi chụnnt; nu̦mḁn ist där stotzena wi ’ne Wand, aber de nn g’füetreta g’sị va g’wahtem 4 Schnẹe̥. Ueli hät sịṇ Gämsche vor ewägg abhi g’la schieße un ist sälber Rụck fe̥r Ruck uf den Absätze un u̦f em Hindere hübschelich naahi.
Under einist ist Ueli Stand u Gri̦i̦f f e ntg’gange, un [er] ist es Schrackli nu̦mḁn uf em Hindere u nahi anhi Totz uber Totz dur de n Chrachen abhi sị’r Gämsche naahi.
Wan n er ändlich ist g’stande, hät er e Schutz müeße studiere, wäll cha r Teil va si̦’m zermü̦rschlete Lịịb nu n z’brụhe [sịgi] fe̥r d’rụf z’sitze, u wäll cha r fe̥r appḁs z’sin ne. U̦f de Chnöuwe hät er na sị’r Gämsche ’tappet u sa nit chön ne finde. Är hät sich in e Toole 5 g’sätzt un isch maasleidiga u b’säleta 6 g’sị, wi̦ sịt langem nie ḁ lsó.
Daheime d’s Wịb, e Stube volli Chind u nụ̈t z’ässe, un äär hie bi stockfeisterer Nacht mit sturmem Grint u blụttem Arsch, mit hungrige Chu̦ttlen o bd dem Sẹe̥büel u̦f Stieretungel.
«We nn nu d’s Roothụ̈bi fe̥r e̥nöuwḁ’s wẹe̥ri, sụ chẹe̥mi’s mer z’Hülf!»
Chụm hät Ueli daas g’sinet g’haa, ist es blendig lụters̆ Liechtli van Sẹe̥büel ueha gäge ’nḁ, un eis, zweu, drụ̈ ist es chlịners̆ bartigs Männdi in ener züntroote Hụ̆be vu̦r ’mụ g’stande, in der einte Hand d’s Zü̦nti un in der andereṇ eṇ groba Stäcke.
«Was isch’s̆ nu̦ mit Ueli Haldi?» fragt d’s Männdi. Ueli hät so bäst als mu̦glich bb’richtet, wi̦’s ’mụ g’gange sigi, u seit aambịị, 7 äs söllti ’mụ zünte, sịṇ Gämsche z’sueche. «I hätti g’glaubt, d’Roottaalmuele chẹe̥mi z’Hülf! Du häst nächti so süeß in ihren Äärme gnü̦nnelet!» «‹B’hüet is Trost!›» seit Ueli. «‹Wahr isch’s̆, wöhler bin i nächti g’sị im rote Taal, weder hi-nḁ cht hie u̦f Tungel. Sü̦st im wịtre han ich nụ̈t mit der Muele, u nd dḁrzue han i g’meint, eis Uṇg’hụ̈r sịgi wi d’s andra.›» «Sooo, ich es Ung’hụ̈r? Sä fe̥r dịs ụverschant G’frääß!» Zudäm hät’s mit sị’m grobe Stäcken ị n’zoge un Ueli e Tonnders̆ Streich uf eṇ Grint g’gää. Ueli ist obehinderschi ch g’hị̆t u va ’mụ sälber choo.
558 Wan n Ueli umhi ist zue ’mụ sälber choo, hät der Tag aag’stoße un är ist härt näbe sị’r Gämsche g’läge.
Daß Ueli Haldi da vo̥rụsi 8 nit ist guet z’spräche g’sị u̦f d’s Roothụ̈bi, ist e̥keis Wunder. Wan n är dä Morgen u̦f der Flue vo̥rbị ist, hät d’s Jaggi Gẹe̥ret ’nḁ g’fragt: «Um d’s Härre Wille, was hät’s mit dier g’gää, Ueli? Der Grint eis Bluet u hinderna glụßet de̥r der Hämm dlischilt under der Gämsche fü̦rha.» «‹Hm, d’Hosi han ich am Sti̦gelchrachche zerschri̦sse, u n der Grint hät mer der Stieretungeltụ̈ifel zerschlage!›» hät Ueli dḁrzue g’schnụtzt un ist aärstig wịter z’vollmụ gäge heim zue.
1
in schlechter Laune.
2
großes, plumpes, anzügiges Weib.
3
die noch glühenden Holzstücke von gestern Abend.
4
zusammengewehtem.
5
kleine Mulde.
6
verdrossen und sorgenvoll.
7
nebenbei.
8
forthin.
U̦s em ẹe̥re wi u̦s em aftere, ja noch u̦s di̦smụ g’sẹe̥h we̥r, daß o ch u̦f em Stieretungel das Sprüchwort vam Huet in der Hand sịn Gältung hät.
Anti Rịịhembach z’Bochte, en aaṇg’sẹe̥hnda Maa, en Ee̥hremaa van de Zẹe̥ije bis zur Lụsgruebe, ist uber drịßg Jahr im Chorg’richt g’sässe, u sị Meinig hät grụ̈selich vil g’golte in der G’meind un in der Chilhe. Zudäm ist Anti eṇ gueta 1 Pụr g’sị.
E Mal hät Anti eṇ großa bösa Stier u̦f Tu̦ngel z’sü̦mere g’haa. I n mi̦tts im Sumer hei ’mụ d’Hirtslüt e ntm’botte, sị Stier sịgi lăhma an ener vordere Scheihe; er heigi sich jädefalls e ntlaffet. 2 Aber dụ’s grad e schöni u gueti Höuwerwuche hät g’gää, hät Anti sị n Stier g’la lä̆mschlịge 3 (s̆s̆) u hät lieber g’höuwet.
E Chẹe̥hr dḁrnaa hei sị ’mụ umhi e nt-mb’otte, sị Stier gangi wi̦ längers̆ wi̦ lähmer u mögi der Weid nụ̈t naahi. Am ẹe̥rste leide Tag ist Anti gä gen Chüetungel zu Hans Schopfer hinder em Sẹe̥. Där ist geṇg u̦f Chüetungel z’Bärg g’gange un isch grụ̈selich, schröckelich eṇ g’schịda, g’schi̦chta, b’lääsna Maa g’sị, hät vi̦i̦l vam doktere verstande, u daas fe̥r Lụ̈t u Tieri. Zudäm [hät er] schụderhaft e g’fälligi 4 Hand g’haa fe̥r Brụ̈ch z’zälge [z’schĭ̦ne] u sogar äppḁs z’guttle. 5 Är hät alli Chrụ̈ter u Wu̦rzi b’chännt, u die allermeiste Mittel sälber g’fabriziert. De n Wallisere hät er Wintermu̦tschna u Naasche̥t (s̆s̆) aṇ gueta, rächta Truese nmbrantewịị ’tụschet (s̆s̆) — nit fe̥r z’trĭ̦he, b’hüet is Gott neei! Hans ist g’wu̦ß kei Schnapser g’sị. 559 Aber hündisch gueti G’wääsch hät er g’macht mit Truesen u Wurzen u Chrụ̈tere für Wurscheti 6 u Gsü̦chti
Anti hät Hans Schopfer bb’richtet wäge si’m Stier u hät ’mụ va sị’m G’wääsch g’heusche. Hans hät ’mụ es Schoppefläschli volls z’wägg’reiset u bifohle, waa, wie und wänn-d wäsche.
1829-1901
Fürsprecher und Schriftsteller
Di bẹe̥den Ee̥hremanna: Anti als Wägwịser im Religiöse, Hans am Rueder vam Politische hein aber nit mit eme churze «Guete Tag» und «Bhüet Gott» zue u van enandere chön ne. Hans ist am chẹe̥se g’sị u hät Anti aaṇg’habe, är sölli e nm Bitz schwätze; sị chämen da nit geng z’säme. So hät Anti sị verdoorffet, bis daß Hans hät g’chẹe̥sets g’haa. Nụ̈sti hät er mit Hans brav Zĭ̦germilch un alti Spịß ’brụcht.
Spatlochtig im Na chmịttág ist Anti gä gen Stieretungel g’stäcknet fe̥r zu si’m lăhme Stier. Es würd ẹe̥rst z’grächtmụ wälle leid wärde, hät Anti g’sin net, wa’s z’ringsum d’Näbla hät abha g’häächt. U wi wịter uehi, wi dicker der Näbel. Un o bd der Mụr hät ’nḁ d’du̦cht, är mangti d’rụs z’haue, ḁ lsó ist er dicka g’sị.
Anti ist geṇg g’gangen u geṇg g’gangen u [hät] ihrụ hụ̈tigem Geplauder nahig’sin net. Under einist ist er inn-d worde, daß’s du̦u̦chlet zur Nacht. Tu ist ’mụ doch em Bitz uheimlich worde. Är hät g’wü̦sse, daß är langist u langist bi̦’r Hütte söllti sị, aber uf der Gotts Wält nit g’wüsse, ob er uehi oder abhi, ụs oder ịn soll. Är hät wohl hie es Tschu̦ppli u da es Tschu̦ppli Vẹe̥h ’troffe, aber va’r Hütte wäder Wịßes no Schwarzes ’funde.
Underdässen isch brandschwarzi Nacht worde, un är hät g’sẹe̥h, daß er sich mueß ergää. U̦f keis pfịffen u keis brüele hät er B’scheid va 560 Lụ̈ten uberchoo. — Müeda u maasleidiga hät er sich in e Treuje 7 under ene Stei zuehi g’sätzt un di schwarzi Nacht aag’stụnet. Ee̥rst jetz hät er g’spü̦rt, daß er nassa ist bis u̦f d’Hụ̆t. Är ist liechtlich aaṇg’leita g’sị; u we nn’s scho nit starch hät g’rägnet, su̦ hät doch das b’ständiga spụ̈hen us em Näbel ’nḁ mögen dü̦ü̦rnätze.
Anti ist fü̦ü̦r u fü̦ü̦r ganz uheimlich un angst worde wäge sị’r G’sundheit. U̦f Stieretungel z’wịter Heid soodnassa en ganzi Nacht still z’sị u z’blịbe, hät ’mụ doch Gedanke g’gää, u sịn Allerwältswịsheit hät ’nḁ n im Stich g’laa. Daß’s lang ist, sịt er va Hans Schopfer e̥wägg ist, hät er i sị’m Mage g’spü̦rt; Spịß u Zĭ̦germilch sị schịnt’s vergauzlet 8 g’sị, und där Chätzer hät aafaa fu̦r re.
Fü̦ü̦r u fü̦ü̦r ist ’mụ schụderhaft weich u tscheutelocht worde, un es hät ’nḁ d’du̦cht, wenn är nu̦mḁn äppḁs wẹe̥nigs chönnti i sị Lịb tue. U wa sị G’wääschgu̦ttre i sị’m Sịtesack nit hät wällen ufhöre ’mụ i d’Nase räuhe, hät er g’sinnet, es wärdi chụm vi̦i̦l Gift drị sị, u hät sị Gu̦ttre fü̦rha [g’noo] u der Tschu̦ppen usa [’zoge] un afa g’hörig g’schmäckt. G’schmäckt hät’s mịneidisch 9 guet. Är hät’s g’wagt, es Sü̦pfi z’näh. Wan n er hät g’wĭ̦se g’haa, hät er funde, es heigi kein Abbi̦tz. D’s Gu̦nträär: es hät ’nḁṇ guet d’du̦cht. Wi mẹe̥h är hät g’sü̦pft, wi bässer hät er Wärmi g’spü̦rt bis zu n alle Zẹe̥ije. U schließlich hät er Gott ’daahet fe̥r das guet G’wääsch u hät aafaa g’ni̦pfe.
Fü̦rschịg 10 hätt’s ’nḁ d’du̦cht, er g’sẹe̥iji e Lụ̈tri. Er hät scho a d’Hirtlụ̈t g’sịn net. Enandernah hät er aber g’märkt, daß e̥kei Stieretungellantärne ḁ lsó zünte wurdi. Es churzes, grau- u längbärtigs Männdi ist vụr ’mụ g’stande in ’ner füürroote Pü̦schelhụbe u hät es luters̆, offes Liechti in de Hände ’traage.
Anti isch da halbers̆ g’sässe u halbers̆ g’läge u [hät] drị g’sẹe̥h wi n eṇ Götz un u̦f der Gotts Wäld nit g’wüsse, soll er grüeßen u blịbe, ol d b’hüeten u de n Lauf näh.
D’s Manndli ist aber der ẹe̥rụ g’sị, hät fründlich gueten Aabe g’wünscht, u seit: So, so, Anti, dụ bist nụ̈wa r hie!
Anti hät’s e̥s d’s witmụ u d’s breitmụ b’brichtet, wi n er hie e lăhma Stier heigi u zur Hütte heigi wälle, u sa bi Fuege nit 11 chön ne finde. Är fü̦rchti äbe, er verdärbbi sich hie ḁ lsó nassa blịbe z’grụppe-m bis am Morge. Ob där Hẹe̥r r appa wurdi ächt so guet sị u ’mụ zünte bis zur Hütte. «Jentis Gott neei, miṇ gueta Anti! Das 561 tuet de̥r nụ̈t! Dụ bist nit schweißnassa, häst dị n Niereṇ guet ig’macht mit Späck, un u̦f de Rü̦ppene ist o ch es Dagge. 12 Nẹe̥i, neei, deßtwäge nm blịbst dụ so g’sunt, wi wenn dụ z’Bochten in der Bättstatt bi n dị’m Käthi wẹe̥rist. G’si̦ch, söttig Gäst sị hie sälte, wi n dụ eina bist! Du cha nnst hi-nḁ cht 13 hie bi mier aabesitze. U was häst dụ denn da Schịnigs näbet de̥r?» fragt d’s Männdi.
Anti hät ’mụ b’b’richtet, wie n är da va Hans Schopfer G’wääsch, heigi fe̥r sị lăhma Stier, u wie n er vorhi dḁrva g’sü̦pft heigi fe̥r sich z’erwäärme. «La ß mi ch emel o ch wịse!» seit d’s Männdi; «schmäcke tuet’s scho va wịtmụ, daß ’s e Freud ist!» «‹O ja wịset nu̦mḁ! Hätt’s mier nụ̈t ’taa, so tuet’s Ööch ó ch nụ̈t.›»
D’s Roothü̦̆bi hät sịn dick Mụlläspe g’nätzt, der Schnụtz g’läcket u mit der Zunge g’chläpft un ḁ lsó en apartig rẹe̥za Pfịff ’taa.
U̦f daas hi̦i̦ sịn eis ums andera ḁ lsó undụ̈tlihi G’staltleni choo, weiß der Gu̦gger wi vi̦i̦l. Alli hei g’lu̦stig d’s Hälsi g’schräckt nach der G’wääschgu̦ttere. Anti hät sịs G’wääsch umhi dem Roothụ̈bi g’räckt u ’mụ ’dụ̈tet, är sölli däneṇ Geistlene, oder Engelene, oder was sị sịgi, o ch z’wịseṇ gää.
Alli hei i’m Tụr um e̥s Fingi i’ n Flälschehals g’stäckt u g’läcket u z’ẹe̥rst grụ̈selich manierlich g’macht. Fü̦ü̦r u fü̦ü̦r hei sị sich aaṇg’fange g’häärze, 14 u bässer B’scheid ’taa, u sich wi̦ längers̆ wi bässer g’rüspelet. 15 Eis van ’ne hät aaṇgfange es Wịsli pfịffle, u d’s Meister Roothụ̈bi hät sich im Takt van där Wịs van ei’m Bein u̦f d’s andera g’laa. Das ist g’sị, a ls wie sị scho lang u̦f enes söttigs Zeihe g’wartet hätte: Di ganzi Schaar hät e Späktakel aaṇg’fange, daß ’s Anti hät Him melangst g’macht. Im Wịtere hät d’s Roothụ̈bi kei Teil g’noo am Späktakel, nu̦mḁn ḁ lsó schälmisch mit dem ganzeṇ Grinti dḁrzue g’lächlet u nu̦mḁn dan n u-t-wan n e Mal sị nm bärtig Läspe g’nätzt u’s e̥s däneṇ Geistlene b’braacht, daß ekeis fü̦rigs G’wääsch ist bli̦be fe̥r sị lahma Stier. Van aller Gattig Liedlene, wa sị g’sunge worde, hät Anti nu̦mḁn eis b’habe, wil si daas am meiste g’sunge hei:
Sibe Mal um d’s Gubi
16
um
Mit Hans Schopfers G’wääsch,
Wallwurzsaft u Gemsche
nmbluem
Verbrännt ei’m schier gar d’s G’frääs
Darzue e Schwätti Wallisbrannts
Heilt Antis Stier va’r Lä̆hmi ganz.
562 Wi lang dä r Ru̦mmel d’dụret hät, ist fe̥r Anti schwär g’sị z’säge. Nach der Längi hätt’s g-Gattig g’macht, d’Gstaltleni wärde müedi. Un Anti isch e̥s o ch worde, nu̦mḁ zuez’luegen u z’lose. Eis fe̥r eịs, wi sị sị choo, sị sị umhi hübschelich verschwunde bis a d’s Roothụ̈bi sälber. Das seit no zu n Anti: «Zu n dị’m Stier will i ch de nn sälber; gang nu̦mḁ heim!» Und in allem däm hät ’s se sich ḁ lsó uber ’nḁ g’haa, 17 daß Anti f rị hät eṇ Grụsen uberchoo u g’meint hät, äs wälli ’mụ es Mündschi gää. Darab ist Anti zue ’mụ sälber choo. Es hät g’rad ’taget. Vu̦r ’mụ ist en alta, g’hụdla Bock g’stande, un es Bitzi vordụ̈ụ̈r 18 in eme Chählti 19 sịn e Riesche̥le gaalt Geiß g’läge u hei gmüetlich g’chöuwlet. Vam Roothụ̈bi & Cie. hät er wäder Gix no ch Gax g’sẹe̥h.
Anti ist ụfgstande, hät si lẹe̥ri Gu̦ttere n i’ n Sack g’stäckt und umenandre g’luegt u g’sẹe̥ht, daß er am Gu̦bi obna ist.
Wie n en abpeutscha Hund 20 ist er dur d’Chẹe̥hra abbha gä gen heim zue. U d’s ẹe̥rst Mal i sịm hụshaa [hät er] dem Käthi e Lugi g’seit: Är sigi verspẹe̥tet, u bi n de Wü̦rtslụ̈ten ubernacht g’sị.
Zum Chüescheid ist sị Stier dḁrva g’gange wịe̥ n an der Bärgfahrt.
Angẹe̥nds Härbsts ist e̥mal Anti mit Hans Schopfer z’gaa choo. Tụ fragt Hans: «U nd dị’m Stier, hätts du̦ b’bässeret?» «‹O ja›», seit Anti, «‹enander naa. Das ist Düggers̆ es guets G’wääsch g’sị!›»
Ee̥rst Jahr u Tag dḁrnaa hät Anti di wahri Härg’gangeheit sị’r Hụshaltig verzä̆hlt. D’s Käthi, es guets, fromms, aber e chlei chlu̦pfigs u furchtsams Wị̆b, ist sịterdäm der Hüenderhụ̆t nie ụs cho.
1
hablicher.
2
Die Schulter ausgerenkt.
3
lahm gehen.
4
glückliche.
5
zu operieren.
6
Verletzungen.
7
S. 142.
8
wie weggegossen.
9
Der Mein-eid als falscher Eid (
Kluge 310) als «mein Eid» aufgefaßt: ich schwöre.
10
plötzlich.
11
absolut nicht.
12
Schicht.
13
hiu nahtu, diese Nacht.
14
sie wurden beherzter.
15
bewegt.
16
Mächtiger Hubel oberhalb der Stierendungelhütte.
17
gehalten (nämtlich gebückt).
18
seitwärts.
19
kleine
Chähle, Mulde.
20
kleinlaut.
Dị wüestisti Spu̦ki, wa mụ e̥mal vam Roothụ̈bi g’hört hät, isch die, wa’s si̦be Roß hät uber dị grauwe Schüpfi ụsg’sprängt. Mụ weiß richtig nie, wa vor un ịe̥ g’gangen ist. So vi̦i̦l ist sicher, daß d’Hirtslụ̈t dä Su̦m mer e toubleugga u nd-g gottlosa Hüeterchnächt hein aṇg’ställt g’habe. Ite̥m, där hät chön nen ermarggiere, daß u̦f der ụßre Sịte vam Tu̦ngel in e̥ner g’wü̦sse Lämị́te d’Roß gẹng nu̦mḁ-m bis-t an e n schnuerg’radi Linie fälden u nd-b bi Fuege nie dĭ̦si Linie uberschrị̆te. Jez hät e̥mal där Cheib va Hirt d’Roß mit aller Tüifels G’walt wäl len uber di g’heimi March uber sprängge. Mit al lem fluehe, jagen u prü̦gle hät e̥r äntlich sĭ̦ben di folgsamsten ú̦ber b’braacht. Dị andre hei nụ̈sti d’Wịti 563 ’zoge. Dịe̥ si̦bni hein da jüdig g’fäldet, bis-t am Na chmi̦ttág einist en appărtiga ịschiga Luft va’r Flueh uberha hät ’zoge un e n rẹe̥za Räselschmeiß b’braacht hät. Di arme Roß hei ’taa wi̦ ver ruckt u nd-b bi̦ Fuege ni̦t umhi daa z’ru̦gg wäl len oder chön ne n, wa sị ’choo sị. Sị sịn ụe̥hi un abhi, dü̦ü̦r ch u nd dü̦̆rha g’sprunge, a ls wenn der Tüifel old umhi der Hi̦rt sị jagi. U z’läst sị sị uber di grauwe Schü̦pfi ụs g’sprunge u richtig alli z’säm men dḁrhar g’hị̆t. G’sätzt, d’s Roothụ̈bi heigi sị ụsig’sprängt, so ist doch g’wü̦ß d’s Hi̦rtli di gröösti Schuld g’sị. Va wäge: ööze 1 laat d’s Roothụ̈bi sịch nĭ̦t.
1
herausfordern, necken.
Am Fueß vom Mu̦tthore gäge Sun nenụfgang ist e steinigi, stotzeni Schafweid: d’Schafwalki, un obend’raa, ḁ lsó schier im Schooß vam Mutthore, si d’Rieji: o ch n es grüselich stotzes Schafg’länt. Zwü̦ßt der Walki u de n Riese lị gt e G’lägni, 1 di sich mẹe̥h gäge Mitternacht oder gäge’ n Sẹe̥ zieht un a d’s Matis stoßt. U̦f di̦ser G’lägni ist früeijer eṇ grụ̈selich großi, schuderhaft g’asti 2 Tan ne g’stande. Am Platz daß an dĭser Tan ne — oder eigetlich sị’s drụ̈jụ g’sị, aber allụ drụ̈jụ am glịhe Stock — d’Bärgvögeni hei g’nistet u fröhlich tschiegglet, 2a hät daa es schụderhafts Uṇg’hụ̈r g’hụset. Su̦mi 3 hei ’mụ g’seit: d’s Rieji, un anderi: d’s Matishụlli, wil’s gẹng — b’sunders̆ we nn’s g’luftet un u̦f Wätter g’ställt hät — heigi wi n es Wịb im grööste Jammer uberlut ’brieschet (s̆s̆), daß mụ’s wit u nd b-breit g’hört heigi. D’s Matishụlli ist eis van de g’fürchtesten Uṇg’hụ̈re g’sị, wi mụ sị b’chännt hät. Es hät drüi Mäntscheläben uf em G’wüsse g’haa — we nn’s uberhaupt eis hät. Äs hät gẹng de n Tüifel g’haa, mit sị’m hụlle d’Schaf mache z’fürchte u z’versprängge.
Emal hät e Schafbueb, e Hụswü̦rt zum G’schlächt, daß ’s 4 ’mụ d’Schaf nach enandere hät versprängt, allwäg in der Täubi un im Ärger ’s es g’antret. 5 Ein en Aabe si d’Schaf aber 6 uber de nm Bach i d’Chuehwalki; u de Bueb hei si z’mondrist in der Walkischüpfe 6a erfallna g’funde, u hei g’meint, es sigi kei Muglichkeit, ’nḁ z’uberchoo. 7
Spẹe̥ter e̥mal ist Jaggi Rịịhembachs Christi, en ältra Maa, zwüßt de Rieje u der Walki am zụne g’sị. D’s Christi sịgi sị’r Läbetag 564 Hässer g’sị van Uṇg’hụ̈re, b’sunders̆ vam Hụlli. U mụ vermuetet, es heigi ’s es im Ärger o ch g’antret, wịl’s dä Tag di ganzi Zịt heigi g’hụllet äppḁs grüselichs. Item, am Aaben ist e̥keis Christi heim choo. Un am Morge hei si’s z’Fätze verschlages u̦na in der Walki g’funde.
No sogar d’Gältehütteschaf uf der andere Taalsịte hei sich g’lan ị nschü̦chtere u verspräṇgge vam Hulli, we nn ’ s albe n ḁ lsó rächt wüest hät ’taa. So hät e Mal der Hirt Uelu Schopfer di allergröösti Müej g’haa, sị n Schaaf z’bändige, wie d’Chüejerlüt u̦s em Feiße nmbärg uber g’sẹe̥h hei. U was daa allz g’gangen ist, daß weiß mụ nit. Aber Ueli ist emel dän Aabe toota in ’er Läche nm Bluet funde worde, ohni daß er ist dḁrhar g’chị̆t.
Un emal hät d’s Bu̦nti 8 bi n der Gälteleitre Wurzi g’graabe. Tụ heigi u̦f ei’r Site d’s Hụlli g’hụllet, un uf Stieretungel d’s Roothübi ’pfi̦ffe eṇ ganze Na chmittág, wi̦ sị das vi̦i̦l hei zum Bruch g’haa. Du̦ heigi d’s Bu̦nti fe̥r n es Gaudium ó ch g’hụllet u pfi̦ffe. Un am Aabe heigi ’s e Schneugge g’haa wi ne Schu̦gge 8a un eṇ Gịe̥sche (s̆s̆) 9 wi ’ne̥ nm Bluetwurst. Im wịtre hät’s ’mụ nụ̈t ’taa. Aber d’s Bu̦nti hät ’pfi̦ffes u g’hụllets g’haa fe̥r eis und alli [Mal].
Un e̥mal ist der alt Jäger Brand früei im Ụstag, am Morge vu̦r Tag, i d’Schafwalki uf d’Wildhahnejagd. Enandernaa hät er e Wildhahne g’hört ru̦gle u hät ’nḁ g’suecht z’b’schlịhe. Dụ märkt er bi̦’m lụ̆tre Stärneschịn, daß där Cheib grad in der Hụllitan ne grụppet u drụf los ruglet was häsch was gi bst.
In allem däm hät’s aaṇg’fange föhne, wi̦’s im Ụstag oppa tuet. U d’s Hụlli ist o ch erwachet. Mit dem Hụlli hät der Wildhahne schịnt’s nit wälle g’meindre un ist abha in e Lẹe̥rch g’floge, grad Brand i Schußnähi. Är nit fụla, schụ̈ßt ’nḁ n embri̦nha. U̦f e Schutz uehi heigi d’s Hụlli ’taa wi ve̥ rruckt. Brand hät’s gẹng Wunder g’noo, ob’s eigetlich e Wiberg’stalt sịgi, wi̦ sị säge, un ist mit sị’r Büxen de̥suehi g’schli̦che. Aber wị nööher är sịgi choo, wị schụ̈ụ̈fterer 10 daß’s in dänen drüi Tan ne g’hụllet hät. U wa nm Brand hät g’spü̦rt, daß sich sị n Huet mit de Haaren i d’Höhi zieht u ’mụ deṇ Grint nit mẹe̥h däckt, ist er z’ru̦gg und mit sị̆m Wildhahneṇ gäge heim zue.
Daß d’s Hụlli der Geist vam Lädigrẹe̥ti sịgi, das sich hät lịblos ’taa un underem Tungelschuß vergrabes ist, wi̦ su̦mi g’meint hei, ist ganz lätz. Va wägen, es ist erwĭ̦ses, daß d’s Matishụlli lang vur d’s Grẹe̥tis Tod g’hụllet hät.
1
Boden.
2
vielästige.
2a
zwitschern.
3
Einige.
4
weil.
5
spottend nachgeäfft.
6
wieder.
6a
Walkischüpfe: eine zirka 200 m lange Schlucht, die sich sehr eng zwischen kirchturmshohen Felswänden hinzieht und das Bett des schäumenden Geltenbachs bildet. In dieser wollte der alte
Ggu̦u̦ßet (
S. 555) nicht den Osterhaas erwarten.
7
zu bergen.
8
zwerghaftes Mannsbild.
8a
Holzschuh.
9
Mund.
10
fürchterlicher.
(Zirka 2000 m ü.M.).
U̦f de Fu̦re, wa jetz im rü̦ckene Lant 1 di hubelochte Rü̦tschemä̆der 2 sị, ist vu̦r länge, länge Jahren es Guet g’si̦ un es Hụ̈sli drụf un es Schụ̈rli d’raa. Das Heimḁtli ist d’s Christeli’s Possi 3 g’sị. Eigetlich hät er Christian Jaggi g’heiße; aber dụ n er nie ist länga worde, hät er d’s Possi g’heiße fe̥r sị’r Läbetag, glịch wi sin Att bis u̦f 92 Jahr hät d’s Christeli g’heiße. Christi — so hät der Jung in der Hụshaltig g’heiße, u wier wei ’mụ ó ch ḁ lsó säge — hät eṇ großi Hụshaltig g’haa: d’s Wị̆b, d’s Grẹe̥ti, es guets Wị̆b! un e Stube volli Chind i verschĭ̦dene Gröößene wi̦ Orgelepfịffi in ere wịtläuffige Chilchenorgele; u siner zweu Alte sịn o ch no ch bị mụ g’sị. Aber alli heiṇ grụsam guet Hụs z’säme g’haa un alli am glịhe Zü̦lli ’zoge. D’s Christi u d’s Grẹe̥ti hei g’hundet u g’arbeitet van ei’m Stärne zum andere. Un aber dụ sị nu̦mḁ mit ei’m Brand hei chönne fụ̈re 4 — va wäge: d’s Grẹe̥ti ist es bluetarms Meitli g’sị — hei sị mängist g’wüß häärter g’nue g g’macht. Mụ hät 566 ’ne zueg’leit, 5 sị heigen im Winter nu̦mḁ zweu Mal g’gässe. — D’s Possi hät zweu bis drüi Chüehleni g’füehrt. 6 Es Mal hät ’mụ eini va sịne Chüehne nit wälle lade, un es hätti doch gäären umhi drüi Chälbeni erleischet 7 (s̆s̆), u hät d’rum g’suecht, sị’n untraagen da Hịrz an e traagen di [Cheeh] z’vertụsche (s̆s̆), hät aber hie umha nit chönne z’Schlag choo.
Spat im Härbst ist d’s Davi d Cha mmacher dahaar choo u hät da am Pássang ( en passant) Christi ang’stochche fe̥r äppḁs z’handle.
Christi seit ’mụ, z’verchauffe heigi är nụ̈t; aber so un ḁ lsó heigi e̥r e jungi, tolli, bravi Chueh, aber sị wälli nụ̈t lade. Är hätti die gääreṇ gägeṇ e trangen di ’tụschet, aber lieber nüt ụsi 8 g’gää.
D’s Davi d ist mit ’mụ i’ n Stall, u d’Chue hät mụ nit schlächt g’fal le. U [er] seit: I weiß was! Chu̦m m uber a d’Längg. I tuschen de̥r e traageni draa: eitwäders̆ e jüngeri, großi, guetig so großi daß 9 dĭ̦si, aber e nm Bitz g’schaarti 10 u just grad e̥kei Schlụ̈za, 11 u soll im Hornung chalbere; old dänn es älters̆, aber es guets, versoorgetgs 12 Mil chchuehli; hät grad am nụ̈we Jahr d’Monḁta. 13
Aber chu̦mm sị ga luege! Gägen di zwoo, wollt säge: gägen di einti van däne n machen i grad hai! mit de̥r! 14 We nn we̥r äppḁs mache, su̦ fäcken 15 ich es Schụtzli äppḁs z’quacksalberen an dĭ̦sera, Will sị den n ụf daas nụ̈t lade, su̦ gi bt’s e tolli Osterchueh.
Christi ist Fụ̈r u Flam me worde u hätti Cha mmmacher mögen um e Hals fal le. In ẹe̥rster Linie hät’s ’nḁ zum Gaffi ịṇg’lade. D’s Grẹe̥ti ist grụ̈selich froh g’sị, daß sị Ụssicht hei, ihru untraageni Chueh an e traageni z’tụsche, un ist wil lig mit der Ggaffichanne-n uber, 16 u schröckelich g’läckets 17 g’sị mit dem Davi Cha mmmacher.
Bi’m Ggaffi seit Christi: Es geit me̥r allz wäder e Tag z’versụmen un uber a d’Längg u z’lẹe̥rmu̦ u̦mhi uberha. Daas geit mer nit. I trü̦wen dir u chu̦men e̥mal a ’me̥nen gäbige Tag mit mị’m Hirz uber u ni̦meṇ grad eini van dịne mit me̥r uberha. «Mier-aa n!» seit d’s Davi. «Aber jetz zwẹe̥ ol drüi Tag bin i nüt dḁheime.» «‹Das macht nüt. Bis ụsgẹe̥nds in dĭ̦sera, oder aaṇgẹe̥nds in der andere Wuche han i ja ó ch nit Zịt,›» seit Christi. Un ḁ lsó sị sị verbli̦be un ụs enandere.
Wann di Zịt ist choo, wa Christi gäären gä gen d’Längg wẹe̥ri mit sị’m Hirz, hät’s eṇ grụ̈seliha Fläre g’schnị̆t u hät [der Schnẹe̥] Gattig g’macht, der undrist z’sị. 18 Christi ist an alle Haare g’hanget u [het] 567 nit g’wüsse, wie mache. Dü̦r ch Land 19 hät’s ’nḁ g’grụset, sövel wịt. Un uber de n-m Bärg isch’s nit muglich g’sị.
Dụ, was hätt’s g’schaffe? Di läste Taga Wintermonḁt hätt’s aaṇg’fange wättere, 20 u daas d’s Graat ụs 21 u hät dä Schnẹe̥ bi Rụ̈bis u Stụ̈bis alla z’sämmen u̦mhi g’noo,
Am läste Tag Wintermonḁt ist mịs Christi am Morge vu̦r Tag bi̦’m lụtre Mondschin mit sị’m Hirz uf e Wääg. D’s alt Christeli ist ’mụ no nahi g’stäcknet bis o bd d’s Hụs u seit ’mụ no: Herr Jent! Gä b wị schön, daß dä Morgen ist, lang hät’s e̥s de nn nit! Lueg, der Mond hät e Hof, u bi̦’m Ermú̦ndloch bringt’s Zĭ̦ger.
Zịtlich ist Christi a d’Längg choo u guet uf- un aag’noo worde. Cha mmmachers̆ Husmueter, e rächti Pụ̈ri, hä t Ggaffi parát g’haa, ẹe̥b Christi nu̦mḁ rächt ist aachoo g’sị.
D’s Davi ist z’fr̦̆ide g’sị mit Christis Chue: Sị heigi in där Zịt stịff ’trüeit, hät’s g’meint. Wäge d’s Davis Chuehnen ist Christi grad dezidierta g’sị: Er hät di ältri voor’zoge, we nn sị schó d’s eint Hoore hät ab g’habe u dḁrmit schon e nm Bitz altfränkischi 22 hät g’glịhet.
Si hein no es Rungli z’sämme d’dorfet. Un ẹe̥b Christi u̦f e Wääg ist, hät’s no Fleisch u Suppe g’gää, un es par Gläseni Chirschwasser oben druf. Z’läst sị no G’schänkleni choo fe̥r heim z’bringe, daß Christi weiß Gott d’Auge f rị sịn uberg’gange vu̦r Freude. D’s Wịb hät ’mụ es Häfeli Chirschmues g’räckt, wil Davi d da z’male in der Lauene ḁ lsó toll heigi Ggaffi uberchoo, dän är so bitter nötig heigi g’haa. Im Schurz hät’s es Dotze schön Öpfla g’haa fe̥r d’Chind. D’s Davi ist choo mit e̥me Schöppli Chirschwasser uf d’Rẹis, va wäge: Cha mmmachers̆ heigen eṇ grụ̈seliha Chirschwax.
Äntlich un äntlich ist Christi va Land g’stoße mit sị’m Stü̦mpi. Im vo̥rbi gaa hät er no g’schwind i mene nm Brotlädeli fe̥r zwöö Bätze Wäggleni g’chauft.
Christi hät appa underwäge Zịt g’haa si ch z’freue wäge si’m Handel. Was daas fe̥r gueti Lụ̈t sịge! hät er g’sin net. Ja, ja, es gäbi nụ̈sti appa in aṇdere Wältteile ó ch gueti Lụ̈t, nit nu̦mḁn in der Lauene. Jetz chön ni är allnen äppḁs bringe, we nn sị schon e Huffe sịge: De Chinden Öpfla; d’Wäggleni sịge hauptsächlich fe̥r d’Mueter; d’s Chirschwasser fe̥r den Atte fe̥r sị n m bösa Hueste; dem Grẹe̥ti gäbi ’s zwẹe̥n Öpfla un es Wäggli. U dä nn no d’s Chirschmues bi Gott! Das gä̆bi allwäg de n Nụ̈wjahrssänf. Hät daas eṇ Gattig?!
568 Mit söttigeṇ Gedanken ist Christi f rị n e m Blätz g’loppet, u sịs Stü̦mpi ist wil lig nahi ’trappet. Es hät jedefalls g’meint, es gangi a d’s Äbi 23 z’Bärg.
Under einist hät Christi wahrg’noo, daß ’s stockhääl 24 ist, daß ’s aafẹe̥t du̦u̦chle un oben ẹmb’r-i̦nha scho schnịji. Christe hät aṇg’fange d’Schritta ve̥rg’lähige 25 un [es] ist ’mụ ganz uheimlich worde. Zu-n-däm hät’s ’nḁ d’dụcht, es wärdi ’mụ ḁ lsó schụderhaft g’schmuecht u tscheutelocht. 26
Obna in de Länggmädre ist Christi b’nachtet. U schon da hät’s g’schnị̆t, daß ’s g’fläderet 27 hät, un oben dü̦ü̦r ’tooßet, ḁ ls we nn’s va witmụ tonnde̥ri. Wan er ändlich ist uf d’Stü̦̆bleni 28 choo, hät er g’märkt, daß das bis zueha nu̦mḁ G’spaß ist g’sị. Es grụ̈selichs, schuderhafts Wätter hät’s g’macht, [’s ist] eifach g’gange wi Staublaueni.
Dem Stü̦mpi hät’s aafaa ó ch nụ̈t g’falle. Äs hät deṇ Grint under g’noo, sich i n Schrăge g’ställt u kei Ru̦ck wịter wälle. Christi hät sich sälber däß arme Tier ddụret u hät ’mụ iṇ guetmụ g’hü̦ttelet: Chu̦mm dụ nu̦mḁ, dụ armi Tschampa!... Ach, chu̦mm jetz, du Häxen-Äsel!... Su̦ chu̦mm e̥mal, du̦ verfluechta Tonnders̆ Gräbel! 29 Oder wolltist dụ uf däm Fläcke gräppiere, dụ tu̦mma Cheib? Fü̦ü̦r u fü̦ü̦r hät sị aṇg’fange nm Bei mache un ist wịter ’tappet. Un in ei’m fu̦rt hät’s g’schnị̆t u g’wẹe̥iht äppḁs grụ̈selichs.
Für d’s Määs volls z’mache, hät Christi g’märkt, daß är a bd de̥m rächte Wääg ist choo un allwäg z’starch linggs hät g’haa. Är ist uber Chäärben u Wähne 30 g’stŭ̦fflet u g’stu̦lpret, wa mụ ganz unbikannt g’sị sị. Äntlich ist er schịch ịnn-t [worde] u sicher g’sị, daß är im Blatti ist.
Wi n er daas hät g’sin net g’haa, schlẹe̥t er d’Naase-n an es G’wätt. 31 Dụ hätt’s mụ g’wohlet! U schịnt‘s dem Stü̦mpi oo ch. Wil lig isch’s ’mụ nahi um d’Hütte n um, fe̥r di Tü̦ü̦r z’suehe. Nüsti 32 ist da nụ̈t b’schlosses g’sị. Christi hät di Tü̦ü̦r ufg’stoche, 33 u bẹe̥di hei wälle d’s ẹe̥hra sị fe̥r ịn.
D’Chueh laaṇ gaa u di Tü̦ü̦r zue ist d’s ẹe̥rsta g’sị, u dḁrnaa ch mit dem Fụ̈rzụ̈g fü̦rha un Fụ̈r g’schlage d’s zweuta. Ja, ja, es ist es 569 Staafel g’sị. Aber g’sufsunntiglet hät’s da nụ̈t! Zu n alleṇ Gịme u Chi̦tte hät’s de n Schnẹe̥ ’trĭ̦be, daß schon im Fụ̈rhụs kes ẹẹbers̆ Plätzi ist g’sị.
Item, es ist emḁl es Obdach g’sị. Wi Christi hät ụsa g’funde, isch ’s̆ d’s rịhe Mi̦chi Ganders̆ Staafel g’sị. Är ist u̦f d’Di̦li g’graagget ga Fueter suehen u hät e tolla Huffe ’funde fe̥r sị’r arme Chueh z’frässe z’gää, es Wụrggi 34 under scha z’ströuwe, u den n ist no n e Pätsch ’blĭ̦be für sịe̥ch, d’ri̦nn u nd d’rụf.
Zẹe̥rst hät er aaṇg’fangen u̦s sị’m Säckli p’hacke un u̦f de nm Brässel 35 tue. Nu̦mḁn es Wäggli u d’s Schöppli Chirschwasser hät er im Sack b’habe un ist dä́rmit u̦f d’Di̦li g’graagget un i n d’s̆ Fueter g’schloffe; wäge: ẹe̥rst jetz, wan n er dụ ist g’stande u sich nụ̈t mẹe̥h hät chönnen erable, 36 hät’s ’nḁ n dụ i sị’m g’frorne G’fätz g’flauderet 37 wi ’ne nassa Hund. Är hät sị n fu̦rriga Mage g’suecht z’gstäl le mit d’s Grẹe̥tis Wäggli, un es par tolle Schlücke Chirsch.
Ee̥rst jetz hät er ḁ lsó rächt sị’m Schicksal nahi g’sin net. U was d’s Chirschwasser u d’s Wäggli a mụ g’reiset 38 hei, hät der Blụ̈gen 39 umhi abhag’hụ̈we. U wi mẹe̥h, daß ’s ’nḁ hät g’flauderlet u̦s Chälti u Grụse, i n Michi Ganders̆ Blattistaafel e längi Winternacht zuebringe z’müeße, wi mẹe̥h daß är im Chirschwasser hät Wärmi u Ggụraaschi g’suecht un o ch funde. Va wäge: Di verschruwe̥nisti Uṇg’hụ̈rhütte isch’s̆ wịt u breit g’sị.
Es ist ’mụ dụ i n Si̦i̦ nn choo, wi’s geng g’heiße hät: daß vu̦r länge, länge Jahren e̥mal der groß Säumer-Toni mit vier Rosse hie hät müeßen übernachte bi ’me̥ne schụderhafte Schnẹe̥sturm, u wie n am Morge si’s brẹe̥vst Roß sịgi toots g’sị, u d’s Härz u̦s em Lịb heigi g’schri̦sses g’haa, un eina va sịne Säumerchnächte van da an g’stangglet 40 fe̥r sị n Läbetag.
Item, ü̦nß Christi hät no n es par toll Schlück g’noo, schön ’bättet u ist ịg’schlaaffe. Under einist hät es Cheibeṇ Gebräschel ’nạ g’wäckt, u si’s Stü̦mpi hät im Stall chläglich ’tri̦i̦schet. Christi ist ufg’schosse u hät g’lost, was ’s wịter gäbi. Es verdächtigs dụ̈schle (s̆s̆) u rụne hät er g’meint z’vernäh. U ganz dụ̈tlich [hät er] frisches Bluet g’schmäckt. Alli Haari sị mụ g’rädi uf g’stotzet. Den n er ist sicher g’sị, daß sị’s Stü̦mpi g’mätzget würt. B’hüet is der Hẹe̥r r im Himmel! hätt ich mi n feißa brava Hirz mit mịr liebe Hụshaltig g’frässe, wi mị Nachbụr, der Rütschli Chläusi, me̥r g’raate hät, wäder dĭ̦sa Tusch z’mache 570 un o d’s Stü̦mpi vam Blattistụ̈ifel la z’frässe! Wi mẹe̥h Christi hät g’jammeret, wi mẹe̥h daß er hät g’hört rụsche (s̆s̆), tappe u rätsche. In der Fụ̈rgruebe hät es großes Fụ̈r g’sprätzlet, u d’s Staafel ist volls Lüt g’sị, a kei’m Sụfsunntig ḁ lsó.
Gäb wi gäre, Christe hätti underem Dach ụs di Wịtị ’zoge, hät er e̥keis Gli̦i̦d chön ne weigge, u sị n Sturmchappe hät sich mit de Haare i d’Höhi ’zoge, ganz a bd dem Grint.
Wi lang di Mätzgete, Braatete n u Bräglete g’währt hät, hät är nie g’wüsse. Ihn hät ’du̦cht, en Ee̥wigkeit. Um d’s Määs va si’m Schräcke z’fül le, ist es strubs Wịbi uber d’Leiteren uehi u hät zu Christi aṇg’fange b’richte: Sị fịre hụ̈t den Andreas, wi̦ n alli hunde̥rgg Jahr e Maal. Vụr hunde̥rgg Jahre heigi ’s Roßfleisch g’gää va Säumer-Toni’s Brụ̈ni. Hụ̈t müeßi sị’s Stümpi d’raṇ glaube, un uber hunde̥rgg Jahr gäbi ’s de nn Schwịnigs.
In allem däm hät’s mụ es Zịbe̥li Bluetwurst g’räckt: är müeßi ó ch äppḁs dḁrva haa. Christi hät Kumplimänt g’macht un abg’währt. Aber d’s Wị̆bi hät ’mụ Augeni e ntlẹe̥hnt, 41 daß är hät fe̥r guet funde, ’mụ di Wurst abz’näh. Christi hät’s schuderhaft g’u̦willet 42 un [er] hät g’schlückt u g’schlückt u sa u̦ nmu̦glich abhi ’braacht. U sobald ’mụ d’s Wị̆bi hät es Aug abg’laa, hät er sich umg’chẹe̥hrt u sị n Wurst fürha g’gää — u no mẹe̥h dḁrzue.
U̦f daas uehi ist er umhi ịg’schlaaffe. U wan n er ist erwachet, hät er g’wüsse, daß’s u̦f de Fure Vieri ist, wen n är scho kein Uhr hät bị mụ g’haa. Mit schwärem Grint u trụrigem Härzen ist Christi u̦s sị’m Fueter g’schloffe, u mit Schmärzen a siṇ großi Hụshaltig un a sị’s g’mätzget Stü̦mpi g’sin net.
Allem Aaschịn naa ist das nächtig Wätter vo̥rbi g’sị. Der Mond hät im Fụ̈rhụs lụtera zu n deṇ Gịmen ị n g’schĭ̦ne u hät Christi ’züntet, sịner sĭ̦be Sache z’säme z’p’hacke. Vam ganze Nachtspuck hät er e̥keis G’spoor mẹe̥h g’märkt, wäder daß ’s in der ganze Hütte g’stu̦he hät wị n di Päst.
D’Wäggle̥ni hei mụ di Sackers̆ Tonndera bis-t an es par Broosmi bi̦ Stụ̈bis u Rụ̈bis g’frässe g’haa, d’Öpfla su̦m 43 under de nm Brässel g’rueßet, u d’s Chirschmueshäfeli hät ó ch nit glịch b’hälfets g’gli̦che 44 wi Cha mmmachers̆ Mädi ’s e̥s hät b’schobe 45 g’haa.
Wan n är zur Stallstü̦r ụs hät wäl le, hät’s hinderna im Fueter g’rụschet (s̆s̆), un es verdächtigs schabe hät er g’hört.
571 Christi hät g’glaubt, ihrụ Andreasfäst sịgi appa no nit vertooßets, 46 u hät de n Lauf wäl le näh. Dụ g’hört er no n es barmgüetigs trịịsche 47 (s̆s̆) u g’sẹe̥ht... daß sị’s Stümpi no ch-d daa ist!
Är ist iṇ Gotts Name z’ru̦gg u [hät] sicher wälle sị, ob’s d’s Stümpi lịbhaftig sịgi oder nu̦mḁ — d’Hụt.
Aber wan n er du g’sẹe̥ht, daß’s de n Stịịl lü̦ftet un e Teistlig 48 schị̆ßt, un am Seili zieht — da hät er d’s Härz i nm bẹe̥d Händ g’noo un ist zue ’mụ.
Sịs Stü̦mpi ist daa g’sị, wa n äär’s̆ nächti ’taa hät. Nu̦mḁ hät’s den Grint uber un uber eis Bluet g’haa un ist dụ z’grächtmụ es Stü̦mpi g’sị: äs hät d’s ander Hooren óch ab g’habe. Das ist mit dem Spitz i mene-m Baarniloch mụrfäst ịg’stäckt. Äs mueß, was oppa voorchu̦nt, in der Nacht im ụfstaa mit si’m Hoore sịn in das Baarniloch g’fahren u [hät] e̥s in dä n Wääg abd’drẹe̥it.
Christi hät sị’s Stümpi abg’laa, a d’Hand g’noo u [ist] bị lụterem Mondschịn du̦r ch all G’wẹe̥chti gäge heim zue. Bi̦’m tagen ist Christi uf d’Fure choo. Sịn großi Hushaltig ist i tusig Ängste an alle Haare g’hanget um ihra verlorne Sohn, Maa un Atte, hein aber f ri n Auge gmacht, wan di Zü̦gli ist aachoo. Christi hät längwol lig Hosi un d e glĭ̦smeta Mutz aaṇg’haa un ist schịnts im ähnige 49 Hüenderbärgfueter gläge, das ’mụ uber un uber im G’fätz ist ’blibe stäche. Un dḁrzue sịs bluetig Stümpi an der Hand! «Um tụụsig Gotts wille, wohar chunnsch dụe̥? u wa bist du ubernacht g’sị?» hät d’Mueter z’ẹe̥rst z’Worte b’braacht. «‹Us em Blatti chu̦men ich, un i d’s Mi̦chi Sanders̆ Staafel bin ich ubernacht g’sị: iṇ däm gottsvergäßnen Uṇg’hụ̈rchrom me.›» «O, bhüetis der Hẹe̥r r im Himmel, dụ arma, arma Tropf!» hein alli g’seit.
Es ist es par Tag g’gange, bis Christi umhi i sị’m g’waanete Zịm me g’sịn ist. Un äbe so lang hät d’s Grẹe̥ti g’habe, d’Ähni 50 u̦s sịm wul lige Halbfirtigg’wand z’lääse.
Spẹe̥ter, wị sịn erwaxnegi Chind u nahi sịṇ Großchind am Andreasaabe g’chünstlet hei, fe̥r in di Zuekunft z’luege, ist Christi hinder en Ofen u hät a sịn Andreasaaben d im Blatti van Anno dazumal g’sin net.
1
Rutschgebiet.
2
wie
1.
3
kleiner, fetter Jüngling.
4
weil nur von einer Seite Vermögen da war.
5
nachgeredet.
6
besessen.
7
aufgezogen.
8
kein Draufgeld.
9
wie.
10
hager.
11
Milchspenderin.
12
den Eigner versorgendes.
13
die neun Monate der Trächtigkeit vollendet.
14
wett auf.
15
probiere.
16
auf das offene Herdfeuer.
17
schmeichelhaft freundlich.
18
sodaß auf ihn noch mehr zu liegen komme.
19
der Landstraße nach.
20
regnen.
21
über alle Gräte.
22
alt.
23
der Äbiberg in der Gemeinde Lenk.
24
der Himmel ist dicht bewölkt; vgl.
Gw. 103; zu stock-: stock-finster, wie -blind, -taub, -dumm. Vgl. übrigens das ufstocke von Gewitterwolken am Horizont.
25
g’lähig: gelenkig, rasch.
26
elend, schwach.
27
geflattert.
28
Berggrat zwischen Lauenen und Lenk.
29
Klepper.
30
Vertiefungen und Erhöhungen.
31
die vorstehenden Enden der Block- oder G’wättwand (
S. 310).
32
glücklicherweise.
33
mit einem Fußtritt.
34
Knäuel.
35
Käsepressetisch.
36
bewegen.
37
geschüttelt.
38
gut gemacht.
39
die Phantasie.
40
gestottert.
41
gemacht.
42
geekelt.
43
zum Teil.
44
sein Verschluß sah nicht aus.
45
verschlossen, mit dem «Schübel».
46
ausgelärmt.
47
kläglich rufen.
48
Kuhfladen.
49
borstig.
50
S. 94.
Johann Jakob Romang, Hansjaggi Rụmang, wurde am 28. September 1830 in Gsteig geboren. Er besuchte die Schulen von Gsteig und Saanen, erhielt Privatstunden von Pfarrer J. C. Appenzeller in Gsteig und bereitete sich später im Gymnasium zu Bern auf das Hochschulstudium vor. Aus politischen Ursachen verarmte sein Vater, so daß der junge Hansjaggi schon als Student der Rechtswissenschaft selber für seinen Unterhalt sorgen mußte. Er trat 1855 in die englische Schweizerlegion ein, um sich die Mittel zu erwerben, seine Studien später zu Ende führen zu können. Im Jahr 1858 bestand er mit Auszeichnung das Advokatenexamen. Gerne hätte er sich damals ganz der Dichtkunst zugewandt, doch die Sorge um das tägliche Brot für sich und seine betagten, mittellosen Eltern zwang ihn, die Stelle eines bernischen Obergerichtsschreibers anzunehmen. In den politischen Kämpfen der sechziger Jahre verfeindete sich Romang mit dem allmächtigen Jakob Stämpfli, weshalb er nach wenigen Jahren seine Stelle verlor. 1866 zog er nach Genf, um sich hier ganz der Schriftstellerei und Dichtkunst zu widmen. Aber nie und nirgends hat es ihm an Enttäuschungen und Sorgen aller Art gefehlt. In seiner Gattin Anna Maria Renfer, die ihm 1863 angetraut worden war, besaß er die treue Lebensgefährtin, die Kummer und Leid geduldig mit ihm teilte. Als sie 1880 starb, «ging seine Sonne unter». Kein freundlicher Lebensabend war unserm Dichter beschieden.
In bitterer, aber versteckter Armut, oft von Krankheiten heimgesucht, verbrachte er kinderlos, einsam und fern von Heimat und Freunden, seine letzten Jahre, bis der Tod am 2. Mai 1884 den stillen Dulder von seinen körperlichen und seelischen Leiden erlöste.
Aus der begeisterten Würdigung, die ein Mann wie Heinrich Federer 2 dem Menschen und Dichter Romang hat zuteil werden lassen, sei hier folgendes angeführt: «Hier hat man einen echten Dichter, der zugleich ein echter, aufrechter Mensch war, einen Berner und Eidgenossen, bei dem Denken, Streben und Arbeiten, Dichten und Politisieren gleichsam in einen Guß ging. Da herrscht noch innige Heimatliebe, idealer Zug im Politischen, brüderliche Gesinnung. Weder um einen schönen Staatshut, noch um einen schweren Staatssäckel streitet Romang, sondern um freiheitlichere Zustände, um demokratischere Einrichtungen, um weitere und nützliche Reformen. Er verliert dabei Amt, Vermögen, Stubenruhe, Gesundheit, muß von einem Amt ins andere flüchten, unstet im Lande hin und her irren und im welschen Spital mittellos sterben. Aber darum hätte er keine Zeile anders, höflicher, geschminkter geschrieben, hätte nicht den kleinsten Knix vor dem allmächtigen politischen Gegner gemacht, kein Schimmerchen seines stolzen Ideals verkauft, auch wenn er sich damit auf ein wames Polster und an eine fette Staatskrippe hätte retten können. Arm, ohne großen Ruf, fern seinem lieben Saanetal starb er in einer Verlassenheit und Einsamkeit, die imponierender ist als ein ganzes Geschmeiß von Trabanten und Schmeichlern um sich.
Romang kann prächtig erzählen. Überall bemerkt man ein Talent, das, wäre es in günstigern Verhältnissen gestanden und zur vollen Reife gelangt, uns meisterliche Novellen geschenkt hätte. Aber auch so sind es Stücke von kräftigem, bodenständigem Charakter und von einem erfrischenden nationalen Geist. Unter den Gedichten ragt um Haupteslänge vor allem ‹D’r Friesewääg› hervor, eine wundervoll im musikalischen und markigen Saanerdialekt verfaßte Poesie, in der die alte Sage von den einwandernden Friesen eine klassische Bearbeitung gefunden hat.»
R. Marti-Wehren.
Von J. J. Romang.
Aus dem «
Bund» 1858, Nr. 224-225.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte in Gsteig bei Saanen ein interessanter, sogenannter Doktor, namens Jofeph Jaggi, von dessen Kenntnissen in der Medizin sich bis auf den heutigen Tag ein hoher Ruf im Mund des Volkes erhalten hat, und von dem auch einige lustige Stücklein à la Schüppach-Micheli im Umlaufe sind. Die wahre Wirksamkeit dieses für seine Zeit, seinen Stand und seine Mittel jedenfalls sehr gebildeten, strebsamen Mannes ist aber durch die Tradition vielfach entstellt worden, indem der gute Doktor noch jetzt, einhundert und acht Jahre nach seinem seligen Ende, als boshafter und gefürchteter Hexenmeister verschrien wird.
Joseph Jaggi gehörte einer rechtschaffenen und angesehenen Bauernfamilie an und war um das Jahr 1690 geboren. Ungefähr 17 Jahre alt verließ er, mit wenigem Geld ausgerüstet, sein värerliches Haus und seine Heimat und blieb fünf oder sechs Jahre in der Fremde, ohne daß während dieser Zeit die geringste Nachricht über ihn in das abgelegene Gsteigtal gelangte. Wo er sich um diese Zeit aufgehalten haben mag, das weiß niemand mehr; einige behaupten, er sei längere Zeit bei einem alten Doktor im Ormond-Tal in der Lehre gewesen und von diesem in die Geheimnisse der Zauberei eingeführt worden. Überhaupt gelten die Bewohner des Ormond-Tales als Leute, die noch «Heidenkünste» kennen. Späterhin sei Jaggi weit in fremden Ländern umhergekommen. Nach seiner Rückkehr bebaute er sein väterliches Erbgütchen und bewies daneben seine Kenntnisse durch wundersame Kuren an Menschen und Vieh. Er starb im Jahr 1750.
Ein Manuskript des Doktors, welches sich noch erhalten hat, trägt das Motto: « Longa vita, longa calamitas, nulla calamitas sola.» ( S. 415.)
In einem andern Traktat, von dem jedoch nur einzelne Bruchstücke übrig geblieben sind, gibt der Doktor Jaggi sympathetische Mittel an für die «Nöten der Wöchnerinnen», für die ihm auf natürlichem Wege unerklärliche Abzehrung eines Gliedes, die sogenannte «Schwynen», gegen den «Milchzug» böser Leute («wenn dir ein Kuh am Riemen gemolchen wird»), ferner gegen das boshafte Unterbinden der Schwänze an den Kühen, durch welches diese abfallen, gegen die rote Milch der Kühe u. dgl. m. Auch hier aber bestehen die Mittel meist nur in Waschungen, Räucherungen und in Kräutertränken. Der vorgeschriebene Hocus-Pocus hat offenbar nur die genaue und pünktliche Anwendung und Beibringung der Mittel zum Zweck.
1
Vgl. J. J. Romang, ein bernischer Dichter (von Gottfr. Straßer), «Alpenrosen» 1885, Nr. 20-27.
J. J. Romangs ausgewählte Werke, herausgegeben und mit einer biographischen Einleitung versehen von
Hermann Aellen, 1910.
2
«Berner Land-Zeitung» vom 28. XII. 1912.
U̦f em hindre Wahligbärg hei sị grad vermolhes g’habe. D’Sụn ne hät no ch grad blöößelich mögen a’ n hööiste Gu̦pf vam Oldehooren o bsig glụ̈ßele. D’s chlị Lụnseli, 1 d’s Statterbüebi, hät g’rad d’Chüehleni wider u̦f d’s Läger ụsi g’stattret 1a g’habe. De̥r Bärgmeister u d’Chnächta sịn allbireits u̦f de Mälchstüehlen um d’Fụ̈rgruebe-n umha g’sässe, chu̦nnt d’s chlị Lu̦nseli u hät es Schu̦tzli umha ’träppelet un umha g’fịsmet un umha g’fädmet 2 u seit zu Mälch, 3 de̥m Meisterchnächt: Acht, Mälch! Jetze wollt wider e̥keina äppḁs z’b’richten aafaa. Sị g’schauen all i̦ d’s Fụ̈r inhi, a ls hätte sị’s no ch nie fli̦smen u flamme g’sẹe̥h. Bri̦cht dụe n u̦ ns äppḁs, du bist de nn schröckelich u schụ̈ụ̈fter lauba!
Der Mälch rämpet 4 sich d’rụf anhi mit den Gaarzere 5 hinder den Ohre, daß es d’s Chläusi, d’s Underchnächtli, d’du̦cht hät, es söllti ’mụ Chri̦n nen u Chnụ̈ppen gää. Es hät’s Chläusi fast z’lache ’taa. Mụ hät wohl g’märkt, daß ’s dem Mälch äppḁs Wichtigs b’b’ri̦stet 6 hät. Glịch anhi ist er dụ g’rääch g’sị n mit b’sin nen, u seit:
Jää, Lu̦nseli, i ch wollt de̥r grad äppḁs b’richte. Wenn-d dran e̥s Bịspi̦i̦l näh wolltist, sụ sin nen ich, dụ gẹe̥bist d’Schläckhafti ụf u giengist nit zum aftere Chẹe̥hr gan di sẹe̥fti 7 Nịdlen a bd-deṇ Gäpse schnar re, hinderrucks wị ’ne Gglịịr, 8 wịe̥ n’s gäster ’taa häst. I ch wollt der ’grad es Stückli zälle vam Tokto̥r Jaggi säl’g. Dụ channst achte: där hätti de̥r’s̆ dü̦̆ü̦̆r chtaa, i d’s Pụụr 9 ga z’mü̦tzeren 10 u z’bunje. 11
Es was 12 nämliche de̥r Tokto̥r Jaggi sịner Zịt en ụsnähmend g’schi̦chta, b’rädta u b’läsna Maa, e Tokto̥r, däm bị wịt u fääre keina sü̦st hät zuehi möge. Mụ vertrịbt, er heigi nu̦mḁ z’vi̦i̦l u z’fäst in den aalte Strüdelbüechre 13 g’gru̦m met u g’nü̦stret. 14 U wịe̥’s sị’r arme Sẹe̥l ergangen ist im Schweißtuech, das mag Gott wüsse. Mụ zällt, nach dem Tod sịgi er brandzanderschwarza worde. Item, i wollt daruber nüt g’seit haa, wann der aalt Josef Jaggi steit noch ị n G’nöö chschaft mit Lụ̈te, wa n ööch allne wohl bikannt sị.
Zu n däm Tokto̥r Jaggi chunnt u̦ch e Chẹe̥hr es Manndeli u̦s em Gsteigbodem u chleuzt 15 ’mụ, d’Chirschi wärde ’mụ ein um all Näch t 575 ’bu̦nset. 16 Es heigi jetz drüi ol d vier Nächt g’lotzet. 17 Aber dị Tonnders̆ Mü̦tzra 18 sịge ’mụ e̥nouwa z’g’lähig g’sị; es heigi keis van dene Nöösere 19 chön ne chroßnen 20 ol d tschu̦ppne. 21
Seit der Tokto̥r Jaggi däm Manndli d’rụf anhi: «Piorn 22 nit deßtwäge! Där tụrbäre G’schicht ist abz’hälffe. Mụ chan n di Mü̦tzra g’ställe, daß sị sich g’hü̦cken 23 u nd de̥r d’Chi̦rschi i n Ruew laan ụf al li Zịt!» «‹Jaa, wi söllt’ ich daas aa nreise?›» fragt d’s Manndeli u̦s em Gsteigbodem. «Wẹnn d’sälber e n Mützerbanner wärde wolltist,» macht d’ru̦f anhi der Tokto̥r bru̦nnt u hässig, «su̦ tracht, daß dụ e̥s Ros sịse findist, wa si̦be Löcher d’rị sị, nit mẹe̥h ol d minder, u vergrab’s in em Chrụ̈tzwääg. Aber erchlü̦pf nit uber daas, wa n de̥r e̥bchu̦nnt!»
«‹B’hüet mich der Hẹe̥r Jese̥s!›» seit d’s Manndeli. «‹Lieber d’Chirschi la n m bu̦nje, wan das̆! G’stället Ie̥hr me̥r dị Mü̦tzra, wẹ nn’s U̦ wch muglich ist.›»
Seit der Tokto̥r: «Nu, so gang heim. I ch chu̦me z’Hand 24 sälber, di Kärlịssa gan erbaustre. 25 Aber dụ sollt sị bị Lịb u Stäärbe nit chroßnen ol d tschu̦ppne! I wollt sị sälber b’jäte.» 26
Drụf anhi ist d’s Manndeli gäge heim g’stooße. Blöößelich hät’s z’vollmụ verdu̦u̦chlets g’habe, ist ü̦nsa Tokto̥r ụf un nahi, ooch gäge’ n Gsteigbodem, fe̥r u̦f dị G’sälleni z’lotze. Es was grad Sambstig z’Nacht. Es Schu̦tzli sịgi’s g’gangen, dụ chämen di zwẹe̥ Mü̦tzra u ga n schöön u̦f d’Chi̦rschbäum.
Der Tokto̥r chu̦nnt u seit sị n Spruch. D’ruf anhi hät keina va n-m bẹe̥de n chön ne e̥s Gli̦i̦d verweigge; daas sịgi Ụs un Ame n g’sị. Am Sun ntig früei, wa d’Prädiglụ̈t choo n sị, wasen di G’fälleni noch am «chirschen»; ẹe̥rst wa nn’s hät verlụ̈tets g’habe n, chu̦nnt der Tokto̥r Jaggi mit e̥nem große Stäcke van Alberholz, 27 seit eimụ nach dem andren abha z’choon u hät di zwẹe̥ n Mü̦tzra e̥r-b’jätet, biß-t daß ihrụ ganza Rü̦gg ei nm Blẹe̥wi ist g’sị.
Jaa, seit d’rụf anhi d’s Hansi, der Bärgmeister, i ch ha n vil u nd dick g’höre säge, di zwẹe̥ Mü̦tzra sịge nu̦mḁ n u̦s Chlụpf vu̦r däm Strü̦del-Jaggi ụf de Chirschbäume b’blĭ̦be. U hätten die Äsla d’döörffeṇ gaa, sụ wẹe̥ri d’s g’ställe nüt wa n B’lu̦u̦g g’sị.
576 «Der Blüge n macht vi̦l,» gi bt Mälch zum B’scheid; «aber i ch sin ne, die Burtja 28 wẹe̥ri doch wŏhl appa nit b’blịbe n, wẹ nn si hätti chön ne n d’Gli̦der weigge.»
Seit d’rụf d’s Chläusi, d’s Underchnächtli: Eṇ g’lähiga Tokto̥r mueß e̥r g’sị sị, de̥r Strü̦del-Jaggi! Chu̦nnt en andra Chẹe̥hr es Wị̆bli zue mụ, an em Meijetág 29 z’Sanen ụßna, mit verbundnem Hau pt u hät schụ̈ụ̈fter, grụsam b’brịe̥schet (s̆s̆) u n ’piornet uber Zandwẹe̥h. Mị Tokto̥r was nit li̦ngga, hät d’s Wị̆bli de̥r Zand la n wịse, u n rüehrt mụ ’nḁ mit sị’m Stäcke flu̦gs ụsa — mit däm glịhen Alberstäcke n, wa Mälch verzältt hät, daß er di Mü̦tzra er-b’jätet heigi. Tụ wohl, tụ was der Schmärzeṇ grääch! 30 U mit dem ụsa rüehre hät er d’s Wị̆bli kei’r Gattig g’wu̦rschet g’habe n.
«U nd schlimma ist er g’sị!» fẹe̥t Mälch umhi an, «schlimmer wan e Tẹe̥chle.» 31
Es Manndli ụs der Bi̦sse was de̥r Meinig, e̥s heigi verstrü̦dlet Süw, u geit zum Tokto̥r Jaggi. Däär ist b’channta g’sị i̦n e̥r ịe̥dre Hụshaltig Land ụs, Land ịn, u hät g’märkt, daß sị däne n Süwen i chu̦pfrige G’schir re chochen u’s drị n la n chuehlen u churzum süwischer umgaa mit der Sach wa n d’Süw sälber. Dḁrzue was das Manndli u̦s der Bi̦sse schụ̈ụ̈fter, grụsam gịtigs, aber rịchs. U we nn’s hät eina va sineṇ Gälte 32 chön ne chlämpe, 33 su̦ hät’s ’mụ nüt ’borget.
Fragt dụ mị Tokto̥r Jaggi d’s Manndli: «Häst no Fleisch van dịne fäärndrige Süwe?» Seit das gịtig Manndli u̦s der Bisse: «‹I si̦n ne, es sịgi noch e̥s Grụ̈si.›» D’rụf anhi meint mi Tokto̥r: «Wenn dụ van däne n färndrige Süwen e̥s ein-einzigs Grụ̈si nit fü̦rha gi bst, su̦ ist ụ ns der Strüdel z’Mann, 34 u dụ u dịs Wị̆b u d’Chind sịn a ls vi̦i̦l a ls bät. 35 Ịe̥hr müeßtet sam methaft absooren, u d’Süw dḁrmit!»
Das hät dem Manndli g’lähigi Bei n g’macht, un es hät säx ol d sibe n Ham mi u vier Späcksịti un eṇ ganzi Rieschel le 36 Würstleni fü̦rha g’gää u hät’s dem Tokto̥r mit Ros s u Schlitte müeße zum Hụs färgge. Dụ gi bt ’mụ der Tokto̥r e̥s Bü̦nteli fü̦r’s am Süwfär rich, am Frịtig früei, ẹe̥b wa nn d’Vögla pfịffe, aaz’nagle, u seit ’mụ: «Jez los, Manndli, all Frịtig früei frụttist mịe̥r dị G’schi̦rri, wann d’ dịne Süwen drị n chochist, im Dachtrauf, u ri̦bst sị schụ̈ụ̈fter. Wi schụ̈ụ̈fterer du rịbst, wị wụ̈rscher tuet’s dem Strụ̈del! U d’Sach laast bi̦ Lịb u Stäärbe nie drị chuehle!»
Drụf anhi hät der Tokto̥r das schwịnig Fleisch den armen Lụ̈te g’gää z’brụhe. An däne hät mụ vam absoore nụ̈t mögen achte.
577 Su̦ hät der Strü̦del-Jaggi glịchwohl noch Erbärmd mit der arme Bu̦rtja g’habe, meint d’s Lu̦nseli.
«Will’s Gott ist er an der Ruew!» seit d’rụf der Bärgmeister. «Ich ämel wollt nit uber ’nḁ fụtre. 37 Lu̦nseli, nimm der Tägel fe̥r z’zünten u pflü̦tz 38 nit. Es ist Zit fe̥r u̦f d’Gaaste̥re.»
1
der kleine Leonz.
1a
getrieben.
2
ist unruhig hin und her gegangen.
3
Melchior.
4
kratzt, reibt.
5
mit den Fingern.
6
es pristet ihm: er hat im Sinn, es steht ihm bevor.
7
süße.
8
Der l.
glis, Wesfall
gliris: Bilchmaus, Siebenschläfer.
9
kühler Raum zum Aufbewahren von Milch und Käse.
10
kleine Diebstähle begehen.
11
wie
16.
12
= war, Rest alter Mitvergangenheit, wie im Guggisbergischen.
13
Hexen- oder Zauberbücher.
14
gru̦men und nü̦stren: durchwühlen, neugierig untersuchen.
15
klagt.
16
Nach
M-L. 6814;
schwz. Id. 4, 1321 zu l.
pugnus (le poing): hampfelewis stipitzen.
17
gelauert.
18
Diebe, eig. Spitzmäuse.
19
Das Nooß als Nutzvieh (
schwz. Id. 4, 818 f.) übertragen auf verwünschte Menschen.
S. 178.
20
beim Kragen nehmen.
21
bei den Haaren zausen.
22
Klage.
23
ruhig verhalten.
24
heute Abend.
25
hernehmen.
26
mit Ruten peitschen.
27
Nach
schwz. Id. 1, 186 der Goldregen,
Cytisus alpinus, aber benannt nach der Weißpappel «
albarus» (
M-L. 318).
28
Burschen.
29
S. 502 ff.
30
fertig.
31
Dohle.
32
Schuldner.
33
überfordern, betrügen.
34
Meister auch über die Menschen.
35
verloren.
36
Reihe, Anzahl.
37
schimpfen.
38
schütte.
1. |
Ab hööie
n-m Bärge häst nie g’sẹe̥h
n
|
2. |
Drụf anhi seit der Tag: ’s isch glịch.
|
3. |
Mị
n Rees meint zu sị’m G’jutz u G’johl,
|
4. |
579 Das wollt er frage
n. Zu sị’m Glück
|
5. |
Su blịbt ü̦ns G’sälli ụf de̥r Lụr.
|
6. |
Daas ist es Wu̦bb, d’ran Freud u P’hịn
|
7. |
Das Hoore schwụ̈gt. Jetz tönt sị’s G’johl.
|
8. |
Därwịle was de̥r Rịịse
n’maa
n
|
9. |
Fẹe̥t aan der Groß: Daa han i g’ställt
|
10. |
Da seit de̥r Rees: «Va roote
n Chüeh’n
|
11. |
Daas ist e̥s flĭ̦sme
n, ist eṇ Glaast
|
12. |
582 Da chlingt sị Stimm wi Gloggeton:
|
13. |
Lụt rüeft de
r Rees: «Dụ bist mị
nm Maa
n!
|
1
Erschien zuerst in den «
Alpenrosen» 1869.
1a
Milchgadem,
S. 251.
2
Wie mit Lauge ausscheiden.
3
Werfen und schlagen.
Aus Adolf Freys 1a Darstellung «Der Friesenweg im Saanetal» sei hier die kurze Erläuterung zu Romangs Gedicht vorausgeschickt:
Aus dem vom Wasser verheerten Friesenland mußte jeder zehnte Mann ausziehen und eine neue Heimat suchen. Die Wanderer siedelten sich in verschiedenen Gegenden des Berner und Waadtländer Oberlandes an und entrissen sie der Wildnis. Doch, sogar das selbstgeschaffene neue Heim hinterhielt nicht ihre Sehnsucht nach dem alten Heim im rauhen, kalten Norden. Heim, nur heim! Und wenn unmöglich zur Lebenszeit 583 mit ihrer Arbeitspflicht, so sei es aus der Ruhe des Grabes heraus! Dem entstiegen sie; Harschhörnerruf sammelte sie zu dicht geschlossenen Truppen, und mit Harnischen den Leib deckend, zogen sie auf seither längst ergangenen Wegen nordwärts. Friedlich und schweigsam marschierte die Schar des möglichst geraden Weges bei Tag wie bei Nacht. Nur kein Gebäude durfte ihnen in Wege stehen; oder stand wie her verirrt eines da, so mußten die sperrangel offenen Gegentüren freien Durchweg lassen. Wenn nicht, flog das Hindernis auseinander, wie bei Lawinendonner und Sturmeswüten. Der plötzlich über Nacht ins Tal gerufene Eigner einer solchen Hütte empfahl dringend solche Vorsicht seinem Meisterknecht. Der Überkluge folgte noch im letzten Augenblick der bessern Einsicht, büßte aber sein g’schider wälle si mit dem Tode des Entsetzens.
De̥r Chüeijer seit zum Meisterchnächt:
I d’s Taal em’br’ị g’rad wollt i g’schwind;
Es bb’langet mi
ch na Wịb u
nd ch-Chind.
Jetz acht me̥r zu mị’m Sachli rächt!
Un eis vor allmu muest me̥r lose
n,
Sü̦st bist dụ z’Hand i
n-m bööse Hose
n:
B’schlụ̈ß d’Stalltụ̈ụ̈r nit, i wollt’s nit haa
n!
La
ß s’
wi̦t u waagen offe staa
n!
Es ist nit Blu̦u̦g,
1b
es ist me̥r Äärist.
Üns’s Stẹe̥feli ist hie ị
n d’twärist
Grad b’bụwe̥s ụf
de
n Friesewääg.
Drum b’schlụ̈ß’ nit — ol
d sü̦st bist nit z’wääg!
Vor schụ̈ụ̈fter, grụsam alter Zịt
Ist d’s Friesevolch i’ d’s Ländli choo
n,
Hät B’hụsig hie u Tri̦ftig g’noo
n.
Wahár daß ’s choon ist, weiß mu̦ nit.
Härggäge g’hört va Zịt zu Zite
n
Mụ ’s dụ̈tlich in de
nm Bärge
n l’lụ̈te
n,
G’hört rüeffen u d’Harschhooreṇ gaa
n.
Glịch anhi chunnt’s mit Roß u Maa
n;
Sị müeßen u̦s deṇ Gräbre stịge
n,
U̦f sälbem
2
Wääg, wa choo
n sị sịge
n,
Heim gaan i d’s uralt Heimatland.
D’rum loos: b’schlụ̈ß d’Stalltü̦ü̦r nit de
nn z’Hand!
De
n Meisterchnächt hät’s z’lache ’taa
n.
Chụm was der Meister fu̦rt va Hụs,
Su̦ schnärzt u spitzlet är ’nḁ n ụs
U seit: Daas ist e g’schlagna Maa
n!
Was däär mịe̥r wollt va Friese rụne
n,
Das cha
nnm bi̦’n andre Nöösre zụne
n.
Bi Gott, i heißen nit Hans Chlu̦pf!
An allmụ ist kei wahra Tu̦pf.
584 U
nd we
nn’s g’rad chẹe̥mi, daß Giträ̆bel,
I b’schlụ̈sse d’Stalltü̦ü̦r mit ’nem Chnäbel!
Wen
n eis ich u̦f der Gastre
nm bi̦
n,
Gaan ich de
nn chụm ga Pförtner sị
n.
Di andre Chnächta sị
nm bireit.
3
Chụm hät si
ch d’Sun
ne z’schlaaffe ’taa
n.
Sịn g’lähig sị un äärstig d’ra,
U hein der Friesewääg verleit.
D’rụf läge sị iṇ guete Trụ̈we
n
Sich u̦f
deṇ Gaastresoll-d-er z’lụ̈we
n,
Hei sich mit linder Lische d’däckt.
Süeß hei sị g’schlaaffe — bis sị wäckt
Urplötzlich u̦f es schụ̈ụ̈fters̆ Chrache
n.
Tụ hät ’ne g’schwịnet d’s G’spött u d’s Lache
n!
’s hät ’tooßet, wi̦ ’ne ṇ Glätscherspalt
Zur Föhnzịt albe chlöpft u chnallt.
’s hät ’tooßet, wi̦ n der Würbelluft
Im Ụstag sụst im Tan
newald,
We
nn d’Schlaglauinen abhi fallt
Un allz vergrabt i’
n Chrach u Chluft.
Glịch anhi g’hört mụ Gloggi lụ̈te
n,
Harschhoretöön u Rüeff va
n Lüte
n,
G’höört’s nääher choo
n zum Staafelstall,
G’höört van der Flueh de
n Widerhall
Va
n Rosse, Lụ̈te, Wẹe̥hr u Waaffe
n.
Jez ist vo̥rbị fü̦r d’Chnächta d’s Schlaaffe
n!
En ịe̥dra rüehrt den andren aa
n:
Wär steit jetz ụf? Wär ist e
n Maa
n?
Es pü̦l
liget ’ne̥n an de̥r Tü̦ü̦r
U
nd rüeft mit lụ̆ter Stimm drüi Maal:
Tüet ụf di Tü̦ü̦r! tüet ụf de
n Stall,
Wa
nn d’s Friesevolch wollt grad dḁrdü̦ü̦r
ch!
Daas tuet dür
ch Maarch u
nd b-Bei ’nen dringe
n.
Wär wollt jetz mit de Friese schwinge
n?
Urplötzlich tuet’s e
n lụta Chrachch;
Es lü̦ft’t ’ne̥n ab d’s ganz Staafeldach.
585 Sị g’sẹe̥hn am Him
mel d’Stärne schịne
n.
Der Statterbueb fẹe̥t lụ̆t aaṇ grịne
n.
Der Meisterchnächt, där steit jetz ụf:
I d’s Här
re Name, i
ch tuen ụf.
das 1907 einem Neubau weichen mußte.
U wa
n er hät e
ntb-b’schlosse d’Tü̦ü̦r:
Da chäme
n Man
na, toll u
nd g-grooß,
Eṇ grụsam länga Trupp u Troß
Zieht dü̦r
ch das Staafelställi dü̦ü̦r
ch.
Si hei ’mụ gueten Aabe
nd b’botte
n.
De
n Meisterchnächt hät’s aa
nfaa schlotte
n.
Nit höre will der Geisterzu̦u̦g,
Doch rụscht’s vo̥rbị wi Vogelflu̦u̦g.
Jez chäme
n Wị̆ber u̦f de
n Wäge
n,
In ihrụ Arm sị
n Chinder g’läge
n.
Der Chnächt hät g’sin
net: Hätt i
ch g’laa
n
Doch d’Tü̦ü̦r de
n Friesen offe staa
n!
586 Ee̥rst wan der Tag a’
n Him
mel stooßt
U d’s Früeiroot an deṇ Glätschre strahlt
U dü̦r
ch den du̦u̦chle Tan
ne
nwaald
Der Morge
nlu̦ft dụ sụst u tooßt:
Daa sị vo̥rbi am Chnächt di läste
n
Van däne schụ̈ụ̈ftre Frieseṇgäste
n.
Er hät sich d’rụf u̦f d’Gaastre g’leit:
U zu n den andre G’spaane g’seit:
Der Meister hät me̥r doch nit g’loge
n,
Di Friese sịn dü̦r
ch d’s Staafel ’zoge
n
Mit Wị̆b u Chind, es ganzes Rịch!
Am Aaben d’rụf was äär — e
n Lịch.
Hist. Museum, Bern
1
Erschien zuerst in der Monatsschrift «Die Schweiz» 1862. Romang verdankt die Kenntnis der Oberhasler Sagen vom «Friesewääg» und von «Ds Chuereihes Ursprung» der ums Jahr 1830 nach Gsteig gekommenen Familie Marti aus Gadmen. Diese Sagen sind sonst im Saanenlande nicht heimisch. Vgl. dagegen
Gw. 558 f.
1a
Und danach des Friesenforschers alt Pfarrer Heinrich Leuthold (H. Schild, Quartier-Anzeiger Zürich 6 vom 26. Februar 1926).
1b
Zur Gruppe
blug (unzuverlässig)
schwz. Id. 5, 39-42.
2
Gut saanerisch:
glịhem.
3
parát iSv. einverstanden.