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Wie die Steinfelskapelle erbaut wurde. Zu Landau an der Isar.

A. D. 1645.

Es war im Jahre 1645, da die Schweden allenthalben in deutschen Gauen den armen Landsassen schlimmen Schaden und manch blutig und gebrannt Leid anthaten. Auch über die Donau waren sie geschwommen, jetzt zogen sie in hellen Haufen Straubing zu. D'rob herrschte in der Stadt nicht geringer Schreck; denn schon einmal, a. D. 1633, war sie von diesem ihrem Feind mit Karthaunen beschossen, angezündet und überrannt worden. Was daher im Burggebiet oder in den benachbarten Ortschaften an Bewaffneten aufzutreiben gewesen, war zur Vertheidigung aufgeboten worden; dennoch lag Angst und Herzeleid bleischwer auf den Gemüthern der Bewohner.

Unter Andern zogen auch die Männer von Landau an der Isar der bedrängten Nachbarschaft zu Hilfe. Wie der allgemeine Fehderuf erschollen war, mochten auch sie nicht thatlos verrosten. Mit aufwärts gekehrten Sensen, Kriegsflegeln und Stachelkeulen kamen sie, die derben Bauernfäuste um die Waffen geschlossen, die Gesichter voll trutzigen Todesmuthes.

Um eben jene Zeit wohnte zu Straubing unfern des fünfspitzigen Stadtthurmes Simon Höller Sein Bild bewahrt noch heutzutage der kleinere Rathhaussaal zu Straubing., derselbe, der bei dem ersten schwedischen Ueberfall mit eigener Hand 36 feindliche Offiziere getödtet hatte und nachmals Bürgermeister geworden war; der hatte ein bildhübsch Töchterlein, blauäugig, goldblond von Haaren, roth und weiß von Wangen, wie Milch und Blut. Dabei gut und fromm und sittsamen Gemüthes. Die Jungfrau hieß Elisabeth.

Die ging desselbigen Tages, da die von Landau zur Vertheidigung einzogen, mit einem großen Rosenstrauß in ein klein Feldkirchlein am Thor, der Gottesmutter ihre Verehrung darzubringen. Vor dem Standbild der hl. Jungfrau, das dort, das Jesuskind im Arm, über dem Altar thronte, hatte sie manch' gut Gebet verrichtet und niemals war sie ungetröstet von hinnen geschieden; darum hatte sie sich auch heute die Erlaubniß des Vaters ausgewirkt, hier ihre Bitte für den nächsten Tag gen Himmel senden zu dürfen.

In der Kapelle war's still und einsam, und weil Elisabeth nicht bis zur Gottesmutter emporzureichen vermochte, so stieg sie hinter dem Altar auf ein Gerüst, das freundliche Bild mit ihrer duftenden Blumenspende zu zieren. Das Rosengewinde aber war so lang, daß die beschenkte Heilige schier unter der Gabe verschwand, nur das Jesulein war noch unter den Blüthenkelchen zu erspähen. Befriedigt überschaute Elisabeth von oben ihr Werk, als die Thüre sich öffnete und ein Mann halb in bürgerlichem Gewande, halb in Waffen sich dem Altar näherte.

Elisabeth erschrak, wie sie sich allein dem Fremden gegenüber sah; aber rathlos war sie darum nicht; mit schnellem Entschluß entschied sie sich dahin, sich regungslos auf ihrem erhabenen Standpunkt zu halten; möglich, daß sie also übersehen wurde.

Der Streiter hatte unterdeß Kolbe und Schwert auf die Stufen des Altars gelegt, die Stahlkappe abgenommen und begann nun laut sein Gebet.

Da wollte es Elisabeth schier gereuen, sich durch ihre Furcht zur Lauscherin fremder Gebetsgedanken gemacht zu haben; dennoch rührte sie sich nicht von der Stelle, denn die Worte, die Jener unten sprach, wie er sich dem Schutz der Heiligen empfahl und ihren Segen für den bevorstehenden Kampf erflehte, enthielten nichts, was er vor andern Ohren zu bergen brauchte. Wundersam nur däuchte Elisabeth, daß er so gar andächtig über das Bild zu ihr emporblickte. Sie wußte nicht, daß von unten betrachtet, ihr eigener Kopf als der des Bildes erschien, dieweil dieses unter der Last der Rosen ganz verdeckt blieb.

Wie sie endlich aus den zu ihr verzückt aufschauenden Augen des Fremden den wahren Zusammenhang ahnte, meinte sie wohl, daß ihr Beginnen ein schier frevelhaftes sei; da es nun aber einmal so gekommen, fügte sie sich, wenn auch bangen Herzens, in das Unabänderliche.

Auch mochte ihr darob gar nicht widerwärtig zu Sinn sein; denn der fromme Beter war jung, von kräftiger Gestalt und anmuthigen Antlitzes; dabei sah er mit so brünstigem Vertrauen zu der vermeintlichen Gottesmutter empor, daß Elisabeth das Blut in die Wangen stieg.

»O Du hohe Mittlerin!« flehte er, »hilf uns im Kampfe! hilf uns zum Siege! breite Deinen Schild über uns, die wir in ehrlichem Streit die Heimatherde retten wollen vor dem fremden Eroberer. Breite Deinen Mantel über uns und steh' uns bei in der Noth!«

Wie er innehielt, sank eine rothe Rose aus dem Gewind auf den Altar; da sprang der Beter auf und drückte die Blume andächtig an seine Lippen. »Ein Zeichen,« rief er begeistert, »hast Du mir gegeben, liebe Gottesmutter, so will ich unverzagt mein Eisen schwingen zu Deiner Ehr!«

Dann griff er wieder zu den Waffen, stülpte sich die Stahlkappe auf's Haupt und verließ frischen Muth's die Kapelle.

Noch eine geraume Weile harrte Elisabeth in ängstlichem Lauschen; wie sich aber nichts mehr regte, wagte sie endlich herabzusteigen und flehte nun ihrerseits: »O, liebe Heilige, die ich, wenn auch wider Willen, vorgestellt, vergieb! Denn gezwungen nur ist's geschehen, nicht aus freiem Antrieb.« Dann verließ auch sie das Gotteshaus eiligeren Schrittes als sie gekommen und erreichte, trotz des vielen fremd zugezogenen, allenthalben umhertreibenden Kriegsvolkes, ungefährdet das Haus ihres Vaters.

Jener aber, der sich das frohe Siegeszeichen vom Altare der hl. Jungfrau geholt, lagerte bei den Wachtfeuern auf dem Marktplatz, unter jener Standarte, wo die Helfer von Landau sich geschaart hatten.

Sein Name war Christoph Christi; eines wohlhabenden Landauer Bürgers Sohn, betrieb er am dortigen Ort eine für seine Zeit sehr bedeutende Sattlerei. Wie aber das allgemeine Aufgebot die gesammte Bürgerschaft unter die Waffen rief, war er von seinen Genossen zum Feldwaibel erkoren worden.

Vielleicht mochte ein Anderer gewandter sein in Führung der Waffen, aber sein Arm war stark und sein Herz war kühn und die Rose hatte er als Unterpfand des Sieges auf die Sturmhaube gesteckt – was konnte ihn also anfechten? Darum intonirte er fröhlich ein altes Kampflied, die Genossen anzufeuern:

»Die Heerbannfahne weht vom Thurm!
Wohlauf zu schnellem Reiten!
In offner Schlacht, bei Mauersturm
Die Freiheit zu erstreiten.

Halt aus, mein Roß, mein treues Thier,
Die Feinde zu zerhauen;
Es soll des deutschen Reichs Panier
Beschatten deutsche Gauen.

Nun schlagt ein Kreuz und sprecht den Spruch
Und schwinget die Standarte:
Der Heimath Heil und Schweden Fluch
Von unsrer Landeswarte!

Der Heimath Glück und lautes Heil
Und Seligkeit und Segen!
Den Schweden aber Todestheil
Und Blut auf allen Wegen.

Nun in den Feind mit Morgenstern,
Mit Kolben, Schwert und Speeren;
Hilf, heil'ge Frau! beim Tod des Herrn,
Wir woll'n uns tapfer wehren.

Schon weicht der Feind! – nun kühnlich drein
Ihr Muthigen, Getreuen!
Nun brecht in seine Schaaren ein,
Ihr starken deutschen Leuen!

Die Heerbannfahne weht vom Thurm –
Ihr habt den Sieg gewonnen; –
Nach Feldgeschrei und Mauersturm
Mögt ihr in Ruh' euch sonnen!«

Und die Andern jauchzten ihm beistimmend zu. – Wie am nächsten Tage die Schweden die Stadt berannten, war Christoph Christi der Erste, der ihnen in wohlgeplantem Ausfall entgegensprang. Mitten in's dichteste Kriegsgetümmel warf er sich ohne Zagen, nicht links, nicht rechts schauend, immer tapfer dreinschlagend, ohne Anseh'n des Gegners. So geschah es, daß er sich plötzlich von seinen Genossen getrennt sah. Schwedische Reiterei hatte ihm den Rückzug abgeschnitten; nirgends bot sich ihm mehr ein Ausweg. Schon fühlte er von spitzem Partisanstich das warme Blut über seinen unbewehrten Nacken fließen; da entsann er sich, in seiner Noth, der hilfreichen Patronin. »Heilige Maria!« rief er laut und sank in's Knie: da war ihm, als schwebe die Heilige über ihm, mit einem Rosenschild ihn deckend vor dem Andrang der Feinde; dann schwanden ihm die Sinne. –

Wie er wieder aus der Betäubung erwachte, fand er sich auf reinlichem Lager in weiche Kissen gebettet. Draußen verklang der laute Siegesjubel der Städter, die die Schweden mit blutigen Köpfen verjagt hatten. An Herrn Christoph's Bett aber stand eine freundliche Frau, emsig besorgt, seine Wunden zu verbinden.

Zwischen den Hufen der feindlichen Rosse hatten seine Kampfgesellen ihn wunderbarer Weise leidlich wohlbehalten herausgezogen; im gastlichen Haus eines Siebmachers hatten sie dem Bewußtlosen Unterkommen und Pflege geschafft.

Dieweil sich die Stadt mählig von den schweren Schäden der letzten Tage erholte, verharschten auch Herrn Christoph's Wunden. Wie er aber das erstemal, die Krankenstube verlassend, in des Hausherrn Wohngemach hinüberschritt, fuhr er wie geblendet zurück. Ueber der Bank in der Zimmerecke hing ein Muttergottesbild in bunten Farben gemalt, das trug die selbigen Züge, wie jene Madonna in der Feldkapelle, die ihm erst die Rose geschenkt und hernach im Kampf ihren Schild über ihn gebreitet hatte. Einen Sprung that er dem Gemälde entgegen, wie Siegfried, da er mit Brünhild um den Stein sprang, und wie ihn sein Hauswirth drob verwundert betrachtete, da erklärte ihm Herr Christoph ohne Umschweif, nimmer nach Haus rückkehren zu wollen ohne dieses Bildniß.

Erstaunt sahen die schlichten Bürgersleute auf ihren seltsamen Gast, der mit heißen Wangen und fliegendem Athem unaufhörlich zu dem heiligen Konterfei aufschaute. »Nennt Euren Preis!« fuhr Herr Christoph eindringlich fort; »für solch' unschätzbar Kleinod soll mich keiner zu hoch bedünken. So schaute sie auf mich nieder, so lächelte sie mir zu! Einen Fingerzeig geben will mir die Heilige, daß sie mich in ihren besonderen Schutz genommen. Darum muß ich sie in meinen Besitz bringen, sei's Euch lieb oder leid.«

Wie der Hausherr seines Gastes fromme Meinung erkannte, gab er nach – wenn auch ungern, denn auch seinem Haus hatte das Bild, das ihm einst ein junger Miethsmann, der sich wohl auf Führung des Pinsels verstanden, statt Zahlung überlassen hatte, zur Zier gedient. Leicht wurden sie über eine Summe Geldes einig und Herr Christoph kehrte bald nachher um etliche Laubthaler ärmer und etliche Narben und das geliebte, verehrte Bildniß reicher in sein heimathlich Haus nach Landau zurück.

An Herrn Christophs Wohngebäude stieß ein geräumiger Garten, in dem sich eine halboffene Grotte aus Felsgestein befand; das war von jeher des Hausherrn Lieblingsplatz gewesen; kühl und einsam war's dort, das Rauschen der Isar Zu jener Zeit strömte der Hauptarm der Isar in nächster Nähe der Klause, jetzt hat er seinen Lauf geändert, wie das zwölfte Gemälde in dem Kirchlein erzählt. konnte man von unten hören; an lauen Sommertagen zog der Duft der nahen Heumahden, gemischt mit jenen der Sommerblumen des Gartens leise herein und die Grillen zirpten so heimlich. Dann liebte er es, auf der Steinbank sitzend, das Haupt an die Felswand zurückgelehnt, sich in behaglicher Ruhe wonnigen Träumen zu überlassen. An diese trauliche Stätte nun trug er seine wundersame Madonna.

Niemals wurde von da an der Raum leer von duftenden Blumen und seltenen Gewächsen; in die Wand daneben hatte Herr Christoph etliche bunte Meermuscheln, die er einst von einem landfahrenden Kaufmann erhandelt, eingesetzt, und davor ein paar uralte, unförmig große Wachsstöcke, den einstigen Hausschatz seiner verstorbenen Mutter, aufgestellt; denn er vermeinte dem Bild die höchste Ehre zu erweisen, wenn er es mit Allem begabte, was ihm selber an's Herz gewachsen war.

Dabei unterließ er nicht, seine wunderbare Rettung aus Feindeshand all' seinen Sippen, Gefreundeten und Nachbarn auf's Eindringlichste zu erzählen und allenthalben die Wunderkraft seiner Heiligen in's hellste Licht zu setzen. Was an Seligkeit im tiefsten Herzen sich birgt, deß sind die Lippen allzeit bereit ein Lob zu singen.

So geschah es, daß allmählich auch Fremde sich um Fürbitte in allerlei Nöthen und Kümmernissen an das vielberühmte Bildniß wendeten, und da Herr Christoph gutmüthig genug war, das Wunder nicht für sich allein wahren zu wollen und viel frommen Betern auch wirklich die erflehte Hilfe geworden – so gewann die Steinfelsgrotte mählich an Ruf und Wallfahrer von nah und fern zogen herbei, hier der seligsten Jungfrau ihre Verehrung darbringen zu können.

Herr Christoph aber gewann seinen Schatz nur immer lieber, so daß er ohne ihn nimmer leben zu können vermeinte. Eines Tages ging er zwischen den Beeten seines Gartens auf und nieder, da bemerkte er eine Fremde, die sich schüchtern dem Heiligthum näherte; schon wollte er in's Haus treten, ihre Andacht nicht zu stören, dennoch warf er noch einen Blick nach ihr, denn liebreizend und schier bekannt wollte sie ihn anmuthen: da sah er, daß sie, am Eingang der Felskammer angekommen, wie erschreckt zurückfuhr und dann starr in's Innere blickend in helle Thränen ausbrach.

Ueberrascht trat er näher. »Was ist der lieben Jungfer?« frug er theilnehmend.

Sie sah verwirrt zu ihm auf: »Beten wollt ich zur wunderthätigen Gottesmutter, die mir allseitig als ein Wunderbild gepriesen worden war, und finde – mein eigen Abbild!«

Erst jetzt gewahrte Herr Christoph, woher ihm das Mägdlein schon von Anfang so vertraut erschienen war. Ja, das waren dieselben Augen, die ihm in der Kapelle und auf dem Bildniß immerdar so viel Muth in's Herz gegossen hatten.

Da frug er verwundert: »Wer seid Ihr, liebwerthe Jungfer?«

Sie aber entgegnete: »Elisabeth, die Tochter des Bürgermeisters Höller zu Straubing, bin ich, und wie ich auf jenes Gemäl gekommen, das geschah aus guter Meinung und nicht aus Vermessenheit. Denn derselbige Künstler, der es aufgerissen, war arm und kam zu meinem Vater, schier flehentlichst die Gunst zu erbitten, mich zu einem Bildniß der seligsten Mutter abkonterfeien zu dürfen, da solches gewißlich sein großer Nutzen sein und ihm in aller Herren Landen zur Berühmtheit verhelfen möge. Weil nun aber mein Vater ein herzlich gut Gemüth hat und dem armen Gesellen die fröhliche Hoffnung nicht verderben wollte, so sicherte er ihm Gewährung zu und auch ich mochte mich nicht sträuben gegen ein, wie mir schien, nicht gottloses Werk. Zu Straubing fand der Mann auch wirklich großen Absatz und Verdienst, denn schier in jedem wohlhabenderen Haus ward das Heiligenbild begehrt; er aber wurde nimmer müde, die wohlgeübten Züge stets wieder auf's Neue nachzubilden. Später hat er sich in's Ausland verzogen. Daß aber eines von meinen Bildern einen wunderthätigen Ruf erhalten, deß muß ich mich tief betrüben: denn gottlos däucht es mich nun, die Heilige vorzustellen.«

Herr Christoph schüttelte verwundert das Haupt: »Dennoch meine ich, daß solches eine wunderbare Fügung ist, denn Eure Züge trug ja auch das Schnitzwerk in der Feldkapelle bei Straubing, das mir die Siegrose herniederwarf, oder habet Ihr etwa auch zu Jenem als Vorbild gesessen?«

Da flog ein Lächeln der Erinnerung um Elisabeth's Lippen; sie schaute auf Herrn Christoph und wußte, daß und wo sie ihn einst gesehen hatte; mit niedergeschlagenen Augen entgegnete sie: »Zu meinem Leidwesen muß ich Euch auch den schönen Glauben stören, denn jenes Mal bin ich's gar selber gewesen und nicht die Himmelsmutter; und dieß will ich Euch auch vertrauen, wie sich's zugetragen. Ich war damals in das Kirchlein gegangen, der Engelskönigin eine Verehrung von Rosengewind zu machen. Weil ich sie aber ihrer beträchtlichen Höhe halber nicht erreichen konnte, so stieg ich auf ein Gerüst hinter'm Altar; mein Ungeschick aber ließ mich der Heiligen Haupt also völlig verdecken, daß es von vorne nimmer sichtbar war. Da kamet Ihr. Ich aber blieb oben aus Angst vor dem bewaffneten Mann, dessen Gedanken mir fremd waren. So hieltet Ihr mich für die Heilige. Die Rose aber löste sich zufällig aus dem Strauß.«

»Wie aber geschah's,« frug Herr Christoph, Elisabeths Hand ergreifend, »daß ich dieselbe Erscheinung mitten im Feldstreit über mir schweben sah, da sie den rosenumkränzten Schild über mich hielt?« Sie schlug sinnend ihre Augen zu Boden: »Dafür weiß ich keine Erklärung!«

Herr Christoph schaute sie herzlich an: »Ich aber gedenke die Meinung der Himmlischen verstanden zu haben; denn hilfreich und wunderthätig hat sie sich mir erwiesen allerwegs: erst in der Schlacht, nachher im Frieden; zu allermeist aber jetzt, wo sie mich Euch finden ließ. Darum will ich mich auch gern verloben, ihr eine Kapelle zu bauen, wenn sie ihr Werk krönend mir gewähren wollte, Euch dereinst als meine Hausfrau in mein Heim führen zu dürfen.«

* * *

Von den weiteren Schicksalen Christoph Christi's sind der Nachwelt keine Aufzeichnungen überkommen. Die Steinfelskapelle aber ist erbaut worden auf dem Platz der Grotte, die ehedem das wunderbare Bildniß barg. Bei den Sprengungen des Gesteins soll am gleichen Ort das seltsam verborgene Bildstöckchen einer Muttergottes zu Tag gefördert worden sein.

Später sind zahlreiche Bittgänge dorthin unternommen worden, und wenig Waller sollen den heiligen Raum ungetröstet verlassen haben, ob aber die Madonna der Steinfelskapelle ihre Gnade auch Andern in solch anmuthiger Weise erwies als Herrn Christoph Christi, muß wohl dahingestellt bleiben.


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