George Eliot
Adam Bede - Zweiter Band
George Eliot

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Neununddreißigster Abschnitt

Die Schreckenskunde

Mit schnellen Schritten ging Adam den Weg nach Broxton; er fürchtete, der Pastor sei vielleicht schon ausgegangen und vor Sorge und Eile war er heftig aufgeregt, als er auf den Pfarrhof trat. Vor der Hofthür sah er frische Pferdespuren im Sande, aber sie waren nach dem Hause hin gerichtet, nicht nach draußen und das Pferd, welches vor dem Stalle stand, gehörte nicht dem Pastor; augenscheinlich war es heute früh schon geritten und gehörte jemandem, der beim Pastor Geschäfte hatte. Dieser war also zu Hause, aber Adam konnte kaum Atem und Ruhe finden, um dem Bedienten zu sagen, er wünsche den Pastor zu sprechen. Das zwiefache Leiden gewissen und ungewissen Schmerzes hatte den starken Mann schon etwas erschüttert. Der Bediente sah ihn verwundert an, als er sich im Flur auf eine Bank warf und wie abwesend die gegenüberstehende Uhr anstarrte; es sei jemand beim Pastor, sagte er, aber er höre die Thür des Studierzimmers gehen; der Fremde scheine herauszukommen, und da es Adam sehr eilig habe, so wolle er ihn sofort anmelden.

Adam saß da und blickte die Uhr an; mit lautem, hartem, einförmigem Ticken bewegte sich der Minutenzeiger über die letzten fünf Minuten vor zehn und Adam folgte der Bewegung und horchte auf den Ton so aufmerksam, als hätte er einen verständigen Grund dafür. In Zeiten bitteren Leidens kommen fast immer solche Pausen, wo unser Bewußtsein gegen alles abgestumpft ist, nur nicht gegen eine ganz gewöhnliche Beobachtung oder Empfindung; es ist dann, als käme ein halber Blödsinn über uns und gewähre uns Erholung von den furchtbaren Gedanken, die selbst im Schlaf nicht weichen wollen.

Der Bediente kam zurück und rief Adam wieder wach zu dem Gefühl seiner Qual. Er möchte sofort ins Studierzimmer kommen, sagte er. »Ich verstehe nicht, was der Fremde bei meinem Herrn will,« fügte er geschwätzig hinzu, indem er Adam den Weg zeigte; »er ist ins Eßzimmer gegangen. Und unser Herr sieht ganz sonderbar aus, grade als ob er einen Schreck gehabt hätte.« Adam achtete nicht darauf; was gingen ihn jetzt fremder Leute Geschäfte an? Aber als er in das Studierzimmer trat und dem Pastor ins Gesicht sah, erkannte er sofort einen neuen Ausdruck darin, der von der warmen Freundlichkeit, die es sonst immer für ihn hatte, seltsam abstach. Auf dem Tische lag ein offener Brief, und der Pastor hielt die Hand darauf, aber der veränderte Blick, den er auf Adam warf, konnte nicht lediglich durch eine frühere Beschäftigung mit etwas Unangenehmem veranlaßt sein; denn er sah eifrig nach der Thür, als sei ihm dieser Besuch peinlich und beklemmend.

»Ihr wollt mich sprechen, Adam,« sagte er in dem leisen, gezwungen ruhigen Tone eines Mannes, der seine Aufregung zu beherrschen sucht. »Setzt Euch zu mir.« Er zeigte auf einen Stuhl grade gegenüber, in seiner unmittelbaren Nähe, und Adam nahm mit dem Gefühle Platz, daß diese kalte Art des Pastors ihm seine Aufgabe unerwartet erschwere. Aber wenn Adam sich einmal etwas vorgenommen hatte, dann war er nicht der Mann, anders als aus den dringendsten Gründen darauf zu verzichten.

»Ich komme zu Ihnen, Herr Pastor,« sagte er, »weil Sie mir von allen Leuten am höchsten stehen. Ich habe Ihnen etwas Schmerzliches zu sagen – etwas, was Ihnen peinlich sein wird zu hören, wie es mir peinlich ist zu erzählen. Aber wenn ich von dem Unrecht spreche, was andere Leute gethan haben, so werden Sie sehen, daß ich es nur mit vollem Grunde thue.«

Der Pastor nickte langsam mit dem Kopfe, und Adam fuhr mit zitternder Stimme fort:

»Sie wissen, am fünfzehnten dieses Monats wollte ich mit Hetty Sorrel Hochzeit machen. Ich glaubte, sie hätte mich lieb, und war der glücklichste Mensch im Dorfe. Aber ein furchtbarer Schlag hat mich betroffen.«

Unwillkürlich fuhr der Pastor vom Stuhle auf, aber, entschlossen sich zu beherrschen, that er, als habe er nur ans Fenster gehen wollen und blickte hinaus.

»Sie ist fortgegangen, Herr Pastor, und wir wissen nicht wohin. Freitag vor vierzehn Tagen sagte sie, sie wolle nach Snowfield, und letzten Sonntag ging ich hinüber, um sie abzuholen; aber sie ist nicht nach Snowfield gegangen, sondern nach Stoniton; weiter kann ich ihre Spur nicht verfolgen. Aber jetzt gehe ich auf eine lange Reise, um sie zu suchen und nur Ihnen kann ich anvertrauen, wo ich hingehe.«

Irwine kam vom Fenster zurück und setzte sich wieder.

»Könnt Ihr den Grund nicht ahnen, weshalb sie fortgegangen ist?« fragte er.

»Der Grund ist klar genug; sie hat mich nicht heiraten mögen, Herr Pastor,« erwiderte Adam. »Als die Hochzeit so nahe war, konnte sie sich nicht entschließen. Aber das ist nicht alles, fürchte ich. Ich muß Ihnen noch etwas anderes sagen. Es hat außer mir noch jemand mit der Sache zu thun.«

Ein Strahl von – es war beinahe Freude und Herzenserleichterung überflog in diesem Augenblick den Ausdruck unruhiger Angst in Irwines Gesicht. Adam blickte zur Erde und machte eine kleine Pause: die nächsten Worte wurden ihm schwer, so schwer. Aber als er fortfuhr, hob er den Kopf in die Höhe und blickte den Pastor grade an. Er wollte thun, was er beschlossen hatte, ohne Zittern und Zögern.

»Sie wissen, Herr Pastor, wer der Mann ist, den ich für meinen größten Freund gehalten habe, und für den ich mit Stolz mein ganzes Leben zu arbeiten gedachte, und den ich immerfort, seit unsrer Knabenzeit . . .«

Nicht mehr fähig, sich zu beherrschen, ergriff der Pastor Adam beim Arm, packte ihn krampfhaft fest wie in furchtbarem Schmerz und sagte mit bleichem Munde leise und hastig:

»Nein, Adam, nein! sagt das nicht, um Gotteswillen!«

Adam war überrascht durch die Heftigkeit dieses Ausbruchs und bereute schon die Worte, die ihm über die Lippen gekommen, und schwieg bekümmert still. Allmählich ließ Irwine den Arm wieder los und lehnte sich im Stuhle zurück, indem er sagte: »weiter, weiter; ich muß alles wissen.«

»Der Mann hat mit Hettys Herzen sein Spiel getrieben und sich gegen sie benommen, wie er gegen ein Mädchen von ihrem Stande nicht durfte, hat ihr Geschenke gemacht und ist mit ihr spazieren gegangen; ich entdeckte das erst zwei Tage vor seiner Abreise, wo ich dazukam, als er sie zum Abschiede im Wäldchen küßte. Damals war zwischen mir und Hetty noch kein Wort von Verlobung gefallen, obgleich ich sie schon lange lieb hatte und sie das wußte. Aber ich machte ihm Vorwürfe über sein Unrecht, und es kam darüber zwischen uns zu harten Worten und zu Schlägen, und danach versicherte er mich feierlich, es sei alles Unsinn gewesen und nur ein bißchen Liebelei. Und er mußte mir einen Brief an Hetty schreiben, daß er sich nichts dabei gedacht habe; denn aus verschiedenen Zeichen, die ich früher nicht begriffen hatte, erkannte ich deutlich genug, Herr Pastor, daß er ihr Herz gefangen habe, und ich glaubte, sie würde vielleicht immerfort an ihn denken und dann niemals einen andern lieben, der sie heiraten könnte. Und den Brief gab ich ihr selbst, und nach einiger Zeit schien sie es besser zu tragen, als ich erwartet hatte . . . und sie wurde immer freundlicher gegen mich . . . ich glaube bestimmt, sie kannte ihr eigenes Herz nicht, das arme Ding, und sie wurde sich erst klar, als es zu spät war . . . ich will sie nicht weiter tadeln . . . ich kann mir nicht denken, daß sie mich hat betrügen wollen. Aber ich durfte glauben, sie habe mich lieb und . . . das übrige wissen Sie, Herr Pastor. Aber es liegt mir so im Sinn, daß er falsch gegen mich gewesen ist und sie weggelockt hat und daß sie zu ihm gegangen ist – und jetzt will ich auch hin und nachsehen; an die Arbeit kann ich doch nicht wieder, bis ich weiß, was aus ihr geworden ist.«

Während Adams Erzählung hatte Irwine Zeit gehabt, trotz der qualvollen Gedanken, die auf ihn einstürmten, die Herrschaft über sich selbst wiederzugewinnen. Eine bittere Erinnerung war es ihm jetzt – jener Morgen, wo Arthur bei ihm frühstückte und auf dem Punkte schien, ein Geständnis zu machen. Jetzt war es deutlich genug, was er hatte gestehen wollen. Und hätte ihr Gespräch eine andere Wendung genommen, wäre er selbst nicht so überzart gewesen, in das Geheimnis eines andern nicht eindringen zu wollen . . . welch' furchtbare Qual nun zu denken, wie unendlich nahe die Rettung gewesen aus all dieser Schuld und diesem Elend! Jetzt sah er die ganze Sache in dem schrecklichen Lichte, welches die Gegenwart auf die Vergangenheit zurückwirft. Aber alle andern Gefühle, wie viele ihrer auch auf ihn einstürmten, traten zurück vor dem Mitleid, dem tiefen, ehrfurchtsvollen Mitleid für den Mann, der vor ihm saß, – der, schon so gebeugt vom Schicksal, blind und wehmütig sich in ein eingebildetes Leiden ergab, während ein wirkliches Leiden ihn getroffen hatte, welches über den Bereich gewöhnlicher Heimsuchungen zu weit hinausging, als daß er es je hätte befürchten können. Irwine fühlte seine eigene Aufregung durch einen gewissen Schauder gedämpft, der einem großen Schmerz gegenüber uns überkommt; denn für ihn war der Schmerz schon da, den er nun Adam bereiten mußte. Wieder legte er ihm die Hand auf den Arm, der noch auf dem Tische ruhte, aber diesmal sehr sanft und feierlich sprach er:

»Adam, mein lieber Freund, Ihr habt schon schwere Heimsuchungen in Eurem Leben gehabt. Ihr könnt Schmerz männlich tragen so gut wie männlich handeln; beides verlangt Gott von uns. Und ein schwereres Leid kommt jetzt über Euch, als alles was Ihr bisher erfahren. Aber Ihr seid nicht schuldig, dies schwerste Leid trifft Euch nicht. Gott helfe dem, den es trifft!«

Die beiden blassen Gesichter sahen einander an; auf Adams Gesicht war zitternde Erwartung, auf Irwines Gesicht zögerndes, scheues Mitleid. Aber er fuhr fort:

»Ich habe heute Morgen Nachricht von Hetty erhalten. Zu ihm ist sie nicht; sie ist in Stonyshire, in Stoniton selbst.«

Adam sprang vom Stuhle auf, als wenn er in einem Augenblick zu ihr eilen könne. Aber der Pastor faßte ihn wieder beim Arm und sagte sanft: »Geduld, Adam, wartet,« und Adam setzte sich wieder.

»Sie ist in einer sehr unglücklichen Lage – in einer Lage, daß es schlimmer für Euch ist, sie wieder zu finden, mein armer, armer Freund, als sie für immer verloren zu haben.«

Adams Lippen bebten, aber sie gaben keinen Laut. Sie bewegten sich wieder und er flüsterte: »sprechen Sie.«

»Sie ist verhaftet . . . ist im Gefängnis.«

Es war, als hätte ein schimpflicher Schlag Adam die Kraft des Widerstandes zurückgegeben. Das Blut trat ihm ins Gesicht und mit lauter, scharfer Stimme fragte er:

»Weswegen?«

»Wegen eines schweren Verbrechens, – sie hat – ihr Kind – umgebracht.«

»Es ist unmöglich!« schrie Adam laut, sprang vom Stuhle auf und machte einen Schritt nach der Thür zu. Aber er wandte sich wieder, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Bücherbrett und sah den Pastor grimmig an. »Es ist nicht möglich. Sie hat kein Kind. Sie kann nicht schuldig sein. Wer sagt das?«

»Gebe Gott, daß sie unschuldig ist, Adam! Noch können wir es hoffen.«

»Aber wer sagt, daß sie schuldig ist?« fragte Adam heftig. »Sagen Sie mir alles.«

»Hier ist ein Brief von der Gerichtsperson, der man sie vorgeführt hat, und der Konstabler, der sie verhaftet hat, ist im Eßzimmer. Sie will nicht sagen, wie sie heißt, noch wo sie her ist, aber ich fürchte, ich fürchte, es ist gewiß Hetty. Die Beschreibung ihrer Person trifft zu, nur soll sie sehr blaß und elend aussehen. Man hat ein kleines Taschenbuch von rotem Leder bei ihr gefunden, worin zwei Namen stehen, einer vorne: »Hetty Sorrel, Hayslope,« und der andere weiter hinter: »Dina Morris, Snowfield.« Was ihr eigener Name ist, will sie nicht sagen; sie leugnet alles und antwortet auf keine Frage, und ich bin in meiner Eigenschaft als Magistratsperson aufgefordert, ihre Identität feststellen zu helfen, weil man es für wahrscheinlich hält, daß der erste von den beiden Namen ihr eigener ist.«

»Aber welche Beweise liegen gegen sie vor, wenn es wirklich Hetty ist?« fragte Adam immer noch heftig und in einer Aufregung, die seinen ganzen Bau zu erschüttern schien. »Ich will es nicht glauben. Wenn es wäre, so hätte es einer von uns wissen müssen.«

»Schwerer Beweis, daß sie wohl versucht sein konnte, das Verbrechen zu begehen, aber es ist noch Raum zu hoffen, daß sie es nicht wirklich beging. Da, Adam, leset den Brief selbst.«

Adam nahm den Brief, obschon ihm die Hände flogen und versuchte die Augen fest darauf zu richten, während der Pastor ihn für einen Augenblick verließ. Als er wieder in die Stube trat, war Adam immer noch auf der ersten Seite – er konnte nicht lesen – konnte nicht die Worte aneinander reihen, nicht ihre Bedeutung fassen. Endlich warf er den Brief hin und ballte die Faust.

»Es ist sein Werk!« rief er aus; »wenn ein Verbrechen begangen ist, dann trifft ihn die Schuld, nicht sie. Er lehrte sie, uns zu täuschen – er täuschte mich zuerst. Ihm muß man den Prozeß machen – ihn neben sie vor Gericht stellen, und ich will den Leuten sagen, wie er ihr Herz umgarnt hat und sie ins Verderben gelockt und dann mich belogen. Soll er frei ausgehen und alle Strafe auf sie fallen, die so schwach ist und jung?«

Diese letzten Worte riefen Adam ein Bild vor die Seele, welches seinem betäubten Gefühl eine neue Richtung gab. Er schwieg still und blickte in die Ecke des Zimmers, als sähe er da etwas. Dann fuhr er wieder in einem Tone flehenden Jammers heraus:

»Ich kann es nicht ertragen . . . o Gott, es liegt zu schwer auf mir – es ist zu hart, zu denken, daß sie schlecht ist.«

Der Pastor hatte sich wieder gesetzt und schwieg; er war zu verständig, um schon jetzt ein Wort der Beruhigung zu versuchen, und der Anblick Adams, der plötzlich so alt aussah, wie es wohl einem jungen Gesichte in Augenblicken schrecklicher Erregung widerfahren kann, – seine Haut schien hart und blutlos, um den bebenden Mund zogen sich tiefe Falten, und auf der Stirn zeigten sich Furchen – der Anblick dieses starken Mannes, der unter dem unsichtbaren Schlage des Schmerzes zusammenzuckte, bewegte ihn so tief, daß ihm das Sprechen nicht leicht wurde. Adam stand ohne Regung; seine Augen starrten ein paar Minuten ins Leere: in dem kurzen Zeitraume hatte er seine ganze Liebe wieder durchgelebt.

»Sie kann das nicht gethan haben,« sagte er noch immer starr vor sich hinblickend, als spräche er nur mit sich selbst; »aus Furcht hat sie es verborgen . . . ich vergebe ihr, daß sie mich getäuscht hat . . . ja, ich vergebe dir, Hetty . . . du bist auch getäuscht worden . . . es ist dir schlimm mitgespielt, meine arme Hetty . . . aber glauben kann ichs nie.«

Wiederum schwieg er einige Augenblicke und dann fuhr er wild heraus:

»Ich will zu ihm – ich will ihn herbringen – er soll hingehen und sie in ihrem Elend sehen – soll sie ansehen, bis er es nie vergessen kann – Tag und Nacht soll es ihn verfolgen – sein ganzes Leben soll es ihn verfolgen – diesmal soll er nicht mit Lügen abkommen – ich will ihn holen, will ihn selbst herschleppen.«

Mit diesen Worten stürzte Adam nach der Thür, aber mechanisch blieb er stehen und sah sich nach seinem Hute um, völlig ohne Bewußtsein, wo er sei und in wessen Gesellschaft. Der Pastor folgte ihm, nahm ihn am Arm und sagte ruhig, aber bestimmt:

»Nein, Adam, nein; Ihr werdet gewiß gern hier bleiben und versuchen, was für sie geschehen kann, statt nutzlos auf Rache auszugehen. Die Strafe trifft ihn doch, auch ohne Euch. Übrigens ist er nicht mehr in Irland; er muß schon auf dem Wege hierher sein, oder wenigstens wird er es sein, lange ehe Ihr zu ihm kämet; schon vor zehn Tagen, das weiß ich bestimmt, hat ihm sein Großvater geschrieben, er möchte kommen. Jetzt müßt Ihr mit mir nach Stoniton. Ich habe schon ein Pferd für Euch bestellt und sobald Ihr Euch etwas gefaßt habt, wollen wir fortreiten.«

Während Irwine so sprach, war Adam wieder zum Bewußtsein gekommen; er strich sich das Haar von der Stirn und hörte zu.

»Erinnert Euch,« fuhr der Pastor fort, »wir müssen noch an andere denken und für sie handeln; da sind Hettys Verwandte, die guten Poysers; auf sie wird dieser Schlag so heftig fallen, daß ich den Gedanken nicht ertragen kann. Von Eurer Geistesstärke, Adam, von Eurem Pflichtgefühl gegen Gott und Menschen erwarte ich, daß Ihr versuchen werdet, zu handeln, so lange handeln noch etwas nutzen kann.«

In Wahrheit schlug der Pastor diese Reise nach Stoniton um Adams selbst willen vor. Bewegung mit einer bestimmten Absicht schien ihm das beste Mittel, der Heftigkeit seines Schmerzes in den ersten Stunden entgegenzuwirken.

»Ihr geht also mit mir nach Stoniton, Adam?« fragte er nach kurzer Weile wieder. »Wir müssen nachsehen, wißt Ihr, ob es wirklich Hetty ist.«

»Ja, Herr Pastor,« erwiderte Adam, »ich will thun, was Sie für recht finden. Aber die Leute auf dem Pachthofe?!«

»Sie brauchen's nicht eher zu erfahren, als bis ich wiederkomme und es ihnen selbst sage. Ich werde dann über manches Gewißheit haben, was mir jetzt unsicher ist, und zurück muß ich sobald als möglich. Jetzt kommt; die Pferde stehen bereit.«


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