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Dritter Teil
Die Gänsereiter

1

Janneke wünschte nichts sehnlicher, als sein achtzehntes Jahr zu erreichen, um in die fröhliche Bruderschaft der ›Gansryders‹ oder ›Gänsereiter‹ von Dinghelaar eintreten zu können.

Einstweilen mußte er sich begnügen, jeden Winter dem Wettrennen mit lebhafter Neugierde beizuwohnen. Er wußte, daß diesmal um Mittfastensonntag die Reiter wohl zwanzig an der Zahl wären. Er nannte sie einem jeden, der mit ihm darüber sprach, und vergaß keinen einzigen. Zuerst die bemerkenswertesten: Tist Sap, der Sohn des Bürgermeisters; Kris Potter, aus dem Wirtshaus Zum Kleeblatt; Bud Arrewyn, der älteste Sohn des Schöffen, ein Unternehmer; Stan Lieter, der Neffe des Sekretärs; Chiel Dhaenens, der Kupferschläger; Hein Vlogel, der Müller; Rob Maas vom Silberbirkenhof; Guil Servyn vom Pfadhof; Pier Vandrom vom Espenhof; Dolf und Roel Guda, die Zwillinge des Müllers; der Metzger Ias Kalf, ein Jude. Zu diesen bedeutenderen Mitgliedern zählte er noch Jürgen Faas aus Beirendrecht, ›unsern Jürrie‹. Dann nannte er die untergeordneten Persönlichkeiten: Manus und Stoffel Maus, die Pflugknechte des Bürgermeisters; Huib Coryn, den Kuhhirt vom Espenhof; Rik, Huig und Sus Draas, die drei Steinmetze des Unternehmers Arrewyn; und endlich als zwanzigsten: Luwe Zanders, genannt Sipido, den Totengräber.

Janneke erzählte, sie seien zusammen am Morgen fortgeritten, um ihre schweren Zugpferde an die Last ihres Körpers zu gewöhnen; sie würden am Abend mit der Gans zurückkehren, die sie bei einem Milchhändler von Wyneghem kaufen wollten, da man im Polder keine Gänse züchtet.

Am folgenden Samstag, am Tag vor dem Rennen, sah er, wie Dolf und Roel Guda auf dem Kreuzweg vor dem Gemeindehaus zwei hohe Pfähle in die Erde pflanzten, an denen sie ein Seil befestigten, das sie aber nur so viel anzogen, daß der Gänsereiter, wenn er im Trab darunter hinwegreiten würde, beim Ausstrecken des Armes den Kopf der mit den Füßen am Seil hängenden Gans ergreifen könne.

Die letzte Nacht konnte Janneke fast nicht schlafen. Schon vor dem ersten Hahnenschrei war er auf den Beinen und lief zum Platz.

Schlag acht Uhr erschienen die Reiter auf den Straßen und den Pfaden, schwerfällig im Sattel sich bewegend, aber tapfer dreinschauend. Die herbeilaufenden Kinder und Frauen glaubten ein Wettrennen zu sehen. Die Schabracken, die Zügel, die Stirnriemen und der ganze übrige Pferdebehang, die Hüte und die neuen Westen der Reiter waren mit goldenen Borten, hellfarbigen Bändern, Fransen, Federn und zusammengebundenen Papierstreifen geschmückt.

Tist Sap, der vorjährige König – er hatte nämlich das letztemal der Gans den Kopf abgerissen –, trug die jetzt zum Tode verurteilte Gans am Sattel angebunden. Das arme Tier, ganz betäubt, aber noch lebend, versuchte bei jeder Bewegung des Pferdes mit den Flügeln zu schlagen, krümmte den Hals, schnatterte, und sein rundes, gutherziges Auge öffnete oder schloß sich in dem Schrecken eines langsamen Todeskampfes, dessen fürchterliche Phasen jedoch erst begannen.

Neben dem König tummelten sich auf ihren Pferden der Kapitän Kris Potter und der Herold oder Leutnant Pier Vandrom, dessen Horn das Schreien des Tieres übertönte. Die ›Freudenjungen‹, mit kurzen Steigbügeln auf ihren breiten, holländischen Pferden sitzend, folgten zwei und zwei. Aber kein Pferd kam Puß, dem Zuchthengst der Tante Cramp, gleich, auf dem der dicke Jürgen sich stattlich ausnahm.

Vor dem Rennen sollten die geweckten Burschen von Dinghelaar sich den Kameraden und den Mädchen der umliegenden Dörfer längs den Dämmen des Polders und in den Dünen der Kempen zeigen. Ihr Spazierritt, der an den bekannten Haltestellen oft unterbrochen wurde, sollte drei Stunden dauern, und da sie sicher waren, daß sie sich schon bald die Kehle erfrischen könnten, stimmten sie aus vollem Halse die Ballade der Gansryders, der fröhlichen Gänsereiter, an: ›Herbei, ihr Freunde, und bleiben wir zusammen! Es gilt, den Kopf der Gans zu kriegen – ein gutes Mittel, unser Herz zu öffnen dem Vergnügen und dem flotten Leben. Hi, hi! – Seht, wie sie so hübsch da hängt, die kleine Gans, wie sie sich streckt da an dem Seile. Einstweilen reiten wir daher wie reiche Herren. Der König geht voran mit seinem Kapitän und seinem Leutnant. Freunde, trinken wir den honigsüßen Wein; hernach dann werden wir uns freuen. – Du, Trompeter, blase einen Tusch! Ihr Jungen, haltet euch bereit, dem Bier Ehre zu erweisen. Unser König begleitet uns: am Bier wird's nicht fehlen. Bald heißt es: hoch die Gläser! – Du, kluger Doktor, behandle unsern König. Öffne dein Buch, Doktor der fröhlichen Brüder. Lies ohne Furcht: ›Er wird geheilt werden, wie ihr seht, aber er ist nur zu gesund.‹ Heißa! – Gibt's noch Jungen hier aus der Gegend, Arbeiter oder Bauern, dann nur herbei! Ein jeder kann in die muntere Gilde eintreten. An Pferden wird's nicht fehlen; das garantieren wir. Oh, oh! – Und welche Pferde! Wie sind sie hübsch geputzt! Und wie nehmen sie sich aus mit ihren Bändern, die lieben Tiere! Und unsere Hüte mit den Federbüschen, was sagt ihr von denen, gute Leute? Seht einmal! Ach, ach! – Zusammen reiten wir über die Straße und kommen zu den Drei Linden. Wenn wir nur nicht dort hängenbleiben, bei dem herzlichen Wirte. Gebt acht, Kameraden, denn das Bier ist dort köstlich. – Und dann geht's auch durch Puy und Carte, über den Grillenberg, durch den Silberwinkel, ohne die bekannten Kapellen der breiten Straße und die Wallfahrt nach dem Pütter Wald zu vergessen. Aber Dinghelaar ist die letzte Station. Ah, ah! – Wenn wir wieder nach Dinghelaar kommen, werden wir die Freunde dort finden mit der Pinte in der Hand. Was werden wir dann jauchzen! Von ferne hören wir das Tierchen jammern. Ja, ihr Mädchen, jetzt sind wir wieder da. Mit unseren Rossen, wahren Löwen, kommen wir aus der Mördergrube. Hu, hu! – Gebt acht! Wer diesem Tierchen den Kopf abreißt, dem gehört die Krone. Und auf seinem Hut wird man in goldenen Lettern lesen, daß er der König unserer ganzen Kompagnie ist. Hi, hi! – Ja, wir werden ihn krönen, unseren König, mit einem Band von feinstem Gold. Jetzt aber heißt's zu trinken: dem künftigen König! – Du, unser Mundschenk, verliere nur den Mut nicht! Zum Fasse, tüchtiger Junge! Was du verdienst, macht niemand arm, und die auf dich vertrauen, die sind brav! – Und ihr, ihr Mädchen, freut euch. Seht die Jungen von Dinghelaar, die tapferen Gänsereiter. Lauft nur nicht fort, denn wisset wohl: die Reiter tanzen gern. Übt eure runden Beine, um sie flott zu machen. Zuvor doch trinkt noch mit uns aus unserem Glas. Allo!‹

Während sie so sangen, dehnte sich ihre lange Reihe unter dem grauen Märzhimmel dahin. Die letzten Strophen der Ballade verloren sich mit den Hufschlägen hinter der Kirche und dem Kirchhof, um den sie herumritten, um aufs flache Land zu gelangen. Bevor sie das Gebiet der Pfarrei verließen, bezahlten sie noch einen Zoll, die durstigen Sänger, im Wirtshaus der Einnehmerswitwe Neefs, und vom Dinghelaarer Kreuzweg hörte man sie noch schreien: ›Ihr Jungen, haltet euch bereit, dem Bier Ehre zu erweisen. Unser König begleitet uns: am Bier wird's nicht fehlen. Bald heißt es: hoch die Gläser!‹

Bis zu ihrer Rückkehr erhielten die Leute zu Dinghelaar Nachricht von ihnen durch die Bauern, denen sie an den verschiedenen Haltestellen begegnet waren. Gegen neun Uhr stießen sie in Stabroeck beim Küster Cose Kalpan an, und vor dem Pfarrhaus fiel Bud Arrewyn vom Pferd, aber ohne sich zu verletzen. In Putte suchten Leute aus dem Holländischen wegen der Gans Streit mit ihnen anzufangen und nannten sie Lümmel. Aber der Zusammenstoß wurde vermieden; bei der entschlossenen Haltung der Jungen von Dinghelaar machten die ›Käseköpfe‹ sich wieder über die Grenze. In den Straßen von Cappellen wurden die Gänsereiter lange angehalten durch die dicken runden Bakken Liskas, der Tochter des Wegewärters Camiel, und auch durch die hundert Pinten, die ein freigebiger Fremder ihnen zum besten gab, damit sie ihm ihre Ballade singen sollten.

Während sie die Dörfer durchstreiften, kamen überall die Frauen mit der Nase ans Fenster, und die jungen Mädchen, die vor die Haustür gelaufen kamen und unter den Vorbeiziehenden ihre Tänzer von der vorigen Kirmes erkannten, lächelten ihnen zu und sagten: »Es sind die von Dinghelaar!«

Das dauerte bis halb zwölf. Da erschienen sie wieder auf der Straße von Cappellen nach Dinghelaar. Man zählte sie wieder, und es fehlte auch nicht einer.

Kees Doorik, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte, wurde in seiner Hoffnung enttäuscht, als er sah, daß Puß seinem neuen Reiter die Rippen nicht gebrochen hatte. Jürgen war der einzige, der noch eine Stimme hatte, und um zu zeigen, daß er noch gut am Leben war, schrie er: »In Dinghelaar ist die letzte Station. Ah, ah! Von ferne hören wir das Tierchen wimmern. Wir kommen aus der Mördergrube. Hu, hu!«

Indessen stieg Suske Draas, der ›Knappe‹, von seinem Pferd, und indem er sich Tist Sap untertänigst näherte, bat er ihn um die Erlaubnis, das Rennen zu eröffnen. Der König geruhte gnädigst.

Sus band das leidende Tier von dem königlichen Sattel los und beeilte sich, es mit den Füßen mitten am Seil zwischen den beiden Stangen festzubinden.

Pier Vandrom stieß in sein Horn, und die Jungen stellten sich in eine Reihe.

Bei einem zweiten Signal setzten sie in der Reihenfolge ihrer Bedeutung an, indem sie den Pferden beide Sporen gaben. Im Augenblick, wo sie unter dem Seil hindurchritten, hielten sie sich gerade in den Steigbügeln, wobei sie die Zügel mit der einen Hand an sich zogen – die weniger Geübten hielten sich an der Mähne fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren –, und mit der anderen Hand ergriffen sie den Hals der zitternden Gans und rissen so heftig daran, wie ein ungeduldiger Besucher an einer Klingel zieht. Die Gans wurde dadurch aus ihrer Lethargie geweckt und gebärdete sich in grotesken Zuckungen, vor Schmerz schnarrend.

Die zwanzig Reiter ritten alle hindurch, und nach Suske Draas, dem letzten der Bande, fing der Zug mit dem König Tist Sap wieder an, und so ging es fort, zweimal, dreimal, zehnmal, zwanzigmal, bis man schließlich nicht mehr wußte wie oft.

Bei den ersten Touren zog die Gans von selbst den Kopf wieder in die Brust zurück, aber sie konnte sich zusammenziehen, wie sie wollte: die Hand des folgenden Reiters fand den ängstlichen Kopf unter den weichen Federn schon wieder. In die Länge gerissen, zerquetscht und verwundet, zog der Hals sich immer langsamer zusammen, und schließlich hing er ganz schlaff und kraftlos da und versuchte es nicht einmal mehr, sich den Händen der Lümmel zu entziehen.

Unterdessen gönnte man den Pferden eine kleine Rast, damit sie sich verschnaufen könnten, und das gemarterte Tier, das durch diese kurze Ruhe schon glaubte, gerettet zu sein, zog langsam und mit vieler Mühe den halb zerdrückten Kopf wieder an sich.

Gleich darauf kehrten jedoch die schwieligen Fäuste der groben Kerle wieder zu ihrer unbarmherzigen Arbeit zurück, und die mit großen Augen und weit geöffnetem Mund am Fuß des Galgens stehenden Buben sahen wieder, wie das Blut herabtropfte und die Federn herumflogen.

Mehrmals glaubte man, die Gemarterte sei vollends verendet. Man hatte auf dem Zifferblatt des Kirchturms die Minuten gezählt, die seit ihrer letzten Zuckung verflossen waren. »Endlich!« sagten einige Frauen, die nun anfingen, Mitleid zu empfinden; »schon« murmelte Janneke, der mit anderen Buben eine Liebhabergruppe bildete, die um nichts in der Welt gewichen wäre.

Man hatte sich jedoch getäuscht, denn das Tier verfiel bloß in einen Zustand der Bewußtlosigkeit. Plötzlich fuhr eine neue Zuckung durch seinen Körper.

Janneke hüpfte vor Freude, als er das sah: »He! nur drauflos!«

Der folgende war der lümmelhafte Müller Hein Vlogel. »Nicht so stark, Hein!« wollte der kleine Andries ihm zurufen, aber es war schon zu spät. Knacks! Diesmal hatte das Tier den letzten Stoß erhalten, und nun rührte es sich nicht mehr.

Das Spiel hörte jedoch noch nicht auf. Es hieß nun, den Kopf herabzureißen. Viele von den Zuschauern fanden das jedoch langweilig und gingen zu den Drei Linden, um dort das Endresultat abzuwarten. Man blieb nicht lange im Ungewissen. Auf einmal riefen Hurrarufe die Gäste aus dem Wirtshaus.

Mit einem einzigen Ruck war der verunstaltete Kopf in der Hand des Siegers geblieben. Dieser hob ihn jubelnd in die Höhe und zeigte seine rote Trophäe. Ein Tusch von Pier Vandrom proklamierte ihn als den neuen König. Es war Jürgen Faas.

Janneke hatte diese lange Hinrichtung nicht einen Augenblick aus dem Auge verloren. Er schlürfte den so sonderbar süßlichen Geruch des Blutes ein, berauschte sich an dem Anblick der hartnäckigen Grausamkeit jener groben Gesellen gegenüber einem so schwächlichen Tier und fand sein Vergnügen an der allmählichen Vernichtung dieses zähen Lebens. Da der lustige Jürgen nun dem Spaß ein Ende gemacht hatte, mußte Janneke sich mit dem Gedanken trösten, daß in zwei Jahren die Tante Annemie ihm den dicken Hengst leihen würde und er dann auch auf dem Rennen den Kopf der Gans gewinnen könne, aber er nahm sich schon jetzt vor, ihn nicht zu schnell herabzureißen.

Während er zu dem Kreis hinhüpfte, der sich um Jürgen gebildet hatte, bemerkte er Kees Doorik, der unbeweglich an die Mauer des Wirtshauses angelehnt stand.

Kees Doorik hatte diesmal dem Ende der Gans mit einem noch grausameren Interesse beigewohnt als der verkehrte Bube. Schon mehrmals hatte er sich geweigert, in die Bruderschaft der Gansryders einzutreten, und denen, die ihn dazu einluden, seine Abneigung gegen diesen stupiden, barbarischen Karneval offen ausgesprochen. Heute war es der Neid und der Haß, die ihn verhinderten, mit der getöteten Gans Mitleid zu haben. Ja, er hätte sogar an diesem Blutbad teilnehmen mögen. Es wäre ja an ihm gewesen, Puß zu reiten, und mit diesem tüchtigen Tier hätte er der Gans den Kopf viel schneller herabgerissen als jener tölpelhafte Eindringling von Beirendrecht. Puß kannte ihn besser als den anmaßenden Kerl aus dem Polder. Was hatte Kees ihn gut gepflegt! Er erinnerte sich noch jetzt an jene Abende in der Pflugzeit, wo er den ganzen Tag bei der Scheide gepflügt hatte und dann beim Schleusenmeister den Pflug oder die Egge in den Schuppen stellte, um dem braven Puß die Mühe zu ersparen, das schwere Ackergerät über die Feldwege umsonst nach Hause zu schleppen und am folgenden Tag wieder zurückzubringen. Puß war dem Knecht aber auch dafür dankbar und belohnte ihn an jenen Abenden, indem er den Dienst eines Reitpferdes versah und in einem Zuge zum Weißhof galoppierte. Aber Puß hatte gewiß diese glückliche Zeit vergessen, denn wie hätte er sonst diesen Fremden auf seinem Rücken dulden können?

In einem gewissen Augenblick kam es Kees vor, als säße er auf dem tüchtigen Tier und als jauchzte man am Ende auch ihm zu. Aber anstatt eines Gänsekopfes schwenkte er in der Luft den schlaffen Kopf Jürgens, seine Nägel drangen durch dessen flachsgelbe Haare, und er besprengte die Menge mit dem Blut, das aus den Adern seines Feindes strömte.

Janneke weckte den Träumer mit einem leichten Schlag und flüsterte ihm zu: »Der versteht's, nicht wahr? Was wird Tante Mie über den Sieg unseres Jürgen stolz sein. Seht, da kommt sie schon, um ihm ›proficiat‹ zu wünschen. Er hat heute Geld in der Tasche, er bezahlt alles, Essen und Trinken. Aber ich hätte als König der Gänsereiter von Dinghelaar einen aus unserer Pfarrei vorgezogen, zum Beispiel Euch, Kees. Jürgen Faas ist ja noch ein Fremder. Wie geht's Euch denn bei Meister Sap? Es gibt wohl weniger zu arbeiten und mehr zu essen als auf dem Weißhof, he?«

Kees wurde ärgerlich und zog die Hand, worauf Janneke sich davonmachte, aber einige Schritte weiter rief er ihm noch mit seiner kreischenden Stimme zu: »Heute abend wird man in der Krähe tanzen. Der Bürgermeister hat's erlaubt. Tante Mie wird auch hinkommen.«

»Mach, daß du fortkommst!« antwortete Kees und wollte nach einem Stein suchen.

Währenddem hatten die Reiter den Sieger umringt; sie schwenkten ihre Federbüsche und wiederholten aus der Ballade die Verse: ›Unser König begleitet uns; am Bier wird's nicht fehlen ... Und wir werden ihn krönen mit einem Band von feinstem Golde. Hoch die Gläser, heisa!‹

Andere schrien: »Hoch Jürrie! Vivat Jürgen!«

Dieser streckte ganz stolz seine blutige Hand aus, und alle schwiegen.

»Freunde«, sagte er, »ich lasse euch eine Viertelstunde Zeit, um die Pferde nach Hause zu führen, und dann kommt alle in die Krähe, wo der König auf euch wartet, die Gabel und das Glas in der Hand.«

»Bravo! Hurra!« schrien die neunzehn Untertanen des neuen Monarchen. »Einverstanden!« Und damit trennten sie sich und ritten zu den Ställen.


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