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Vorwort.

Es sind jetzt etwas über 6 Jahre verflossen, als ich mit einem jüngeren Freunde eine Dämonzitation unternahm. Ganz gegen meine Erwartung, denn ich hegte großes Mißtrauen und starke Zweifel, erzielten wir erstaunliche Resultate, deshalb konnte ich den Eindruck an dieses Erlebnis nicht loswerden. Aber immer schwankte ich zwischen Glauben und Zweifel. Einerseits hatte ich genug Beweise für die Tatsächlichkeit des Erlebten, andererseits hielt ich eine, wenn auch ganz komplizierte Täuschung für möglich. So kam es, daß ich mit meinem Freunde noch öfter solche Zitationen versuchte. Diese waren aber nun immer ohne den geringsten Erfolg. Ich sann viel über diese Dinge nach und ruhte nicht, bis ich mir eine befriedigende Gewißheit verschafft hatte. Nach mehreren fruchtlosen Bemühungen erzielte ich wieder positive Resultate. So greifbar wirklich meine experimentelle Verbindung mit den zitierten Phänomen für mich war, so konnte ich trotz unablässigen Forschens bis heute noch nicht den sicheren Aufschluß über das wahre Wesen der sich manifestierenden Kräfte erlangen.

Mit großen Opfern an Geld, Zeit und Nervenkraft habe ich das ganze Gebiet des Okkultismus und auch die weniger zugänglichen Geheimwissenschaften von esoterischen Forscher- und Freimaurerlogen, soweit als erreichbar, gründlich studiert. Doch eine auch den kritischen Verstand zufriedenstellende Darstellung der Dämonologie fand ich nirgends. Ich hörte viel von gleichen und ähnlichen Resultaten wie die meinigen und überall wurde die Existenz der dämonischen Kräfte im Prinzip bestätigt, aber absolute Klarheit war nirgends zu erhalten.

Infolge meiner Veröffentlichungen im »Zentralblatt für Okkultismus« empfing ich zahlreiche Zuschriften aus allen Gauen Deutschlands und auch des Auslandes. Aber alles Erwarten konnte ich konstatieren, daß sich auch Gelehrte und hochstehende Persönlichkeiten dem Studium der Dämonologie experimentell widmen. Auch diese haben mir versichert, daß es ihnen noch nicht gelungen sei, das wahre Wesen solcher Phänomene zu ergründen. Mitunter hatten diese Zitationen bei nicht genügender Vorsicht sehr nachteilige Folgen für den Experimentator. Ich wundere mich nicht darüber, denn diese Erfahrungen machte auch ich an Leib und Seele übergenug. Sie sind eines der traurigsten Kapitel meines Lebens. Ich wundere mich nur, daß ich mit dem Leben überhaupt davon kam, denn die dunklen Kräfte, die ich anzog, wollten nicht mehr von mir weichen. Sie zehrten an meiner Lebens- und Nervenkraft gleich Vampyren. Dazu kamen noch persönliche Konflikte und Schicksalsschläge aller Art. Erst nach und nach gelang es mir, diese dunklen Einflüsse niederzuringen. Die gleichen Erfahrungen wurden mir mehrfach auch von akademisch gebildeten Forschern mitgeteilt.

Überall werden die Phänomene der Dämonologie also als durchaus real befunden. Aber ob sie nur im Prinzip real und in der Erscheinung mediale Auslösungen der Seelenkräfte unseres Unterbewußtseins sind oder wirkliche Astralwesen …? Dieses Rätsel zu lösen, bleibt der Zukunft vorbehalten. Es bedenke ein jeder, daß der Aufklärung über diesen Gegenstand nur durch vielseitiges Experimentieren und die Veröffentlichung alles Tatsachenmaterials nebst den daraus zu ziehenden Folgerungen gedient werden kann. Ich habe mich nicht gescheut, meine Erfahrungen einem weiteren Kreise zugänglich zu machen. Das macht mich vielleicht zu einem, manchen Leuten willkommenen Angriffspunkt. Doch ich habe nichts weiter im Auge, als den Suchenden einen kleinen Baustein mehr zu reichen und wünsche nur, daß unter den Kritikern auch solche Leute sein möchten, die diesen Stoff nicht nur vom »Hörensagen« kennen.

Waldsee, im Juli 1926.

Josef Dürr.

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