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III. Prüfsteine für parapsychische Aussagen höherer Ordnung

Wir treten ein in die Erörterung dessen, was wir »Fragen höherer Ordnung« genannt haben, und zwar mit der Absicht, die Aussagen über solche Fragen zu sichern. Damit betreten wir zwar noch nicht den eigentlichen Raum der parapsychologischen Theorie, wohl aber den Vorhof zu diesem Raum.

Es handelt sich nämlich zunächst noch um Tatsachenfragen, und zwar um die Frage, was für Urphänomene es eigentlich auf parapsychischem Boden gibt. Eben diese Frage soll auf dem Boden der durch Beobachtung und Experimente gewonnenen Ergebnisse entschieden werden. Es handelt sich also darum, zu prüfen, ob die Tatsachen dazu zwingen, nur wenige oder viele parapsychische Geschehnisse als wahrhaft elementare, nicht aufeinander zurückführbare Urphänomene zuzulassen, und welches denn diese Urphänomene sind.

1. Allgemeines

Allem voran stellen wir einen Grundsatz und eine Definition.

Entia non sunt creanda praeter necessitatem – diese scholastische Maxime übersetzen wir mit den Worten: Urphänomene sind stets im Minimum zuzulassen, oder auch: Es darf kein Geschehnis als Urphänomen zugelassen werden, wenn es irgendwie auf ein anderes zurückführbar sein möchte und nur eine durch besondere Umstände bedingte Variante desselben darstellen könnte. Dieser methodische Grundsatz, der die Aufgabe sehr strenger logischer Zergliederung der Tatsachen einschließt, ist eine Voraussetzung aller bis ins letzte Mögliche dringenden Wissenschaft überhaupt. Er gilt also überall, wo es Wissenschaft gibt. Überall in ihrem Bereiche muß die Setzung von Urphänomenen dem Forscher durch die Tatsachen geradezu abgerungen werden.

Auf dem Boden normaler Naturwissenschaft also wäre es methodisch zu begrüßen, könnte man mit dem Mechanismus auch in der Biologie auskommen – aber es »geht nicht«.

Mental parapsychisch wäre alles am einfachsten erledigt, wenn das Beobachtete nur scheinbar »para«-psychisch – (obschon nicht den Tatsachen nach betrügerisch, wogegen wir uns ja gesichert haben) – wäre, wenn es sich also nur um eine »Variante« bekannter Übertragungsarten von Ding auf Mensch, wie wir sie in der Wahrnehmung, oder von Mensch auf Mensch, wie wir sie als durch Sprache und Schrift vermittelt kennen. Die Strahlungs- und die Überempfindlichkeitstheorie, etwa wie Baerwald sie vertrat, wäre also das methodisch »Beste«, denn es würden ja nur neue »Varianten« von Bekannten auftreten. Auch sie ist freilich, wie sich zeigen wird, unmöglich.

Geht es mit dem methodisch Besten nicht, so muß also das methodisch im Sinne des Sparsamkeitsprinzips am wenigsten Schlechte angenommen werden; das aber ist echt »Para«-normales mit einem Minimum an Urphänomenen.


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