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Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Aeolus löset
Das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,

Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh' ich das Land!
Goethe.

Bald nachdem Auguste Kalb von ihrem Besuch im Morgenzwielicht zurückgekehrt war, schritt, vom Fürstenhause über den Markt kommend, ein kräftiger junger Mann dem Hause des Kammerpräsidenten von Kalb zu.

Er war von mittlerer Größe und breitem, knochigem Bau, sein dunkelblondes Haar trug er an den Schläfen in zwei Locken gerollt, nach rückwärts mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden. Hell und fest blickte er um sich, und die kräftige Nase, sowie ein energisch geprägter Mund gaben dem Kopfe trotz aller Jugend und aufblitzenden Leidenschaftlichkeit etwas Fertiges, Charaktervolles. Über dem rötlich-violetten Rock mit Stahlknöpfen, der Schoßweste und dem kurzen schwarzen Beinkleide trug er einen weiten dunkelblauen Mantel zum Schutz gegen das Schneestäuben des Novembermorgens. In der Hand hielt der rüstig Zuschreitende eine Hetzpeitsche mit Hirschhorngriff, welche er, dann und wann einen Jagdpfiff ausstoßend, lustig über zwei ihn begleitende Rüden schwang, die allemal mit hohen Sprüngen und kurzem Freudengebell antworteten.

Vor der Einfahrt des Kalbschen Hauses angekommen, blieb er stehen; mit vergnügtem Lächeln sah er den von Straßburg erwarteten Landauer Staatswagen an, in welchem diesen Morgen der Kammerjunker mit dem Gaste gekommen war.

»He, Philipp!« rief der Nahende, »bist du auch mit da? Das ist schön, was macht dein Herr?«

Die am Wagen beschäftigten Leute traten respektvoll zur Seite, der angeredete junge Diener kam mit dem Hut in der Hand heran.

»Ja, ja, glücklich angelangt, Durchlaucht!« sagte er schmunzelnd. »Soll ich meinen Herrn Doktor holen? Er ist oben im Gastzimmer.«

»Laß nur, Philipp!« rief der Herzog Karl August, denn er war's, und die breite Treppe hinanspringend, öffnete er die Tür des ihm bezeichneten Gastzimmers und stürmte hinein.

Goethe trat ihm entgegen, leuchtende Freude im Antlitz – aber so groß war der Adel dieser Erscheinung, so herrlich die blühende Schönheit dieses Auserwählten unter den Menschen, daß der Herzog einen Augenblick wie gebannt stehen blieb, in Anschauen verloren.

Dann stürzte er auf ihn zu, ihn leidenschaftlich umarmend und einmal über das andere jubelnd: »Bist du da? Habe ich dich endlich in Weimar, mein Wolf! Mein einziger Freund!«

»Mein teurer gnädiger Herr!« entgegnete der andere, »Sie kommen zu mir? Kalb versprach mir, mich zu Ihnen zu führen.«

»Glaubst du, ich hätte darauf warten können, Herzensbruder? Gestern erhielt ich durch den Boten die Kunde deines Kommens, heute laufe ich natürlich selbst her, um zu sehen, ob du wirklich da bist. Wie wohl wird mir bei deinem Anblick! Ich atme auf, und Pläne freudigen Lebensgenusses strömen mir zu. Ach, ich habe zu viel Hofluft ertragen müssen!«

»Ich glaubte, Eure Durchlaucht hätten über den Wonnen des Honigmondes alles andere vergessen?«

»Vergessen, wohl gar dich? Bleibe mir damit und mit deiner Durchlaucht vom Halse! Weißt du nicht mehr, daß wir Brüder sein wollten? Denkst du nicht mehr an den göttlichen Abend in Frankfurt? Leute, welche per Durchlaucht reden und mir Reverenzen schneiden, habe ich genug. Mich verlangt nach einem Genossen, einem Vertrauten, der nicht unter mir, nach einem Freunde, der neben mir steht, von dem ich gewinnen mag an Lebensfreude und« – setzte er plötzlich ernst hinzu – »an Weisheit!«

»Mein Fürst!«

»Still! Sag Karl, oder ich verlasse dich und gebe dir eine Audienz im Kreise meiner stirnfaltenden Räte.«

»Nun denn, Karl, warum der Spott: von mir Weisheit lernen zu wollen? Von mir, den man einen Ausbund jugendlicher Torheiten, einen Tollkopf, einen Schwärmer nennt!«

»In deiner Tollheit, deiner Schwärmerei liegt Weisheit; die große Weisheit der Wahrheit und Naturwärme, die ich oft mit Diogenes' Laterne suche und nicht finde.«

»Wie! Du vermissest Wahrheit und Wärme? Sei gerecht, Karl, ein Wort nur, einen Namen halte ich dir entgegen – Luise!«

Eine flüchtige Röte streifte die Stirn des Herzogs, und leise seufzend entgegnete er: »Der Name sagt viel. Aber diese erste Stunde sei dem freudigen Willkommen geweiht! Reiche mir das Glas, schenk ein: ein Freudengruß deinem Hiersein!«

Die Gläser klangen, sie schüttelten einander die Hände, und wie ein Willkommengruß von oben teilte plötzlich die Sonne Schneewolken und Morgennebel, glitzerte auf den letzten Flocken, die wie seines Silber in der Luft tanzten, und strahlte warm in das Zimmer und über die freudig bewegten Jünglinge.

Karl August ergriff zuerst wieder das Wort: »Es verdrießt mich, daß ich dich nicht bei mir aufnehmen kann. Du weißt, das Schloß ist vor vier Jahren abgebrannt, und wir sitzen mit Sack und Pack im Fürstenhause.

Ganz oben die Kanzlei, meine Gemahlin in der Beletage, unten Damen, Kavaliere, Dienerschaft, was weiß ich, wer alles. Ich habe meinen alten Hofmarschall Witzleben bis zum Verzweifeln gedrückt, daß er mir ein Quartier für dich schaffen soll; er windet sich wie ein Wurm und schwitzt vor Angst und Diensteifer, aber ein resoluter Kehraus wird nicht gehalten; so muß ich meinen Gast bei anderen unterstecken. Ich hoffe aber, du sollst es nicht schlecht haben bei diesen Kalbs; sie sind abhängig von mir, eigennützig und darum windelweich. Der Kammerjunker wird dich wie einen jungen Gott traktiert haben? Aber er weiß auch warum! Dann gibt es hier eine Tochter im Hause –«

Goethe lächelte, und sein feuriges Auge schweifte zum Fenster hinüber; der Herzog fing den Blick auf.

»Ah, das weißt du schon?« rief er. »Gustchen wirft wohl gar Angeln aus, laß sehen!«

Lebhaft sprang er auf, der Freund folgte, und beide spähten vorsichtig durch das Fenster.

Ein gar anmutiges Bild zeigte sich ihnen. Vergoldet vom Sonnenschein, eingerahmt von weißen, bauschenden Vorhängen, neben sich in der Fensterbank ein blühendes feuerrotes Geranium, saß Gustchen Kalb, eine Näherei auf dem Schoße; sie ließ den blitzenden Fingerhut so eifrig auf der Scherenspitze tanzen, als ob es nichts Interessanteres auf der Welt gäbe. Ihre runde Wange brannte, die Augen leuchteten in freudiger Erregung, denn sie hatte eben die lauschenden jungen Männer bemerkt.

»Gut gemacht!« rief Karl August überrascht, »fürwahr ein schönes Bild! Wie wird meinem Dichter? Ich glaube, sein Quartier gefällt ihm schon?«

Goethe zog den Freund vom Fenster zurück. »Das Mädchen ist reizend,« sagte er warm, »der erste Eindruck könnte nicht günstiger sein; aber was werde ich unter der schönen Hülle finden?«

Der Herzog lachte und zuckte die Achseln: »Du wirst sehen und – siegen!« rief er mit komischem Pathos; »aber jetzt zu etwas anderem. Ich möchte dich bald einführen, dir's wohnlich bei uns machen; du mußt Menschen und Verhältnisse kennen lernen. Da ist vor allen Dingen meine Mutter. Ich gestehe dir, daß sie eine kleine Pike auf dich hat, weil du gegen unseren alten Wieland deine stachligen Verse losgelassen hast; aber sie ist versöhnlich, alles Große, Edle zieht sie an, steht mit ihrer herrlichen Natur in harmonischer Wechselwirkung. Du wirst sie kennen und verehren lernen, wie ich es tue; zu ihr führe ich dich bald. Meine Frau hast du gesehen –« Karl August stockte.

»Und bewundert!« fügte Goethe hinzu. »Die Herzogin ist die reizendste, anmutigste Dame, die ich kenne.«

»Später von ihr!« rief der Herzog ungeduldig, »sehen sollst du sie auch; wen kennst du sonst noch hier? Ah, meinen Exmentor Görtz; der Graf möchte gern Luisens Hofmarschall werden, aber ich habe vorderhand der Schranzen genug. Auch meinen Bruder Konstantin kennst du; er ist und bleibt der weiche, schwärmerische Gemütsmensch, dabei aber eigensinnig und sehr bestimmt für seine achtzehn Jahre. Eine zärtliche Neigung ist auch schon bei ihm eingezogen. Karoline von Ilten heißt seine Schöne, ein sechzehnjähriges blondes Kind, aber doch erwachsen genug, um die Liebe und Aufmerksamkeit des Prinzen mit leidlicher Grazie entgegenzunehmen. Konstantin wohnt mit seinem biederen Knebel, der noch als Hofmeister fungiert, in Tiefurt, kaum eine Stunde von hier. Was möchtest du sonst von Weimar und seinen Menschen wissen, ehe ich dich hinausführe?«

Goethe zögerte.

»Ich sah bei einem Doktor Zimmermann, den ich mit Lavater in Straßburg traf, unter vielen Silhouetten, die wir beurteilten, diejenige einer jungen Frau aus den hiesigen Hofkreisen. Das Gesicht hatte, trotz der Unvollkommenheit des Bildes, einen so entzückenden Ausdruck von Liebe und Güte, daß es sich mir unauslöschlich einprägte; ja, es verfolgte mich, und ich träumte mehrere Nächte nacheinander von dieser Frau. Ein Gesicht, das sanft und zärtlich im Ausdruck die Welt klar sieht, wie sie ist, aber stets durchs Medium der Liebe. Von ihr möchte ich hören, sie kennen lernen!«

»Und wer ist es? Wie heißt sie?« fragte der Herzog gespannt.

»Es ist die Frau des Oberstallmeisters von Stein, geborene von Schardt.«

»Wie! Die Stein? Lottchen Schardt?« rief Karl August überrascht.

Goethe erschrak. »Habe ich mich geirrt, verdient sie meine Bewunderung nicht?«

Der Herzog entgegnete ernst: »Sie wird allgemein verehrt; Männer und Weiber nennen sie die bedeutendste Frau unseres Kreises, und gewiß haben sie recht; für mich ist sie zu ruhig und – erschrick nicht, Freund – zu alt! Das ist ein abscheulicher Fehler, der täglich schlimmer wird!«

Goethe lächelte. »Vielleicht findet man doch nur bei einem gewissen Alter reifen, seelischen Reiz. In welchen Verhältnissen lebt die Dame?«

»Die Stein war lange Hofdame meiner Mutter, dann heiratete sie vor jetzt vierzehn Jahren den Oberstallmeister. Drei ihrer Kinder leben, sie muß dreiunddreißig Jahre alt sein; schön war sie wohl nie, aber es fehlt ihr nicht an Anmut. Ihr Wesen hat einen sanften Ernst und eine ganz eigene Offenheit. Gesunder Verstand, Wahrheit und Gefühl sprechen aus jedem ihrer Worte, dabei ist sie graziös und freundlich, von tadellosem Takt und immer gleich an Milde und ruhiger Würde.«

»So habe ich sie mir gedacht!« rief der junge Dichter mit vor Freude und Begeisterung strahlenden Blicken. »Ich brenne vor Verlangen, sie zu sehen! Wo kann ich sie finden?«

»Gemach!« rief der Herzog. »Steins sind auf ihrem Gute Kochberg, näher bei Rudolstadt als bei Weimar, kaum in vier oder fünf Stunden zu erreichen. Gegen Weihnachten kommen sie zu uns. Neulich waren sie hier, um Luisen vorgestellt zu werden, da habe ich ihre Rückkehr mit dem Oberstallmeister besprochen; bist du aber gar zu ungeduldig, so will ich in den nächsten Tagen mit dir hinüberreiten. Laß sehen, heute haben wir Dienstag; am Freitag ist der erste Ball im Stadthause, da dürfen wir nicht fehlen; aber am Sonntag können wir frühzeitig zu ihnen reiten. Stein ist immer begierig, mir seine jungen Pferde zu zeigen, dann hast du die Frau allein; gelegentlich hoffe ich auf einen Gegendienst von deiner Seite« – der Herzog hatte die letzten Worte mit einem verlegen schelmischen Ausdruck vorgebracht, welcher Goethe stutzig machte; er wollte eben eine Frage anknüpfen, als die Tür bescheiden geöffnet wurde, und Philipps intelligentes Gesicht hereinschaute.

»Der Kammerjunker von Kalb wünscht meinen Herrn Doktor zu besuchen,« sagte er.

Goethe sah den Herzog an. »Soll uns recht sein!« rief derselbe.

Der Kammerjunker trat ein. Er war ein gut aussehender Mann in der Mitte der zwanzig; nicht ganz so feurig und frisch wie die Schwester, sah er ihr doch ähnlich, nur war ihre kecke Selbstgefälligkeit bei ihm hinter schlauer Zurückhaltung versteckt.

Sein Anzug war mit Sorgfalt gewählt, sein Kopf wohl frisiert und gepudert und sein Benehmen so respektvoll wie möglich.

Nachdem er dem Herzog mehrere tiefe Verbeugungen gemacht hatte, welche derselbe mit einem raschen: »Guten Morgen, Kalb!« und kurzem Kopfnicken beantwortete, wandte er sich an den Gast, ihm eine wohlgesetzte Begrüßungsrede des Kammerpräsidenten, seines Vaters, überbringend, welche mit der Bitte schloß, ganz und gar über die Kräfte des Hauses verfügen und bestimmen zu wollen, wen man zum Diner einladen solle.

Er hatte noch nicht ganz geendet, als der Herzog rasch einfiel: »Mich vor allen Dingen! Ich will einmal gemütlich außer dem Hause essen; dann könnt ihr den Hofrat Wieland, meinen freundlichen Hildebrand von Einsiedel, Bertuch, Oberforstmeister von Wedel, Musäus – « Halb mitleidig, halb lachend sah Goethe, wie bei Aufzählung der Namen, welche kein Ende nehmen wollten, das Gesicht des Kammerjunkers immer länger und betretener wurde; er fiel also dem Herzoge, der in seiner heiteren Laune nichts bemerkte, in die Rede und sagte: »Ich möchte mich, wenn Eure Durchlaucht nichts dagegen haben, vor allen Dingen dem Hausherrn präsentieren.«

Karl August erklärte sich einverstanden; er gebot dem Kammerjunker voranzugehen und sie anzumelden; Kalb eilte fort.

»Wir wollen uns einen ungebunden lustigen Mittag machen, lieber Junge!« sagte der Herzog, des Freundes Arm ergreifend. »Und nun komm, der alte Perückenstock wird sehnlichst unser harren!«

Dem war aber nicht so. Die Familie saß in zwangloser Weise beim Frühstück, und ein allgemeiner fluchtartiger Aufstand, durch des Bruders Meldung veranlaßt, brachte diesen in große Verlegenheit.

Der alte Kammerpräsident, aus dem Kanapee aufgescheucht, entfloh mit flatterndem Schlafrock um die Ecke in die Tür eines Nebenzimmers. Er zerbrach im Verschwinden seine Tonpfeife, die funkensprühend in das Zimmer zurückflog. Seine Gemahlin, ebenso nachlässig gekleidet und mit einer Filetarbeit, an der Decke des Frühstückstisches befestigt, brachte ein bedenkliches Klirren und Schwanken des Geschirrs hervor, der Milchtopf fiel um und ergoß seinen Inhalt; ein wohlgenährter Mops saß zornig aufrecht und kläffte wütend die Ruhestörer an. Gustchen hielt, was zu halten war, drückte dann die Mutter wieder in ihre Ecke und hüllte sie in eine Mantille. Zur Seite wurde eine zweite Frühstücksstunde gestört, die Frau Leonore Kalb ihrem Kindchen bereitete; die junge Mutter beschäftigte sich errötend mit ihrem Anzuge, während das kleine Wesen schreiend und zappelnd die Fortsetzung des Mahls begehrte.

Fürst und Dichter traten lächelnd unter diese Gruppen. Nach und nach beruhigten sich Lärm und Aufstand.

Die Kammerpräsidentin empfing den Besuch mit rasch wiedergewonnenem Anstande; Frau Leonore entfloh mit ihrem Kleinen; der Mops leckte die Milch, und Gustchen sowie der Bruder unterstützten die Mutter in höflichen Formen und artigen Reden.

Nach einiger Zeit kam auch der Vater in gewählterem Anzuge, doch mit aufgeregtem Schwenken des Haarbeutels wieder zum Vorschein; er suchte mit einer Menge untertäniger Floskeln den vorhergehenden Eindruck gut zu machen, und die geehrten Gäste von ihrem Wert und der so unwürdigen wie zerknirschten Persönlichkeit ihres submissest ersterbenden Wirts zu überzeugen.

Karl August ertrug dergleichen nicht lange; er fuhr kurz dazwischen und sagte, was er von seinen »untertänigsten Knechten« wollte.

»Sie müssen mir den Doktor gut halten, Präsident!« sprach er bestimmt. »Sie müssen ihm nach Kräften unser Weimar angenehm machen. Er muß sich frei bewegen, tun und lassen können, was er mag; geben Sie ihm einen Hausschlüssel und die Kost auf seinem Zimmer, wenn er es befiehlt. Wünscht er Ihre Gesellschaft, so wird er zu Ihnen kommen; größtenteils wird er wohl bei mir im Fürstenhause sein. Diesen Mittag essen wir bei Ihnen; – Ihr Sohn sagt, daß Sie eingerichtet sind,« – fügte er freundlich, zur Hausfrau gewandt, hinzu – »und die Damen werden sich hoffentlich nicht ausschließen! Wir werden dann auch Ihre Frau begrüßen, Kammerjunker, die wir diesen Morgen in den süßesten Pflichten störten, und wollen munter und guter Dinge zusammen sein. Einige Winke, wen ich gern hier sehen würde, habe ich schon fallen lassen.«

Mit diesen Worten stand er auf. Alles folgte seinem Beispiel; Goethe brach eine halblaute neckische Unterhaltung mit seiner reizenden Nachbarin ab, um gleichfalls dem Kammerpräsidenten und seiner Gemahlin einige Worte zu sagen, während der Herzog sich jetzt Augusten nahte: »Ich glaube, Frau von Werthern ist eine gute Freundin von Ihnen?«

Gustchen sah erstaunt zu ihm auf; er aber fuhr eilig fort: »Es freut Sie gewiß, die schöne Frau einmal zu sich einzuladen, und es würde mir angenehm sein, Ihre Freundin am heutigen Mittag hier zu sehen; gehen Sie gleich selbst zu ihr, dann wird sie gewiß kommen.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich rasch und ging.

Karl August und Goethe verließen bald darauf das Haus, um sich nach dem Wittumspalais zur Herzogin Anna Amalie zu begeben, welche der Herzog gern für den Freund gewinnen wollte.

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