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Rumpelchen-Humpelchen

Der kleine Stelzfuß

Rumpelchen-Humpelchen geht auf drei Bein' –
Hat noch ein hölzernes zu seinen zwei'n.
Sieht, wie die andern tanzen und springen,
Hört, wie sie lärmen, laufen und singen;
Möcht' gern mit ihnen lustig sein
Und auch sich drehen im Ringelreih'n.
Aber immer allein muß er gehen,
Denn die andern bleiben nicht stehen,
warten auf ihn nicht und laufen ihm fort.
So bleibt denn Humpelchen fein am Ort,
Liegt im blinkenden Sonnenschein,
Guckt in den blauen Himmel hinein.
Ach, so still ist es um ihn her,
Und sein Herz ist ihm bang und schwer;
Seine Augen werden ihm naß,
funkelnde Tränlein fallen ins Gras.

Plötzlich hört er zu weinen auf,
Blickt ganz erstaunt zur Sonne hinauf.
Hinter den Wolken kommt etwas hervor –
Flüstern und Lachen tönt an sein Ohr.
Die Himmelstüre öffnet sich weit –
Und Englein kommen herabgeschneit.
Das ist ein Nicken, Fragen und Grüßen,
Mit goldenen Krönlein, auf silbernen Füßen
Huschen sie leise ins blumige Gras,
Setzen sich nieder, erzählen ihm was.
Märchen so wunderschön und so fein
Erzählen ihm all diese Engelein.

Rumpelchen lauscht und freut sich gar sehr,
Denkt an seinen Kummer nicht mehr. –
Endlich stehen die Engelein auf,
Schauen erschrocken zum Himmel hinauf, –
Nun schlafe wohl – hab' gute Ruh' –
Sieh, Sonne macht gleich die Türe zu,
Müssen nun schnell in den Himmel hinein,
Der Mond stiehlt sonst unsere Krönelein. –
Und husch! sind sie fort. – Das Rumpelchen lacht,
Die Märlein haben ihn froh gemacht.

Von jetzt an war er nie mehr allein,
Denn alle wollten nun bei ihm sein.
Sie sitzen dicht um ihn her im Kreis
Und lauschen den Märlein, die Rumpelchen weiß.

Nun ist er ihr König, denn jederzeit
Hat er ein neues Märchen bereit.
Vergessen ist Krücke und hölzernes Bein,
Ihn Humpelchen rufen, fällt niemand mehr ein.
Und Rumpelchen wurde ein glücklicher Mann,
Weil er so viel Schönes erzählen kann.

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