Felix Dahn
Meine welschen Ahnen
Felix Dahn

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III.

Jedoch nicht nur am römischen Staat, auch an den römischen Göttern hielten sie treu, die Gaudiosi.

Als unter Constantius, dem Sohne Constantins, die Tempel geschlossen und die Opfer verboten wurden, wie im ganzen Reich so in Gallien, geriet Felix Gaudiosus in Verdacht bei dem Archipresbyter von Arles: dessen Späher überraschten ihn wie er in seinem schönen Reb- und Olivengarten am Rhodanus dem Genius Loci ein Rauchopfer darbrachte: einer der Kirchendiener sprang hinzu und stieß die Räucherschale in das Feuer: Felix schlug ihn nieder mit der Faust. Schlimm war es ihm ergangen vor dem Tribunal des Judex zu Arles: aber da trat während der Verhandlung von der Straße her vor die »Cancelli« des Gerichts ein Mann, dem der Kriegermantel das Haupt und die Stirn bedeckte: er hörte aufmerksam zu und als der Richter das Urteil fällen wollte, rief jener: »Halt ein! Es wird keiner mehr gestraft in meinem Gallien, weil er den Göttern dient und ihre Altäre schützt.« Und schlug die Kapuze zurück: es war der Cäsar Julian. »Felix Gaudiosus heißest du, wie der Ankläger sprach? So sei denn ›glücklich‹ und ›freudig‹ immerdar, tritt her zu mir und folge mir fortan.« Und er folgte ihm getreulich – als einer seiner Leibwächter.

Bevor sie Arles verließen, verriet er dem Cäsar, daß der Archipresbyter, der das Nackte zu sehen nicht ertragen konnte, befohlen hatte, eine wunderschöne marmorweiße Venus in ihrem – nun geschlossenen – Tempel zu zerschlagen: Julian stellte Wachen auf, die Göttin zu schützen.

Noch heute lebt sie im Louvre zu Paris. –

Nach kurzem Abschied von Weib und Kindern – der Cäsar verschmähte dabei nicht, im wohlgepflegten Rebgarten einen Becher des dunkeln Rhoneweins zu leeren – folgte der ›Satelles‹ dem Feldherrn.

Er sollte nicht mehr zurückkehren: zwar bei Straßburg kam er noch mit einem alamannischen Schwerthieb König Chnodomars davon, aber in Persien waren es der Pfeile zu viele, die er für den vom Roß gestürzten Imperator auffing.



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