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Achtes Kapitel.

Ulm' und Platane frei erheben
Ob meinem Pfad den Riesenast,
Grau, alt, gebeugt fast von der Reben
Nicht minder grau- und alter Last;
Frei schweifen klare Ströme, finden
In frischem Grün die Trift sich blähn;
Frei opfern Blumen Duft den Winden,
Wo Sensen nie die Halme mähn.

Bryant.

 

Ich hatte von meines Vaters frühern Abenteuern genug gehört, um zu wissen, daß der im letzten Kapitel erwähnte Mann dabei eine ausgezeichnete Rolle gespielt, und ich erinnerte mich, daß derselbe sich des vollsten Vertrauens meines Vaters erfreut hatte. Neu jedoch war mir, daß Sureflint und Trackleß Eine und dieselbe Person waren; obwohl ich, als ich mich recht über die Vergangenheit besann, eine dämmernde Erinnerung hatte, Etwas der Art auch früher schon gehört zu haben. Jedenfalls hatte ich jetzt einen Freund an meiner Seite und erachtete es nicht mehr für nöthig, auf meiner Hut zu seyn. Das war in jeder Hinsicht eine große Erleichterung, da man doch nicht gern mit einem Fremden reist, in dessen Nähe man, wenn auch noch so leise, den Gedanken und die Empfindung hat, es könne demselben einfallen. Einem eine Kugel durch den Kopf zu jagen, sobald man etwa einmal sich unbehutsam umwende.

Susquesus näherte sich den Jahren der Abnahme. Wäre er ein Weißer gewesen, so könnte ich sagen, er stand im grünen Alter, aber der Ausdruck rothes Alter würde weit besser für ihn passen. Seine Züge waren noch ausnehmend fein, während die Wangen, ohne sehr voll zu seyn, jenes Aussehen von abgehärteter Festigkeit hatten, welches Fleisch und Muskeln durch Anstrengungen und Einflüsse der rauhen Witterung bekommen. Seine Gestalt war so aufrecht, wie in seinen besten Tagen, denn der Körper eines rothen Mannes unterliegt in dieser Beziehung selten dem Druck einer andern Macht als des allerhöchsten Alters und des Rums. Susquesus ließ den Feind nie in seinen Mund ein, und demzufolge war die Citadelle seines physischen Menschen gegen jeden Angriff sicher, außer dem der Zeit. Die Zehen einwärts gekehrt und in den Knieen sich biegend, wenn er ging, glitt der alte Krieger und Läufer noch mit leichter Bewegung über den Boden hin; und als ich Gelegenheit hatte, ihn in rascherem Laufe zu sehen, was bald nachher der Fall war, bemerkte ich wohl, daß seine Sehnen zur höchsten Kraft gespannt schienen und jede seiner Bewegungen ganz frei war.

Eine Zeit lang plauderten der Indianer und ich von dem letzten Kriege und von den Scenen, bei welchen Jeder von uns eine thätige Rolle gespielt hatte. Wenn meine Bescheidenheit so augenfällig war, wie die von Sureflint, so hatte ich keinen Grund, mit mir unzufrieden zu seyn; denn die Art, wie er Ereignisse erwähnte, bei welchen er, wie ich wußte, sich hervorgethan hatte, war einfach und ganz frei von jener Prahlerei, welcher der rothe Mann sich gern überläßt – am meisten dann, wenn er seine Feinde herausfordern und reizen will. Endlich änderte ich den Gegenstand des Gesprächs, indem ich plötzlich sagte:

»Ihr waret nicht allein, Susquesus, in jenem Fichtendickicht, – in dem Dickicht, meine ich, aus welchem Ihr herauskamet, als Ihr Euch zu mir geselltet?«

»Nein – gewiß. War nicht allein. Leute genug dort.«

»Befindet sich in diesem Gebüsch ein Lagerplatz Eures Stammes?«

Ein Schatten flog über das dunkle Gesicht meines Begleiters, und ich sah, daß ich eine Frage gethan hatte, die ihm wehe that. Er schwieg eine kleine Weile, ehe er antwortete, und dann that er es in einem, wie mir schien, traurigen Tone. »Susquesus nicht mehr haben Stamm. Verlassen Onondago jetzt dreißig Sommer; mag nicht leiden Mohawk.«

»Ich erinnere mich, Etwas der Art von meinem Vater gehört zu haben, der mir zugleich erzählte, die Ursache, warum Ihr Euren Stamm verlassen, gereiche Euch zum Lobe. Aber Ihr hattet Musik in dem Dickicht?«

»Ja; Mädchen singen – Mädchen lieben Gesang; Krieger zuhören gerne.«

»Und der Gesang? – In welcher Sprache waren die Worte?«

»Onondago,« antwortete der Indianer mit leiser Stimme.

»Ich hatte keine Idee, daß die Musik der rothen Leute so süß sey. Seit langer Zeit habe ich keinen Gesang mehr gehört, der mir so ans Herz drang, obgleich ich die Worte nicht verstehen konnte.«

»Vogel, zierlicher Vogel – singen wie Zaunkönig.«

»Und habt Ihr viel solche Musik in Eurer Familie, Susquesus? Wenn das ist, werde ich oft kommen, um zuzuhören.«

»Warum nicht kommen? Pfad nicht haben Zäune von Hecken; Pfad auch kurz. Mädchen singen, wenn Ihr wollt.«

»Dann werde ich gewiß bald einmal Euer Gast seyn. Wo wohnt Ihr der Zeit? Seyd Ihr dermalen Trackleß oder Sureflint? Ich sehe, Ihr seyd bewaffnet, aber nicht bemalt.«

»Streitaxt begraben sehr tief jetzt. Sie nicht ausgraben in vielen Jahren. Mohawk machen Frieden; Oneida machen Frieden; Onondago machen Frieden; Alle begraben Streitaxt.«

»Nun, um so besser für uns Landbesitzer. Ich bin gekommen, um meine Ländereien zu verkaufen und zu verleihen; vielleicht könnt Ihr mir sagen, ob diesen Sommer viele junge Männer sich aufgemacht haben, Ländereien zu erjagen?«

»Der Wald voll. So Viele als Tauben. Wie Ihr verkaufen Land?«

»Das hängt davon ab, wo es ist und von welcher Güte. Wünscht Ihr zu kaufen, Trackleß?«

»Indianer besitzen jetzt Land so viel er braucht. Ich machen Wigwam, wo es mir gefällt, ihn auch machen, wann mir gefällt.«

»Ich weiß recht gut, daß Ihr Indianer dies Recht ansprecht; und so lange das Land in seinem gegenwärtigen wilden Zustand bleibt, wird Niemand im Stande seyn, es Euch streitig zu machen. Aber Ihr könnt nicht pflanzen und einheimsen, wie die Meisten Eures Volkes in ihrem eigenen Lande thun.«

»Haben keine Squaw – haben keine Pappoose – wenig Korn genug für Susquesus. Haben nicht Stamm, – nicht Squaw – nicht Pappoose.«

»Ihr habt Freunde. Susquesus,« antwortete ich, »wenn Ihr auch nicht Weib und Kinder habt.«

»Vater guter Freund: hoffen sein Sohn auch Freund. Großvater großer Freund, ehemals: aber der gegangen weit weg und nicht wieder kommen. Kenne Mutter, kenne Vater – Alle gut.«

»Nehmt welches und so viel Land Ihr wollt, Trackleß – bauet es an, verkauft es – thut damit, was Ihr wollt.«

Der Indianer schaute mich scharf an, und ich bemerkte, daß ein leises Lächeln des Wohlgefallens über sein wettergebräuntes Gesicht flog. Er war jedoch nicht leicht dahin zu bringen, daß er seiner gewohnten Gleichmüthigkeit und der Beherrschung aller seiner Gemüthsbewegungen vergaß; und dieser sein Gesicht erleuchtende Strahl verschwand wieder wie ein Sonnenstrahl mitten im Winter. Der ernsteste, strengste Weiße hätte doch vielleicht meine Hand gefaßt und durch irgend ein Zeichen seine Dankbarkeit verrathen; aber nachdem die leise Spur von innerer Bewegung, deren ich erwähnt habe, verschwunden war, blieb in dem dunkeln Gesichte meines Begleiters Nichts zurück, was im Mindesten darnach aussah, als gäbe er irgend einem weicheren Gefühle Raum. Doch war er zu höflich und hatte zu viel vom angeborenen Wesen eines Gentleman, als daß er nicht hätte Etwas erwiedern sollen auf ein Anerbieten, das so sichtlich und freiwillig von Herzen kam.

»Gut!« sagte er nach einer langen Pause. »Sehr gut, das; gut, von jungem Krieger an alten Krieger angeboten. Danken Euch – Vögel genug; Fische genug; Botschaft genug jetzt und nicht brauchen Land. Zeit kommen vielleicht – glaube Zeit muß kommen – kommen für alle rothen Männer hier herum; so glauben, Zeit muß kommen.«

»Was für eine Zeit, meint Ihr, Trackleß? Laßt sie kommen, wenn sie mag. Ihr habt einen Freund an mir. Welche Zeit meint Ihr, mein tapferer alter Sureflint?«

Der Trackleß blieb stehen, ließ den Kolben seiner Büchse auf den Boden gleiten und stand eine Minute unbeweglich da, ragend wie eine schöne Statue.

»Ja, Zeit kommen, so glaube ich,« fuhr er fort. »Einmal alter Krieger leben in Wigwam und erzählen jungem Krieger von Scalp, und Berathungsfeuer, und Jagd, und Kriegspfad; jetzt Besen und Körbe machen.«

Dies war nicht leicht zu mißverstehen; und ich erinnere mich nicht, je ein so lebhaftes Interesse auf eine so kurze Bekanntschaft hin empfunden zu haben, als ich für diesen Onandago zu fühlen begann. Priscilla Bayard selbst, so liebreizend, gewinnend, anmuthig und weiblich, hatte kein so starkes und lebhaftes Interesse in mir erregt, als dasjenige, welches in mir für den alten Sureflint erwachte. Aber ich begriff vollkommen, daß sich dies in Handlungen und nicht in Worten betätigen mußte. Für den Augenblick begnügte ich mich, nach dem Brauche der Bleichgesichter, die sehnige Hand des Kriegers zu fassen und zu drücken, und wir wanderten neben einander weiter, ohne des Gegenstandes weiter zu erwähnen, der, die Wahrheit zu gestehen, für mich ebenso peinlich war – wie für meinen Begleiter.

»Ich habe Euren Namen nennen hören, als Einen von denen, welche mit meinem Vater als einem jungen Manne, auf dem Nest waren, Susquesus,« fing ich wieder an; »damals als die Canada-Indianer den Versuch machten, das Haus zu verbrennen.«

»Gut! – Susquesus dort – junger holländischer Häuptling getödtet damals.«

»Ganz richtig – sein Name war Guert Ten Eyck; und mein Vater und meine Mutter, und Euer alter Freund, Oberst Follock, der nachmals Major in unserem Regiment war, wie Ihr Euch noch erinnern werdet, halten bis auf diesen Tag sein Gedächtniß in Ehren als das eines sehr theuren Freundes.«

»Das Alle, die lieben sein Gedächtniß, jetzt noch?« fragte der Indianer, indem er einen seiner forschendsten, lebhaftesten Blicke auf mich richtete.

Ich verstand die Anspielung, welche auf Muhme Mary zielte, von der ich hatte reden hören als der Verlobten oder doch wenigstens der Geliebten des jungen Albaniers.

»Nicht Alle: es ist auch noch eine Lady, welche seinen Verlust betrauert, als wäre sie seine Wittwe.«

»Gut – aber Squaw trauern nicht sehr lange Zeit. Manchmal, nicht immer.«

»Seyd so gut, Sureflint, und sagt mir, wißt Ihr vielleicht Etwas von einem Manne, genannt der Kettenträger? Er war auch beim Regiment und Ihr müßt ihn während des Krieges gesehen haben.«

»Gewiß! – kennen Kettenträger – ihn gekannt auf Kriegspfad – ihn gekannt, wie Streitaxt begraben worden. Kettenträger gekannt vor altem französischem Krieg. Gelebt in den Wäldern mit ihm – er Einer von uns. Kettenträger mein Freund!«

»Es freut mich, das zu hören, denn er ist auch der meinige, und es wird mich freuen, wenn ich als der Freund von Beiden in den Bund aufgenommen werde.«

»Gut, – Susquesus und junger Landbesitzer Freunde von Kettenträger – gut!«

»Es ist gut, und ein Bund, der nicht so leicht von mir vergessen werden soll. Der Kettenträger ist so ehrlich wie das Sonnenlicht, und so zuverlässig, wie sein Compaß selbst, Sureflint, – so wahrhaft und treu wie Ihr.«

»Fürchten, er auch in kurzer Zeit Besen machen,« sagte der Indianer, und das Bedauern, das er ohne allen Zweifel fühlte, drückte sich sehr sprechend in seinen Zügen aus.

Der arme alte Andries! Ohne die warmen und treuen Freunde die er an meinem Vater, Oberst Dirck und mir hatte, war wirklich einige Gefahr, es möchte dahin kommen. Daß er seinem Vaterland in einer Revolution gedient hatte, konnte ihm wenig nützen, da dies Land zu arm war, um für seine alten Diener zu sorgen, und vielleicht nicht dazu geneigt, hätte es auch die Mittel dazu besessen. Dies muß als einer der Hiebe gelten, welchen die Republik ausgesetzt ist, theils weil sie sie verdient, theils weil sie eine Republik ist. Man hört gar viel von dieser Undankbarkeit der Republiken, aber Wenige nehmen sich die Mühe, die Wahrheit der Anklage, oder, wenn sie wahr ist, ihren Grund zu untersuchen. Ich halte die Anklage theilweise für wahr, und zwar aus dem nahe liegenden Grund, weil eine auf dem Volkswillen ruhende Regierung notwendigerweise in solchen Dingen den Eingebungen und Stimmungen des Augenblicks folgt, und keine Notwendigkeit sieht, gerecht zu seyn, um ihre Dauer zu sichern. Sodann ist eine Demokratie immer dem Einfluß des heuchlerischen Geredes von Sparsamkeit preisgegeben, – das zweitgrößte Uebel nach dem: der Verschwendung und Habgier derer preisgegeben seyn, welche nehmen, weil sie die Gewalt haben. Was jedoch die Soldaten der Revolution betrifft, so hat Amerika, mehr in Folge von Gefühlsaufwallungen, als in Kraft des ruhigen, überlegten Bestrebens gerecht zu sehn, seit der Zeit Mr. Mordaunt Littlepage's mit solcher Freigebigkeit für Pensionen für dieselben gesorgt, daß es nicht nur alle seine Freunde, sondern auch eine gute Anzahl seiner Feinde bedachte. D. H. Ich sage dies ohne die Absicht, weder auf das Volk noch auf die Regierung ein schlimmes Licht zu werfen; denn es ist nicht leicht, den Menschen der Gegenwart den schweren Druck des Geldmangels begreiflich uns anschaulich zu machen, der noch ein paar Jahre nach dem Frieden auf dem Land lastete. Es erholte sich, wie das Kind sich von einer Krankheit erholt, durch die Stärke seiner Natur und mittelst seiner gesunden Lebenskraft: und eines der Mittel, durch welche es sich erholte und genas, war, daß es sich zum Anbau des Bodens wandte und die Sichel statt des Schwertes schwang. Doch ich fahre in der Erzählung des Gespräches fort.

»Der Kettenträger ist ein ehrlicher Mann,« antwortete ich, »und wie nur zu Viele seiner Klasse arm; aber er hat Freunde, und weder er noch Ihr, Sureflint, sollt je Euch in die Nothwendigkeit versetzt sehen, solche Weiberarbeit zu verrichten, wenn Ihr es nicht selbst wollt, so lange ich ein Haus oder ein Pachtgut zu Ravensnest unbesetzt habe.«

Wieder gab der Indianer seine Anerkennung meiner Freundschaft für ihn zu erkennen, durch jenes flüchtige sich Erheitern seines dunkeln Gesichts; aber wieder schwanden auch alle Spuren innerer Bewegung allmälig dahin.

»Wie lange Ihr ihn nicht gesehn?« fragte er mich plötzlich.

»Ihn gesehen – den Kettenträger, meint Ihr? Ich habe ihn jetzt über ein Jahr nicht gesehen, nicht mehr seit wir uns trennten bei Auflösung des Regiments.«

»Nicht meinen den Kettenträger – meinen das,« und er deutete vor sich hin, »Haus, Baum, Pachthof, Land, Nest.«

»Oh, wie lang es sey, daß ich das Patent nicht gesehen? Ich habe es noch nie gesehen, Sureflint; – dies ist mein erster Besuch.«

»Das seltsam! Wie Ihr besitzen Land, wenn es nie gesehen?«

»Bei den Bleichgesichtern haben wir solche Gesetze, daß Eigenthum von den Eltern auf die Kinder übergeht; und ich habe mein Besitzthum in dieser Gegend von meinem Großvater, Herman Mordaunt geerbt.«

»Was das bedeuten: erben? Wie einem Mann gehören Land, wenn er nicht es in Besitz hat?«

»Wir besitzen es, wenn nicht, indem wir persönlich und leiblich auf der Stelle bleiben, in Kraft unserer Gesetze und Rechte. Wir Bleichgesichter regeln alle diese Sachen auf dem Papier.«

»Euch scheinen das gut? Warum nicht lassen einen Mann nehmen Land, wo er es braucht, wenn er es braucht? Land die Fülle. Haben mehr Land als Volk. Genug für Jedermann.«

»Eben dieser Umstand macht unsre Gesetze gerecht; wäre nicht Land genug da für Jedermann, so könnten diese Beschränkungen und Eintheilungen möglicherweise ungerecht scheinen und auch wohl es seyn. Nun aber kann Jeder ein Gut haben, wer einen mäßigen Preis dafür bezahlen mag. Der Staat verkauft und Landeigentümer verkaufen; und wer nicht vom Einen kaufen will, kann es vom Andern.«

»Das wahr genug seyn; aber nicht einsehen Nothwendigkeit von dem Papier. Wenn Einer will bleiben auf einem Land, laßt ihn bleiben; wenn er will gehen wohin, laßt einen andern Mann kommen. Was nützen, für Anwesen und Besserungen zahlen?«

»Um Anwesen und Besserungen zu haben. Wir nennen das die Rechte des Eigenthums, ohne welche kein Mensch nach mehr streben würde, als sich zu kleiden und zu nähren. Wer würde jagen, wenn Jeder, der des Weges käme, das Recht hätte, das von ihm erlegte Wild aufzugreifen und ihm die Haut abzuziehen?«

»Sehe das, ganz gut – nicht angehen, nein, nicht angehen. Sehe aber nicht, warum mit Land es seyn wie mit Haut; Haut wird mitgenommen von Krieger und Jäger, und Land bleibt, wo es ist.«

»Das ist deßwegen, weil der Reichthum von Euch rothen Männern sich auf bewegliches Besitzthum und auf Eure Wigwams beschränkt, so lang Ihr darin zu wohnen Lust habt. Insoweit achtet Ihr die Rechte des Eigenthums so gut als die Bleichgesichter; aber Ihr müßt einen großen Unterschied sehen zwischen Eurem Volk und dem meinigen, – zwischen dem rothen und dem weißen Mann?«

»Ganz gewiß, verschieden seyn: der Eine stark, der Andere schwach – der Eine reich, der Andere arm – der Eine groß, der Andere klein – der Eine wegtreiben, der Andere gehen müssen – der Eine Alles haben, der Andere Nichts behalten – der Eine marschiren in großen Armeen, der Andre in indianischen Reihen, fünfzig Krieger vielleicht, – das der Grund, so denke ich.«

»Und warum können die Bleichgesichter in großen Heeren marschiren, mit Kanonen und Pferden und Bajonetten, und warum thut der rothe Mann nicht dasselbe?«

»Weil er das Alles nicht bekommen – nicht bekommen Krieger – nicht bekommen Gewehre – nicht bekommen Bajonett – Nichts bekommen er.«

»Ihr gebt die Wirkung an statt der Ursache, Sureflint, oder die Folgen des Grundes statt des Grundes selbst. Ich hoffe, ich mache mich Euch verständlich. Hört mich an, ich will es Euch erklären. Ihr habt viel mit den weißen Männern gelebt, Susquesus, und könnt deßhalb wohl glauben, was ich sage. Es gibt Gute und gibt Schlimme unter allen Völkern. Die Farbe macht in dieser Hinsicht keinen Unterschied. Dennoch sind nicht alle Völker gleich. Der weiße Mann ist stärker als der rothe Mann und hat diesem sein Land genommen, weil er mehr weiß und versteht.«

»Er auch am meisten. Zählt Armee, dann zählt Kriegsfährten. – Ihr sehen!«

»Es ist wahr, die Bleichgesichter sind jetzt die zahlreicheren; aber vor Zeiten waren sie es nicht. Erzählen nicht Eure überlieferten Sagen, wie wenige die Yengeese waren, als sie zuerst über den Salzsee kamen?«

»Gekommen in großen Canoe's, – zwei, drei voll, nicht mehr.«

»Nun und wodurch wurden zwei oder drei Schiffe voll weißer Männer so stark, daß sie alle rothen Krieger von der See zurücktrieben und Meister des Landes wurden? Könnt Ihr mir hievon einen Grund angeben?«

»Weil sie mit sich bringen Feuerwasser, und rother Mann ein so großer Thor, es zu trinken.«

»Eben dies Feuerwasser, welches ohne Zweifel ein grausames Gift für die Indianer geworden, ist eine der Früchte der Kenntnisse der Weißen. Nein, Susquesus, die Rothhaut ist so tapfer als das Bleichgesicht; eben so bereit, seine Rechte zu vertheidigen und ebenso tüchtig und gewandt; aber er weiß und versteht nicht so viel. Er hatte kein Schießpulver, bis der weiße Mann es ihm gab – keine Büchse – keine Hacke, kein Messer, keinen Tomahawk, als die er sich aus Steinen machte. Alle die Kenntnisse nun und das Wissen und alle die Künste des Lebens, deren der Weiße sich erfreut und die er zu seinem Nutzen wendet, entspringen aus den Rechten des Eigenthums. Kein Mensch würde einen Wigwam bauen, um Büchsen darin zu machen, wenn er dächte, er könne ihn nicht behalten, so lang er Lust habe, ihn verkaufen, wenn es ihm gefalle, und ihn seinem Sohne hinterlassen, wenn er in das Land der Geister hinübergehe. Dadurch, daß in dieser Weise die Liebe des Menschen zu sich selbst Aufmunterung erhielt, brachte er es dahin, so Vieles zu leisten. So überliefert auch der Vater dem Sohne, was er gelernt hat, nicht minder, als was er gebaut oder gekauft hat; und so werden mit der Zeit die Nationen mächtig, im Verhältniß als sie civilisirt werden, wie wir es nennen. Ohne diese Eigenthumsrechte könnte kein Volk civilisirt seyn; denn kein Volk würde seine Kräfte auf's Aeußerste anstrengen, wenn nicht jedem Manne gestattet wäre, Herr und Meister zu seyn und zu bleiben von dem was er sich zu erwerben vermag; jederzeit, versteht sich, unterworfen den großen und allgemeinen Gesetzen, welche nöthig sind, um solche Dinge zu regeln. Ich hoffe, Ihr versteht meine Meinung, Trackleß?«

»Gewiß – nicht wie Trackleß' Moccasin – meines jungen Freundes Zunge Spuren hinterlassen. Aber, Ihr meinen, große Geist sagen, Wer soll haben Land, Wer nicht?«

»Der große Geist hat den Menschen geschaffen wie er ist, und die Erde wie sie ist: und er hat gewollt, daß Jener der Herr von dieser sey. Wenn es nicht sein Wille wäre, daß der Mensch thue, was er gethan hat, so wäre es nicht geschehen. Verschiedene Gesetze und verschiedene Denkweisen mußten dann auch zu verschiedenen Erfolgen führen. Wenn das Gesetz in Beziehung auf die Rechte alle Menschen gleich stellt, so leistet es, was von ihm erwartet werden kann. Diese Gleichstellung nun besteht nicht darin, daß man zu wiederkehrenden Zeiten Alles in Stücke reiße, sondern in der Achtung gewisser großer Grundsätze, die an sich gerecht und, aber denen man, wenn sie einmal aufgestellt und in Bewegung gesetzt sind, ihren Gang und Lauf lassen muß. Wenn die Rechte des Eigenthums zuerst aufgestellt werden, müssen sie billig und ehrlich festgestellt werden, nach einer allgemein anerkannten Regel; sodann aber müssen sie unverletzlich bleiben – das heißt: heilig seyn.«

»Verstehen – nicht umsonst auf einer Lichtung leben. Das die Meinung; keinen Kopf haben ohne Hof und Gut zu haben.«

»Das ist im Wesentlichen der Sinn, Sureflint; obgleich ich es ein wenig anders würde ausgedrückt haben. Ich will das sagen: die Bleichgesichter würden seyn wie die rothen Männer ohne Gesittung; und sie würden keine Gesittung haben, ohne das Recht auf ihren Grund und Boden. Niemand wird für einen Andern so arbeiten, wie für sich selbst. Wir sehen das am einfachsten jeden Tag, wenn wir beobachten, daß der Wunsch, guten Lohn zu bekommen, den gemeinen Arbeiter nicht dazu bringt, tagweise so Viel zu arbeiten, als er im Akkord auf eigne Rechnung arbeitet.«

»Das wahr!« versetzte der Indianer lächelnd; denn er lachte selten, und er wiederholte eine im Lande übliche Redeweise! »Tagweise, tagweise, langsam, akkordweise, schnell, schnell, schnell. Das Religion des Bleichgesichts, junger Häuptling!«

»Ich wüßte nicht, daß unsre Religion viel damit zu schaffen hätte; aber ich will gestehen, daß so unsre Art und unser Brauch ist. Ich bilde mir ein, daß es ebenso ist bei allen Racen und Farben. Es muß Einer für sich selbst arbeiten, wenn er sein Aeußerstes thun soll; und er kann nicht für sich selbst arbeiten, wenn er nicht die Früchte seiner Arbeit genießen darf. Deßwegen muß er ein Recht auf Landeigenthum haben, sey es nun gekauft oder gemiethet, wenn er dieß Land so bebauen soll, daß es Alles hervorbringt, was es nach der Absicht der Natur hervorbringen soll. Aus dieser Nothwendigkeit beruht das Eigenthumsrecht; der Gewinn ist Gesittung; der Verlust Unwissenheit, Armuth, Schwäche. Aus diesem Grunde nun kaufen und verkaufen wir Land, ebenso wie Kleider, Waffen und Zierraten.«

»Denke es verstehen. Großer Geist das sagen, müssen Grund und Boden haben?«

»Der große Geist hat gesagt, wir sollen Bedürfnisse und Wünsche haben, welche nur dadurch erfüllt und befriedigt werden können, daß wir Landgüter haben; um Landgüter und Landbau zu haben, müssen wir Eigenthümer haben; und Eigenthümer können nicht existiren, wenn ihr Recht auf ihr Land nicht geschützt ist. Sobald dies weggenommen würde, müßte uns das ganze Gebäude über dem Kopf zusammenstürzen, Susquesus.«

»Wohl, glauben so. Wir sehen einmal. Junger Häuptling wissen, wo er ist?«

»Nicht genau; aber ich vermuthe, wir nähern uns den Ländereien von Ravensnest.«

»Nun, das auch seltsam genug! Land besitzen und es nicht kennen. Seht – bezeichneter Baum – das Zeichen, daß Euer Land anfange.«

»Dank Euch, Sureflint – ein Vater würde auch sein eignes Kind nicht kennen, wenn er es zum ersten Mal sähe. Wenn ich gleich hier Eigenthümer bin, müßt Ihr doch bedenken, daß dies mein erster Besuch auf diesem Platze ist.«

Während des Gesprächs hatte mich der Trackleß von der Hauptstraße ab auf einen Fußpfad geführt, der, wie ich nachher fand, über einige Hügel hinführte und uns beinahe zwei Meilen Weges erwarte. In Folge dieser veränderten Richtung hätte mich Jaap nicht einholen können, wenn er auch rascher von der Stelle gekommen wäre, als dieß der Fall war; aber bei dem schlechten Wege war unser Schritt schneller als der der abgematteten Thiere. welche den Wagen schleppten. Mein Führer kannte den Weg vollkommen, und wie wir einen Hügel hinanstiegen, deutete er auf die Ueberreste eines alten Feuers, in der Nähe einer Quelle, als eine Stelle, wo er gewohnt sey zu kampiren, wenn er in der Nähe des Nestes aber nicht darin seyn wolle.

»Zu viel Rum in der Schenke,« sagte er. »Nicht gut weilen der Nähe von Rum.«

Das war eine außerordentliche Enthaltsamkeit für einen Indianer; aber Susquesus war auch, wie ich immer dafür angenommen hatte, ein außergewöhnlicher Indianer. Sogar für einen Onondago war er mäßig und selbstverläugnend. Der Grund, warum er von seinem Stamme getrennt lebte, war für die Meisten ein Geheimniß, obwohl ich später erfuhr, daß derselbe dem Kettenträger sowie meinem Vater bekannt sey. Der alte Andries versicherte immer, er gereiche seinem Freund zur Ehre, wollte aber das Geheimnis nie verrathen. Wirklich fand ich, daß die Sympathie, welche zwischen diesen beiden Männern bestand, Jeder so eigen in seiner Weise, befestigt und gekittet worden war durch gewisse Vorfälle ihres früheren Lebens, auf die sie gelegentlich, aber in unbestimmten Anspielungen hindeuteten, aber die nie, weder mir, noch sonst Jemand, so viel ich erfahren konnte, eröffnet wurden.

Bald nachdem wir an der Quelle vorbei waren, führte mich Sureflint hinaus auf eine gelichtete Stelle auf der Höhe, welche eine weite Aussicht hatte auf den größten Theil meiner Besitzungen, so weit sie verliehen und besetzt waren. Hier machten wir Halt, setzten uns auf einen gefallenen Baum, dergleichen man in dieser Gegend und zu jener Zeit nie vergeblich suchte, und ich erfreute mich der Aussicht mit dem Interesse, welches das Bewußtseyn des Besitzes in uns Allen so gerne erzeugt. Die Erde ist an sich selbst sehr schön, aber am schönsten, fürchte ich, ist sie im Auge derjenigen, welche am Meisten auf derselben ihr Eigenthum nennen.

Obgleich die Ansiedlung auf dem Gute Ravensnest volle dreißig Jahre begonnen hatte, als ich es zum ersten Male sah, waren doch keine Anzeichen sichtbar von so raschen und energischen Verbesserungen und Fortschritten, wie man sie beobachtet hat bei den Anstrengungen ähnlicher Unternehmungen seit der Revolution. Vor diesem großen Ereigniß füllte sich das Land sehr langsam, und jede Colonie schien sich gewissermaßen als ein besonderes Land zu betrachten. So hatten wir in New-York sehr wenig Einwanderer von Neu-England, diesem großen Bienenstock, welcher seither so oft geschwärmt hat, und dessen Bienen ihren Fleiß und ihre sinnreiche Thätigkeit in unserer Zeit über einen so großen Theil der Republik verbreitet haben. Wir in New-York haben unsere Vorurtheile gegen die Yankee's und haben sie lange mit mißtrauischen und ungünstigen Augen betrachtet. Sie haben uns vielleicht mit gleicher Münze bezahlt; aber ihre Abneigung ist nicht stark genug gewesen, sie abzuhalten, von unseren Ländereien Besitz zu nehmen. Ich für meinen Theil sehe allerdings im Charakter von Neu-England Vieles, was mir nicht gefällt, (mehr vielleicht in ihrem Benehmen und in Nebendingen, als in Hauptsachen,) aber gewiß auch sehr Viel, was mir Achtung abnöthigt. Wenn die Civilisation, welche sie mit bringen, eben nicht sehr hoch steht in Bezug auf Geschmack, Gesinnungen und feinere Gefühle, so ist sie doch der von jedem andern Lande, das ich besucht habe, überlegen in der Ausbildung des gemeinen Verstandes und Menschensinnes, und in ihrer Sorge für das Intellektuelle, in Bezug auf die Grundlage alles Lernens und Wissens betrachtet. Mehr Menschen werden bei ihrem System aus dem Schlamme tiefer Unwissenheit herausgezogen, als bei irgend einem andern Volke: und eine größere Anzahl Bewerber auf der Bahn des intellektuellen Fortschritts geht aus ihrer Mitte hervor. Daß so wenige dieser Bewerber hoch emporsteigen auf der Leiter des Wissens und Erkennens rührt zum Theil von dem Umstände her, daß ihr Leben so rein praktisch ist; und zum Theil vielleicht auch daher, daß, während so viel Aufmerksamkeit auf die Grundlagen des socialen Gebäudes verwendet wurde, bis jetzt wenig Sorgfalt und Kunst dem Oberbau zu Gute gekommen ist. Dennoch üben die Millionen Yankees, welche sich über das Land verbreiten, einen höchst wohlthätigen Einfluß auf dessen praktische Kenntnisse und Einsichten, auf seinen Unternehmungsgeist, seinen materiellen Fortschritt und demzufolge auf sein Glück, und haben diesen Einfluß immer geübt. Wenn sie nicht viel geleistet haben für seinen Geschmack, für die Sittenfeinheit und für die höheren Grundsätze, so ist es eben darum, weil kein Theil der Erde vollkommen ist. Ich weiß recht wohl, daß dies Mehr ihnen zugestehen heißt, als mein Vater zu ihren Gunsten zugestanden haben würde, und doppelt so Viel, als meine beiden Großväter sich hätten abbringen lassen. Aber das Vorurtheil verliert sich, und der Holländer und der Yankee insbesondere finden es möglich, neben einander in Frieden und Freundschaft zu leben. Es ist möglich, daß mein Sohn bereit ist, ihnen sogar noch Mehr einzuräumen. Unsere einwandernden Freunde sollten jedoch Eines bedenken, und dann würden sie sich als Nachbarn und Genossen weit annehmlicher machen, nämlich dies: Wer wandert, ist verpflichtet, die Gewohnheiten und Meinungen derer zu achten, bei welchen er einwandert, da es zur Vollkommenheit von Allem, was unter dem Gewölbe des Himmels ist, nicht eben gehört, daß es gerade aus unserem kleinen Winkel, den wir auf Erden einnehmen, komme. Selbst die Kürbispastetchen der mittleren Staaten sind um ein Unberechenbares besser, als die, die man gewöhnlich in Neu-England trifft. Wir kehren aber nach Ravensnest zurück.

Die dreißig Jahre also, seit welchen die Ansiedlung auf meinem Patent begonnen hatte, hatten nicht viel auf demselben zu Stande gebracht, was die Thätigkeit von Menschenhänden betrifft. Die Zeit hatte allerdings Einiges gewirkt, und zwar in einer etwas seltsamen Weise, wovon aber zu der Zeit, wovon ich schreibe, häufigere Fälle vorkommen mochten, als heutzutage. Das Holz des Nestes, mit Ausnahme von einigem Bergland, bestand hauptsächlich aus »hartem Wald,« wie der amerikanische Sprachgebrauch sich ausdrückt. Mit andern Worten, die Bäume waren nicht von der perennirenden, sondern von der in kürzern Fristen absterbenden Art; und jeder Anfänger in der Wald- und Forstkunde weiß, daß die Wurzeln der letztern im vierten Theile der Zeit verfaulen, welche die Wurzeln der erstern dazu brauchen, wenn der Stamm weggehauen ist. In Folge hievon waren die Stumpen beinahe alle von den Feldern verschwunden; ein Umstand der an und für sich schon, nach unsern amerikanischen Vorstellungen, dem Platz das Ansehen eines alten Landes gab. Zwar prangte noch der Urwald in unmittelbarer Berührung mit diesen abgetriebenen, bestellten und glatten Feldern, und bildete eine ernste und phantastische Einfassung für das ländliche Gemälde, das diese darboten. Der Contrast war keck und überraschend genug, aber es fehlten ihm doch die milden und gefälligen Seiten nicht. Von der Höhe, auf die der Indianer mich geführt, hatte ich vor mir einen Vorgrund offenen Landes, übersät mit Häusern und Scheunen, meist aus Holzblöken erbaut, verschönt durch blühende Obstgärten und mit ausgedehnten Wiesen eingefaßt, oder umgeben von reichen Feldern, auf welchen das Korn unter den Strömungen von leichter Sommerluft wogte. Zwei oder drei Straßen zogen sich durch die Ansiedlung hin mit freundlicher Gefälligkeit seitwärts ausbiegend, um jede Thüre zu besuchen; und am südlichen Ende des offenen Landes war ein Weiler, aus behauenem Holz erbaut, enthaltend ein Haus, das wenig Geschmack, aber weit mehr Ansprüche verrieth, als alle andern in seiner Nähe; ein zweites, das ein Gasthaus war; einen Speicher, eine Grobschmiedswerkstätte, ein Schulhaus, und drei oder vier andere Gebäude, außer Scheunen, Schuppen und Schweinställen. In der Nähe des Weilers, oder des »Nestdorfes,« wie man den Ort nannte, befanden sich die Mühlen des Territoriums. Diese waren eine Kornmühle, eine Sägemühle, eine Walkmühle und eine Oelmühle. Alle hatten einen mäßigen Umfang und höchst wahrscheinlich hatten sie auch nur mäßige Einnahmen. Auch das beste von diesen Häusern war nicht angestrichen, obgleich es einen sehr anspruchslosen Anlauf zu einem gewissen Baustyl nahm, und mit nicht weniger als vier ins Freie gehenden Thüren prangte, bei deren einer der Nutzen und Gebrauch nicht leicht zu errathen war, da sie vom zweiten Stockwerk aus ins Freie ging. Ohne Zweifel lag ein großer, aber unvollendet gebliebener Entwurf des Eigentümers dieser Erfindung zu Grunde. Aber außerhalb der Hausthüren gleichsam leben, ist ein charakteristischer Zug eines Theils unsers Volkes.

Der Hintergrund dieses Bildes, welchem eine gewisse ländliche Schönheit nicht mangelte, bestand aus endlosen Wäldern. Wälder erstreckten sich nach Norden, nach Süden und Osten, so weit das Auge reichte; Wälder krönten die Seiten und Gipfel aller Berge, die man im Gesicht hatte, und Wälder stiegen mit ihren Laubteppichen aus den Schluchten und Thälern empor. Der Krieg hatte alle Lichtungsversuche in neuern Zeiten verhindert, und der ganze offene Grund und Boden trug das gleichförmige Gepräge herkömmlichen Anbaus, während die dunkeln Schatten eines grenzenlosen Forstes ringsum sich verbreiteten, eine Art geheimnißvoller Leere bildend, die zwischen diesem dunkeln und entfernten grünen Volke und den übrigen seiner Art sich lagerte. Dieser Wald jedoch war nicht ganz wild. Andere Ansiedlungen entsprangen in seinem Schooße, einige Straßen wanden sich durch seine Tiefen hin; und da und dort hatte der Jäger, Squatter oder der rothe Mann seine Hütte aufgeschlagen, und hauste mitten in dem finstern aber nicht ungefälligen Ueberfluß und in der Pracht der Wildniß.

 


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