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Die Walküren

(am Begräbnistage der Kaiserin Elisabeth)

Blonde Walküren, ihr jagt die Rosse mit flatternden Mähnen,
Hoch über Regen und Sturm gern durch das luftge Revier:
Tragt aus der Trauer des Volkes, den Klagegesängen der Priester
Jene vom Wittelsbachstamm, tragt sie, ihr Fliegenden, fort.
Ach, welch ein tragisches Schicksal auf deinem erschütterten Hause,
Habsburg, was für ein Schmerz auf deinem silbernen Haupt!
– Ruhig, ihr Schatten, ihr wachen, von Mantua ihr und von Arad,
Nebelumwogt, und ihr Fraun, die ihr das Haar euch zerrauft! –
Tragt, o Walküren, die Zarte hinweg zu besseren Ufern;
Die sich zu Rosse wie ihr gerne getummelt, o tragt
Sie nach dem schönen Korcyra, wo rhythmisches Klagen der blauen
Ionischen Wellen ertönt, wo der Orangenhain blüht.
Weiß steigt der Mond herauf am Gebirg von Epirus und spiegelt
Zitternd sein Antlitz im Meer dort bis nach Leukas Gestad.
Dort wartet ihrer Achilles; vertilgt, o vertilgt, ihr Walküren,
Jenes erbärmlichen Dolchs Spur von der edlen Gestalt,
Und vertilgt aus der Seele, ihr Heilenden Göttlichen, milde
Jenes Traumbild des Reichs, das sie mit Grauen erfüllt.
Jugendlich soll dort erwachen die reine windelische Rose,
Wenn von der Leier ertönt neuer und süßer Akkord.
Nimmer hat lieblicher noch die Muse Heines gesungen:
Klingt vom leukadischen Fels dort nicht ein Seufzer zurück?
Über das Geistergestad verbreitet sich himmlische Ruhe,
Wie in Elysiums Hain unter dem lieblichen Mond.

23. September 1898.


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