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Lunas Rache

Dich, dich gewiß, dich mochte sie betrachten,
Die blasse Luna, wenn die Nächte lind
Dir Schlaf und Träume an die Wiege brachten,
+  +  +  +  +  +  Du blasses Kind.

Zu dir stieg sie in ihrer matten Reine
Und sprach wohl, wenn sie lang dich angesehn,
Mit kühlen Küssen: – Liebe weiße Kleine,
+  +  +  +  +  +  Wie bist du schön!

Und in den Zauberblick, der all mein Schauen
Und Fühlen bannt, da träufte sie den Schein,
Den eignen zitternden, in einer lauen
+  +  +  +  +  +  Aprilnacht ein.

Und auf die Lippen tat sie süßes Klingen
Der Nachtigall, als Maiduft Wald und Tal
Durchzog, und Wölkchen Silberschleier hingen
+  +  +  +  +  +  Um ihren Strahl.

Den weißen Glanz, mit dem sie früh umflossen,
Matt lächelnd grüßt Auroras junges Licht,
Hat sie auf deine Huldgestalt ergossen,
+  +  +  +  +  +  Auf dein Gesicht.

Die lieben Augen nun, drin tief im Grunde
Des Lebens Lieb und Schönheit blitzt und glüht
Aus rosger Zeit, bitt ich um Friedenskunde
+  +  +  +  +  +  Für mein Gemüt!

Um Frieden auch dein Lächeln, draus die Freude
Erblüht, die in mir schlummert, bis es tagt,
Und die Natur mit tausendfachem Eide
+  +  +  +  +  +  Mir zugesagt.

Du aber trinkst mit schöner Marmorkühle
Die Seele mir, verwirrst mir Herz und Sinn,
Und dennoch, wundersame Labung fühle
+  +  +  +  +  +  Ich noch darin;

Wie wohl ein Wandrer, der zu Tale schreitet
Von Laub umflüstert in der Sommernacht,
Wenn nah und ferne geisterhell verbreitet
+  +  +  +  +  +  Das Mondlicht wacht,

Und Liebessehnen, wie nach fremden Wesen,
Ihm dann ins Herz mit süßer Schwermut sinkt,
Daß es im stummen Glanz sich aufzulösen
+  +  +  +  +  +  Ihm schweigend winkt.


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