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Die Hochzeit des Meeres

Sonst und jetzt

Wenn dem Meer nach altem Brauche
Auf dem Bucentaur der Doge
Mit dem Ring sich angetraut,
Und im günstgen Windeshauche
Flatterten die weißen Haare
Seiner blauen Riesenbraut:

Dann erglänzte den ergrauten
Vätern die gefurchte Stirne
Noch von starker Jahre Mut,
Und mit stolzem Blicke schauten
Edle Jünglinge Venedigs
Stumm auf Himmel, Land und Flut.

Doch ein Sang in prächtgen Tönen
Brach aus nackter Brust den Rudrern,
Tiefgebräunt und wetterhart.
Tizian, nur in deinen schönen
Bildern sind die unbekannten
Sieger uns noch aufbewahrt.

Was sie von San Marco sangen,
Von den Zeno und Pisano,
Dandolo und Morosin,
Klang, vom Echo aufgefangen,
Drohend durch die Golfe bis zum
Bosporus und zum Euxin.

Heut, nach tränenreichen Dramen,
Spielt man auch Komödie wieder
In Goldonis Vaterland:
Eine unsrer edlen Damen
Reicht im Prachtgezelt der Väter
Dort dem Meere ihre Hand.

Die Karessen sind bescheiden,
Denn der Bund vollzieht sich nimmer:
Die verhalf zum Hochzeitsschmaus,
Austria, lacht heut den beiden
Von Triest zu; höhnisch pfeifen
Ihn Illyriens Winde aus.

Stimmt nur eine lustge Weise
Auf dem Lido an, zum Tanze
Spielt an Bord den Damen auf;
Doch, ums Himmels willen leise!
Mancher, der bei Lissa modert,
Wachte gar noch davon auf.

Pah! Was tuts! Den Tänzern lohnen
Schöne Damen hier; Champagner
Spritzt und schäumt im Kerzenlicht.
Heute dröhnen die Kanonen
Zum Vergnügen – Graf Persano
Fehlt zum frohen Feste nicht!


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