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Fünftes Kapitel

Jahre mag's währen.

Der letzte Sonnenstrahl war verblichen, und es herrschte bereits Zwielicht, als er das »Ocean-Haus« erreichte. Gerald Colycinths Wagen jagte in diesem Augenblicke vorbei, und Miß Davenant in perlgrauer Seide, mit einem Feenhütchen auf dem Kopfe, winkte ihm mit der fein behandschuhten Hand und freundlich lächelnd einen Gruß zu. Er fand Brandon im »Ocean-Hause« vor, der dort auf ihn wartete. Der arme Fred Brandon in den allerengsten Stiefeln und in dem merkwürdigsten aller Anzüge! dazu mit einer Miene, wie man sie sich unglückseliger nicht wohl denken konnte. Auch er hatte sich vor dem Triumphwagen der Circe gespannt. Wie Tom Griffith, so hatte auch er beispiellose Preise gezahlt für Bouquets, die er Miß Davenant hatte überreichen lassen und über die Miß Davenant – gelächelt hatte!

»Ich bin drüben in Bay View gewesen,« sagte er mit unheimlichem Klange der Stimme. »Wie gerade zur rechten Zeit dort angekommen, um diesen Bettler, diesen Colycinth, mit Miß Davenant davonkutschieren zu sehen. Hol's der Teufel!«

Vor vier Wochen würde Karl Seymour mit den Achseln gezuckt und die Winkel seines hübschen Mundes gesenkt haben – jetzt aber war er still und – ach! was noch schlimmer war – fühlte er ein leises, seltsames Weh, worüber er sich keine Rechenschaft zu geben vermochte. Brandon brummte etwas vor sich hin: zuerst über die Hitze, dann über seine Stiefel; dann über seinen Schneider: am meisten von allem aber über dieses »Dromedar von einem Colycinth«. Schließlich sprang er auf und eilte unter einem Ruf des Erstaunens zum Fenster hin.

»Da kommt Carver die Avenue hinunter. Der Lakai von Mrs. Montgomery, Sie wissen doch! Na, da möcht' ich schon wissen, wohin er auf dem Wege ist! Donner und Doria! er biegt um unsere Ecke herum!«

Der tadellose Lakei lenkte thatsächlich die Schritte nach dem Hotel hinein. Karl sah gerade noch den letzten Schimmer von der blauen Livree des Lakeis, als derselbe den Fuß auf die Treppe setzte.

»Was kann denn den hierher führen?« sagte er gleichgültig. Noch ehe er ausgeredet hatte, ward ihm ein glattes, crêmefarbiges Couvert überreicht, das ein scharlachrotes Monogramm und eine Aufschrift von zarter Hand trug. Karl Seymours Gesicht war im allgemeinen ruhigen Ausdrucks und um seiner vornehmen Elfenbein-Blässe willen bemerkenswert: aber als er das Billet aufbrach, da nahm sein Gesicht einen anderen Ausdruck an und färbte sich puterrot, während seine wohlgeformte Hand leicht zitterte. Das Billet zeigte den folgenden Wortlaut:

»Werter Mr. Seymour! – Sie haben doch natürlich eine Einladung zu dem Liebhaber-Konzert bekommen? Sollte ich Sie heute Abend dort sehen, so will ich Ihnen die Dame zeigen, welche die Welt aus ›Käthchen Mavourneen‹ gemacht hat.

Käthe Davenant.«

Brandon blickte seinen Kameraden neugierig an, während derselbe das Billet langsam wieder zusammenlegte und in sein Couvert zurückschob. Die Röte war aus seinem Gesicht gewichen und hatte es farblos, wie sonst, gelassen, aber seine Hand war noch nicht wieder fest und ruhig und seine Lippen zitterten schwach.

»Sie gehen doch heut Abend in das Konzert?« fragte er schließlich.

Brandon nickte und antwortete:

»Sie meinen doch die Liebhaber-Geschichte? Jawohl! Alice Farnham hat zwei bis drei lebende Bilder in das Programm eingefügt, und auf diesem Gebiete ist Miß Davenant großartig.«

Karl hörte ihn kaum. Er weilte in Gedanken bei der »Dame, welche die Welt aus Käthchen Mavourneen gemacht hat.«

Seine wilden Phantasieen erwiesen sich als wahr oder er konnte wenigstens nur dieses Gebäude seiner Vermutungen auf den Brief aufbauen, den er in der Hand hielt. Die wenigen Stunden, die zwischen der Ankunft des Briefes und dem Konzert lagen, schienen sich rasch dahin zu ziehen. Als Brandon fort war, begab er sich nach seinem Schlafzimmer und blickte hinaus in das Zwielicht, das sich über der fernen See stärker und stärker vertiefte, bis die Bläue sich zu Purpur verdunkelt hatte, und bis die Purpurfläche mit feuchtäugigen Sternen behängen war, und die große Perle, der Mond, hoch am Himmelsdome schwebte. Hin und wieder drehte er sich um, einen Blick auf die liliengleiche Clytia zu werfen, die, wo der Mond mit seinem Scheine die schneeige Schulter und das erlesene Antlitz traf, in weißem Glanze schimmerte. Er hatte kein volles Verständnis für das Pochen des Herzens, das, als es ihn traf, fast einem Schmerze gleich kam, und er tastete ungeduldig nach der Stelle – aber das Pochen währte noch immer, und trotz der Sanftheit, mit der es sich vollzog, war es doch nicht frei von Schmerz.

Aber endlich waren die Stunden des Wartens vorbei, und er saß in dem kleinen, dicht besetzten Theater. Liebhaber-Konzerte und Unterhaltungen waren das Steckenpferd der hübschen Alice Farnham. Sie stand an der Spitze des Komitees, das diese Unterhaltung zum Besten der Familie eines invaliden Soldaten veranstaltet hatte. Als sie Karl sah, die hübsche Alice, kam sie zu ihm, neigte sich über seinen Sessel und berührte ihn mit ihrem Fächer an der Schulter.

»Ich freue mich recht sehr, daß Sie hier sind,« sagte sie in ihrer anmutigen, schwärmerischen Weise. »Ich möchte gern, daß Sie unsere lebenden Bilder sehen. Miß Davenant hat sie fast alle gruppiert. Werfen Sie einen Blick auf unser Programm, und Sie werden ihren Namen bei einem halben Dutzend der Bilder sehen.«

Karl blickte auf das feine parfümierte Zettelchen rosenfarbigen Papieres mit dem Aufdruck in Gold und überlas das Verzeichnis. Er bemerkte, daß bei allem ein und dieselbe Hand thätig gewesen war. Der dabei entfaltete künstlerische Geschmack und das theatralische Genie imponierten ihm bei jeder neuen Nummer; als er aber zum Fuße der Seite hinunter gelangt war, stutzte er.

»›Käthchen Mavourneew‹. Im Kostüm gesungen von Käthe Davenant.«

Alice sah nicht, wie er zusammenzuckte, denn im nämlichen Augenblicke kam ein Herr, sie hinter die Scene zu holen.

»Der Vorhang wird gleich aufgezogen werden,« sagte sie zu Karl. »Es wäre mir lieb, wenn Sie mir nachher sagen wollten, was Sie von ›Louise de La Vallière‹ meinen.«

Fünf Minuten nachher wurde der Vorhang aufgezogen. Die Bühne war das Innere einer kleinen gotischen Kapelle. Heilige standen in den Nischen, und Engel falteten ihre Fittiche über den bunten Glasfenstern. An einem Ende, in dem trüben reichen Lichte stand ein weißes Marmorkreuz, und vor ihm kniete eine Frau. Es war die Kapelle der Karmeliter, und die knieende Gestalt war Louise de La Vallière. Ihre schwere, bahrtuch-ähnliche Samt-Robe schwebte hinter ihr auf dem ziegelgedeckten Boden; ihre herrlichen Augen waren aufwärts gerichtet; voll klagender Leidenschaft und Verzweiflung; ihre Hände hielten einen Rosenkranz umklammert, und ein reich gebundenes Missale lag neben ihr, das auf seinem Deckel das Miniaturbild ihres verwichenen Liebhabers und Königs trug. Karl schwebte das sternenweiße Angesicht mit den purpurgesäumten Augen noch lange nachher vor seinem Geiste; wenn er der Verzweiflung, die sie zum Ausdruck brachten, und des dumpfen Klanges der zum Gebete rufenden Klosterglocken gedachte. Als endlich der Vorhang fiel, brach das Auditorium in einen Sturm wohlverdienten Beifalls aus. Alles kannte das vollendet schöne Antlitz mit dem dunkelbraunen, lose wallenden Haar, und die Liste von Miß Davenants Opfern schwoll an zu zahllosen Mengen.

Der Schluß-Gesangnummer schien eine große Neugierde entgegen gebracht zu werden. Karl konnte auf allen Seiten Fragen und Bemerkungen, die auf sie Bezug hatten, vernehmen. Was wohl aus ›Käthchen Mavourneen‹ gemacht werden könnte? fragte man sich. In der That, das Publikum war hierüber ganz in Unruhe. Aber konnte die größte Unruhe an die Unruhe dieses Mannes heranreichen, für den dieser Gesang die Lösung eines Rätsels sein sollte? Er wartete mehr als ungeduldig auf diesen Gesang. Aller Augenblicke traf sein Blick Miß Davenant, die ab und zu ging, lächelnd und scherzend und den fortwährenden Komplimenten Gehör leihend mit der vollendeten Anmut einer edlen Erziehung, die ihr in so hohem Maße zu eigen war, und mit ihrem weichen, leisen Lachen, das zeitweilig wie Musik klang.

Endlich aber war das Programm bis zur Endnummer abgespielt. Seymour war fast froh, als der Vorhang sich über »König Arthur und Guinevere« senkte.

»Das letzte, aber nicht geringste,« sprach eine Stimme hinter ihm. »›Käthchen Mavourneen‹. Gesungen im Kostüm von Miß Davenant. Jetzt dürfen wir uns auf einen Leckerbissen von künstlerischer Leistung gefaßt machen.«

Eine kleine Pause folgte, eine Art von Ruhepunkt für die Zeit von fünf Minuten. Das Publikum wartete atemlos, wie ein Publikum zu warten pflegt, dessen Erwartung aufs höchste gespannt ist, und dann ging der Vorhang wieder in die Höhe.

Eine kleine, verfallene Hütte, dicht von Bäumen umschattet; ein grauer, alter, von Flechten umwucherter Felsen, zur Seite von einer hellen, reinen Quelle, der man bis tief auf den Grund sehen konnte, und in dem gedämpften Bühnenmondlicht ein Mädchen ganz allein. Es waren keine Kosten gespart worden, der Scene ein naturwahres Aussehen zu geben. Karl kannte das Bild; er kannte auch die behende mädchenhafte Gestalt, die gegen den alten, grauen Stein gelehnt, stand. Ja! sehr behende sah sie jetzt aus, die Mädchengestalt in dem kurzen, blauen Rock und dem gestrickten Brustlatz – mädchenhafter, als Miß Davenant jemals zuvor erschienen war. Ein kleiner, scharlachroter Mantel hing um ihre Schultern, und ihr Haar fiel lose hernieder. Der Ausdruck ihres Gesichts schien ein anderer, sobald das weiche, gedämpfte Licht mit seinem Schein darauf fiel. Einen Augenblick lang herrschte ein tiefes Schweigen, niemand wagte zu atmen, und dann that sie zögernd einen Schritt vorwärts und stimmte ihr Lied an. Wir alle kennen es – die sanfte, sanfte Musik und die zarten Worte. Das Orchester war, wie alle anderen Arrangements, vorzüglich, und der leise Akkord der Begleitung klang wie ein tieferes, volleres Echo einer jeden Note, die sie sang. Karl beugte sich vorwärts – er konnte nicht anders – und nach dem ersten Blicke, den er auf die Gestalt geworfen, überschattete er sein Gesicht mit der Hand und lauschte nur. Ihre kleinen, schönen Hände hingen ineinandergefaltet vor ihr, und die Stimme, die auf das entzückte Publikum hernieder »gleich einer Sternschnuppe fiel«, ward von unvergossenen Thränen getragen. Ach! wer möchte etwas anderes sagen, als daß der lauterste Teil ihres Lebens ihr in diesem Augenblick zurückkehrte! wer wollte anders sagen, als daß, wenn sie noch einmal bloß als Kind in dem Mondeslicht hätte erwachen können, die weißen Engel sie bewahrt haben würden vor dem Fiebertraum des Lebens, das sie gelebt hatte! In diesem Augenblicke, aber um keine Minute früher als damals, geschah es, daß Karl Seymour alles wußte, was er verloren, und alles, was er gewonnen hatte; in diesem Augenblicke, und nicht früher als dann, überkam es ihn als eine Wahrheit, eine leidenschaftliche, lebendige Wahrheit, daß diese Käthe Davenant und Käthchen Ogilvie, die ein und dieselbe Person waren, ein und dieselbe Stelle in seinem Herzen inne hatten.

»Mag's Jahre währen, in Ewigkeit währen: Ach! warum schweigst du, Stimme des Herzens mein!«

Da nun schaute er sie an und traf ihre Augen, die Augen des Kindes Käthchen – die Augen, die er geliebt hatte all' diese langen Jahre über!

Das Lied war zu Ende, und als die letzte Note verklungen war, da war der Zauber, der über den Zuhörern lag, gebrochen, und der Beifallssturm brach los.

Das kleine Theater hatte nie zuvor ein solches Getöse gehört. Es schwoll an und ertönte und hallte wider von Bravos und da capo-Rufen und Beifallsklatschen. Das erlesene Publikum vergaß, daß es erlesen war, und wurde enthusiastisch, und als die schöne Sängerin wieder zum Vorschein kam, da wurde sie mit Bouquets förmlich überschüttet. Karl hatte bloß eine Kamelie mit wachsbleichem Kelche; aber als sie zu ihren Füßen niederfiel, da bückte sich Miß Davenant und hob sie auf und hielt sie, während sie ihr Lied da capo sang, in der Hand. Und dann war alles vorbei, und das Gedränge und Lärmen des Aufbruchs nahm seinen Anfang. Karl bahnte sich den Weg hinter die Bühne und traf dort Alice Farnham.

»Ach, da sind Sie ja!« rief die junge Dame. »Miß Davenant ist im Regisseurszimmer. Ich glaube, sie erwartet Sie.«

»Miß Davenant!« hörte er. »Miß Davenant!« auf allen Seiten unter dem Liebhaber-Publikum, und dann befand er sich in dem kleinen Gemache, das mit dem Namen des Regisseurzimmers bedacht worden war, und stand vor – »Käthchen Mavourneen« oder Käthe Davenant – vor welcher von beiden? Jetzt Käthe Davenant, denn sie hatte ihr Bühnenkostüm abgelegt und trug wieder ihre anmuts- und hoheitsvollen Schleppgewänder.

Käthe Davenant für die Dauer eines Augenblicks – und dann vergaß sie ihrer selbst und blickte auf und blickte nieder, und fast überrieselte sie ein Zittern – in ihren Augen standen wieder die großen Thränen, und schweigend stand sie da, als wenn ihr die Macht der Rede genommen sei. Seymour vergaß seiner selbst ebenfalls. Sein ruhiges, stolzes, vor Erschütterungen gefeites Ich war ihm verlustig gegangen, und er trat zu ihr und erfaßte ihre Hände und hielt sie in den seinen, und blickte nieder in ihre Augen, nieder, nieder, wie kein Mann je zuvor gethan.

»Die Dame, welche die Welt aus dem kleinen Käthchen gemacht hat,« sprach er. »Ich meinte, Sie verloren zu haben, Mavourneen; und Sie sind wiedergekehrt zu mir. Zu mir!« wiederholte er. »Zu mir

»Was soll ich sagen?« sprach sie, und ein leises Beben erhöhte den süßen Wohlklang ihrer Stimme – »ich bin nicht Käthchen Ogilvie – ich bin Käthe Davenant, bin, was die Welt und ihr weltliches Sinnen und Trachten übrig gelassen von Ihrem Kinde – von Käthchen.«

»Ich bin willens, Ihnen zu glauben und auf Sie zu bauen,« lautete die Antwort. »Sagen Sie mir: wer hat dies Netz für mich gewoben?«

»Meine Tante, wie ich sie nenne,« gab sie, wieder mit einem Lächeln, zur Antwort. »Aber in Wirklichkeit bin ich ihre Cousine etwa im fünfzigsten Gliede. Um des alten Bluts willen und um meines Davenant-Gesichts willen hat sie mich zu sich genommen und sich die Zeit mit meiner Erziehung vertrieben. Davenant war mein Vatersname und – und –« (das patrizische Gesicht wurde von einer leichten Röte gefärbt, während sie in ihrer Rede stockte) – »die Welt hat nie erfahren, daß meine Mutter ein Anrecht auf ihn hatte; sie war bloß ein armes Mädchen von irischer Herkunft, in die sich mein Vater verliebte, als er an der Küste von Maine dem Rudersport oblag, und mit der er sich heimlich trauen ließ.«

Karl hatte ihre Hände nicht losgelassen; in diesem Augenblick aber besann sie sich, daß ihre Hände in den seinen ruhten, und ließ sie langsam niedersinken.

»Ich kannte Sie vom ersten Augenblicke an,« sagte sie lächelnd. »Als Sie mir auf der Croquetpartie bei Mrs. Farnham meinen Handschuh gaben, besann ich mich auf Ihr Gesicht und setzte es in Einklang mit Ihrem Namen, während Sie als treuloser Kavalier alles vergessen hatten.«

»Nein,« gab er zur Antwort, »ich hatte nicht vergessen, aber ich konnte nicht glauben.«

Nachdem sie mit der Zeit sich gesammelt hatte, war sie nun wieder ganz Miß Davenant: Miß Davenant in vielleicht gemilderter Form, noch immer aber die Circe.

»Ich muß meine Tante aufsuchen,« sagte sie, während sie unter seinem festen, ruhigen Blicke die Augen ein wenig niederschlug. »Sie führen mich vielleicht zu ihr?«

Er legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt sie in der seinen, bis er ihr in den Wagen hineinhalf; und während er ihr nun Lebewohl sagte, blickte er wieder, als warte er noch auf etwas, auf sie nieder.

Inzwischen hatte Miß Davenant eine gewisse Herrschaft wieder über sich gewonnen; und sie senkte die Augenlider.

»Kommen Sie morgen,« sprach sie schüchtern. »Ich möchte – ich würde recht gern einmal mit Ihnen über alte Zeiten plaudern.«

Karl lächelte, wie sie ihn nie zuvor hatte lächeln sehen. Es war ein Lächeln, das ihr das Blut in die Wangen trieb.

»Ich habe Sie gefunden,« sagte er. »Ich will Sie nicht wieder verlieren.«

Dann fuhr der Wagen davon.

»Käthe,« sagte Mrs. Montgomery, »der Mann sieht nicht aus, als wenn er einen zweiten Tom Griffith abgeben würde; und Du solltest doch besseres zu thun wissen, als Dich auf Spielerei mit gefährlichen Dingen einzulassen: es müßte denn sein, Du hättest Lust, Dich in die Finger zu schneiden.«

Karl ging nach Hause, nach seinem Hotel, und als er in sein Zimmer trat, da ruhte em Mondstrahl auf dem Antlitz der Clytia.

»Die Dame, welche die Welt aus Käthe Ogilvie gemacht hat,« flüsterte er. »Damals liebte ich Dich und – ich liebe Dich auch jetzt. Ich will auf Dich bauen, will Dir vertrauen – und sollt' ich mein Leben drum wagen – Du Liebste mein!«

Er beugte sich vorwärts und küßte die kalte, weiße Schulter mit seinen leidenschaftlich glühenden Lippen.


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