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Über den Traum eines Arcadiers

Schulaufsatz. 1929-1930

Durch die ganze Geschichte finden wir im Leben jedes Volkes die deutlichsten Spuren von einem Wunder-Glauben, der noch jetzt nicht erloschen de(n) gebildeten Europäer und den rohen Wilden befängt. Wollten wir dieses innere Gefühl uns als Aberglauben darstellen, wollten wir es nur als ein leeres Spiel der Phantasie abschütteln, so würden wir frech ein geistiges Band zerreißen, das uns gemeinsam mit allen Erdbewohnern umschlingt, ein Gefühl, das uns alle an die Mutterbrust der Natur drückt.

Der rohe Mensch sieht Wunder in den ewigen Phänomenen(en) der Natur, er sieht aber auch Wunder in außergewöhnlichen Fällen des Alltaglebens, für beide schafft er sich seine Götter, der Gebildete sieht in den Wundern erstrer Art nur die Wirkungen der unerforschten, unbegriffnen Naturkräfte, aber auch sie sind ihm Wunder, solange das blöde Auge des Sterblichen nicht hinter den Vorhang blicken kann, der das Geistige vom Körperlichen scheidet, auch sie weisen ihn zurück auf ein Urprinzip, ein(en) Inbegriff alles Bestehenden auf die Natur. Von diesem Standpunkte aus will ich jetzt so weit es in meinen Kräften steht eine Tatsache zu beurteiln suchen, die vom grauen Altertum an bis jetzt noch Niemand ganz erklärt, ganz aufgehellt hat und Niem(an)d vielleicht ganz aufhellen wird.

Zwei durch wechselseitige Liebe aufs innigste verbundne Arkadier, so erzählt man, machten eine Reise; bei ihrer Ankunft (in) Megara kehrte der eine bei einer Herberge, der andre bei einem Gastfreu(n)de ein. Im Traum nun erschien dem letzteren sein Freund, der ihn um Hülfe flehte, weil sein Wirt ihn ermorden wolle. Erschreckt sprang er auf, sammelte sich aber und da er das Ganze für eine Täuschung des Traums hielt schlief er wieder ein. Da erschien ihm sein Freund zum zweitenmale, mit Blut bedeckt machte er ihm Vorwürfe und erzählte ihm, sein Wirt habe ihn ermordet, auf einen mit Mist beladnen Wagen geworfen um die Leiche auf diese Art aus der Stadt zu schaffen.


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