Laurids Bruun
Van Zantens glückliche Zeit
Laurids Bruun

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Zehntes Kapitel

Der weise Wahuja und die Freierei

So begab ich mich denn auf den Weg zur Freierei, von Tongu und Toko begleitet.

Wir hatten Geschenke für das weiße Langohr mit. Ein Paar hellbraune Unterhosen aus englischem Flanell mit schwarzen Streifen und ein Paar weißseidene Hosenträger mit blauer Stickerei. Sie waren mal mein Stolz gewesen. Ich kaufte sie einst im Frühjahr in Batavia, als ich auf Freiersfüßen ging. Als wir vom Strandweg in die weiße Pisangallee einbogen, die zum Königshause führt, kam uns auch diesmal Wahuja auf halbem Wege entgegengeschlichen.

Er scheint alles voraus zu wissen, was in der Stadt vorgeht.

Ich konnte seinem Gang ansehen, wie er uns auf seinen wunden Füßen mit den zusammenstoßenden Knien entgegengetrippelt kam, daß er wußte, in welcher wichtigen Angelegenheit wir kamen.

Er hatte die goldene Brille meines Onkels auf der Nase, die er immer aufsetzt, wenn etwas Wichtiges vorliegt. Er glaubt offenbar, daß sie nicht nur das Auge, sondern auch den Verstand schärft.

Er blieb ein Stück vor uns stehen und winkte uns in den Schatten der Pisangs. Ebenso wie das letztemal.

Seine kleinen, lebhaften Augen nahmen einen hastigen Überblick über meine Person, mein Gefolge und die Größe des Korbes, den Toko trug. Seine zahnlosen Kiefer arbeiteten unablässig, während er mir sein rechtes, behaartes Ohr hinhielt, wie er zu tun pflegt, wenn er Audienz erteilt.

Ich erzählte ihm mein Anliegen. Aber obgleich er Alis Wahl warm beigepflichtet hatte und am nächsten Tage zu mir gekommen war, um sich einen Rum als Provision abzuholen, so war es mir jetzt nicht möglich, ihm auch nur einen anerkennenden Blick abzugewinnen.

Im Gegenteil. Der durchtriebene Kerl kratzte sich bedenklich hinter seinen Eselsohren, als sei mein Vorhaben eine ganz vermessene Sache.

»Hat der reiche Geber bedacht,« sagte er nach längerem Kauen, »daß er ein Fremder ist, der obendrein eine falsche Haut hat?«

Ich machte eine Andeutung, daß ich ja nur seinem weisen Rat gefolgt sei und jetzt ebenso aussähe wie jeder anständige Mahuramann.

»Aber die Haut der Tochter des Königs ist eine echte Haut!« blieb er bei, als handele es sich hier um Häute und nicht um Ehesachen.

»Und sie färbt nicht im Regen ab!« fügte er mit einem boshaften Blick hinzu.

Ich sagte, es sei recht schade, daß dem weisen Wahuja mein Vorhaben nicht gefiele. Denn ich hätte einige Kleinigkeiten mitgebracht, die ich mir erlauben wollte ihm anzubieten, wenn er meine Sache beim König vertreten wolle.

Toko öffnete den Korb. Hosenträger und Beinkleider kamen ans Licht.

Ich hielt sie in ihrer ganzen verlockenden Länge vor seine alten Augen, und wie er sich auch bemühte, so konnte er seine Begehrlichkeit nach diesen neuen Herrlichkeiten doch nicht verbergen.

Seine zitternden Finger tasteten über die weiche Wolle, und die Brille funkelte über der weißen Seide, die er von einem bis zum anderen Ende beschnüffelte.

Ob der weise Wahuja nicht probieren wolle, wie schön diese Dinge für ältere Beine seien, die der Wärme bedurften. Wahuja sah aus, als ob ihn beständig fror.

Ich lockte ihn zwischen die Baumstämme und zeigte ihm, wie die Beinkleider angezogen werden müßten.

Es war nicht leicht, glückte aber schließlich doch, indem Tongu und Toko ihn im Rücken hielten, während ich seine steifen Beine hindurchsteckte.

Es machte einen tiefen Eindruck auf ihn, als er fertig war und an seinen schwarzgestreiften Beinen hinabsah.

Als ich ihm darauf den Hosenträger umlegte und ihm den wunderbaren Mechanismus mit den runden, flachen Knöpfen zeigte – Muscheln nannte er sie –, die durch die Löcher in den Hosenträger gesteckt wurden, als er sah, daß dieser länger und kürzer gemacht werden konnte und daß die Hosen mitfolgten, bis sie ganz über seine schlaffe Magenhaut gingen, als er fühlte, wie die Wärme in ihm zu prickeln begann, da verzog sich sein Mund endlich bis an seine behaarten Ohren, so daß alle seine Zahnstummeln sichtbar wurden. Es war das erste und das letztemal, daß ich Wahuja lachen sah.

Tongu und Toko stießen das eine Ai nach dem anderen aus, während sie krumm vor ehrerbietigem Beschauen dastanden und sich hingerissen auf ihre Schenkel schlugen.

Da erlaubte ich mir eine scherzhafte Bemerkung: »Da nun der weise Wahuja selbst eine falsche Haut bekommen hat, kann er doch dem Fremden nicht mehr vorwerfen, daß seine Haut nicht echt sei.«

Wahuja goutierte meinen Witz aber nicht, sondern beschränkte sich darauf zu bemerken, daß er für den reichen Geber tun wolle, was er vermöchte.

Während wir das letzte Stück Weg zum Königshause hinaufgingen – Wahuja mit Goldbrille, Hosenträger und Unterhose –,wimmelte die Verandaöffnung von kraushaarigen Köpfen, die in Bewunderung über den seltenen Anblick versunken waren.

Plötzlich verschwanden sie durch einen Machtspruch von drinnen.

Wahuja bat uns am Fuße der Hühnerleiter zu warten, bis er dem König seinen Schmuck gezeigt und unser Anliegen vorgebracht habe.

Es dauerte ziemlich lange. Ich nehme an, daß der Preis in allen Details beredet ward, während Seine Majestät zum Empfang gekleidet wurde.

Als wir hereinkamen, hieß Wahuja mich zuerst näher treten, darauf in einem passenden Abstand Tongu, während er Toko bedeutete, neben der Tür sitzen zu bleiben.

Das wird eine teure Geschichte, dachte ich bei mir, da es so vornehm zugeht.

Wir begrüßten den König untertänig, der in höchster Gala auf seiner Matte saß – mit der kleinen Paradeaxt über der Schulter und dem Betelkorb am Arm. Den Strohhut, den ich ihm das vorigemal schenkte, hatte er auf dem Kopf und hinter ihm stand ein Mädchen, das statt des Fächers den Regenschirm über ihm aufgespannt hielt.

Er sah würdig und menschenfreundlich aus, aber nicht so familiär wie das letztemal.

Hu, es wird teuer, dachte ich wieder. Der alte Esel hat ihn natürlich instruiert.

Ebenso wie das vorigemal saß die Königin ein Stück hinter dem König auf einer Matte für sich; Wahuja aber war in die erste Reihe gerückt, ja er saß beinah vor dem König. Er war es offenbar, der die Verhandlungen führen sollte.

Nachdem der König uns Betel gereicht und wir eine entsprechende Zeit gekaut und gespuckt hatten, sagte er plötzlich: »Was wünscht der reiche Geber vom König?«

»Der reiche Geber« und »König« waren schlimme Zeichen.

Ich fügte meine Worte hübsch und sagte, daß der arme Fremde, der auf dieser glücklichen Insel aus der Hand des Königs äße, so kühn gewesen sei, die Augen zu seiner Tochter zu erheben und daß er sie gern kaufen wolle, um durch sie dem König eine große Schar Nachkommen zu verschaffen, die sein Blut bis in ferne Zeiten verpflanzen und große Abgabenzahler für das königliche Haus werden konnten.

Ich hatte meine Rede probeweise am Abend vorher vor Tongu gehalten; er hatte sie in allen Punkten gutgeheißen, nur hatte er »Abgabenzahler« für »Krieger« vorgeschlagen, da er letzteren Ausdruck für veraltet hielt.

Der König kaute etwas auf meiner Rede und auf seinem Rest Betel. Dann spuckte er in weitem Bogen aus, darin ist er Meister – es flog ganz bis zur Wand, wo Toko saß – und sagte: »Weshalb nennen meine Leute den Fremden ›die braune Erde?‹«

Ich zog Wahuja mit einem vorwurfsvollen Blick zur Verantwortung. Bevor ich aber etwas erwidern konnte, wandte der Alte sich an den König und sagte: »Ich bin es, der dem Fremden geraten hat, Sorge zu tragen, daß er keinen Anstoß errege. Und weil die braune Erde sich den Sitten unseres Stammes unterworfen hat, haben die bösen Geister der Insel keine Macht über ihn, so daß er und die Seinen jetzt vor Zauberei geschützt sind.«

Da geschah das Seltsame, daß die Königin, die ebenso wie das vorigemal unbeweglich dagesessen und mich angestarrt hatte, während sie die offenen Handflächen vor sich ausgestreckt hielt, daß sie diese plötzlich an sich zog, ihre dicken Lippen öffnete und sagte: »Wenn die Tochter des Königs dem Fremden Kinder gebiert und diese nicht die echte Haut bekommen, sondern eine falsche, die bei Regenwetter abgeht, dann wird des Königs Blut unrein werden bis in späte Zeiten.«

Donnerwetter, ich hatte die Königin ganz vergessen. Jetzt war guter Rat teuer.

Tongu kam mir zu Hilfe. Er warf sich aus seiner sitzenden Stellung auf die Handflächen und sagte: »Wenn die Tochter des großen Königs zum Zauberer geht, falls sie schwanger wird, und ihn Purmea über ihren Leib ausüben läßt, dann wird ihre Leibesfrucht die echte Haut bekommen.«

Die Königin aber war nicht auf den Mund gefallen: »Wahuja hat ja gesagt, daß die Geister dieser Insel keine Macht über den reichen Geber und die Seinen haben.«

Tongu machte ein dummes Gesicht. Diesem Einwurf war er nicht gewachsen; und da saßen wir wie die Ochsen am Berge. Ich verfluchte meine Vergeßlichkeit, denn es war ja klar, weshalb auch die Königin meinen Spitznamen »der reiche Geber« gebraucht hatte.

Da kam Wahuja uns zu Hilfe. Eifersüchtig auf seine Alleingewalt, ignorierte er die Königin vollständig, beugte sich zum König und sagte: »Der große König möge befehlen, daß der reiche Geber den Geistern seines eigenen Stammes, die ihm gehorchen und mächtiger sind als unsere, bitte, die Leibesfrucht der Tochter des Königs zu beschützen, damit sie die echte Haut bekomme.«

Ich beeilte mich zu versichern, daß die Geister meines Stammes nichts lieber tun würden. Darauf verbeugte ich mich zu Ehren der Königin und sagte: »Die Königin hat die Augen des Fremden durch ihre Schönheit groß gemacht. Nie hat er etwas Schöneres gesehen als den Schmuck um ihren Hals (sie trug das seidene Tuch von neulich; es war so gebunden, daß die Zipfel zwischen ihren Brüsten hingen); wie schön aber würde sie erst werden, wenn sie einen gleichen Schmuck in ihrem reichen Haar trüge, ebenso wie Sha Quwin (hierbei zeigte ich auf das Madonnenbild mit dem blauen Tuch auf dem Kopf). Einen solchen Schmuck will der Fremde der schönen Königin des großen Königs schenken. Und außerdem will er ihr eine neue Haut für ihre Hände geben, wie der weise Wahuja sie jetzt an seinen Beinen trägt; diese Haut aber soll weißer sein als der weißeste Korallensand am Strande.«

Meine weißen Handschuhe, die ich noch vom letzten Klubball liegen hatte, würden ihr sicher passen.

Die schläfrigen Augenlider der Königin hoben sich; ihre Augen wurden groß, ihre Lippen öffneten sich, und sie zeigte alle ihre braunen Zähne.

Damit hatten wir das Spiel gewonnen.

Der König ließ die Feierlichkeit fahren und sah milder drein. Er machte mir eine neue Portion Kautabak zurecht, nahm selbst eine, und wieder spuckten wir eine Zeitlang stillschweigend um die Wette.

Dann sagte er – und jetzt redete er mich statt mit einem meiner lästigen Titel: die braune Erde, der reiche Geber und so weiter, nur mit dem einfachen Du an: »Hast du meine Tochter auf deiner Matte gehabt?«

Ich bejahte es. Aber es war nur eine Formsache. Er hat es von Anfang an gewußt.

»Bist du sicher, daß ihr zueinander paßt, daß nichts im Wege ist, daß ihr Leib Früchte durch dich tragen kann?«

Das will sagen: wenn wir nun handelseinig geworden sind, darfst du hinterher nicht kommen und über verborgene Fehler klagen und das Geld zurückverlangen.

Ich antwortete bejahend, vermied aber jede Begeisterung, weil ich dadurch eine Preiserhöhung heraufzubeschwören fürchtete.

Ob ich ihr ein anständiges Haus bieten könne.

Der Schlauberger wußte es ganz genau. Die Stadt hatte während der letzten Wochen von nichts anderem gesprochen als von der Pracht, die wir mit dem neuen Haus entfaltet hatten.

Um der Sache ein Ende zu machen, erlaubte ich mir jetzt in schlichten Worten zu fragen, was Ali kosten solle.

Der König zog sich wieder in seine Würde zurück, während Wahuja mit seiner Matte vorrückte, bis er zwischen dem König und mir saß.

»Die jüngste Tochter des Königs«, krächzte er, »ist 100 Pokon TabuTabu bedeutet Geld, Vermögen, Gut. Die Münze besteht aus einer kleinen Muschel, deren Schale durchbohrt wird, so daß sie auf eine Rotangschnur gezogen werden kann. Eine Schnur, die von der Mitte der Brust bis an die Fingerspitzen reicht, faßt 160 Muscheln und wird ein Papar genannt. Zwei Papar heißen Pokon und bestehen folglich aus 320 Einheiten. wert.«

Na, ich danke!

Es war totenstill, während ich mich faßte. Ich konnte unter den halbgeschlossenen Augenlidern des Königs, der Königin und Wahujas sehen, daß sie in tiefster Erregung auf meine Antwort warteten, obgleich ihre Mienen ganz ausdruckslos waren.

Tongu wagte nicht den Mund zu öffnen; aber ich konnte ihm ansehen, daß er den Preis unerhört fand.

Da faßte ich Mut und sagte: »Die Tochter des Königs ist sehr hübsch. Sie ist mehr wert als fünf weiße Frauen; für 109 Pokon Tabu aber kann der Fremde sich zwanzig Frauen seines eigenen Stammes kaufen. Darum, weiser Wahuja, kann der Fremde, der als reicher Geber auf die Insel kam, aber jetzt wegen seiner Gaben der arme Geber geworden ist, nur 50 Pokon für die jüngste Tochter des Königs bieten.«

Eine peinliche Pause folgte, in der kein Laut zu hören war, außer Wahujas Kauen mit den Kiefern, wobei er seine Erwiderung vorbereitete.

Da verlor der König die Geduld und brach das Schweigen: »Man hat mir gesagt, daß du ein Feuerrohr hast, das nur halb so groß ist als das andere.«

Er meinte meine Pistole.

Ich war starr vor Staunen. Ich hatte sie nie auf der Insel benutzt. Sie hatte unberührt in meiner Schiffskiste gelegen; ich war der Meinung, daß nicht einmal Tongu von ihrer Existenz wußte.

Man hatte also meine Kaufkräftigkeit ausspioniert. Ich sah Wahuja fest an, aber er rührte sich nicht. Ich drehte mich zu Tongu um, er war ebenso unbeweglich.

Nach einer geraumen Weile entschloß Wahuja sich endlich das entscheidende Wort zu sprechen: »Wenn der weiße Mann dem großen König sein kleines Feuerrohr gibt, dann will der König ihm seine Tochter für 50 Pokon lassen.«

Ich drückte den Preis noch auf 40 herab, in Anbetracht dessen, daß das kleine Feuerrohr eine ungeheure Seltenheit sei, die ihresgleichen nicht hätte.

Bevor wir abschlossen, machte Wahuja dem König gegenüber noch die bescheidene Bemerkung, daß dem armen Diener des großen Königs, Wahuja, zwei Pokon Tabu aus der Tasche des Fremden als eine Art Kommissionsgebühr entrichtet werden müßten.

Das aber konnte eine Königin nicht ruhig mit anhören. Sie erhob wieder ihre Stimme und sagte, da ich keine Eltern hätte und Tongu Witwer sei und allein in seinem Hause wohne, so müsse Ali ihre KlosterzeitWenn ein junges Mädchen verkauft worden ist, verbringt sie, bis der Preis bezahlt ist und die Hochzeit stattfinden kann, ein Einsiedlerdasein in dem Hause ihrer Schwiegereltern, in dem ein Raum für sie abgeteilt wird. Sie darf nur vereinzelte Sachen essen und sich niemandem zeigen. Wenn sie gezwungen ist, hinauszugehen, wird sie in ein Nonnengewand von Pandangblättern eingehüllt. Die Verantwortung ihres Noviziates wird von einer dazu angestellten Frau übernommen, die dafür bei der Hochzeit Geschenke erhält. im Hause des Königs verbringen, wo sie – die Königin – sie unter ihren persönlichen Schutz nehmen wolle; dafür aber käme ihr eine Ehrengabe von zwei Pokon zu, die ich ebenfalls bezahlen sollte.

Und dabei blieb es.

Der König konnte seine Freude nicht verbergen. Auch die Königin strahlte vor Erwartung; und Wahuja schlich umher und durchkaute das gute Geschäft, das er gemacht hatte.

Wir bekamen ein üppiges Mahl, an dem dieses Mal nicht nur Wahuja, sondern auch Tongu, in Anerkennung seiner Mitwirkung an dem glücklichen Abschluß unseres Geschäftes, teilnehmen durfte.

Wir genossen das Leben und überboten einander in natürlichen Verdauungsäußerungen, während der König alle Zeremonien beiseite ließ und mich mehrere Male gnädigst auf die Schienbeine trat.

Als wir uns schließlich zurückzogen, übersatt und übel von dem leicht gegärten Palmwein, begleitete Wahuja uns mit ausgesuchter Höflichkeit ein Stück Weges.

Ich fragte, wann die Hochzeit stattfinden könne, worauf er geschäftsmäßig antwortete: sobald der König das Geld bekäme, würde mir die Braut frei ins Haus geliefert.

Als ich mich schließlich unten am Strande von dem weisen Mann verabschieden wollte, merkte Tongu, daß der Alte noch etwas auf dem Herzen habe, und beeilte sich, mich zurückzuhalten.

Wahuja trippelte eine Weile auf seinen schlimmen Füßen hin und her. Dann kam es heraus.

Ob ich den Betrag auch habe? 44 Pokon sei ein großer, großer Tabu. Denn wenn ich ihn vielleicht nicht hätte, so würde er mir gern behilflich sein. Er habe einige gute Freunde, die Tabu liegen hätten. Und wenn ich den Betrag leihen wolle, so könne er ihn mir für ein Aufgeld von 1 Pokon für je 5 Pokon verschaffen.

Das wären also zwanzig Prozent. Ich nahm dieses Angebot für die Hälfte der Summe an, denn ich war mir gleich klar darüber, daß dies mit zum Preise gehörte. Lehnte ich die Vermittlung des Alten ab, so würde er sicher eine neue moralische Schwierigkeit finden.

Bevor er mich entließ, machte er mir noch ein Angebot. Wenn ich, um den Rest des Betrages zu schaffen, etwas aus meiner Schiffskiste verkaufen wolle, so wüßte er auch Leute, die hohe Preise bezahlen würden.

Ich sagte, daß ich es mir überlegen wolle, und dankte ihm natürlich für sein Wohlwollen und sein Interesse.

Schließlich verabschiedeten wir uns voneinander. Wir waren die besten Freunde und jede Herablassung von Wahujas Seite war wie fortgeblasen. Ich habe den Alten nie so vergnügt gesehen; er hüpfte und trippelte auf seinen wunden Füßen, mit den weißen Hosenträgern und den braungestreiften englischen Flanellbeinkleidern, die ihm bis an seine spitz hervorstehenden Schulterblätter reichten.

Als wir aber so weit fortgekommen waren, daß er uns nicht mehr hören konnte, brach Tongu plötzlich in Klagen aus.

Wir hätten das Mädchen für die Hälfte bekommen können; er habe es dem König gleich angemerkt. Ich hätte nicht 50 Pokon bieten, sondern aufstehen und sagen sollen, daß es ja so viele hübsche Mädchen auf der glücklichen Insel gäbe. Da das Feuerrohr mit in den Kauf ginge, wären 20 Pokon mehr als genug gewesen.

Tongu kommt mit seiner Klugheit immer hinterher.


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