Lily Braun
Im Schatten der Titanen
Lily Braun

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Briefe der Nonne Mère Marie de la Croix (Gräfin Pauline Schönfeld) und des Königs Jerome Napoleon

Paris, den 5. Februar 1848.

Im Augenblick verlasse ich meinen teuren Vater, meine liebste Schwester, und ich beeile mich, mit Dir zu reden; da dieser beste Vater mir sehr ans Herz gelegt hat, Dich nicht lange ohne Antwort zu lassen – ein überflüssiger Rat, denn meine Liebe zu Dir würde mir nicht gestatten, Dir nicht so rasch als möglich von demjenigen zu sprechen, der uns so sehr liebt, und dem ich so viel an Liebe weihe, als mein Herz zu geben imstande ist. Deinen Brief, meine Jenny, erwartete ich mit größter Ungeduld, denn jedesmal, wenn ich unseren geliebten Vater sah, frug er danach; er schien zu ahnen, daß dieser Brief seinem Herzen wohl tun würde. Und das geschah, meine geliebte Schwester: ich wollte, Du hättest seine tiefe Bewegung sehen können, als er von den warmen Gefühlen erfuhr, die für ihn in Deinem Herzen Eingang zu finden scheinen; große Tränen füllten seine Augen, und von Zeit zu Zeit wiederholte er: »So werde ich denn auch die Liebe meiner Jenny besitzen! Und Dir, meine Pauline, verdanke ich dieses Glück! O sage es Deiner Schwester, daß sie einen Vater hat, der sie zärtlich liebt und der sehr darunter gelitten hat, sich ihrer Nähe und ihrer Zärtlichkeit nicht erfreuen zu dürfen!« Du wirst gut tun, meine Jenny, ihm selbst zu schreiben, sein Vaterherz würde dafür sehr empfänglich sein. Ja, meine Jenny, wir müssen uns bemühen, ihn mit allem erdenklichen Glück zu umgeben; das ist eine Pflicht, deren Erfüllung unser Engel von Mutter vom Himmel herab von uns verlangt. Unser Vater sagt von ihr, daß sie eine Frau ohnegleichen gewesen wäre und er ihr immer das zärtlichste Andenken bewahrte.

 

6. Februar.

Wenn Du an Papa schreibst, so adressiere den Brief an mich; ich kann Dir seine Adresse nicht geben, weil er in wenigen Tagen seine Wohnung zu wechseln gedenkt. Es ist keine Rede davon, daß er sich etwa in der Nähe von Paris ankauft; er hat noch keine festen Pläne, solange seine Geschäfte nicht ganz geregelt sind. Alle Welt scheint ihm wohl gesinnt, aber die Welt ist zuweilen falsch, darum ist er in großer Unruhe, bis das Gesetz von der Kammer angenommen ist. Sobald die Entscheidung fällt, teile ich sie Dir mit. Ich hoffe sehr, daß die Pension, die er fordert, ihm bewilligt wird, denn unser guter Vater lebt auf großem Fuß, will immer schenken und helfen und andere glücklich machen. Für sich selbst braucht er fast nichts, aber anderen gegenüber ist er von einer beinahe zu großen Generosität. Was Napoleon betrifft, so ist er der beste Sohn, der sich denken läßt; kein Tag vergeht, ohne daß er seinen Vater, den er vergöttert, sieht; er arbeitet viel und sucht seinem Vater alles Unangenehme aus dem Wege zu räumen; da es aber keine vollkommenen Wesen gibt, so amüsiert er sich und macht leider viel von sich reden, was unseren Vater sehr beunruhigt. »Aber«, so sagt Papa, »meine Predigten packen ihn nicht, weil das Beispiel fehlt, das ihnen Gewicht geben könnte! Die Sünden der Jugend, die wir an unseren Kindern büßen!« Napoleon hat ein weiches Herz, was für Papa notwendig ist, da er es sehr gern hat, von seinen Kindern zärtlich behandelt zu werden. Mathilde ist der Gegensatz ihres Bruders, sie ist kalt, vor allem ihrer Familie gegenüber. Sie scheint nichts zu lieben als ihre Freiheit, besucht den Vater nur an seinen Empfangstagen und hat keinerlei Bedürfnis, ihn allein zu sehen; sein Kommen und sein Gehen ist ihr vollkommen gleichgültig. Sie ist eine reizende Salondame, sehr graziös, die überall gefällt, und bei der das Amüsement an Stelle jeder Art von Herzensbeziehungen tritt. Papa sagt, daß ihr Charakter dem von Napoleon, dem Deinen und dem meinen vollkommen entgegengesetzt ist, und weder ihm selbst noch ihrer Mutter gleicht. Er hofft, daß sie sich in einigen Jahren geändert haben wird. Während der zwei Jahre ihrer Ehe war sie so unglücklich, daß sie jetzt nichts so genießt wie ihre Freiheit. Glücklicherweise hat sie keine Kinder . . . In diesem Moment ist von Papas Familie nur Prinz Paul von Württemberg, sein Schwager, in Paris; er sieht ihn oft. Papa ist so gut, daß alle Menschen, die ihn kennen, ihn lieben; er will nichts anderes, als allen Gutes tun, die ihn umgeben.

 

8. Februar.

Ich sah Papa soeben, der, wie immer, viel von Dir gesprochen hat: »Wie wären wir glücklich«, sagte er, »wenn Jenny, als die dritte, unter uns sein könnte. Es gehört zu meinen größten Entbehrungen und zu den schmerzhaftesten Strafen für meine Sünden, daß ich nicht mit Euch zusammenleben kann!« Mathildens Kälte läßt Dich uns doppelt vermissen! . . . Ich sehe jetzt häufig Frau Duperré, die sehr an Papa hängt, und für die Papa eine dauernde, aufrichtige Dankbarkeit empfindet. Sie läßt Dich aufs herzlichste grüßen. Laß uns nicht lange auf einen Brief warten, der für Papa ein Herzensbedürfnis ist . . . Jedesmal, wenn wir zusammen sind, fühlen wir, daß Du uns fehlst; wir würden uns so gut verstehen, und Papa würde so glücklich sein! Er kommt jeden anderen Tag zu mir und wiederholt mir stets, daß seine besten Augenblicke die sind, die er bei mir verlebt. Gestern war Papa beim König, der ihn und Napoleon sehr liebenswürdig empfangen hat. Napoleon, der die gegenwärtige Regierung nicht liebt, widersetzte sich zuerst, hinzugehen, als aber Papa bemerkte: wer das Ziel will, muß auch den Weg wollen, erklärte er sofort, seinem Vater zuliebe wolle er nachgeben. Sein Verdienst hierbei ist um so größer, als er für gewöhnlich einen eisernen, unbeugsamen Willen hat . . .

 

Paris, den 15. März 1848.

Eben erhalte ich Deinen Brief, meine geliebte Schwester, und gleich setze ich mich zum Schreiben nieder, denn um Dir eingehend zu schreiben, brauche ich mehrere Tage. Das Schreiben wird mir sehr schwer und bei jedem Brief zittere ich, daß es der letzte sein könnte, den ich zu schreiben imstande bin . . . Ich war recht in Sorge um Dich, da ich aus unseren Zeitungen erfuhr, daß auch in Deutschland, und zwar besonders in Preußen, die Revolution ausgebrochen ist; Papa ließ jeden Tag, an dem er mich nicht selbst sehen konnte, nach Nachrichten von Dir fragen, so groß war seine Sorge in dem Gedanken, daß Preußen wie unser armes Frankreich in fieberhafter Unruhe lebt. In diesem Augenblick ist es ruhig in Paris, aber die Zukunft ist recht dunkel; der Handel liegt darnieder, die Finanzen stehen schlecht; man sieht nichts als ruinierte oder unglückliche Menschen. Ich bedaure auch von ganzem Herzen die arme Herzogin von Orleans, die sich in ihrem Unglück so tapfer und edel gezeigt hat; – freilich glaube ich, daß sie glücklicher sein wird, als sie auf dem Throne gewesen wäre! Ich gebe Dir keine politischen Details, ich sage Dir nur, daß alle Welt traurig ist und vor den Wahlen und vor der Nationalversammlung zittert. Papa und Napoleon haben sich, Gott sei Dank, in nichts eingemischt und werden es auch ferner nicht tun; Papa hat den Posten eines Generalgouverneurs der Invaliden abgelehnt. Man hatte ihm auch eine Stellung innerhalb der provisorischen Regierung angeboten, aber er will zu meiner Freude nichts annehmen. Ich wäre vor Angst gestorben, wenn ich ihn in diesem Augenblick in einflußreicher Stellung hätte sehen müssen. Er denkt nicht daran, Paris zu verlassen, weil, wie er sagt, sein Herz fern von mir zu sehr gelitten haben würde. Sieben Tage lang konnten wir uns nicht sehen, weil die Barrikaden jede Kommunikation unmöglich machten. Unsere erste Zusammenkunft nachher hat uns fast ebenso erschüttert, wie die, die ich zuallererst mit meinem geliebten Vater gehabt habe. Wir entschädigen uns jetzt für die Trennung, denn es vergehen nicht zwei Tage ohne ein Zusammensein. Du bist am häufigsten der Gegenstand unserer Unterhaltung.

Was ich am meisten in Papas Charakter bewundere, ist seine unbeschreibliche Güte. Nie wird man ihn irgend etwas Schlechtes von anderen sagen hören; er findet immer noch eine Entschuldigung oder Erklärung, selbst für eine Handlungsweise, die sich gegen ihn richtet, und weiß bei jedem eine gute Seite zu entdecken.

 

16. März.

Ich kehre heute zu Dir zurück, in Erwartung des Besuchs von Papa. Ich habe ihm soeben einen Eilboten geschickt, um ihn wissen zu lassen, daß es Dir gut geht und ich einen langen Brief von Dir habe, er hat mir daraufhin sagen lassen, er werde in zwei Stunden hier sein, um Näheres zu erfahren. Du siehst, liebste Schwester, wie sein Herz an Dir hängt, und meins erfreut sich seiner Liebe zu Dir ebenso, wie der zu mir selber . . .

 

Paris, den 3. April 1848.

Meine liebe, gute Jenny!

Dein Brief, den ich eben durch Deine Schwester erhalte, macht mich sehr glücklich, er ist für mich ein wahrer Trost inmitten der großen Umwälzungen, von denen niemand (er mag welche persönlichen Lebenserfahrungen immer haben) sagen kann, wohin sie führen werden!!

Du hast sehr recht, mein geliebtes Kind, die Bande, die uns verbinden, sind heilig wie die Natur; ihr Geheimnis soll, solange wir leben, unter uns bleiben: Deine wundervolle Mutter hat es mit sich gen Himmel genommen. Dich, liebes Kind, das ich in meinen Armen gehalten habe, noch ehe Deine Augen sich dem Licht öffneten, Dich, von der ich lange glaubte, Du seist Pauline, die Nonne – Dich habe ich nie vergessen; Dich in meine Arme schließen, Dir meinen Segen geben zu können, wie ich ihn Dir jetzt nur schriftlich senden kann, wird ein Tag des Glückes für mich sein. Küsse Deine Kinder im Namen des alten, bis zu dieser Stunde ihnen unbekannten Freundes: in Zukunft wird meine Jenny es verstehen, ihnen Zärtlichkeit und Liebe für ihn einzuflößen! Wenn Werner jetzt um Dein Geheimnis weiß, so drücke ihm dankbar die Hand für das Glück, das er Dir gegeben hat. Ich drücke Dich an mein Herz und segne Dich als Dein Dich liebender Vater

Jerome.

 

Paris, den 24. Mai 1848.

Meine liebe Jenny!

Auf Deinen lieben Brief vom 12. vorigen Monats habe ich lange nicht geantwortet – nicht etwa, weil ich mich nicht mit Dir beschäftigt hätte, mein liebes Kind: bist Du doch der Mittelpunkt aller Gespräche zwischen mir und Deiner vortrefflichen Schwester, sind doch die Stunden, die ich bei ihr bin, meinem Herzen die teuersten!! Wir leben hier auf einem Vulkan, mein Kind, aber ich vertraue dem Stern dieses großen und edlen Frankreichs, für das ich noch mit Freuden die letzten Jahre, die mir zu leben übrigbleiben, opfern möchte! Es scheint mir nebenbei, daß es auch in Eurem Lande nicht friedlicher ist, was mich sehr beunruhigt – habe ich doch auch dort Wesen, die meinem Herzen teuer sind! Küsse aufs zärtlichste Deine lieben kleinen Kinder; lehre sie, mich zu lieben, ohne daß sie einen Augenblick aufhören, das Andenken ihrer herrlichen Großmutter zu ehren! Ich verlasse mich auf meine Jenny, daß dieses Ziel erreicht wird! Drücke Deinem Mann in meinem Namen herzlich die Hand; in diesen Zeiten müssen die Männer vor allem einander entgegenkommen; vielleicht ist die Zukunft nicht so dunkel, wie viele es glauben annehmen zu müssen. Ich segne Dich, meine liebe Jenny, und drücke Dich an mein Herz.

Jerome N.

 

24. Mai 1848.

Papa verläßt uns soeben, und ich kehre zu Dir zurück, meine Jenny. Ich habe ihm das Bild der Mutter gezeigt, er hat es ähnlich, aber lange nicht hübsch genug gefunden, er wird es kopieren lassen, da er sich nicht mehr davon trennen mag. Auch eins von ihm selbst will er für Dich malen lassen, und sobald beide fertig sind, sollst Du sie bekommen. Im Gedanken daran, Dir eine Freude zu machen, ist er jetzt schon ganz glücklich. Er küßt Dich so zärtlich, wie er Dich liebt, und er läßt mich noch hinzufügen, daß die Größe dieser Liebe der Größe seiner ganzen Liebesfähigkeit entspricht. Lebe wohl, liebste Schwester, antworte bald und glaube an die aufrichtige Liebe Deiner Schwester

Pauline.

Schicke doch ja Deine Lithographie, das würde Papa so große Freude machen!

 

Paris, den 16. Juni 1848.

Meine liebe, gute Jenny!

Ich bin seit einigen Tagen im Besitz Deines Briefes vom 3., ohne daß ich bisher einen Augenblick gefunden hätte, um Dir zu schreiben und Dir zu sagen, wie Deine Zärtlichkeit mich stets aufs neue beglückt. – Ich höre mit Freuden, daß es bei Euch ruhiger ist; was uns betrifft, so sind wir einer vollkommenen Organisation und der notwendigen Ruhe, um zu ihr zu gelangen, noch sehr fern; hoffen wir, daß es nicht mehr lange dauern wird, und daß unsere konstituierende Kammer, die die besten Absichten hat, bald eine von dieser edlen und großmütigen Nation anzunehmende Verfassung schaffen wird – dieser Nation, die noch immer bereit war, für die Sache der Gerechtigkeit und die Größe ihres Namens die größten Opfer zu bringen! – – Ich habe das Bild Deiner herrlichen Mutter kopieren lassen und Pauline für Dich übergeben, die es jedoch nicht eher abschicken will, als bis sie das meine beilegen kann, was die Sendung um einige Tage verzögert. Ich hoffe, meine Jenny, daß die Dinge sich so einrichten lassen, um unser Zusammensein zu ermöglichen und mir zu gestatten, Dir vor meinem Tode meinen väterlichen Segen zu geben. Grüße Deinen Mann, küsse Deine Kinder zärtlich von mir und sei versichert, liebes Kind, daß Du nicht lebhafter als ich wünschen kannst, einander zu sehen – es wäre ein Augenblick des Glücks nach Jahren des Kummers. Ich küsse Dich zärtlich.

Jerome.

 

Paris, den 16. Juni 1848.

Du wirst angenehm überrascht sein, liebste Schwester, so rasch einen Brief von uns zu erhalten, aber Papa hat einen Augenblick der Ruhe mit Eifer ergriffen, um mit Dir zu sprechen, um Dir zu sagen, wie er Dich liebt. Die politischen Ereignisse verjüngen den geliebten Vater nicht; er ist sehr müde, ohne eigentlich krank zu sein. Übrigens wünscht er sehnlich, daß wir uns alle acht Tage schreiben möchten, da es ihm recht lang erscheint, immer vierzehn Tage warten zu müssen. Das Bild der Mutter habe ich; ich zögere aber mit der Absendung, bis das von Papa fertig ist; zu gleicher Zeit werde ich Dir Haare von ihm und vom Kaiser schicken. Der Ausdruck Deiner Liebe macht unseren Vater sehr glücklich! Je mehr ich ihn kenne, desto mehr liebe ich ihn, aber mein armes Herz blutet, wenn ich sehe, wie die politischen Verhältnisse sich scheinbar zu seinen Gunsten umgestalten; sein Name hallt überall wider; eine starke Partei steht auf seiten seiner Familie und wünscht, sie am Ruder zu sehen. Doch der Wankelmut des Volks, seine Unbeständigkeit in der Neigung läßt mich den Moment fürchten, wo sie die Regierung in Händen haben könnte. Der Gedanke macht mich zittern, daß traurige Ereignisse, in die die Familie verwickelt wird, die alten Tage unseres Vaters zu beunruhigen vermöchten. Ich wäre außer mir, wenn dieses gütige Herz noch einmal durch Kummer zerrissen würde. Unser geliebter Vater sieht die Dinge anders an; er glaubt, wenn Gott die Bonapartes wieder an die Spitze der Regierung stellt, so wird es für die Dauer sein. Unglücklicherweise denken andere nicht wie er, sie wissen, wie wenig man auf die Sympathien und Antipathien der Völker bauen kann, wie wenig besonders auf die des französischen Volks. (Unter uns gesagt! Denn Papa kann es gar nicht genug loben, und wir sind darin immer verschiedener Ansicht.) Louis ist nicht in Paris; er hat Kandidaturen, die man ihm in verschiedenen Departements anbot, abgelehnt, aber seine Anhängerschaft ist eine so große, daß er wohl bei einem neuen Anerbieten zur Annahme genötigt werden wird. Ich sehe mit Beunruhigung, daß Papa vielleicht gezwungen werden wird, sich in die Dinge zu mischen, obwohl er es bisher vermieden hat; der Wunsch, seinem Vaterland nützlich zu sein, sein schönes Frankreich dem Sumpf zu entreißen, in den es zu versinken droht, wird ihn vielleicht dazu bestimmen . . . Leb' wohl, liebste Schwester. Ich bin zu erregt, um genau zu wissen, was ich schreibe. Die Angst, daß Ereignisse eintreten könnten, die dem geliebten Vater Unglück bringen, foltert mich . . . Wenn Du Nachrichten von der Herzogin von Orleans hast, teile sie mir mit, da sie mich sehr interessieren . . . Hoffen wir, daß glückliche Umstände uns bald zusammenführen! Schreibe unserem Vater immer recht liebevoll, weil er Dich so zärtlich liebt.

Deine treue Schwester Pauline.

 

Paris, den 15. November 1848.

Meine liebe, gute Jenny!

Es ist gerade an diesem Tage, daß ich Dich in meine Arme schließen möchte, aber ich hoffe (wenn die Ereignisse sich nicht ändern), daß ich im Laufe des: nächsten Jahres dies Glück haben werde: es wäre das größte Glück für Deinen Vater, mein Kind; es würde mich wieder jung machen, meine Jenny, und indem ich Dich und Deine Kinder segnen könnte, würde ich hoffen, ihnen Glück zu bringen. Deine kleine Zeichnung hat mir die größte Freude gemacht; in Gedanken sehe ich Dich auf Deiner hübschen Terrasse sitzen, Deinen kleinen Werner um den Blumenkorb springend! Küsse Deine Kinder in meinem Namen, und drücke dem Manne freundschaftlich die Hand, der über dem Glück meiner Jenny wacht. Ich schreibe bei Deiner Schwester, damit mein Brief sich nicht länger verzögert. Ich drücke Dich an mein Herz und segne Dich.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Paris, den 11. Oktober 1849.

Meine liebe Jenny!

Trotz meines Schweigens liebe ich Dich nicht weniger zärtlich und denke nicht weniger an Dich, mein liebes Kind, die ich noch viel mehr liebe, seit ich das Glück hatte, Dich bei mir zu sehen: ich bitte Dich, sage Deinem Mann, wie ich ihm immer dafür dankbar sein werde, daß er Dir erlaubte, einige Tage bei mir zuzubringen. Ich hoffe, liebe Jenny, daß ich, sobald die Zeiten bei Euch und bei uns ruhigere sind, wieder das Glück haben werde, Dich in meine Arme zu schließen, und daß Du dann mit Deinem Mann und Deinen Kindern kommst. Dein Brief, so gütig wie Du selbst, meine Jenny, hat mich sehr glücklich gemacht. Ich küsse Dich zärtlich.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

Sprich oft von mir mit Deinen Kindern!

 

Paris, den 1. Februar 1850.

Meine liebe Jenny!

Ich beantworte Deine liebevollen Briefe, die ich immer voller Freude wieder lese; heute, mein liebes Kind, bestätige ich Dir auch den Empfang Deines Briefes vom 24. an Deine Schwester. Ach, meine gute Jenny, diese teure Schwester verliert ihr Augenlicht vollkommen, nachdem sie während mehr als vierzehn Tagen die schrecklichsten Schmerzen ausgestanden und mit einem wahren Heldenmut ertragen hat! Ich komme eben von ihr; sie hört nicht auf zu weinen, was ihr Auge noch mehr angreift; ich will sie nun einer homöopathischen Kur unterwerfen; nicht weil ich große Hoffnungen daran knüpfe, aber weil ich nichts unversucht lassen will. – Was das geliebte Kind vor allem verzweifelt macht, ist der Gedanke, ihren Vater, ihren Bruder und ihre geliebte Jenny, an die sie bald nicht einmal mehr schreiben darf, nicht mehr sehen zu können! Du wirst meinen Schmerz verstehen!

Küsse zärtlich Deine Kinder, grüße Deinen vortrefflichen Mann und zweifle niemals an meiner väterlichen Liebe. Ich drücke Dich an mein Herz, mein liebes Kind.

Dein treuer Vater Jerome.

Faksimile eines Briefes von Jerome

Paris, den 10. Juli 1850.

Mein geliebtes Kind!

Deinen lieben entzückenden Brief vom 12. April habe ich längst beantwortet; Deine Schwester wird Dir gesagt haben, durch welches Mißverständnis er nicht in Deine Hände gelangte; damit sich das nicht wiederholt, übergebe ich ihr diesen Brief zur Weiterbeförderung. Du kannst, meine liebe Jenny, nichts Gutes und Zärtliches an Deinen Vater schreiben und für ihn empfinden, was ich nicht mindestens in gleicher Stärke für Dich und Deine liebe Familie empfinde; ich hoffe bestimmt, daß die Dinge sich so einrichten lassen, daß ich Euch alle während einiger Wochen bei mir haben kann. Es ist das ein schöner Traum in meinem Leben, den ich zu verwirklichen hoffe, ehe ich sterbe, denn ich liebe Dich und Deine Kinder, als hätte ich Euch alle erzogen und vor mir aufwachsen sehen; ich liebe meine Jenny so sehr, daß ich wünschte, ich könnte für meinen lieben Napoleon eine Frau finden, die ihr ähnlich ist. Meine liebe Pauline ist mein ganzer Trost, sie ersetzt mir M., die ich nicht mehr sehe!!! Ich küsse Dich zärtlich, geliebtes Kind, mit Deinen Kindern, die hoffentlich wissen, daß ich noch lebe; alles Gute Deinem lieben Mann, und Dir, mein liebes Kind, all meine Zärtlichkeit und väterliche Liebe.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Chateau de Gourdex, den 17. September 1850.

Meine gute und innig geliebte Jenny!

Dein lieber Brief vom 10. vorigen Monats beweist mir wieder, daß mein liebes Kind ihren Vater, der sie so zärtlich liebt, nicht vergißt, und das macht mich um so glücklicher, als mein Herz von anderer Seite so unnatürlich erkältet wird! Es ist ein Ersatz, den Gott mir gab, und für den ich ihm täglich danke! Unsere liebe Pauline ist immer gut, zärtlich, liebevoll und befindet sich trotz des schlechten Sommers nicht übel. Ich bin seit gestern hier, beim schönsten Wetter der Welt, in einer reizenden Gegend, in vollster Ruhe und allein, ich habe nicht einmal einen Adjutanten bei mir; ich bedarf der Ruhe, denn die Dinge stehen schlecht bei uns, und niemand kann voraussehen, wohin sie führen werden. Ich habe mich vollkommen von der Politik zurückgezogen, und indem ich aufs Land ging, habe ich dies öffentlich konstatieren wollen. Ich vermisse nur meine liebe Pauline, denn Napoleon wird mich nächsten Sonnabend besuchen. Daß ich Euch, meine Jenny, nicht alle bei mir haben kann: Dich, Deinen Mann und Deine Kinder, von denen ich hoffe, daß sie sich um ihre Liebe für mich nicht erst bitten lassen müssen! Leb wohl, meine Jenny, ich drücke Dich an mein Herz; küsse Deine Kinder und ihren Vater, der Dich glücklich macht.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Gourdex, den 14. Oktober 1850.

Meine geliebte Jenny!

Ich erhalte soeben Deinen lieben Brief vom 4., und ich antworte sofort, um mich mit Dir, die mich so gut versteht, zu unterhalten. Ich bin wirklich in einem reizenden, bequemen Haus sehr gut und nach jeder Richtung hin angemessen untergebracht; die Marquise und ich sind fast immer allein, selbst mein Adjutant darf nur kommen, wenn er gerufen wird. Mein lieber Napoleon kommt alle acht Tage, um vierundzwanzig Stunden mit uns zuzubringen und dann nach Paris zurückzukehren, wo er eine Arbeit vollendet, die ihm Ehre machen wird. Ich verlasse Gourdex nur, um meine liebe Pauline, die recht leidend war, zu sehen; der Weg von Chartres nach Paris ist eine Spazierfahrt von nur drei Stunden.

Ich bin weit davon entfernt, liebste Jenny, der Politik zuzustimmen, die die Regierung einschlägt; ich habe mich auch vollkommen von den Geschäften zurückgezogen; ich bleibe in meinen alten Tagen mit meinen Erfahrungen allein.

Mit Freude sehe ich, meine Jenny, daß, wenn die politische Situation es nicht verhindert, die Dinge sich so arrangieren, daß Du binnen kurzem mit Deinem Mann und Deinen Kindern einige Wochen in Gourdex zubringen kannst. Ich werde Dir demnächst Näheres darüber schreiben, ebenso über einen schon halb reifen Plan, den ich für meinen lieben Napoleon habe. – Leb wohl, geliebtes Kind, grüße Deinen Mann, küsse zärtlich Deine Kinder im Namen von Mamas altem Freunde, der ihnen seinen Segen schickt. Ich drücke Dich an mein Herz, mein liebes Kind.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Paris, den 26. Januar 1851.

Meine geliebte Jenny!

Alle Tage seit längerer Zeit greife ich zur Feder, um Deine guten zärtlichen Briefe, die mich so beglücken, zu beantworten, und alle Tage lege ich sie wieder fort, weil ich hoffe, Dir endlich einmal über die Situation, die mich so sehr bewegt, etwas Tröstliches sagen zu können. Ich hoffe, daß der gute Genius meines Vaterlandes es dem Unheil entreißen wird: Du weißt, liebes Kind, daß ich es mir zum Gesetz gemacht habe, ungefragt keinen Rat zu erteilen und mich aller Politik fern zu halten; auch sehe ich meinen Neffen höchst selten, damit man nicht behaupten kann, daß ich ihn nach irgendeiner Richtung hin beeinflusse. Ich sehe aber nur zu deutlich die ganze Gefahr der Lage, die, durch die Intrigen der Herren Thiers und Konsorten, alle Tage kritischer wird.

Ich habe voller Freude die Bilder Deiner Kinder erhalten, ich habe sie einrahmen lassen, und sie stehen vor mir; küsse sie zärtlich von mir. – Unserer lieben Pauline geht es besser, und ich hoffe, ihr Auge wird erhalten werden. Ich freue mich, daß das gerechte Avancement Deines Onkels Dich beglückt hat; ich habe sehr wenig Teil daran; er hat es sich durch seine Talente und seinen eigenen Wert selbst geschaffen. Ich bedaure nur, daß er den alten Invaliden vergessen hat und ich ihm nicht die Hand drücken kann.

Ich presse Dich an mein Herz, geliebtes Kind, und segne Dich. Wollte Gott, alle meine Kinder wären so gut wie Du und die liebe Pauline!

Jerome.

 

Gourdex, den 22. Februar 1851.

Das Bildchen unseres lieben Otto, meine geliebte Jenny, macht mir die größte Freude; von Dir gemalt, liebes Kind, ist es eine doppelte Freude für Deinen alten Vater. Ich danke Dir und segne Dich für die Freude, die Du mich empfinden läßt. Umarme Deine Kinder, indem Du meiner gedenkst! Ich hoffe, meine Jenny, daß ich nicht sterben werde, ohne Dich und Deine Kinder wiederzusehen. Wenn Gott es will, daß die Geschicke meiner Familie sich konsolidieren, so sollen die, die meinem Herzen nahe stehen, nicht vergessen werden! – Seit einem Monat erfreue ich mich hier der vollkommensten Ruhe bei einem Wetter, einer Sonne, die ich in gleicher Jahreszeit selbst in Italien nicht erlebt habe. Aber ich denke doch am 1. kommenden Monats zurückzukehren, denn Deine gute Schwester leidet unter meiner Abwesenheit, und ihr lieber Napoleon genügt ihr nicht! . . .

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Paris, den 18. März 1851.

Meine geliebte Jenny!

In Beantwortung Deiner lieben Briefe vom 24. Februar und 10. März komme ich, um mit Dir zu plaudern, was für Deinen Vater stets ein Augenblick des Glücks ohne jede Bitterkeit ist. Ich kann, liebes Kind, auf das Glück nicht verzichten, Dich wiederzusehen, ich will nicht sterben, ohne Deinem Mann für das Glück zu danken, das er Dir bereitet, ohne Dich, meine geliebte Jenny, und Deine Kinder zu segnen. Ich verzeihe gern meiner guten Pauline, die alle Freude, die das Bildchen meines kleinen Otto mir gemacht hat, allein auf meine Liebe zu Dir zurückführt; sie bildet sich ganz irrtümlicherweise ein, daß ich sie weniger liebe als Dich; ich mache keinen Unterschied zwischen Euch beiden, weil Ihr beide in gleicher Weise meine Liebe verdient und Eurem Vater die gleiche Zärtlichkeit entgegenbringt! – Ich freue mich der neuen Stellung, die Ihr einnehmt, indem Ihr nach Rosenberg übersiedelt; Werner findet dort einen segensreichen Wirkungskreis.

Ich habe mehr als einen Monat mit der Marquise (die für Dein freundliches Gedenken herzlich dankt) ruhig auf dem Lande gelebt, wo wir uns des schönsten Wetters der Welt erfreut haben; seit dem 4. d. Mts. sind wir zurückgekehrt, und ich hatte die Ungeschicklichkeit, mir eine Erkältung zuzuziehen, die mich zehn Tage lang an das Zimmer fesselte und mich hinderte, unsere liebe Pauline zu umarmen. Seit einigen Tagen entschädige ich mich dafür, indem ich sie so oft als möglich aufsuche. Gestern mußte sie ihres Auges wegen, das sich wieder verdunkelte, zur Ader gelassen werden, trotzdem fand ich sie leidlich wohl, und Du, geliebte Jenny, stehst immer im Mittelpunkt unserer Unterhaltungen. – Napoleon geht es gut, er bittet mich, Dich seiner zärtlichsten Freundschaft zu versichern; Blanqui empfiehlt sich Dir angelegentlichst, und alle lassen meiner Jenny volle Gerechtigkeit widerfahren, was mich sehr beglückt.

Der politische Horizont ist finster, mehr oder weniger überall, aber da wir nur die Werkzeuge der Vorsehung sind, wird nichts geschehen, was nicht geschehen muß, und wenn man ein gutes Gewissen hat, so kann man in Ruhe und Resignation die Dinge erwarten: »Tue, was Du kannst, es kommt, was kommen muß.«

Es gibt mehr als eine Gelegenheit, geliebtes Kind, die mir gestattet, auf unser Wiedersehen zu hoffen, und sobald sie sich bietet, werde ich sie nicht entweichen lassen. Leb wohl, meine Jenny, ich drücke Dich an mein Herz und segne Dich und Deine Kinder.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Paris, den 29. August 1851.

Meine liebe Jenny!

Mit Freuden denke ich daran, daß dieser Brief zu Deinem Geburtstage in Deine Hände gelangen und Dir meinen väterlichen Segen bringen wird, was meine Jenny, die in ihrem Herzen die Keime alles Guten und Edlen trägt, sicher glücklich macht. Küsse in meinem Namen Deine lieben Kinder: ein natürlicher Instinkt wird ihnen sagen, daß sie mich lieben müssen. – Ich überlas gerade Deinen letzten lieben langen Brief, als meine liebe Pauline mir den vom 23. schickte: zur Zeit der Feuersbrunst war ich krank und auf dem Lande; übrigens hätte ich mich des Marschall Sebastiani wegen nicht derangiert; ich habe mehr als eine Ursache, diesen Mann nicht zu lieben! . . . Du mußt nicht glauben, mein liebes Kind, daß der politische Horizont unseres Frankreichs so schwarz ist, daß jeder um unsere Existenz zittern müßte. Sei versichert: Niemand kann uns Böses tun, als wir selbst, wenn auch zugegeben werden muß, daß die Lage eine kritische ist. Ich bin gewiß, Gott wird Frankreich schützen!

Bei der Feuersbrunst habe ich von 250 Fahnen nur . . . (unleserlich) verloren; die 50 Fahnen von Austerlitz befanden sich in höchster Sicherheit in meinem Kabinett, wo Du Dich entsinnen wirst, sie gesehen zu haben. Unsere liebe Pauline fährt fort, sich wohl zu befinden; die Heilung ihres Auges ist wirklich ein Wunder, und ein Wunder, das mich sehr glücklich macht, denn das geliebte Kind wäre sehr zu bedauern gewesen, wenn sie die, die sie liebt, nicht mehr hätte sehen können! Leb wohl, liebe Jenny, ich drücke Dich an mein Herz und sende Dir zu diesem Tage meine wärmsten väterlichen Segenswünsche.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 

Paris, den 14. November 1851.

Meine geliebte Jenny!

Dein Brief hat mich gerade am Vorabend meines Geburtstages erreicht, und ich antworte Dir sofort, um Dir zu sagen, daß er nicht ein Wort enthält, das nicht den Weg zu meinem Herzen gefunden hätte! Ach, mein liebes Kind, warum müssen die Ereignisse und das Schicksal uns so weit voneinander entfernen?! Ich wäre so glücklich, Deine Kinder um mich zu haben, Deinem vortrefflichen Mann zu danken für das Glück, mit dem er Dich umgibt. Aber, liebste Jenny, irgend etwas sagt mir, daß ich nicht sterben werde, ohne Euch alle gesegnet zu haben. Mein Leben ist recht bewegt, obwohl ich mich zurückgezogen habe, und ich sehe, wie die Ruhe, deren ich so sehr bedarf, mir immer weiter entflieht. – Mit Freuden empfing ich das Porträt Deiner reizenden kleinen Marianne, grüße sie aufs zärtlichste von mir, ohne dabei der anderen zu vergessen. Ich hoffe, meine Jenny, Du sprichst ihnen oft von Deinem »alten Paten« (weil es nun einmal so sein muß!); lehre sie, mich zu lieben, damit, wenn ich sie einmal umarmen darf, ich spüren kann, daß ihr eigener Herzschlag es ihnen sagt: kein Fremder ist es, der uns küßt!

Ich segne Dich, liebes Kind, und grüße Deinen Mann und Deine Kinder.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

P.S. Ich übergebe meinen Brief Deiner guten Schwester, die mein ganzer Trost ist!

 

Le Havre, den 2. September 1857.

Meine liebe Jenny!

Ich beantworte Deinen Brief vom 26. vorigen Monats, der mich hier erreicht hat, wo ich seit vierzehn Tagen bin und wo die Seeluft mir vortrefflich bekommt (Du weißt, ich nehme keine Seebäder). Ich baue sogar an einem Luftschloß, das sich hoffentlich nächstes Jahr verwirklicht: Dich mit Deinem Mann und Deinen Kindern hierherkommen zu lassen. Das würde Dich freuen, meine liebe Jenny? Ich, der ich Dein liebevolles Herz kenne, bin davon überzeugt! – Dein Brief hat mich sehr interessiert. Ich möchte nur, daß mein lieber Otto seine Gesundheit schont, die nichts jemals ersetzen kann. Ich kann mich als Beispiel anführen; ich, der ich dreiundsiebzig Jahre alt bin und vom Alter gar nichts spüre, und darum noch so glücklich bin, meinem Vaterland und meiner Familie zuweilen noch nützlich sein zu können. – Mein guter Napoleon assistiert im Augenblick der Grundsteinlegung der Rhone-Brücke und der ersten Eröffnung des Mont Cenis; das liebe Kind ist mein Glück und mein Stolz, und seine Liebe entschädigt mich für manche Lebensleiden. (Die gute Pauline, deren zärtliche Liebe ich kenne und die ich darum doppelt liebe, schafft sich übrigens mehr Sorgen, als vorhanden sind – sage es ihr recht deutlich.)

Sage Otto, daß man ein Duell vermeiden muß, wenn die Ehre nicht verletzt ist, daß es aber beim Beginn des Lebens auch darauf ankommt, nicht für feige gehalten zu werden – ich bin übrigens überzeugt, daß er getan hat, was zu tun notwendig war. Küsse ihn und Deine anderen Kinder von mir.

Ich umarme Dich zärtlich.

Dein Dich liebender Vater Jerome.

 


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