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Familienbildnis

Ohne sich anmelden zu lassen, trat Herr Tobi Ornotobi bei seiner Frau ein. Die schöne Dolly ließ sich vor dem großen Spiegel sitzend die Fingernägel polieren, und ihre linke Brust glich einem Becher aus der rosenfarbenen Familie des chinesischen Porzellans. Aber als sie ihren Mann sah, verbarg sie die Fürwitzige und auch ihren Mund, weil den ein Gähnen öffnen wollte.

»Dein Papa ruiniert mir meine ganze politische Karriere!«

»Ist er vom Pferd gestürzt?«

»Es ist höchst ernsthaft! Er wurde heute nacht wegen Trunkenheit und Spektakelns aus einem öffentlichen Hause hinausgeworfen, wo er sich mit ebensolchen Mädchen ...«

»Der arme Papa. Bei seinem Alter und seinem Asthma muß das sehr anstrengend sein.« Dolly unterdrückte das Gähnen nicht mehr.

»Und nicht einmal allein treibt er seine Ausschweifungen. Nimmt sich Herrn Assolan dazu mit!«

»Was sagst du da? Assolan?«

»Was hast du denn, Kind, du wirst ja blaß?«

»Nichts hab' ich! Aber glaubst du, es ist zu hören angenehm, daß sich der eigene Vater so benimmt? Und mit wem noch dazu? Mit Herrn Assolan! Hat man den auch hinausgeworfen?«

»Nein. Der hatte sich mit einer dieser Damen zurückgezogen.«

»Unerhört, daß die Polizei solche Häuser duldet! Auspeitschen sollte man solche Frauenzimmer! Einen alten Herrn wie den Papa zu verführen!«

»Aber ...«

»Nein, laß mich! Du bist unausstehlich. Ich lasse mich scheiden!«

Und Dolly warf sich weinend auf eine Chaiselongue. Der Gatte stand ratlos. Während Dolly einen ihrer gefährlichen Nervenanfälle hatte -- außerordentlich gefährlich für die Umgebung.


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