Per Daniel Amadeus Atterbom
Menschen und Städte
Per Daniel Amadeus Atterbom

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Vorwort

Im Jahre 1867 erschienen in Carl Heymanns Verlag in Berlin »Aufzeichnungen des schwedischen Dichters P. D. A. Atterbom über berühmte deutsche Männer und Frauen nebst Reiseerinnerungen aus Deutschland und Italien aus den Jahren 1817 – 1819. Aus dem Schwedischen übersetzt von Franz Maurer«. Das schwedische Original »Minnen från Tyksland och Italien«, nach Atterboms Tode von Arvid August Afzelius herausgegeben, war 1859 veröffentlicht worden. Franz Maurer hat keine vollständige Uebertragung geliefert, sondern, wie er in seinem Vorwort ausführt, soviel wie tunlich nur das herausgesucht, was sich auf seine Landsleute bezog, dies jedoch streng wörtlich übersetzt. Ein Vergleich der deutschen mit der schwedischen Ausgabe konnte leider nicht vorgenommen werden, da letztere z. Zt. in Deutschland nicht aufzutreiben ist. Die vorliegende Neuherausgabe ist ein etwas gekürzter, sprachlich überarbeiteter und in der Anordnung des Stoffes und der Einteilung der Kapitel z. T. veränderter Wiederabdruck der Maurerschen Uebersetzung.

Per Daniel Amadeus Atterbom (1790–1855) gilt als der Hauptvertreter der Romantik in Schweden. Die schwedische Literatur hatte während des 18. und noch bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts in beherrschendem Maße unter französischem Einfluß gestanden. Dagegen hatten sich im 18. Jahrhundert bereits u. a. Thomas Thorild (1759 – 1808) und Benjamin Höijer (1767 – 1812) aufgelehnt, jedoch ohne allgemein durchschlagenden Erfolg. Erst Atterbom, wesentlich verwurzelt in der deutschen Romantik und besonders von Schelling und Tieck entscheidend bestimmt, und seinen Mitstreitern gelang es, unterstützt durch die politischen Ereignisse der Jahre 1809/10 (Revolution, neue Verfassung, Druck- und Preßfreiheit, Ernennung des französischen Marschalls Bernadotte zum schwedischen Kronprinzen), der französischen Geistesherrschaft ein Ende zu bereiten. Seine Zeitschrift »Phosphoros« (1810–14) und der von ihm herausgegebene »Poetisk Kalender« (1812–22) waren Hauptorgane der schwedischen Romantik. Um seine von angestrengtem Schaffen und durch literarische Fehden stark erschütterte Gesundheit wiederherzustellen und um neue geistige Anregungen zu finden, bereiste Atterbom in den Jahren 1817–1819 Deutschland, Oesterreich und Italien. 1828 wurde er Professor der Philosophie, 1835 der Aesthetik in Uppsala. Von seinen lyrischen Werken verdient der Romanzenzyklus »Blommorna« (Die Blumen) hervorgehoben zu werden. Seine Märchendramen »Lycksalighetens ö« (deutsch: Die Insel der Glückseligkeit) und »Fågel Blå« (Vogel Blau) lassen besonders deutlich Tiecks Einfluß auf sein Schaffen erkennen. Von Atterboms literarhistorischen Werken ist »Svenska siare och skalder« (6 Bde., 1841–55), eine Sammlung von Biographien schwedischer Dichter und Philosophen, von besonderem Wert. Atterbom ist selbst nicht dazu gelangt, seine Aufzeichnungen über seine große Reise in den Jahren 1817–19 zu einem geschlossenen Ganzen zu verarbeiten. Es waren einzelne Tagebuchskizzen und vor allen Dingen Briefe an Freunde und Gesinnungsgenossen, namentlich an den Historiker und Lyriker Erik Gustaf Geijer (1783–1847) und an den Literarhistoriker Lorenzo Hammarsköld (1785–1827), die Afzelius zusammenordnete, Franz Maurer vor rund achtzig Jahren in Deutschland bekanntmachte und die nun aufs neue an die Oeffentlichkeit treten. Ihr intim-vertraulicher Charakter, ihre unmittelbare Frische und jugendliche Lebendigkeit, die unverstellte, offene Sprache, die in ihnen herrscht, die den sehr gescheiten Schreiber auszeichnende scharfe und helläugige Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, das Wahrgenommene plastisch und farbig in Worten wiederzugeben, lassen die folgenden Blätter – obwohl man Atterboms Urteilen über Menschen und Zustände keineswegs immer beizupflichten vermag – als einen ebenso reizvollen wie aufschlußreichen Beitrag zur Darstellung und zum Verständnis der Verhältnisse im Deutschland nach den Befreiungskriegen wie insbesondere der Gedanken- und Gefühlswelt der deutschen Romantik erscheinen.

C. M. Sch.


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