Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn. Dritter Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Gemachte Blumen.

(Mündlich.)

          Es wollt ein Mägdlein Wasser holen,
Bei einem kühlen Brunnen;
Ein schneeweiß Hemdlein hat sie an,
Dadurch scheint ihr die Sonne.

Sie sah sich um, sie sah sich her,
Sie meint, sie wär alleine;
Da kam ein Reuter daher geritten,
Er grüßt die Jungfrau reine.

Gott grüß euch zartes Jungfräulein,
Wie stehet ihr hier allein;
Wollt ihr dies Jahr mein Schlafbuhl seyn?
So ziehet mit mir heime.

Und euer Schlafbuhl bin ich nicht,
Ihr bringt mir dann drei Rosen,
Die in der Zeit gewachsen seyn,
Wohl zwischen Weihnacht und Ostern.

Er reit über Berg und tiefe Thal,
Er konnt ihrer keine finden;
Er reit wohl vor der Mahlerin Thür:
Frau Mahlerin seyd ihr darinnen?

Seyd ihr darin, so kommt herfür,
Und mahlet mir drei Rosen,
Die dieses Jahr gewachsen seyn,
Wohl zwischen Weihnachten und Ostern.

Und da die Rosen gemahlet waren,
Da hub er an zu singen:
»Erfreu dich Mägdlein, wo du bist,
Drei Rosen thu ich dir bringen.«

Das Mägdlein an dem Laden stund,
Gar bitterlich thät sie weinen;
Sie sprach: Ich habs im Scherz geredt,
Ich meint ihr findet keine!

Hast du es nur im Scherz geredt,
Gar scherzlich woll'n wirs wagen;
Bin ich dein Scherz, bist du mein Scherz,
So scherzen wir beid zusammen.


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