Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Bild: Max Slevogt

Das Christkind auf der Flucht.

Als Gott der Herr geboren war,
Da war es kalt.
Was sieht Maria am Wege stehn?
Ein'n Feigenbaum.
»Maria, laß du die Feigen stehn!
Wir haben noch dreißig Meilen zu gehn;
Es wird uns spät.«

Und als Maria ins Städtlein kam
vor eine Tür,
Da sprach sie zu dem Bäuerlein:
»Behalt uns hier,
Wohl um das kleine Kindelein;
Es möcht' dich wahrlich sonst gereu'n:
Die Nacht ist kalt.«

Der Bauer sprach: »Von Herzen, ja,
Geht in den Stall!«
Als nun die halbe Mitternacht kam,
Stand auf der Mann:
»Wo seid ihr denn, ihr armen Leut'?
Daß ihr noch nicht erfroren seid,
Das wundert mich!«

Der Bauer ging da wieder ins Haus
Wohl aus der Scheuer:
»Steh auf, steh auf, mein liebes Weib,
Und mach ein Feuer!
Und mach ein gutes Feuerlein,
Daß diese armen Leutelein
Erwärmen sich!«

Und als Maria ins Haus 'nein kam,
Da war sie froh.
Joseph, der war ein frommer Mann,
Sein Säcklein holt;
Er nimmt heraus ein Kesselein,
Das Kind tat ein bißchen Schnee hinein,
Da ward es Mehl.

Es tat ein wenig Eis hinein,
Und das ward Zucker;
Es tat ein wenig Wasser drein,
Und das ward Milch.
Sie hingen den Kessel übern Herd
An einen Haken, ohn' Beschwerd,
Das Müslein kocht.

Ein'n Löffel schnitzt der fromme Mann
Von einem Span,
Der ward von lauter Elfenbein
Und Diamant.
Maria gab dem Kind den Brei,
Da sah man, daß es Jesus sei,
Unter seinen Augen.


 << zurück weiter >>