Sagen aus Hessen
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Der Hexenritt bei Dieburg

Vor Münster bei Dieburg steht ein Kreuz, dort hatten drei Burschen in der Walpurgisnacht drei Eggen zusammengestellt und sich darunter versteckt, um die Hexen zu sehen. Diese kamen wirklich nach einiger Zeit durch die Luft dahergeritten.

Neugierig starrten die Burschen den Hexenzug an, plötzlich rief einer von ihnen den anderen zu: »Schaut, die alte Glasern ist auch dabei! Seht nur, wie spaßig sie daherreitet!«

Da hielt die alte Glasern an und schrie: »Ich hack, mein Beil in den Eggenbalken.« Zugleich ertönte ein Schlag, der Bursche schrie laut auf, und seit dieser Zeit war er an einem Beine lahm. Nun ging er zum Pfarrer und erzählte ihm alles. Dieser meinte: »Ich weiß dir keinen anderen Rat, als dein Leid ein Jahr lang zu tragen; aber komm am Abend vor der nächsten Walpurgisnacht wieder zu mir, dann will ich dir sagen, wie dir geholfen werden kann.«

Als der Bursche im folgenden Jahr an dem bestimmten Abend erschien, empfing ihn der Pfarrer: »Jetzt stelle die Eggen wieder zusammen, wie sie im Vorjahr gestanden haben, lege dich darunter, und wenn du die alte Glasern vorüberziehen siehst, dann bitte sie dreimal um Gottes willen, sie möge dich von deinem Übel befreien.«

Der Bursche tat, wie ihm der Pfarrer geraten hatte, und als er zum drittenmal bat, sprach das Weib: »Hier hab, ich vor einem Jahr mein Beil eingehackt, das will ich wieder mitnehmen.« In diesem Augenblick fühlte der Bursche einen Ruck in seinem Bein, und von dieser Stunde an konnte er wieder gehen wie früher.

 


 


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